Art Quarterly - Luxury can be Art
Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
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A TRIBUTE TO THE<br />
LEOPOLD MUSEUM<br />
Österreich: € 9,50,– | Deutschland € 10,– | Schweiz, Liechtenstein: SFR. 11,50<br />
HERBST/WINTER 2021
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ART TOPIC<br />
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HERBST/WINTER 2021 AQ 5
KAUM WAHRNEHMBAR ABER PERFEKT<br />
Entdecken Sie die neue Eau de Teint Foundation wie eine zweite Haut von<br />
SISLEY. Ein Farbhauch, der die Schönheit Ihrer Haut durchscheinen lässt.<br />
Sofortige Feuchtigkeitszufuhr und eine energiegeladene Haut, Tag für Tag.
AUSERSEHEN FÜR<br />
HINREIßEND SCHÖNE AUGEN<br />
Ein noch nie dagewesenes* Ritual für den gesamten Augen<strong>be</strong>reich.<br />
Der innovative Ansatz einer kühlenden & wärmenden Augenpflege ü<strong>be</strong>rzeugt<br />
mit sichtbaren Ergebnissen und einem doppelten Wohlfühl-Erlebnis.<br />
Durchfeuchtet und wie aufgepolstert strahlen Ihre Augen in neuer Schönheit.<br />
von SENSAI.<br />
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Kühlende & wärmende Augenpflege<br />
TOTAL EYE TREATMENT<br />
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Editorial<br />
Zweifellos le<strong>be</strong>n wir in ausgesprochen fordernden<br />
Zeiten und die Veränderungen und<br />
Einschränkungen verlangen vielen von uns<br />
nahezu Unlösbares ab. Für die jüngeren Generationen<br />
stellt diese Pandemie die erste Krise dar,<br />
die sie bislang erle<strong>be</strong>n mussten. Dennoch ha<strong>be</strong>n es die<br />
Menschen auch in diesen Zeiten des abnehmenden<br />
Lichtes geschafft, ihre ganz persönlichen Leuchttürme<br />
zu finden. Für die einen ist es die eigene Familie, für<br />
die anderen Freunde und Kollegen und für wieder andere<br />
ist es die Kunst, die ihnen als sicherer Hafen in<br />
stürmischen Zeiten dient.<br />
Editor’s Choice<br />
• HAUTE HORLOGERIE – DIE HOHE KUNST DER<br />
UHRMACHEREI NEU ADAPTIERT MIT STARKEN MOTIVEN<br />
UND AUSGEFALLENEN MECHANISMEN, VERWIRKLICHT<br />
DURCH DAS EWIGE STREBEN NACH PERFEKTION.<br />
Es herrscht viel Kontroverse zu den medizinischen<br />
Themen<strong>be</strong>reichen, die diese Krise mit sich bringt<br />
und mir fällt da<strong>be</strong>i immer ein Zitat des unsterblichen<br />
Alexander Pope ein, der so treffen sagte: „Niemals gab<br />
es eine Partei oder Sekte, worin die Unwissenden nicht<br />
zugleich die Heftigsten waren.“ Unsere geneigten<br />
Leser mögen mit der Auslegung dieses Ausspruchs<br />
verfahren, wie es ihnen auch immer <strong>be</strong>liebt.<br />
ART QUARTERLY<br />
An der Seite von HEINER<br />
LAUTERBACH muss man sich ganz<br />
einfach „dufte“ fühlen – vor allem<br />
<strong>be</strong>i den Duftstars 2021.<br />
JONAS KAUFMANN, HERBERT<br />
LIPPERT und ein ü<strong>be</strong>rglücklicher<br />
Herausge<strong>be</strong>r <strong>be</strong>im<br />
Österreichischen Musiktheaterpreis<br />
2021.<br />
Tatsache ist, dass auch in diesen Tagen große kulturelle<br />
Leistungen stattfinden, <strong>be</strong>ispielsweise der Neubau des<br />
Horten Museums sowie die Fertigstellung des Wien<br />
Museums. In unserem ganzen Land stellen tagtäglich<br />
unzählige Menschen ihre Ar<strong>be</strong>it in den Dienst derer,<br />
die gerne Erbauung in kulturellen Veranstaltungen<br />
suchen. All jenen gilt unser ganz <strong>be</strong>sonderer Dank,<br />
denn die Kultur ist das wilde Herz einer Nation.<br />
Auch meinem wundervollen Team, allen voran meinem<br />
Verlagspartner Maximilian Forsthu<strong>be</strong>r, der ne<strong>be</strong>n<br />
seiner akademischen Ausbildung stets unser Magazin<br />
nach <strong>be</strong>sten Kräften unterstützt und somit auch<br />
mir eine wichtige Stütze geworden ist und meinem an<br />
Kreativität und Detaillie<strong>be</strong> kaum zu ü<strong>be</strong>rtreffenden<br />
<strong>Art</strong> Director Kiril Vereshchagin, gilt mein aufrichtiger<br />
Dank. Natürlich möchte ich mich <strong>be</strong>i all unseren Partnern<br />
und Kunden <strong>be</strong>danken, denn ohne sie wäre das<br />
Fort<strong>be</strong>stehen unseres Titels vielleicht nicht möglich.<br />
XV<br />
YEARS<br />
in Business<br />
Lassen Sie sich dennoch nicht das Glück und die Freude<br />
der kommenden Feiertage nehmen und denken Sie<br />
daran, dass Kultur nicht nur von außen auf uns einwirkt,<br />
sondern vielmehr in unseren Herzen entsteht.<br />
Am <strong>be</strong>sten immer mit der<br />
liebsten Oma der Welt an<br />
meiner Seite.<br />
NIKOLAUS IMMANUEL KÖHLER<br />
HERAUSGEBER/EDITORIAL DIRECTOR<br />
Portrait: © Simone Fröhlich<br />
(I) GRANDE SECONDE SKELET-ONE von JAQUET DROZ, Ø 41,5 mm – 68 Std. Gangreserve, <strong>be</strong>i www.jaquet-droz.com (II ) LADY ARPELS PONT DES<br />
AMOUREUX von VAN CLEEF & ARPELS, Ø 38 mm – 36 Std. Gangreserve, <strong>be</strong>i www.vancleefarpels.com (III ) H1.0 von HYT, Ø 48,8 mm – 65 Std. Gangreserve,<br />
<strong>be</strong>i www.hytwatches.com (IIII) BR 03-92 von BELL & ROSS, Ø 42 mm, <strong>be</strong>i www.<strong>be</strong>llross.com (V) LAUREATO ABSOLUTE „WW.TC“ von<br />
GIRARD PERREGAUX, Ø 44 mm – 46 Std. Gangreserve, <strong>be</strong>i www.girard-perregaux.com (VI) SANG BLEU II TITANIUM BLUE von HUBLOT, Ø 45 mm – 72 Std.<br />
Gangreserve, <strong>be</strong>i www.hublot.com (VII) SUBMERSIBLE „BMG-TECH“ von PANERAI, Ø 47 mm – 72 Std. Gangreserve, <strong>be</strong>i www.panerai.com (VIII) BALLON<br />
BLEU von CARTIER, Ø 42 mm – 40 Std. Gangreserve, <strong>be</strong>i www.cartier.de (IX) PETIT SKULL von FIONA KRÜGER, <strong>be</strong>i fionakrugertimepieces.com (X) LADY<br />
8 PETITE AVENTURINE von JAQUET DROZ, Ø 25 mm – 38 Std. Gangreserve, <strong>be</strong>i www.jaquet-droz.com (XI) EXCALIBUR HURACÁN von ROGER DUBUIS,<br />
45 mm – 45 Std. Gangreserve, <strong>be</strong>i www.rogerdubuis.com (XII) OCTOPOD von MB&F, 8 Tage Gangreserve – Tischuhr, <strong>be</strong>i www.mbandf.com<br />
Die „Ziffernblatt-Grafik“ wurde inspiriert von Tank de Cartier, einem wahren Meisterwerk unter Zeitmessern.
Impressum<br />
HERAUSGEBER<br />
Nikolaus Immanuel Köhler<br />
ceo@art-quarterly.at<br />
ART & CREATIVE DIRECTOR<br />
Kiril Vereshchagin<br />
artdirector@art-quarterly.at<br />
www.vereshchagin.studio<br />
CHEFREDAKTEUR<br />
Nikolaus Immanuel Köhler<br />
ceo@art-quarterly.at<br />
HEAD OF SALES / JUNIOR PARTNER<br />
Maximilian Forsthu<strong>be</strong>r<br />
cso@art-quarterly.at<br />
ASSISTENT DER GESCHÄFTSLEITUNG<br />
Fabian Kirchthaller<br />
atc@art-quarterly.at<br />
CHEFIN VOM DIENST<br />
Eva-Maria Seitenbauer<br />
office@art-quarterly.at<br />
AUTOREN DIESER AUSGABE<br />
Agnes Husslein-Arco<br />
Andrea Fian<br />
Mag. Christine Wetzlinger Grundnig<br />
Hans-Peter Wipplinger<br />
Josef Winkler<br />
Nikolaus Immanuel Köhler<br />
Otto Hans Ressler<br />
Mag. Valentin Barac<br />
MEDIENINHABER<br />
ART QUARTERLY<br />
PUBLISHING HOUSE WERBE-<br />
UND PR-AGENTUR GmbH.<br />
Gumpendorfer Str. 34 / 11, 1060 Wien<br />
www.art-quarterly.com<br />
GESCHÄFTSFÜHRENDER<br />
GESELLSCHAFTER<br />
Walter Nikolaus Köhler<br />
Zur Zeit gilt die Anzeigenpreiseliste vom 1. Januar 2020. Alle<br />
Rechte vor<strong>be</strong>halten. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />
Beiträge und Abbildungen sind urhe<strong>be</strong>rrechtlich geschützt. Mit<br />
Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung<br />
ohne Einwilligung des Verlages strafbar. Für <strong>be</strong>reitgestelltes Bildund<br />
Textmaterial ü<strong>be</strong>rnimmt der Verlag keinerlei Copyright- Verantwortung.<br />
Begriffe, Bezeichnungen und Bedingungen mit<br />
Personen<strong>be</strong>zug gelten immer für Personen <strong>be</strong>iderlei Geschlechts.<br />
FOTOGRAFEN DIESER AUSGABE<br />
Christian Jungwirth<br />
Stefan Olah<br />
LEKTORAT<br />
Eveline Proksch<br />
MARKETINGLEITUNG<br />
Maria Wirth<br />
maria.wirth@gmx.at<br />
DRUCK<br />
Print Alliance HAV Produktions GmbH<br />
2540 Bad Vöslau<br />
VERTRIEB<br />
Pressegroßvertrieb Salzburg GmbH<br />
Die ART QUARTERLY Publishing House Wer<strong>be</strong>- und PR-Agentur GmbH. ist ein zu hundert Prozent österreichisches<br />
Unternehmen und finanziert sich zur Gänze ohne Bundes- oder Ländermitteln.<br />
www.art-quarterly.com<br />
instagram.com/real_artquarterly
Essentials<br />
90<br />
46<br />
Courtesy © Heidi Horten Collection<br />
60<br />
74<br />
24<br />
INVEST<br />
KUNST WELT-<br />
MACHT ÖSTER-<br />
REICH Österreich wird in<br />
der ganzen Welt gerühmt<br />
als ein Land der Musik, als<br />
ein Land mit grandioser<br />
Architektur und wunderschönen<br />
Landschaften.<br />
Kaum <strong>be</strong>kannt ist, dass<br />
Österreich auch ein Land<br />
der bildenden Künste ist.<br />
46<br />
MUSEUM<br />
GEFUNDEN,<br />
RESTAURIERT,<br />
NEU GENUTZT Wie es<br />
der österreichischen Mäzenin<br />
und Kunstsammlerin<br />
Heidi Goëss-Horten gelang,<br />
ihrer Lie<strong>be</strong> zu historischen<br />
Gebäuden einmal mehr<br />
Ausdruck zu verleihen,<br />
indem sie zwei geschichtsträchtige<br />
Immobilien<br />
erwarb, um sie mit neuem<br />
Le<strong>be</strong>n sowie hochkarätiger<br />
Kunst zu füllen…<br />
54<br />
COVERSTORY<br />
VERMÄCHTNIS<br />
EINES KULTU-<br />
RELLEN ERBES Museen<br />
als Orte der sinnlichen<br />
Erfahrung und der intellektuellen<br />
Vertiefung – nicht<br />
zuletzt im Sinne einer<br />
historischen Bildung – stellen<br />
unverzichtbare Parameter<br />
des gesellschaftlichen<br />
Le<strong>be</strong>ns dar.<br />
60<br />
ARCHITEKTUR<br />
DER BRÜCKEN-<br />
BAUER Brücken<br />
und Stege scheinen es dem<br />
steirischen Architekten<br />
Dietmar Feichtinger<br />
angetan zu ha<strong>be</strong>n, denn<br />
sie finden sich immer wieder<br />
als starke und nachhaltige<br />
Kreationen in seinem<br />
architektonischen Œuvre.<br />
Für das AQ sinnierte der<br />
Architekt gemeinsam mit<br />
seiner Frau Barbara ü<strong>be</strong>r<br />
das Räumliche.<br />
74<br />
INTERVIEW<br />
DIE QUADRATUR<br />
VON EINZIG-<br />
ARTIGKEIT, SCHÖN-<br />
HEIT UND FLAIR AQ traf<br />
den Self-Made-Man und<br />
Immo-Guru Markus Arnold<br />
zu einem sehr entspannten<br />
Gespräch ü<strong>be</strong>r Sammlerleidenschaft<br />
und die Erkenntnis,<br />
nicht immer alles um jeden<br />
Preis ha<strong>be</strong>n zu müssen.<br />
90<br />
KINO<br />
SIR PETER<br />
USTINOV<br />
Am 16. April 2021 jährte<br />
sich zum 100. Mal der<br />
Geburtstag eines der ganz<br />
großen Universaltalente des<br />
letzten Jahrhunderts. Mit<br />
Sir Peter Ustinov würdigen<br />
wir somit einen genialen<br />
Autor, einen grandiosen<br />
Schauspieler, einen<br />
polyglotten Diplomaten<br />
und vor allem einen<br />
glühenden Weltbürger.<br />
124<br />
10<br />
12<br />
16<br />
18<br />
28<br />
68<br />
80<br />
98<br />
104<br />
128<br />
EXPO<br />
EIN HERZ IN...<br />
AUFLÖSUNG<br />
Künstlerin ISA STEIN zeigt auf<br />
der Kunstmesse „PARALLEL“,<br />
vertreten durch die Galerie<br />
Schloss Parz, ihre neuen<br />
Fotoserien 2021 – snow, sand,<br />
asphalt, air.<br />
STANDARDS<br />
EDITORIAL<br />
IMPRESSUM<br />
THE GUIDE<br />
KULTUR AGENDA<br />
GIFT GUIDE<br />
DESTINATION<br />
REAL ESTATE<br />
SEHENSWERT<br />
LESENSWERT<br />
KULTUR TIPPS<br />
COVER: MONTAGE AQ UNTER VERWENDUNG<br />
FOLGENDER AUSSTELLUNGSANSICHTEN:<br />
Carl Spitzweg. Erwin Wurm. Köstlich! Köstlich?<br />
– Erwin Wurm, Ärger<strong>be</strong>ule, 2007<br />
Gustav Klimt. Jahrhundertkünstler<br />
Wilhelm Lehmbruck. Retrospektive<br />
Foto: Leopold Museum, Wien/Lisa Rastl<br />
© Bildrecht, Wien 2021
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Uni versitätsri ng<br />
ilfer Str.<br />
Uni versitätsring<br />
Josef Meinrad Platz<br />
Burgring<br />
storisches<br />
seum<br />
Hörlg.<br />
Koling.<br />
Burgring Burgring<br />
Rahlg.<br />
Wasag.<br />
Café<br />
Lan dtmann<br />
Burgtheater<br />
Volksgarten<br />
Löwelstr.<br />
Heldenplatz<br />
Kunsthistorisches<br />
Museum<br />
U<br />
Museum squartier<br />
Teinfaltsr.<br />
Schenkenstr.<br />
Bankg.<br />
Ba<strong>be</strong>n<strong>be</strong>rgerstr.<br />
53<br />
Schottentor<br />
Schotteng.<br />
U<br />
Eschen bachg .<br />
Schottenring<br />
Schottenbastei<br />
Min oritenpl.<br />
Passage<br />
egring.<br />
Schottenring Schottenring<br />
Landhausg.<br />
Wiener<br />
Minoritenkirche<br />
Ballhauspl.<br />
Hofburg<br />
Elisa<strong>be</strong>thstr.<br />
Helferstorferstr.<br />
Schottenkirche<br />
Freyung<br />
48<br />
Schatzkammer<br />
Hohenstaufeng.<br />
Rockhg.<br />
Café Central<br />
44<br />
37<br />
57<br />
U<br />
51<br />
59<br />
Wallnerstr.<br />
Hofburg<br />
Fahneng.<br />
Herreng.<br />
Spanische<br />
Hofreitschule<br />
Börse<br />
Schm etterlingshausterlin<br />
Burggarten<br />
Neu torg.<br />
Börseg. Börseg.<br />
Goetheg.<br />
Augustinerstr.<br />
Han uschg.<br />
Schulhofg<br />
Habsburgerg.<br />
Bräunerstr.<br />
Gonzagag.<br />
Jordang.<br />
Judenpl.<br />
Steindlg.<br />
Café<br />
Hawelka<br />
Spiegelg.<br />
Füric hg.<br />
Salzgries<br />
Brandstätte<br />
Salvatorg.<br />
Jasomirgottstr.<br />
Goldschmiedg.<br />
Opernring Opernring Kär ntner Ring<br />
Schillerpark<br />
lerpark<br />
Bank Austria<br />
Kunstforum<br />
50<br />
Schottenring<br />
Renng.<br />
Nagl erg.<br />
Haarhof<br />
Börsepl.<br />
Tiefer Gra<strong>be</strong>n<br />
Am H of<br />
Bognerg.<br />
4<br />
11<br />
Herrengasse<br />
10<br />
K&K Hofzuckerbäcker<br />
Demel 5<br />
14<br />
34<br />
25<br />
Café<br />
Griensteidl<br />
33<br />
Kohlmarkt<br />
Zelinkag.<br />
Fär<strong>be</strong>rg.<br />
Drahtg.<br />
Eßlingg .<br />
Seitzerg.<br />
Tuchlau<strong>be</strong> n<br />
Spiegelg.<br />
Opernring Kärntner Ring<br />
41<br />
54<br />
8<br />
30<br />
21<br />
Österreichische<br />
Nationalbibliothek<br />
55<br />
Al<strong>be</strong>rtina<br />
Café<br />
45 20<br />
32<br />
28<br />
29<br />
36<br />
7<br />
23<br />
31<br />
15<br />
16<br />
18<br />
Café<br />
Brä unerhof<br />
Gra<strong>be</strong>n<br />
Karlsplatz<br />
Füttererg.<br />
Hotel Sacher<br />
42<br />
Wiener<br />
Staatsoper<br />
Kleeblattg.<br />
Kapuzinergruft<br />
Heinrichsg.<br />
Kühfußg.<br />
Peterskirche<br />
Peterspl.<br />
22<br />
26<br />
Pestsäule<br />
Plankeng.<br />
Dorotheerg.<br />
12<br />
24<br />
Philharmon ikerstr.<br />
35<br />
Kär ntner Str.<br />
Bös<br />
Gra<strong>be</strong>n<br />
Seilerg.<br />
Kär ntner Str.<br />
Werdertorg.<br />
Altes<br />
Rathaus<br />
Neu er Ma rkt<br />
Michaelerplatz<br />
46<br />
Uhrenmuseum<br />
Kapuzinerkirche<br />
39<br />
17<br />
1<br />
2<br />
Maria am<br />
Gestade<br />
19<br />
40<br />
Tuchlau<strong>be</strong>n<br />
Krugerstr.<br />
Kärntner Str.<br />
Walfischg.<br />
Fischerstiege<br />
Hoher Ma rkt<br />
Landskrongasse<br />
Wildpretmarkt<br />
Annag.<br />
Si ngerstr.<br />
Akademi estr.<br />
Franz Josefs Kai<br />
Rudolfsplatz<br />
Bauernmarkt<br />
Stephansplatz<br />
Lilieng.<br />
Rauensteing.<br />
Konservatorium<br />
Wien<br />
Privatuniversität<br />
Ringstraßen<br />
Gale rien<br />
U<br />
Vorlaufstr.<br />
38<br />
Haas-Hau s27<br />
9<br />
6<br />
13<br />
Gonzagag.<br />
Ma rc Aurel Str.<br />
Ankeruhr<br />
Stephansplatz<br />
Weihburgg.<br />
Ballg.<br />
Judeng.<br />
Rotenturmstr.<br />
Himmelpfortgasse<br />
Haus der<br />
Musik<br />
58<br />
43<br />
Stephansdom<br />
Rotg.<br />
Wollzeile<br />
Blutg.<br />
Café<br />
Schwarzen<strong>be</strong>rg<br />
l-Bundesstraße<br />
Ruprechtskirche<br />
Fleischmarkt<br />
Lugeck<br />
3<br />
Mozarthaus<br />
Vienna<br />
Weihburgg.<br />
Johannesg.<br />
Fichteg.<br />
Hegelg.<br />
Grün angerg.<br />
Griecheng.<br />
Sonnenfelsgasse<br />
Bäc kerstr.<br />
Sin gerstr.<br />
Etablissement<br />
Ronacher<br />
O<strong>be</strong>re Donaustr.<br />
Franz Josefs Kai<br />
56<br />
Café Alt Wien<br />
Schulerstr.<br />
Kumpfg.<br />
Rieme rg.<br />
Seilerstätte<br />
Schelling gasse<br />
Dona ukana l<br />
61<br />
47<br />
Palais<br />
Coburg<br />
52<br />
Schwedenpl atz<br />
Griechen<strong>be</strong> isl<br />
Wolfeng.<br />
Schönlaterng.<br />
Jesuitenkirche<br />
Wollzeile<br />
Akademisches<br />
Jako<strong>be</strong>rg.<br />
Donaukanal<br />
U<br />
Coburgbastei<br />
Schwedenplatz<br />
Fleischmar kt<br />
Lie<strong>be</strong>n<strong>be</strong>rgg.<br />
Kursalon<br />
Hübner<br />
Stu<strong>be</strong>nbastei<br />
Cobdeng.<br />
Predigerg.<br />
Zeditzg.<br />
Johann esg.<br />
Auwinkel<br />
Taborstr.Taborstr.<br />
Untere Donaustr.<br />
Franz Josefs Kai<br />
Rosenbursenstr.<br />
Schu<strong>be</strong>rtring Schu<strong>be</strong>rtring<br />
Kantg.<br />
Lothringerstr.<br />
Parkring Parkring Stu<strong>be</strong>nring<br />
Schu <strong>be</strong>rtring Parkring Parkring Stu<strong>be</strong>nring<br />
Postg.<br />
60<br />
Intercontinental<br />
Vienna<br />
Praterstr.<br />
rkt<br />
Dominikanerbastei<br />
Österreichische<br />
Postsparka ss e<br />
Falkestr.<br />
Prückl<br />
Cafe-Restaurant<br />
U<br />
Stadtpark<br />
U<br />
49<br />
Stadtpar<br />
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Stu<strong>be</strong>ntor<br />
Dr. Karl Luegerplatz<br />
Beatrixg.<br />
Wien<br />
Bi<strong>be</strong>rstr.<br />
Restaurant<br />
Steirereck<br />
im Stadtpark<br />
ark<br />
Am H eumar kt<br />
Stu<strong>be</strong>nrin g<br />
Stu<strong>be</strong>nring<br />
MAK Museum fü r<br />
angewandte Kunst<br />
Am Stadtpark<br />
THE GUIDE<br />
LUXUS<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
24<br />
25<br />
26<br />
27<br />
28<br />
29<br />
30<br />
31<br />
32<br />
33<br />
34<br />
35<br />
AIRFIELD, Kärntner Straße 51<br />
AUGARTEN FLAGSHIPSTORE, Spiegelgasse 3<br />
BABOR BEAUTY SPA, Seilerstätte 18 – 20<br />
BREGUET, Kohlmarkt 4<br />
BREITLING BOUTIQUE, Kohlmarkt 3<br />
BUCHERER, Kärntner Straße 2<br />
CHANEL, Tuchlau<strong>be</strong>n 1<br />
CHOPARD, Kohlmarkt 16<br />
CREED BOUTIQUE, Seilergasse 1<br />
DIOR, Kohlmarkt 6<br />
DOLCE & GABBANA, Kohlmarkt 8 – 10<br />
DOROTHEUM, Dorotheergasse 17<br />
DOUGLAS HOUSE OF BEAUTY, Kärntner Straße 17<br />
GIORGIO ARMANI BOUTIQUE, Kohlmarkt 3<br />
GOLDENES QUARTIER, Tuchlau<strong>be</strong>n / Ecke Bognergasse<br />
HERMÈS BOUTIQUE, Gra<strong>be</strong>n 22<br />
JUWELIER WAGNER, Kärntner Straße 32<br />
JUWELIER WAGNER, Gra<strong>be</strong>n 21 / Ecke Tuchlau<strong>be</strong>n<br />
JUWELIER WEMPE, Kärntner Straße 41<br />
KRIGLER, Schottenring 24<br />
KUSSMUND, Habsburgergasse 14<br />
LE PARFUM, Petersplatz 3<br />
LOUIS VUITTON, Tuchlau<strong>be</strong>n 3 – 7<br />
MEDICARE WIEN , Schottenring 30, 1010 Wien<br />
MONCLER, Kohlmarkt 7<br />
NÄGELE & STRUBELL, Gra<strong>be</strong>n 27<br />
OMEGA BOUTIQUE, Stock im Eisen Platz 3<br />
PRADA, Bognergasse 4<br />
R.HORN’S WIEN, Bräunerstraße 7<br />
ROCHE BOBOIS, Wipplingerstraße 27<br />
ROLEX-BOUTIQUE BY WAGNER, Tuchlau<strong>be</strong>n 2<br />
SAINT LAURENT, Bognergasse 4<br />
SALVATORE FERRAGAMO, Kohlmarkt 7<br />
TIFFANY & CO, Kohlmarkt 8 – 10<br />
VERSACE BOUTIQUE, Trattnerhof 1<br />
HOTEL & GOURMET<br />
36<br />
37<br />
38<br />
39<br />
40<br />
41<br />
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43<br />
44<br />
45<br />
46<br />
47<br />
48<br />
49<br />
50<br />
51<br />
52<br />
ALBERTINA PASSAGE, Opernring / Ecke Operngasse<br />
CAFÈ CENTRAL, Herrengasse 14<br />
DO & CO STADTHOTEL, Stephansplatz 12<br />
HOTEL AMBASSADOR, Kärntner Straße 22<br />
HOTEL BRISTOL, Kärntner Ring 1<br />
HOTEL LE MERIDIEN, Opernring 13 – 15<br />
HOTEL SACHER, Philharmonikerstraße 4<br />
HOTEL TOPPAZZ, Lichtensteg 3<br />
PALAIS FERSTEL, Strauchgasse 4,<br />
PALAIS HANSEN KEMPINSKI, Schottenring 24<br />
PARK HYATT VIENNA, Am Hof 2<br />
PALAIS COBURG, Coburgbastei 4<br />
PALAIS DAUN-KINSKY, Freyung 4<br />
SO/ VIENNA, Praterstraße 1<br />
STEIGENBERGER HOTEL HERRENHOF, Herrengasse 10<br />
STYLE HOTEL VIENNA, Herrengasse 12<br />
THE RITZ-CARLTON, VIENNA, Schu<strong>be</strong>rtring 5 – 7<br />
ALEXANDER MCQUEEN, Tuchlau<strong>be</strong>n 7a<br />
BAMBINI, Tuchlau<strong>be</strong>n 7<br />
BOTTEGA VENETA, Tuchlau<strong>be</strong>n 5<br />
BRUNELLO CUCINELLI, Bognergasse 4<br />
CHURCH’S, Seitzergasse 1-3<br />
EMPORIO ARMANI, Tuchlau<strong>be</strong>n 7a<br />
ETRO, Tuchlau<strong>be</strong>n 5<br />
KITON, Seitzergasse 1-3<br />
MIU MIU, Tuchlau<strong>be</strong>n 7<br />
POMELLATO, Tuchlau<strong>be</strong>n 7a<br />
VALENTINO, Tuchlau<strong>be</strong>n 5<br />
LUXURY<br />
REAL ESTATE<br />
Werden auch Sie einer unserer ausgewählten AQ-PARTNERN und nutzen Sie das Netzwerk eines seit<br />
vielen Jahren etablierten Kultur- und Luxusmagazins der Extraklasse. Für Anfragen stehen wir Ihnen jederzeit<br />
unter cso@art-quarterly.at sehr gerne zur Verfügung.<br />
53<br />
54<br />
55<br />
56<br />
57<br />
58<br />
59<br />
60<br />
61<br />
AM KAISERFORUM, Ni<strong>be</strong>lungengasse 15<br />
BÖRSEPLATZ 1, Börseplatz 1<br />
GOETHEGASSE 1, Goethegasse 1<br />
GRAND KINSKY, Schellinggasse 7<br />
PALAIS PALAIS, Herrengasse 19-21<br />
PALAIS PRINCIPE, Hoher Markt 12<br />
PALAIS SCHOTTENRING, Schottenring 17<br />
POST PALAIS, Postgasse 8–12<br />
STIX + PARTNER, Fleischmarkt 1/6
AART TOPIC<br />
MODERN ART<br />
ur Eröffnung am 22. Septem<strong>be</strong>r 2021 präsentierte<br />
die Fondation Louis Vuitton die<br />
Z<br />
MOROZOV COLLECTION – eine der weltweit<br />
