30.11.2023 Aufrufe

Leben mit Übergewicht

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

www.leben<strong>mit</strong>.de<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> ...<br />

<strong>Übergewicht</strong><br />

Iss einfach weniger!<br />

Worte wie diese hören Menschen <strong>mit</strong> <strong>Übergewicht</strong> regelmäßig.<br />

Dass dies jedoch meistens nicht ausreicht, weiß auch Reiner<br />

Calmund. Im Interview spricht er über sein <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Übergewicht</strong><br />

und verrät, was er sich am meisten wünscht.<br />

Seite 4–5<br />

Neue Therapiemöglichkeiten<br />

bei<br />

Adipositas<br />

Seite 6–7<br />

Bardet-Biedl-Syndrom –<br />

wenn <strong>Übergewicht</strong><br />

genetisch ist<br />

Seite 12–15<br />

Bariatrische Eingriffe:<br />

Vor- und Nachsorge,<br />

OP-Möglichkeiten<br />

Seite 16–21<br />

Mode, Bewegung, Ernährung:<br />

Sich wohlfühlen –<br />

trotz <strong>Übergewicht</strong>


2<br />

Vorwort<br />

Dick sein ist nicht lustig<br />

Mehr als 17 Millionen Menschen in Deutschland sind an Adipositas erkrankt. Ein Viertel<br />

der Erwachsenen ist demnach stark übergewichtig – kein Wunder, dass von einer<br />

Adipositas-Epidemie die Rede ist! Die Betroffenen leiden doppelt: an der<br />

Krankheit und unter Diskriminierung. Das darf nicht sein.<br />

Christel Moll<br />

Gründerin und erste Vorsitzende<br />

vom Adipositas Verband<br />

Deutschland e. V.<br />

„Adipositas ist eine<br />

Krankheit und keine<br />

Charakterschwäche.<br />

Jeder Mensch <strong>mit</strong><br />

Adipositas hat ein<br />

Recht auf Behandlung<br />

und Hilfe.“<br />

Weitere Informationen und<br />

Adressen von Selbsthilfegruppen<br />

finden Sie unter:<br />

www.adipositasverband.de<br />

A<br />

dipositas ist kein kosmetisches<br />

Problem. Adipositas ist<br />

auch keine Befindlichkeitsstörung.<br />

Die Weltgesundheitsorganisation<br />

hat schon<br />

vor mehr als 20 Jahren klar<br />

definiert: Adipositas ist eine chronische Erkrankung.<br />

Starkes <strong>Übergewicht</strong> kann viele Ursachen haben.<br />

Genetisch bedingte Veranlagung, Essstörungen,<br />

veränderte Umweltbedingungen,<br />

Diabetes oder psychische Probleme sind nur<br />

einige von vielen möglichen Ursachen.<br />

Unser Anliegen ist, die Betroffenen erst<br />

einmal selbst aus ihrer eigenen Schuldfrage<br />

rauszuholen. Wir möchten ihnen empathisch<br />

den Rücken stärken. Sie sollen sich<br />

trauen, Hilfe zu holen, denn allein kann man<br />

da<strong>mit</strong> kaum fertig werden. Tatsache ist: Wer<br />

erst einmal erheblich übergewichtig ist, wird<br />

dies nur schwer wieder los. Denn der Körper<br />

verteidigt ein einmal erreichtes Gewicht<br />

langfristig. Das ist eine grundsätzliche Körperfunktion.<br />

Einfach zu sagen: „Iss weniger!“, hilft nicht<br />

weiter. Die Vorstellung, dass jeder sein Gewicht<br />

beliebig selbst kontrollieren kann, ist<br />

falsch. Darum sollte man <strong>Übergewicht</strong> auch<br />

nicht als persönliches Versagen abtun. Adipositas<br />

ist eine chronische Erkrankung. Das<br />

muss in die Köpfe der Betroffenen, aber<br />

auch der Behandler.<br />

Adipositas kann auch zur Entstehung weiterer<br />

Erkrankungen führen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

– beispielsweise durch<br />

erhöhte Cholesterinwerte –, Diabetes und<br />

Krebs. Die Kosten für die Behandlung der<br />

Folgeerkrankungen sind beträchtlich. Die<br />

Ursache und die Behandlung der Adipositas<br />

werden leider oft komplett ausgeblendet,<br />

die Behandlungskosten werden lediglich<br />

bezuschusst oder sind Eigenleistung.<br />

Mit der Kampagne „Hilfe statt Häme“ setzen<br />

wir ein Zeichen. Es wird Hilfe benötigt,<br />

und wenn alle verstehen, dass Adipositas<br />

eine Erkrankung ist <strong>mit</strong> allen Rechten der<br />

Patienten auf eine adäquate Behandlung,<br />

dann wird hoffentlich auch die Gesellschaft<br />

<strong>mit</strong> betroffenen Menschen wertschätzender<br />

umgehen.<br />

Diskriminierung<br />

In den letzten Jahrzehnten ist es uns als Gesellschaft<br />

gelungen, Ungleichbehandlungen,<br />

Benachteiligungen und Diskriminierungen<br />

auf ganz vielen Ebenen abzubauen:<br />

Herabsetzungen gegenüber ethnischen<br />

Minderheiten, Verunglimpfungen gleichgeschlechtlicher<br />

<strong>Leben</strong>sentwürfe, ausländerfeindliche<br />

oder antise<strong>mit</strong>ische Äußerungen<br />

werden heute gesellschaftlich geächtet, in<br />

schweren Fällen sogar bestraft. Über eine<br />

Gruppe jedoch wird wie eh und je hergezogen:<br />

die Fetten, in der Fachsprache „Adipöse“<br />

genannt. Fettleibige Menschen werden<br />

dabei als willensschwach, dumm und faul<br />

tituliert; der Umstand, dass sie an einer unheilbaren<br />

chronischen Krankheit leiden,<br />

wird ausgeblendet. Ich kämpfe dafür, dass<br />

das aufhört.<br />

Hilfe in Selbsthilfegruppen<br />

Selbsthilfegruppen sind ein wichtiger Bestandteil<br />

der Krankheitsbewältigung. Sie sind<br />

unabhängig und neutral. Sie bieten nicht nur<br />

einen geschützten Raum für den Austausch<br />

von Erfahrungen und praktischen Tipps und<br />

Hilfestellungen. Betroffene haben hier die<br />

Chance auf emotionale Unterstützung in einem<br />

vertrauensvollen Umfeld. Sie erhalten<br />

Anregungen, Motivation und Ablenkung in<br />

einem Rahmen, in dem sie als Mensch ohne<br />

Vorurteile geschätzt sind. .<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> ... Magazin Healthcare Mediapartner GmbH | Pariser Platz 6a | 10117 Berlin | www.healthcare-mediapartner.de<br />

Herausgeberin Franziska Manske Redaktionsleitung Benjamin Pank Layout Elias Karberg Coverbild Pickfotografie<br />

Druck BNN Badendruck GmbH Kontakt redaktion@leben<strong>mit</strong>.de | www.leben<strong>mit</strong>.de<br />

Alle Artikel, die als „in Zusammenarbeit <strong>mit</strong>“ oder „Advertorial“ gekennzeichnet sind, sind gesponserte Beiträge.<br />

Die Texte der Ausgabe schließen alle Geschlechter <strong>mit</strong> ein. Zur besseren Lesbarkeit wird jedoch nur eine Geschlechtsform verwendet.


Anzeige<br />

Ein zu hohes Cholesterin kann zur<br />

Todesursache Nr. 1 führen: Herzinfarkt<br />

Sprechen Sie <strong>mit</strong> Ihrer Ärztin und Ihrem Arzt und füllen Sie<br />

Ihren persönlichen Risiko-Fragebogen aus unter<br />

Eine gemeinsame Initiative von<br />

Wissen, was zählt –<br />

für Herz und Gefäße<br />

Die Kampagne unterstützt die Forderung nach einer Nationalen Herz-Kreislauf-Strategie.<br />

zu hohes Cholesterin kann zur zur<br />

ursache Nr. Nr. 1 1 führen: Herzinfarkt<br />

n ie Sie <strong>mit</strong> <strong>mit</strong> Ihrer Ihrer Ärztin Ärztin und und Ihrem Ihrem Arzt Arzt und und füllen füllen Sie Sie<br />

Ein zu hohes Chole<br />

Todesursache Nr. 1 fü<br />

Sprechen Sie <strong>mit</strong> Ihrer Ärztin und<br />

Ihren persönlichen Risiko-Fr<br />

en persönlichen Risiko-Fragebogen aus aus unter unter<br />

Eine gemeinsame Initiative von<br />

CH NICHT FREI GEGEBEN) FINAL BEARBEITET<br />

Die Kampagne unterstützt die Forderung nach einer Nationalen<br />

Eine gemeinsame Initiative von<br />

ive on n von<br />

Wissen, Wissen, was was zählt zählt – Wissen, – was zählt –<br />

für für Herz Herz und und Gefäße Gefäße für Herz und Gefäße<br />

Die Kampagne unterstützt die Forderung nach einer Nationalen Herz-Kreislauf-Strategie.<br />

zt e Forderung die Forderung nach nach einer einer Nationalen Herz-Kreislauf-Strategie.<br />

DE-REP-0621-00005


Advertorial<br />

Anzeige<br />

„Wenn ein<br />

bestimmter<br />

Erkrankungsgrad<br />

erreicht<br />

ist, können<br />

Ernährung<br />

und Bewegung<br />

allein nicht viel<br />

ausrichten.“<br />

Foto: Getty Images<br />

Frühzeitiger Zugang<br />

zu Therapien<br />

Schweres <strong>Übergewicht</strong> hat niemand freiwillig, <strong>mit</strong> gutem Rat und Tipps ist keinem<br />

geholfen. Adipositas-Betroffenen schneller den Zugang zu Therapien zu ermöglichen<br />

– und zwar bevor sie durch Folgeerkrankungen so stark beeinträchtigt sind, dass nicht<br />

mehr geholfen werden kann –, ist Dr. med. Sylvia Weiner ein großes Anliegen.<br />

Dieses Interview wurde in Kooperation <strong>mit</strong> der Novo Nordisk Pharma GmbH umgesetzt.<br />

Frau Dr. Weiner, was genau ist Adipositas?<br />

Adipositas ist eine chronische, entzündliche<br />

Stoffwechselerkrankung. Es ist kein Lifestyle,<br />

keine bewusste Entscheidung, sondern wirklich<br />

als Erkrankung zu betrachten. Bei Betroffenen<br />

ist der Stoffwechsel verändert, auf ganz<br />

verschiedenen Ebenen, nahezu alle Organe<br />

sind beteiligt.<br />

Im Magen und im Darm werden Botenstoffe<br />

produziert, die <strong>mit</strong> Fettgewebe, Muskeln, Leber<br />

und Gehirn im Austausch stehen. So wird<br />

die Bereitstellung von Energie koordiniert.<br />

Erkrankungen, genetische Veranlagung oder<br />

auch manche Medikamente können dazu<br />

führen, dass bestimmte Substanzen produziert<br />

werden, die zu einer Fehlkommunikation<br />

führen. Dies kann zur Folge haben, dass<br />

man ein Hungergefühl verspürt, obwohl noch<br />

ausreichend Zucker im Blut ist, und sich eine<br />

Insulinresistenz entwickelt. Der Zucker wird<br />

Dr. med. Sylvia Weiner<br />

Chefärztin der Klinik für Adipositas-Chirurgie<br />

und Metabolische<br />

Chirurgie im Sana Klinikum<br />

Offenbach<br />

dann nicht in der Muskulatur „verbraucht“,<br />

sondern im Fettgewebe gespeichert. Im Fettgewebe<br />

wiederum werden daraufhin mehr<br />

von diesen Substanzen produziert. Ein toxischer<br />

Kreislauf, aus dem Betroffene nicht<br />

mehr ohne Weiteres herauskommen.<br />

Diäten können nicht helfen?<br />

Für unseren Körper ist es leichter, Gewicht<br />

zuzunehmen, als es zu verlieren. Das ist ein<br />

archaisches Programm, das der Arterhaltung<br />

dient. Im Prinzip geht es darum, dass der Körper<br />

sich durch die Gewichtszunahme davor<br />

schützen will, zu verhungern.<br />

Diäten basieren auf einem Energiedefizit,<br />

man versetzt den Körper in einen tatsächlichen<br />

Hungerzustand. In einer Situation, in<br />

welcher der Stoffwechsel bereits gestört ist,<br />

würde dieser zusätzlich noch gedrosselt. Das<br />

ist für Menschen <strong>mit</strong> Adipositas kontrapro-


5<br />

Mehr auf www.leben<strong>mit</strong>.de | 5<br />

duktiv, sie haben ohnehin schon einen veränderten<br />

Stoffwechsel, eine Dysregulation.<br />

Wie kann man sich das vorstellen?<br />

Es gibt den sogenannten Body Set Point. Jeder<br />

Körper hat ein bestimmtes Gewicht, nach dem<br />

er strebt. Bei adipösen Menschen ist dieser<br />

Body Set Point höher als bei Normalgewichtigen.<br />

Der Körper wird sich dann gegen jede<br />

Form der Gewichtsabnahme wehren, weil diese<br />

„Hunger“, also eine Bedrohung des <strong>Leben</strong>s,<br />

signalisiert. Fett wird dann vermehrt gespeichert,<br />

auch in den Organen. Das Wort „Fettleber“<br />

ist sicher vielen ein Begriff. Das kann<br />

übrigens auch Menschen betreffen, die nicht<br />

adipös aussehen, <strong>mit</strong> Fettpolstern an Bauch,<br />

Oberschenkeln oder Po, sondern auch solche,<br />

die äußerlich schlank sind.<br />

Adipöse Menschen sind oft <strong>mit</strong> Vorurteilen<br />

konfrontiert, zum Beispiel, dass ihr starkes<br />

<strong>Übergewicht</strong> psychologische Ursachen hat …<br />

Man weiß heute viel über die Erkrankung, aber<br />

alles weiß man nicht. Die genauen Ursachen<br />

rückwirkend zu er<strong>mit</strong>teln, ist oft nicht möglich.<br />

Menschen <strong>mit</strong> Adipositas ist meist nicht<br />

da<strong>mit</strong> geholfen, wenn man sie zu Psychologen<br />

schickt. Um es anschaulich zu erklären: Es gibt<br />

viele Brillenträger, aber sie alle benötigen ganz<br />

unterschiedliche Brillen und ihr Sehvermögen<br />

ist auf ganz verschiedene Weise beeinträchtigt,<br />

aus unterschiedlichem Grund. Und niemand<br />

käme auf die Idee, sie zu Psychologen<br />

zu schicken oder zu sagen, sie sollten sich halt<br />

ein bisschen Mühe geben und dann würde<br />

das <strong>mit</strong> dem Sehen schon wieder werden. Natürlich<br />

gibt es auch Menschen, bei denen das<br />

starke <strong>Übergewicht</strong> psychische Ursachen haben<br />

kann. Bei vielen aber hat das <strong>Übergewicht</strong><br />

sehr viel weniger <strong>mit</strong> Essen zu tun, als Außenstehende<br />

oft meinen.<br />

Sie sagten am Anfang unseres Gespräches,<br />

Adipositas sei eine chronische Erkrankung.<br />

Was bedeutet das für die Patienten?<br />

Wenn ein bestimmter Erkrankungsgrad erreicht<br />

ist, können Ernährung und Bewegung<br />

allein nicht viel ausrichten. Wobei es schwer<br />

ist, diesen Grad allgemeingültig festzulegen.<br />

Noch immer orientieren wir uns bei der Er<strong>mit</strong>tlung<br />

von Adipositas am Body-Mass-Index,<br />

der die Relation zwischen Körpergröße und<br />

Gewicht spiegelt. Das ist trügerisch. Nehmen<br />

Sie zum Beispiel Arnold Schwarzenegger, sein<br />

Gewicht ist in Relation zu seiner Größe hoch.<br />

Adipös ist er allerdings absolut nicht. Umgekehrt<br />

kann jemand, der nicht übergewichtig<br />

wirkt, an übermäßigem Körperfett und Fettansammlungen<br />

an den Organen leiden. Die USA<br />

werden aktuell vom Krankheitsbild der Fettleber<br />

geradezu überrollt. Das werden wir auch<br />

hierzulande sehen.<br />

Fett und Zucker lagern sich in den Blutgefäßen<br />

ab; was wir als „Verkalkungen“ bezeichnen,<br />

kann zu Herzinfarkten und anderen<br />

kardiovaskulären Krankheitsbildern führen.<br />

Auch chronische Entzündungen sehen wir,<br />

die Nebenerkrankungen in Herz oder Lunge<br />

auslösen. Vieles ist Insulin-indiziert, das Insulin<br />

verursacht viele Fehlsteuerungen. Auch<br />

Schilddrüsenerkrankungen können die Ursache<br />

für Adipositas sein.<br />

Geht man immer nach dem BMI?<br />

Das ist in den aktuellen Leitlinien so vorgegeben,<br />

ja. In Deutschland gilt ein BMI von 35<br />

<strong>mit</strong> schweren Folgeerkrankungen als kritische<br />

Grenze, bei der Adipositas-Behandlungen zur<br />

Kassenleistung werden können, oder ein BMI<br />

von 50 bzw. von 40, wenn er seit mindestens<br />

fünf Jahren besteht. Das ist recht spät; international<br />

wurde diese Grenze vielfach schon<br />

herabgesetzt. Man sollte auch nicht nur den<br />

BMI, sondern immer auch den Leidensdruck<br />

betrachten, und der ist individuell.<br />

Wie sprechen Sie das Thema in der Praxis<br />

an?<br />

Den Betroffenen ist bewusst, dass sie starkes<br />

<strong>Übergewicht</strong> haben. Wenn ich <strong>mit</strong> ihnen darüber<br />

