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emsblick Meppen Heft 59 (Dezember 2023/ Januar 2024)

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Warum protestiert<br />

die Apothekerschaft?<br />

Dr. Hermann Kerckhoff erläutert Hintergründe und Reaktionen<br />

Am Mittwoch, 8. November <strong>2023</strong>, blieben die Apotheken geschlossen. Dazu<br />

hat die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände aufgerufen - als<br />

Teil des bundesweiten "Protestmonats" der Apotheker im November. Der<br />

Protest richtete sich gegen anhaltende Missstände in der Arzneimittelversorgung<br />

- darunter Lieferengpässe, fehlendes Personal und Apothekenhonorare.<br />

Auch in <strong>Meppen</strong> ließ der Blick in<br />

die Schaufenster der Apotheken<br />

zahlreiche Passanten innehalten.<br />

„Warum haben die Apotheken zu?“,<br />

wunderten sie sich. „Wir bitten um<br />

Ihr Verständnis“, war auf vielen<br />

Plakaten mit Forderungen in den<br />

Schaufenstern zu lesen und ein<br />

Hinweis, dass in dringenden Fällen<br />

die Notdienstversorgung zur Verfügung<br />

stehe. So zum Beispiel in der<br />

Alten Stadt-Apotheke am Markt 12<br />

in <strong>Meppen</strong>, wo Dr. Hermann Kerckhoff<br />

mit seinem Team zahlreiche<br />

Patienten mit Medikamenten versorgte. Im Gespräch mit uns erklärte er, wo<br />

die Probleme liegen und was er und seine Kollegen fordern.<br />

„Ich unterstütze den Streik der Kollegen“, machte der Apotheker klar. Es sei<br />

nur ein Zufall, dass seine Apotheke an diesem Tag Notdienst hatte. Auch er<br />

kritisiert die Reformpläne des Bundesgesundheitsministers Professor Karl<br />

Lauterbach (SPD). „Die Bundesregierung versagt den Apotheken die notwendige<br />

Wertschätzung“, sagte er. Das Apothekenhonorar wurde seit elf Jahren<br />

nicht angepasst. Dabei müsse die Vergütung an die Kostenentwicklung und<br />

die Inflation angepasst werden, um das System zu stabilisieren.<br />

Ohne die Anpassung werden die Apotheken nach seinen Worten einfach kaputt<br />

gespart. Das könne aber nicht im Sinne der Patientinnen und Patienten<br />

sein, die sich Apotheken vor Ort wünschen. Auch für ihren Einsatz in der<br />

Lieferengpass-Krise benötigen die Apotheken endlich eine faire Vergütung. In<br />

diesem Zusammenhang erzählte Dr. Hermann Kerckhoff wie hoch der Zeitaufwand<br />

bei Medikamentenmangel sei. Die Apotheker verlieren die Zeit, weil<br />

sie nichts anders machen können als Lieferanten abzutelefonieren. Was tun,<br />

wenn die Grippenwelle im Winter kommt?<br />

Der Protest richtet sich nach Worten von Dr. Kerckhoff auch gegen die immensen<br />

bürokratischen Aufwände, die die Apotheken aktuell haben. Sogenannte<br />

„Retaxationen“, also verweigerte Zahlungen der Krankenkassen an<br />

die Apotheken bei erbrachter Leistung, darf es nicht mehr geben“, betont er.<br />

Weiterhin kritisiert er die Lauterbach`schen Liberalisierungspläne zur „Apotheke<br />

light“, die mehr Filialen in die Flächen bringen sollen, wobei diese dann<br />

jedoch ohne Notdienst-, Labor- und Rezepturpflicht und vor allem ohne Approbierte,<br />

dafür aber mit PTA-Vertretung<br />

und bedarfsweise kontaktierten<br />

„Tele-Apothekern“ funktionieren<br />

sollen. Stattdessen fordert er wie die<br />

Apothekenverbände die Stärkung der<br />

bestehenden Apotheken, um die lebenswichtige<br />

Versorgung vor Ort mit<br />

guter Flächendeckung auch morgen<br />

noch leisten zu können.<br />

Vorstand und Geschäftsführung der TelefonSeelsorge<br />

Emsland/Grafschaft Bentheim bilden v. l.: Marina<br />

Röttgers, Ludger Plogmann, Dr. Hermann Kues, Gerd<br />

Gels und Maria Hillmann.<br />

Neuer Vorsitzender<br />

der TelefonSeelsorge<br />

gewählt<br />

Foto: Franz Hillmann<br />

Dr. Hermann Kues, geboren am 23. November<br />

1949 in Holthausen, ist auf der<br />

Mitgliederversammlung der TelefonSeelsorge<br />

Emsland/Grafschaft Bentheim zum<br />

neuen 1. Vorsitzenden gewählt worden.<br />

Der ehemalige Bundestagsabgeordnete und<br />

Staatssekretär bei der Bundesministerin für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend sagte<br />

nach der Wahl, er freue sich darauf, sich für<br />

eine absolut sinnvolle Einrichtung engagieren<br />

zu dürfen. Die TelefonSeelsorge sei aus seiner<br />

Sicht eine zutiefst unterstützenswerte Sache,<br />

die tief in der christlich-sozialen Landschaft<br />

verwurzelt sei. Ratsuchenden werde hier eine<br />

anonyme und kompetente Plattform geboten.<br />

Hinter jedem Telefonat steckt eine Geschichte,<br />

ein Schicksal. Die TelefonSeelsorge Deutschland<br />

gibt es seit 70 Jahren. Etwa 7000 Personen<br />

arbeiten hier ehrenamtlich mit. Sie unterstützen<br />

Menschen in Notlagen und haben ein<br />

offenes Ohr für Ratsuchende sowohl am Telefon<br />

als auch in Chat und Mailkontakten. Im<br />

Emsland und in der Grafschaft Bentheim ist<br />

der Verein seit 1995 tätig und wurde 14 Jahre<br />

lang von Hermann Niemann aus <strong>Meppen</strong><br />

geführt. 70 ehrenamtliche TelefonSeelsorger<br />

sind im Einsatz - anonym und rund um die<br />

Uhr.<br />

Die TelefonSeelsorge ist erreichbar unter<br />

den Telefonnummern 0800-1110111 und<br />

0800-1110222 und über den Chat unter den<br />

Web-Adressen<br />

telefonseelsorge-emsland.de und<br />

telefonseelsorge-grafschaft-bentheim.de<br />

45 | <strong>emsblick</strong> – <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>-<strong>Januar</strong> <strong>2024</strong>

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