Leben mit Übergewicht
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„Neben dem Wert<br />
des BMI ist auch die<br />
Fettverteilung im<br />
Körper entscheidend<br />
für das Risiko von<br />
Folgeerkrankungen<br />
durch Adipositas.“<br />
Auf die Fettverteilung kommt es an<br />
„Neben dem Wert des BMI ist auch die Fettverteilung<br />
im Körper entscheidend für das<br />
Risiko von Folgeerkrankungen durch Adipositas“,<br />
erklärt Doris Nußbaum, Diätassistentin<br />
und zertifizierte Ernährungsberaterin<br />
der Deutschen Gesellschaft für Ernährung<br />
(DGE) im Helios St. Elisabeth-Krankenhaus<br />
Bad Kissingen.<br />
Personen <strong>mit</strong> einem höheren BMI sollten<br />
nicht nur auf das Körpergewicht achten, sondern<br />
parallel ihren Bauchumfang messen.<br />
Denn: Bei einer bauchbetonten Adipositas<br />
besteht ein erhöhtes Risiko für Krankheiten<br />
wie die koronare Herzkrankheit, Schlaganfall<br />
und Diabetes Typ 2. Bei einem Bauchumfang<br />
von über 88 Zentimetern bei Frauen und 102<br />
Zentimetern bei Männern besteht ein deutlich<br />
erhöhtes Risiko für diese Begleiterkrankungen.<br />
Diät bei Adipositas<br />
„Wer dauerhaft mehr Kalorien zu sich nimmt,<br />
als er verbraucht, nimmt zu. Und zwar nicht<br />
nur durch das Schlemmen an Weihnachten,<br />
Ostern oder an zwei runden Geburtstagen.<br />
Ausschlaggebend ist eine anhaltend erhöhte<br />
Energiezufuhr“, erklärt Doris Nußbaum.<br />
Zwar gibt es Diäten wie Sand am Meer. Doch<br />
nicht jede Diät führt zu langfristigen Erfolgen<br />
beim Abnehmen. Gerade bei übergewichtigen<br />
oder adipösen Personen gibt es keine<br />
allgemeingültige Diät. Vielmehr sollte eine<br />
Ernährungstherapie an die individuellen<br />
Bedürfnisse angepasst sein. Dabei kann es<br />
primär auch um eine Verbesserung der Gesundheit<br />
gehen und nicht um die Gewichtsreduktion.<br />
„Wer erfolgreich Körpergewicht<br />
verlieren will, sollte weniger, aber ausgewogen<br />
essen und sich im Alltag mehr bewegen“,<br />
erklärt Nussbaum.<br />
Die richtige Energiezufuhr bei Adipositas<br />
„Weniger Energie zu sich zu nehmen, als der<br />
Körper benötigt, ist für den Abnehmerfolg<br />
wichtiger, als low-fat oder low-carb zu essen“,<br />
erklärt Nussbaum. Das Energiedefizit sollte<br />
circa 500 Kilokalorien am Tag unter dem<br />
täglichen Energiebedarf liegen. „Am besten<br />
sprechen Betroffene hierzu <strong>mit</strong> einer Ernährungsexpertin<br />
oder einem Ernährungsexperten.<br />
Ansonsten können schnell falsche Werte<br />
entstehen“, rät Nussbaum.<br />
Hinweise rund um eine gesunde Diät<br />
.Ernährungsweise muss zur Person passen<br />
.Energiedefizit erhöht die Chance auf eine<br />
nachhaltige Gewichtsreduktion<br />
.nicht in strenge Schemata pressen lassen<br />
.realistische Ziele setzen, um frustbedingten<br />
Essanfällen vorzubeugen<br />
.Ernährungsprotokolle können anfangs hilfreich<br />
sein, um Portionsgrößen einzuschätzen<br />
.Intervallfasten zum Einstieg kann gut funktionieren,<br />
um das „Snacking“ zu kontrollieren<br />
Den Energiebedarf bei Adipositas berechnen<br />
Eine Formel zur Berechnung des Energiebedarfs<br />
bei Adipositas liefert meist ungenaue<br />
Werte, da sie durch den hohen Fettanteil im<br />
Körper verfälscht werden. Grundsätzlich wird<br />
der Energiebedarf eher durch die Muskelmasse<br />
bedingt. Bei einer übergewichtigen oder adipösen<br />
Person muss die Muskelmasse zunächst<br />
individuell berechnet werden. Betroffene sollten<br />
hierzu Rücksprache <strong>mit</strong> ihrem Arzt oder<br />
Ernährungsberater halten, um nicht fälschlicherweise<br />
einen zu hohen Energiebedarf zu<br />
berechnen.<br />
12 Ernährungstipps bei Adipositas<br />
1 Zwei bis drei Mahlzeiten pro Tag – möglichst<br />
keine Zwischenmahlzeiten und Snacks.<br />
2 Gemüse (zubereitet <strong>mit</strong> hochwertigen Ölen)<br />
und zuckerarme Obstsorten sollten die Basis<br />
der Ernährung bilden.<br />
3 Wenig normale Nudeln, helles Brot/Gebäck<br />
und Fertiggerichte essen. Lieber ballasttoffreiche<br />
Kohlenhydrate: Vollkornnudeln, Vollkornbrot<br />
etc. – die sättigen länger.<br />