rede, dass es sich um eine Stoffwechselerkrankung<br />

handelt, sind sie oft richtig erleichtert,<br />

weil es ihnen Schuldgefühle nimmt.<br />

Sie verhalten sich normal, essen normal, versuchen<br />

auch, sich in ihrem Rahmen zu bewegen,<br />

und leiden trotzdem unter Adipositas. Es<br />

entlastet sie, zu wissen, dass sie ihr Gewicht<br />

allein <strong>mit</strong> ihrem Verhalten kaum beeinflussen<br />

können.<br />

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?<br />

Bei einem BMI unter 40 oder 50 versucht man<br />

zunächst über einen Zeitraum von sechs Monaten,<br />

konservativ zu therapieren. Man muss<br />

die Mittel der Ernährungsumstellung und Bewegung<br />

ausschöpfen. Wenn dies keine Erfolge<br />

bringt, geht man weiter.<br />

Eine Möglichkeit, wenn andere Maßnahmen<br />

nicht helfen, ist eine bariatrische Operation,<br />

bei der wir gute Erfolge sehen. Wir operieren<br />

viele Tausend Patienten jährlich. Magen und<br />

Dünndarm werden operativ so moduliert,<br />

dass sie bestimmte Botenstoffe nicht mehr<br />

ausschütten. Betroffene haben nach der OP<br />

weniger Hunger. Sie essen normal. Auch das<br />

Mikrobiom verändert sich. Die Kassen übernehmen<br />

allerdings die Kosten erst ab einem<br />

sehr hohen BMI. Nicht alle Patienten können<br />

oder wollen so lange warten, teils sind sie dann<br />

auch schon so eingeschränkt, dass nicht mehr<br />

operiert werden kann. Die Risiken sind zu<br />

hoch.<br />

Alternativ zur OP gibt es medikamentöse Maßnahmen,<br />

die ein <strong>Leben</strong> lang eingenommen<br />

werden müssen. Es gibt zum Beispiel Medikamente,<br />

die zu den Mahlzeiten eingenommen<br />

werden und die Fettaufnahme aus der Nahrung<br />

behindern. Fette werden so<strong>mit</strong> gar nicht<br />

erst aufgenommen, sondern direkt wieder<br />

ausgeschieden.<br />

Daneben gibt es weitere Medikamente, die die<br />

Wirkung eines Darmhormons nachahmen,<br />

das als Reaktion auf Nahrungsaufnahme freigesetzt<br />

wird. Sie bewirken eine Steigerung der<br />

Insulin- und eine Hemmung der Glukagonausschüttung<br />

aus der Bauchspeicheldrüse;<br />

zusätzlich setzt das Sättigungsgefühl früher<br />

ein. Mit den genannten Wirkstoffen können<br />

Adipositas-Betroffene tatsächlich abnehmen.<br />

Die Medikamente gibt es auf Rezept?<br />

Die Medikamente sind rezeptpflichtig, aber<br />

leider von der Erstattung durch die gesetzliche<br />

Krankenversicherung ausgeschlossen. Die<br />

Kosten tragen die Patienten. Das summiert<br />

sich, allerdings sinkt <strong>mit</strong> dem Gewicht auch<br />

das Risiko für Gelenk-, Herz-Kreislauf- und<br />

weitere Folgeerkrankungen. Nicht nur die <strong>Leben</strong>squalität<br />

ist bei Normalgewichtigen höher,<br />

auch die <strong>Leben</strong>serwartung<br />

kann steigen..<br />

Hilfe aus der Arztpraxis<br />

VORBEREITUNG<br />

Eine gute Vorbereitung ist hilfreich.<br />

Notieren Sie sich deshalb im Vorfeld<br />

wichtige Fragen an Ihren Arzt. Eine Liste<br />

<strong>mit</strong> möglichen Fragen finden Sie hier:<br />

www.adipositas-spezialisten.de<br />

FRAGEN DES ARZTES<br />

Ihr Arzt wird Ihnen einige Fragen stellen,<br />

z. B. nach Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand,<br />

nach chronischen<br />

Erkrankungen, welche Medikamente Sie<br />

nehmen. Auch Fragen zu Ihrem Gewicht<br />

werden nicht ausbleiben. Wie es sich<br />

entwickelt hat und was Sie bereits probiert<br />

haben, um abzunehmen.<br />

MÖGLICHKEITEN<br />

Informieren Sie sich im Vorfeld des<br />

Arztgespräches über Möglichkeiten der<br />

Gewichtsabnahme. Im Arztgespräch<br />

erläutert Ihnen der Arzt, welche Vor- und<br />

Nachteile die jeweilige Möglichkeit hat,<br />

und zusammen finden Sie heraus, welche<br />

Therapieoption für Sie die beste ist.<br />

INFORMATIONEN<br />

Im Internet finden Sie Listen <strong>mit</strong> Fragen,<br />

die Sie Ihrem Arzt stellen können. Aber<br />

auch Adressen von Praxen, die sich auf<br />

<strong>Übergewicht</strong> spezialisiert haben, und<br />

von Adipositas-Sprechstunden.<br />

Scannen Sie den<br />

QR-Code und erhalten<br />

Sie weitere<br />

Informationen<br />

rund um das Thema<br />

Adipositas:


6<br />

Bardet-Biedl-Syndrom<br />

<strong>Leben</strong> im Hungermodus:<br />

Wer hilft den Kindern?<br />

Liegt es an zu wenig Bewegung und einseitiger, ungesunder Ernährung … ? Der<br />

Anblick übergewichtiger Kinder provoziert, eine Veränderung des <strong>Leben</strong>sstils<br />

scheint als Lösung einfach. Wenn jedoch bereits Einjährige an Hyperphagie<br />

und massivem <strong>Übergewicht</strong> leiden, wenn weder Diäten noch OPs den Kindern<br />

helfen, sind Eltern und Betroffene verzweifelt und sogar Ärzte fassungslos.<br />

In Zusammenarbeit <strong>mit</strong>


M<br />

enschen <strong>mit</strong> schwerem<br />

<strong>Übergewicht</strong> leiden –<br />

unter der gesundheitlichen<br />

Beeinträchtigung<br />

und den Stigmata. Für<br />

Kinder <strong>mit</strong> Hyperphagie<br />

gilt das umso mehr. Was ist das für ein<br />

<strong>Leben</strong>, wenn sich alles nur ums Essen dreht?<br />

Schuld sind die Gene<br />

Adipositas kann viele verschiedene Ursachen<br />

haben – auch eine seltene Erkrankung<br />

wie das genetisch bedingte Bardet-Biedl-<br />

Syndrom (BBS), an das vielleicht zunächst<br />

keiner denkt. Bei BBS weisen Teile der Körperzellen<br />

eine Fehlfunktion auf. Die Erkrankung<br />

kann sich in einer Vielzahl von Symptomen<br />

äußern, die nicht unbedingt zusammen<br />

auftreten; auch ihre Ausprägung kann jeweils<br />

sehr unterschiedlich sein. Neben dem genetisch<br />

bedingten <strong>Übergewicht</strong> können dies<br />

folgende sein: Sehstörungen, die häufig im<br />

Kindesalter auffallen und meist zur vollständigen<br />

Erblindung führen, Nierenfunktionsstörungen,<br />

Polydaktylie (überzählige Finger<br />

und/oder Zehen), Hypogonadismus (Unterentwicklung<br />

der Geschlechtsorgane), Entwicklungsverzögerungen<br />

und Verhaltensauffälligkeiten.<br />

Hyperphagie – unstillbarer Hunger<br />

Eines der Hauptsymptome dieser Erbkrankheit<br />

ist Hyperphagie, unstillbarer Hunger.<br />

Spätestens wenn Kinder unter diesem Symptom<br />

leiden, sollten Ärzte und Angehörige<br />

sehr genau hinsehen. Der klangvolle lateinische<br />

Begriff lässt dabei das ganze Ausmaß<br />

des Leids kaum erahnen. Kinder <strong>mit</strong> Hyperphagie<br />

haben permanent das Gefühl, zu verhungern.<br />

Die Betroffenen befinden sich in<br />

einem Dauerzustand existenzieller Not.<br />

Eine Hyperphagie äußert sich in der zwanghaften<br />

Beschäftigung <strong>mit</strong> und einem übermäßigen<br />

Verlangen nach Essen. Betroffene<br />

sind ständig auf der Suche nach Nahrung.<br />

Nächtliche Heißhungerattacken stören<br />

Schlaf und familiären Frieden und durch die<br />

enorm kurzen Sättigungsperioden dreht sich<br />

der gesamte Tagesablauf aller Familien<strong>mit</strong>glieder<br />

bald nur noch ums Essen. Konflikte<br />

zu Hause sind vorprogrammiert – auch in<br />

Kindergarten oder Schule und weit darüber<br />

hinaus.<br />

Enormer Leidensdruck<br />

Dieser Zustand ist extrem belastend. Die<br />

Betroffenen selbst, auch Geschwister und<br />

Eltern leiden sehr. Viele berichten von extremen<br />

Einschränkungen im Alltag und von ihrer<br />

schieren Verzweiflung, weil nichts ihren<br />

Kindern zu helfen scheint. Niemand scheint<br />

zu wissen, was ihnen fehlt.<br />

„Für uns als Eltern<br />

einer einjährigen<br />

BBS-betroffenen<br />

Tochter ist das<br />

nahezu permanente<br />

Hungergefühl aktuell<br />

am schwierigsten.<br />

Der Alltag wird<br />

sehr stark dadurch<br />

bestimmt, dass<br />

unsere Tochter<br />

häufig in kleinen<br />

und unregelmäßigen<br />

Abständen Essen<br />

einfordert.“<br />

Eltern bemühen sich um Fassung, wenn sie<br />

vom Martyrium der Familien berichten. Als<br />

besondere Belastung wird oft das permanente<br />

Hungergefühl der Kinder genannt. „Der<br />

Alltag wird sehr stark dadurch bestimmt,<br />

dass unsere Tochter in sehr kurzen Abständen<br />

Essen einfordert“, sagt der Vater eines<br />

BBS-betroffenen einjährigen Kindes.* Die<br />

permanente Sorge und auch den massiven<br />

Schlafmangel sieht man ihm an.<br />

Gestörtes Sättigungssignal<br />

Die Adipositas durch Hyperphagie bei BBS<br />

beginnt meist schon im frühesten Kindesalter.<br />

Fatal: Bei Betroffenen ist die Über<strong>mit</strong>tlung des<br />

Sättigungssignals ans Gehirn durch eine genetische<br />

Mutation gestört. Kuren, Diäten oder<br />

mehr Bewegung helfen nicht. Auch eine bariatrische<br />

OP, die sonst bei Adipositas zuverlässig<br />

helfen kann, ist bei BBS in der Regel erfolglos.<br />

Langer Weg zur Diagnose<br />

Um zu helfen, muss man wissen, wo<strong>mit</strong> man<br />

es zu tun hat. Und hier fängt meist das Debakel<br />

an. „Wir haben zwei Kinder <strong>mit</strong> BBS, die schon<br />

im Säuglingsalter Symptome zeigten“, berichtet<br />

eine Mutter.* „Bis zur Diagnose haben<br />

wir unzählige Ärzte und Kliniken konsultiert.<br />

Kinderärzte, Kinderkliniken, Neurologisches<br />

Zentrum, Humangenetik, drei verschiedene<br />

Augenkliniken, mehrere niedergelassene Augenärzte<br />

...“ Familien müssen Termin um Termin<br />

wahrnehmen, unzählige Untersuchungen<br />

über sich ergehen lassen, bis feststeht, was die<br />

Ursache ist. Ein enormer Aufwand, zeitlich<br />

und finanziell.<br />

Seltene Erbkrankheit<br />

Was macht es so schwer, die richtige Diagnose<br />

zu stellen? Zum einen hat das Bardet-Biedl-<br />

Syndrom viele Gesichter. BBS kann diverse Organsysteme<br />

betreffen, <strong>mit</strong> jeweils unterschiedlich<br />

starker Ausprägung. Auch entwickeln sich<br />

die Symptome oft erst über längere Zeit. Zum<br />

anderen spielt die Häufigkeit eine Rolle. Selbst<br />

wenn von einer höheren Dunkelziffer auszugehen<br />

ist, sind deutschlandweit offiziell nur<br />

300 an BBS Erkrankte bekannt, berichtet Dr.<br />

7<br />

Mehr auf www.leben<strong>mit</strong>.de | 7<br />

med. Metin Cetiner, Facharzt für Kinder- und<br />

Jugendmedizin am Universitätsklinikum Essen<br />

und einer der wenigen deutschen Experten<br />

für BBS.** Das erklärt, warum Ärzte selten<br />

auch an BBS denken, wenn ein adipöses Kind<br />

in ihre Sprechstunde kommt.<br />

Hinzu kommt, dass eine Diagnosesicherung<br />

<strong>mit</strong>hilfe genetischer Tests erfolgen muss. Zwar<br />

nehmen Gentests eine wachsende Rolle in<br />

der klinischen Medizin ein, „die Genetik wird<br />

jedoch oft als etwas kompliziert wahrgenommen“,<br />

so Prof. Dr. med. Carsten Bergmann von<br />

der Medizinischen Genetik Mainz.** „Umso<br />

wichtiger ist es, dass Fachärzte für Humangenetik<br />

in den klinischen Alltag <strong>mit</strong> einbezogen<br />

werden, dass genetische Sprechstunden wahrgenommen<br />

werden, dass Patienten zur genetischen<br />

Sprechstunde geschickt werden.“ Nur<br />

so können Sachverhalte geklärt und detailliert<br />

erläutert werden. Auch lässt sich in diesem<br />

Rahmen besser auf Patienten und ihre Angehörigen<br />

eingehen; viele Fragen lassen sich hier<br />

klären.<br />

Verantwortliche Gene identifiziert<br />

Es gibt sehr viele Gene verschiedener Erbanlagen,<br />

die für das Bardet-Biedl-Syndrom infrage<br />

kommen. Es ist gelungen, über 20 dieser Gene<br />

zu identifizieren. Früher musste für die Analyse<br />

eines Gens jeweils ein Test durchgeführt<br />

werden. „Die heutigen Techniken lassen es<br />

zu, dass wir mehrere Gene parallel betrachten<br />

können“, berichtet Prof. Bergman.**<br />

Die Medizin macht insgesamt gute Fortschritte.<br />

In den letzten Jahren hat man viel über die<br />

beteiligten Gene der Erbkrankheit und die von<br />

ihr verursachten Fehlfunktionen herausgefunden.<br />

Ein großes Glück, denn dies ermöglicht<br />

Therapien.<br />

Therapie ist möglich<br />

Mittlerweile gibt es heute eine kausale Therapie<br />

zur Kontrolle des Hungergefühls und zur<br />

Behandlungsmöglichkeit von Fettleibigkeit bei<br />

einigen genetisch bedingten Erkrankungen,<br />

auch bei BBS. Der Wirkstoff kann das Leid der<br />

Betroffenen und Angehörigen lindern. Das<br />

Hungergefühl kann reduziert, die Kalorienaufnahme<br />

verringert werden. Kinder denken<br />

nicht mehr nur ans Essen, sondern auch ans<br />

Spielen, knüpfen Freundschaften, Eltern atmen<br />

auf. Ein Stück <strong>Leben</strong>squalität – unendlich<br />

kostbar für betroffene Familien..<br />

!<br />

Information<br />

Weitere Informationen zum Krankheitsbild<br />

des Bardet-Biedl-Syndroms finden<br />

Sie bei der Patientenvereinigung PRO<br />

RETINA e. V. unter: www.pro-retina.de<br />

sowie in folgenden Videos:<br />

* Quelle: Angehörige ** Quelle:Experte<br />

https://www.youtube.com/ https://www.youtube.com/<br />

watch?v=UYMOCLW_Cww watch?v=y3c2EvtLdqw<br />

DE-DSE-2300044 10/2023


8<br />

DiGA<br />

(Digitale)<br />

Unterstützung<br />

Unsere Gesellschaft wird seit Jahren immer schwerer, doch das Gewicht allein<br />