<strong>be</strong>deutendsten Sammlungen impressionistischer<br />
und moderner Kunst. Diese große internationale<br />
Ausstellung, die bis zum 22. Februar 2022 zu sehen<br />
ist, führt in Paris 200 Meisterwerke aus der<br />
französischen und russischen Sammlung moderner<br />
Kunst der Brüder Mikhaïl und Ivan Morozov<br />
zusammen. Es ist somit das erste Mal seit ihrer<br />
Entstehung um die Jahrhundertwende, dass die<br />
Sammlung außerhalb Russlands ausgestellt wird.<br />
Die MOROZOV COLLECTION ist in allen Galerien<br />
des <strong>be</strong>rühmten Frank Gehry-Gebäudes der<br />
Fondation Louis Vuitton installiert und vereint<br />
eine Auswahl von Werken renommierter französischer<br />
Künstler wie Manet, Rodin, Monet, Pissarro,<br />
Toulouse-Lautrec, Renoir, Sisley, Cézanne,<br />
Gaugin, Van Gogh, Bonnard, Denis, Maillol, Matisse,<br />
Marquet, Vlaminck, Derain ne<strong>be</strong>n der der<br />
russischen Meister wie Repin, Vru<strong>be</strong>l, Korovin,<br />
Golovin, Serov, Larionov, Goncharova, Malevich,<br />
Mashkov, Konchalovsky, Outkine, Saryan<br />
und Konenkov. Konzipiert von Anne Baldassari,<br />
Installation präsentiert. Sie markiert auch den Abschluss<br />
der Ausstellung der Morozov-Sammlung.<br />
der Chefkuratorin der Ausstellung, <strong>be</strong>inhaltet die<br />
PAUL GAUGUIN,<br />
Morozov Collection erstaunliche Entdeckungen<br />
Eu haere ia oe<br />
Bestehend aus einer monumentalen dekorativen<br />
(Où vas-tu ?), eine<br />
und unvergessliche Momente mit einem einzigartigen<br />
Design, das historische Referenzen her-<br />
Installation von sie<strong>be</strong>n Tafeln – die Ivan Morozov<br />
Frau mit Früchten,<br />
1907 von Maurice Denis zum Thema „Die Geschichte<br />
der Psyche“ (1908-1909) in Auftrag gege-<br />
Leinwand.<br />
Tahiti, 1893, Öl auf<br />
vorruft und die zeitlose Natur jener Werke<br />
hervorhebt, die <strong>be</strong>ispielhaft für die aufkommende<br />
künstlerische Moderne des späten 19. und<br />
<strong>be</strong>n hatte – und vier Skulpturen von Aristide<br />
Maillol bietet das Musikzimmer einen seltenen<br />
frühen 20. Jahrhunderts stehen.<br />
Einblick in das Le<strong>be</strong>n des prominenten Sammlers.<br />
Zum ersten und einzigen Mal wird das Musikzimmer<br />
aus dem Moskauer Herrenhaus von Ivan Paris, Frankreich<br />
THYSSEN-BORNEMISZA<br />
LOUIS VUITTON FOUNDATION<br />
NATIONAL MUSEUM<br />
Madrid, Spanien<br />
Morozov außerhalb der Eremitage als Teil einer www.fondationlouisvuitton.fr<br />
www.museothyssen.org<br />
MARTIN<br />
MARGIELA,<br />
VANITAS, 2019,<br />
Silikon und naturgefärbtes<br />
Haar.<br />
ür seine erste öffentliche Ausstellung verwandelte<br />
Martin Margiela die Galerie Lafa-<br />
F<br />
yette Anticipations in ein Gesamtkunstwerk. Die<br />
Schau präsentiert ü<strong>be</strong>r vierzig Werke: darunter<br />
Installationen, Skulpturen, Collagen, Malereien<br />
und Filme. Sie ist eine Erkundung der Existenz,<br />
<strong>be</strong>i der Gewohnheiten der Besucher gleich zu<br />
RENÉ<br />
Beginn auf den Kopf gestellt werden.<br />
MAGRITTE,<br />
The Dream, 1945<br />
Utsunomiya<br />
LAFAYETTE ANTICIPATIONS<br />
Museum of <strong>Art</strong>,<br />
Paris, Frankreich<br />
Japan.<br />
www.lafayetteanticipations.com<br />
18 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 19<br />
AGENDA<br />
international<br />
RENÉ MAGRITTE<br />
THE<br />
MAGRITTE<br />
MACHINE<br />
„The Magritte machine“ im<br />
Museo Nacional Thyssen-<br />
Bornemisza ist die erste dem<br />
<strong>be</strong>lgischen Künstler und<br />
führenden Surrealisten René<br />
Magritte (1898-1967) in Madrid<br />
gewidmete Retrospektive seit<br />
der Ausstellung im Fundación<br />
Juan March im Jahr 1989.<br />
Der Titel „The Magritte<br />
machine“ <strong>be</strong>tont das sich<br />
wiederholende, kombinatorische<br />
Element der Ar<strong>be</strong>it des<br />
großen surrealistischen<br />
Malers, dessen obsessive<br />
Themen in unzähligen<br />
Variationen immer wieder<br />
auftauchen.<br />
Magrittes grenzenlose<br />
Fantasie hat sehr viele kühne<br />
Kompositionen und provokative<br />
Bilder hervorgebracht, die<br />
die Wahrnehmung des<br />
Betrachters herausfordern,<br />
unsere vorgefasste Realität<br />
hinterfragen und zum<br />
Nachdenken anregen.<br />
Bild: © René Magritte, VEGAP, Madrid, 2021<br />
Bilder: © Eremitage, Sankt Petersburg © Lafayette Anticipations/Pierre Antoine<br />
THE MOROZOV COLLECTION<br />
ICONS OF<br />
martin<br />
MARGIELA<br />
▶<br />
▶
BOTTICELLI<br />
KÜNSTLER &<br />
DESIGNER<br />
D<br />
as Musée Jacquemart-André<br />
zelebriert das kreative Genie<br />
von Sandro Botticelli (1445 - 1510)<br />
sowie die Tätigkeit seiner Werkstatt,<br />
indem es etwa vierzig Werke dieses<br />
raffinierten Malers, <strong>be</strong>gleitet von<br />
einigen Gemälden seiner florentinischen<br />
Zeitgenossen, auf die Botticelli<br />
einen <strong>be</strong>sonderen Einfluss hatte,<br />
ausstellt. Botticelli ist einer der <strong>be</strong>rühmtesten<br />
Maler der italienischen<br />
Renaissance, obwohl sein Le<strong>be</strong>n und<br />
die Tätigkeit seines Ateliers noch immer<br />
von einem gewissen Mysterium<br />
umge<strong>be</strong>n sind. Konsistent pendelte<br />
er zwischen einzigartigen Kreationen<br />
und von seinen Assistenten gefertigten<br />
Serienproduktionen. Die<br />
Ausstellung zeigt die Bedeutung<br />
dieser Werkstattpraxis, sein Ideenlabor<br />
und eine Renaissance-typische<br />
Ausbildungsstätte. Sie zeigt Botticelli<br />
in seiner Rolle als Schöpfer, Unternehmer<br />
und Lehrmeister.<br />
MUSÉE JACQUEMART-ANDRÉ<br />
Paris, Frankreich<br />
www.musee-jacquemart-andre.com<br />
HOCHKARÄTIGE LEIHGABEN<br />
1<br />
NENNT MICH<br />
REMBRANDT!<br />
R<br />
embrandt – ein großer Name,<br />
ein welt<strong>be</strong>rühmter Meister.<br />
Doch wie kam der Müllerssohn aus<br />
Leiden zu seinem Erfolg? In der<br />
Weltmetropole Amsterdam wetteiferte<br />
er mit zahlreichen Talenten<br />
auf einem Kunstmarkt, der in der<br />
Geschichte seinesgleichen sucht.<br />
Rembrandts Erfindungsreichtum<br />
und seine eigenwillige Bildsprache<br />
in Malerei und Grafik faszinieren<br />
und <strong>be</strong>wegen bis heute.<br />
ie Ausstellung „Nennt mich Rembrandt!<br />
Durchbruch in Amsterdam“<br />
<strong>be</strong>trachtet erstmalig die Erfolgsgeschichte<br />
Rembrandts vom<br />
jungen, ambitionierten Künstler<br />
aus Leiden hin zum <strong>be</strong>rühmten<br />
Die Ausstellung präsentiert eine Auswahl geliehener Meisterwerke<br />
aus Institutionen wie dem Louvre, der National Gallery,<br />
dem Rijksmuseum, den Vatikanischen Museen und der Vatikanischen<br />
Bibliothek, den Uffizien, der Galleria Sabauda, der<br />
Galleria dell'Accademia, der Gemäldegalerie Berlin, der Alte<br />
Pinakothek und dem Städel Museum in Frankfurt.<br />
2<br />
Meister in Amsterdam. 60 Kunstwerke<br />
Rembrandts treten dafür in<br />
Dialog mit Bildern anderer Künstler<br />
seiner Zeit. Die Schau vereint<br />
den <strong>be</strong>deutenden Frankfurter Bestand<br />
an Ar<strong>be</strong>iten Rembrandts<br />
mit herausragenden Leihga<strong>be</strong>n<br />
internationaler Museen. Insgesamt<br />
rund 140 Gemälde, Druckgrafiken<br />
und Zeichnungen von Rembrandt<br />
und seinen Zeitgenossen <strong>be</strong>leuchten<br />
den eindrucksvollen Aufstieg<br />
und Durchbruch des Künstlers in<br />
den Jahren 1630 bis zur Mitte der<br />
1650er-Jahre.<br />
ST ÄDEL MUSEUM<br />
Frankfurt am Main, Deutschland<br />
www.staedelmuseum.de<br />
PAULA<br />
MODERSOHN-<br />
BECKER<br />
EINE UMFAS SENDE<br />
RETRO SPEK TIVE<br />
K<br />
eine andere deut sche Künstlerin<br />
der Klassischen Moderne<br />
hat in der öffent li chen Wahrnehmung<br />
einen solch legendären<br />
Status erreicht wie Paula Modersohn-Becker.<br />
Die umfas sende Retrospek<br />
tive der SCHIRN widmet sich<br />
dem Gesamtwerk der Künstlerin<br />
und zeigt, wie sie zentrale Tendenzen<br />
der Moderne vorweg nahm.<br />
SCHIRN KUNSTHALLE<br />
Frankfurt am Main, Deutschland<br />
www.schirn.de<br />
3<br />
Bilder: © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie - Christoph Schmidt © Städel Museum, Frankfurt am Main, CC BY-SA 4.0 © Landesmuseum Hannover - ARTOTHEK<br />
Bilder: © The National Gallery, London © Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Wolfgang Kreische © Victoria and Al<strong>be</strong>rt Museum, London<br />
HOGARTH<br />
& EUROPE<br />
N<br />
ur wenige Künstler ha<strong>be</strong>n<br />
eine Epoche so geprägt wie<br />
William Hogarth, dessen le<strong>be</strong>ndige,<br />
satirische Darstellungen des<br />
Englands des 18. Jahrhunderts bis<br />
heute die Fantasie anregen. Die<br />
große Ausstellung „Hogarth and<br />
Europe“ in der Tate Britain wird<br />
sein Werk in einem neuen Licht<br />
präsentieren, das zum ersten Mal<br />
ne<strong>be</strong>n Werken seiner kontinentalen<br />
Zeitgenossen zu sehen ist.<br />
TATE BRITAIN<br />
London, England<br />
www.tate.org.uk<br />
REMBRANDT HARMENSZ VAN RIJN<br />
1<br />
(1606–1669), Selbstbildnis mit Samtbarett<br />
und einem Mantel mit Pelzkragen,<br />
1634, Öl auf Eichenholz.<br />
ALESSANDRO FILIPEPI (BOTTICELLI)<br />
2<br />
(1445–1510), Porträt einer jungen Frau,<br />
auch <strong>be</strong>kannt als La Bella Simonetta, um<br />
1485, Tempera und Öl auf Pappelholz.<br />
PAULA MODERSOHN-BECKER (1876–<br />
3<br />
1907), Selbstbildnis mit rotem Blütenkranz<br />
und Kette, 1906/07, Öl auf Leinwand.<br />
WILLIAM HOGARTH (1697–1764),<br />
4<br />
Marriage A-la-Mode: 2, The Tête à<br />
Tête, 1743-45, Öl auf Leinwand, (Ausschnitt).<br />
JOHANNES VERMEER (1632–1675),<br />
5<br />
Brieflesendes Mädchen am offenen<br />
Fenster, 1657-59, Öl auf Leinwand, Zustand<br />
nach der Restaurierung 2021.<br />
6<br />
JOHN CONSTABLE (1776–1837), Stonehenge,<br />
1835, Aquarell.<br />
4<br />
V<br />
ermeers „Brieflesendes Mädchen<br />
am offenen Fenster“ ist<br />
eines der weltweit <strong>be</strong>kanntesten<br />
Werke der holländischen Malerei<br />
des Goldenen Zeitalters. Die Gemäldegalerie<br />
Alte Meister präsentiert es<br />
gemeinsam mit neun weiteren Werken<br />
des Künstlers und etwa 50 Werken<br />
der holländischen Genremalerei<br />
in der bislang größten Vermeer-Ausstellung<br />
in Deutschland.<br />
Im Laufe eines Parcours durchläuft<br />
das Publikum Ausstellungsräume,<br />
die sich nach einer Einführung dem<br />
künstlerischen Umfeld Vermeers in<br />
Delft und den Kapiteln „Spiegelungen<br />
der Seele“, „Wirklichkeit und<br />
Täuschung“, „Vom Stillstehen der<br />
Zeit“, „Die Sprache der Lie<strong>be</strong>“ oder<br />
„Botschaften des Herzens“ widmen.<br />
Finale des Rundgangs und Höhepunkt<br />
der Ausstellung ist der Raum,<br />
in dem das <strong>be</strong>sagte Bild, umge<strong>be</strong>n<br />
von herausragenden Einzelstücken<br />
des Kunstgewer<strong>be</strong>s, präsentiert wird.<br />
Ein Dokumentations- und ein Filmraum<br />
<strong>be</strong>fassen sich e<strong>be</strong>nfalls ausführlich<br />
mit der Restaurierung selbst<br />
sowie den innerhalb des Forschungsprojektes<br />
vorgenommen naturwissenschaftlichen<br />
Untersuchungen.<br />
GEMÄLDEGALERIE ALTE MEISTER<br />
Dresden, Deutschland<br />
gemaeldegalerie.skd.museum<br />
ROYAL ACADEMY OF ARTS<br />
LATE CONSTABLE<br />
Constable ist in Dedham<br />
Vale als Sohn eines<br />
Müllers geboren. Mit 24<br />
wurde er auf den Royal<br />
Academy Schools<br />
aufgenommen und im<br />
Alter von 53 zum Royal<br />
Academician gewählt.<br />
J<br />
JOHANNES VERMEER<br />
VOM<br />
INNEHALTEN<br />
ohn Constable ist einer der<br />
<strong>be</strong>kanntesten Künstler Großbritanniens:<br />
Als Absolvent und<br />
regelmäßiger Aussteller der Royal<br />
Academy of <strong>Art</strong>s ist sein Aufstieg<br />
eng mit dessen Geschichte verbunden.<br />
Bisher hat die RA jedoch noch<br />
6<br />
nie eine große Retrospektive seines<br />
Schaffens veranstaltet.<br />
Diese Ausstellung – die von 1825<br />
bis zum unerwarteten Tod des<br />
Künstlers 1837 reicht – untersucht<br />
Constables Spätstil anhand seiner<br />
Gemälde und Ölskizzen sowie<br />
auch Aquarelle, Zeichnungen und<br />
Druckgrafiken. Diese 12 Jahre sind<br />
geprägt von einer ausdrucksstarken<br />
Pinselführung, die erstmals in<br />
seinen Plein-Air-Ölskizzen aus der<br />
Natur sowie auch auf seinen großformatigen<br />
Vorskizzen entwickelt<br />
wurde. Er wandte sich auch mit<br />
einer seit dem frühen 19. Jahrhundert<br />
fehlenden Begeisterung dem<br />
Aquarell zu, und einige seiner späten<br />
Zeichnungen zeigen die gleiche<br />
Freiheit des Ausdrucks wie seine<br />
Gemälde aus dersel<strong>be</strong>n Zeit.<br />
ROYAL ACADEMY OF ARTS<br />
London, England<br />
www.royalacademy.org.uk<br />
5<br />
20 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 21
INVEST<br />
ART<br />
A U K T I O N E N · P R E I S E · R E K O R D E<br />
von RUBENS bis<br />
TINTORETTO<br />
ERFOLG FÜR ALTE MEISTER IM DOROTHEUM<br />
AM 10. NOVEMBER 2021<br />
M<br />
alerei flämischer wie italienischer<br />
Hauptvertreter der<br />
Renaissance und des Barock lagen<br />
hoch in der Gunst der Käufer<br />
<strong>be</strong>i der Dorotheum-Auktion Alte<br />
Meister am 10. Novem<strong>be</strong>r 2021.<br />
Eine „Heilige Familie“ von Peter<br />
Paul Ru<strong>be</strong>ns und Werkstatt wechselte<br />
für 548.218 € den Besitzer.<br />
Das Bildnis eines Mannes mit rotem<br />
Bart von Giovanni Battista Moroni,<br />
Protagonist des lombardischen Realismus<br />
und zu Lebzeiten Star in<br />
England, wird für 328.000 € Teil einer<br />
europäischen Privatsammlung.<br />
Venedig und Tintoretto gehören untrennbar<br />
zusammen: Zwei Werke<br />
des mit bürgerlichen Namen Jacopo<br />
Robusti gerufenen Meisters erfreuten<br />
sich großer Nachfrage mit Preisen<br />
ü<strong>be</strong>r den Erwartungen: Ein 2,6<br />
Meter breites Familienporträt inklusive<br />
Gottvater erlöste 415.500 €, eine<br />
mythologische Szene von „Venus,<br />
Mars und Amor“ 315.500 €.<br />
PETER PAUL RUBENS (1577 – 1640) und<br />
Werkstatt, Heilige Familie mit heiliger<br />
Anna, Johanneskna<strong>be</strong>n und der Tau<strong>be</strong>,<br />
Öl auf Holz<br />
DIESER MANN<br />
gehört ins<br />
MUSEUM!<br />
D<br />
as Getty Museum in Los Angeles<br />
hat <strong>be</strong>i Christie's in<br />
New York Gustave Caillebottes Gemälde<br />
„Jeune homme à sa fenêtre“<br />
aus dem Jahr 1976 für 53 MIO.<br />
DOLLAR (46 Mio. Euro) ersteigert.<br />
Damit wurde ein neuer Auktionsrekord<br />
für ein Werk des 1848 geborenen<br />
Künstlers erzielt, der seinen<br />
bisherigen, 2019 <strong>be</strong>i Christie's in<br />
London erzielten, weit ü<strong>be</strong>rbietet.<br />
Damals waren 22 Millionen Dollar<br />
für das Gemälde „Chemin montant“<br />
von 1881 gezahlt worden, das ein<br />
Paar <strong>be</strong>im Spaziergang zeigt.<br />
GUSTAVE CAILLEBOTTE (1848-1894),<br />
Jeune Homme À Sa Fenêtre (Junger Mann<br />
am Fenster), signiert und datiert:<br />
„G Caillebotte. 1876“, Öl Auf Leinwand<br />
WELTREKORD!<br />
34,9 MILLIONEN<br />
FÜR FRIDA KAHLO<br />
PORTRÄT<br />
Zuletzt wurde das<br />
Bild für 1,4 Millionen<br />
Dollar versteigert.<br />
Nun hat „Diego y yo“<br />
von Frida Kahlo für<br />
das 30-fache den<br />
Besitzer gewechselt.<br />
Damit ü<strong>be</strong>rflügelt<br />
die Künstlerin auch<br />
Ehemann Diego<br />
Rivera.<br />
G<br />
emälde der mexikanischen<br />
Malerin Frida Kahlo und<br />
des Franzosen Pierre Soulages<br />
sind in New York für Rekordpreise<br />
versteigert worden. Im Auktionshaus<br />
Sotheby's wechselte Kahlos<br />
Selbstbildnis „Diego y yo“ (Diego<br />
und ich) aus dem Jahr 1949 für 34,9<br />
MILLIONEN DOLLAR (30,7 Millionen<br />
Euro) den Besitzer.<br />
Laut Sotheby's wurde das Bild von<br />
der Eduardo-F.-Costantini-Sammlung<br />
ersteigert, die nach dem<br />
Gründer des Museums für lateinamerikanische<br />
Künste in Buenos<br />
Aires <strong>be</strong>nannt ist. „Diego y yo“<br />
wird damit zum bislang teuersten<br />
versteigerten lateinamerikanischen<br />
Kunstwerk. Den bisherigen Rekord<br />
hielt das Gemälde „Los Rivales“<br />
(1931) von Diego Rivera selbst, das<br />
2018 für 9,76 MILLIONEN DOLLAR<br />
versteigert wurde. Der bisherige<br />
Rekordpreis für ein Frida-Kahlo-<br />
Gemälde lag <strong>be</strong>i acht Millionen<br />
Dollar im Jahr 2016.<br />
FRIDA KAHLO (1907-1954), Diego y yo<br />
(Diego und ich), 1949, Öl auf Leinwand<br />
Bilder: © CHRISTIE'S © DOROTHEUM © APA/AFP/Sotheby’s<br />
22 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 23
ART INVEST<br />
– KUNST –<br />
WELTMACHT<br />
ÖSTERREICH<br />
HUBERT<br />
SCHEIBL,<br />
„SONIC SILENT<br />
SHAKE – S“,<br />
Öl auf Leinwand,<br />
180 x 121 cm,<br />
verkauft um<br />
EUR 19.050,-<br />
Österreich wird in der ganzen Welt gerühmt als ein Land der<br />
Musik, als ein Land mit grandioser Architektur und wunderschönen<br />
Landschaften. Kaum <strong>be</strong>kannt ist, dass Österreich auch ein Land<br />
der bildenden Künste ist. Genau hier öffnete sich mit Gustav Klimt<br />
und Egon Schiele das Tor zur Moderne. Und das zeitgenössische<br />
Kunstschaffen hat nichts von dieser Bedeutung eingebüßt.<br />
Text: OTTO HANS RESSLER<br />
Den Österreichern wird oft nachgesagt, sie<br />
würden zwischen Größenwahn und Demut<br />
schwanken. Es ist ja auch auf eine gewisse<br />
Weiße richtig: Denn das Land ist gerade einmal<br />
so groß wie Sierra Leone, kaum größer als South<br />
Carolina oder zwanzig Mal kleiner als die Mongolei.<br />
Auf einigen Gebieten ist Österreich jedoch eine un<strong>be</strong>strittene<br />
Weltmacht. Bei der klassischen Musik macht<br />
uns diesen Rang niemand streitig. Viel zu wenig <strong>be</strong>wusst<br />
ist den meisten Leuten a<strong>be</strong>r, dass dies auch auf<br />
die bildenden Künste zutrifft. Das ha<strong>be</strong>n wir natürlich<br />
nicht nur Schiele und Klimt zu verdanken, deren<br />
Werke im Belvedere und im Leopold Museum Jahr<br />
für Jahr Millionen von Besuchern anlocken, sondern<br />
auch unseren zeitgenössischen Künstlern.<br />
RUDI STANZEL, „Ohne Titel“,<br />
Müllsack geschmolzen, 61 x 41 cm,<br />
verkauft um EUR 3.870,-<br />
Sie reüssieren auf der ganzen Welt. „<strong>Art</strong>facts“, ein<br />
Internetportal, das nach einem Punktesystem die<br />
Präsenz von Künstlern in Museen und Ausstellungen<br />
misst und in eine Rangordnung bringt, führt unter<br />
den 100 erfolgreichsten Künstlern sage und schrei<strong>be</strong><br />
sechs Österreicher: Erwin Wurm, Valie Export,<br />
Arnulf Rainer, Heimo Zo<strong>be</strong>rnig, Franz West, Maria<br />
Lassnig.<br />
Auch <strong>be</strong>i den Galerien ist Österreich weit ü<strong>be</strong>r seine<br />
Population hinaus extrem gut positioniert. Auch<br />
hier existiert ein Ranking, das noch komplizierter ist<br />
als jenes der Künstler. Jedenfalls scheint in diesem<br />
Ranking die Galerie Ropac als Nr. 7 auf, die Galerie<br />
Krinzinger als Nr. 11 und die Galerie nächst St. Stephan<br />
als Nr. 12.<br />
A<strong>be</strong>r auch sonst muss sich Österreich in Fragen der<br />
Kunst nicht verstecken. Wenn man aus den weltweiten<br />
Milliardenumsätzen herausrechnet, was in New<br />
York, London und Hongkong an eine internationale<br />
Klientel (die nicht näher lokalisierbar ist) verkauft<br />
wird, wird in Österreich pro Kopf mehr für Kunst<br />
ausgege<strong>be</strong>n als in jedem anderen Land der Welt.<br />
24 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 25
ART INVEST<br />
CLAUDIA HIRTL,<br />
„E 571 (Herz, Seele, Geist zeitend)“,<br />
Eitempera auf Leinwand, 5-teilig,<br />
je 26,5 x 200 cm,<br />
verkauft um EUR 10.320,-<br />
Leider ändert das a<strong>be</strong>r nichts daran, dass sich<br />
auch hierzulande die meisten Künstler in einer<br />
äußerst prekären finanziellen Lage <strong>be</strong>finden<br />
und es gar nicht genug Sammler und Kunstliebha<strong>be</strong>r<br />
ge<strong>be</strong>n kann, um diese Situation zu ver<strong>be</strong>ssern.<br />
Das <strong>be</strong>deutet andererseits auch, dass es ne<strong>be</strong>n Arnulf<br />
Rainer, Maria Lassnig und Hermann Nitsch noch viel<br />
zu entdecken gibt: Künstler, die auf höchstem Qualitätslevel<br />
ar<strong>be</strong>iten, deren Werke a<strong>be</strong>r dennoch zu sehr<br />
niedrigen Preisen zu ha<strong>be</strong>n sind. Diese Künstler gilt<br />
es zu entdecken, und ich erlau<strong>be</strong> mir, hier einige vorzustellen:<br />
RESSLER KUNST AUKTIONEN<br />
Wenn Sie sich ü<strong>be</strong>r das aktuelle Kunst-Angebot informieren<br />
wollen, senden wir Ihnen gerne unsere<br />
Kataloge zu. Ü<strong>be</strong>rmitteln Sie dazu Ihre Daten und<br />
Wünsche bitte an auktion@resslerkunst.com.<br />
Sehr gerne schätzen wir – kostenlos und ohne Verpflichtung<br />
für Sie – Ihre Kunstwerke. Senden Sie<br />
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Kunstwerke ha<strong>be</strong>n, an ressler@resslerkunst.com.<br />
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Ressler Kunst Auktionen GmbH<br />
Abs<strong>be</strong>rggasse 27, 1100 Wien,<br />
c/o Galerie OstLicht,<br />
Tel.: +43 676 4102225<br />
www.resslerkunst.com<br />
Zum Beispiel Hu<strong>be</strong>rt Scheibl. Anfang der 80er-Jahre<br />
galt er als Repräsentant einer neuen, wilden Malerei.<br />
