125 Jahre Sülzle - SSK Gruppe

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125 Jahre Sülzle in Rosenfeld Die Firma Wilhelm Sülzle wurde in Rosenfeld vor 125 Jahren gegründet. Um die unternehmerische Leistung dieser Firmengründung würdigen zu können, muss man sich ein Bild von der wirtschaftlichen Lage der Stadt im Jahr 1880 machen. Das ist nicht ganz leicht, denn die Gemeindeakten dieser Zeit enthalten nur wenige Wirtschaftsdaten. Eine wichtige Quelle für wirtschaftliche Strukturfragen ist das „Gewerbesteuer-Kataster“, das von der Stadt geführt wurde. Eine andere (auch andersartige) Quelle ist die wöchentliche Lokal- und Regionalzeitung, die „Sulzer Chronik“, die den Behörden als Amtsblatt diente, hauptsächlich aber Berichte über örtliche Ereignisse, Veranstaltungen usw. brachte und wirtschaftliche Kleinanzeigen abdruckte. Landespolitische, reichspolitische oder gar internationale Themen kamen eher selten zur Sprache. Wirtschaftliche Themen hat man in der „Sulzer Chronik“ dieser Jahre sehr nüchtern behandelt, Zukunftsvermutungen wurden selten angestellt und meist eher skeptisch formuliert. Das zehnjährige Jubiläum der Reichsgründung, das 1880/81 zu feiern gewesen wäre, wurde nur mit wenigen offiziellen Verlautbarungen gewürdigt. Die Ursache der depressiven Stimmung dieser Zeit ist in jedem Geschichtsbuch nachzulesen, das die Anfänge des Deutschen Reiches im 19. Jahrhundert behandelt. Der schnelle Sieg über Frankreich 1870 und die Gründung des neuen Deutschen Kaiserreiches unter preußischer Führung 1871 hatten zunächst eine patriotische Euphorie, aber auch einen wirtschaftlichen Boom ausgelöst, den man als „Gründerjahre“ oder als „Gründerzeit“ bezeichnete. Dieser Aufschwung erfasste vor allem die damaligen industriellen Ballungszentren und Hauptstädte, kaum aber die ländlichen Gebiete. Der Boom mündete in einer überhitzten Spekulationswelle, die 1884 zerplatzte und in einer Massenpleite endete. Außerdem kam die deutsche Landwirtschaft mit dem zunächst eingerichteten Freihandelssystem nicht zurecht und musste vom Reich mit Schutzzöllen unterstützt werden. Reichskanzler Bismarck war zwar außenpolitisch erfolgreich, verwickelte sich aber in innere Konflikte, auf der einen Seite mit der katholischen Kirche („Kulturkampf“), auf der anderen Seite mit der Arbeiterbewegung („Sozialistengesetze“). Ob und wie die Krisen der großen Politik die Menschen in Rosenfeld erreichten und beeinflussten, ist im einzelnen nicht feststellbar. Bezeichnend ist aber die Tatsache, dass die Auswanderungsbewegung,die die ganze Region seit den Hungersnöten des frühen 19. Jahrhunderts erfasst hatte, in den achtziger Jahren ungebro- chen anhielt. In der „Sulzer Chronik“ inserierten ständig transatlantische Schifffahrtslinien, die jede Woche nord- und südamerikanische Häfen anfuhren und in ihren Anzeigen ausdrücklich „Auswanderer“ ansprachen. Es inserierten aber auch einheimische Vermittler, die Auswanderern preisgünstige Hilfestellungen anboten. Der Rosenfelder Stadtschultheiß Kipp wird z.B. als stellvertretender Bevollmächtigter der Hamburg-Amerika-Linie (später „Hapag“) für Württemberg annonciert. Ein Rosenfelder Tierarzt bot sich gleichzeitig als Vermittler einer anderen Schifffahrtslinie an. Die „Sulzer Chronik“ veröffentlichte immer wieder Meldungen, welche namentlich genannten Schiffe gut in Amerika gelandet waren. Die Zeitung warnte aber auch auswanderungswillige Leser vor allzu optimistischen Erwartungen. Rosenfeld stand in den siebziger Jahren auch unter dem Eindruck einer lokalen Katastrophe. Am 9. Februar 1868 brach in der Hauptstraße ein verheerendes Großfeuer aus und legte 45 Häuser in Asche. Da nur beschränkte Mittel für den Wiederaufbau zur Verfügung standen, wurde der Stadt erlaubt, Steine des teilweise zum Abriss freigegebenen Klosters Kirchberg zu verwenden. Es könnte damit zu tun haben, dass nach Ausweis des Gewerbe- Steuer-Katasters noch Ende der siebziger Jahre 17 Steinhauer in Rosenfeld beschäftigt waren. Das Gewerbekataster belegt, dass in Rosenfeld 35 Gewerbeberufe von über 130 Personen ausgeübt werden. 23 Berufe (also etwa zwei Drittel) werden
von 1 bis 3 Personen ausgeübt. 10 weitere Berufe, hauptsächlich aus der Lebensmittelbranche, haben 4 bis 6 Vertreter. Aus der Durchschnittsverteilung fallen neben den genannten Steinhauern 6 Leinenweber, 6 Messerschmiede und über 20 Schuhmacher heraus, was auf größere Produktionsbetriebe schließen lässt. Die Situation der metallverarbeitenden Berufe war hier noch nicht auf dem Stand des 19. Jahrhunderts. Messerschmiede und Hufschmiede waren vorindustriell geprägt. Vorboten der kommenden Metallberufe waren damals in Rosenfeld 3 Schlosser und 3 Zeugmacher, einer unter ihnen Wilhelm Sülzle, der den Eisenwarenhandel als ein Bindeglied zwischen dem industriellen Fortschritt und einer Vielzahl handwerklicher Berufe vor Ort konzipierte. Er muss von seinem Konzept überzeugt gewesen sein, so dass er sich von der gedämpften Stimmung seiner Zeit und seiner Umgebung nicht hatte beeinflussen lassen. Auf der anderen Seite überzeugte er durch kaufmännische Solidität, eine Tugend, die auch seinen Nachfolgern immer wieder bescheinigt wurde. In den neunziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts begann der Aufschwung moderner Techniken auch die kleinen Städte und das flache Land zu erreichen. Die sachlichen und personellen Investitionen Wilhelm Sülzles erwiesen sich von nun an als vorausschauende unternehmerische Leistungen. Bis heute sind die Familien Sülzle und Blickle mit der Stadt und den Menschen des Kleinen Heubergs in vielfältiger Weise verbunden. Dafür möchte ich meinen Dank und meine Anerkennung aussprechen. Dem Unternehmen und den Veranwortlichen gratuliere ich im Namen des Gemeinderates der Stadt Rosenfeld, aber auch persönlich zum Firmenjubiläum! Ihr 125-jähriges Jubiläum unterstreicht Ihr Bekenntnis zum Standort Rosenfeld und zu Ihren Wurzeln. Vielen Dank! Ihr Thomas Miller Bürgermeister der Stadt Rosenfeld
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