ist nicht das Hauptproblem. Im Interview spricht Prof. Dr. Matthias Blüher über<br />

die Krankheit Adipositas, die richtige Arzt-Patienten-Kommunikation und<br />

digitale Möglichkeiten zur Therapieunterstützung.<br />

Herr Prof. Dr. Blüher, etwa ein Viertel der<br />

Erwachsenen in Deutschland ist von Adipositas<br />

betroffen. Wie kommt das?<br />

Es liegt an unserem <strong>Leben</strong>sstil, bei manchen<br />

kommt auch eine genetische Veranlagung<br />

hinzu. Viele Tätigkeiten werden im Sitzen<br />

ausgeübt, wir bewegen uns zu wenig. Dann<br />

gibt es ein Überangebot an kalorienreichen<br />

<strong>Leben</strong>s<strong>mit</strong>teln und häufig auch einen ungesunden<br />

Essensrhythmus. All das fördert Adipositas,<br />

starkes <strong>Übergewicht</strong>.<br />

Was macht starkes <strong>Übergewicht</strong> so problematisch?<br />

Adipositas an sich hat für Betroffene schon<br />

einen Krankheitswert. Das Hauptproblem<br />

aber ist, dass Adipositas zu mehr als 60 Folgeerkrankungen<br />

beitragen kann, darunter<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes,<br />

Bluthochdruck, das Schlafapnoesyndrom,<br />

auch verschiedene Krebsarten und Störungen<br />

des Bewegungsapparates. Letztlich<br />

schränkt Adipositas also nicht nur die <strong>Leben</strong>squalität<br />

ein, sondern auch die <strong>Leben</strong>serwartung.<br />

Warum ist es so schwer, Gewicht zu verlieren?<br />

Unser Körper strebt zeitlebens nach Wachstum,<br />

einen Gewichtsverlust versucht er zu<br />

verhindern. Zum Beispiel, indem er als Reaktion<br />

auf Diäten den Grundumsatz senkt<br />

oder mehr Appetit entwickelt, dem Gehirn<br />

eine spätere Sättigung signalisiert. Diese<br />

Mechanismen erschweren ein langfristiges<br />

Abnehmen.<br />

Wie kann es dennoch gelingen?<br />

Hier gibt es im Wesentlichen drei Säulen:<br />

zum einen Verhaltensmaßnahmen – gesünder<br />

und kalorienbewusster essen, <strong>mit</strong><br />

viel Gemüse, weniger kohlenhydratreicher,<br />

energiedichter Kost. Hierzu gehören auch<br />

ein gesunder <strong>Leben</strong>srhythmus, die Schlafhygiene,<br />

das Vermeiden von Stress und gesteigerte<br />

bzw. gezielte körperliche Aktivität.<br />

Eine zweite Therapiesäule können Medikamente<br />

sein und eine dritte ist die chirurgische<br />

Therapie bei Adipositas.<br />

Prof. Dr. Matthias Blüher<br />

Endokrinologe, Diabetologe und<br />

Leiter der Adipositas-Ambulanz<br />

für Erwachsene der Universitätsmedizin<br />

Leipzig<br />

„Viele meiner<br />

Patienten<br />

betrachten eine<br />

App als hilfreich,<br />

auch weil sie<br />

dadurch Zeit<br />

und Wege sparen.<br />

Man muss es<br />

ausprobieren.<br />

Es ist gut, diese<br />

Möglichkeit zu<br />

haben.<br />

Welche Rolle spielt die Arzt-Patienten-<br />

Kommunikation?<br />

Menschen <strong>mit</strong> Adipositas fühlen sich häufig<br />

alleingelassen. Sie brauchen viel positive<br />

Rückkopplung, auch Erklärungen, warum<br />

bestimmte Maßnahmen weniger gut<br />

und andere besser funktionieren. Zudem<br />

ist ein Feedback zur Gewichtsentwicklung,<br />

zu Erfolgen und zu Ergebnissen von Laborkontrollen<br />

wichtig. Wie häufig dies geschehen<br />

muss, ist allerdings individuell sehr<br />

verschieden. Manche Patienten brauchen<br />

eine sehr engmaschige Rückkopplung, den<br />

meisten reicht ein Termin alle sechs bis<br />

acht Wochen aus.<br />

Können digitale Gesundheitsanwendungen<br />

die Kommunikation unterstützen?<br />

Es gibt in Deutschland zwei zugelassene<br />

Apps, die dabei helfen sollen, Verhaltensänderungen<br />

dauerhaft zu etablieren. Sie<br />

informieren, was gesunde Ernährung bedeutet<br />

und wie viel Bewegung nötig ist,<br />

sie erinnern und sie klären über mögliche<br />

Folgeprobleme durch Adipositas auf.<br />

Digitale Gesundheitsanwendungen sind<br />

natürlich nicht gleichzusetzen <strong>mit</strong> einem<br />

Termin beim Arzt. Sie sind aber als Ergänzung<br />

durchaus sinnvoll und werden seit<br />

etwa einem Jahr auch von mir in der Praxis<br />

eingesetzt.<br />

Welche Rückmeldung geben Ihre Patienten<br />

zur Nutzung der App?<br />

Wichtig ist, sich vorab bewusst zu machen,<br />

dass die Verwendung einer App nicht automatisch<br />

<strong>mit</strong> dem Verlust eines bestimmten<br />

Gewichts einhergeht. Ich habe Patienten,<br />

die sehr gut da<strong>mit</strong> zurechtkommen und<br />

gute Erfolge sehen, andere haben das Gefühl,<br />

es bringt ihnen nichts. Man kann hier<br />

nicht pauschalisieren. Viele meiner Patienten<br />

betrachten die App als hilfreich und<br />

mögen sie, auch weil sie dadurch Zeit und<br />

Wege sparen. Man muss es ausprobieren.<br />

Es ist gut, diese Möglichkeit zu haben..<br />

Redaktion Miriam Rauh


Advertorial<br />

Foto: aidhere GmbH<br />

zanadio –<br />

Die digitale Adipositas-Therapie<br />

kostenlos auf Rezept<br />

Z<br />

anadio ist eine App-basierte<br />

Adipositas-Therapie <strong>mit</strong> einem<br />

ganzheitlichen Ansatz, welche<br />

Patienten <strong>mit</strong> einem BMI zwischen<br />

30 und 40 kg/m² auf ärztliche<br />

Verordnung kostenfrei als<br />

Leistung aller Kassen zur Verfügung steht. Als<br />

Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) ist<br />

zanadio offiziell als Medizinprodukt zugelassen<br />

und erfüllt höchste Anforderungen an den<br />

Schutz Ihrer Daten. Das Programm ist wissenschaftlich<br />

fundiert und setzt nicht auf kurzfristigen<br />

Verzicht, Verbote oder Kalorienzählen.<br />

Stattdessen geht es um die langfristigen Effekte<br />

einer Verhaltensänderung. Die App ist<br />

ganzheitlich aufgebaut und umfasst die Bereiche<br />

Verhalten, Bewegung und Ernährung. Es<br />

gibt keine starren Vorgaben oder Ernährungspläne,<br />

wodurch das Programm vollkommen<br />

individuell angepasst werden kann.<br />

zanadio zielt darauf ab, neue Gewohnheiten<br />

zu erlernen und diese langfristig beizubehalten.<br />

Darum ist das Programm auf zwölf<br />

Monate angelegt. Jede Woche werden neue<br />

Lektionen freigeschaltet, zu denen es interaktive<br />

Lerninhalte und Übungen gibt. Neben<br />

Bewegung und Ernährung geht es dabei beispielsweise<br />

um gesunde Routinen, Stress und<br />

Belastungen oder Selbstwert. Als App ist zanadio<br />

vollkommen ortsunabhängig einsetzbar<br />

und als digitaler Assistent stets an Ihrer Seite.<br />

Bei technischen Schwierigkeiten oder Fragen<br />

zum Programm können Sie sich jederzeit über<br />

die Chat-Funktion an ein qualifiziertes Support-Team<br />

wenden.<br />

In einer Studie in Kooperation <strong>mit</strong> der Universität<br />

Leipzig wurde die Wirksamkeit von<br />

zanadio bestätigt. Die Gruppe der zanadio-<br />

Nutzer hat über zwölf Monate signifikant an<br />

Gewicht verloren (im Durchschnitt knapp<br />

acht Prozent), während das Gewicht der Kontrollgruppe,<br />

die freie Wahl in der Methode zur<br />

Gewichtsreduktion hatte, zum Studienende<br />

unverändert war.<br />

Die Teilnahme am Programm ist für gesetzlich<br />

Versicherte vollkommen kostenlos –<br />

ohne Zuzahlung oder Rezeptgebühr. Sie reichen<br />

einfach Ihr Rezept ein: entweder über<br />

unseren kostenfreien Rezept-Service oder<br />

direkt bei Ihrer Krankenkasse. Diese stellt<br />

Ihnen dann einen 16-stelligen Code aus, <strong>mit</strong><br />

dem Sie das Programm freischalten. Die Verordnungsdauer<br />

beträgt immer 90 Tage. Es gibt<br />

keine automatische Verlängerung (kein Abo-<br />

Modell) und es entstehen keine Zusatzkosten.<br />

Sie können sich problemlos und kostenfrei<br />

ein Folgerezept ausstellen lassen. Privatpatienten<br />

empfehlen wir, vorab ihre Krankenkasse<br />

zu kontaktieren. Die meisten privaten<br />

Krankenversicherungen übernehmen aus<br />

Kulanz die Kosten ebenfalls vollständig. .<br />

Scannen Sie jetzt den<br />

QR-Code und erhalten<br />

Sie weitere Informationen<br />

rund um die digitale<br />

Adipositas-Therapie,<br />

oder gehen Sie auf:<br />

www.zanadio.de


10<br />

Coverstory<br />

Letzte Wünsche<br />

Foto: Pickfotografie<br />

„Stellen Sie sich vor,<br />

Sie landen am<br />

Flughafen und werden<br />

am Handicap-Schalter<br />

empfangen“<br />

Reiner „Calli“ Calmund ist einer der bekanntesten Menschen in Deutschland und<br />

hatte einen BMI von 60. Diäten halfen nicht. Da entschloss sich der ehemalige<br />

