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125 Jahre Sülzle - SSK Gruppe

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ein 12-Stunden-Tag normal. Auch bei<br />

der Feldarbeit wurden sie eingesetzt,<br />

da mit dieser der größte Teil der Ernährung<br />

von ungefähr 15 Personen gesichert<br />

wurde.<br />

Wilhelm Christian war ein moderner<br />

Unternehmer, der sich auch an Neuartiges<br />

wagte. So baute er zum Beispiel<br />

Göppelanlagen auf, welche die beginnende<br />

Mechanisierung vorantrieben.<br />

Durch ein Zugtier, das im Kreis lief,<br />

wurde ein großes Zahnrad von drei bis<br />

vier Metern Durchmesser, das waagrecht<br />

auf einer großen Welle gelagert<br />

war, in Bewegung gesetzt. Darauf befand<br />

sich ein Zahnradritzel, welches<br />

direkt auf einer waagrecht liegenden,<br />

stabil gelagerten Welle befestigt war.<br />

Es wurde eine 500-fache Übersetzung<br />

erreicht. Die entstandene Kraft wurde<br />

über Riemenscheiben und Ledertreibriemen<br />

auf andere Maschinen übertragen.<br />

Diese Krafterzeugung wurde dort<br />

eingesetzt, wo Wasserkraft fehlte.<br />

Um einen größeren Kundenkreis<br />

schneller zu erreichen, ließ sich Wilhelm<br />

Christian mehrere Laufräder bauen,<br />

die vom Grafen Trodinee erfunden<br />

wurden. So baute er beispielsweise bei<br />

Glatt (Oberamt Sulz) über die Glatt<br />

eine der ersten Stahlbrücken. Weiter<br />

war er beim Wasserleitungsbau in verschiedenen<br />

Orten der Umgebung der<br />

Auftragsnehmer.<br />

Ein Ladengeschäft, in welchem sowohl<br />

die eigenen Produkte als auch in Fabriken<br />

hergestellte Bedarfsgüter wie<br />

Nägel, Schrauben und Sägen verkauft<br />

wurden, wurde 1890 eingerichtet. Neben<br />

Erd-, Terpentin- und Leinöl verkaufte<br />

man auch die verschiedensten<br />

Naturfarben. Dem Haus- und Küchenbedarf<br />

wurde besondere Aufmerksamkeit<br />

gewidmet, da gusseiserne Töpfe<br />

und Pfannen verschleißarm waren.<br />

Auch emaillierte Gefäße und Behälter<br />

kamen in Mode und verdrängten zum<br />

großen Teil die Produkte des Hafners.<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts begann<br />

langsam die Industrialisierung. Durch<br />

die schnell wachsende Bevölkerung<br />

entstand eine größere Nachfrage<br />

nach Gebrauchsgütern. Es entstanden<br />

Fabriken, welche einige Artikel<br />

rationell herstellten und diese auch<br />

preisgünstig anbieten konnten. Bis auf<br />

Huf- und Wagenschmied konnte sich<br />

keines der ursprünglichen Handwerke<br />

bis ins 21. Jahrhundert halten. Es entwickelten<br />

sich dadurch neue Berufe,<br />

wie der Schlosser, der Mechaniker, der<br />

Werkzeugmacher und der Flaschner.<br />

Das Sprichwort sagt: »Handwerk hat<br />

goldenen Boden.« Die Begründung<br />

hierfür liegt in der Tatsache, dass jedes<br />

Handwerk von Grund auf gelernt und<br />

praktiziert werden musste. Die Zünfte<br />

achteten streng darauf, dass Anstand,<br />

Fleiß, Ausdauer und Ehrlichkeit oberste<br />

Priorität hatten.<br />

Wilhelm Karl <strong>Sülzle</strong> wuchs im Elternhaus<br />

mit seinen vier Schwestern, mehreren<br />

Gesellen und Lehrlingen auf.<br />

Nach der Volksschule besuchte er die<br />

Latein-Schule, die erstmals 1551 in<br />

Urkunden erwähnt ist. Auch ein Gedicht<br />

von Präzeptor Haselstock über<br />

das Schuljahr 1893/94 zeigt, wie es<br />

damals zuging.<br />

Dann kam das Wasser aus der Leitung<br />

nach Rosenfeld und bald darauf folgte<br />

die Elektrizität. Es dauerte einige Zeit,<br />

bis diese Erleichterungen von der Bevölkerung<br />

angenommen wurden.<br />

Wilhelm Karl hatte einen der »neuen»<br />

Berufe, Mechaniker, bei einer Firma<br />

in Biberach gelernt. Dort war er auch<br />

bei den christlichen Pfadfindern. Bei<br />

Beginn des Ersten Weltkrieges, 1914,<br />

meldete er sich als Freiwilliger und kam<br />

an die Front nach Galizien, wo er verwundet<br />

wurde und das Glück hatte, ins<br />

Lazarett nach Berlin zu kommen. Dort<br />

besuchte ihn die Rosenfelderin Elise<br />

Rehm, die Hausbeschließerin in einem<br />

Generalshaushalt war. Anlässlich eines<br />

Besuches von Kaiserin Viktoria in diesem<br />

Krankenhaus wurde er von »Ihrer<br />

Majestät« persönlich begrüßt, was für<br />

Rosenfeld eine Sensation war. Nach<br />

der Genesung wurde er zum Württembergischen<br />

Armee-Kraftwagenpark Nr.<br />

16 versetzt, wo er in einer Kraftfahrzeug-Reparaturkompanie<br />

sowohl an<br />

der Front, als auch in der Etappe als<br />

Mechaniker eingesetzt wurde.<br />

Ab und zu erzählte er von seinen Erlebnissen<br />

an der Front und der Etappe.<br />

Zum Beispiel, wie damals ein Differential<br />

an der Hinterachse von Hand<br />

mit Schmirgel und Öl eingeschliffen<br />

wurde: hundert Mal links herum und<br />

hundert Mal rechts herum und so weiter,<br />

bis es gleichmäßig arbeitete. Auch<br />

von mit Ketten getriebenen, vollgummibereiften<br />

Lastwagen mit Rutschkupplungen<br />

anstatt einem Differential<br />

konnte er berichten. Ferner erzählte er,<br />

wie seine Kameraden eine angehängte<br />

Haubitze zum Umkippen brachten.<br />

Der Krieg ging verloren. Auf einem<br />

Foto, das kurz nach dem Waffenstillstand<br />

gemacht wurde, sieht man ihm

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