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ECHO Top100 Imst 2023

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TOP 100 IMST | INTERVIEW<br />

Wandel macht erfolgreich<br />

Steuerberater. Simon Kaufmann, Steuerberater der Kanzlei Frötscher+<br />

Pregenzer+Kaufmann, über die aktuelle wirtschaftliche Situation, von Teuerungen<br />

über Inflation bis 30-Stunden-Woche, und Mut in Krisenzeiten.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie geht es den Unternehmen<br />

angesichts Teuerungen,<br />

Inflation usw.?<br />

Simon Kaufmann: Abhängig<br />

von Branche, Größe, Standort<br />

usw. verschieden, aber die Stimmung<br />

war schon besser. Im Tourismus<br />

zeigt sich ein Aufwärtstrend.<br />

In der Baubranche ist die<br />

bestehende Auftragslage gut, die<br />

Auftragserwartung aber getrübt.<br />

Im Dienstleistungssektor und im<br />

Handel ist die Stimmung eher<br />

positiv, die Erwartungen aber<br />

ebenfalls verhalten. Alle Betriebe<br />

stehen vor Herausforderungen:<br />

nach der Pandemie nun Osteuropakonflikt,<br />

Arbeitskräftemangel,<br />

Teuerungen bei Rohstoffen,<br />

Energie, Gehältern usw. Selbst<br />

bei steigendem Umsatz wird<br />

der Gewinn vorerst eher sinken.<br />

Wir stecken in einer Stagflation<br />

d. h. geringes wirtschaftliches<br />

Wachstum und hohe Inflation.<br />

Viele Menschen spüren das an<br />

ihrer Kaufkraft.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie schätzen Sie die Zinserhöhungen<br />

ein?<br />

Kaufmann: Das Drehen an der<br />

Leitzinsschraube ist ein Balanceakt.<br />

Einerseits muss die EZB Maßnahmen<br />

ergreifen, um der Inflation entgegenzuwirken<br />

und Preisstabilität<br />

herzustellen. Andererseits wirkt sich<br />

die Zinserhöhung negativ auf das<br />

Wirtschaftswachstum aus. Die nächsten<br />

Jahre werden herausfordernd.<br />

Zwar wird die Inflation sinken, die<br />

Zinsen werden aber nicht wieder<br />

auf Vorkrisenniveau fallen, sondern<br />

sich zwischen drei bis vier Prozent<br />

einpendeln. Das ist noch immer<br />

ein moderates Zinsniveau, wir waren<br />

nur in den vergangenen Jahren<br />

außergewöhnlich niedrige Zinssätze<br />

gewohnt. Fraglich ist, warum in<br />

diesen Zeiten auch noch<br />

die KIM-Verordnung<br />

beschlossen wurde. Als<br />

Privatperson einen Kredit<br />

zu finanzieren, ist äußerst<br />

schwierig. Im Firmenbereich<br />

sind die Vergabekriterien<br />

nicht ganz so regulativ,<br />

doch viele Betriebe,<br />

die gut funktionieren,<br />

aber nicht so viel Eigenkapital<br />

aufweisen, haben<br />

es schwer, einen Kredit zu<br />

bekommen. Auch steigen<br />

die Zinsen anlagenseitig<br />

nicht im selben Ausmaß.<br />

Der Hauptgrund hierfür<br />

dürfte sein, dass die Banken<br />

noch genug Einlagen<br />

haben und nicht um Sparer<br />

konkurrieren müssen.<br />

Steigende Sparzinsen sind<br />

zudem ein Anreiz, weniger<br />

auszugeben. Im Vergleich<br />

zum US-Dollar ist der Euro<br />

wieder stärker geworden,<br />

d. h. die Attraktivität des Euro für<br />

ausländische Investoren steigt. Der<br />

Export aus dem Euro-Raum wird<br />

teurer, im Einkauf entstehen Vorteile.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was sollte die Politik tun?<br />

Kaufmann: Weg vom Gießkannenprinzip<br />

und hin zu zielgerichteter<br />

Unterstützung für Menschen mit geringem<br />

Einkommen. Investitionsanreize<br />

sind wichtig, um die Wirtschaft<br />

Fotos: Mario Rabensteiner Photography, Kaufmann<br />

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<strong>ECHO</strong> TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK IMST <strong>2023</strong>

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