Bundesligamanager zu einer bariatrischen Operation und nahm 80 Kilo ab.<br />

Im Interview spricht er über Stigmatisierung und den Moment,<br />

als er sich für sein <strong>Übergewicht</strong> schämte.<br />

Redaktion Emma Howe


11<br />

Mehr auf www.leben<strong>mit</strong>.de | 11<br />

Herr Calmund, jahrzehntelang war eines<br />

Ihrer Markenzeichen Ihre Körperfülle.<br />

Wie kam es zu den 180 Kilo?<br />

Ich erfülle das typische Klischee, das viele<br />

von Menschen <strong>mit</strong> <strong>Übergewicht</strong> haben: Ich<br />

habe jahrelang zu viel gegessen und mich<br />

zu wenig bewegt. Bei meiner OP habe ich<br />

gelernt, dass ich mein Fettfundament schon<br />

in jungen, schmalen Zeiten durch die vielen<br />

Süßspeisen angelegt hatte. Das konnte ich<br />

zunächst gar nicht glauben. Ich war als Kind<br />

und Jugendlicher als aktiver Fußballer ein<br />

Hungerhaken. Dann hatte ich einen Knochenabriss<br />

im Sprunggelenk, der damals<br />

noch nicht reparabel war. Ohne Sport kamen<br />

dann die Kalorien in Kompaniestärke<br />

anmarschiert. Unsere Nachbarn waren Bayern,<br />

die mir ihre Mehlspeisen wie Kaiserschmarren,<br />

Dampfnudeln und Apfelstrudel<br />

näherbrachten. Meine Mutter arbeitete in<br />

einer Bäckerei, sie brachte täglich ein Kuchenblech<br />

<strong>mit</strong>. So schaukelte sich das Gewicht<br />

bei mir hoch.<br />

Gab es Momente, in denen Sie wegen Ihres<br />

Gewichts stigmatisiert wurden?<br />

Wenn Sie <strong>mit</strong> stigmatisiert meinen, dass ich<br />

zu Karneval bei allen Büttenrednern einen<br />

breiten Part im wahrsten Sinne des Wortes<br />

eingenommen habe, dann lautet die Antwort:<br />

Ja, ich wurde stigmatisiert. Aber die<br />

Kunst ist ja, über sich selbst zu lachen. Gerade<br />

im Karneval. Ich wurde wegen meines<br />

Gewichts nicht ausgegrenzt, im Gegenteil:<br />

Das Gewicht wurde mein Markenzeichen.<br />

Eine große deutsche Tageszeitung betitelte<br />

mich als XXL-Manager. Diese Ehre wurde in<br />

Deutschland noch niemandem zuteil.<br />

Was würden Sie Menschen raten, die aufgrund<br />

ihres <strong>Übergewicht</strong>es ausgegrenzt<br />

oder schlecht behandelt werden?<br />

Abnehmen (lacht). Nein, Spaß beiseite, dafür<br />

ist das Thema einfach zu ernst. Wir reden<br />

hier ja über ein gesellschaftliches Phänomen,<br />

das weit über das <strong>Übergewicht</strong> hinausgeht.<br />

Dass Menschen ausgegrenzt oder<br />

schlecht behandelt werden – nur weil sie<br />

anders sind. Wir erleben eine Zeit, in der die<br />

Toleranzforderer die Intolerantesten sind.<br />

Wir alle sind gefordert, nicht nur über eine<br />

bunte und vielfältige Gesellschaft zu reden,<br />

sondern sie auch zu gestalten oder zu akzeptieren.<br />

Wie viele Diäten/Abnehmkuren haben Sie<br />

in Ihrem <strong>Leben</strong> gemacht?<br />

Ich schätze, um die zehn. Ich habe insgesamt<br />

dabei 250 Kilo abgenommen, aber<br />

danach auch rund 300 Kilo wieder zu. Da<br />

konnte mir auch Joey Kelly nicht helfen, <strong>mit</strong><br />

dem ich ja als Iron-Calli bei RTL und VOX<br />

mein Sport- und Diätprogramm in mehreren<br />

TV-Folgen öffentlich gemacht habe. Ich<br />

wollte mich da<strong>mit</strong> selbst unter Druck setzen.<br />

Und zunächst purzelten die Pfunde auch.<br />

„Wir reden hier über<br />

ein gesellschaftliches<br />

Phänomen, das weit<br />

über das <strong>Übergewicht</strong><br />

hinausgeht. Dass<br />

Menschen ausgegrenzt<br />

oder schlecht behandelt<br />

werden – nur weil sie<br />

anders sind. Wir erleben<br />

eine Zeit, in der die<br />

Toleranzforderer die<br />

Intolerantesten sind.<br />

Wir alle sind gefordert,<br />

nicht nur über eine<br />

bunte und vielfältige<br />

Gesellschaft zu reden,<br />

sondern sie auch zu<br />

gestalten oder zu<br />

akzeptieren.“<br />

Und dann kam der Jo-Jo-Effekt?<br />

Ja – und das jedes Mal! Weg <strong>mit</strong> der gesunden<br />

Ernährung, weg <strong>mit</strong> der regelmäßigen<br />

Bewegung und zurück zu den alten Gewohnheiten.<br />

Wann kam der Moment, als Sie beschlossen<br />

haben, dass sich jetzt wirklich etwas<br />

ändern muss?<br />

Stellen Sie sich vor, Sie landen in Amerika<br />

und werden dort direkt am Handicap-Schalter<br />

empfangen. Dort macht es rumms und<br />

Ihnen schiebt jemand einen Rollstuhl unter<br />

den Hintern. Anfangs war ich perplex und<br />

habe mich auch etwas geschämt, dann habe<br />

ich mir gedacht: Oh, das ist ja doch sehr bequem.<br />

So ging es mir an den Flughäfen von<br />

San Diego, San Francisco und Las Vegas. Und<br />

im Disneyland habe ich einen E-Scooter bekommen.<br />

Das war im Sommer 2019. So wollte<br />

ich dann doch nicht enden.<br />

Wie kam es schließlich zur OP-Entscheidung?<br />

Ich wusste, dass ich etwas ändern muss. Aber<br />

es war dann wie so oft im <strong>Leben</strong>: Es braucht<br />

einen Stupser von außen. Das war bei mir damals<br />

Uli Hoeneß. Im August 2019 war ich bei<br />

ihm in München, und als ich ging, sagte er:<br />

„Mensch, Calli, was ist eigentlich <strong>mit</strong> deiner<br />

Plauze, willst du da nicht mal was machen?“<br />

Er hat mir den Spezialisten Professor Karcz in<br />

Großhadern empfohlen. Der Professor sagte<br />

mir auf den Kopf zu: „Herr Calmund, das<br />

geht bei Ihnen nur <strong>mit</strong> einer Magenverkleinerung.<br />

Selbst wenn Sie nach Grönland fliegen,<br />

dort Sport machen und gesund essen,<br />

werden Sie nicht langfristig abnehmen.“ Ein<br />

paar Tage später war ich zum 70. Geburtstag<br />

bei Professor Werner Mang eingeladen. Werner<br />

bestätigte mir die Diagnose und empfahl<br />

mir für die Operation Professor Runkel von<br />

der Sana-Klinik in Offenbach. Fünf Tage nach<br />

der OP konnte ich das Krankenhaus <strong>mit</strong> meinem<br />

verkleinerten Magen verlassen.<br />

Hatten Sie Angst vor der OP?<br />

Ja! Es war meine zweite OP. Als Sechsjähriger<br />

wurden mir, <strong>mit</strong> der damals sogenannten<br />

Käppchen-Anästhesie, die Mandeln entfernt.<br />

Ich musste mich zwei Tage mehrfach übergeben.<br />

Mit der aktuellen neuen OP-Methode<br />

hatte ich keinerlei Probleme.<br />

Wie haben Sie sich nach der OP gefühlt und<br />

wann war wieder ein normaler Alltag möglich?<br />

Ich war fit wie ein Turnschuh! Meine Frau beschwerte<br />

sich schon: Seit ich mich wieder frei<br />

bewegen könne, sei zu Hause nichts mehr<br />

am rechten Platz. Ich konnte wieder Schuhe<br />

binden, mir ein Glas Wasser holen oder auch<br />

mal längere Spaziergänge machen. Sie werden<br />

es nicht glauben: Hinter unserem Haus<br />

liegt ein wunderbarer See, <strong>mit</strong>ten im Wald.<br />

Ein kleines Paradies. Den hatte ich bis dato<br />

noch nicht gesehen.<br />

Inwiefern hat sich Ihr <strong>Leben</strong> nach der Operation<br />

verändert?<br />

Ich wurde agiler. Ich war auch im Kopf frischer.<br />

Ich fühlte mich so fit wie seit meiner<br />

Jugend nicht mehr. Selbst Federball oder<br />

Tischtennis spielen <strong>mit</strong> meiner jüngsten<br />

Tochter, alles ist wieder mühelos möglich.<br />

Würden Sie sagen, dass Sie heute insgesamt<br />

gesundheitsbewusster leben?<br />

Ganz klares Jein. Natürlich lebe ich bewusster,<br />

weil ich gerade in den letzten Jahren viel<br />

über meinen Körper gelernt habe. Ich achte<br />

schon darauf, was ich zu mir nehme – zumal<br />

in einen verkleinerten Magen auch nicht<br />

mehr so viel reinpasst. Ich würde aber lügen,<br />

wenn ich nicht hinzufüge: Manchmal vergesse<br />

ich es auch.<br />

Worauf würden Sie niemals verzichten?<br />

Auf leckeres Essen. Allerdings auf einem kleinen<br />

Teller, weil mein verkleinerter Magen bei<br />

großen Portionen rebelliert.<br />

Haben Sie Angst davor, an Gewicht zuzulegen,<br />

bzw. davor, dass der Jo-Jo-Effekt wieder<br />

zuschlagen könnte?<br />

Da bei der OP mein Magen ja verkleinert worden<br />

ist, ist der klassische Jo-Jo-Effekt nicht<br />

möglich. Trotzdem wiege ich mich täglich,<br />

um genau zu sehen, wie sich mein Gewicht<br />

entwickelt. Ich lebe bewusster – und habe<br />

ein Wohlfühlgewicht, das ich so halten will.<br />

.<br />

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?<br />

Gesundheit, ein langes <strong>Leben</strong> – und dass die<br />

Menschen auch Menschen akzeptieren, die<br />

anders sind als sie selbst.


12<br />

Adipositas-OP<br />

Bariatrische OP –<br />

hilft sie wirklich?<br />

Für mehr <strong>Leben</strong>squalität und ein geringeres Risiko für gravierende Folgeerkrankungen<br />

müssen Menschen <strong>mit</strong> Adipositas Gewicht reduzieren. Helfen konservative<br />

