125 Jahre Sülzle - SSK Gruppe
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<strong>Sülzle</strong> gestern und heute...<br />
- aus der Sicht langjähriger<br />
Mitarbeiter<br />
Vor über 30 <strong>Jahre</strong>n sah es in der Firma<br />
<strong>Sülzle</strong> total anders aus als heute. Das<br />
Ladengeschäft in der Balinger Str. 17<br />
war sehr klein und die Waren konnten<br />
dem Kunden nicht entsprechend<br />
präsentiert werden. Es war schlicht,<br />
viel zu eng. Die Mitarbeiter mussten<br />
dauernd vom Laden in das Lager im<br />
Fruchtkasten „hin- und herrennen“,<br />
um die Handwerker und Privatkunden<br />
zu bedienen. Der Kunde musste sich<br />
solange gedulden, bis die Ware herbeigeschafft<br />
wurde. Es gab noch keine<br />
Computer, alles wurde fein säuberlich<br />
von Hand auf einen Lieferschein notiert.<br />
Bei Barzahlung mussten die<br />
Preise der eingekauften Waren mit<br />
einem Taschenrechner zusammenaddiert<br />
werden und der Gesamtbetrag<br />
wurde in die Kasse eingetippt.<br />
Das Rückgeld musste im Kopf<br />
ausgerechnet werden und wurde<br />
nicht von der Kasse angezeigt.<br />
Die Lieferscheine mussten zum Berechnen<br />
„ausgesetzt“ werden, d.h.<br />
die Preise mussten aus<br />
einer Preisliste herausgesucht werden,<br />
die verschiedenen Rabatte für<br />
die verschiedenen Kunden hatte der<br />
Mitarbeiter im Kopf. Dann wurde der<br />
Gesamtbetrag pro Position ausgerechnet<br />
und die Lieferscheine in einen<br />
Holzkasten mit einem alphabetischen<br />
Register einsortiert. Ein anderer Mitarbeiter<br />
schrieb danach die Rechnung<br />
an die Kunden. Er musste also die Lieferscheine<br />
für den jeweiligen Kunden<br />
zusammensortieren und schrieb den<br />
Lieferschein mit der Schreibmaschine<br />
ab. Zum Schluss mussten alle einzelnen<br />
Positionen zusammengerechnet<br />
werden, damit man auf den Nettobetrag<br />
kam, dazu kam noch die Mehrwertsteuer<br />
und der Endbetrag. Ein leitender<br />
Mitarbeiter kontrollierte nochmals<br />
die gesamte Rechnung, bevor diese<br />
dann verschickt werden konnte.<br />
Für die Post waren meistens die Auszubildenden<br />
zuständig. Bevor die<br />
Briefe und Rechnungen zur Post kamen,<br />
kontrollierte der leitende Mitarbeiter<br />
nochmals alles ganz genau und<br />
wenn etwas falsch frankiert wurde<br />
oder z.B. eine Firma aus Rosenfeld<br />
eine Rechnung per Post bekam (diese<br />
Rechnungen wurden ausgetragen,<br />
um das Porto zu sparen), wurde der<br />
Azubi zusammengestaucht. Damals<br />
war es auch noch üblich, dass der<br />
Auszubildende „ins Vesper“ ging,<br />
d.h. er machte einen Rundgang<br />
durch das Büro und den Laden<br />
und fragte jeden Mitarbeiter,<br />
ob er ein Vesper wünsche,<br />
und brachte dieses dann auf<br />
dem Weg zur Abholung der<br />
Post (Metzger und Bäcker<br />
sind ganz in der Nähe der<br />
Post) mit. In dieser Zeit wurde jedes<br />
Jahr mindestens ein Auszubildender<br />
eingestellt. Gleich zu Beginn jeder<br />
Ausbildungszeit musste der Azubi auch<br />
in die Eisenhalle zum „Eisen biegen“.<br />
Auch im Stahlhandel musste zu dieser<br />
Zeit alles per Hand gemacht werden.<br />
Bei den Bauplänen mussten z.B. alle<br />
Einzelpositionen auf einer Stahlliste<br />
notiert werden, falls diese nicht vom<br />
Architekten gestellt wurde. Zur Berechnung<br />
des Stahls musste das Gewicht per<br />
Taschenrechner oder Rechenmaschine<br />
mühsam zusammen gerechnet werden.<br />
In der Buchhaltung war es kein Haar<br />
anders. Es wurde noch alles per Hand<br />
gebucht. Die ganzen Belege (Eingangsrechnungen,Ausgangsrechnungen,<br />
Bankbelege) wurden monatlich<br />
gesammelt und auf einen Rutsch<br />
gebucht. Dann mussten die gebuchten<br />
Zahlen noch alle per Rechenmaschine<br />
addiert werden, um die Gesamtsumme<br />
für den Monat zu erhalten. Man hatte<br />
auch bei den Kunden keinen aktuellen<br />
Überblick, welche Rechnungen offen<br />
sind. Dadurch, dass die Belege pro<br />
Monat gesammelt wurden, dauerte es<br />
fast einen ganzen Monat, bis der Vormonat<br />
verbucht war. Mit dem Mahnwesen<br />
war das auch so eine Sache. Der<br />
leitende Mitarbeiter schaute sich die<br />
einzelnen Kontenblätter der Kunden<br />
durch und diktierte die Mahnungen in<br />
ein Diktiergerät. Die Sekretärin schrieb<br />
dann die Mahnungen auf Grund des<br />
Diktats. Auch hier war der Knackpunkt<br />
natürlich die fehlende Aktualität, so<br />
dass es durchaus sein konnte, dass ein<br />
Teil der gemahnten Rechnungen mittlerweile<br />
schon wieder bezahlt waren.