02.12.2023 Lindauer Bürgerzeitung
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6 2. Dezember 2023 · BZ Nr. 48/23<br />
WISSENSWERTES<br />
Klarere Strukturen, Hilfe und Beratung<br />
Wertstoffhof Lindau Unternehmen Chance zieht nach fünf Monaten als neuer Betreiber ein positives Resümee<br />
Bei Politikern ist es ja gang und<br />
gäbe, dass sie nach 100 Tagen<br />
im neuen Amt ein erstes Fazit<br />
ziehen. Um Politik geht‘s beim<br />
Unternehmen Chance zwar nicht<br />
und die 100-Tage-Frist ist auch<br />
überschritten, aber ein Resümee<br />
möchte das Unternehmen Chance<br />
trotzdem ziehen. Denn vor ziemlich<br />
genau fünf Monaten hat es<br />
den Betrieb des Wertstoffhofes<br />
in Lindau übernommen und damit<br />
einen Lernprozess für beide<br />
Seiten in Gang gesetzt: für die<br />
eigenen Mitarbeiter, die auf dem<br />
Wertstoffhof arbeiten, und für die<br />
<strong>Lindauer</strong> Einwohner, die ihren<br />
Müll im Wertstoffhof entsorgen.<br />
Aufgabe des Zweckverbandes<br />
für Abfallwirtschaft Kempten<br />
(ZAK) ist es, die abfallwirtschaftlichen<br />
Aufgaben „Vermeiden,<br />
Verwerten und Entsorgen“ für<br />
über 300.000 Einwohner im<br />
Zweckverbandsgebiet zu lösen.<br />
Das heißt, die Restmüllmengen<br />
zu minimieren, die Entsorgungssicherheit<br />
zu garantieren und<br />
abfallwirtschaftliche Anlagen bereitzustellen.<br />
Müllvermeidung<br />
steht jedoch an erster Stelle.<br />
Der ZAK arbeitet deshalb auf<br />
verschiedenen Ebenen daran,<br />
dass die Quote der Müllvermeidung<br />
so groß wie möglich ist.<br />
Das Wieder- und Weiterverwenden<br />
von Geräten, Möbeln und<br />
anderen Produkten verhindert<br />
nicht nur den Klimaschaden,<br />
der bei der Entsorgung anfällt,<br />
sondern spart auch Ressourcen,<br />
die bei der Herstellung neuer<br />
Artikel verschwendet werden<br />
würden und den Energieaufwand,<br />
sie in Umlauf zu bringen.<br />
Verstärkung fürs Team<br />
Das Unternehmen Chance sucht<br />
weitere Mitarbeiter/-innen, die<br />
sich die Arbeit auf dem Wertstoffhof<br />
in Lindau zutrauen:<br />
Da muss man weder schwer<br />
tragen, noch schwer heben,<br />
aber man sollte wetterfest<br />
sein. „Wir brauchen Leute, die<br />
sich mit dem Nachhaltigkeitsgedanken<br />
identifizieren, die<br />
Spaß am Umgang mit Menschen<br />
haben, die über gute Deutschkenntnisse<br />
und über so viel<br />
soziale Kompetenz und Einfühlungsvermögen<br />
verfügen, dass<br />
sie auch mal ein schwieriges<br />
Gespräch zu einem guten Ende<br />
bringen können“, sagt Claudia<br />
Mayer, Geschäftsführerin des<br />
Unternehmens Chance und<br />
Bereichsleitung ReUse beim<br />
ZAK in Kempten.<br />
Für alle anderen Aufgaben<br />
werden die Mitarbeiter/-innen<br />
des Wertstoffhofes Lindau<br />
geschult.<br />
Dazu gehören neben Abfallkunde<br />
das Erkennen und die<br />
Einstufung von Problemmüll,<br />
das Wissen über die unterschiedlichen<br />
Entsorgungswege,<br />
das Überprüfen von<br />
Elektroaltgeräten auf Funktion<br />
und Sicherheit, die Beratung<br />
der Bürger/-innen uvm.<br />
Arbeitskleidung wird gestellt.<br />
Verschiedene Arbeitszeitmodelle<br />
sind denkbar. Die Arbeit<br />
ist für alle Altersgruppen geeignet.<br />
Das Team pflegt einen<br />
guten Umgang untereinander<br />
und freut sich auf Verstärkung.<br />
Aktuell werden ein Mitarbeiter<br />
oder eine Mitarbeiterin in Vollzeit<br />
(30 Stunden proWoche)<br />
und ein stellvertretender Wertstoffhof-Leiter<br />
oder eine stellvertretende<br />
Wertstoffhof-Leiterin<br />
(34 Stunden pro Woche)<br />
gesucht.<br />
Wer sich für einen Job auf<br />
dem Wertstoffhof in Lindau<br />
interessiert oder auch weitere<br />
Fragen dazu hat, wendet sich<br />
direkt an Valentina Rist beim<br />
Unternehmen Chance.<br />
Sie ist erreichbar unter<br />