Maßnahmen nicht, braucht es die Chirurgie.<br />

Herr Dr. Raggi, wann ist eine bariatrische<br />

Operation sinnvoll?<br />

Die Leitlinie gibt vor, wann operiert werden<br />

kann. In Deutschland sind bariatrische OPs<br />

ab einem BMI von 35 <strong>mit</strong> Adipositas-assoziierten<br />

Begleiterkrankungen möglich.<br />

Bei einem BMI über 40 besteht die Indikation<br />

auch ohne Begleiterkrankungen; vorab<br />

muss allerdings ein multimodales Konzept<br />

aus Ernährungstherapie, psychologischer<br />

Betreuung und Bewegung unter ärztlicher<br />

Anleitung über sechs Monate durchgeführt<br />

worden sein.<br />

Ab einem BMI von 50 oder auch bei einem<br />

entgleisten Diabetes mellitus darf sofort<br />

operiert werden. Im Rahmen von Studien<br />

kann bereits bei einem BMI zwischen 26<br />

und 34,9 operiert werden, zum Beispiel<br />

wenn ein insulinpflichtiger Diabetes mellitus<br />

Typ 2 <strong>mit</strong> Folgeschädigungen vorliegt.<br />

Welche weiteren Kriterien spielen eine<br />

Rolle?<br />

Ob der Patient auch psychisch in der Lage<br />

ist, die Tragweite des Eingriffs zu verstehen<br />

und sich an die Vorgaben zu halten, ist gesondert<br />

zu prüfen. Bei uns im Zentrum sind<br />

dafür eigene Psychologen vor Ort. Zudem<br />

wird geprüft, ob eine Drogen- oder Alkoholabhängigkeit<br />

besteht, eine Retardierung<br />

oder eine manifeste Depression. Auch hier<br />

gibt es Leitlinien, an denen wir uns orientieren.<br />

Wer übernimmt die Kosten für die OP?<br />

Wenn Chirurgen und Psychologen grünes<br />

Licht geben, klären wir die Kostenübernahme<br />

<strong>mit</strong> den Krankenkassen. Für Privatpatienten<br />

ist der Prozess etwas anders, hier<br />

muss unter Umständeneine Kostenübernahme<br />

beantragt werden.<br />

Gibt es verschiedene Operationsmöglichkeiten?<br />

Die drei gängigsten Operationen sind aktuell<br />

die Schlauchmagen-OP, gefolgt vom<br />

Dr. med. Matthias Raggi<br />

Facharzt für Chirurgie und Spezialist<br />

für Viszeralchirurgie am<br />

Adipositaszentrum Stuttgart<br />

am Karl-Olga-Krankenhaus<br />

„Mithilfe einer<br />

bariatrischen<br />

OP ist ein <strong>mit</strong>telbis<br />

langfristiger<br />

Verlust von 70<br />

Prozent des<br />

<strong>Übergewicht</strong>s<br />

möglich.“<br />

klassischen Roux-Y-Bypass und dem Omega-Loop-Bypass.<br />

Eine Schlauchmagen-OP<br />

lässt sich bei sehr stark adipösen Patienten<br />

leichter durchführen; sie eignet sich für Patienten<br />

<strong>mit</strong> einem höheren Operationsrisiko<br />

oder Voroperationen.<br />

Mit einem Magenbypass sehen wir sehr<br />

gute metabolische Veränderungen, eine<br />

Reduktion von Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

sowie eine verringerte Mortalität. Ein<br />

Omega-Loop ist eine Art „kleiner“ Magenbypass.<br />

Man wägt anhand von BMI, Alter<br />

und Begleiterkrankungen sowie auch dem<br />

Wunsch des Patienten individuell ab, welche<br />

Operation durchgeführt wird.<br />

Was genau sind die Ziele einer solchen<br />

OP?<br />

Patienten kommen meist <strong>mit</strong> einem BMI<br />

von knapp 50 kg/m² und schaffen es <strong>mit</strong>hilfe<br />

der OP, einen BMI von 30 zu erreichen.<br />

Ein <strong>mit</strong>tel- bis langfristiger Verlust<br />

von 70 Prozent des <strong>Übergewicht</strong>s ist durchaus<br />

realistisch. Dadurch erhöht sich nicht<br />

nur die <strong>Leben</strong>squalität, auch das Risiko für<br />

Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und<br />

Schlaganfall sowie Typ-2-Diabetes sinkt<br />

deutlich. Bestehende Beschwerden wie<br />

zum Beispiel Gicht, Bluthochdruck, ein zu<br />

hoher Cholesterinspiegel oder eine Fettleber<br />

können sich zurückbilden.<br />

Bitte gehen Sie auf das Thema Nachsorge<br />

ein.<br />

Patienten bleiben für die OP meist zwei bis<br />

drei Tage stationär im Krankenhaus, nach<br />

vier Wochen kommen sie zur Kontrolle,<br />

dann nach drei Monaten, nach einem halben<br />

Jahr, nach einem Jahr, nach 18 Monaten;<br />

schließlich geht man zur jährlichen<br />

Kontrolle über.<br />

Wünschen würde ich mir, dass wir den<br />

Patienten in Zukunft auch Ernährungsberatung<br />

und Psychotherapie als Kassenleistung<br />

für die Nachsorge als erstattungsfähige<br />

Leistung verordnen können. Bislang<br />

ist dies leider noch nicht möglich, die<br />

Maßnahmen würden aber die dauerhafte<br />

Gewichtsreduktion der Betroffenen sehr<br />

unterstützen. Im besten Fall halten sie ihr<br />

Normalgewicht nach der OP ein <strong>Leben</strong><br />

lang..<br />

Redaktion Miriam Rauh


WIRKUNG DER ADIPOSITAS-OPERATION AUF ERKRANKUNGEN<br />

WIRKUNG IM ZUSAMMENHANG DER ADIPOSITAS-OPERATION MIT ÜBERGEWICHTAUF ERKRANKUNGEN<br />

WIRKUNG IM ZUSAMMENHANG DER ADIPOSITAS-OPERATION MIT ÜBERGEWICHTAUF ERKRANKUNGEN<br />

IM ZUSAMMENHANG MIT ÜBERGEWICHT<br />

MIGRÄNE<br />

DEPRESSION<br />

57% erfolgreich MIGRÄNE<br />

therapiert DEPRESSION<br />

1<br />

55% abgeklungen 1<br />

57% erfolgreich<br />

MIGRÄNE<br />

therapiert 1<br />

DEPRESSION<br />

55% abgeklungen 1<br />

57% erfolgreich PSEUDOTUMOR<br />

therapiert 1<br />

55% OBSTRUKTIVE<br />

abgeklungen 1<br />

PSEUDOTUMOR<br />

CEREBRI<br />

OBSTRUKTIVE<br />

SCHLAFAPNOE<br />

96% erfolgreich CEREBRI<br />

therapiert SCHLAFAPNOE<br />

PSEUDOTUMOR<br />

2<br />

74–98% reduziert<br />

OBSTRUKTIVE<br />

1, 7<br />

96% erfolgreich<br />

CEREBRI<br />

therapiert 2<br />

SCHLAFAPNOE<br />

74–98% reduziert 1, 7<br />

96% erfolgreich DYSLIPIDÄMIE/<br />

therapiert 2<br />

74–98% ASTHMAreduziert HYPERCHOLESTERINÄMIE<br />

1, 7<br />

DYSLIPIDÄMIE/<br />

ASTHMA<br />

82% verbessert oder<br />

HYPERCHOLESTERINÄMIE<br />

63% rückläufig<br />

DYSLIPIDÄMIE/<br />

1<br />

reduziert ASTHMA<br />

82% verbessert 1 oder<br />

HYPERCHOLESTERINÄMIE<br />

63% rückläufig 1<br />

reduziert<br />

82% 1<br />

verbessert oder<br />

NICHT ALKOHOLBEDINGTE<br />

63% rückläufig 1<br />

reduziert HERZ- UND 1 GEFÄSS-<br />

NICHT FETTLEBERERKRANKUNG<br />

ALKOHOLBEDINGTE<br />

HERZ- ERKRANKUNGEN<br />

UND GEFÄSS-<br />

90% FETTLEBERERKRANKUNG<br />

verringerte Leberverfettung<br />

ERKRANKUNGEN<br />

NICHT ALKOHOLBEDINGTE<br />

82% Risikoreduzierung<br />

HERZ- UND GEFÄSS-<br />

8<br />

90%<br />

FETTLEBERERKRANKUNG<br />

37% verringerte Rückgang Leberverfettung<br />

der Entzündung<br />

ERKRANKUNGEN<br />

82% Risikoreduzierung 8<br />

37% 20% Rückgang Rückgang der Entzündung<br />

der Fibrose<br />

90% verringerte Leberverfettung<br />

3<br />

20% Rückgang der Fibrose 82% BLUTHOCHDRUCK<br />

Risikoreduzierung 8<br />

37% 3<br />

Rückgang der Entzündung<br />

BLUTHOCHDRUCK 1, 7, 9<br />

52–92% rückläufig<br />

20% Rückgang METABOLISCHES<br />

der Fibrose 3<br />

1, 7, 9<br />

METABOLISCHES<br />

BLUTHOCHDRUCK<br />

52–92% rückläufig<br />

SYNDROM<br />

1, 7, 9<br />

SYNDROM<br />

52–92% REFLUXKRANKHEIT<br />

80% rückläufig rückläufig<br />

METABOLISCHES<br />

3<br />

REFLUXKRANKHEIT<br />

80%<br />

SYNDROM<br />

rückläufig 3<br />

1, 7, 9<br />

72–98% rückläufig<br />

1, 7, 9<br />

REFLUXKRANKHEIT<br />

72–98% rückläufig<br />

80% DIABETES<br />

rückläufig<br />

MELLITUS 3<br />

1, 7, 9<br />

DIABETES TYP II<br />

72–98% rückläufig<br />

MELLITUS 83% rückläufig TYP II<br />

BELASTUNGS-<br />

DIABETES<br />

4<br />

MELLITUS<br />

83% rückläufig BELASTUNGS-<br />

INKONTINENZ<br />

TYP II<br />

4<br />

INKONTINENZ<br />

44–88% rückläufig<br />

POLYZYSTISCHES<br />

83% rückläufig BELASTUNGS-<br />

7<br />

4<br />

POLYZYSTISCHES<br />

INKONTINENZ<br />

44–88% rückläufig<br />

OVARIALSYNDROM<br />

7<br />

79% Rückgang OVARIALSYNDROM<br />

der Hirsutismus<br />

44–88% rückläufig<br />

POLYZYSTISCHES<br />

7<br />

100% 79% Rückgang Menstruationsstörungen<br />

OVARIALSYNDROM<br />

der Hirsutismus<br />

100% Menstruationsstörungen<br />

rückläufig DEGENERATIVE<br />

79% Rückgang der Hirsutismus<br />

5<br />

rückläufig DEGENERATIVE<br />

GELENKERKRANKUNG<br />

100% 5<br />

Menstruationsstörungen<br />

GELENKERKRANKUNG<br />

41–76% rückläufig<br />

rückläufig DEGENERATIVE<br />

1, 7<br />

5<br />

GELENKERKRANKUNG<br />

41–76% rückläufig 1, 7<br />

41–76% rückläufig 1, 7<br />

VENENSTAU<br />

95% zurückgegangen VENENSTAU 6<br />

95% zurückgegangen<br />

VENENSTAU<br />

6<br />

95% zurückgegangen 6<br />

LEBENSQUALITÄT<br />

TOD<br />

LEBENSQUALITÄT<br />

95 % verbessert TOD<br />

1 89 % Reduzierung der<br />

LEBENSQUALITÄT<br />

95 % verbessert 1 TOD<br />

89 % Reduzierung der<br />

5-Jahres-Sterberate<br />

95 % verbessert 1 89 % 8<br />

Reduzierung der<br />

5-Jahres-Sterberate 8<br />

5-Jahres-Sterberate 8 Anzeige<br />

REFERENZEN<br />

1) Schauer PR, Ikramuddin S, Gourash W, Ramanathan R, Luketich J. Outcomes after laparoscopic Roux-en-Y gastric bypass for morbid obesity. Ann Surg 2000; 232:515–529.<br />

2) Sugerman HJ, Felton WL 3rd, Sismanis A, Kellum JM, DeMaria EJ, Sugerman EL. Gastric surgery for pseudotumor cerebri associated with severe obesity. Ann Surg 1999; 229:634–640; discussion 640–642.<br />

REFERENZEN<br />

3) Mattar SG, Velcu LM, Rabinovitz M, et al. Surgically-induced weight loss significantly improves nonalcoholic fatty liver disease and the metabolic syndrome. Ann Surg 2005; 242:610–617; discussion 618–620.<br />

4) Schauer PR, Burguera B, Ikramuddin S, et al. Effect of laparoscopic Roux-en Y gastric bypass on type 2 diabetes mellitus. Ann Surg 2003; 238:467–484; discussion 84–85.<br />

1) Schauer PR, Ikramuddin S, Gourash W, Ramanathan R, Luketich J. Outcomes after laparoscopic Roux-en-Y gastric bypass for morbid obesity. Ann Surg 2000; 232:515–529.<br />

5) Eid GM, Cottam DR, Velcu LM. Effective treatment of polycystic ovarian syndrome with Roux-en-Y gastric bypass. Surg Obes Relat Dis 2005; 1:77–80.<br />

2) Sugerman HJ, Felton WL 3rd, Sismanis A, Kellum JM, DeMaria EJ, Sugerman EL. Gastric surgery for pseudotumor cerebri associated with severe obesity. Ann Surg 1999; 229:634–640; discussion 640–642.<br />

6) Sugerman HJ, Sugerman EL, Wolfe L, Kellum JM, Schweitzer MA, DeMaria EJ. Risks and benefits of gastric bypass in morbidly obese patients with severe venous stasis disease. Ann Surg 2001; 234:41–46.<br />

3) Mattar SG, Velcu LM, Rabinovitz M, et al. Surgically-induced weight loss significantly improves nonalcoholic fatty liver disease and the metabolic syndrome. Ann Surg 2005; 242:610–617; discussion 618–620.<br />

7) DeMaria EJ, Sugerman HJ, Kellum JM, Meador JG, Wolfe LG. Results of 281 consecutive total laparoscopic Roux-en-Y gastric bypasses to treat morbid obesity. Ann Surg 2002; 235:640–645; discussion 645–647.<br />

4) Schauer PR, Burguera B, Ikramuddin S, et al. Effect of laparoscopic Roux-en Y gastric bypass on type 2 diabetes mellitus. Ann Surg 2003; 238:467–484; discussion 84–85.<br />

8) Christou NV, Sampalis JS, Liberman M, et al. Surgery decreases longterm mortality, morbidity, and health care use in morbidly obese patients. Ann Surg 2004; 240:416–423; discussion 423–424.<br />

5) Eid GM, Cottam DR, Velcu LM. Effective treatment of polycystic ovarian syndrome with Roux-en-Y gastric bypass. Surg Obes Relat Dis 2005; 1:77–80.<br />

REFERENZEN<br />

9) Wittgrove AC, Clark GW. Laparoscopic gastric bypass, Roux-en-Y- 500 patients: technique and results, with 3-60 month follow-up. Obes Surg 2000; 10:233–239.<br />

6) Sugerman HJ, Sugerman EL, Wolfe L, Kellum JM, Schweitzer MA, DeMaria EJ. Risks and benefits of gastric bypass in morbidly obese patients with severe venous stasis disease. Ann Surg 2001; 234:41–46.<br />

1) 7) Schauer DeMaria PR, EJ, Sugerman Ikramuddin HJ, S, Gourash Kellum JM, W, Meador Ramanathan JG, Wolfe R, Luketich LG. Results J. Outcomes of 281 consecutive after laparoscopic total laparoscopic Roux-en-Y Roux-en-Y gastric bypass gastric for morbid bypasses obesity. to treat Ann morbid Surg 2000; obesity. 232:515–529.<br />

Ann Surg 2002; 235:640–645; discussion 645–647.<br />

2) 8) Sugerman Christou NV, HJ, Sampalis Felton WL JS, 3rd, Liberman Sismanis M, A, et Kellum al. Surgery JM, decreases DeMaria EJ, longterm Sugerman mortality, EL. Gastric morbidity, surgery and for health pseudotumor care use in cerebri morbidly associated obese patients. with severe Ann obesity. Surg 2004; Ann 240:416–423; Surg 1999; 229:634–640; discussion 423–424. discussion 640–642.<br />

3) 9) © Mattar Wittgrove 2019 SG, Medtronic. AC, Velcu Clark LM, GW. Rabinovitz Alle Laparoscopic Rechte M, et al. gastric vorbehalten. Surgically-induced bypass, Roux-en-Y- Medtronic, weight 500 loss patients: significantly das technique Medtronic-Logo improves and nonalcoholic results, with und fatty 3-60 Further, liver month disease follow-up. Together and Obes metabolic sind Surg 2000; syndrome. 10:233–239. Ann Surg 2005; 242:610–617; discussion 618–620.<br />

4) Schauer PR, Burguera B, Ikramuddin S, et al. Effect of laparoscopic Roux-en Y gastric bypass on type 2 diabetes mellitus. Ann Surg 2003; 238:467–484; discussion 84–85.<br />

Warenzeichen von Medtronic. Andere Marken sind Eigentum eines Unternehmens von Medtronic. 807250 – 05/2019<br />

5) Eid GM, Cottam DR, Velcu LM. Effective treatment of polycystic ovarian syndrome with Roux-en-Y gastric bypass. Surg Obes Relat Dis 2005; 1:77–80.<br />

6) Sugerman HJ, Sugerman EL, Wolfe L, Kellum JM, Schweitzer MA, DeMaria EJ. Risks and benefits of gastric bypass in morbidly obese patients with severe venous stasis disease. Ann Surg 2001; 234:41–46.<br />

7) © DeMaria 2019 Medtronic. EJ, Sugerman HJ, Alle Kellum Rechte JM, Meador vorbehalten. JG, Wolfe LG. Medtronic, Results of 281 das consecutive Medtronic-Logo total laparoscopic und Roux-en-Y Further, gastric Together bypasses to sind treat morbid obesity. Ann Surg 2002; 235:640–645; discussion 645–647.<br />

8) Warenzeichen Christou NV, Sampalis von JS, Medtronic. Liberman M, Andere et al. Surgery Marken decreases sind longterm Eigentum mortality, eines morbidity, Unternehmens and health care use von in morbidly Medtronic. obese patients. 807250 Ann Surg – 05/2019<br />

2004; 240:416–423; discussion 423–424.<br />

9) Wittgrove AC, Clark GW. Laparoscopic gastric bypass, Roux-en-Y- 500 patients: technique and results, with 3-60 month follow-up. Obes Surg 2000; 10:233–239.<br />

© 2019 Medtronic. Alle Rechte vorbehalten. Medtronic, das Medtronic-Logo und Further, Together sind<br />

Warenzeichen von Medtronic. Andere Marken sind Eigentum eines Unternehmens von Medtronic. 807250 – 05/2019


14<br />

Supplementation<br />

Unverzichtbar:<br />

Mikronährstoffe nach<br />

Adipositas-OP<br />

Eine Adipositas-OP verändert nicht nur das Gewicht der Betroffenen, sondern<br />

auch Nahrungsaufnahmeprozesse. Das erfordert die konsequente Substitution<br />

bestimmter Nährstoffe, ein <strong>Leben</strong> lang.<br />

Herr Professor Dr. Otto, warum brauchen<br />

Patienten nach einer Adipositas-Operation<br />

Mikronährstoffe?<br />

Die OP verändert nicht nur die Menge der<br />

Nahrungsaufnahme, sondern auch die Art.<br />

Patienten haben nicht mehr die Möglichkeit,<br />

die für sie nötigen Nährstoffe in ausreichender<br />

Menge aufzunehmen. Wenn wir Teile des<br />

Magens entfernen bzw. ausschalten, dann<br />

wird zum Beispiel nicht mehr ausreichend<br />

Vitamin B12 aufgenommen. Dieses ist aber<br />

unter anderem ein wichtiger Bestandteil für<br />

die Bildung von roten Blutkörperchen.<br />

Welche Nährstoffe zugeführt werden müssen,<br />

da<strong>mit</strong> kein Mangel entsteht, hängt von<br />

der jeweils gewählten OP ab. Wir können vorab<br />

recht gut vorhersagen, welche Nährstoffe<br />

wie Vitamin D, Vitamin B12, Eisen oder Calcium<br />

nicht ausreichend aufgenommen werden<br />

können. Zusätzlich muss man natürlich<br />

auch immer noch individuelle Gegebenheiten<br />

betrachten. Die Patienten benötigen ihr<br />

<strong>Leben</strong> lang auf sie abgestimmte Präparate.<br />

Ab wann empfehlen Sie den Patienten die<br />

Einnahme?<br />

Meist schon vor der OP, da<strong>mit</strong> nicht schon<br />

ein Mangel besteht, wenn sie operiert werden.<br />

Spätestens sollte <strong>mit</strong> der Einnahme<br />

zeitnah nach der Operation begonnen werden.<br />

Viele Patienten <strong>mit</strong> Adipositas haben<br />

bereits vor der OP einen Nährstoffmangel;<br />

das stellen wir anhand der Blutwerte immer<br />

wieder fest.<br />

Woran liegt das? Adipositas-Betroffene<br />

sind ja eigentlich überversorgt?<br />

Es kann <strong>mit</strong> Ernährungsgewohnheiten und<br />

dem veränderten Stoffwechsel zusammenhängen.<br />

Beim Vitamin-D-Mangel spielt auch<br />

eine Rolle, wie oft man sich der Sonnenstrahlung<br />

aussetzt. Die genauen Ursachen kennen<br />

wir nicht.<br />

Prof. Dr. med. Mirko Otto<br />

Stv. Direktor der Chirurgischen<br />

Klinik der Universitätsmedizin<br />

Mannheim und Leiter des Adipositaszentrums<br />

Rhein-Neckar<br />

„Viele Patienten<br />

<strong>mit</strong> Adipositas<br />

haben bereits<br />

vor der OP einen<br />

Nährstoffmangel.“<br />

Kommen die Patienten Ihrer Empfehlung<br />

nach?<br />

Nach einem Zeitraum von etwa fünf Jahren<br />

nimmt nur noch ein Drittel der Patienten die<br />

Mikronährstoffe ein. Das macht uns große Sorgen,<br />

weil der Mangel zu massiven Folgeerkrankungen<br />

führen kann. Wir können dies auch an<br />

Daten aus Ländern sehen, in denen nach der<br />

OP gar nicht substituiert wird. In seltenen Fällen<br />

können die Mangelerscheinungen extreme<br />

Ausmaße annehmen. Es kommt vor, dass junge<br />

Menschen einen so massiven Thiaminmangel<br />

haben, dass sie auf die Intensivstation müssen.<br />

Warum ist die Quote so niedrig?<br />

Patienten müssen die Kosten für die Präparate<br />

selbst tragen, weil es sich um Nahrungsergänzungs<strong>mit</strong>tel<br />

handelt. Das schreckt viele ab.<br />

Zwar ist der finanzielle Aufwand für die Mittel<br />

deutlich geringer als das, was sie vor der OP zusätzlich<br />

für Nahrung ausgegeben haben, aber<br />

das gerät nach der OP rasch in Vergessenheit.<br />

Haben Sie die Nährstoffversorgung im Rahmen<br />

der Nachsorge im Blick?<br />

Der Begriff „Nachsorge“ passt hier nicht ganz,<br />

es ist mehr eine lebenslang begleitende Betreuung.<br />

Die wird von den Kassen nicht übernommen.<br />

Viele Krankenhäuser haben Konstrukte<br />

entwickelt, <strong>mit</strong> denen sie Patienten diese Begleitung<br />

dennoch zukommen lassen können<br />

– aber nicht alle Patienten sind darin eingebunden.<br />

Auch wir als Universität können Patienten<br />

nach der Operation begleiten, weil wir andere<br />

Mittel dafür haben. Niedergelassene Ärzte jedoch<br />

müssten dies aus eigener Tasche tragen.<br />

Das ist nicht realistisch. Allein eine Bestimmung<br />

der Blutwerte im Labor kostet 50 oder 60<br />

Euro.<br />

Was würden Sie verändern?<br />

Es wäre wünschenswert, dass Patienten die<br />

Supplementationen erstattet bekommen. Der<br />

positive Nutzen bzw. die Notwendigkeit der<br />

Substitution von Mikronährstoffen nach einer<br />

Adipositas-Operation ist nachgewiesen. Meiner<br />

Meinung nach ist die Aufnahme von Mikronährstoffen<br />

nach der Operation unverzichtbar.<br />

Patienten, die sich nicht dazu durchringen können,<br />

im Anschluss Vitamine und andere Mikronährstoffe<br />

aufzunehmen, sollten von einer<br />

Operation absehen. Die körperlichen Folgen<br />

eines Mangels sind einfach zu gravierend..<br />

Redaktion Miriam Rauh


Anzeige


16<br />

Bewegung<br />

Foto: privat<br />

Fotos: privat<br />

„Bewegung für die Seele“<br />

Claudia Catacchio war Leistungssportlerin – trotz Adipositas. Im Interview spricht sie über die<br />

