„SoulHunger“WennEssstörungendas Lebenfest im GriffhabenSeit einigen Jahrenbemerken wir einenstarken Anstieg vonEssstörungen beiKindern und Jugendlichen.Im folgendenArtikel finden Sie Informationenzu denzwei häufigsten Störungen.Erfahren Siemehr über die Entstehung,Kennzeichenund Behandlungsmöglichkeitender Anorexie (Magersucht)und der Bulimie(Ess- und Brech-Sucht).14© 2023 iStockphoto.com/ Aleksei Morozov
„Soul Hunger“ - Wenn Essstörungen das Leben fest im Griff habenBei Essstörungen handelt essich um verschiedene Formenvon sehr resistenten Erkrankungen,die sichüber viele Jahrehinweg bemerkbarmachen können. Ineinigen Fällen istsogar – sofern sieunbehandelt bleiben– ein tödlicherAusgang möglich.Wir sprechen alsovon lebensbedrohlichenErkrankungen.So unterschiedlich diejeweiligen Formen in Erscheinungtreten, weisen sie dennochalle eine Gemeinsamkeit auf: DasThema „Essen“ stellt den Lebensmittelpunktder Betroffenen dar.Vor allem die Angst zuzunehmen,beherrscht den gesamtenTagesablauf. Ständig kreisendie Gedanken um das eigeneGewicht, unstillbaren Hungerund die Sorge zuzunehmen.Bei all diesen Formen ist das Verhältniszum eigenen Körper starkbeeinträchtigt. Auffällig dabei ist,dass pubertierende Mädchen undjunge Frauen statistisch gesehenam häufigsten von Essstörungenbetroffen sind. Studien zeigenuns jedoch, dass auch Männer -zwar wesentlich seltener, aberdennoch - erkranken können.In den westlichen Industriestaatenverzeichnen wir einenbesorgniserregenden Anstieg. Sogab es beispielsweise in Österreichvor wenigen Jahren nochrund 7500 erkrankte Menschen,seit der Pandemie und vor allemden Lockdowns ist die Zahl derKrankenhauseinweisungen beiPatient*innen aufgrund von Essstörungenum 48 % gestiegen.Pandemie und Lockdownsließen die Zahlen in dieHöhe schnellenIn unserem therapeutischen Alltagbegegnen uns immer wiederähnliche Konstellationen, aus„Das Thema"Essen" stelltden Lebensmittelpunktder Betroffenendar.“denen wir Gründe für den pandemiebedingtenAnstieg erschließenkönnen.Lockdowns führtenzu familiären Anspannungen,manwar sozusagen„gemeinsam eingekerkert“.DieBetroffenen littenan einem Mangelan Selbstreflexion,sie konnten in diesenPhasen buchstäblichnichts mit sich anfangen.Fehlende Strukturen führtenzu extrem großen Verunsicherungen,vieles war neu und unerprobt.Homeoffice und Homeschoolingsind nur einige Beispielefür die Ereignisse, welche dieBetroffenen in die Verunsicherunggetrieben haben.Gerade junge Menschen littenwährend der Pandemie zunehmendan Identitätskrisen, daFreizeitaktivitäten massiv eingeschränktwarenund der – in diesemLebensabschnittunendlichwichtige –Freundeskreis nursehr eingeschränkthilfreichkonnte.seinMenschen, insbesondereFrauen,die bereits einekritische Einstellung zu ihremeigenen Körpergewicht hatten,begannen vermehrt online nachInformationen zur Gewichtsreduktionzu suchen und sichintensiv mit diesem Thema auseinanderzusetzen.Nebenbeimöchte ich nicht unerwähnt lassen,dass die Präsenz von Lieferdienstenmit tendenziell eherwenig gesunden Speisen geradein Lockdownphasen sehr großwar. Nun hatten wir folgendeSituation: aus Langeweile wurdegegessen (was hätte man sonsttun können?), hochkalorisches„Gerade jungeMenschenlitten währendder Pandemiezunehmendan Identitätskrisen.“Essen war tatsächlich leicht verfügbar,ebenso hatte man genugZeit, um sich online über drastischeMaßnahmen, die Kalorienwieder loszuwerden, zu informieren.Es war ein Teufelskreis– die Auswirkungen zeigen sichheute massiv.Es gibt immer mehrere AuslöserAber nicht nur die Pandemie wardie alleinige Ursache – Essstörungenentstehen immer durchein Zusammenwirken von mehrerenspeziellen Faktoren. ImFolgenden beschreibe ich einigeHauptthemen, die meistens inKombination miteinander beider Entstehung von Essstörungenbeteiligt sind - sowohl biologischeals auch körperliche Faktoren.Dazu zählt z. B. eine genetischeVeranlagung. Tatsächlich gibt esFamilien, in denen die Unzufriedenheitmit dem eigenen Gewichtseit Generationen besteht. Indiesem Zusammenhang wirdauch eine möglicheBeeinträchtigungdes Gehirnstoffwechselserforscht.Wir wissen, dassetwa 30 Botenstoffe,wie beispielsweiseGhrelin und Leptin,das Gefühl von Sättigungund Hungerim Gehirn steuern.Bei Essstörungenwird vermutet, dass diese Wahrnehmungverzerrt sein könnte.Gesellschaft und Pubertätals TreiberAndererseits gibt es auch sozialkulturelleFaktoren, die dieEntstehung dieser Erkrankungbegünstigen können. Das bedeutetkonkret, dass wir Schönheitsidealeverfolgen, die schlankeKörperformen bevorzugen.Modetrends, die „Size Zero“ Größenfavorisieren, können Menschen,die ohnehin eine große15