Tel.: 0 83 82/9 89 69 80<br />
Kurzbewerbung per E-Mail an:<br />
valentina.rist@unternehmenchance.de<br />
Sie gehören zu den 14 Mitarbeitern, die für das Unternehmen Chance auf dem Wertstoffhof in Lindau<br />
arbeiten. Sie betreuen die einzelnen Stationen, an denen die verschiedenen Müllarten entsorgt werden<br />
können. Diese Arbeit ist wichtig, das wissen sie. Damit sie sie verantwortungsvoll ausführen können,<br />
wurden sie gut geschult. Gern beraten sie die Kunden des Wertstoffhofes zu den über 40 Abfallarten, die<br />
man hier entsorgen kann, und warum es so wichtig ist, sie nach bestimmten Kriterien sauber zu trennen.<br />
Am einfachsten und schnellsten geht es, wenn die Wertstoffhof-Kunden ihren Müll bereits sorgfältig vorsortiert<br />
haben. Das spart Zeit für Erklärungen, nachträgliches Aussortieren und doppelte Wege auf dem<br />
Wertstoffhof.<br />
BZ-Foto: Unternehmen Chance/Valentina Rist<br />
Bislang haben die vier Gebrauchtwarenkaufhäuser<br />
im ZAK-Gebiet,<br />
zu denen auch die in Lindau<br />
und Lindenberg gehören,<br />
360.000 Artikel verkauft, die<br />
als Spende kamen oder auf den<br />
Wertstoffhöfen vor dem Container<br />
gerettet wurden. Zusammen<br />
mit der im Jahr 2018 eingeführten<br />
ZAK-Box müssen so<br />
jährlich 1.000 Tonnen weniger<br />
„Sperrmüll“ der thermischen<br />
Verwertung zugeführt werden.<br />
Um noch mehr wiederverwendbare<br />
Gegenstände aus dem Abfallkreislauf<br />
herauszuhalten, aber<br />
auch um Wertstoffe möglichst<br />
sortenrein ihrer Wiederverwertung<br />
zuführen zu können, müssen<br />
alle Abfallarten begutachtet<br />
und entsprechend ihrer unterschiedlichen<br />
Entsorgungswege<br />
sortiert werden.<br />
Das tun im Wertstoffhof in<br />
der Robert-Bosch-Straße in Lindau<br />
seit dem 1. Juli 2023 14 Mitarbeiter<br />
und Mitarbeiterinnen<br />
des Unternehmens Chance. Dort<br />
werden mehr als 40 verschiedene<br />
Abfallarten angenommen. Die<br />
Mitarbeiter müssen dabei die<br />
hohen Standards des ZAK erfüllen,<br />
Dinge zu sichten und<br />
zu separieren, die einer Wiederverwendung<br />
und einer Wiederverwertung<br />
zugeführt werden<br />
können. Dafür wurden sie gut<br />
geschult und sind sich ihrer verantwortungsvollen<br />
Aufgabe bewusst.<br />
Wenn sie also den Müll, den<br />
die Wertstoffhof-Kunden entsorgen<br />
möchten, sichten, hat<br />
das nichts mit Gängelei zu tun,<br />
sondern dahinter steckt der<br />
Auftrag, die Müllentsorgung seriös<br />
und verantwortungsbewusst<br />
zu gestalten. Das mag mancher<br />
Kunde, der einfach nur schnell<br />
seinen Müll loswerden möchte,<br />
mitunter als lästig empfinden.<br />
Aber wussten Sie zum Beispiel,<br />
dass die Trennung zwischen Zeitungspapier<br />
und Mischpapier so<br />
wichtig ist, weil Zeitungspapier<br />
eine wesentlich bessere Qualität<br />
als Mischpapier hat und daher<br />
als höherwertiger Rohstoff von<br />
der Papierindustrie genutzt werden<br />
kann? Auch Mischpapier<br />
wird wiederverwertet. Aber können<br />
Sie sich vorstellen, dass man<br />
aus benutzten Damenbinden,<br />
vollgeschnäuzten Papiertaschentüchern<br />
oder vollen Babywindeln<br />
wieder brauchbare Rohstoffe<br />
gewinnen kann? Nein? Stimmt!<br />
Das gehört nicht zwischen das<br />
Mischpapier, das ist Hygieneabfall,<br />
der in der Restmülltonne entsorgt<br />
werden muss. Als solcher<br />
tut er aber auch noch ein gutes<br />
Werk. Der Restmüll wird im<br />
Müllheizkraftwerk Kempten in<br />
Energie und Fernwärme umgewandelt.<br />
Auch Kunststoffverpackungen<br />
zählen zu den Wertstoffen.<br />
Allerdings würde die Verwertungsqualität<br />
mit jedem Nahrungsmittelrest<br />
oder Medizinabfall<br />
sinken, der darin kleben geblieben<br />
ist. Und mal Hand aufs<br />
Herz: Können Sie verwertbaren<br />
Bauschutt eindeutig von nicht<br />