Wichtigkeit der Bewegung und erklärt, warum diese an kein Abnehmziel geknüpft sein sollte<br />

und was Stigmatisierung <strong>mit</strong> Betroffenen macht.<br />

Redaktion Emma Howe<br />

Frau Catacchio, Sie leben <strong>mit</strong> Adipositas.<br />

Wann und wie hat sich die Erkrankung bemerkbar<br />

gemacht?<br />

Es ist schwer zu sagen, ab wann es tatsächlich<br />

von einfachem <strong>Übergewicht</strong>, wie es so<br />

viele kennen, in eine Krankheit gekippt ist.<br />

Als Diagnose wahrgenommen habe ich es<br />

erstmals um 2004 herum, als es lapidar aufgelistet<br />

in einem Arztbrief stand, in dem es<br />

eigentlich um etwas anderes ging. Bis dahin<br />

hatte sich das Thema hauptsächlich als wiederkehrende<br />

Unzufriedenheit <strong>mit</strong> dem eigenen<br />

Körper bemerkbar gemacht. Ich war<br />

der Meinung, ein paar Kilo zu viel zu haben,<br />

machte eine Diät, nahm ab, nahm wieder<br />

zu – dann ging der Prozess von vorne los.<br />

Das Auf und Ab wurde über die Jahre immer<br />

drastischer, die Diäten immer extremer. Ich<br />

befand mich in einem richtigen Teufelskreis.<br />

Aus zwei bis drei Kilo, die man verlieren<br />

wollte, wurden 30 bis 40.<br />

„Das soziale Stigma<br />

wiegt ebenso schwer<br />

wie die Extrakilos,<br />

die man durch den<br />

Alltag bewegen muss<br />

– ein Umstand, der<br />

an Körper und Seele<br />

gleichermaßen zerrt.“<br />

Gab es eine Diagnose?<br />

Eine ganz offizielle Diagnose, nicht nur als<br />

Wort auf einem Arztbrief – ohne weitere<br />

Informationen –, habe ich nicht bewusst<br />

erhalten. Vielleicht habe ich es aber auch<br />

nur von mir weggeschoben. Da bin ich mir<br />

ehrlich gesagt nicht sicher. Erst als es immer<br />

mehr Kilos wurden und meine <strong>Leben</strong>squalität<br />

stark begann zu leiden und ich mich<br />

2018 für eine Magenbypass-Operation interessierte,<br />

begann ich mich in der Tiefe <strong>mit</strong><br />

Adipositas als komplexer Erkrankung auseinanderzusetzen.<br />

Leiden Sie an Folgeerkrankungen?<br />

Glücklicherweise bin ich bis jetzt von Folgeerkrankungen<br />

verschont geblieben – sicher<br />

auch dank der OP, die bei mir 2018 durchgeführt<br />

wurde. Das hat mich gerettet. Aus diesem<br />

Grund rate ich jedem Betroffenen, sich<br />

Hilfe zu holen, bevor es zu spät ist.


17<br />

Mehr auf www.leben<strong>mit</strong>.de | 17<br />

Wie erleben Sie Ihre Erkrankung im Alltag<br />

und <strong>mit</strong> welchen Herausforderungen haben<br />

Sie zu kämpfen?<br />

Seit meiner Operation bin ich nicht mehr auf<br />

den ersten Blick als Adipositas-Patientin zu<br />

identifizieren, daher habe ich zum Glück keine<br />

Herausforderungen mehr zu bewältigen, wie<br />

sie viele andere Betroffene jeden Tag erleben.<br />

Aber ich erinnere mich genau, wie es mal war.<br />

Das sind keine schönen Erinnerungen. Aus<br />

diesem Grund setze ich mich nach wie vor für<br />

Adipositas-Erkrankte ein. Als Mensch, der <strong>mit</strong><br />

Adipositas lebt, ist man extrem sichtbar und<br />

unsichtbar zugleich. Das soziale Stigma wiegt<br />

ebenso schwer wie die Extrakilos, die man<br />

durch den Alltag bewegen muss – ein Umstand,<br />

der an Körper und Seele gleichermaßen zerrt.<br />

Menschen <strong>mit</strong> Adipositas wird oft unterstellt,<br />

faul und unfähig zu sein. Bitte äußern Sie<br />

sich dazu.<br />

Als Nichtbetroffener ist es immer einfach zu urteilen,<br />

und viele können sich nicht vorstellen,<br />

dass die Patienten keine Schuld trifft. Die Annahme,<br />

dass Adipositas eine selbst gemachte<br />

Krankheit ist, die man einfach abstellen könnte,<br />

wenn man nur genug Disziplin aufbringt, ist<br />

einfach falsch. Die Wahrheit ist viel komplexer<br />

und ich würde mir wünschen, dass sich Menschen,<br />

bevor sie urteilen, informieren. Adipositas<br />

ist eine chronische Erkrankung wie COPD<br />

oder Diabetes. Und wie bei diesen Erkrankungen<br />

muss auch Adipositas behandelt werden.<br />

„Bewegung fördert<br />

das physische<br />

und psychische<br />

Wohlbefinden auf<br />

unzählige Arten und ist<br />

für fast alle einfach zu<br />

integrieren.“<br />

Sie zeigen, dass man Adipositas in keine<br />

Schublade stecken kann, denn Sport<br />

und Bewegung spielten schon immer eine<br />

wichtige Rolle in Ihrem <strong>Leben</strong>.<br />

Ja, schon als Kind habe ich viel Sport gemacht.<br />

Besonders mochte ich Tennis, Ballett<br />

und Gymnastik. Später habe ich den Rudersport<br />

für mich entdeckt und diesen sogar bis<br />

zum Leistungssport hin verfolgt – und auch<br />

einige Erfolge eingefahren. Meine Erkrankung<br />

ließ mich dennoch nie los. Ich machte<br />

Diäten, um weiter dabei sein zu können, und<br />

diese wurden immer radikaler. Das brachte<br />

meinen Stoffwechsel und Hormonhaushalt<br />

gewaltig durcheinander – ich nahm immer<br />

weiter zu. Es wurde immer schwieriger. Dennoch:<br />

Der Sport gibt mir viel und es war eines<br />

meiner größten Ziele, diesen wieder richtig<br />

ausüben zu können. Beim Sport kann ich<br />

abschalten, meinen Körper spüren und sehe<br />

nicht mehr die Defizite, sondern das, was ich<br />

alles noch leisten kann. Das macht glücklich<br />

und motiviert. Ich bin wahnsinnig froh,<br />

so viel von meiner <strong>Leben</strong>squalität nicht zuletzt<br />

durch Sport zurückgewonnen zu haben<br />

– nicht als Mittel zur Abnahme, sondern als<br />

Belohnung dafür –, und möchte ihn keinen<br />

Tag missen.<br />

Wie kann jeder Betroffene <strong>mit</strong> <strong>Übergewicht</strong><br />

Sport in seinen Alltag integrieren?<br />

Sport sollte man immer treiben, aber nicht<br />

nur zum Abnehmen. Ich wünschte, diese ungünstige<br />

Verkettung ließe sich wieder lösen.<br />

Bewegung fördert das physische und psychische<br />

Wohlbefinden auf unzählige Arten<br />

und ist für fast alle einfach zu integrieren. Es<br />

muss nicht immer Leistungssport sein. Spaziergänge,<br />

Radfahren, Schwimmen, Tai-Chi<br />

– Hauptsache, irgendeine Art von Bewegung,<br />

für mindestens 30 Minuten am Tag. Das würde<br />

vielen Menschen schon enorm helfen.<br />

Was wünschen Sie sich bezüglich Ihrer Erkrankung<br />

von der Gesellschaft?<br />

Ich wünsche mir, dass Adipositas als extrem<br />

komplexe und schwer zu behandelnde<br />

Krankheit anerkannt wird und Betroffene<br />

<strong>mit</strong> dem Respekt und der Fürsorge behandelt<br />

werden, die anderweitig Erkrankten auch<br />

entgegengebracht werden. Das wäre ein guter<br />

Start. .<br />

KINDER UND JUGENDLICHE<br />

Das Bewegungsdreieck<br />

Bewegung tut gut. Dem Körper und der Seele! Für Kinder, Jugendliche und<br />

Erwachsene wird regelmäßige Bewegung empfohlen.<br />

ALLTAGSBEWEGUNG<br />

• 0–3 Jahre: so viel Bewegung wie<br />

möglich in sicherer Umgebung<br />

• 4–6 Jahre: 3 Std. und mehr pro Tag in<br />

Bewegung sein, z. B. laufen, klettern, springen<br />

• 7–18 Jahre: 1 Std. und mehr pro Tag, z. B.<br />

Rad fahren, gehen, laufen, schwimmen<br />

ERWACHSENE<br />

ALLTAGSBEWEGUNG<br />

• im Alltag so viel wie möglich bewegen,<br />

z. B. Treppen steigen, zu Fuß gehen,<br />

Radf ahren statt das Auto benutzen<br />

BEWEGUNGSSPIELE UND SPORT<br />

• 4–6 Jahre: angeleitete Bewegung – z. B. Sport<br />

im Verein – nach Lust und Laune in Alltagsbewegung<br />

integrieren<br />

• 7–18 Jahre: 0,5 Std. und mehr pro Tag moderate<br />

oder intensivere Bewegung zusätzlich zur Alltagsbewegung<br />

und sportliche Betätigung an 2–3 Tagen pro<br />

Woche zur Stärkung von Ausdauer und Kraft<br />

SITZEN<br />

• langes Sitzen vermeiden<br />

Private Bildschirmzeiten<br />

Für alle Altersgruppen gilt: so wenig wie möglich<br />

• 0–3 Jahre: keine Bildschirmmedien, 4–6 Jahre: maximal<br />

0,5 Std. pro Tag, 7–11 Jahre: maximal 1 Std. pro Tag,<br />

12–18 Jahre: maximal 2 Std. pro Tag<br />

AUSDAUER<br />

• 2,5 Std. und mehr pro Woche moderate<br />

Ausdauerbewegung (z. B. 5 × 30 Min.)<br />

• oder mindestens 1,25 Std. pro Woche intensivere<br />

Ausdauerbewegung – oder beides in Kombination<br />

KRAFT<br />

• an 2 oder mehr Tagen pro Woche Kräftigung der<br />

Muskeln, z. B. funktionsgymnastische Übungen<br />

SITZEN<br />

• lange Sitzphasen vermeiden und regelmäßig durch<br />

körperliche Aktivität unterbrechen, z. B. kleine Spaziergänge,<br />

Arbeit im Stehen<br />

Quelle: Abbildung in Anlehnung an „Nationale Empfehlungen<br />

für Bewegung und Bewegungsförderung“(BzgA)


18


Anzeige


20<br />

Ernährung<br />

Foto: InsideCreativeHouse<br />

Ernährung bei<br />

Adipositas<br />

Bei <strong>Übergewicht</strong> reicht Kalorienzählen allein nicht. Wer abnehmen will,<br />

muss Struktur in die Mahlzeiten bringen und seine Ernährung dauerhaft<br />

umstellen: mehr vom Richtigen essen, weniger vom Falschen.<br />

Redaktion Emma Howe<br />

Adipositas ist eine über das<br />

Normalmaß hinausgehende<br />

Vermehrung des Körperfetts.<br />

Laut der Definition der<br />

Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) beginnt <strong>Übergewicht</strong><br />