4 Proteine (Eiweiß) sorgen für einen langen<br />
Sättigungseffekt und verhindern da<strong>mit</strong> Heißhungerattacken.<br />
Essen Sie deshalb zu jeder<br />
Mahlzeit genügend Eiweiß – z. B. Hülsenfrüchte<br />
(Bohnen, Linsen und Co.), mageres Fleisch,<br />
Fisch, Tofu, Eier, Milchprodukte,<br />
Vollkorngetreide oder Nüsse.<br />
5 Wichtig und sättigend sind auch gute Fette:<br />
zum Beispiel hochwertig hergestelltes Olivenöl,<br />
Nussöl, Leinöl oder Hanföl.<br />
6 Viel trinken! Und zwar unbedingt zuckerfrei.<br />
Am besten Wasser und Tee.<br />
7 Snacks als absolute Ausnahme – am ehesten<br />
Rohkost oder eine Handvoll Nüsse. Wenn es<br />
etwas Süßes sein muss: dunkle Schokolade <strong>mit</strong><br />
70 Prozent Kakaoanteil. Aber: Langsam und<br />
achtsam genießen! Und – vielleicht reicht auch<br />
schon „einmal dran schnuppern“? Vielleicht ist<br />
es sogar gar nicht Hunger, sondern Langeweile,<br />
die den Essimpuls auslöste?<br />
8 Üben Sie Achtsamkeit und Genuss im Umgang<br />
<strong>mit</strong> Essen. Überlegen Sie Alternativen<br />
(spazieren, ein Bad nehmen, Zähne putzen,<br />
Bittertropfen einnehmen, jemanden anrufen<br />
usw.) für Situationen, in denen Ihr Essimpuls<br />
nicht aus wahrem Hunger entsteht.<br />
9 Tellerprinzip beachten: 50 Prozent Gemüse<br />
plus 30 Prozent sättigendes Eiweiß (Hülsenfrüchte,<br />
Fisch, Fleisch) plus 20 Prozent ballaststoffreiche<br />
Beilage (Vollkornnudeln, Kartoffeln<br />
o. Ä.)<br />
10 Bei starkem <strong>Übergewicht</strong> kann ein hochwertiger<br />
Proteinshake als Abnehmhilfe ärztlich<br />
verordnet werden. Wählen Sie Shakes besser<br />
nicht auf eigene Faust!<br />
11 Planen Sie evtl. ein bis zwei Reistage pro<br />
Woche ein. Reistage sind Entlastungstage. Sie<br />
unterstützen das Abnehmen und sensibilisieren<br />
die Geschmacksnerven.<br />
12 Auch ein Heilfasten, am besten ärztlich begleitet<br />
in einer Kurklinik, kann den Einstieg in<br />
die Ernährungsumstellung erleichtern. Sprechen<br />
Sie <strong>mit</strong> Ihrem Arzt.<br />
Gut zu wissen: <strong>Leben</strong>s<strong>mit</strong>tel im Vergleich<br />
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die bei<br />
der Ernährung viel ausmachen und sich positiv<br />
oder negativ auf das Körpergewicht auswirken<br />
können. „Oft liegt der Teufel im Detail<br />
und so entpuppen sich vermeintlich gesunde<br />
Smoothies beispielsweise als wahre Fruchtzuckerfallen“,<br />
erklärt Doris Nussbaum. Dieser<br />
gelangt direkt in die Leber und wird dort zu<br />
Fett umgebaut. Die Diätassistentin und Ernährungsberaterin<br />
hat Tipps, welche <strong>Leben</strong>s<strong>mit</strong>tel<br />
durch gesündere Alternativen ausgetauscht<br />
werden können.<br />
Bewusst ernähren<br />
Die Ernährung spielt bei übergewichtigen und<br />
adipösen Menschen eine wichtige Rolle. Wer<br />
ein zu hohes Gewicht und einen zu hohen<br />
Bauchfettanteil hat, sollte seine Ernährung<br />
umstellen und sich mehr bewegen. Denn Gewichtsreduktion,<br />
Ernährung und Bewegung<br />
hängen zusammen.<br />
Um Crash-Diäten und falsche Ernährungsweisen<br />
zu vermeiden, empfiehlt es sich, <strong>mit</strong> Ärzten<br />
zu sprechen oder Diätassistenten aufzusuchen.<br />
Diese können einen sinnvollen Ernährungsplan<br />
<strong>mit</strong> den Betroffenen erstellen. Auf diese<br />
Weise können langfristige Ziele erreicht werden,<br />
die sich positiv auf die Gesundheit auswirken.<br />
Denn: Wer Gewicht und Bauchfett reduziert,<br />
verringert auch das Risiko für zum Teil<br />
lebensbedrohliche Begleiterkrankungen durch<br />
Adipositas oder <strong>Übergewicht</strong>.<br />
Bitte beachten Sie: Grundsätzlich sollte eine<br />
Ernährungsumstellung immer <strong>mit</strong> dem Hausarzt<br />
oder einem Ernährungsmediziner/-berater<br />
besprochen werden. Diese Informationen<br />
ersetzen keine ernährungsmedizinische Beratung.<br />
Ernährungsmedizinische Behandlung/<br />
Beratung ist eine Kassenleistung..<br />
„Oft liegt der Teufel im<br />
Detail und so entpuppen<br />
sich vermeintlich<br />
gesunde Smoothies<br />
beispielsweise als wahre<br />
Fruchtzuckerfallen.“