Wer heute durch sein Atelier wandert, entdeckt<br />
Leinwände mit unzähligen Farbschichten, aufgetragen<br />
und wieder abgeschabt, erneut aufgetragen und<br />
wieder abgeschabt. Wenn man diese Bilder anschaut,<br />
sieht man durch die Farbschichten hindurch ... immer<br />
tiefer hinein bis in den Himmel; einen Himmel,<br />
wie man ihn noch nie gesehen hatte. Man entdeckt,<br />
wie die Dinge le<strong>be</strong>ndig werden, wie Sterne zu funkeln<br />
<strong>be</strong>ginnen, wo gar keine sind und sich zu <strong>be</strong>wegen<br />
scheinen, obwohl sie still stehen. Man hört Stimmen,<br />
die fremd und doch so vertraut klingen, und ein<br />
Geräusch wie ein feines, hohes, sphärisches Brausen,<br />
in dessen Bann man gezogen wird.<br />
Ein anderes Beispiel eines großartigen Malers ist<br />
Rudi Stanzel. Es ist nicht sicher, ob das, was er <strong>be</strong>treibt,<br />
ü<strong>be</strong>rhaupt Malerei ist – die Grenze zur Plastik<br />
ist fließend. Sein Œuvre ist ein ganzes Meer voller<br />
Schwarz und Grau. Oft sind die Bilder auch gar<br />
nicht gemalt, sondern <strong>be</strong>stehen aus feinem, grau und<br />
schwarz gefärbtem Papier. A<strong>be</strong>r noch etwas verbirgt<br />
sich in diesen Bildern, etwas, das verursacht, dass<br />
sie leuchten: ein grau-schwarzes Leuchten. Es mag<br />
sein, dass diese Bilder gar keine Bilder sind; sondern<br />
schon Plastiken. A<strong>be</strong>r darauf kommt es gar nicht an.<br />
Worauf es ankommt, das ist dieses Leuchten.<br />
Und nicht zuletzt Claudia Hirtl. Ihre Bilder weisen<br />
eine samtige O<strong>be</strong>rfläche auf, wie sie nur Eitempera<br />
hervorbringen kann, und ein Blau, wie es seit Yves<br />
Klein kein Blau mehr gege<strong>be</strong>n hat ...<br />
Es gibt also noch einiges zu entdecken auf dem österreichischen<br />
Kunstmarkt: äußerst kreative Künstler,<br />
engagierte Galeristen und außergewöhnliche Museen.<br />
26 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 27
ART TOPIC<br />
THE ART OF<br />
<strong>Luxury</strong><br />
EINE STADT<br />
WIE KEINE ANDERE<br />
Konstantinopel ist eine<br />
Stadt, die niemals ruht.<br />
Zentrum weitläufiger<br />
Reiche und Verteidigungswalle,<br />
Sagen von Treue und<br />
Verrat. Es ist ein Ort, der<br />
viele Namen trägt, Neues<br />
Rom, Byzanz, und später<br />
Istanbul. Von der Anhöhe<br />
der engen hügeligen<br />
Straßen erblickt man ü<strong>be</strong>r<br />
dem Wasser das Juwel, die<br />
Hagia Sophia, Kathedrale,<br />
Moschee, Museum. Trutzig,<br />
leuchtend, zeitlos.<br />
HOLZIG. ORIENTALISCH.<br />
Der stete Wechsel der Gezeiten des<br />
Bosporus, Eb<strong>be</strong> und Flut im Fluss der<br />
Zeit, verankert die Königin der Städte<br />
an einem einzigartigen Wegekreuz<br />
zwischen Europa und Asien, zwischen<br />
dem Schwarzen Meer und den blauen<br />
Wellen der Ägäis. Zwei Welten, die<br />
einander <strong>be</strong>rühren. Ein <strong>be</strong>rühmter<br />
Schmelztiegel, der Hochkultur, Chaos<br />
und Widersprüche vereint.<br />
KIEFER, ROSA PFEFFER<br />
UND LAVENDEL...<br />
erzeugen eine kühle<br />
Luftigkeit, dem frühen<br />
Morgenhimmel gleich. Die<br />
ewig währende Eleganz<br />
der Iris und Geranie,<br />
geerdet durch Patchouli<br />
und Moos. Zwei Welten,<br />
ineinander verwo<strong>be</strong>n.<br />
Constantinople von Penhaligon’s<br />
ist ab sofort im ausgewählten<br />
Fachhandel erhältlich.<br />
www.penhaligons.com<br />
der unglaubliche<br />
SCHATZ<br />
• PENHALIGON’S CONSTANTINOPLE – EIN DUFT<br />
FÜR DIE KÖNIGIN DER STÄDTE. REISEN SIE IN EINE<br />
VERGANGENE ÄRA DER ERKUNDUNGEN UND<br />
WAGHALSIGER ENTDECKUNGEN.<br />
28 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 29<br />
armani<strong>be</strong>auty.com
ART TOPIC LUXURY<br />
GIFT GUIDE<br />
EXKLUSIVE<br />
LIMITED EDITION<br />
Mit der edlen Komposition<br />
in einer neuen Intensität<br />
bringt BOSS Bottled Eau de<br />
Parfum Stärke, Eleganz und<br />
Wärme ausgewogen zur<br />
Geltung. Für die Weihnachtssaison<br />
sorgt der<br />
einzigartige Flakon in einem<br />
verspiegelten Gold-Finish<br />
für einen Hauch Magie. Das<br />
<strong>be</strong>le<strong>be</strong>nde, kraftvolle BOSS<br />
ALIVE Eau de Parfum in<br />
limitierter Auflage und<br />
edler, glitzernder Umverpackung<br />
ist hingegen ein<br />
Geschenk voller positiver<br />
Energie, das Mütter,<br />
Schwestern, Partnerinnen<br />
oder Freundinnen<br />
<strong>be</strong>geistern wird.<br />
FUNKELNDE<br />
GESCHENKSETS FÜR<br />
SIE UND IHN<br />
Ergänzt wird die „Celebrate<br />
in Gold“-Kampagne ne<strong>be</strong>n<br />
BOSS Bottled und BOSS<br />
ALIVE noch von zwei<br />
weiteren Geschenksets der<br />
<strong>be</strong>liebtesten Düfte: BOSS<br />
The Scent und HUGO Man.<br />
Auch hier zieren die edlen<br />
Verpackungen eine Skyline<br />
<strong>be</strong>i Nacht in Form<br />
glitzernder Schneeflocken.<br />
Glam-Faktor:<br />
„Hourglass Portemonnaie“<br />
von<br />
BALENCIAGA, ü<strong>be</strong>r<br />
farfetch.com<br />
Das Wasser des<br />
Le<strong>be</strong>ns: Aqua Vitae<br />
von MAISON FRANCIS<br />
KURKDJIAN PARIS,<br />
ü<strong>be</strong>r breuninger.com<br />
Majestätisch:<br />
24kt Vergoldetes<br />
Besteckset von<br />
CHRISTOFLE,<br />
christofle.com<br />
Herrlich in die<br />
Ballsaison: „Belle of<br />
the Ball“ A<strong>be</strong>ndkleid<br />
von LENA HOSCHEK,<br />
lenahoschek.com<br />
Eine gewaltige<br />
Machtdemonstration:<br />
„G Chain“-Halskette aus<br />
poliertem und<br />
gebürstetem Brass mit<br />
Gelbgold-Finish,<br />
handgefertigt von<br />
GIVENCHY in Italien,<br />
givenchy.com<br />
Ein Hauch Glamour:<br />
105 mm Metall-Stöckel-<br />
Sandalen mit Schloss<br />
von TOM FORD ü<strong>be</strong>r<br />
<strong>be</strong>rgdorfgoodman.com<br />
Ganz schön abgedreht:<br />
Flache Creolen Ohrringe<br />
aus 18 Karat Gelbgold von<br />
FERNANDO JORGE, ü<strong>be</strong>r<br />
<strong>be</strong>rgdorfgoodman.com<br />
Feuchtigkeitsspendend.<br />
Transformierend. Kraftvoll.<br />
Transparent-Balsam<br />
„24K Lip Blush“ von<br />
TOM FORD, tomford.com<br />
Die Düfte BOSS Bottled &<br />
BOSS ALIVE in limitierter<br />
Auflage sind im ausgewählten<br />
Handel erhältlich.<br />
www.hugoboss.com<br />
Celebrate in<br />
GOLD<br />
• BOSS BOTTLED & BOSS ALIVE IN LIMITIERTER<br />
AUFLAGE – EINE GLITZERWELT AUS GOLDENEN<br />
SCHNEEFLOCKEN FÜR EINE MAGISCHE<br />
VORWEIHNACHTSZEIT.<br />
Goldenes<br />
Medusa-Duftvotiv<br />
mit Deckel von<br />
VERSACE, ü<strong>be</strong>r<br />
neimanmarcus.com<br />
kostbares<br />
ELEMENT<br />
• GLANZ & GLORIA. MEHR GLANZ GEHT<br />
KAUM, MEHR GLAMOUR AUCH NICHT.<br />
DIESE EDEL SCHIMMERNDEN PRÄSENTE<br />
SAGEN: „DU BIST GOLD WERT!“<br />
Ein Parfüm wie ein Epos:<br />
Ocean Leather von MEMO PARIS,<br />
ein Duft für Damen und Herren<br />
<strong>be</strong>i naegelestru<strong>be</strong>ll.at<br />
Die Essenz der Verjüngung:<br />
„Pure Gold Radiance<br />
Concentrate“, revitalisierendes<br />
Serum von LA PRAIRIE,<br />
laprairie.com<br />
30 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 31
ART TOPIC ART LUXURY<br />
DAS WUNDER DER<br />
VERJÜNGUNG<br />
Das Geheimnis der<br />
exklusiven Creme liegt in<br />
dem Einsatz von Clodessine<br />
- auch „Jugendhormon“<br />
genannt. Es erhöht die<br />
Hautelastizität nachweislich,<br />
verlängert die<br />
Le<strong>be</strong>nsdauer der Zellen<br />
und steigert den natürliche<br />
Abwehr- und Detoxifizierungsmechanismus.<br />
La Sweet Juliet ist <strong>be</strong>i<br />
Douglas und im Neosino<br />
Onlineshop erhältlich.<br />
www.neosino.at<br />
Die reichhaltige Gesichtscreme<br />
„La Sweet Juliet“ ist für<br />
alle Hauttypen geeignet,<br />
speziell für empfindliche und<br />
anspruchsvolle Haut.<br />
SOPHISTICATED<br />
CAVIAR SKINCARE FROM<br />
SWITZERLAND<br />
• KEEP CALM AND AGE SLOW<br />
– DAS IST DER EINPRÄGSAME<br />
SLOGAN DER NEUEN, HOCHWIRK-<br />
SAMEN GESICHTSCREME „LA SWEET<br />
JULIET“. WISSENSCHAFT UND<br />
ALTES WISSEN UM DIE BEDÜRF-<br />
NISSE DER HAUT SIND NEBEN<br />
ERLESENEN NATURWIRKSTOFFEN<br />
DIE INGREDIENZEN VON „LA SWEET<br />
JULIET“ VON NEOSINO.<br />
La Sweet Juliet<br />
Gesichtspflege im Namen der<br />
ROSE<br />
Erhältlich in<br />
50 erlesenen Par fumerien Österreichs.<br />
zwyer-skincare.com<br />
32 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 33
ART TOPIC<br />
Gift Guide<br />
(1) „Rockstud“ Leder<br />
Geldbörse mit Kette von<br />
VALENTINO GARAVANI,<br />
valentino.com; (2) „Hot<br />
Chick“ Wildleder-Pumps<br />
mit roter Sohle von<br />
CHRISTIAN LOUBOUTIN,<br />
ü<strong>be</strong>r <strong>be</strong>rgdorfgoodman.<br />
com; (3) „Fine Paisley<br />
Royal Eagle“ Schwarze<br />
Kerze von STEFANO RICCI,<br />
ü<strong>be</strong>r neimanmarcus.com;<br />
(4) Royal Oud Eau de<br />
Parfum von CREED,<br />
naegelestru<strong>be</strong>ll.at;<br />
(5) Nussknacker Keksdose<br />
von BISCUITEERS, ü<strong>be</strong>r<br />
harveynichols.com;<br />
(6) 2-teiliges Duftkerzenund<br />
Reed-Diffusor-Set<br />
von NEST NEW YORK,<br />
ü<strong>be</strong>r saksfifthavenue.<br />
com; (7) „The Chain<br />
Cassette“ Umhängetasche<br />
aus rotem Wildleder<br />
von BOTTEGA VENETA,<br />
bottegaveneta.com<br />
Fashion<br />
the<br />
Idols'<br />
Gift Guide<br />
Trotz all ihrer Traditionen kann sich die Weihnachtszeit wie<br />
regelmentiert anfühlen. A<strong>be</strong>r sollten wir 2021 nicht die Regeln neu<br />
schrei<strong>be</strong>n und anfangen, unsere eigenen neuen Traditionen zu<br />
entwickeln? Ge<strong>be</strong>n Sie den Feierlichkeiten einen Hauch von<br />
Glamour! Das AQ hat deswegen lange darü<strong>be</strong>r sinniert, welche<br />
<strong>be</strong>sonderen Geschenke Ihnen Mode-Idole in unserem Namen<br />
ü<strong>be</strong>rbringen würden ...<br />
Audrey Hepburn<br />
Mit der figur<strong>be</strong>tonten Caprihose „Sabrina“ wurde die 7/8-Hose von<br />
Hu<strong>be</strong>rt de Givenchy dank Audrey Hepburn zum Hosenklassiker.<br />
6<br />
1<br />
3<br />
Foto: Getty Images<br />
2<br />
4 5<br />
7<br />
34 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 35
ART TOPIC<br />
Karl Lagerfeld<br />
Es schien, als würde ihm einfach alles gelingen. Er führte<br />
die Modehäuser Chanel, Chloé und Fendi wieder zu<br />
enormem Erfolg, lancierte ne<strong>be</strong>n<strong>be</strong>i noch seine eigenen<br />
Linien: „Karl“, „Lagerfeld“ und „Karl Lagerfeld“.<br />
1<br />
2 3<br />
4<br />
Spüre<br />
die Kraft<br />
der Natur.<br />
Foto: Fendi<br />
Gift Guide<br />
(1) Stiefeletten „Susanna“ aus Nappa-Schafleder von CHLOÉ,<br />
chloe.com; (2) N°5 Eau de Parfum Limited Edition 2021 von<br />
CHANEL, www.chanel.com; (3) Karl City – Paris, 21 Rue Saint<br />
Guillaume Eau de Parfum von KARL LAGERFELD, karl.com;<br />
(4) Schultertasche „Fendi Way“ aus Leder von FENDI, ü<strong>be</strong>r<br />
mytheresa.com<br />
Elīna GaranČa, Opern-Weltstar & Master Lin-Markenbotschafterin<br />
Master Lin setzt ausschließlich natürliche Inhaltsstoffe ein – aus Ü<strong>be</strong>rzeugung<br />
und Respekt vor der Natur. Master Lin-Produkte vereinen das Wissen der<br />
Traditionellen Chinesischen Medizin mit dem Know-how des 21. Jahrhunderts.<br />
www.masterlin.com<br />
eine marke der<br />
familie<br />
36 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 37
ART TOPIC<br />
Yves Saint Laurent<br />
Yves Saint Laurent war ganz gewiss viel mehr<br />
als nur ein Modedesigner, er war selbst eine Ikone<br />
seiner Zeit.<br />
Gift Guide<br />
(1) Schwarze – 100 mm – Ledersandalen „Cassandra“ von<br />
SAINT LAURENT, ysl.com; (2) Libre Eau de Parufm X-Mas<br />
Collector von YVES SAINT LAURENT, ü<strong>be</strong>r breuninger.com;<br />
(3) „Le 5 à 7“ schwarze Leder Shopper mit Kroko-Effekt von<br />
SAINT LAURENT, ü<strong>be</strong>r farfetch.com;<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Foto: Getty Images<br />
38 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 39
ART LUXURY<br />
The Serum<br />
Erle<strong>be</strong>n Sie die totale Korrektur Ihres Teints<br />
Diese innovative Formel basiert auf ü<strong>be</strong>r 30 Jahren wissenschaftlicher Forschung und bietet eine umfassende Lösung<br />
für die hartnäckigsten Hautprobleme. Das schnell einziehende 360-Grad-Konzentrat hydriert und nährt Ihre Haut<br />
intensiv und hilft gleichzeitig, die Zeichen der Hautalterung zu mindern, Elastizität und Spannkraft zu ver<strong>be</strong>ssern und<br />
die Hautstruktur zu glätten – für einen makellosen, strahlenden Teint. Die Formel kombiniert den Power-Wirkstoff TFC8 ®<br />
mit reinen, stark feuchtigkeitsspendenden Inhaltsstoffen wie energiespendendem Vitamin C, nährendem Reiskleieöl,<br />
Granatapfelsamenextrakten und Resveratrol sowie Edelweiß-Extrakt, das einen insgesamt gesünderen Teint unterstützt.<br />
· 2014 VON ALI<br />
ALJABERI IN ABU<br />
DHABI GEGRÜNDET<br />
IST WIDIAN DIE<br />
DUFTMARKE,<br />
DIE TRADITION<br />
UND MODERNE<br />
DES HEUTIGEN<br />
ARABISCHEN SPIRITS<br />
VEREINT – LUXURIÖSE,<br />
ORIENTALISCHE<br />
DUFTNOTEN TREFFEN<br />
AUF BLUMIGE UND<br />
FRUCHTIGE<br />
NOTEN AUS DER<br />
GANZEN WELT.<br />
Inspiriert von der<br />
geschichtsträchtigen Stadt Aswan,<br />
verbindet Widian mit dieser<br />
Duftkreation auf eine raffinierte<br />
<strong>Art</strong> das Alte mit dem Modernen.<br />
Entstanden ist ein moderner Duft<br />
der in jeder Metropole dieser Welt<br />
getragen werden kann. —Widian<br />
Düfte sind in ausgewählten Nägele<br />
& Stru<strong>be</strong>ll Filialen erhältlich sowie<br />
im Le Parfum und Maison Colloredo.<br />
Nähere Informationen erhalten Sie<br />
unter: www.widianofficial.com<br />
40 AQ HERBST/WINTER 2021<br />
WIDIAN<br />
Kostbare Inhaltsstoffe fesseln<br />
und verzau<strong>be</strong>rn mit ihren<br />
sinnlichen Aromen und einer<br />
ehrlichen Klarheit. Sie nehmen Sie mit<br />
auf eine Reise zu dem sagenhaften Er<strong>be</strong><br />
des Mittleren Ostens.<br />
Die sich ergänzende Kontroverse aus<br />
alten Traditionen, neuen Impulsen aus<br />
den Metropolen dieser Welt und den<br />
daraus entstehenden innovativen<br />
und herausragenden<br />
Neuanfängen werden <strong>be</strong>i<br />
Widian in Form von einzigartigen<br />
Duftkompositionen<br />
ausgedrückt. Um<br />
nicht nur olfaktorisch diesen<br />
Eindrücken zu entsprechen,<br />
entschied sich Widian zu<br />
einer Design-Kooperation<br />
mit Ashwaq Abdulla.<br />
Die in Abu Dhabi le<strong>be</strong>nde<br />
Künstlerin illustriert<br />
sozio-kulturelle Themen<br />
und schafft auf diese Weise<br />
Anlässe zu Diskussion<br />
und Austausch. Ihre Ar<strong>be</strong>iten<br />
sind geprägt von<br />
traditionellen sowie gesellschaftlichen<br />
Motiven,<br />
die modern und medienü<strong>be</strong>rgreifend<br />
interpretiert<br />
werden. Mit ihrem weltoffenen,<br />
kritischen und anmutigen<br />
Stil passt sie perfekt zu den Düften<br />
und der Marke Widian und illustriert<br />
nun das gesamte Erscheinungsbild der<br />
Duft-Kollektion neu und auf ihre Weise.<br />
www.art-quarterly.com<br />
Aus dem Herzen des alten Ägyptens -<br />
der neue Duft von Widian ist eine Hommage<br />
an die Ägyptische Kultur und die<br />
mystische Stadt Aswan. Der gleichnamige<br />
Duft wurde in Abu Dhabi komponiert<br />
und wird auch in den Vereinten<br />
Arabischen Emiraten hergestellt. Das<br />
Spannungsfeld aus tiefer Verwurzelung<br />
in den traditionellen Gebräuchen und<br />
der Moderne, die in Ägypten Einzug<br />
hält, werden durch die emotionale<br />
Kombination aus<br />
Bergamotte, Him<strong>be</strong>ere<br />
und rosa Pfeffer ausgedrückt,<br />
die auf einer Basis<br />
von Tabak, Moschus und<br />
Vanille ruht.<br />
Der Widian Gründer<br />
Ali Alja<strong>be</strong>ri<br />
Experience total<br />
complexion correction<br />
augustinusbader.com<br />
www.art-quarterly.com HERBST/WINTER 2021 AQ 41
ART TOPIC<br />
VALMONT PRÄSENTIERT<br />
JANUS<br />
M<br />
it seinem Kunstwerk Janus erforscht<br />
der Künstler Didier Guillon<br />
die menschliche Dualität.<br />
Janus gehört zu den ältesten Figuren<br />
der römischen Mythologie<br />
und ist der Gott des Anfangs, des<br />
Endes, des Ü<strong>be</strong>rgangs und der<br />
Türen. Er wird Bifrons (der Zweistirnige)<br />
genannt, wenn er mit<br />
zwei Gesichtern dargestellt wird,<br />
wo<strong>be</strong>i das eine die Vergangenheit<br />
und das andere die Zukunft<br />
symbolisiert. Der Janus von Didier<br />
Guillon ist ein Echo auf zeitgenössische<br />
Fragen und die ewige<br />
Notwendigkeit, sich mit der<br />
Vergangenheit zu <strong>be</strong>fassen, um<br />
zu lernen und sich auf die Zukunft<br />
vorzu<strong>be</strong>reiten. Deshalb ist<br />
die Maske, ne<strong>be</strong>n dem Käfig und<br />
dem Gorilla, eine von Didier Guillons<br />
künstlerischen Ikonen.<br />
WANDERAUSSTELLUNG<br />
Nach dem unglaublichen Erfolg<br />
der Ausstellung „Venetian Love“<br />
in Venedig ist Janus nun im La<br />
Maison Valmont Berlin zu sehen.<br />
Die Ausstellung wurde in<br />
Venedig im Palazzo Bonvicini,<br />
dem Epizentrum der Fondation<br />
Valmont, eröffnet und anschließend<br />
im Fondaco die Tedeschi,<br />
dem luxuriösesten venezianischen<br />
Kaufhaus, präsentiert. Sie<br />
zählte mehr als 20.000 Besucher.<br />
Nach diesem Plebiszit <strong>be</strong>gab sich<br />
die Ausstellung nach Griechenland<br />
auf die Saronischen Inseln,<br />
EINE AUSSTELLUNG ZEITGENÖSSI-<br />
SCHER KUNST VON DIDIER GUILLON,<br />
IM LA MAISON VALMONT BERLIN.<br />
vor die großartige Kulisse des<br />
Historischen Archiv-Museums<br />
von Hydra. Das Programm „<strong>Art</strong><br />
to Business“ reflektiert einen<br />
Grundwert von Valmont und<br />
demonstriert den Wunsch der<br />
Gruppe, ihre Haupthäuser zu<br />
echten Orten der Begegnung mit<br />
der Kunst zu machen. Es sollen<br />
echte Emotionen und Interaktionen<br />
zwischen den Werken und<br />
den Besuchern geschaffen werden,<br />
mit dem Ziel, ein einzigartiges<br />
Einkaufserlebnis zu bieten.<br />
Didier Guillon erklärt: „In der<br />
griechischen Mythologie war Janus<br />
der Gott des Endes, a<strong>be</strong>r vor allem des<br />
Anfangs. Warum wird er mit riesigen<br />
weißen Masken mit zwei Gesichtern<br />
dargestellt? Weil sie nicht in diesel<strong>be</strong><br />
Richtung blicken. Diese Masken sind<br />
eine Metapher für Venedig selbst,<br />
eine wunderbare Stadt mit zwei Gesichtern:<br />
Das einer kosmopolitischen<br />
und internationalen Stadt, die in die<br />
Zukunft blickt, a<strong>be</strong>r auch das einer<br />
Wiege der Kultur und Kunst mit<br />
Blick in die Vergangenheit. Janus<br />
steht auch für die Zerbrechlichkeit des<br />
Menschen. Diese <strong>be</strong>iden rätselhaften<br />
Gesichter stehen für zwei Persönlichkeiten.<br />
Ich denke, dass wir alle zwei<br />
Gesichter ha<strong>be</strong>n: Ein öffentliches und<br />
ein eher verborgenes Gesicht. Diese<br />
Dualität kommt in meinen Masken<br />
zum Vorschein, die nicht perfekt,<br />
sondern deformiert sind, so als ob die<br />
menschlichen Schwächen in ihren<br />
Ausdruck eingeprägt wären.“<br />
42 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 43
ART EXPO<br />
LIPPEN IN PERFEKTION<br />
Die höchste Kunst der Lippenpflege<br />
Diese seidige Essenz ü<strong>be</strong>rtrifft reine Feuchtigkeitsversorgung<br />
<strong>be</strong>i Weitem. Lippen und ihre empfindliche Umgebung<br />
erscheinen schöner denn je. Definiert, voll und geschmeidig.<br />
FONDATION VALMONT:<br />
ENGAGIERT FÜR KUNST UND<br />
WOHLT ÄTIGKEIT<br />
Anlässlich der Ausstellungen im<br />
La Maison Valmont Berlin wollte<br />
die Fondation Valmont ihre Kräfte<br />
mit der NGO PSE - Für ein Kinderlächeln<br />
bündeln. Als Frührentner<br />
kamen Christian und Marie-<br />
France des Pallières, die Gründer<br />
von PSE - Für ein Kinderlächeln,<br />
1995 für einen humanitären Einsatz<br />
nach Phnom Penh, Kambodscha.<br />
Da<strong>be</strong>i entdeckten sie die<br />
ungesunden Le<strong>be</strong>ns<strong>be</strong>dingungen<br />
der Kinder, die dort le<strong>be</strong>n und<br />
von klein auf zur Ar<strong>be</strong>it gezwungen<br />
wurden. PSE setzt sich seit der<br />
Gründung für die Schul- und Berufsausbildung<br />
sowie den Schutz<br />
kambodschanischer Kinder ein.<br />
Da das Teilen und die Chancengleichheit<br />
im Mittelpunkt des Anliegens<br />
der Fondation Valmont<br />
stehen, wird der Erlös aus dem<br />
Verkauf der Kunstwerke an verschiedene<br />
NGOs gespendet, mit<br />
denen die Fondation Valmont enge<br />
Verbindungen geknüpft hat. Darunter<br />
PSE - Für ein Kinderlächeln.<br />
DIDIER GUILLON<br />
Didier entstammt einer langen<br />
Reihe <strong>be</strong>deutender Kunstliebha<strong>be</strong>r<br />
und -förderer in der Geschichte:<br />
Kaufleute wie Charles<br />
Sedelmeyer, Bildhauer und<br />
Kunsthistoriker wie Stanislas<br />
Lami. Er ist stolz auf seine Abstammung<br />
von dem emblematischen<br />
Bildhauer und Ägyptologen<br />
Alphonse Lami, dessen Vater<br />
François der uneheliche Sohn von<br />
Francesco Borghese war... Didier<br />
Guillon ist selbst Künstler und<br />
schöpft aus diesem phänomenalen<br />
Stammbaum seine Leidenschaft<br />
für die Kunst und seine<br />
tiefe Verbundenheit mit Italien,<br />
ins<strong>be</strong>sondere Venedig. Getreu<br />
seines Naturells ar<strong>be</strong>itet er unermüdlich<br />
an der Feinabstimmung<br />