bei Erwachsenen ab einem Körpermasseindex<br />

(Body-Mass-Index = BMI) von<br />

mehr als 25. Von Adipositas (Fettleibigkeit)<br />

spricht die WHO, wenn der BMI über 30<br />

liegt.<br />

BMI berechnen – so geht’s<br />

Zur Bestimmung des BMI und des Adipositas-Grades<br />

kann eine einfache Formel herangezogen<br />

werden: Körpergewicht in kg/<br />

Körpergröße in m² = BMI. Zum Beispiel: 75<br />

kg1,65 m * 1,65 m = 27,5 kg/m²<br />

Doris Nussbaum<br />

Ernährungsberaterin DGE<br />

Helios Bad Kissingen<br />

Gewichtsklassifikation bei Erwachsenen<br />

anhand des BMI:<br />

.BMI unter 18: Untergewicht, das Risiko<br />

einer Begleiterkrankung ist niedrig<br />

.BMI zwischen 18 und 24,9: Normalgewicht,<br />

das Risiko einer Begleiterkrankung ist<br />

durchschnittlich<br />

.BMI zwischen 25 und 29,9: <strong>Übergewicht</strong>,<br />

das Risiko einer Begleiterkrankung ist gering<br />

erhöht<br />

.BMI zwischen 30 und 34,9: Adipositas<br />

Grad 1, das Risiko einer Begleiterkrankung<br />

ist erhöht<br />

.BMI zwischen 35 und 39,9: Adipositas<br />

Grad 2, das Risiko einer Begleiterkrankung<br />

ist hoch<br />

.BMI über 40: Adipositas Grad 3, das Risiko<br />

einer Begleiterkrankung ist sehr hoch


21<br />

Mehr auf www.leben<strong>mit</strong>.de | 21<br />

„Neben dem Wert<br />

des BMI ist auch die<br />

Fettverteilung im<br />

Körper entscheidend<br />

für das Risiko von<br />

Folgeerkrankungen<br />

durch Adipositas.“<br />

Auf die Fettverteilung kommt es an<br />

„Neben dem Wert des BMI ist auch die Fettverteilung<br />

im Körper entscheidend für das<br />

Risiko von Folgeerkrankungen durch Adipositas“,<br />

erklärt Doris Nußbaum, Diätassistentin<br />

und zertifizierte Ernährungsberaterin<br />

der Deutschen Gesellschaft für Ernährung<br />

(DGE) im Helios St. Elisabeth-Krankenhaus<br />

Bad Kissingen.<br />

Personen <strong>mit</strong> einem höheren BMI sollten<br />

nicht nur auf das Körpergewicht achten, sondern<br />

parallel ihren Bauchumfang messen.<br />

Denn: Bei einer bauchbetonten Adipositas<br />

besteht ein erhöhtes Risiko für Krankheiten<br />

wie die koronare Herzkrankheit, Schlaganfall<br />

und Diabetes Typ 2. Bei einem Bauchumfang<br />

von über 88 Zentimetern bei Frauen und 102<br />

Zentimetern bei Männern besteht ein deutlich<br />

erhöhtes Risiko für diese Begleiterkrankungen.<br />

Diät bei Adipositas<br />

„Wer dauerhaft mehr Kalorien zu sich nimmt,<br />

als er verbraucht, nimmt zu. Und zwar nicht<br />

nur durch das Schlemmen an Weihnachten,<br />

Ostern oder an zwei runden Geburtstagen.<br />

Ausschlaggebend ist eine anhaltend erhöhte<br />

Energiezufuhr“, erklärt Doris Nußbaum.<br />

Zwar gibt es Diäten wie Sand am Meer. Doch<br />

nicht jede Diät führt zu langfristigen Erfolgen<br />

beim Abnehmen. Gerade bei übergewichtigen<br />

oder adipösen Personen gibt es keine<br />

allgemeingültige Diät. Vielmehr sollte eine<br />

Ernährungstherapie an die individuellen<br />

Bedürfnisse angepasst sein. Dabei kann es<br />

primär auch um eine Verbesserung der Gesundheit<br />

gehen und nicht um die Gewichtsreduktion.<br />

„Wer erfolgreich Körpergewicht<br />

verlieren will, sollte weniger, aber ausgewogen<br />

essen und sich im Alltag mehr bewegen“,<br />

erklärt Nussbaum.<br />

Die richtige Energiezufuhr bei Adipositas<br />

„Weniger Energie zu sich zu nehmen, als der<br />

Körper benötigt, ist für den Abnehmerfolg<br />

wichtiger, als low-fat oder low-carb zu essen“,<br />

erklärt Nussbaum. Das Energiedefizit sollte<br />

circa 500 Kilokalorien am Tag unter dem<br />

täglichen Energiebedarf liegen. „Am besten<br />

sprechen Betroffene hierzu <strong>mit</strong> einer Ernährungsexpertin<br />

oder einem Ernährungsexperten.<br />

Ansonsten können schnell falsche Werte<br />

entstehen“, rät Nussbaum.<br />

Hinweise rund um eine gesunde Diät<br />

.Ernährungsweise muss zur Person passen<br />

.Energiedefizit erhöht die Chance auf eine<br />

nachhaltige Gewichtsreduktion<br />

.nicht in strenge Schemata pressen lassen<br />

.realistische Ziele setzen, um frustbedingten<br />

Essanfällen vorzubeugen<br />

.Ernährungsprotokolle können anfangs hilfreich<br />

sein, um Portionsgrößen einzuschätzen<br />

.Intervallfasten zum Einstieg kann gut funktionieren,<br />

um das „Snacking“ zu kontrollieren<br />

Den Energiebedarf bei Adipositas berechnen<br />

Eine Formel zur Berechnung des Energiebedarfs<br />

bei Adipositas liefert meist ungenaue<br />

Werte, da sie durch den hohen Fettanteil im<br />

Körper verfälscht werden. Grundsätzlich wird<br />

der Energiebedarf eher durch die Muskelmasse<br />

bedingt. Bei einer übergewichtigen oder adipösen<br />

Person muss die Muskelmasse zunächst<br />

individuell berechnet werden. Betroffene sollten<br />

hierzu Rücksprache <strong>mit</strong> ihrem Arzt oder<br />

Ernährungsberater halten, um nicht fälschlicherweise<br />

einen zu hohen Energiebedarf zu<br />

berechnen.<br />

12 Ernährungstipps bei Adipositas<br />

1 Zwei bis drei Mahlzeiten pro Tag – möglichst<br />

keine Zwischenmahlzeiten und Snacks.<br />

2 Gemüse (zubereitet <strong>mit</strong> hochwertigen Ölen)<br />

und zuckerarme Obstsorten sollten die Basis<br />

der Ernährung bilden.<br />

3 Wenig normale Nudeln, helles Brot/Gebäck<br />

und Fertiggerichte essen. Lieber ballasttoffreiche<br />

Kohlenhydrate: Vollkornnudeln, Vollkornbrot<br />

etc. – die sättigen länger.<br />

4 Proteine (Eiweiß) sorgen für einen langen<br />

Sättigungseffekt und verhindern da<strong>mit</strong> Heißhungerattacken.<br />

Essen Sie deshalb zu jeder<br />

Mahlzeit genügend Eiweiß – z. B. Hülsenfrüchte<br />

(Bohnen, Linsen und Co.), mageres Fleisch,<br />

Fisch, Tofu, Eier, Milchprodukte,<br />

Vollkorngetreide oder Nüsse.<br />

5 Wichtig und sättigend sind auch gute Fette:<br />

zum Beispiel hochwertig hergestelltes Olivenöl,<br />

Nussöl, Leinöl oder Hanföl.<br />

6 Viel trinken! Und zwar unbedingt zuckerfrei.<br />

Am besten Wasser und Tee.<br />

7 Snacks als absolute Ausnahme – am ehesten<br />

Rohkost oder eine Handvoll Nüsse. Wenn es<br />

etwas Süßes sein muss: dunkle Schokolade <strong>mit</strong><br />

70 Prozent Kakaoanteil. Aber: Langsam und<br />

achtsam genießen! Und – vielleicht reicht auch<br />

schon „einmal dran schnuppern“? Vielleicht ist<br />

es sogar gar nicht Hunger, sondern Langeweile,<br />

die den Essimpuls auslöste?<br />

8 Üben Sie Achtsamkeit und Genuss im Umgang<br />

<strong>mit</strong> Essen. Überlegen Sie Alternativen<br />

(spazieren, ein Bad nehmen, Zähne putzen,<br />

Bittertropfen einnehmen, jemanden anrufen<br />

usw.) für Situationen, in denen Ihr Essimpuls<br />

nicht aus wahrem Hunger entsteht.<br />

9 Tellerprinzip beachten: 50 Prozent Gemüse<br />

plus 30 Prozent sättigendes Eiweiß (Hülsenfrüchte,<br />

Fisch, Fleisch) plus 20 Prozent ballaststoffreiche<br />

Beilage (Vollkornnudeln, Kartoffeln<br />

o. Ä.)<br />

10 Bei starkem <strong>Übergewicht</strong> kann ein hochwertiger<br />

Proteinshake als Abnehmhilfe ärztlich<br />

verordnet werden. Wählen Sie Shakes besser<br />

nicht auf eigene Faust!<br />

11 Planen Sie evtl. ein bis zwei Reistage pro<br />

Woche ein. Reistage sind Entlastungstage. Sie<br />

unterstützen das Abnehmen und sensibilisieren<br />

die Geschmacksnerven.<br />

12 Auch ein Heilfasten, am besten ärztlich begleitet<br />

in einer Kurklinik, kann den Einstieg in<br />

die Ernährungsumstellung erleichtern. Sprechen<br />

Sie <strong>mit</strong> Ihrem Arzt.<br />

Gut zu wissen: <strong>Leben</strong>s<strong>mit</strong>tel im Vergleich<br />

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die bei<br />

der Ernährung viel ausmachen und sich positiv<br />

oder negativ auf das Körpergewicht auswirken<br />

können. „Oft liegt der Teufel im Detail<br />

und so entpuppen sich vermeintlich gesunde<br />

Smoothies beispielsweise als wahre Fruchtzuckerfallen“,<br />

erklärt Doris Nussbaum. Dieser<br />

gelangt direkt in die Leber und wird dort zu<br />

Fett umgebaut. Die Diätassistentin und Ernährungsberaterin<br />

hat Tipps, welche <strong>Leben</strong>s<strong>mit</strong>tel<br />

durch gesündere Alternativen ausgetauscht<br />

werden können.<br />

Bewusst ernähren<br />

Die Ernährung spielt bei übergewichtigen und<br />

adipösen Menschen eine wichtige Rolle. Wer<br />

ein zu hohes Gewicht und einen zu hohen<br />

Bauchfettanteil hat, sollte seine Ernährung<br />

umstellen und sich mehr bewegen. Denn Gewichtsreduktion,<br />

Ernährung und Bewegung<br />

hängen zusammen.<br />

Um Crash-Diäten und falsche Ernährungsweisen<br />

zu vermeiden, empfiehlt es sich, <strong>mit</strong> Ärzten<br />

zu sprechen oder Diätassistenten aufzusuchen.<br />

Diese können einen sinnvollen Ernährungsplan<br />

<strong>mit</strong> den Betroffenen erstellen. Auf diese<br />

Weise können langfristige Ziele erreicht werden,<br />

die sich positiv auf die Gesundheit auswirken.<br />

Denn: Wer Gewicht und Bauchfett reduziert,<br />

verringert auch das Risiko für zum Teil<br />

lebensbedrohliche Begleiterkrankungen durch<br />

Adipositas oder <strong>Übergewicht</strong>.<br />

Bitte beachten Sie: Grundsätzlich sollte eine<br />

Ernährungsumstellung immer <strong>mit</strong> dem Hausarzt<br />

oder einem Ernährungsmediziner/-berater<br />

besprochen werden. Diese Informationen<br />

ersetzen keine ernährungsmedizinische Beratung.<br />

Ernährungsmedizinische Behandlung/<br />

Beratung ist eine Kassenleistung..<br />

„Oft liegt der Teufel im<br />

Detail und so entpuppen<br />

sich vermeintlich<br />

gesunde Smoothies<br />

beispielsweise als wahre<br />

Fruchtzuckerfallen.“


22<br />

Diabetes<br />

Foto: Nataliya Vaitkevich<br />

Diabetes und <strong>Übergewicht</strong> –<br />

ein gefährliches Duo<br />

Über 90 Prozent der Menschen <strong>mit</strong> Diabetes Typ 2 haben Adipositas. Neben <strong>Übergewicht</strong> sind<br />

ungesunde Ernährung und mangelnde Bewegung weitere Risikofaktoren. Bereits ab einem Body-<br />

Mass-Index (BMI) von 27 steigt das Risiko um 100 Prozent, an Diabetes Typ 2 zu erkranken.<br />

T<br />

yp-2-Diabetes ist eine chronische<br />

Erkrankung, bei der sich<br />

der Zucker- oder Glukosespiegel<br />

im Blut erhöht. Die Ursache für<br />

die Erkrankung liegt darin, dass<br />

der Körper nicht wirksam auf<br />

das körpereigene Insulin reagieren kann oder<br />

nicht in der Lage ist, ausreichend Insulin zu<br />

produzieren.<br />

Symptome eines Diabetes Typ 2<br />

Bei einem unbehandelten Diabetes sind die<br />

Blutzuckerwerte dauerhaft erhöht. Das ist zu<br />

Beginn nicht immer spürbar: Ein Typ-2-Diabetes<br />

kann sich über Jahre entwickeln, ohne<br />

dass Symptome auftreten. Ein dauerhaft erhöhter<br />

Blutzuckerspiegel kann folgende Beschwerden<br />

verursachen:<br />

• Übermäßiger Durst<br />

• Vermehrtes Wasserlassen (Polyurie)<br />

• Schwäche, Müdigkeit, Abgeschlagenheit,<br />

Leistungsschwäche, Schwindel<br />

• Erhöhte Neigung zu Infektionen,<br />

schlechte Wundheilung<br />

• Trockene Haut, Juckreiz<br />

• Gewichtsverlust ohne Grund<br />

Wenn der Blutzuckerspiegel sehr stark erhöht<br />

ist, kann es auch zu Bewusstseinsstörungen<br />

bis hin zur Bewusstlosigkeit, dem diabetischen<br />

Koma, kommen. Wenn ein nicht ausreichend<br />

behandelter Diabetes über lange Jahre besteht,<br />

das Blut also dauerhaft zu viel Zucker enthält,<br />

können die Blutgefäße geschädigt werden.<br />

Dann besteht ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte,<br />

Schlaganfälle sowie für Probleme <strong>mit</strong><br />

der Durchblutung der Beine und Füße. Ein zu<br />

hoher Blutdruck verstärkt dieses Risiko zusätzlich.<br />

Auch die kleinen Blutgefäße der Augen,<br />

Nerven und Nieren können Schaden nehmen.<br />

Dadurch kann es zu einer allmählich abnehmenden<br />

Sehkraft, Empfindungsstörungen und<br />

Nierenschäden kommen. Diabetesbedingte<br />

Nervenschäden und Durchblutungsstörungen<br />

können zum Beispiel zu einem „diabetischen<br />

Fuß“ führen. Dabei sind Schmerzen am Fuß<br />

kaum noch spürbar, und es kann sich aus einer<br />

Druckstelle oder kleinen Verletzung schnell<br />

eine schlecht heilende Wunde entwickeln: Da<br />

die Beine und Füße schlecht durchblutet sind,<br />

ist die Wundheilung gestört.<br />

Behandlung eines Diabetes Typ 2<br />

Welche Behandlung bei Typ-2-Diabetes sinnvoll<br />

und angemessen ist, hängt von vielen<br />

verschiedenen Faktoren ab: Wichtige Aspekte<br />

sind Alter, körperliche Verfassung, andere Erkrankungen,<br />

allgemeine <strong>Leben</strong>ssituation und<br />

persönliche Ziele. Es ist jedoch oft erforderlich,<br />

den Blutzuckerspiegel <strong>mit</strong> Medikamenten<br />

oder Insulin zu regulieren. Eine Gewichtsabnahme<br />

kann dazu beitragen, dass der Körper<br />

besser auf Insulin anspricht und die Dosis reduziert<br />

werden kann. Denn das Gewicht steht<br />

in einem engen Zusammenhang <strong>mit</strong> dem<br />

Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Denn<br />

Fettleibigkeit und <strong>Übergewicht</strong> erhöhen das<br />

Risiko aufgrund von erhöhten Glukose- und<br />

Fettspiegeln im Blut. Diese erhöhten Spiegel<br />

können zu einer Insulinresistenz führen, was<br />

die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse<br />

überbeansprucht und zu einer<br />

Erschöpfung des Organs und schließlich zur<br />

Erkrankung Diabetes Typ 2 führen kann. Diabetes,<br />

ebenso wie Adipositas, erfordern beide<br />

eine lebenslange Therapie und Kontrolle, um<br />

gesundheitliche Auswirkungen gering zu halten<br />

und Begleiterkrankungen zu vermeiden.<br />

Diabetes und Adipositas zusammen erhöhen<br />

das Sterberisiko um das Siebenfache<br />

Eine Gewichtsabnahme, die durch <strong>Leben</strong>sstilmanagement<br />

<strong>mit</strong> Ernährungsumstellung<br />

und Bewegung erfolgt, ist die wichtigste Maßnahme,<br />

um den Zuckerstoffwechsel zu verbessern.<br />

Dass diese einen positiven Einfluss<br />

auf das Diabetesrisiko ausübt, konnte bereits<br />

in mehreren Studien gezeigt werden. So konnte<br />

eine Diabetesreduktion von 58 Prozent in<br />

der „Finnish Diabetes Prevention Study“ bei<br />

Patienten <strong>mit</strong> Prädiabetes durch <strong>Leben</strong>sstilintervention<br />

