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emsblick Meppen Heft 59 (Dezember 2023/ Januar 2024)

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LEBEN<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten...<br />

Gespräch mit der Ärztin und Psychotherapeutin Dr. Heidemarie Bode<br />

Ob im Privatleben oder in der beruflichen<br />

Laufbahn - jeder von uns, fast<br />

ohne Ausnahme, macht im Leben<br />

mindestens einmal eine schwere<br />

Zeit durch. Eine Phase, in der vielleicht<br />

sogar die Hoffnungslosigkeit<br />

überwiegt, in der alles trist und die<br />

Zukunft alles andere als rosig erscheint.<br />

Wie sollte man mit dem Leid<br />

umgehen? Wie belastend ist die Situation?<br />

Ärztin und Psychotherapeutin<br />

Dr. Heidemarie Bode ist Expertin auf<br />

diesem Gebiet. Seit 2002 praktiziert<br />

sie in <strong>Meppen</strong>, zuerst im Haus der<br />

Landwirtschaft und seit 2018 in der<br />

Deichstraße. Wir haben mit ihr über<br />

das Thema „Das Selbst in der Verhaltenstherapie“<br />

und die von ihr besuchte<br />

Jahrestagung des Deutschen<br />

Fachverbandes für Verhaltenstherapie<br />

in Münster gesprochen.<br />

Im Rahmen der Jahrestagung der<br />

deutschen Verhaltenstherapeuten<br />

wurde ein für die Therapie psychisch<br />

kranker Menschen sehr nützlicher<br />

und hilfreicher Workshop von Arve<br />

Thürmann aus Berlin angeboten:<br />

Akzeptanz and Commitment Therapy<br />

(ACT) zum Umgang mit Leid, eine<br />

von Christopher Germer und Christin<br />

Neff entwickelte Therapie. Diese<br />

geht davon aus, dass Leid ein Teil<br />

des Menschseins ist und alle Menschen<br />

verbindet. „Wir alle erfahren<br />

Leid in unserem Leben. In uns ist jedoch<br />

ein Anteil, der sich weigert, das<br />

Leid anzunehmen. Dies ist ein gesunder<br />

Anteil, weil Schmerz ein Hinweis<br />

auf einen drohenden Körperschaden<br />

ist“, erläutert Heidemarie<br />

Bode. Dieser Anteil schütze davor,<br />

dass wir zu Schaden kommen. Ein<br />

Kind lernt bereits früh, nicht auf eine<br />

heiße Herdplatte zu fassen, weil es<br />

weh tut.<br />

„Es gibt aber viel Leid, das wir nicht<br />

umgehen können“, ergänzt die Ärztin<br />

und Psychotherapeutin. Dies<br />

seien Mangelerfahrungen, die durch<br />

Tod oder Trennung entstehen. Wir<br />

verlieren Menschen, die wir lieben.<br />

Auch gesundheitliche Einschränkungen<br />

zum Beispiel im Alter seien<br />

mit viel Leid verbunden. Mit einer<br />

wohlwollenden akzeptierenden Haltung<br />

gegenüber dem Leid falle es<br />

leichter, dieses zu ertragen: „Commitment“<br />

nennen wir die die Bereitschaft,<br />

das Leid anzunehmen. Das<br />

heißt aber nicht, dass wir es für gut<br />

halten. Verpflichtung zur Annahme<br />

sei nur der erste Schritt aus der Hölle<br />

hinaus. So komme man leichter<br />

durch das Leid hindurch. Wir finden<br />

Dr. Heidemarie Bode<br />

dieses auch im christlichen Glauben: Herr, dein Wille<br />

geschehe im Vater Unser ist „Commitment“, aber oft<br />

nur ein Lippenbekenntnis.<br />

Was braucht jemand, der leidet? Wenn wir leiden,<br />

brauchen wir die sogenannte „Self- Compassion“ -<br />

Liebe und Mitgefühl. Menschen, die depressiv seien,<br />

haben eine negative Einstellung zu sich selbst und zu<br />

ihrer Zukunft und wenig Selbstbewusstsein. Sie entwerten<br />

sich oft selbst und machen sich selbst „klein“,<br />

statt sich zu ermutigen. Allerdings hbe die „Self-Compassion“<br />

nichts mit Selbstbezogenheit zu tun, sondern<br />

sei eine gute Selbstfürsorge. Egoismus heißt dagegen,<br />

eigene Bedürfnisse auf Kosten anderer zu befriedigen.<br />

Bei „Self-Compassion“ geht es darum, das eigene<br />

Leiden zu verringen, indem wir Liebe und Mitgefühl<br />

nicht nur anderen sondern auch uns selbst entgegenbringen.<br />

Ein Zitat: „Wenn dein Mitgefühl dich selbst<br />

nicht mit einschließt, ist es unvollständig“, schreibt<br />

der US-amerikanische Psychologe Jack Kornfeld.<br />

14 | <strong>emsblick</strong> – <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>-<strong>Januar</strong> <strong>2024</strong>

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