seiner Ideen. Er entwirft zahlreiche<br />
Werke in verschiedenen<br />
Medien und mehreren Dimensionen,<br />
wo<strong>be</strong>i er eine Vielzahl von<br />
Materialien geschickt kombiniert.<br />
Er denkt gerne ü<strong>be</strong>r neue Wege<br />
nach, sich der zeitgenössischen<br />
Kunst zu nähern, sie zu diskutieren<br />
und wertzuschätzen.<br />
TOTAL LIP TREATMENT<br />
sensai-cosmetics.com @sensai<strong>be</strong>auty_germany<br />
44 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 45
ART SPOT<br />
GEFUNDEN<br />
Restauriert<br />
NEU GENUTZT<br />
„Ich sehe mein Museum als Ort des<br />
Entdeckens, des sinnlichen Erle<strong>be</strong>ns,<br />
des Kunstgenießens – denn genau das<br />
war und ist die Kunst bis heute für<br />
mich: ein unverzichtbarer Genuss!“<br />
Heidi Goëss-Horten<br />
Wie es der österreichischen Mäzenin und Kunstsammlerin<br />
Heidi Goëss-Horten gelang, ihrer Lie<strong>be</strong> zu historischen<br />
Gebäuden einmal mehr Ausdruck zu verleihen, indem sie zwei<br />
geschichtsträchtige Immobilien erwarb, um sie mit neuem<br />
Le<strong>be</strong>n sowie hochkarätiger Kunst zu füllen…<br />
Text: AGNES HUSSLEIN-ARCO<br />
Schauplatz Wien: Die Passion für Bauwerke<br />
mit Geschichte <strong>be</strong>gleitet Heidi<br />
Goëss-Horten <strong>be</strong>reits zeit ihres Le<strong>be</strong>ns.<br />
So sollte auch ihre internationale<br />
Kunstsammlung, deren Highlights Besucherinnen<br />
und Besucher aus aller Welt im<br />
Wiener Leopold Museum im Jahr 2018 erstmals<br />
erle<strong>be</strong>n durften, einen würdigen Platz<br />
für eine dauerhafte Präsentation <strong>be</strong>kommen.<br />
Mehr noch lag der Sammlerin am Herzen,<br />
den Kunstwerken eine homogene Heimat<br />
zu ge<strong>be</strong>n, welche zu einer permanenten interdisziplinären<br />
Kontextualisierung einlädt.<br />
Die Kunst hatte im Le<strong>be</strong>n der Sammlerin<br />
immer einen <strong>be</strong>sonderen Stellenwert – und<br />
hat diesen bis heute. Sie gehört zu ihrem<br />
direkten Le<strong>be</strong>nsumfeld. Mit der Entscheidung,<br />
ein eigenes Museum zu gründen,<br />
gibt Heidi Goëss-Horten etwas sehr Persönliches<br />
an die Gesellschaft zurück. Ihre wertvolle<br />
Kollektion wird damit in ein neues<br />
Licht gerückt und ist eine einzigartige Bereicherung<br />
für die Wiener Museumsszene.<br />
DAS INNENSTADTPALAIS ERZHERZOG<br />
FRIEDRICHS WIRD ZUM MUSEUM<br />
Als Visionärin hat Heidi Goëss-<br />
Horten immer die Zukunft im<br />
Blick und wünschte sich für ihr<br />
Museum ein Gebäude, in dem das<br />
Historische mit einer modernen<br />
und zeitgenössischen Architektur<br />
eine harmonische Verbindung<br />
eingeht. Das Ergebnis ü<strong>be</strong>rzeugt<br />
als architektonische Lie<strong>be</strong>serklärung<br />
an die Kunst per se.<br />
Ausstellungsansicht WOW!,<br />
Leopold Museum, 2018<br />
Es wurde ein Ne<strong>be</strong>ngebäude der<br />
ehemaligen Residenz von Herzog<br />
Al<strong>be</strong>rt von Sachsen-Teschen im<br />
Herzen der Wiener Innenstadt<br />
gefunden, welches innerhalb von<br />
nur eineinhalb Jahren zu einem<br />
modernen Museum umgebaut<br />
werden soll. Das Gebäude im<br />
Hanuschhof zwischen Staatsoper, Al<strong>be</strong>rtina<br />
und Burggarten verfügt selbst ü<strong>be</strong>r eine<br />
spannende und wechselhafte Historie.<br />
Bilder: Courtesy © Heidi Horten Collection<br />
HEIDI GOËSS-HORTEN mit dem Gemälde „Trinker mit Flasche“, von Georg Baselitz<br />
46 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 47
ART TOPIC<br />
ART SPOT<br />
VORBESITZER DES PALAIS<br />
GOËSS-HORTEN<br />
AUS DER FELDHERRENLINIE<br />
DES HAUSES HABSBURG<br />
Die vier Vor<strong>be</strong>sitzer des Innenhofgebäudes<br />
aus der „Feldherren-Linie“ der Habsburger<br />
waren in ihrer jeweiligen Zeit die <strong>be</strong>gütertsten<br />
Männer des alten Österreichs, hätten<br />
a<strong>be</strong>r unterschiedlicher nicht sein können:<br />
Herzog Al<strong>be</strong>rt gründete gemeinsam mit<br />
seiner Frau Erzherzogin Marie Christine,<br />
der Lieblingstochter der Erzherzogin Maria<br />
Theresia, Grande Dame und Förderin der<br />
Kunst, die Al<strong>be</strong>rtina als Haus für seine <strong>be</strong>rühmte<br />
Grafiksammlung.<br />
Der als „Löwe von Aspern“ <strong>be</strong>rühmt gewordene<br />
Feldherr Erzherzog Carl, sein Sohn<br />
Erzherzog Albrecht – dessen Reiterdenkmal<br />
von der Al<strong>be</strong>rtina-Terrasse auf die Oper<br />
blickt – und der vielleicht weniger <strong>be</strong>kannte<br />
Erzherzog Friedrich waren die folgenden<br />
Vor<strong>be</strong>sitzer des Palais Goëss-Horten. Friedrich<br />
ließ das zukünftige Museumsgebäude<br />
im Jahr 1914 zu einem Kanzleigebäude umbauen.<br />
Er war ein Liebha<strong>be</strong>r der neuen Automobilität<br />
zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
und richtete deswegen im Erdgeschoss des<br />
Verwaltungsgebäudes auch eine Garage ein.<br />
Der letzte<br />
erzherzogliche<br />
Vor<strong>be</strong>sitzer<br />
– FRIEDRICH, ließ<br />
1914 das Gebäude<br />
in seiner heutigen<br />
Form errichten.<br />
Die Manège HERZOG<br />
ALBERTS auf der<br />
Augustinerbastei<br />
(Ausschnitt), 1804<br />
© Sächsische Landes- und<br />
Universitätsbibliothek<br />
So <strong>be</strong>fand sich an seinem heutigen<br />
Standort zuerst die Augustinerbastei,<br />
auf der Herzog Al<strong>be</strong>rt von<br />
Sachsen-Teschen mit Erlaubnis des<br />
Kaisers ein umfangreiches Bauprojekt realisierte:<br />
Zunächst ließ er das Palais Tarouca,<br />
das auf der Bastei stand, zum<br />
Wohnpalais ausbauen und<br />
errichtete in einem nächsten<br />
Schritt zahlreiche Ne<strong>be</strong>ngebäude<br />
für Verwaltung,<br />
Personal, Ställe und sogar<br />
eine Manege. Diese war ein<br />
Vorgänger des heutigen Museumsgebäudes<br />
der Heidi<br />
Horten Collection und Teil<br />
des Al<strong>be</strong>rtina Komplexes.<br />
Rest der Bastei, der heutigen Al<strong>be</strong>rtina, verbunden.<br />
Untergebracht waren hier Büros,<br />
Personalwohnungen, Ställe im Erdgeschoß<br />
sowie auch eine eingeschossige Reitschule<br />
im Innenhof – welche exakt diesel<strong>be</strong>n Ausmaße<br />
wie der Vorgängerbau hatte.<br />
Im Zuge des Ringstraßenbaus<br />
um 1860 wurde die Bastei abgerissen<br />
und an ihrer Stelle<br />
von Erzherzog Albrecht der<br />
heutige Hanuschhof errichtet,<br />
um dort seine eigenen<br />
Palast-Ne<strong>be</strong>ngebäude unterzubringen.<br />
Ü<strong>be</strong>r eine Brücke<br />
war der Komplex mit dem<br />
Die ALBRECHTSRAMPE und<br />
Schwe<strong>be</strong>bogen, ca. 1905,<br />
Foto: Marianne Strobl<br />
Bilder: Courtesy © Heidi Horten Collection<br />
48 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 49
ART SPOT<br />
Heidi Goëss-Horten ist gebürtige Wienerin<br />
und entschied sich daher auch<br />
dafür, das Museum für ihre Sammlung<br />
in Wien zu errichten und dies<br />
an einer der schönsten Stellen der Stadt,<br />
nur einen Steinwurf von der Al<strong>be</strong>rtina oder<br />
der Staatsoper entfernt. In einem geladenen<br />
Architekturwett<strong>be</strong>werb entschied sie sich<br />
dafür, die Vision von the nextENTERprise<br />
architects zu realisieren. Die Architekten<br />
Marie Therese Harnoncourt und Ernst<br />
Fuchs schafften es, die Wünsche der Bauherrin<br />
kreativ umzusetzen. Das ehemalige erzherzogliche<br />
Kanzleigebäude wurde entkernt,<br />
allein die historische Fassade wurde restauriert<br />
und erhalten. Das Alte und das Neue<br />
verbindet sich vortrefflich miteinander und<br />
zurzeit entsteht ein modernes und offen gestaltetes<br />
Privatmuseum an historischer Stelle.<br />
Eine <strong>be</strong>grünte Außenfront sowie ein vorgelagerter<br />
Skulpturenpark sollen Besucherinnen<br />
und Besucher zur Kontemplation einladen.<br />
Im Innern ist das Haus durch die großzügigen<br />
versetzten Ausstellungse<strong>be</strong>nen geprägt,<br />
die auf eine <strong>be</strong>eindruckende <strong>Art</strong> durch<br />
skulpturale Freitreppen miteinander verwo<strong>be</strong>n<br />
sind. Der sogenannte Tea Room ist ein<br />
„must“ in Adelshäusern des 18. Jahrhunderts<br />
gewesen und auch für das neue Palais wird<br />
einer geplant und künstlerisch gestaltet. Hier<br />
können die Besucherinnen und Besucher in<br />
den Kosmos der Sammlerin eintauchen und<br />
entspannen – e<strong>be</strong>nso wie in dem <strong>be</strong>reits erwähnten<br />
Skulpturenpark vor dem Museum;<br />
welcher mit dazu <strong>be</strong>iträgt, dass mit diesem<br />
Gebäude ein Kleinod innerhalb der Wiener<br />
Museumslandschaft entsteht.<br />
FASSADENBEGRÜNUNG und<br />
Vorplatz laden Besucher*innen<br />
zu Kontemplation ein.<br />
Abb. the nextENTERprise architects<br />
VOM VERWALTUNGSGEBÄUDE<br />
ZUM „STATE OF THE ART“-MUSEUM<br />
– DER BAUPROZESS<br />
ALS SINNLICHE ERFAHRUNG<br />
Der Bauprozess des Palais Goëss-Horten<br />
– vom Profangebäude zum „State of the<br />
<strong>Art</strong>“-Museum war ein spannender Transformationsprozess.<br />
Für einen un<strong>be</strong>teiligten<br />
Beobachter scheint es schier unglaublich,<br />
mit welcher Geschwindigkeit das ehemalige<br />
Kanzleigebäude vom Dach abwärts<br />
entkernt wurde. Stockwerk für Stockwerk<br />
wurden die Zwischenmauern und schließlich<br />
auch die Geschosse selbst abgetragen,<br />
bis lediglich die Fassade übrig blieb. Diese<br />
musste von mächtigen Stahlstützen gehalten<br />
werden – die sich wie ü<strong>be</strong>rgroße Zahnregulierungen<br />
an das Gebäude schmiegten<br />
– um sie vor dem Einsturz zu <strong>be</strong>wahren.<br />
So ging es nach sechs Monaten des Aushöhlens<br />
Anfang dieses Jahres an den Wiederaufbau<br />
und die Neugestaltung des Gebäudes.<br />
Alles wurde so entwickelt, dass dieser<br />
historische Bau den heutigen musealen und<br />
technischen Anforderungen entspricht:<br />
Zunächst wurde das Kellergeschoss ausgeho<strong>be</strong>n,<br />
in dem die Gebäudetechnik und<br />
das zukünftige Archiv untergebracht werden.<br />
Der Aufbau des Museums erfolgte mit<br />
der gleichen Ziel ge rich tet heit, Präzision<br />
und hoher Geschwindigkeit wie der Abriss<br />
zuvor – Betonverschalungen wurden im<br />
Viertelstundentakt gegossen, Dämmungen<br />
parallel dazu verar<strong>be</strong>itet.<br />
Blick ins Museum<br />
the next ENTERprise<br />
architects<br />
Bilder: Courtesy © Heidi Horten Collection / ZOOMVP, Spiegelfeld, 2020<br />
DER BAUFORTSCHRITT IST<br />
T ÄGLICH ZU BEOBACHTEN,<br />
Freitreppen und<br />
Ausstellungse<strong>be</strong>nen werden<br />
im Eiltempo aufgestellt.<br />
Fotos: Stefan Oláh<br />
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www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 51
ART TOPIC<br />
Als spektakuläre Ereignisse werden<br />
den Beteiligten vor allem die<br />
nächtlichen Einhebungen der riesigen<br />
Stahlträger in Erinnerung<br />
blei<strong>be</strong>n. Vor der <strong>be</strong>indruckenden Kulisse<br />
des <strong>be</strong>leuchteten Stephansdoms wurden<br />
in lauen Sommernächten die zehn Tonnen<br />
schweren Träger der künftigen Ausstellungse<strong>be</strong>nen<br />
mit einem gigantischen Kran<br />
ü<strong>be</strong>r die umliegenden Gebäude in die Baustelle<br />
gehievt. Bereits am nächsten Morgen<br />
wurden die E<strong>be</strong>nen verplattet und mit Beton<br />
ausgegossen. Die Anrainer konnten<br />
dem Museum <strong>be</strong>im Wachsen zusehen und<br />
durch die vielfältige Geräuschkulisse auf<br />
der Baustelle – Hämmern, Klopfen, Sägen,<br />
Schweißen – auch zuhören. Nachdem die<br />
Ausstellungse<strong>be</strong>nen und das dritte O<strong>be</strong>rgeschoß<br />
Form angenommen hatten, wurde<br />
mit der Ausgestaltung des Gebäudes<br />
<strong>be</strong>gonnen.<br />
Gleichzeitig <strong>be</strong>gannen auch die umfangreichen<br />
Ar<strong>be</strong>iten am Dach des neuen Museums.<br />
Die ursprüngliche Form des Schindeldaches,<br />
mit den schönen Gaupenfenstern,<br />
wurde aufwendig rekonstruiert. Bevor die<br />
Verstrebungen zu dicht wurden, erfolgte<br />
die Einhebung der riesigen Freitreppen<br />
durch die noch offenen Stellen am Dach.<br />
In Millimeterar<strong>be</strong>it schaffte es die ausführende<br />
Stahlbaufirma die großen Treppen ins<br />
Gebäude einzufädeln und an ihren künftigen<br />
Platz zu setzen. Wie eigene Kunstwerke verbinden<br />
diese Treppen die versetzten Ausstellungse<strong>be</strong>nen<br />
miteinander. Ende August<br />
wurde schließlich traditionell die Dachgleiche<br />
gefeiert, <strong>be</strong>vor die Ar<strong>be</strong>iten im Inneren<br />
des Museums mit Hochdruck fortgeführt<br />
wurden. Estriche wurden gegossen, hunderte<br />
Verka<strong>be</strong>lungen gelegt, Außen- und Innenverglasungen<br />
vorgenommen. Bis zur geplanten<br />
Eröffnung des Museums im Frühjahr<br />
2022 gibt es a<strong>be</strong>r immer noch einiges zu tun.<br />
Auf die Frage, „was wird gespielt?“, kann<br />
hier <strong>be</strong>reits ein kleiner Ausblick gege<strong>be</strong>n<br />
werden. So liegt die Hauptaufga<strong>be</strong> des Privatmuseums<br />
darin, die <strong>be</strong>deutende Goëss-<br />
Horten-Sammlung zu zeigen. Sie wurde<br />
ü<strong>be</strong>r mehr als drei Jahrzehnte zusammengetragen,<br />
hat verschiedene Schwerpunkte<br />
und Sammlungs<strong>be</strong>reiche, die es zukünftig<br />
gilt, in temporären Ausstellungen herauszuar<strong>be</strong>iten<br />
und zu vermitteln. Es sollen<br />
alle Bereiche der Sammlungen ein<strong>be</strong>zogen<br />
werden und Besucherinnen und Besucher<br />
dürfen sich auf neue Ausstellungsformate<br />
freuen, die mit Fug und Recht als „State of<br />
the <strong>Art</strong>“ <strong>be</strong>zeichnet werden können.<br />
DIE INNENRÄUME<br />
NEHMEN FORM AN.<br />
Da<strong>be</strong>i werden die<br />
historischen Gaupenfenster<br />
(siehe o<strong>be</strong>n)<br />
aufwendig rekonstruiert.<br />
Fotos: Stefan Oláh<br />
In den Kabinetten, die sich an die offenen<br />
Ausstellungse<strong>be</strong>nen anschließen, werden<br />
Fokusausstellungen gezeigt werden, ein<br />
Multimediaraum wird e<strong>be</strong>nfalls die Möglichkeit<br />
bieten, neue Kontexte der Sammlung<br />
zu erschließen. Der Aspekt der Vermittlung<br />
soll eine große Rolle im Museum<br />
spielen. Vor allem die junge Generation soll<br />
die Möglichkeit ha<strong>be</strong>n, den Meisterwerken<br />
der modernen und zeitgenössischen Kunst<br />
auf Augenhöhe zu <strong>be</strong>gegnen, informell<br />
und auf spielerische <strong>Art</strong> zu lernen.<br />
Bild: © Zeman und Co GmbH<br />
Bilder: Courtesy © Heidi Horten Collection<br />
Mit der Museumsgründung setzt Heidi<br />
Goëss-Horten einen Meilenstein in ihrer<br />
persönlichen Sammlungsgeschichte. Die<br />
Kunst ist eine der größten Leidenschaften<br />
der Sammlerin, die es geschafft hat, binnen<br />
drei Jahrzehnte eine der <strong>be</strong>deutendsten<br />
internationalen Privatsammlungen aufzubauen.<br />
Diese Passion erlischt nicht mit<br />
der Eröffnung des Museums, sondern die<br />
Sammlung wird von ihr zielgerichtet weitergeführt,<br />
ergänzt und <strong>be</strong>reichert. Dieses<br />
<strong>be</strong>eindruckende neue Museum soll im<br />
Frühjahr 2022 eröffnet werden.<br />
So können sich Besucherinnen und Besucher auf<br />
sehr spannende Kunsterlebnisse in einem für Wien<br />
und Österreich einzigartigen Setting freuen.<br />
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www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 53
ART ANNIVERSARY<br />
Vermächtnis<br />
Museen als Orte der sinnlichen<br />
Erfahrung und der intellektuellen<br />
Vertiefung – nicht zuletzt<br />
im Sinne einer historischen<br />
Bildung – stellen unverzichtbare<br />
Parameter des gesellschaftlichen<br />
Le<strong>be</strong>ns dar. Sie<br />
schärfen den Blick jedes*r<br />
einzelnen Besucher*in auf die<br />
Welt, fördern Diskurs und<br />
Kommunikation und tragen<br />
zentral zur Identitätsbildung<br />
einer Stadt wie eines Landes<br />
<strong>be</strong>i. Das Leopold Museum, welches<br />
heuer sein 20-jähriges<br />
Jubiläum <strong>be</strong>geht, hat es als<br />
junge Institution innerhalb<br />
weniger Jahre geschafft, internationale<br />
Strahlkraft zu entwickeln.<br />
Diese Anerkennung<br />
schlug sich sowohl in Fachkreisen<br />
wie auch <strong>be</strong>i einer breiten<br />
Öffentlichkeit mit großer<br />
Begeisterung nieder.<br />
Text: HANS-PETER WIPPLINGER<br />
ABBILDUNG:<br />
Museumsdirektor<br />
Hans-Peter Wipplinger<br />
vor Gustav Klimts<br />
Gemälde Tod und Le<strong>be</strong>n,<br />
1910/11, Montage AQ<br />
Foto: Leopold Museum, Wien/<br />
Ouriel Morgensztern<br />
Ne<strong>be</strong>n der Familie Leopold ist es<br />
weitsichtigen und kunstsinnigen Entscheidungsträger*innen<br />
der Republik<br />
Österreich mit Unterstützung der<br />
Österreichischen Nationalbank zu verdanken,<br />
die Chance ergriffen zu ha<strong>be</strong>n,<br />
ein Museum für dieses kulturelle Er<strong>be</strong><br />
zu errichten. Damit wurde die Grundeines<br />
kulturellen<br />
ERBES<br />
20 JAHRE LEOPOLD MUSEUM<br />
Diese außerordentliche Erfolgsgeschichte<br />
<strong>be</strong>gann<br />
freilich viele Jahrzehnte,<br />
<strong>be</strong>vor die gemeinnützige<br />
Leopold Museum Privatstiftung<br />
im Jahr 1994 durch die großzügige<br />
Einbringung von rund 5.500<br />
Exponaten durch das Sammlerpaar Rudolf<br />
und Elisa<strong>be</strong>th Leopold gegründet<br />
wurde, und zwar zu jenem Zeitpunkt,<br />
als der visionäre und leidenschaftliche<br />
Sammler Rudolf Leopold im Jahr 1950<br />
<strong>be</strong>gann, mit Weitsicht und Courage<br />
den Grundstein der Sammlung zu legen.<br />
Ü<strong>be</strong>r die Dezennien hinweg ist<br />
das Sammlungskonvolut bis zur Stiftungsgründung<br />
in staunenswerte qualitative<br />
wie quantitative Dimensionen<br />
angewachsen und eine der international<br />
renommiertesten Sammlungen entstanden,<br />
die sich vom Biedermeier ü<strong>be</strong>r<br />
den Stimmungsexpressionismus, von<br />
der Secessionskunst und dem Expressionismus<br />
bis hin zur gegenstands<strong>be</strong>tonten<br />
Malerei der Neuen Sachlichkeit<br />
erstreckt.<br />
lage für die erfolgreichste Public-Private<br />
Partnership im Kultur<strong>be</strong>reich dieses<br />
Landes geschaffen. Die Allianz aus<br />
bürgerlichem Engagement der Familie<br />
Leopold und dem visionären Handeln<br />
der politischen Entscheidungsträger*innen<br />
als Anwält*innen des Gemeinsinns<br />
stellt somit die Basis dafür dar, dass diese<br />
herausragende Privatsammlung für<br />
Österreich gesichert und der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht werden konnte.<br />
Ne<strong>be</strong>n Egon Schiele als Kristallisationsfigur<br />
der Sammlung, von dem Rudolf<br />
Leopold die weltweit größte und <strong>be</strong>deutendste<br />
Kollektion zusammenstellte und<br />
damit den Ruhm des Hauses wesentlich<br />
<strong>be</strong>gründete, sammelte er Meisterwerke<br />
zahlreicher Exponent*innen des<br />
sogenannten Wien um 1900. Sie bieten<br />
einen kunsthistorischen Bezugsrahmen<br />
der österreichischen Kunst der zweiten<br />
Hälfte des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts.<br />
Darunter Ar<strong>be</strong>iten von Hans<br />
Makart, Gustav Klimt, Koloman Moser,<br />
Richard Gerstl, Oskar Kokoschka, Alfred<br />
Kubin, Anton Kolig, Albin Egger-Lienz<br />
oder etwa Her<strong>be</strong>rt Boeckl, denen eine<br />
breitere Repräsentanz in der Sammlung<br />
eingeräumt wurde. Das 19. Jahrhundert<br />
wiederum ist mit wesentlichen Werken<br />
von Friedrich Gauermann, Ferdinand<br />
Georg Waldmüller, Emil Jakob Schindler,<br />
Anton Romako, Olga Wiesinger-Florian<br />
oder Marie Egner umfassend vertreten.<br />
DER DIREKTOR<br />
Seit Juni 2015 ist Hans-Peter<br />
Wipplinger museologischer<br />
Direktor des Leopold<br />
Museum, wo er u. a.<br />
Retrospektiven zu Wilhelm<br />
Lehmbruck (2016), Ferdinand<br />
Hodler (2017), Zoran Mušic<br />
(2018) und Richard Gerstl<br />
(2019) sowie die<br />
Dialogausstellung Carl<br />
Spitzweg — Erwin Wurm.<br />
Köstlich! Köstlich? (2017) und<br />
die Neupräsentation Wien<br />
1900. Aufbruch in die Moderne<br />
(2019) kuratierte. Im Okto<strong>be</strong>r<br />
2020 wurde er für weitere fünf<br />
Jahre als Direktor des Leopold<br />
Museum <strong>be</strong>stellt.<br />
54 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 55
ART ANNIVERSARY<br />
LEOPOLD MUSEUM, Außenansicht, 2020<br />
Foto: Leopold Museum, Wien/Ouriel Morgensztern<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Ne<strong>be</strong>n einer intensiven Auseinandersetzung<br />
Rudolf Leopolds<br />
mit kunstwissenschaftlicher<br />
Literatur war sein Credo vor<br />
allem die kritische und umfassende<br />
Betrachtung der Originale,<br />
wodurch sich erst ein<br />
Gefühl für die Qualität und<br />
Singularität des einzelnen Kunstwerkes<br />
zu entwickeln vermag. Ne<strong>be</strong>n seiner<br />
publizistischen Tätigkeit – zu der<br />
unter anderem seine 1972 veröffentlichte<br />
Schiele-Monografie mit einem<br />
Werkverzeichnis der Gemälde zählt –<br />
war vor allem das Initiieren und Organisieren<br />
zahlreicher Ausstellungen im<br />