(Ernährungs- und Bewegungskonzept)<br />

erreicht werden. Zudem belegen<br />

epidemiologische Daten den Wert einer frühen<br />

Gewichtsreduktion bei Typ-2-Diabetes.<br />

Denn: Diabetes und Adipositas zusammen<br />

erhöhen das Sterberisiko auf das Siebenfache.<br />

Jedes Kilo Gewichtsverlust im ersten Jahr nach<br />

Manifestation war <strong>mit</strong> einem erhöhten „Überleben“<br />

von drei bis vier Monaten assoziiert,<br />

zehn Kilogramm Gewichtsverlust <strong>mit</strong> einer<br />

Wiederherstellung der nach der Diabetesmanifestation<br />

verminderten <strong>Leben</strong>serwartung im<br />

Ausmaß von 35 Prozent.<br />

Eine erfolgreiche Gewichtsabnahme ist für<br />

viele Betroffene allein schwer zu bewältigen.<br />

.<br />

Umso wichtiger ist es, sich Hilfe bei Familie,<br />

Freunden und professionellen Stellen zu holen.<br />

Auch digitale Anwendungen können helfen,<br />

das Ziel zu erreichen.<br />

Redaktion Leonie Zell


DDDiiiiiiiieeeeeeee AApppppppp DDDiiiiiiiieeeeeeee füürrrrr AApppppppp Leeeeeeeebbbbeeeeeeeennnnnnnnsssssssssssssssstttttttiiiiiiiillllännnnnnnndddeeeeeeeerrrrruuunnnnnnnngg<br />

füürrrrr Leeeeeeeebbbbeeeeeeeennnnnnnnsssssssssssssssstttttttiiiiiiiillllännnnnnnndddeeeeeeeerrrrruuunnnnnnnngg<br />

bbbbeeeeeeeeiiiiiiii<br />

TTyypppp ----22----DDDiiiiiiiiaaaaaabbbbeeeeeeeettttttteeeeeeeessssssss<br />

bbbbeeeeeeeeiiiiiiii<br />

TTyypppp ----22----DDDiiiiiiiiaaaaaabbbbeeeeeeeettttttteeeeeeeessssssss<br />

DDDiiiiiiiieeeeeeee AApppppppp füürrrrr Leeeeeeeebbbbeeeeeeeennnnnnnnsssssssssssssssstttttttiiiiiiiillllännnnnnnndddeeeeeeeerrrrruuunnnnnnnngg<br />

bbbbeeeeeeeeiiiiiiii<br />

TTyypppp ----22----DDDiiiiiiiiaaaaaabbbbeeeeeeeettttttteeeeeeeessssssss<br />

TTyypppp TTyypppp ----22----DDDiiiiiiiiaaaaaabbbbeeeeeeeettttttteeeeeeeessssssss<br />

kaaaaaannnnnnnnnnnnnnnn<br />

kaaaaaannnnnnnnnnnnnnnn<br />

TTyypppp ----22----DDDiiiiiiiiaaaaaabbbbeeeeeeeettttttteeeeeeeessssssss<br />

DDDiiiiiiiieeeeeeee AApppppppp füürrrrr Leeeeeeeebbbbeeeeeeeennnnnnnnsssssssssssssssstttttttiiiiiiiillllännnnnnnndddeeeeeeeerrrrruuunnnnnnnngg<br />

bbbbeeeeeeeeiiiiiiii<br />

TTyypppp ----22----DDDiiiiiiiiaaaaaabbbbeeeeeeeettttttteeeeeeeessssssss<br />

kaaaaaannnnnnnnnnnnnnnn<br />

aaaaaauuucchh aaaaaauuucchh eeeeeeeeiiiiiiiinnnnnnnn Neeeeeeeeuuusssssssstttttttaaaaaarrrrr eeeeeeeeiiiiiiiinnnnnnnn Neeeeeeeeuuusssssssstttttttaaaaaarrrrr sssssssseeeeeeeeiiiiiiiinnnnnnnn<br />

ttttttt sssssssseeeeeeeeiiiiiiiinnnnnnnn<br />

TTyypppp ----22----DDDiiiiiiiiaaaaaabbbbeeeeeeeettttttteeeeeeeessssssss<br />

aaaaaauuucchh eeeeeeeeiiiiiiiinnnnnnnn Neeeeeeeeuuusssssssstttttttaaaaaarrrrr ttttttt sssssssseeeeeeeeiiiiiiiinnnnnnnn<br />

V iiiiiiiittttttttaaaaaddddiiiiiiiioooo V uunnnnnnnntttttttteeeeeeeerrrrrrrrssssttttttttüttttttttzzzztttttttt iiiiiiiittttttttaaaaaddddiiiiiiiioooo uunnnnnnnntttttttteeeeeeeerrrrrrrrssssttttttttüttttttttzzzztttttttt SSSiiiiiiiieeeeeeee ttttttttägggliiiiiiiicccchhhhhhh<br />

SSSiiiiiiiieeeeeeee ttttttttägggliiiiiiiicccchhhhhhh<br />

nnnnnnnnaaaaacccchhhhhhh IIIhhhhhhhrrrrrrrreeeeeeeerrrrrrrr nnnnnnnnaaaaacccchhhhhhh Errrrrrrrssssttttttttddddiiiiiiiiaaaaagggnnnnnnnnoooosssseeeeeeee.<br />

IIIhhhhhhhrrrrrrrreeeeeeeerrrrrrrr Errrrrrrrssssttttttttddddiiiiiiiiaaaaagggnnnnnnnnoooosssseeeeeeee.<br />

V iiiiiiiittttttttaaaaaddddiiiiiiiioooo uunnnnnnnntttttttteeeeeeeerrrrrrrrssssttttttttüttttttttzzzztttttttt SSSiiiiiiiieeeeeeee ttttttttägggliiiiiiiicccchhhhhhh<br />

kaaaaaannnnnnnnnnnnnnnn<br />

aaaaaauuucchh eeeeeeeeiiiiiiiinnnnnnnn Neeeeeeeeuuusssssssstttttttaaaaaarrrrr ttttttt sssssssseeeeeeeeiiiiiiiinnnnnnnn<br />

nnnnnnnnaaaaacccchhhhhhh IIIhhhhhhhrrrrrrrreeeeeeeerrrrrrrr Errrrrrrrssssttttttttddddiiiiiiiiaaaaagggnnnnnnnnoooosssseeeeeeee.<br />

V iiiiiiiittttttttaaaaaddddiiiiiiiioooo uunnnnnnnntttttttteeeeeeeerrrrrrrrssssttttttttüttttttttzzzztttttttt SSSiiiiiiiieeeeeeee ttttttttägggliiiiiiiicccchhhhhhh<br />

nnnnnnnnaaaaacccchhhhhhh IIIhhhhhhhrrrrrrrreeeeeeeerrrrrrrr Errrrrrrrssssttttttttddddiiiiiiiiaaaaagggnnnnnnnnoooosssseeeeeeee.<br />

AAlllllllleeeeeeeessssssss iiiiiiiim ggrrrrrüünnnnnnnneeeeeeeennnnnnnn<br />

AAlllllllleeeeeeeessssssss iiiiiiiim ggrrrrrüünnnnnnnneeeeeeeennnnnnnn<br />

AAlllllllleeeeeeeessssssss iiiiiiiim ggrrrrrüünnnnnnnneeeeeeeennnnnnnn<br />

Beeeeeeeerrrrreeeeeeeeiiiiiiiicchh?<br />

Beeeeeeeerrrrreeeeeeeeiiiiiiiicchh?<br />

Beeeeeeeerrrrreeeeeeeeiiiiiiiicchh?<br />

Frrrrrrrraaaaagggeeeeeeeennnnnnnn Frrrrrrrraaaaagggeeeeeeeennnnnnnn SSSiiiiiiiieeeeeeee SSSiiiiiiiieeeeeeee IIIhhhhhhhrrrrrrrreeeeeeeennnnnnnn IIIhhhhhhhrrrrrrrreeeeeeeennnnnnnn Arrrrrrrrzzzztttttttt Arrrrrrrrzzzztttttttt ooooddddeeeeeeeerrrrrrrr<br />

ooooddddeeeeeeeerrrrrrrr<br />

Frrrrrrrraaaaagggeeeeeeeennnnnnnn SSSiiiiiiiieeeeeeee IIIhhhhhhhrrrrrrrreeeeeeeennnnnnnn Arrrrrrrrzzzztttttttt ooooddddeeeeeeeerrrrrrrr<br />

IIIhhhhhhhrrrrrrrreeeeeeee IIIhhhhhhhrrrrrrrreeeeeeee Ärrrrrrrrzzzzttttttttiiiiiiiinnnnnnnn Ärrrrrrrrzzzzttttttttiiiiiiiinnnnnnnn nnnnnnnnaaaaacccchhhhhhh nnnnnnnnaaaaacccchhhhhhh eeeeeeeeiiiiiiiinnnnnnnneeeeeeeem eeeeeeeeiiiiiiiinnnnnnnneeeeeeeem Reeeeeeeezzzzeeeeeeeeptttttttt<br />

Reeeeeeeezzzzeeeeeeeeptttttttt<br />

Frrrrrrrraaaaagggeeeeeeeennnnnnnn SSSiiiiiiiieeeeeeee IIIhhhhhhhrrrrrrrreeeeeeeennnnnnnn Arrrrrrrrzzzztttttttt ooooddddeeeeeeeerrrrrrrr<br />

IIIhhhhhhhrrrrrrrreeeeeeee Ärrrrrrrrzzzzttttttttiiiiiiiinnnnnnnn nnnnnnnnaaaaacccchhhhhhh eeeeeeeeiiiiiiiinnnnnnnneeeeeeeem Reeeeeeeezzzzeeeeeeeeptttttttt<br />

ooooddddeeeeeeeerrrrrrrr ooooddddeeeeeeeerrrrrrrr beeeeeeeessssuucccchhhhhhheeeeeeeennnnnnnn SSSiiiiiiiieeeeeeee SSSiiiiiiiieeeeeeee viiiiiiiitttttttaaaaaadddiiiiiiiiooo.dddeeeeeeee<br />

IIIhhhhhhhrrrrrrrreeeeeeee Ärrrrrrrrzzzzttttttttiiiiiiiinnnnnnnn nnnnnnnnaaaaacccchhhhhhh eeeeeeeeiiiiiiiinnnnnnnneeeeeeeem Reeeeeeeezzzzeeeeeeeeptttttttt<br />

ooooddddeeeeeeeerrrrrrrr beeeeeeeessssuucccchhhhhhheeeeeeeennnnnnnn SSSiiiiiiiieeeeeeee viiiiiiiitttttttaaaaaadddiiiiiiiiooo.dddeeeeeeee<br />

ooooddddeeeeeeeerrrrrrrr beeeeeeeessssuucccchhhhhhheeeeeeeennnnnnnn SSSiiiiiiiieeeeeeee viiiiiiiitttttttaaaaaadddiiiiiiiiooo.dddeeeeeeee<br />

Advertorial<br />

23<br />

Mehr auf www.leben<strong>mit</strong>.de | 23<br />

Eine Diabetes-App, die der<br />

Arzt verschreiben kann?!<br />

Apps auf Rezept – davon haben viele noch nie gehört. Doch es gibt sie wirklich: Für beispielsweise<br />

psychische Erkrankungen, Rückenschmerzen und auch Krebs können Apps <strong>mit</strong>tlerweile<br />

verordnet werden. Ebenso für Typ-2-Diabetes. Und das ist ziemlich praktisch, denn bei Typ-<br />

2-Diabetes spielt die Anpassung des <strong>Leben</strong>sstils eine entscheidende Rolle. Mithilfe einer App<br />

kann man nun immer und überall seinen persönlichen Diabetes-Begleiter bei sich tragen, der<br />

auf dem Weg zu einem gesünderen <strong>Leben</strong> unterstützt.<br />

Kennen Sie jemanden, der Typ-<br />

2-Diabetes hat? Wahrscheinlich<br />

schon, oder vielleicht<br />

sind Sie sogar selbst betroffen.<br />

Denn über 8,7 Millionen<br />

Deutsche leiden an der Stoffwechselerkrankung.<br />

Personen, die an Diabetes<br />

leiden, haben oftmals <strong>mit</strong> unangenehmen<br />

Beschwerden zu kämpfen. Diese sind vielzählig<br />

und können von Heißhunger auf Süßes,<br />

ständigem Appetit, Verdauungsbeschwerden,<br />

Müdigkeit bis hin zu ungeklärten Stimmungsschwankungen<br />

reichen. Vielleicht finden Sie<br />

sich hier wieder oder sind überrascht, welche<br />

Symptome den Diabetes begleiten können.<br />

Doch die gute Nachricht ist: Mit einem gesunden<br />

<strong>Leben</strong>sstil können viele der Beschwerden<br />

deutlich gelindert werden! Besonders neu diagnostizierte<br />

Patienten finden <strong>mit</strong> Vitadio den<br />

perfekten Begleiter.<br />

Ein gesunder <strong>Leben</strong>sstil besteht aus einem<br />

Zusammenspiel verschiedener Komponenten<br />

– einer ausgewogenen Ernährung, genügend<br />

körperlicher Aktivität sowie gutem Schlaf und<br />

Entspannung. Für viele Betroffene ist dies allerdings<br />

gar nicht so einfach umzusetzen.<br />

Die Vitadio-App hat viele Ziele, aber dazu zählt<br />

nicht, dass Menschen <strong>mit</strong> Typ-2-Diabetes<br />

plötzlich zum Leistungssportler werden, nur<br />

noch Brokkoli essen oder den Spaß am <strong>Leben</strong><br />

verlieren. Vitadio setzt auf langsame Änderungen<br />

der Gewohnheiten, Schritt für Schritt<br />

und in individuellem Tempo. Vitadio begleitet<br />

die Menschen <strong>mit</strong> Typ-2-Diabetes täglich – jederzeit<br />

und überall. Jeden Tag bekommen die<br />

Nutzenden nützliche Tipps und Tricks, Aufgabenlisten<br />

(die auch wirklich umsetzbar sind!)<br />

und wöchentlich individualisierte und machbare<br />

Ziele, die sie selbst festlegen und auf die<br />

sie hinarbeiten können.<br />

Auch Feedback ist jederzeit verfügbar. So können<br />

die Patienten zum Beispiel ein Foto von<br />

ihrem Essen machen und Vitadio gibt ihnen<br />

automatische Rückmeldung. Außerdem erhalten<br />

die Nutzer regelmäßig personalisierte<br />

Nachrichten auf das Smartphone. Aber<br />

auch menschliche Unterstützung gibt es bei<br />

Vitadio, die stets verfügbar ist. Sowohl eine<br />

persönliche Ansprechperson als auch der<br />

Austausch <strong>mit</strong> anderen Patienten im Diskussionsforum<br />

sollen zum bestmöglichen Bewältigen<br />

der Erkrankung beitragen. So kann<br />

sich zum Beispiel <strong>mit</strong> Gleichgesinnten über<br />

Rezepte oder Erfahrungen ausgetauscht werden<br />

– und dabei merkt man, dass man <strong>mit</strong> den<br />

Problemen nicht allein ist.<br />

Doch woher nimmt man überhaupt das ganze<br />

Wissen zur Erkrankung und dazu, wie ein<br />

gesunder <strong>Leben</strong>sstil funktioniert? Aus dem in<br />

der App integrierten Bildungskurs, der zum<br />

Beispiel Lektionen zur Erkrankung, zu Ernährung,<br />

Bewegung oder gesundem Schlaf enthält.<br />

Jede Woche wird eine neue Lektion freigeschaltet.<br />

Außerdem finden sich in der App<br />

gesunde Rezepte, man kann die Bewegung,<br />

das Körpergewicht und den Blutzuckerwert<br />

dokumentieren und es besteht die Möglichkeit,<br />

die Werte <strong>mit</strong> dem Arzt zu teilen..<br />

Holen Sie sich die Vitadio-<br />

App kostenlos in 3 einfachen<br />

Schritten!<br />

1. Rezept erhalten: Fragen Sie Ihren Arzt<br />

nach einem Rezept (PZN 18107046)<br />

2. Rezept einreichen: Reichen Sie das<br />

Rezept online unter www.vitadio.de/<br />

rezept-service ein<br />

3. Code eingeben: Geben Sie den Code<br />

ein, den Sie von Ihrer Krankenkasse<br />

zugeschickt bekommen haben<br />

Kooossssssssttttttteeeeeeeennnnnnnnllllooos<br />

Kooossssssssttttttteeeeeeeennnnnnnnllllooos<br />

Kooossssssssttttttteeeeeeeennnnnnnnllllooos<br />

aaaaaauuuf YeeeeeeeeXeeeeeeeepppptttttttV<br />

aaaaaauuuf YeeeeeeeeXeeeeeeeepppptttttttV<br />

Kooossssssssttttttteeeeeeeennnnnnnnllllooos<br />

aaaaaauuuf YeeeeeeeeXeeeeeeeepppptttttttV<br />

aaaaaauuuf YeeeeeeeeXeeeeeeeepppptttttttV


“Ich habe Angst<br />

zu verhungern“<br />

Lea leidet unter Hyperphagie.<br />

Weitere Informationen im Innenteil, auf Seite 6–7<br />

(DE-DSE-2300045 10/2023)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!