Kopfzeile: „Soul Hunger“ Titel wenn - und Wenn so Essstörungen weiter das das Leben fest fest im im Griff haben© 2023 iStockphoto.com/ Aleksei Morozov16
„Soul Hunger“ - Wenn Essstörungen das Leben fest im Griff habenUnzufriedenheit mit dem eigenenKörper haben, geradezu indie Krankheit treiben.Gleichzeitig gibt es in unsererGesellschaft - wie zuvor erwähnt- eine ständige Verfügbarkeit anNahrungsmitteln in fragwürdiger(meist hochkalorischer) Qualität,die gerne auch zugestellt werden- und dies praktisch rund um dieUhr. Für Menschen, die mit „Kontrollverlust“und „Impulsthemen“hadern, ist dieser Umstand natürlichnicht unbedingt förderlich.Diätversuche und selbstauferlegtesFasten in Eigenregie könnenhierbei als „Einstiegsticket“in die Essstörung dienen.Warum vor allem junge Menschenerkranken, wird durchfolgenden Faktor nachvollziehbar,nämlich Krisen im Prozessdes Erwachsenwerdens. Wirsprechen konkret von Pubertät.In diesem Lebensabschnitt istdas Verhältnis zum eigenen Körperohnehin fragil. Der Verstandmuss mit den schnellen körperlichenVeränderungen mithalten.Wir können im therapeutischenAlltag immer wieder beobachten,dass gerade Mädchen unterbestimmten Voraussetzungendiese körperlichen Veränderungenals unerträglich empfinden.Essstörungen sind in jenenFällen Kompensationsversuche,um die weiteren körperlichenVeränderungen anzuhalten.Die zwei bekanntesten Formen– Anorexie und BulimieIch möchte Ihnen nun zwei derbekanntesten Formen vorstellen,die Anorexie und die Bulimie.AnorexieDie Anorexie ist auch als „Magersucht“bekannt. Wie der Namevermuten lässt, nehmen Betroffenenahezu nichts mehr zu sich,sie verweigern (und verschleiern)die Nahrungsaufnahme. Trotzextremer Abmagerung fühlen siesich immer noch zu dick, was aufeine verzerrte Selbstwahrnehmungschließen lässt.Übrigens besteht bei fortgeschrittenerAnorexie ein zehnfachhöheres Risiko eines vorzeitigenTodes im Vergleich zu gesundenMenschen im gleichen Alter. Wirbeobachten bei anorektischenPatient*innen ein sehr starkesKontrollbedürfnis, hohe Selbstansprücheund eine hochkritischeSelbstwahrnehmung. Beiintensiver, multiprofessionellerBehandlung ist eine Heilung nachetwa 6 Jahren möglich.Aufgrund unserer langjährigenErfahrung erkennen wir„Muster“ an Themen, die bei denBetroffenen immer wieder auftauchen.Oft stellen uns Familien,in denen besonders hohe Erwartungenvorherrschend sind, ihrjugendliches, magersüchtigesKind vor. Es wurde unbewusstals „Selbstläufer“ erzogen und hatoft Geschwister, die aus welchenGründen auch immer eher wahrgenommenwerden, als es selbst.Es hat den Anschein, als würdedie Magersucht versuchen, aufeine passive Art und Weise aufsich aufmerksam zu machen,gleichzeitig will sie unerkanntund unbehandelt bleiben.BulimieDie Bulimie ist ebenso eine Formeiner Essstörung, die sich aberganz anders als die Anorexiepräsentiert. Hier beobachten wirständig auftretende Essattackenmit absolutem Kontrollverlust,die gleich im Anschluss wiederbereut werden. Danach erfolgteine aktive, selbst herbeigeführteMaßnahme, um die Kaloriensofort wieder loszuwerden.In vielen Fällen ist es ein selbstinduziertesErbrechen, wie zumBeispiel mit einem Finger odereinem Löffel in den Rachen zudrücken, um den Brechreiz auszulösen.Manchmal werden auchstarke Abführmittel eingenommenoder aber die Betroffenenbetreiben exzessiv Sport.In der maximalen Ausprägungdurchleben bulimischePatient*innen Zyklen von Essenund radikaler Kalorienabfuhrüber den ganzen Tag hinweg.Dies ist dann dermaßen zeitintensivund einschränkend, dassder normale Alltag nicht mehrbewältigt werden kann. Undauch hier steht zu Beginn einegroße Unzufriedenheit mit demeigenen Körper und auch einegroße Sehnsucht nach Attraktivität.Depressive Phasen, Antriebslosigkeitund Frustration sind dietraurige Folge. Nicht selten sindBulimiker*innen suizidal, dieRückfallsquote ist erfahrungsgemäßsehr hoch.Anzeichen für AnorexieerkennenAngehörige können eine Magersuchtan folgenden Kennzeichenerkennen: eine fehlendeGewichtszunahme in jüngerenJahren, wobei Wachstum undeine damit verbundene Gewichtszunahmeeigentlich stattfindensollten. Manchmal sind übertriebenesportliche Aktivitäten zubeobachten, die über ein „gesundesMaß“ weit hinausgehen. Undimmer ein Warnhinweis: dasAusbleiben der Monatsblutung.Bei diesen Anzeichen sollte unbedingtein Arzt aufgesucht werden,der zunächst den BMI desPatient*innen feststellen wird,ein Wert, der die Relation vonKörpergewicht, Körpergröße undKörperfettanteil darstellt.Normalgewichtige Erwachsenehaben einen BMI von etwa 18,5bis 24,9. Werte unter 18,5 geltenals gesundheitsschädlich,Werte unter 14,5 sind lebensbedrohlich.Bei Kindern verhält essich aufgrund des Wachstumsetwas anders, hier spricht manvon „Percentil“. Ein kindlicherBMI Percentil unter 10 bedeutet„Untergewicht“.17