In- und Ausland sein vordringlichstes<br />
Interesse. Damit trug er wesentlich zur<br />
internationalen Anerkennung nicht<br />
nur des Œuvres von Egon Schiele,<br />
sondern auch der Protagonist*innen<br />
der Wiener Moderne <strong>be</strong>i. Bereits 1956<br />
stellte Rudolf Leopold für eine Ausstellung<br />
zur österreichischen Moderne<br />
im Amsterdamer Stedelijk Museum<br />
eine Auswahl von Werken Schieles als<br />
Kurator zusammen, die international<br />
Beachtung fand. Weitere <strong>be</strong>deutende<br />
Präsentationen aus den Beständen der<br />
Sammlung fanden in London (1964),<br />
New York (1965), München (1975),<br />
Tokio (1979), Venedig (1984), Zürich<br />
(1988), Hamburg (1995), Brüssel (1998)<br />
oder Paris (2005) statt.<br />
ST ÄNDIGE VERÄNDERUNG<br />
Seit der Eröffnung des Museums vor 20<br />
Jahren ha<strong>be</strong>n sich freilich die Aufga<strong>be</strong>n<br />
und Aktivitäten eines Kunstmuseums<br />
paradigmatisch verändert und multipliziert.<br />
So kam es im Laufe der Jahre<br />
zu wesentlichen Änderungen der externen<br />
Rahmen<strong>be</strong>dingungen, die nicht<br />
unwesentlich eine erfolgreiche Unternehmensführung<br />
und damit die operativen<br />
Prozessabläufe von musealen<br />
Institutionen tangieren. So ha<strong>be</strong>n sich<br />
etwa im Bereich Technologie und Digitalisierung<br />
fundamentale Innovationen<br />
ereignet, die sich sowohl auf Prozessabläufe<br />
wie auch auf die wachsenden<br />
touristischen Märkte und damit auf die<br />
Zielgruppenadressierung auswirkten.<br />
Ü<strong>be</strong>rdies ha<strong>be</strong>n sich zahlreiche neue<br />
Geschäftsfelder aufgetan, die etwa in<br />
einer zeitgemäßen Kunstvermittlung,<br />
im Besucher*innenservice, im Veranstaltungs<strong>be</strong>reich<br />
und nicht zuletzt im<br />
rasanten Wandel der Diskursmoden<br />
ihre Auswirkungen zeitigten und die<br />
zu Wachstumssteigerungen wie wohl<br />
auch zu Veränderungen der Unternehmensstruktur<br />
und der Betriebsabläufe<br />
führten. Nicht zuletzt hinsichtlich der<br />
Akquisition von Drittmitteln durch<br />
Sponsor*innen, Mäzen*innen und Patron*innen<br />
ha<strong>be</strong>n sich neue Chancen,<br />
a<strong>be</strong>r auch Hürden erge<strong>be</strong>n, die für die<br />
Wirtschaftlichkeit eines Museums<strong>be</strong>trie<strong>be</strong>s<br />
von heute von zentraler Bedeutung<br />
sind.<br />
Der Gründungsdirektor der Hamburger<br />
Kunsthalle, Alfred Lichtwark<br />
(1852–1914), hat vor mehr als hundert<br />
Jahren <strong>be</strong>tont, was für Museen auch<br />
heute noch Gültigkeit <strong>be</strong>sitzt: „Solange<br />
die Museen nicht versteinern, werden<br />
sie sich wandeln müssen. Jede Generation<br />
wird ihnen neue Aufga<strong>be</strong>n bieten.“<br />
Ansatzpunkt für einen sich stetig<br />
vollziehenden Wandel nicht nur im <strong>be</strong>triebswirtschaftlichen<br />
Kontext ist der<br />
Dialog, der vor dem Hintergrund einer<br />
historischen Perspektive vor allem die<br />
Fragestellungen der Gegenwart <strong>be</strong>rücksichtigen<br />
muss. Auf kaum einem<br />
anderen Gebiet sind die Seismografen<br />
für die Veränderungen innerhalb einer<br />
Kultur und Gesellschaft so fein justiert<br />
wie in der Kunst. Werke der Literatur,<br />
der Musik oder des Tanzes, vor allem<br />
a<strong>be</strong>r der bildenden Kunst sind es, die<br />
uns Weltdeutungen offerieren und damit<br />
nicht nur unser Gedächtnisarchiv<br />
kontinuierlich erweitern, sondern auch<br />
das Potenzial ha<strong>be</strong>n, unser zukünftiges<br />
Handeln zu <strong>be</strong>einflussen. Ausstellungsmachen,<br />
verstanden als Bewusstmachung<br />
von Phänomenen, ist ein stets<br />
nach außen gerichteter Prozess, dessen<br />
primärer Impuls die Wechsel<strong>be</strong>ziehung<br />
zwischen den Autor*innen, ihren Werken<br />
und den Rezipient*innen ist. Zu<br />
den zentralen Strategien zählt folglich<br />
ein Diskursanspruch, der sich im Spannungsfeld<br />
von Kunstgeschichte und<br />
aktuellem Kunst<strong>be</strong>griff <strong>be</strong>wegt und damit<br />
einhergehend die Forcierung von<br />
Forschungs- und Wissensvermittlung.<br />
Vielfältige Diskurs- und Dialogräume<br />
erga<strong>be</strong>n sich nicht zuletzt durch die<br />
Vernetzung mit Protagonist*innen aus<br />
unterschiedlichen Wissens<strong>be</strong>reichen.<br />
Erinnert sei an dieser Stelle der Disziplinen<br />
ü<strong>be</strong>rschreitende Diskurs in Zusammenhang<br />
mit der Neuaufstellung<br />
der Sammlung, <strong>be</strong>i dem Expert*innen<br />
aus unterschiedlichen Wissensgebieten<br />
wie der Philosophie, Psychologie, Theater-<br />
und Musikwissenschaft oder der<br />
Architektur zugunsten einer multiperspektiven<br />
Erfassung von kulturellen<br />
Phänomenen herangezogen wurden.<br />
Aspekte der Interdisziplinarität, Intermedialität<br />
und nicht zuletzt von epochenü<strong>be</strong>rschreitendem<br />
Denken finden<br />
sich folgerichtig als programmatische<br />
Ansätze auch in den Themensetzungen<br />
der Ausstellungen wieder.<br />
Die Notwendigkeit einer dauernden<br />
Reflexion auf die Historie einer musealen<br />
Institution aus der Perspektive<br />
der Gegenwart soll an dieser Stelle hinsichtlich<br />
der Programmierung und damit<br />
des kuratorischen Theoretisierens<br />
weiter ausgeführt werden, da sie die<br />
zentrale Grundvoraussetzung musealen<br />
Ar<strong>be</strong>itens im Kontext des Gedächtnisses<br />
eines Museums <strong>be</strong>treffen und<br />
damit unmittelbar die Identität eines<br />
Hauses definieren.<br />
Ausstellungsansicht WIEN 1900. AUFBRUCH IN DIE MODERNE (Detail), 2019, Egon Schiele, Sitzender Männerakt (Selbstbildnis), 1910. (1) Ausstellungsansicht<br />
WIEN 1900. AUFBRUCH IN DIE MODERNE, 2019, Gemälde und Mö<strong>be</strong>l von Koloman Moser (2) Ausstellungsansicht HUNDERTWASSER – SCHIELE.<br />
IMAGINE TOMORROW, 2020 (3) Ausstellungsansicht SCHIELE – BRUS – PALME. ABSTURZTRÄUME, 2018, Werke von Thomas Palme.<br />
Fotos: Leopold Museum, Wien/Lisa Rastl<br />
56 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 57
ART TOPIC<br />
1 3<br />
2<br />
5 6<br />
4<br />
Fotos: Leopold Museum, Wien/Lisa Rastl, Leni Deinhardstein © Courtesy Galerie Thaddaeus Ropac, London – Paris – Salzburg © Galerie Karsten Greve AG St. Moritz<br />
GESCHICHTE UND GEDÄCHTNIS<br />
DES MUSEUMS<br />
Erinnerung speist sich aus persönlichen<br />
wie auch aus kollektiven Erlebnissen und<br />
Geschehnissen. Es sind <strong>be</strong>sondere Ereignisse,<br />
die der Mensch als soziales Wesen<br />
in Form symbolischer Ordnungen in sein<br />
Gedächtnisarchiv abspeichert oder auch<br />
vergisst, wenn es seiner selektiven Wahrnehmung<br />
oder seinem subjektiven Empfinden<br />
nicht wichtig erscheint. E<strong>be</strong>nso<br />
definiert ein kollektives Un<strong>be</strong>wusstes<br />
Abbilder der Vergangenheit und schreibt<br />
Erfahrungen in einen sozialen Bezugsrahmen<br />
des Erlebten ein. Das Narrativ<br />
zum bzw. ü<strong>be</strong>r das Leopold Museum<br />
unterliegt folglich dem Verhältnis von<br />
Geschichte und dem kollektiven wie persönlichen<br />
Gedächtnis und ihrer wechselseitigen<br />
Referenzpunkte. Zu diesen zählen<br />
der geschichtliche Kontext und damit<br />
die Sammlungsgeschichte und deren Exponate,<br />
Ausstellungshistorie, Veranstaltungsprogramme,<br />
Kommunikationsdesign<br />
und nicht zuletzt die verschiedenen<br />
Verantwortungsträger*innen, die<br />
eine Institution prägen. In Addition<br />
all dieser Parameter ergibt<br />
sich ein vielschichtiges „Porträt“,<br />
die Identität einer Institution wie<br />
auch jene des Leopold Museum.<br />
Signifikant für ein Bildgedächtnis<br />
ist, so der Kunst- und Kulturhistoriker<br />
Aby Warburg (1866–1929)<br />
– und dies trifft ins<strong>be</strong>sondere<br />
auch auf das Gedächtnis einer<br />
Institution zu –, dass jede Zeit und jeder<br />
Ort einer Aktualisierung und Adaptierung<br />
des kollektiven wie auch des individuellen<br />
Gedächtnisses ausgesetzt ist. Heruntergebrochen<br />
auf die museale Ar<strong>be</strong>it<br />
<strong>be</strong>deutet dies, dass trotz aller Kontinuität<br />
eines institutionellen Profils Umdeutungen<br />
jederzeit stattfinden. Wir ha<strong>be</strong>n es<br />
also mit einem sehr fragilen System zu<br />
tun, dessen gedächtniskulturelle Symbolik<br />
ständig im Fluss ist, weil jede Handlung<br />
eine Konsequenz nach sich zieht.<br />
Dergestalt wird die Lesart eines Museums<br />
auch durch jede Ausstellung, durch<br />
einzelne Veranstaltungs- oder Diskursformate,<br />
Sammlungsakquisitionen oder<br />
etwa auch durch Stakeholder in Permanenz<br />
neu definiert.<br />
IM DIALOG MIT ERLEBBARER<br />
GESCHICHTE<br />
Vom Beginn meines Direktorats an war<br />
mir die Intensivierung der internationalen<br />
Ausrichtung ein großes Anliegen.<br />
Dazu zählen etwa die Kontextualisierung<br />
der Sammlung mit internationalen<br />
Positionen der Zeitenwende vom 19. ins<br />
20. Jahrhundert sowie die Dialogisierung<br />
von internationalen Kunstschaffenden<br />
mit Protagonist*innen aus den<br />
eigenen Sammlungs<strong>be</strong>ständen. Beispielge<strong>be</strong>nd<br />
für diese Strategie ist die auf<br />
drei Etagen sich erstreckende Neukonzeption<br />
der Dauerausstellung, in die<br />
Künstler*innen wie Anselm Feuerbach,<br />
Franz von Lenbach, Auguste Rodin,<br />
Medardo Rosso, Gustave Cour<strong>be</strong>t, Edgar<br />
Degas, Max Klinger, Franz von Stuck,<br />
Georg Minne, Giovanni Segantini, Max<br />
Lie<strong>be</strong>rmann, Wilhelm Lehmbruck, Käthe<br />
Kollwitz oder Ernst Barlach ein<strong>be</strong>zogen<br />
wurden, um existierende Quer<strong>be</strong>züge<br />
zu veranschaulichen.<br />
Große Retrospektiven, etwa ü<strong>be</strong>r das<br />
Schaffen von Wilhelm Lehmbruck oder<br />
Ferdinand Hodler, stehen e<strong>be</strong>nso für diese<br />
internationale Kontextualisierung und<br />
wurden hinsichtlich ihrer konzeptuellen<br />
Ausrichtung dergestalt angelegt, dass<br />
(1) Ausstellungsansicht BERLINDE DE BRUYCKERE. SUTURE (Detail),<br />
2016 (2) Ausstellungsansicht CARL SPITZWEG – ERWIN WURM,<br />
Erwin Wurm, New York Police Cap Gold, 2010 (3) Ausstellungsansicht<br />
FERDINAND HODLER WAHLVERWANDTSCHAFTEN VON<br />
KLIMT BIS SCHIELE (4) Ausstellungsansicht GUSTAV KLIMT. JAHR-<br />
HUNDERTKÜNSTLER, 2018. Gustav Klimt, Tod und Le<strong>be</strong>n, 1910/11,<br />
umgear<strong>be</strong>itet 1912/13 und 1915/16. (5) Ausstellungsansicht RICHARD<br />
GERSTL. INSPIRATION UND VERMÄCHTNIS (Detail), 2019. Richard<br />
Gerstl, Selbstbildnis als Halbakt, 1902/04 (Detail). (6) Ausstellungsansicht<br />
EGON SCHIELE. RELOADED (Detail), Werke von Egon<br />
Schiele und Louise Bourgeois, Arch of Hysteria, 2000<br />
durch Mitein<strong>be</strong>ziehung von künstlerischen<br />
Wahlverwandtschaften das jeweilige<br />
Œuvre in einem größeren kunsthistorischen<br />
Kontext wahrgenommen und<br />
verstanden werden kann. Das Gleiche<br />
gilt für meine Programmierung der zeitgenössischen<br />
Kunst, die etwa am Beispiel<br />
von Erwin Wurm im Dialog mit Carl<br />
Spitzweg nicht nur neue Assoziationsräume<br />
eröffnet, sondern im Spannungsfeld<br />
von klassischen Gestaltungsprinzipien<br />
mit aktuellen künstlerischen Entwicklungen<br />
Korrespondenzen entstehen lässt, die<br />
kunsthistorisch vorgeprägte Ordnungen<br />
relativieren und den geltenden Kanon<br />
neu hinterfragen. Dadurch werden <strong>be</strong>im<br />
Rezipierenden Sichtachsen verscho<strong>be</strong>n,<br />
die zu einer Veränderung von Wahrnehmungsmustern<br />
führen mögen.<br />
Eine zentrale Achse meiner Ausstellungspolitik<br />
nimmt auch ein in Österreich zu<br />
wenig <strong>be</strong>achtetes künstlerisches Medium,<br />
die Skulptur, ein. Ne<strong>be</strong>n dem Faktum,<br />
dass ü<strong>be</strong>r 70 skulpturale Ar<strong>be</strong>iten<br />
in der Dauerpräsentation gezeigt werden,<br />
wurde das Leopold Museum in<br />
den letzten Jahren mit Personalen zu<br />
Wilhelm Lehmbruck, Joannis Avramidis,<br />
Berlinde de Bruyckere oder Josef<br />
Pillhofer, a<strong>be</strong>r auch mit Themenausstellungen<br />
wie Spuren der Zeit oder Poetiken<br />
des Materials zu der Ausstellungsstätte in<br />
Österreich für moderne und zeitgenössische<br />
Plastik bzw. Installationskunst.<br />
Die Bedeutung eines Museums wird<br />
langfristig <strong>be</strong>trachtet jedoch nicht nur<br />
durch qualitätsvoll produzierte Präsentationen<br />
und exzellent konzipierte Ausstellungen<br />
generiert, so wichtig diese<br />
auch im Sinne von Profilschärfung, medialer<br />
Aufmerksamkeit und Besucher*innenfrequenz<br />
sind, sondern ganz essenziell<br />
von der Qualität und Stringenz seiner<br />
Sammlung.<br />
Darob gilt es, kontinuierlich Sammlungslücken<br />
zu schließen und Ergänzungen<br />
im <strong>be</strong>stehenden Koordinatensystem<br />
der Sammlungsstruktur vorzunehmen,<br />
um die charakteristische Physiognomie<br />
des Sammlungskörpers<br />
weiter zu schärfen. Sammlungsankäufe<br />
zählen fraglos zu den<br />
vornehmsten Aufga<strong>be</strong>n eines<br />
jeden Museums<strong>be</strong>trie<strong>be</strong>s, die in<br />
unserem Fall in engem Zusammenhang<br />
mit den <strong>be</strong>stehenden<br />
Sammlungsschwerpunkten stehen.<br />
In den letzten Jahren konnten<br />
dergestalt einige wichtige<br />
Werke für die Sammlung des Hauses<br />
gesichert werden, sowohl durch Neuerwerbungen,<br />
großzügige Schenkungen<br />
als auch durch Dauerleihga<strong>be</strong>n, welche<br />
etwa im Kontext der Wien 1900-Dauerpräsentation<br />
das Narrativ im Sinne der<br />
Veranschaulichung kunsthistorischer<br />
Zusammenhänge kongenial ergänzen.<br />
Das Stre<strong>be</strong>n – im Ausstellen wie<br />
im Sammeln – gilt einerseits dem Ziel,<br />
die Entwicklungsgeschichte einzelner<br />
Künstler*innen der Sammlung nachvollziehbar<br />
zu machen, und andererseits,<br />
ein möglichst vollständiges Bild einer<br />
künstlerischen Epoche zu vermitteln.<br />
Erst dadurch kann ein ganz spezifisches,<br />
unverwechselbares Profil einer Sammlung<br />
generiert und einem der zentralen<br />
ICOM (International Council of Museums)-<br />
Grundsätze Genüge getan werden:<br />
„Museen ha<strong>be</strong>n die Aufga<strong>be</strong>, ihre<br />
Sammlungen als Beitrag zum Schutz<br />
des natürlichen, kulturellen und wissenschaftlichen<br />
Er<strong>be</strong>s zu erwer<strong>be</strong>n, zu <strong>be</strong>wahren<br />
und fortzuentwickeln.“<br />
58 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
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HERBST/WINTER 2021 AQ 59
ART TOPIC<br />
der<br />
BRÜCKEN-<br />
BAUER<br />
BRÜCKEN UND STEGE<br />
SCHEINEN ES DEM<br />
STEIRISCHEN<br />
ARCHITEKTEN DIETMAR<br />
FEICHTINGER ANGETAN ZU<br />
HABEN, DENN SIE FINDEN<br />
SICH IMMER WIEDER ALS<br />
STARKE UND<br />
NACHHALTIGE<br />
KREATIONEN IN SEINEM<br />
ARCHITEKTONISCHEN<br />
OEUVRE. FÜR DAS AQ<br />
SINNIERTE DER SEIT BALD<br />
DREISSIG JAHREN IN PARIS<br />
LEBENDE ARCHITEKT<br />
GEMEINSAM MIT SEINER<br />
FRAU BARBARA ÜBER DAS<br />
RÄUMLICHE UND ALL<br />
SEINE FACETTEN.<br />
60 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
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HERBST/WINTER 2021 AQ 61
ART INTERVIEW<br />
G<br />
erade e<strong>be</strong>n hast Du ein ganz <strong>be</strong>sonderes Projekt<br />
finalisiert, eine Besucherpromenade am<br />
Fuße der Zitadelle von Bastia auf Korsica,<br />
auf der sich der Wanderer tatsächlich in Mitten<br />
von Fels und Meer <strong>be</strong>wegt. Ähnlich, wie<br />
schon <strong>be</strong>im 2014 fertiggestellten Besuchersteg<br />
zwischen Küste und Mont Saint Michel,<br />
greifst Du auch hier kaum in das Gefühl von<br />
Wildheit und Freiheit ein und ermöglichst<br />
dennoch eine attraktive Form der Begehbarkeit.<br />
Ist es ein <strong>be</strong>sonderer Anreiz für Dich,<br />
das bislang un<strong>be</strong>gehbare wegbar zu machen,<br />
oder worin liegt für Dich die Herausforderung<br />
<strong>be</strong>i solchen Projekten?<br />
Tatsächlich ermöglichen diese Bauwerke das<br />
Entdecken neuer Perspektiven. Es sind auch<br />
Begegnungsräume, Orte zum Verweilen und<br />
genießen der Umgebung. Es geht um die Aufenthaltsqualität,<br />
das Gefühl, zu vermitteln Teil<br />
des Ganzen, der Landschaft zu sein. Die Besonderheit<br />
der Orte, mit welchen ich konfrontiert<br />
bin, sind die eigentliche Herausforderung. Jeder<br />
Eingriff in die vorhandene Situation ist delikat:<br />
Den Genie des Ortes zu finden, die Stimmung<br />
zu vermitteln und gleichzeitig Komfort und Sicherheit<br />
zu vermitteln.<br />
Einen wesentlichen Teil Deiner weitreichenden<br />
Berühmtheit verdankst Du ja e<strong>be</strong>nfalls<br />
einigen Deiner unverwechselbaren Brücken.<br />
Immer wieder wird die Pariser Fußgängerbrücke<br />
„Passerelle Simone de Beauvoir“ genannt,<br />
natürlich auch die „Passerelle des Trois<br />
Pays“, zu Deutsch die „Dreiländerbrücke“<br />
welche die längste Bogenbrücke für Fußgänger<br />
und Radfahrer weltweit darstellt und die<br />
<strong>be</strong>sonders stimmungsvolle „Passerelle de la<br />
Paix“, die Friedensbrücke in Lyon. Ha<strong>be</strong>n alle<br />
diese Brückenprojekte einen gemeinsamen<br />
Nenner, oder sind sie völlig eigenständige<br />
architektonische Kompositionen?<br />
Jedes Bauwerk ist eigenständig und sucht den<br />
Bezug zum Ort. Diese Haltung verbindet meine<br />
Entwürfe. Ich suche nach einer sensiblen<br />
Möglichkeit, auf die Situation zu reagieren. Die<br />
Wahl der Materialität, der Wegeführung, der<br />
Schaffung von Raumsituationen in Beziehung<br />
zum Ort. Die Nähe des Menschen zur Struktur<br />
gibt dem Tragwerk seine spezielle Bedeutung.<br />
Sie schafft Maßstäblichkeit und ist Teil des Ent-<br />
wurfs. Die Zusammenar<strong>be</strong>it mit den Ingenieuren<br />
spielt eine wesentliche Rolle. Oft ist das von<br />
mir vorgeschlagene System ungewöhnlich und<br />
herausfordernd, um die von mir angestrebte<br />
Transparenz und Leichtigkeit zu erreichen. Es<br />
ist für mich notwendig, dass meine Projektpartner<br />
den Entwurf <strong>be</strong>gleiten, unterstützen oder<br />
sogar im <strong>be</strong>sten Fall verstärken. Das verlangt<br />
ein gegenseitiges Verständnis. Auch das Reagieren<br />
auf den Ort fordert das Tragwerk. Sie ha<strong>be</strong>n<br />
<strong>be</strong>reits einige Beispiele genannt: die Dreiländerbrücke<br />
zwischen Deutschland und Frankreich<br />
ist asymmetrisch, um den Blick der verbindenden<br />
Achse freizuhalten. Die Auflager sind aufgelöst,<br />
die Brücke setzt <strong>be</strong>hutsam am Ufer auf.<br />
Selbst innerhalb des <strong>be</strong>auftragten Ingenieurbüros<br />
gab es massiven Widerstand. Es <strong>be</strong>durfte<br />
der Ingeniosität eines erfahrenen Ingenieurs, die<br />
Längenveränderungen am Auflager mit einem<br />
solch ungewöhnlichen System aufzunehmen.<br />
PASSERELLE SIMONE-DE-BEAUVOIR<br />
ist eine 304 Meter lange Fußgängerbrücke<br />
ü<strong>be</strong>r die Seine im Osten von<br />
Paris.<br />
Ein weiteres Beispiel stellt Aldilonda dar: Ich<br />
schlug vor, den Weg direkt entlang des Felsens<br />
unter der Festungsmauer zu führen. Ein<br />
zartes Band, das im Gestein verankert ist und<br />
eine horizontale Linie <strong>be</strong>schreibt. Allerdings<br />
sind die Kräfte der aufprallenden Wogen von<br />
unten extrem stark. Diese Kräfte wurden in<br />
einem Modellversuch in einem Wasser<strong>be</strong>cken,<br />
das 10x20 Meter groß ist, von Spezialisten für<br />
Wellenverhalten ermittelt. Der massive Weg<br />
setzt sich aus vorgefertigten Stahl<strong>be</strong>tonelementen<br />
zusammen. Diese liegen auf vorgefertigten<br />
Stahlkonsolen auf welche mit 24-Meter langen<br />
Zugankern im Felsen verbohrt sind. Der Weg ist<br />
mittels eines durchgehenden Gitterrostes vom<br />
Felsen abgesetzt. Hier kann das Wellenspiel entlang<br />
der Wand <strong>be</strong>obachtet werden. Bei hohem<br />
Wellengang findet in diesem Rand<strong>be</strong>reich das<br />
aufstre<strong>be</strong>nde Wasser einen Ausgang. Dieses Zusammenspiel<br />
von architektonisch motivierten<br />
Situationen mit der strukturellen Notwendigkeit<br />
gibt dem Bauwerk seine Stringenz.<br />
So zeichnet die ineinander verflochtene Struktur<br />
der Passerelle Simone de Beauvoir die unterschiedlich<br />
ü<strong>be</strong>r die Brücke geführten Wege<br />
nach. Dies <strong>be</strong>einflusst die Struktur, bindet sie an<br />
die limitierte Kapazität der Menschen Steigungen<br />
zu ü<strong>be</strong>rwinden. Dies gilt ins<strong>be</strong>sondere für<br />
Rollstuhlfahrer, ältere Menschen, das Schie<strong>be</strong>n<br />
von Kinderwägen.<br />
Das HEADQUARTER des Konzerns<br />
VEOLIA auch <strong>be</strong>kannt als das „V“ hat<br />
eine Fläche von 45.000 m 2 und erhebt<br />
sich auf sie<strong>be</strong>n Etagen.<br />
62 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 63
ART INTERVIEW<br />
Die Struktur wird raumbildend. Ein<br />
Platz auf 2 E<strong>be</strong>nen in der Mitte des<br />
Flusses bietet Raum für Aktivitäten<br />
auf der Brücke, stellt die Nähe zum<br />
Wasser her. Gleichzeitig erlaubt das erhöhte<br />
Niveau einen Rundumblick auf<br />