verwertbarem unterscheiden?<br />
Verwertbarer Bauschutt wird aufbereitet<br />
und z.B. für den Straßenbau<br />
verwendet, der andere wandert<br />
auf spezielle Deponien. All<br />
das wissen die Wertstoffhof-Mitarbeiter<br />
ganz genau und helfen<br />
den Kunden deshalb bei der richtigen<br />
Sortierung. Gern stehen sie<br />
ihnen für alle Fragen beratend<br />
zur Seite. Was kann man zum Beispiel<br />
tun, wenn man einen Berg<br />
getragener Klamotten loswerden<br />
möchte? Bekleidung, Schuhe und<br />
Heimtextilien gehören nur in<br />
Wertstoffhof Lindau<br />
Robert-Bosch-Straße 19<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag, Dienstag, Donnerstag:<br />
14 bis 18 Uhr<br />
Mittwoch, Freitag: 10 bis 18 Uhr<br />
Samstag: 9 bis 12 Uhr<br />
Hinweis:<br />
Um zum Beispiel größere Mengen<br />
Sperrmüll zu entsorgen, eignet<br />
sich die Müllumladestation an<br />
der Bösenreutiner Steig besser.<br />
Dort ist mehr Platz zum Rangieren<br />
mit Anhängern und dort ist<br />
ebenfalls samstags geöffnet.<br />
@ Wie man die verschiedenen<br />
Müllarten richtig trennt:<br />
www.zak-kempten.de/<br />
entsorgen/richtig-trennen<br />
Betreiberwechsel<br />
Seit 1994 hat die Firma Stark<br />
aus Lindau im Auftrag der<br />
ZAK Abfallwirtschaft GmbH<br />
Kempten den Wertstoffhof in<br />
Lindau betreut.<br />
Zum 1. Juli 2023 wechselte<br />
der Betreiber. Das Unternehmen<br />
Chance gGmbH<br />
stellt seither die Mitarbeiter<br />
und Mitarbeiterinnen, die<br />
den Wertstoffhof mit allen<br />
Fraktionen – das sind 42<br />
verschiedene Abfallarten<br />
und zusätzlich ein Schadstoffmobil<br />
– betreuen.<br />
die Kleidercontainer, wenn sie<br />
noch tragbar sind. Ansonsten ist<br />
- nein, nicht der Sperrmüll - die<br />
richtige Fraktion, sondern der<br />
Restmüll. Reicht die Tonne zu<br />
Hause nicht aus, muss man dafür<br />
zusätzlich einen gebührenpflichtigen<br />
Abfallsack erwerben.<br />
Haben Schuhe, Mützen oder Pullis<br />
blinkende Lichter, zählen sie<br />
gar als Elektroschrott.<br />
Wie man seinen Müll richtig<br />
trennt, kann man auf der Homepage<br />
des ZAK nachlesen. Dann<br />
geht‘s auf dem Wertstoffhof<br />
auch ruck-zuck. Ansonsten helfen<br />
die Mitarbeiter dort gern weiter.<br />
Dass es das ein oder andere<br />
Mal zu Diskussionen kommt,<br />
bleibt nicht aus. Die Wertstoffhof-Mitarbeiter<br />
wissen, dass sie<br />
den Kunden ein gewisses Verständnis<br />
abverlangen und viel<br />
erläutern müssen. Auch die richtige<br />
Mülltrennung will gelernt<br />
sein. „Wir haben ein gut geschultes<br />
und eingespieltes Team, das<br />
unseren Kunden bei jedem Wetter<br />
montags bis samstags mit Rat<br />
und Tat zur Seite steht“, weiß<br />
Claudia Mayer, Geschäftsführerin<br />
des Unternehmens Chance.<br />
Deshalb ist sie froh, dass 80 Prozent<br />
der Kunden eine positive<br />
Rückmeldung geben und die<br />
Strukturen auf dem Wertstoffhof<br />
in Lindau nun klarer finden<br />
und sich bestens betreut fühlen.<br />
Die Mitarbeiter mussten aber leider<br />
erfahren, dass es auch beim<br />
Thema Müll unbelehrbare Menschen<br />
gibt, von denen sich einige<br />
nicht zu fein sind, ihrem Frust<br />
freien Lauf zu lassen. „Das sind<br />
glücklicherweise nur ganz wenige.<br />
Wir lernen, damit umzugehen<br />
und noch mehr Menschen begreiflich<br />
zu machen, dass sie auf<br />
dem Wertstoffhof nicht einfach<br />
nur ihren Müll loswerden können,<br />
sondern dass er auch ein<br />
Angebot für mehr Nachhaltigkeit<br />
ist. Die Frauen und Männer, die<br />
hier arbeiten, tun das gern und<br />
aus voller Überzeugung. Sie leisten<br />
mit ihrer Arbeit einen wichtigen<br />
Beitrag gegen die Verschwendung<br />
von Ressourcen und Energie<br />
und somit für mehr Klimaschutz“,<br />
so Claudia Mayer.<br />
HGF