Leben mit Übergewicht
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2<br />
Vorwort<br />
Dick sein ist nicht lustig<br />
Mehr als 17 Millionen Menschen in Deutschland sind an Adipositas erkrankt. Ein Viertel<br />
der Erwachsenen ist demnach stark übergewichtig – kein Wunder, dass von einer<br />
Adipositas-Epidemie die Rede ist! Die Betroffenen leiden doppelt: an der<br />
Krankheit und unter Diskriminierung. Das darf nicht sein.<br />
Christel Moll<br />
Gründerin und erste Vorsitzende<br />
vom Adipositas Verband<br />
Deutschland e. V.<br />
„Adipositas ist eine<br />
Krankheit und keine<br />
Charakterschwäche.<br />
Jeder Mensch <strong>mit</strong><br />
Adipositas hat ein<br />
Recht auf Behandlung<br />
und Hilfe.“<br />
Weitere Informationen und<br />
Adressen von Selbsthilfegruppen<br />
finden Sie unter:<br />
www.adipositasverband.de<br />
A<br />
dipositas ist kein kosmetisches<br />
Problem. Adipositas ist<br />
auch keine Befindlichkeitsstörung.<br />
Die Weltgesundheitsorganisation<br />
hat schon<br />
vor mehr als 20 Jahren klar<br />
definiert: Adipositas ist eine chronische Erkrankung.<br />
Starkes <strong>Übergewicht</strong> kann viele Ursachen haben.<br />
Genetisch bedingte Veranlagung, Essstörungen,<br />
veränderte Umweltbedingungen,<br />
Diabetes oder psychische Probleme sind nur<br />
einige von vielen möglichen Ursachen.<br />
Unser Anliegen ist, die Betroffenen erst<br />
einmal selbst aus ihrer eigenen Schuldfrage<br />
rauszuholen. Wir möchten ihnen empathisch<br />
den Rücken stärken. Sie sollen sich<br />
trauen, Hilfe zu holen, denn allein kann man<br />
da<strong>mit</strong> kaum fertig werden. Tatsache ist: Wer<br />
erst einmal erheblich übergewichtig ist, wird<br />
dies nur schwer wieder los. Denn der Körper<br />
verteidigt ein einmal erreichtes Gewicht<br />
langfristig. Das ist eine grundsätzliche Körperfunktion.<br />
Einfach zu sagen: „Iss weniger!“, hilft nicht<br />
weiter. Die Vorstellung, dass jeder sein Gewicht<br />
beliebig selbst kontrollieren kann, ist<br />
falsch. Darum sollte man <strong>Übergewicht</strong> auch<br />
nicht als persönliches Versagen abtun. Adipositas<br />
ist eine chronische Erkrankung. Das<br />
muss in die Köpfe der Betroffenen, aber<br />
auch der Behandler.<br />
Adipositas kann auch zur Entstehung weiterer<br />
Erkrankungen führen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
– beispielsweise durch<br />
erhöhte Cholesterinwerte –, Diabetes und<br />
Krebs. Die Kosten für die Behandlung der<br />
Folgeerkrankungen sind beträchtlich. Die<br />
Ursache und die Behandlung der Adipositas<br />
werden leider oft komplett ausgeblendet,<br />
die Behandlungskosten werden lediglich<br />
bezuschusst oder sind Eigenleistung.<br />
Mit der Kampagne „Hilfe statt Häme“ setzen<br />
wir ein Zeichen. Es wird Hilfe benötigt,<br />
und wenn alle verstehen, dass Adipositas<br />
eine Erkrankung ist <strong>mit</strong> allen Rechten der<br />
Patienten auf eine adäquate Behandlung,<br />
dann wird hoffentlich auch die Gesellschaft<br />
<strong>mit</strong> betroffenen Menschen wertschätzender<br />
umgehen.<br />
Diskriminierung<br />
In den letzten Jahrzehnten ist es uns als Gesellschaft<br />
gelungen, Ungleichbehandlungen,<br />
Benachteiligungen und Diskriminierungen<br />
auf ganz vielen Ebenen abzubauen:<br />
Herabsetzungen gegenüber ethnischen<br />
Minderheiten, Verunglimpfungen gleichgeschlechtlicher<br />
<strong>Leben</strong>sentwürfe, ausländerfeindliche<br />
oder antise<strong>mit</strong>ische Äußerungen<br />
werden heute gesellschaftlich geächtet, in<br />
schweren Fällen sogar bestraft. Über eine<br />
Gruppe jedoch wird wie eh und je hergezogen:<br />
die Fetten, in der Fachsprache „Adipöse“<br />
genannt. Fettleibige Menschen werden<br />
dabei als willensschwach, dumm und faul<br />
tituliert; der Umstand, dass sie an einer unheilbaren<br />
chronischen Krankheit leiden,<br />
wird ausgeblendet. Ich kämpfe dafür, dass<br />
das aufhört.<br />
Hilfe in Selbsthilfegruppen<br />
Selbsthilfegruppen sind ein wichtiger Bestandteil<br />
der Krankheitsbewältigung. Sie sind<br />
unabhängig und neutral. Sie bieten nicht nur<br />
einen geschützten Raum für den Austausch<br />
von Erfahrungen und praktischen Tipps und<br />
Hilfestellungen. Betroffene haben hier die<br />
Chance auf emotionale Unterstützung in einem<br />
vertrauensvollen Umfeld. Sie erhalten<br />
Anregungen, Motivation und Ablenkung in<br />
einem Rahmen, in dem sie als Mensch ohne<br />
Vorurteile geschätzt sind. .<br />
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> ... Magazin Healthcare Mediapartner GmbH | Pariser Platz 6a | 10117 Berlin | www.healthcare-mediapartner.de<br />
Herausgeberin Franziska Manske Redaktionsleitung Benjamin Pank Layout Elias Karberg Coverbild Pickfotografie<br />
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