das nach Osten und Westen sehr unterschiedliche<br />
Stadtpanorama.<br />
Wie sehr <strong>be</strong>einflusst der Ort, an dem<br />
ein Bauwerk entstehen soll Deinen<br />
architektonischen Zugang zu diesem<br />
Projekt? Wie weit bist Du <strong>be</strong>reit in<br />
den Status Quo einzugreifen?<br />
Auch wenn ich versuche, die Bauwerke<br />
in die Landschaft einzubinden, stellen<br />
die Brücken durch ihre exponierte Position<br />
eine Landmarke dar. Mehr als Gebäude<br />
bilden Brücken das strukturierende<br />
Gerüst der Stadt. Sie werden von<br />
allen genutzt und ha<strong>be</strong>n einen hohen<br />
Identifikationscharakter. Die Gestalt der<br />
Brücken ist deshalb von <strong>be</strong>sonderem<br />
„Für Menschen zu planen ist<br />
die Essenz! Das Erzeugen<br />
von positiven Emotionen,<br />
Erstaunen erwecken,<br />
Gefühle zu provozieren. In<br />
unserer von digitalen<br />
Bildern geprägten Welt kann<br />
Architektur Halt ge<strong>be</strong>n.“<br />
Die neue VERKAUFS- UND<br />
FINANZZENTRALE und der<br />
<strong>be</strong>stehende „Blaue Turm“<br />
bilden gemeinsam das Portal<br />
zum Betriebsgelände der<br />
voestalpine: zwei zueinander<br />
komplementäre Baukörper<br />
als symbolisches Abbild der<br />
sich ergänzenden Einheiten.<br />
Diese FUSSGÄNGERBRÜCKE<br />
verbindet die Orte von<br />
Mantes-la-Jolie und Limay.<br />
Unser Gebäude steht am Rand des<br />
Areals. Das Parkdeck im Untergeschoss<br />
nutze ich für einen üppigen Garten.<br />
Dieser Bereich dient den Ar<strong>be</strong>itern als<br />
Ausgleich zur harten Umgebung der<br />
Produktion. Gleichzeitig ver<strong>be</strong>ssern die<br />
Pflanzen wesentlich die Luftqualität.<br />
Dies ermöglicht uns, natürlich <strong>be</strong>lüftete<br />
Büroräume vorzusehen. Natürliches<br />
Licht ist ein weiterer wesentlicher Faktor<br />
für das Wohl<strong>be</strong>finden. Wir als Architekten<br />
sind heute immer mehr aufgefordert,<br />
konkrete ökologische Aspekte <strong>be</strong>i<br />
der Planung zu <strong>be</strong>rücksichtigen. Das<br />
Umwelt<strong>be</strong>wusstsein ist gesellschaftlich<br />
präsent. In dieser Hinsicht ist das Gebäude<br />
zukunftsweisend: die sichtbaren<br />
Betondecken tragen durch ihre Masse<br />
zum guten Raumklima <strong>be</strong>i und erlau<strong>be</strong>n,<br />
die Raumhöhe zu optimieren, die<br />
modulare Raumanordnung und sichtbare<br />
Leitungsführung bieten maximale<br />
Flexibilität. Der außen liegende mobile<br />
Sonnenschutz passt die Gebäudehülle<br />
an die Notwendigkeiten an, er schützt<br />
vor Ü<strong>be</strong>rhitzung und erlaubt gleichzeigesellschaftlichen<br />
Wert. Brücken, ins<strong>be</strong>sondere<br />
Fußgängerbrücken bieten<br />
die Möglichkeit, zeitgemäße Konzepte<br />
mit Hilfe modernster technischer Mittel<br />
umzusetzen. Der Symbolwert des Ausdrucks<br />
des Bauwerks in Symbiose mit<br />
unserer Zeit ist mir <strong>be</strong>sonders wichtig.<br />
Hat Architektur tatsächlich nur dem<br />
Menschen zu dienen und wenn ja,<br />
wie lässt sich dies seitens des Architekten<br />
am <strong>be</strong>sten gewährleisten?<br />
Für Menschen zu planen ist die Essenz!<br />
Das Erzeugen von positiven Emotionen,<br />
Erstaunen erwecken, Gefühle zu provozieren.<br />
In unserer von digitalen Bildern<br />
geprägten Welt kann Architektur Halt<br />
ge<strong>be</strong>n. Der konkrete Aspekt der Architektur<br />
ist komplementär zur virtuellen<br />
Realität. Räume können Atmosphäre<br />
schaffen, durch Raumproportionen,<br />
Lichtstimmung, O<strong>be</strong>rflächen. Sie können<br />
das Wohl<strong>be</strong>finden <strong>be</strong>einflussen.<br />
Wir sprechen jetzt von Architektur im<br />
Allgemeinen, müssen jedoch klar differenzieren,<br />
um welche <strong>Art</strong> von Gebäude<br />
es sich handelt. Ein Wohnraum, der<br />
jeden Tag genutzt wird, ein Büro oder<br />
eine Schule stellen andere Ansprüche<br />
als ein Ausstellungsraum, ein Museum<br />
oder ein sakraler Raum.<br />
Ne<strong>be</strong>n Deinen zahllosen Brücken<br />
hast Du a<strong>be</strong>r auch in anderen Sparten<br />
viel <strong>be</strong>achtete Projekte umgesetzt,<br />
so <strong>be</strong>ispielsweise 2009 die Verkaufsund<br />
Finanzzentrale der voestalpine<br />
Stahl GmbH in Linz. Wie entsteht<br />
die Vision zu einem so einzigartigen<br />
Bauwerk. Mich <strong>be</strong>eindruckt an diesem<br />
Gebäude, dass es eindeutig in<br />
die Zukunft zu weisen scheint. War<br />
diese Botschaft gewollt?<br />
Das Eingangsgebäude an diesem von<br />
der industriellen Tätigkeit, den faszinierenden<br />
Hochöfen, geprägten Areal<br />
zu entwerfen, ist eine spezielle Herausforderung.<br />
Die Dimensionen der Anlagen<br />
sind <strong>be</strong>eindruckend, a<strong>be</strong>r auch<br />
gleichzeitig problematisch durch die<br />
Umwelteinflüsse, Lärm, Emissionen.<br />
tig den Eintrag von natürlichem Licht<br />
tief in die Räume. Die sich zur Fassade<br />
verjüngenden Decken und die bis an<br />
den Deckenrand grenzenden Fenster<br />
verstärken diesen Effekt.<br />
Wir zelebrieren auch den Ort: eine<br />
großzügige mit Holz gedeckte Terrasse<br />
im o<strong>be</strong>rsten Geschoss erweitert die<br />
hier angeordneten Besprechungsräume.<br />
Von hier aus ist der Blick auf das<br />
Industrieareal und die Stadtsilhouette<br />
wunderbar.<br />
Die große Auskragung ü<strong>be</strong>r dem Eingangs<strong>be</strong>reich<br />
schafft einen geschützten<br />
öffentlichen Raum, eine Willkommensgeste,<br />
die sich in ihrer Größe auf<br />
das Umfeld <strong>be</strong>zieht.<br />
Wenn Du es Dir aussuchen kannst,<br />
welchen Projekten und vor allem<br />
welchen Bauherren würdest Du dann<br />
den Vorrang ge<strong>be</strong>n?<br />
Das ist ein wichtiges Thema. Der architektonische<br />
Anspruch muss mit dem<br />
Auftragge<strong>be</strong>r geteilt werden. Auch<br />
wenn die Ü<strong>be</strong>reinstimmung nicht<br />
selbstverständlich ist, ist es notwendig,<br />
gemeinsam im Sinn des Projektes und<br />
der architektonischen Qualität zu ar<strong>be</strong>iten.<br />
Es entstehen enge persönliche<br />
Beziehungen, wo<strong>be</strong>i das gegenseitige<br />
Vertrauen wesentlich ist.<br />
Deine Frau und Du le<strong>be</strong>n ja nun <strong>be</strong>reits<br />
seit knapp 30 Jahren in Paris,<br />
was hat Euch dazu <strong>be</strong>wogen, Österreich<br />
den Rücken zu kehren?<br />
Inzwischen sind es <strong>be</strong>reits 32 Jahre. In<br />
der Zeit, als wir nach Paris kamen, war<br />
Architektur als gesellschaftlich wesentliches<br />
Thema in Österreich selten,<br />
in Frankreich omnipräsent. Das ha<strong>be</strong>n<br />
vor allem die Projekte der Präsidenten,<br />
Pompidou und vor allem Mitterrand,<br />
vorgege<strong>be</strong>n. Die lokalen Politiker zogen<br />
mit. Architektur als politische<br />
Verantwortung, die Gestaltung des Le<strong>be</strong>nsraumes<br />
als politisches Statement<br />
64 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 65
ART INTERVIEW<br />
hat den Architekten geholfen, Partner<br />
in der Umsetzung ambitionierter Projekte<br />
zu finden. Das hat mich fasziniert.<br />
Gibt es einen grundlegenden Unterschied<br />
zwischen Bautätigkeit in Österreich<br />
und Frankreich? Ist die Herangehensweise<br />
an die Projekte eine<br />
andere?<br />
Obwohl die räumliche und kulturelle<br />
Nähe der <strong>be</strong>iden Länder gege<strong>be</strong>n ist, gibt<br />
es doch wesentliche Unterschiede. Das<br />
Bauen ist in eine wirtschaftliche Struktur<br />
eingebunden. In Österreich gibt es gute<br />
Handwerker, Klein- und Mittel<strong>be</strong>trie<strong>be</strong>,<br />
die eine <strong>be</strong>rufliche Ethik kennen. Frankreich<br />
ist geprägt von Giganten in der<br />
Bauindustrie, der industrielle Aspekt in<br />
der Architektur dominiert.<br />
Diese unterschiedlichen Situationen<br />
ge<strong>be</strong>n unterschiedliche Möglichkeiten<br />
in der Detailausbildung und ha<strong>be</strong>n<br />
Einfluss auf die Ausführungsqualität.<br />
Der Architekt ar<strong>be</strong>itet dementsprechend<br />
anders. Sind in Frankreich<br />
Leitdetails maßgeblich und wird die<br />
Ausführungsplanung den Firmen ü<strong>be</strong>rlassen,<br />
so werden in Österreich Projekte<br />
bis ins Detail von Architekten entwickelt<br />
und auch entsprechend umgesetzt.<br />
Auch ist der Bezug zur Dauerhaftigkeit<br />
von Gebäuden unterschiedlich. Die<br />
notwendige Pflege der Gebäude und<br />
das Begleiten des Alterungsprozesses<br />
wird in Frankreich oft vernachlässigt.<br />
Dies führt zu einer Wahrnehmung von<br />
Architektur als Gebrauchsobjekt mit<br />
Ablaufdatum. A<strong>be</strong>r auch hier ändert<br />
sich die Situation. Durch das ökologische<br />
Bewusstsein und die kontrollierte<br />
Verwendung von Ressourcen nähern<br />
sich die <strong>be</strong>iden Systeme an.<br />
Wie weit fühlt Ihr Euch Österreich heimatlich<br />
noch verbunden und welche<br />
Punkte an Eurer ehemaligen Heimat<br />
findet ihr <strong>be</strong>sonders kritikwürdig?<br />
Österreich hat eine hohe Le<strong>be</strong>nsqualität,<br />
auch in den Städten, die mit Paris<br />
Le pont PASSERELLE DU MONT SAINT-MICHEL<br />
nicht vergleichbar ist. Paris ist eine<br />
Megapole, Distanzen und Wegzeiten<br />
sind unverhältnismäßig lang, die Anonymität<br />
und das Aggressionspotenzial<br />
sind unvergleichlich.<br />
Paris ist wiederum geprägt von<br />
unterschiedlichsten Einflüssen, das<br />
kreative Umfeld ist enorm, die Stadt<br />
bietet Möglichkeiten, die anderswo<br />
nicht zu finden sind.<br />
Wenn es ein Projekt, <strong>be</strong>ispielsweise<br />
eine Neugestaltung in Österreich<br />
ge<strong>be</strong>n würde, die Dich interessieren<br />
würde, welche könnte das sein?<br />
Mich interessiert jedes Thema, an<br />
dem ich gerade ar<strong>be</strong>ite. Allerdings<br />
gibt es Bauaufga<strong>be</strong>n, die den Anspruch<br />
an Raum in einer <strong>be</strong>sonderen<br />
<strong>Art</strong> fordern. Ich denke an kulturelle<br />
Bauwerke, Museen, Theater, sakrale<br />
Bauten. Sich einer Bauaufga<strong>be</strong> dieser<br />
<strong>Art</strong> in Österreich zu stellen würde<br />
mich sehr interessieren.<br />
Was sind zur Zeit und in naher Zukunft<br />
Deine nächsten Projekte?<br />
Wir ar<strong>be</strong>iten an sehr unterschiedlichen<br />
Projekten, unter anderen einem<br />
Schwimmbad in der Nähe von Versailles,<br />
an Universitätsgebäuden in<br />
Brüssel und in einem Vorort von<br />
Genf, an drei Bahnhöfen für die zukünftige<br />
Erweiterung der Metro in<br />
Paris, an einem Stadtviertel mit Geschäften,<br />
Büros, Hotel und Wohnen,<br />
an einer größeren Fußgängerbrücke<br />
aus Holz, die ü<strong>be</strong>r Bahngleise führen<br />
wird und einer Schule in einem sozial<br />
<strong>be</strong>nachteiligtem Vorort von Paris.<br />
Schulen prägen die Kinder in ihre<br />
räumlichen Wahrnehmung. Hier ist<br />
der Einfluss von Architektur außerordentlich<br />
groß.<br />
Ich stelle für mich den Anspruch,<br />
immer wieder neue Bauaufga<strong>be</strong>n zu<br />
finden, auch inhaltlich. Wir werden<br />
sehen, was die Zukunft bringt.<br />
Foto: Christian Jungwirth, Graz<br />
SCHULZENTRUM GLOGGNITZ<br />
66 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 67
DESTINATION<br />
PRIVATISSIMUM PUR!<br />
In der magischen Golden Hill Welt<br />
· LUXUS IM EINKLANG<br />
MIT DER NATUR – DAFÜR<br />
STEHEN DIE GOLDEN<br />
HILL COUNTRY CHALETS<br />
& SUITES IN DER<br />
SÜDSTEIERMARK. DAS<br />
WOHLFÜHLREFUGIUM DER<br />
SUPERLATIVE BEGEISTERT<br />
SEIT KURZEM MIT ZWEI<br />
NEUEN CHALETS.<br />
1<br />
Wer genussvolle Höhenflüge<br />
und goldene Glücksmomente<br />
sucht, wird in der Golden<br />
Hill Welt inmitten der malerischen<br />
südsteirischen Hügel<br />
punktgenau fündig. Mit nun sechs Chalets<br />
und einem Panorama-Loft gilt das Resort<br />
immer noch als „klein und fein“. Die Golden<br />
Hill Gastge<strong>be</strong>r Barbara und Andreas Reinisch<br />
sind für ihren inspirierten Tatendrang<br />
und ihren gelebten Traum von der luxuriösen<br />
Auszeit <strong>be</strong>kannt. Das jüngste Ergebnis?<br />
Zwei neue Chalets, die an Exklusivität und<br />
Luxus wieder einmal kaum zu ü<strong>be</strong>rtreffen<br />
sind. Grenzenloser Luxus mit „Wunschlos<br />
Glücklich“- Feeling wartet im 200 m² Chalet<br />
Steppenfuchs, dessen 10-Meter-Panorama-<br />
Glasfront die umliegende Natur nach drinnen<br />
holt. Zentraler Blickfang sind der mächtige<br />
Kamin, dessen knisterndes Feuer man<br />
auch vom ü<strong>be</strong>rgroßen King Size Bett aus<br />
noch im Blick hat, und die massive Metallwendeltreppe<br />
in Bronze. Zukunftsweisendes<br />
Highlight: Das Premium Chalet mit seinem<br />
großzügigen und ganzjährig <strong>be</strong>heizten Infinity-Pool,<br />
Outdoor-Sauna-Kubus und Whirlpool<br />
ist mit seiner nachhaltigen Bauweise<br />
völlig energieautark.<br />
Privatissimum pur erwartet Gäste auch im<br />
Vollholz-Galeriehaus Polarfuchs, das seine<br />
Gäste mit „polariger“ Extravaganz empfängt.<br />
Dafür sorgen das ausgesuchte Interieur –<br />
alles in Weiß – und die schimmernde, vor dem<br />
Kamin stehende Devon & Devon-Badewanne.<br />
Nicht zuletzt dann noch der eigene Spa-<br />
Garten mit extra großem Sauna-Kubus sowie<br />
der glasklare 600 m 2 Naturschwimmteich.<br />
(3) Der ganzjährig <strong>be</strong>heizte<br />
INFINITY-POOL – ein weiteres<br />
Puzzleteil für eine unvergessliche<br />
Sinneserfahrung.<br />
Das stolze Mitglied der<br />
Hideaways Hotels Collection<br />
ist <strong>be</strong>reits vielfach prämiert,<br />
dieses Jahr gleich zwei mal.<br />
Erster Platz <strong>be</strong>i den „Lieblings<br />
Chalets 2021“ in der Kategorie<br />
Ausstattung von MEIN TOP<br />
HOTEL und mit dem<br />
renommierten Gault&Millau-<br />
Award als „Bestes Chalet<br />
2021“. Zurecht.<br />
3<br />
(1) Das neue CHALET POLARFUCHS<br />
<strong>be</strong>geistert unter anderem mit<br />
seiner „polarigen“ Extravaganz. (2)<br />
Luxus pur im neuen CHALET<br />
STEPPENFUCHS mit dem mächtigen<br />
Kamin als charmanter Blickfang.<br />
GOLDEN HILL<br />
COUNTRY CHALETS &<br />
SUITES<br />
ANREISE:<br />
Waldschach/Steinfuchsweg 2,<br />
A-8505 St. Nikolai im Sausal<br />
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Tel. +43 650 350 59 36<br />
Mail: welcome@golden-hill.at<br />
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2<br />
Fotos: © Golden Hill-Arne Pastoor<br />
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Aufgrund bindender Vorga<strong>be</strong>n kann der Rabatt auf einige, wenige Marken nicht gewährt<br />
werden. Die Aktion kann nicht in bar abgelöst oder mit anderen Aktionen kombiniert werden. Der<br />
68 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
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Nachlass erfolgt vom angeschrie<strong>be</strong>nen Preis und wird direkt HERBST/WINTER vor der Zahlung 2021 abgezogen. AQ 69
DESTINATION<br />
WINTERURLAUB EINMAL<br />
GANZ ANDERS oder wie gehabt?<br />
The first international magazine<br />
on contemporary Austrian<br />
artists and Austrian art abroad.<br />
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· IM GRANDHOTEL LIENZ IST ALLES MÖGLICH. DER WINTER STEHT VOR<br />
DER TÜRE, HABEN SIE SCHON DARAN GEDACHT EINMAL ETWAS GANZ<br />
BESONDERES SICH SELBST ODER IHREN LIEBEN ZU SCHENKEN?<br />
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Die historische Altstadt von Lienz ist<br />
in wenigen Gehminuten erreichbar,<br />
dort können Sie den Christkindl<br />
Markt <strong>be</strong>suchen und heimische<br />
Schmankerl genießen. Ausgerüstet<br />
mit Schneeschuhen und in Begleitung eines<br />
Nationalparkrangers erfahren Sie die Winterlandschaft<br />
des Nationalparks Hohe Tauern<br />
auf einzigartige Weise. Die erlebnisreichen<br />
Schneeschuhwanderungen vermitteln faszinierende<br />
Eindrücke <strong>be</strong>i Tag oder <strong>be</strong>i Nacht.<br />
Un<strong>be</strong>rührte und verschneite Winterlandschaften,<br />
lockerer Pulverschnee, Ruhe und<br />
Einsamkeit werden Sie erwarten! Beobachten<br />
Sie die Tier- und Pflanzenwelt und verfolgen<br />
die Trittspuren der Wildtiere! Wer sich eher<br />
sportlich <strong>be</strong>tätigen möchte, kann sich <strong>be</strong>im<br />
Schifahren am Zettersfeld oder dem Hochstein<br />
vergnügen. Lienz bietet auch verschiede<br />
romantische Rodelbahnen oder Sie versuchen<br />
sich <strong>be</strong>im Eislaufen am Tristacher See.<br />
Nach Ihrer Rückkehr ins Grandhotel Lienz<br />
lassen Sie sich von unserem Wellnessteam<br />
mit einer Abhyanga – ayurvedische Ganzkörpermassage<br />
verwöhnen. Tauchen Sie ein<br />
in ein un<strong>be</strong>schreibliches Gefühl der Fülle und<br />
des Ganzseins, fühlen Sie warmes Öl auf Ihrer<br />
Haut und sanfte Massagegriffe und bringen<br />
Sie die Energie in Ihrem Inneren in Einklang.<br />
Wenn Sie etwas für Ihre Gesundheit tun<br />
möchten, bietet unser Medical Center Symbio<br />
Med verschiedene Vorsorgeprogramme<br />
oder Sie lassen sich vom Leiter des Medical<br />
Centers Univ.-Prof. Dr. Peter Lechleitner ein<br />
Programm zur Gewichtsabnahme zusammenstellen<br />
um die ü<strong>be</strong>rschüssigen Kilo der<br />
Feiertage loszuwerden.<br />
Das Grandhotel Lienz ist das erste Fünf-Sterne-<br />
Hotel Osttirols und bietet Ihnen folgende Annehmlichkeiten:<br />
• 1.400 M² WELLNESS & SPA BEREICH (INNEN-<br />
UND AUSSENPOOL, 4 SAUNEN, RUHEZONEN,<br />
SERAILBAD, FITNESSRAUM, INDIVIDUELL<br />
GESTALTETE BEHANDLUNGSRÄUME UND EIN<br />
GROSSES ANGEBOT AN KOSMETIK- ODER<br />
KÖRPERANWENDUNGEN…)<br />
• 245 M² MEDICAL-CENTER „SYMBIOMED“<br />
• 5 UNTERSCHIEDLICH GESTALTETE<br />
RESTAURANTS (640 M²)<br />
• KAMINZIMMER UND BAR<br />
• GROSSZÜGIG ANGELEGTE TERRASSEN<br />
MIT PANORAMABLICK AUF DIE ISEL UND<br />
DIE DOLOMITEN<br />
• GRATIS TIEFGARAGENPLÄTZE<br />
• SKI-, GOLF-, RADKELLER<br />
• WEINKELLER MIT AUSGESUCHTEN WEINEN<br />
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Fanny-Wibmer-Peditstraße 2,<br />
A-9900 Lienz<br />
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Tel. +43 4852-64070<br />
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The <strong>Art</strong> <strong>Quarterly</strong> Magazine<br />
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WATCH OUT FOR ART QUARTERLY INTERNATIONAL ANNO 2022<br />
70 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
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20TH CENTURY HERBST/WINTER FOX/KOBAL/SHUTTERSTOCK<br />
2021 AQ 71
DESTINATION<br />
Der hauseigene Naturteich als<br />
alpine Kraftquelle.<br />
1<br />
2<br />
Auch die Romantik kommt im<br />
Winterwunderland nicht zu kurz.<br />
Das von Saskia und Erich Bergmüller<br />
geführte 4-Sterne-Superior-Haus ist<br />
der ideale Ort für naturnahe Entdecker,<br />
die gleichzeitig eine außergewöhnliche<br />
Wohlfühloase suchen. Erlebnis,<br />
Entspannung und Genuss gehen hier<br />
zu jeder Jahreszeit eine perfekte Symbiose<br />
ein. Idyllisch und allein auf einem Sonnenplateau<br />
auf 1.200 m Seehöhe gelegen, finden<br />
Natururlaub im<br />
SUPERIOR<br />
HOTEL<br />
EDELWEISS<br />
• HÖCHSTE QUALITÄT AUF HOHER LAGE, GEPAART MIT<br />
EINEM EINZIGARTIGEN NATURERLEBNIS IM HERZEN DES<br />
PONGAU – DAFÜR STEHT DAS NATURHOTEL EDELWEISS<br />
IM SALZBURGER LAND.<br />
sich Hotelgäste inmitten eines eindrucksvollen<br />
Alpin-Panoramas wieder. Bergerlebnis<br />
pur ist hier also garantiert, e<strong>be</strong>nso wie<br />
höchster Komfort in den stilvoll ausgestatteten<br />
Zimmern und Suiten, exquisite Kulinarik<br />
und herzliche Gastfreundschaft.<br />
Erst 2018 wurde das Hotel umfassend renoviert<br />
und da<strong>be</strong>i kein lie<strong>be</strong>volles Detail ver-<br />
gessen. Ins<strong>be</strong>sondere wurde auf ein ü<strong>be</strong>rzeugendes<br />
Konzept gelebter Nachhaltigkeit<br />
gesetzt, wie Saskia Bergmüller verrät: „Wir<br />
ha<strong>be</strong>n in Qualität investiert und da<strong>be</strong>i hat<br />
die Nachhaltigkeit eine tragende Rolle gespielt.<br />
Wir fühlen uns der einzigartigen Natur<br />
rund um uns verpflichtet. Sie war <strong>be</strong>i der<br />
Renovierung die zentrale Quelle der Inspiration,<br />
auch was das Design <strong>be</strong>trifft.“ Im gesamten<br />
Haus dominieren dementsprechend<br />
Naturmaterialien. Eichen- und Lärchenholz<br />
aus Österreich sowie Steinböden aus der<br />
Steiermark wurden verar<strong>be</strong>itet, Stoffe mit<br />
Pflanzenfar<strong>be</strong>n gefärbt. Der Nachhaltigkeitsgedanke<br />
zieht sich wie ein roter Faden auch<br />
durch die Kulinarik. Das genussreiche Frühstück<br />
<strong>be</strong>steht zu 90% aus Bio-Produkten, die<br />
verar<strong>be</strong>iteten Le<strong>be</strong>nsmittel stammen unmittelbar<br />
aus der Region.<br />
DAS ERSTE GREEN SPA EUROPAS<br />
Eine der vielen Besonderheiten des Hauses<br />
ist der außergewöhnliche Spa-Bereich,<br />
in dem Wellness und Naturverbundenheit<br />
eine harmonische Verbindung eingehen. Das<br />
Spa wurde komplett in Passivhausbauweise<br />
errichtet und erfüllt damit den höchsten<br />
Standard energieeffizienter Bauweise – dafür<br />
wurde das Hotel mit dem Energy Glo<strong>be</strong> ausgezeichnet.<br />
Ob im Hallenband, <strong>be</strong>i Massagen,<br />
Fotos: © Naturhotel Edelweiss Wagrain<br />
in der Sauna, <strong>be</strong>im Yoga, Xi-Gong oder Lu-<br />
Jong, Gäste können hier auf vielfältige Weise<br />
neue Energie tanken. Im Sommer lädt außerdem<br />
der großzügige Naturbadeteich zum<br />
Eintauchen in das erfrischende Bergquellwasser<br />
ein.<br />
ALPINER GENUSS OB<br />
SOMMER ODER WINTER<br />
Wintersportfans kommen im Naturhotel<br />
Edelweiss voll auf ihre Kosten: Das Haus liegt<br />
in wahrer Traumlage im Herzen der Skiwelt<br />
amadé, unmittelbar an der Piste. Passenderweise<br />
kann top-aktuelle Skiausrüstung <strong>be</strong>quem<br />
direkt im Hotel ausgeborgt werden.<br />
A<strong>be</strong>r auch im Sommer bietet die Wagrainer<br />
Bergwelt nahezu un<strong>be</strong>grenzte Freizeitmöglichkeiten<br />
– Wanderungen mit dem hauseigenen<br />
Wanderführer, erlebnisreiche Mountainbike-Strecken,<br />
Golf, Tennis oder Klettern.<br />
Außerdem ist Wagrain der perfekte Ausgangspunkt<br />
für die vielfältigen Kulturangebote<br />
und Brauchtumsveranstaltungen, für die<br />
das Salzburger Land weltweit <strong>be</strong>kannt ist.<br />
Wer auf der Suche nach dem Besonderen ist<br />
und den Urlaub zum erholsamen Gesamterlebnis<br />
machen möchte, wird im 4-Sterne-Superior<br />
Naturhotel Edelweiss mit Sicherheit<br />
fündig.<br />
(1) STILVOLL UND GLEICHZEITIG NATURNAH – die Zimmer und Suiten des Naturhotel<br />
Edelweiss. (2) REGIONALER BIO-GENUSS ist im Restaurant garantiert. (3) DER INDOOR-<br />
POOL des Edelweiss-Green-Spa lädt zur Erholung ein.<br />
NATURHOTEL<br />
EDELWEISS WAGRAIN<br />
ANREISE:<br />
We<strong>be</strong>rlandl 65,<br />
5602 Wagrain,<br />
Salzburger Land<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel. +43 6413 / 8447<br />
Mail: hotel@mein-edelweiss.at<br />
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S<br />
3<br />
72 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 73
ART TOPIC<br />
QUADRATUR<br />
die<br />
von Einzigartigkeit,<br />
Schönheit und Flair<br />
Vor gerade einmal 12 Jahren war sein erster Immobiliendeal die Vermietung einer<br />
30-Quadratmeter-Garconnière in der Sonnenfelsgasse, heute leitet er von seiner<br />
Wiener Zentrale aus ein paneuropäisches Investmentunternehmen, das auf die<br />
Vermittlung von hochwertigen Immobilieninvestments spezialisiert ist. Ne<strong>be</strong>n seinem<br />
Beruf gilt seine zweite große Passion der Kunst, und da vor allem jener, die ihm<br />
immer wieder aufs Neue persönlich anspricht. AQ traf den Self-Made-Man Markus<br />
Arnold zu einem sehr entspannten Gespräch ü<strong>be</strong>r Sammlerleidenschaft und die<br />
Erkenntnis, nicht immer alles um jeden Preis ha<strong>be</strong>n zu müssen.<br />
Text: NIKOLAUS IMMANUEL KÖHLER<br />
Könnten Sie unserer Leserschaft in ein paar wenigen<br />
Worten Ihren persönlichen Werdegang im Immobiliensegment<br />
schildern?<br />
Ich ha<strong>be</strong> vor 2009 damit <strong>be</strong>gonnen, mich mit dem Thema<br />
Nische zu <strong>be</strong>schäftigen, was vielleicht auf den ersten Blick<br />
etwas verwegen klingen mag. Allerdings trifft es in Wahrheit<br />
ganz genau das, was wir seit Jahren erfolgreich abwickeln,<br />
nämlich jene schmale Nische perfekt zu <strong>be</strong>setzen, die<br />
sich <strong>be</strong>i der Transaktion von Investmentimmobilien zwischen<br />
Verkäufer und Käufer bietet, e<strong>be</strong>n die Rolle des klassischen<br />
Vermittlers. Unser Marktsegment deckt die klassische<br />
Wohnimmobilie e<strong>be</strong>nso ab, wie etwa auch ein Einkaufszentrum,<br />
kurzum e<strong>be</strong>n alles, was zwischenzeitlich auch als Investment<br />
gesehen werden kann.<br />
Wie kann man sich dann Ihren Part im Detail vorstellen?<br />
Unser großer Mehrwert ist zum einen, dass wir die Immobilien<br />
im Vorfeld prüfen und dadurch unseren Kunden wertvolle<br />
Zeit ersparen, da erfahrungsgemäß der Weg der Prüfung<br />
mitunter e<strong>be</strong>nso lange ist wie der Weg der eigentlichen<br />
Entscheidung. Das, woran es unserer Klientel am meisten<br />
mangelt, ist e<strong>be</strong>n Zeit. Als wir mit diesem Geschäftsfeld <strong>be</strong>gonnen<br />
ha<strong>be</strong>n, war dieser Service<strong>be</strong>reich vom Mit<strong>be</strong>werb<br />
kaum abgedeckt, vielmehr war es meist so, dass der Käufer<br />
nicht viel mehr als die Liegenschaftsadresse wusste, wenn<br />
er zur Besichtigung kam und mitunter auch der Makler<br />
Vorort zu vielen Fragen keine <strong>be</strong>friedigende Antwort ge<strong>be</strong>n<br />
konnte. Wir sehen unser Aufga<strong>be</strong>ngebiet hier als ein<br />
viel weiteres, das mitunter sogar bis hin zur Einmengung<br />
<strong>be</strong>i der Errichtung des Kaufvertrages hineinspielen kann –<br />
was übrigens die Rechtsanwälte nicht immer freut. (lacht)<br />
Wir stehen immer auf der Seite des Deals und somit nicht<br />
auf der der Seite einer <strong>be</strong>stimmten Partei während der Kaufverhandlungen,<br />
da wir dann unsere Leistung als erbracht<br />
ansehen, wenn der Deal richtig geleitet und gelenkt wurde,<br />
sodass am Ende alle Beteiligten zufrieden daraus hervorgehen.<br />
Was wir im Übrigen a<strong>be</strong>r mit Sicherheit nicht sind, ist es<br />
jemand der darauf spezialisiert ist Schnäppchen aufzuspüren,<br />
vielmehr schätzen wir es, wenn Verkäufer und Käufer<br />
den Marktwert eines Objektes kennen und auf diesem Niveau<br />
in die Verhandlungen gehen. Also Zufriedenheit an<br />
allen Ecken und Enden, e<strong>be</strong>n auch nicht um jeden Preis.<br />
Wie sieht es dann in diesem Marktsegment mit Stammkundenbindungen<br />
aus?<br />
Fast jeder, der <strong>be</strong>i uns einmal gekauft oder verkauft hat, ist<br />
zum Wiederholungstäter geworden. Es gibt da<strong>be</strong>i Liegenschaften,<br />
die ich in den vergangenen zehn Jahren <strong>be</strong>reits<br />
dreimal vermitteln konnte, ganz einfach darum, weil jeder,<br />
74 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 75
ART INTERVIEW<br />
ZUR PERSON<br />
Markus Arnold ist Geschäftsführer<br />
von Arnold Immobilien.<br />
Das Unternehmen ist auf die<br />
Vermittlung von Immobilieninvestments<br />
in Österreich,<br />
Deutschland, Tschechien,<br />
Ungarn und der Slowakei<br />
spezialisiert. Arnold Immobilien<br />
wurde 2008 von Markus<br />
Arnold gegründet und zählt<br />
heute zu einem der führenden<br />
Anbieter der Branche. Das<br />
Unternehmen hat bis dato in<br />
fünf Ländern ü<strong>be</strong>r 15.000<br />
Kunden <strong>be</strong>treut und ü<strong>be</strong>r 1,4<br />
Milliarden Euro an Transaktionsvolumen<br />
realisiert.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.arnold-immobilien.at<br />
der ü<strong>be</strong>r uns gekauft hat, auch in der Folge ü<strong>be</strong>r<br />
uns verkauft und vice versa. Mein höchstes Gut da<strong>be</strong>i<br />
ist das Vertrauen, das mir meine Kunden entgegenbringen<br />
und mein USP ist der Anstand, da ich<br />
immer nur im Interesse meiner Kunden agiere und<br />
da<strong>be</strong>i keinerlei eigene Interessen verfolge.<br />
Wie viel Kunst steckt jetzt Ihrer Meinung nach<br />
in einer guten Immobilie?<br />
„Kunstwerke sollte man nicht wegen<br />
zukünftiger Wertsteigerung erwer<strong>be</strong>n,<br />
sondern weil sie einem persönlich<br />
gefallen und die oftmals alltägliche<br />
Begegnung mit ihnen kann uns das<br />
Le<strong>be</strong>n um vieles schöner machen.“<br />
Ehrlich gesagt, <strong>be</strong>zeichne ich mich manchmal gerne selbst<br />
als einen Kunsthändler, da ich vor allem <strong>be</strong>i den wundervollen<br />
Zinshäusern der Wiener Gründerzeit die immense<br />
architektonische und handwerkliche Kunst sehe und auch<br />
dementsprechend in die Verhandlungen miteinfließen lasse.<br />
Jemand, der eine solche Immobilie erwirbt, der kauft in<br />
Wahrheit nicht nur einfach ein Investmentobjekt, nein, er<br />
kauft ein Gesamtkunstwerk und o<strong>be</strong>ndrein sogar auch noch<br />
ein Stück le<strong>be</strong>nde Geschichte. Ich sage zu diesem Thema<br />
auch gerne: Manche Juwelen misst man in Karat, unsere in<br />
Quadratmetern.<br />
Sollen sich also Investoren am Ende des Tages an auch<br />
ihren Baujuwelen erfreuen?<br />
A<strong>be</strong>r natürlich, denn wie wir alle wissen, ist der Gewinn alleine<br />
nicht alles und da kommt die Freude an seinen Investmentobjekten<br />
als eine wunderbare Bereicherung dazu, und<br />
da sind wir eigentlich auch schon <strong>be</strong>i der Verbindung zu<br />
Kunstwerken, denn auch diese sollte man nicht wegen zukünftiger<br />
Wertsteigerung erwer<strong>be</strong>n, sondern weil sie einem<br />
persönlich gefallen und die oftmals alltägliche Begegnung<br />
mit ihnen kann uns das Le<strong>be</strong>n um vieles schöner machen.<br />
Wann ha<strong>be</strong>n Sie ihre Lie<strong>be</strong> zur Kunst und in der Folge<br />
Ihre private Sammelleidenschaft entdeckt?<br />
Was das <strong>be</strong>trifft, so bin ich gewisser Maßen erblich vor<strong>be</strong>lastet,<br />
da <strong>be</strong>reits meine Urgroßeltern und danach meine Großeltern<br />
leidenschaftliche Kunstsammler waren und <strong>be</strong>i ihnen<br />
zu Hause standen ü<strong>be</strong>rall <strong>be</strong>eindruckende Kunstgegenstände.<br />
Das führte übrigens dazu, dass ich mich <strong>be</strong>i meinen<br />
Großeltern nie wirklich getraute, dort ausgelassen durch die<br />
Hallen zu laufen, da ich immer ein wenig die Angst hatte,<br />
ich könnte da<strong>be</strong>i <strong>be</strong>ispielsweise eine der wertvollen Vasen<br />
umstoßen. (lacht) Dadurch wurde ich also un<strong>be</strong>wusst zu einem<br />
<strong>be</strong>dächtigen und sensiblen Umgang mit schönen Dingen<br />
und somit mit Kunstwerken per se erzogen. Dazu kam<br />
dann noch flankierend die enorme Kunstkennerschaft meines<br />
Vaters, der mitunter mehr in den Museen dieser Welt<br />
zu Hause zu sein schien als anderswo. Mit keinem anderen<br />
Menschen <strong>be</strong>suche ich bis heute so gerne Museen. Er vergisst<br />
dort gerne die Zeit, was dazu führte, dass ich mittlerweile<br />
in <strong>be</strong>inahe jeder Sprache den Satz: „Gehen sie bitte,<br />
wir schließen jetzt!“ gehört ha<strong>be</strong>. Die Kunst und vor allem<br />
deren Rezeption waren also gewisser Maßen immer ein Bestandteil<br />
meines Le<strong>be</strong>ns, was dann schließlich dazu führte,<br />
76 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 77
ART TOPIC<br />
dass ich, als mein Bausparvertrag fällig wurde, das Geld daraus<br />
für meinen ersten Kunstkauf verwendete.<br />
Was genau war das allererste Stück in Ihrer Sammlung?<br />
Amüsanterweise handelte es sich da<strong>be</strong>i ausgerechnet um<br />
ein Liegenschaftsbild, was vielleicht ein frühes Omen war.<br />
Es ist ein impressionistisches Ölgemälde einer mehr oder<br />
weniger völlig un<strong>be</strong>kannten Künstlerin namens Marie Riol<br />
das bis heute in meinem Schlafzimmer hängt. Ich ha<strong>be</strong> mich<br />
später dann ein wenig schlaugemacht und herausgefunden,<br />
dass diese Künstlerin nur sehr wenige Werke geschaffen hat,<br />
wo<strong>be</strong>i mich sehr freut, dass meines mit Abstand das Beste<br />
ist. (lacht)<br />
Ha<strong>be</strong>n Sie das Gemälde im Kunsthandel oder von privat<br />
erwor<strong>be</strong>n?<br />
Ich ha<strong>be</strong> es im Dorotheum erstanden. Ü<strong>be</strong>rhaupt kaufe ich<br />
sehr gerne auf Auktionen, was in den letzten Jahren auch<br />
durch die Möglichkeit online teilzunehmen, wesentlich erleichtert<br />
wurde. Natürlich muss man auch hier auf gewisse<br />
Marktkriterien eingehen, <strong>be</strong>ispielsweise<br />
daran, dass der Kunstmarkt<br />
mittlerweile eng an den Finanzmarkt<br />
gekoppelt ist. So ha<strong>be</strong> ich<br />
2009 <strong>be</strong>i der Frühjahrsauktion eine<br />
Unmenge an Bildern gekauft, da<br />
diese damals krisen<strong>be</strong>dingt unglaublich<br />
günstig zu ha<strong>be</strong>n waren.<br />
Später ha<strong>be</strong> ich mich dann manchmal<br />
noch darü<strong>be</strong>r geärgert, nicht<br />
noch mehr gekauft zu ha<strong>be</strong>n, als<br />
ich gesehen ha<strong>be</strong>, wie sich die Preise<br />
wieder erholt ha<strong>be</strong>n. A<strong>be</strong>r ich<br />
denke auch, dass es eine wichtige<br />
Charaktereigenschaft ist, die eigene<br />
Gier in ihre Schranken weisen<br />
zu können. Ich denke, dass sobald man salopp gesagt, zu geil<br />
auf eine Sache ist, man die eigene Vernunft auszublenden <strong>be</strong>ginnt.<br />
Wenn man zu viel Emotion mit in die Auktion nimmt,<br />
dann ist e<strong>be</strong>n kein Platz mehr für die Ökonomie und ich bin<br />
ein Fan des annähernden Gleichgewichts der <strong>be</strong>iden.<br />
Kommen wir zu einer meiner Lieblingsfragen an Kunstsammler:<br />
Ha<strong>be</strong>n Sie noch genügend Wände, um Ihre<br />
Sammlung zu zeigen?<br />
Ja, und das nicht zuletzt darum, weil ich ständig europaweit<br />
neue Niederlassungen aufsperre und mir somit die Wände<br />
nicht ausgehen. Ich bin ein erklärter Feind von Kunstwerken,<br />
die in irgendwelchen Depots gelagert werden und dort<br />
vor sich hinvegetieren. Ich vertrete die Ansicht, dass Kunst<br />
gezeigt und gesehen gehört, daher verteilt sich meine Sammlung<br />
auf meine privaten Räumlichkeiten e<strong>be</strong>nso wie auf<br />
sämtliche meiner Büroräumlichkeiten, vom Empfang ü<strong>be</strong>r<br />
die weitläufigen Gänge bis zu den Büros der Makler und der<br />
IT, ü<strong>be</strong>rall werden Sie Kunst finden und das ist gut so. (lacht)<br />
Ich muss a<strong>be</strong>r auch zuge<strong>be</strong>n, dass das nicht immer so war,<br />
denn in den frühen Jahren meiner Sammlerleidenschaft ha<strong>be</strong><br />
ich tatsächlich mit meinen Bildern wie ein Kunst-Messie<br />
„Ich bin ein erklärter<br />
Feind von Kunstwerken,<br />
die in irgendwelchen<br />
Depots gelagert werden<br />
und dort vor sich<br />
hinvegetieren. Ich<br />
vertrete die Ansicht,<br />
dass Kunst gezeigt und<br />
gesehen gehört.“<br />
gelebt, die Bilder sind hintereinander an die Wände gelehnt<br />
gewesen und ich ha<strong>be</strong> als mein eigener Kurator immer wieder<br />
ein anderes nach vorne geholt. Aus dieser Zeit ha<strong>be</strong> ich<br />
a<strong>be</strong>r auch die Ü<strong>be</strong>rzeugung gewonnen, dass Bilder nicht un<strong>be</strong>dingt<br />
an Wänden hängen müssen, sie können auch ganz<br />
einfach im Raum oder auf Mobiliar stehen und trotzdem den<br />
Betrachter voll und ganz in ihren Bann ziehen.<br />
Trennen Sie sich auch hin und wieder von Kunstwerken,<br />
<strong>be</strong>ispielsweise wenn deren Marktwert seit ihrem Ankauf<br />
extrem gestiegen ist?<br />
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich bis zum heutigen Tage<br />
kein einziges Kunstwerk jemals wieder verkauft ha<strong>be</strong>. Ich bin<br />
e<strong>be</strong>n ein Kunsthändler, wenn es um Zinshäuser geht, a<strong>be</strong>r<br />
e<strong>be</strong>n kein Kunsthändler im klassischen Sinn. Auch wenn, wie<br />
<strong>be</strong>ispielsweise im Fall von Rudolf Polanszky, meine Ankäufe<br />
mittlerweile eine Wertsteigerung um ein Vielfaches erfahren<br />
ha<strong>be</strong>n, kann mich dies nicht zum Verkauf <strong>be</strong>wegen. Ich kaufe<br />
ja, weil mir die Werke gefallen und nicht etwa weil ich mit deren<br />
positiver Preisentwicklung spekuliere. Für mich ist Kunst<br />
ganz klar viel mehr als nur eine Form von gebundenem Kapital,<br />
sie ist für mich Inspiration<br />
und Freude und das möchte ich mir<br />
auch erhalten.<br />
Gibt es auch den einen oder anderen<br />
Favoriten in ihrer Sammlung,<br />
wo sie mittlerweile auch<br />
den Künstler persönlich kennengelernt<br />
ha<strong>be</strong>n?<br />
Ein Künstler, den ich ganz <strong>be</strong>sonders<br />
wertschätze, ist der in Kärnten<br />
le<strong>be</strong>nde Gerhard Fresacher,<br />
von dem ich mittlerweile mehrere<br />
Ar<strong>be</strong>iten erwor<strong>be</strong>n ha<strong>be</strong> und dessen<br />
Karriere mich auch persönlich<br />
sehr fasziniert, da dieser Mensch tatsächlich interdisziplinär<br />
Kunst erschafft, ganz gleich ob im Bereich seiner Gemälde,<br />
der seiner spannenden Skulpturen oder wie etwa mit seinem<br />
aktuellen Großprojekt der Ingeborg-Bachmann-Kuppel, alles,<br />
was dieser Mensch in die Welt bringt, ist tatsächlich ganz<br />
große Kunst. Und was ich e<strong>be</strong>nfalls <strong>be</strong>wundere, ist, wie ungemein<br />
geerdet dieses Multitalent geblie<strong>be</strong>n ist und wie wenig<br />
er um seine eigene Person Aufsehen macht.<br />
Wie möchten Sie Ihre Sammlung in den kommenden<br />
Jahren noch weiter ausbauen?<br />
Im Vordergrund <strong>be</strong>i meiner Sammlung steht ja immer der<br />
Gedanke, dass die Werke mich persönlich ansprechen und<br />
dass ich in ihnen einen künstlerischen Diskurs erkennen<br />
kann. Das wird mit Sicherheit auch so blei<strong>be</strong>n. Nachdem ich<br />
auch zukünftig nicht vorha<strong>be</strong>, Kunstwerke weiter zu verkaufen,<br />
wird die Sammlung e<strong>be</strong>nso schnell expandieren wie<br />
unsere Firma, die es ja mittlerweile auf bald 10 erfolgreiche<br />
europäische Niederlassungen bringt und ü<strong>be</strong>rall in diesen<br />
Niederlassungen freuen sich meine Mitar<strong>be</strong>iter e<strong>be</strong>nso wie<br />
unsere Kunden darü<strong>be</strong>r, an den Wänden gute und spannende<br />
Kunst entdecken zu können.<br />
78 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 79
LUXURY<br />
TRAUMDOMIZILE IMMOBILIEN ALS INVESTITION EXCLUSIVE TOPLAGEN<br />
SCHÖNE AUSSICHTEN<br />
BLEIBEN GEFRAGT…<br />
GANZ GLEICH OB MAN DEN FINANZIELLEN ASPEKT ODER DEN<br />
TATSÄCHLICHEN BLICK VON DER DACHTERRASSE MEINT, INVESTOREN<br />
UND KUNDEN SIND ZURZEIT BESONDERS INTENSIV AUF DER SUCHE NACH<br />
IMMOBILIEN, DIE IN JEDER HINSICHT SCHÖNE AUSSICHTEN BIETEN.<br />
Ressortleitung Immobilien: MAXIMILIAN FORSTHUBER<br />
Bild: Wien Tourismus / Christian Stemper
{<br />
ART ESTATE<br />
RESIDIEREN IM UNESCO-WELTKULTURERBE<br />
JOHANNESGASSE 14<br />
NOCH ZU HABEN<br />
TRADITION TRIFFT AUF MODERNE, LUXUS VEREINT SICH MIT<br />
FUNKTIONALITÄT IN IHRER HÖCHSTEN PERFEKTION.<br />
EIN JUWEL IN DER WIENER INNENSTADT<br />
PARKRING 14<br />
An einer der <strong>be</strong>sten Adressen Wiens liegt das Palais<br />
Parkring 14. Die einmalige Lage am Wiener<br />
Prachtboulevard, der die innere Stadt umschließt,<br />
<strong>be</strong>sticht durch architektonische Meisterwerke wie<br />
die Wiener Staatsoper, das Konzerthaus, die Al<strong>be</strong>rtina,<br />
das kunsthistorische Museum, das Burgtheater<br />
und vieles mehr.<br />
Der Wiener Stephansdom und das Zentrum der<br />
Wiener Innenstadt mit perfekter Infrastruktur<br />
sind in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar.<br />
Nur wenige Schritte vom Palais entfernt, liegt der<br />
großzügig angelegte Wiener Stadtpark. Malerische<br />
Grünanlage, große Wasserflächen und imposante<br />
Alleen bieten Entspannung und Erholung<br />
pur inmitten des 1. Wiener Bezirks.<br />
Fotos: © WINEGG Makler GesmbH, www.winegg.at<br />
{<br />
Detailinformationen zu den<br />
einzelnen Einheiten finden<br />
Sie e<strong>be</strong>nfalls auf der Projektwebsite<br />
WWW.JOHANNESGASSE14.AT<br />
IHRE GANZ PERSÖNLICHE<br />
HANDSCHRIFT<br />
Jede der Residenzen<br />
sowie die Penthäuser<br />
<strong>be</strong>stechen vor allem<br />
durch Ausstattungsmerkmale<br />
der höchsten<br />
Kategorie. Alles ist vom<br />
Feinsten und wurde mit<br />
edelsten Materialien<br />
maßgefertigt.<br />
UNVERGLEICHLICHER SERVICE<br />
Ein umfangreiches Service-Angebot des<br />
ALMANAC Hotels, welches im sel<strong>be</strong>n Gebäude-Ensemble<br />
liegt, steht Ihnen als Residenzeigentümer<br />
zur Verfügung. Ne<strong>be</strong>n<br />
maßgeschneiderten Dienstleistungen für<br />
exzellenten Komfort, bietet dieses 5-Sterne-Hotel<br />
auch ein Gourmet-Restaurant, ein<br />
Café, eine Bar sowie einen SPA- und Fitness<strong>be</strong>reich.<br />
Ein eigener Residenz-Concierge ist<br />
Ihr ganz persönlicher Ansprechpartner und<br />
kümmert sich mit größter Sorgfalt und Aufmerksamkeit<br />
um Ihre Anliegen.<br />
{<br />
Detailinformationen zu den<br />
einzelnen Einheiten finden<br />
Sie e<strong>be</strong>nfalls auf der Projektwebsite<br />
WWW.ALMANACRESIDENCES.COM<br />
{<br />
Für ein <strong>be</strong>sonderes<br />
Raumklima sorgt die<br />
offene und lichtdurchflutete<br />
Architektur. Die<br />
innovative technische<br />
Ausstattung erfüllt<br />
jeden erdenklichen<br />
Wohnkomfort.<br />
Fotos: © <strong>be</strong>yer.co.at images | © Jaime Beriestain Studio | © TERZO PIANO SRL | © WSF Group<br />
DER<br />
ZEIT<br />
IHREN<br />
STIL<br />
In <strong>be</strong>ster Innenstadtlage inmitten des historischen<br />
Kärntner Viertels wurde die gesamte 3.<br />
Etage des repräsentativen Gründerzeithauses in<br />
der Johannesgasse 14 revitalisiert. Die prunkvolle<br />
Liegenschaft wurde 1868/69 im Baustil der<br />
Neu-Wiener Renaissance von Carl Tietz erbaut<br />
und zeichnet sich durch eine stilvolle Fassade<br />
mit Gie<strong>be</strong>lfenstern, Statuen und Relieffiguren<br />
sowie einem imposanten Eingangs<strong>be</strong>reich mit<br />
prachtvollen Säulen und Dekorelementen aus.<br />
Bei der Gestaltung wurde hier<strong>be</strong>i <strong>be</strong>sonderer<br />
Wert auf die Kombination des gemütlichen<br />
Charmes eines Stilaltbaus mit allen Annehmlichkeiten<br />
zeitgemäßer Anforderungen gelegt.<br />
ELEGANTES<br />
WOHNGEFÜHL<br />
Bei der Gestaltung<br />
wurde <strong>be</strong>sonderen Wert<br />
auf die Kombination des<br />
gemütlichen Charmes<br />
eines Stilaltbaus mit<br />
allen Annehmlichkeiten<br />
zeitgemäßer Anforderungen<br />
gelegt.<br />
Gatterburggasse 12<br />
Wien, XIX.<br />
PROVISIONSFREI DIREKT<br />
VOM BAUTRÄGER!<br />
Unverbindliche Visualisierungen. Änderungen vor<strong>be</strong>halten. Kein Rechtsanspruch ableitbar.<br />
Kontakt: Andreas Beil<br />
116 frei finanzierte Eigentumswohnungen in der Gatterburggasse bieten das Beste aus zwei<br />
E andreas.<strong>be</strong>il@buwog.com Welten: Einerseits exklusive Wohnungen mit dem charmanten Flair des Altbaustils im ehem.<br />
T +43 (0)1 878 28-1218<br />
komplett revitalisierten Döblinger Amtsgebäude. Andererseits moderne Neubauwohnungen,<br />
82 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
gatterburggasse.buwog.com die u.a. private Freiflächen in www.art-quarterly.com<br />
Form von Terrasse, Balkon, Loggia oder Garten bieten. HERBST/WINTER 2021 AQ 83<br />
HWB 24,7 kWh/m²a, fGEE 0,78
ART ESTATE<br />
Mit ungefähr 92 m 2<br />
ist die straßenseitiggelegene<br />
Wohnküche<br />
der größte Raum.<br />
Sie <strong>be</strong>inhaltet<br />
eine hochwertige<br />
Tischler-Küche,<br />
eine eingebaute Bar<br />
samt Ice Maker und<br />
Kühlschrank.<br />
Uns liegt daran,<br />
Räume<br />
zu schaffen,<br />
ALTBAU WOHNUNG IM PALAIS<br />
WEIHBURGGASSE 26<br />
Wir freuen uns, Ihnen die Beletage<br />
des Palais A<strong>be</strong>nsperg-Traun als eine<br />
wahre Seltenheit unter Kunst- und<br />
Luxusliebha<strong>be</strong>rn präsentieren zu<br />
dürfen. Ne<strong>be</strong>n dem adeligen Ursprung<br />
aus dem 19 Jahrhundert gilt<br />
das Eckpalais, erbaut im Neo-Renaissance<br />
Stil, zu den unzähligen<br />
Sehenswürdigkeiten, welche Wien<br />
als Kulturstadt prägen. Errichtet auf<br />
den Grundflächen der ehemaligen<br />
Stu<strong>be</strong>nbastei <strong>be</strong>findet sich das Palais<br />
in der Weihburggasse 26 im ersten<br />
Wiener Gemeinde<strong>be</strong>zirk.<br />
Die Fassade des Gebäudes ist vom<br />
Eingangs<strong>be</strong>reich bis zur Beletage<br />
stilvoll rustifiziert. Ein mächtiges<br />
Korbbogenportal unterstreicht zu-<br />
dem den einzigartigen Baustil. Das<br />
Herzstück des Palais, die Beletage,<br />
wird von fünf Meter hohen Wänden<br />
durchzogen und <strong>be</strong>geistert von Beginn<br />
an durch den fein gefertigten<br />
Stuck. Die original <strong>be</strong>lassenen und<br />
denkmalgeschützten Fenster und<br />
Türen spiegeln in neusaniertem Zustand<br />
den klassisch modernen Stil<br />
wieder. Ein französisch verlegter<br />
Parkettboden inklusive Fußbodenheizung<br />
sorgt für ein stimmiges<br />
Wohngefühl und gibt durch seine<br />
helle Nussoptik ein angenehmes<br />
Raumlicht wieder. Ne<strong>be</strong>n einem<br />
voll ausgestatteten Heizsystem bilden<br />
mehrere Klimaanlagen eine<br />
passende Ausstattung für warme<br />
Jahreszeiten.<br />
Die übrigen zwei Schlafzimmer sind e<strong>be</strong>nfalls mit hochwertigen Badezimmern versehen,<br />
welche durch exquisites Feinsteinzeug, Dornbach Armaturen, große Spiegel und<br />
eingebaute Schränke höchste Qualität mit einzigartiger Optik verbinden.<br />
ERSTKLASSIGE<br />
AUSSTATTUNG<br />
Das Master Schlafzimmer zeichnet sich<br />
durch pittoreske Deckenmalereien und<br />
das einzigartige Masterbad inklusive<br />
Dusche, WC und zwei Wasch<strong>be</strong>cken<br />
aus. Da<strong>be</strong>i stellt eine direkt anliegende<br />
Veranda inklusive Badewanne und<br />
der Möglichkeit einer Sauna eine <strong>be</strong>sondere<br />
Erweiterung des Badezimmers<br />
dar. Darü<strong>be</strong>r hinaus bieten eine altbaugerechte<br />
Schrankwand und eine außen<br />
gelegene Gardero<strong>be</strong> im Hauptschlafzimmer<br />
genügend Stauraum.<br />
{<br />
Detailinformationen zum Objekt<br />
finden Sie e<strong>be</strong>nfalls auf der Website<br />
WWW.PIMENT.AT<br />
{<br />
Fotos: © Pi ment Im mo bilien & In vest ment Gmbh / www.piment.at<br />
die das Le<strong>be</strong>n<br />
tagtäglich<br />
<strong>be</strong>reichern.<br />
Wir sind Akteure des Wohn- und Städtebaus und realisieren<br />
mittlere bis große Entwicklungen. Unsere Kernkompetenz liegt in<br />
der Finanzierung und Verwertung von Immobilien: Gewer<strong>be</strong>- oder<br />
Wohnimmobilien, Eigen- oder Drittprojekte. Stets verfolgen wir das<br />
Ziel, intelligente und ü<strong>be</strong>rdurchschnittliche Lösungen zu finden, die<br />
die lokalen Gege<strong>be</strong>nheiten reflektieren und positiv <strong>be</strong>einflussen.<br />
84 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
STIX + PARTNER IMMOBILIEN A - 1010 WIEN, FLEISCHMARKT www.art-quarterly.com<br />
1 T +43 / 1 / 532 4000 OFFICE@STIX-PARTNER.AT HERBST/WINTER WWW.STIX-PARTNER.AT<br />
2021 AQ 85
ART ESTATE<br />
INSIDE XIX<br />
Ein <strong>be</strong>sonders elegantes Gründerzeitobjekt<br />
in Kombination mit<br />
einem e<strong>be</strong>nso stilvollen Neubau:<br />
Das „Inside XIX“ im ehemaligen<br />
Amtshaus des Bezirks bietet in<br />
einer für Wien außergewöhnlichen<br />
Symbiose von Tradition und<br />
Moderne ein einzigartiges<br />
Wohn- und Le<strong>be</strong>nsgefühl im<br />
schönsten Teil der Stadt.<br />
INSIDE XIX:<br />
MODERN CLASSIC<br />
IM HERZEN VON<br />
DÖBLING<br />
Zeitlose Schönheit. Das ist wohl der erste Gedanke,<br />
wenn man sich dem ungewöhnlichen Bauwerk<br />
in der Gatterburggasse nähert. Klare Linien<br />
und klassische Formensprache unterscheiden<br />
das ehemalige Amthaus des No<strong>be</strong>l<strong>be</strong>zirks Döbling<br />
wohltuend von dem oft ü<strong>be</strong>rladenen und<br />
verschnörkelten Stil der Wiener Gründerzeit,<br />
aus der auch dieses Objekt stammt. Ein Bauwerk,<br />
<strong>be</strong>i dem man in der ersten Sekunde spürt,<br />
dass einfach alles stimmt, das man spontan <strong>be</strong>treten<br />
möchte, und <strong>be</strong>i dem man schon vorher<br />
weiß, dass man sich darinnen wohlfühlen wird.<br />
Noch <strong>be</strong>völkern zahlreiche Handwerker das<br />
Haus, das nach dem 2016 erfolgten Auszug der<br />
Bezirks<strong>be</strong>hörden unter dem Namen „Inside XIX“<br />
mit neuem Le<strong>be</strong>n erfüllt werden wird, und ge<strong>be</strong>n<br />
ihm den letzten Schliff. Doch <strong>be</strong>reits 2022<br />
Bilder: © BUWOG / Dreizueins HWB 24,7 kWh/m²a, fGEE 0,78<br />
Unverbindliche Visualisierungen<br />
INSIDE XIX FAKTEN<br />
116 Wohnungen, 119 Stellplätze<br />
Wohnungsgrößen von 47 m² bis 180 m²<br />
Stützkühlung ü<strong>be</strong>r die Fußböden<br />
Fitness<strong>be</strong>reich<br />
Wash-Station für Hund und/oder Rad<br />
Kinderspielplatz<br />
werden 116 freifinanzierte Eigentumswohnungen<br />
an ihre künftigen Besitzer ü<strong>be</strong>rge<strong>be</strong>n. Ein<br />
großer Teil davon entsteht da<strong>be</strong>i in einem neuen<br />
Trakt, der das klassizistische Objekt <strong>be</strong>hutsam<br />
ergänzt: „Wir respektieren die Geschichte<br />
des Orts und die großartige Architektur dieses<br />
Objekts und verbinden sie mit dem Stil des 21.<br />
Jahrhunderts sowie natürlich auch mit all den<br />
Annehmlichkeiten modernen Wohnens“, <strong>be</strong>tont<br />
Andreas Holler, Geschäftsführer der Bauherrin<br />
BUWOG. „Mit dem Architekturbüro Atelier<br />
Heiss ha<strong>be</strong>n wir einen Partner gefunden, der aus<br />
einem <strong>be</strong>sonderen Gebäude etwas absolut Einzigartiges<br />
macht, das auch der Prominenz dieser<br />
Adresse gerecht wird.“<br />
Auf die künftigen Wohnungseigentümer wartet<br />
jedenfalls Außergewöhnliches: Hohe Räume,<br />
Flügeltüren, wunderschönes Fischgrätparkett<br />
aus Eiche und Alt-Wiener Beschläge formen eine<br />
ganz <strong>be</strong>sondere Wohnumgebung. Ausgestattet<br />
mit moderner Gebäudetechnik und hochwertigen<br />
Materialien, bieten die Wohnungen vollen<br />
Komfort mit den höchsten architektonischen<br />
Standards. Ne<strong>be</strong>n dem klassischen Altbaustil<br />
sind es die qualitätsvollen Stoffe in einem gelungenen<br />
Zusammenspiel mit präziser Bauausführung,<br />
welche den hohen Wohnkomfort und<br />
ein einzigartiges Wohlfühl-Ambiente in diesen<br />
Räumen garantieren.<br />
{<br />
Entwickler: BUWOG | Kontakt: Andreas Beil<br />
ANDREAS.BEIL@BUWOG.COM<br />
Detailinformationen zu den einzelnen<br />
Einheiten finden Sie auf der Projektwebsite<br />
GATTERBURGGASSE.BUWOG.COM<br />
{<br />
Zwischen drinnen und<br />
draußen wird durch GROSSE<br />
FENSTERFLÄCHEN und<br />
BREITE SCHIEBETÜREN ein<br />
fließender Ü<strong>be</strong>rgang zu den<br />
privaten Grün- und<br />
Freiflächen in den<br />
eleganten Loggien,<br />
Balkonen und Eigengärten<br />
im Innenhof geschaffen.<br />
86 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 87
ART ESTATE<br />
Vom Gartengeschoss bis<br />
zum Penthouse sorgen<br />
großzügige Strukturen und<br />
ein einzigartiger Ausblick<br />
auf den Keutschacher See<br />
für Wohlfühlambiente.<br />
WOHNTRAUM AM SEE:<br />
EINE WOHL-<br />
FÜHLOASE MIT<br />
SEEBLICK<br />
Durch geräumige Balkone, Terrassen bzw. Gärten,<br />
ü<strong>be</strong>r die alle Wohnungen verfügen, kommen<br />
die Bewohner in den maximalen Genuss eines<br />
malerischen Panoramas gepaart mit den für<br />
Kärnten so einzigartigen Sonnenstunden.<br />
Dank großflächiger Verglasung in allen Wohneinheiten<br />
werden diese mit Tageslicht geflutet.<br />
Innovative Klimatechnik und Sonnenschutz,<br />
die mittels Smart Home-Technik gesteuert werden<br />
können, sorgen dafür, dass das Raumklima<br />
selbst an heißen Tagen angenehm bleibt und die<br />
Energieeffizient stetig optimiert wird. Aufgrund<br />
der im jeweiligen Haus <strong>be</strong>findlichen Tiefgaragen<br />
sind ausreichend Parkmöglichkeiten vorhanden.<br />
Gewisse architektonische Prinzipien sind <strong>be</strong>i allen<br />
Baukörpern gleich, jedoch hat jede Wohnein-<br />
heit eine deutlich erkennbare Eigensprachlichkeit.<br />
Die Gestalter dieser eleganten Wohnanlage<br />
verstehen es, die Häuser so dezent wie harmonisch<br />
in die Umgebung einzufügen um somit<br />
Umwelt, Materialien und Geschichte raffiniert<br />
miteinander zu verbinden. Jede einzelne der insgesamt<br />
sechs Wohnanlagen hat ihre eigene Persönlichkeit,<br />
die sie auszeichnet und man kann<br />
ohne weiteres <strong>be</strong>haupten, dass in puncto Komfort<br />
in diesen Häusern kein Wunsch offen bleibt.<br />
Die architektonisch<br />
herausragenden<br />
Gebäude mit einer sich<br />
an die Umgebung<br />
anpassenden Holz-<br />
Fassade bieten<br />
angenehme Rückzugsmöglichkeiten<br />
und laden<br />
sowohl zu kurzen als<br />
auch längeren Aufenthalten<br />
ein.<br />
Fotos: © Stix + Partner Immobilien GmbH<br />
EXKLUSIVE<br />
WOHNUNGEN<br />
MIT SEEBLICK<br />
UND<br />
EIGENEM<br />
SEEZUGANG<br />
Auf sechs verschiedene Baukörper<br />
verteilen sich insgesamt „34 traumhafte<br />
Wohnungen“. Von der „kleinen, a<strong>be</strong>r<br />
feinen“ 2-Zimmerwohnung ü<strong>be</strong>r die<br />
geräumige Familienwohnung mit drei<br />
Schlafzimmern bis zur XXL Premiumwohnung<br />
mit ü<strong>be</strong>r 200 m 2 Wohnfläche<br />
können wir Ihnen hier alles bieten.<br />
Jeder, der Wert auf Gediegenheit und Ästhetik<br />
legt a<strong>be</strong>r e<strong>be</strong>nso die Nähe zur Natur sucht, wird<br />
in diesem Ambiente die Erfüllung seiner Wohnträume<br />
finden. Es kann durchaus <strong>be</strong>hauptet werden,<br />
dass diese Wohnanlage ihren Bewohnern<br />
Le<strong>be</strong>nsraum auf höchstem Niveau bietet.<br />
Träumen auch Sie schon länger von einem Wohnsitz<br />
am See? Unser Projekt in Keutschach ermöglicht<br />
es Ihnen, diesen Traum wahr werden zu lassen.<br />
DIE LAGE<br />
Welch ein schönes „Platzerl“ die Gemeinde<br />
„Keutschach am See“ wohl ist?!<br />
Zahlreiche Grünflächen in unmittelbarer<br />
Umgebung sowie die aufgelockerte<br />
Bebauung mit ü<strong>be</strong>rwiegend<br />
kleinen Mehrfamilienhäusern, Einfamilien-<br />
und Doppelhäusern verleihen<br />
diesem Standort ein geho<strong>be</strong>nes<br />
Ambiente. Die nahe gelegene Bushaltestelle<br />
ermöglicht eine ideale<br />
Anbindung in das Stadtzentrum der<br />
Landeshauptstadt Klagenfurt bzw. ins<br />
Zentrum des Kärntner Hot-Spots, Velden<br />
am schönen Wörthersee.<br />
{<br />
Die Gemeinde Keutschach ist nicht<br />
nur durch den wunderbaren Pyramidenkogel<br />
<strong>be</strong>kannt, sondern vor allem<br />
durch die hohe Le<strong>be</strong>nsqualität und<br />
den vielen Seen, die in unmittelbarer<br />
Nähe vorhanden sind. Nicht umsonst<br />
heißt es „SEENTAL Keutschach<br />
am See“. Rund um Keutschach am See<br />
gibt es zahlreiche attraktive Wanderbzw.<br />
Radrouten unterschiedlichster<br />
Schwierigkeitsstufen. Für jeden ist<br />
hier was da<strong>be</strong>i…. Auch Golfer kommen<br />
hier e<strong>be</strong>nfalls auf ihre Kosten: In<br />
Dellach/Maria Wörth <strong>be</strong>findet sich<br />
der älteste Golfclub Kärntens, der<br />
während des Spiels herrliche Ausblicke<br />
auf den Wörthersee offenbart.<br />
Entwickler: STIX UND PARTNER | SALES@STIX-PARTNER.AT<br />
Detailinformationen zu den einzelnen Einheiten finden e<strong>be</strong>nfalls auf der<br />
Projektwebsite: WWW.WOHNTRAUMAMSEE.AT<br />
{<br />
88 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 89
ART TOPIC<br />
AM 16. APRIL JÄHRTE SICH ZUM<br />
100. MAL DER GEBURTSTAG<br />
EINES DER GANZ GROSSEN<br />
UNIVERSALTALENTE DES<br />
LETZTEN JAHRHUNDERTS. MIT<br />
SIR PETER USTINOV WÜRDIGEN<br />
WIR SOMIT EINEN GENIALEN<br />
AUTOR, EINEN GRANDIOSEN<br />
SCHAUSPIELER, EINEN<br />
POLYGLOTTEN DIPLOMATEN<br />
UND VOR ALLEM EINEN<br />
GLÜHENDEN WELTBÜRGER.<br />
Text: NIKOLAUS IMMANUEL KÖHLER<br />
US<br />
TI<br />
NO<br />
V<br />
90 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 91
ART KINO<br />
Kaum einer kennt sie nicht, die legendären<br />
Darstellungen von Agatha Christies scharfsinnigen<br />
Detektiven Hercule Poirot in denen<br />
Sir Peter so unvergleichlich charmant die Verdächtigen<br />
in einem feinsinnigen Katz-und-<br />
Maus-Spiel in den Wahnsinn, oder <strong>be</strong>sser<br />
gesagt zum Geständnis treibt. Und e<strong>be</strong>n hier<br />
zeigt sich auch schon die unvergleichliche<br />
Ausstrahlung dieses Schauspielers, da er der<br />
fiktiven Person des Hercule Poirot durch seine Darstellung<br />
ein Äußeres verpasst hat, dass eigentlich gar nichts<br />
mit der Figur aus Agatha Christies Bestsellern zu tun<br />
hat, denn dort ist Poirot wenngleich auch drahtig, so<br />
doch recht schmächtig, etwas, das man ü<strong>be</strong>r Peter Ustinov<br />
wohl kaum <strong>be</strong>haupten kann. A<strong>be</strong>r e<strong>be</strong>n genau das<br />
macht sein Schauspiel aus, der Umstand, dass er nicht<br />
spielt, sondern wird. Er ist mit<br />
jeder Faser Poirot, wenn er Poirot<br />
spielt, e<strong>be</strong>nso wie er in der<br />
Monumentalverfilmung von<br />
Quo Vadis mit jeder Faser der<br />
psychopathische Kaiser Nero<br />
war. Ustinov spielte nicht einfach<br />
nur, nein, er lieferte ab,<br />
nämlich Charaktere die Gesamtkunstwerke<br />
der Schauspielkunst<br />
waren und daher bis<br />
heute legendäre Beispiele dafür<br />
geblie<strong>be</strong>n sind.<br />
Ustinov <strong>be</strong>suchte die Britische Eliteschule von Westminster<br />
wo er unter der Strenge des Systems litt und absolvierte<br />
danach eine Schauspielausbildung am London<br />
Theatre Studio unter Michal St. Denis. Ne<strong>be</strong>n seinen<br />
ersten kleineren Rollen <strong>be</strong>gann er sich auch als Schriftsteller<br />
zu etablieren, so dass <strong>be</strong>reits 1942 sein erstes<br />
Theaterstück House of Regrets am Londoner <strong>Art</strong>s Club<br />
erfolgreich aufgeführt wurde.<br />
Bereits 1940 heiratete Ustinov Isolde Denham, die übrigens<br />
die Halbschwester der englischen Schauspielerin<br />
und Oscarpreisträgerin Angela Lansbury ist, die wiederum<br />
Agatha Christies Miss Marple durch deren Darstellung<br />
in der 1980 entstandenen All-Star-Filmproduktion<br />
Mord im Spiegel unsterblich machte und auch ne<strong>be</strong>n<br />
Ustivon in Tod auf dem Nil vor der Kamera stand.<br />
„THE WAY AHEAD“,<br />
Drehbuchautoren Eric<br />
Ambler (links) und<br />
Peter Ustinov (rechts)<br />
am Set, 1944<br />
Wie kam a<strong>be</strong>r der vor hundert<br />
Jahren in London als Peter Alexander<br />
Baron von Ustinov geborene<br />
Humanist zum Schauspiel?<br />
In die Wiege gelegt? Nun<br />
vielleicht ein wenig, da sein<br />
Vater Jona von Ustinov als Diplomat<br />
tätig war und wo wird<br />
mehr geschauspielert als in den<br />
Rängen der hohen Diplomatie?<br />
A<strong>be</strong>r Scherz <strong>be</strong>iseite, vielleicht<br />
war es doch eher die Tätigkeit<br />
seiner Mutter als erfolgreiche<br />
Bühnenbildnerin und Malerin,<br />
die <strong>be</strong>reits früh in Peter das Interesse<br />
für Bühne und Schauspiel<br />
weckte. Peters Kindheit<br />
und Jugend wurden vor allem<br />
von einem schier unstillbaren<br />
Verlangen Sprachen zu erlernen<br />
geprägt, so <strong>be</strong>herrschte er ne<strong>be</strong>n<br />
Englisch, Französisch und Russisch<br />
auch Deutsch, Italienisch,<br />
Spanisch, Türkisch und Neugriechisch.<br />
Dieser Multilinguismus<br />
kam Ustinov später vor<br />
allem <strong>be</strong>i seiner Tätigkeit als<br />
Synchronsprecher sehr zu Gute.<br />
Bilder: © Everett Collection Inc / Alamy Stock Photo, © ULLSTEIN<br />
Peter Ustinov als Kaiser Nero<br />
im Film „QUO VADIS?“, 1951<br />
92 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 93
ART KINO<br />
Ein weiteres Mal sollte sich unter Beweis stellen, wie<br />
klein die Welt mitunter scheinen kann, denn als Ustinov<br />
seinen Wehrdienst während des Zweiten Weltkriegs<br />
ableistete, war ausgerechnet David Niven sein Vorgesetzter,<br />
jener große britische Schauspieler, der 1978 in<br />
Agatha Christies Tod auf dem Nil mit Ustinov vor der<br />
Kamera stehen sollte. Ustinov schaffte es in jene Abteilung<br />
versetzt zu werden, die für die Truppen<strong>be</strong>spaßung<br />
und Propaganda zuständig war, wo er dann auch seine<br />
erste Filmrolle, einen "dummen Nazi" in dem Propagandastreifen<br />
The Goose steps out (1942) erhielt.<br />
Gleich nach seiner Dienstzeit <strong>be</strong>i der British Army kehrte<br />
Ustinov zum Film zurück und <strong>be</strong>wies 1946 mit dem<br />
Streifen School for Secrets, <strong>be</strong>i dem er als Drehbuchautor,<br />
Produzent und Regisseur fungierte auf <strong>be</strong>eindruckende<br />
<strong>Art</strong> und Weise seine vielseitige Begabung. Zu diesem<br />
Punkt mag auch die Tatsache passen, dass Ustinov, obwohl<br />
er selbst ü<strong>be</strong>r keinen Studienabschluss verfügte,<br />
am Ende seines Le<strong>be</strong>ns Träger von insgesamt vierzehn<br />
Ehrendoktoraten internationaler Universitäten war.<br />
Während sich Sir Peter in den kommenden Jahren auf<br />
dem Gebiet der Schriftstellerei eingehend ausprobierte<br />
und da<strong>be</strong>i unter anderem zu der Erkenntnis: „Tragödien<br />
waren da<strong>be</strong>i eigentlich nie so meine Sache, außer sie<br />
ent<strong>be</strong>hrten in ihrer gesamten Tragik nicht einer gewissen<br />
Portion an Humor“, kam, wurden nach und nach<br />
auch die großen Filmstudios auf diesen lie<strong>be</strong>nswürdig<br />
zynischen und leicht untersetzten jungen Mann aufmerksam.<br />
Als es um seine erste große Rolle, die des<br />
Kaisers Nero in Quo Vadis ging, <strong>be</strong>gab sich folgende<br />
Anekdote. Die Studiobosse lehnten Ustinov für die<br />
Rolle mit der Begründung, er sei dafür zu jung ab. Da<br />
schrieb Ustinov zurück: „Wenn sie noch lange warten,<br />
dann werde ich für die Rolle zu alt sein, denn Kaiser<br />
Nero verstarb mit 31; noch bin ich dreißig!“ Ein paar<br />
Tage später kam per Telegramm die Antwort: „Recherchen<br />
ha<strong>be</strong>n erge<strong>be</strong>n, Sie ha<strong>be</strong>n Recht. Stop. Beratungen<br />
ha<strong>be</strong>n erge<strong>be</strong>n, Sie ha<strong>be</strong>n die Rolle!“<br />
Nach unzähligen internationalen Filmrollen brachte ihm<br />
1961 schließlich die Rolle des zwielichtigen Gladiatorenmeisters<br />
Bastianus in Stanley Kubricks Meisterwerk<br />
Spartacus den <strong>be</strong>gehrten Oscar ein. In den folgenden Jahren<br />
kam Ustinov <strong>be</strong>ruflich kaum zur Ruhe. Er drehte unter<br />
anderem die Welterfolge Topkapi mit Maximilian Schell,<br />
Lady L. mit David Niven, Die Stunde der Komödianten mit<br />
Richard Burton und Eliza<strong>be</strong>th Taylor und Hot Millions an<br />
der Seite der legendären Maggie Smith mit der er übrigens<br />
auch für Tod auf dem Nil und Das Böse unter der Sonne<br />
vor der Kamera stand. Ne<strong>be</strong>n seinen zahllosen Filmrollen<br />
stand er auch noch an jedem freien A<strong>be</strong>nd auf der Bühne,<br />
wo<strong>be</strong>i er ganz <strong>be</strong>sonders in seinen eigenen Theaterstücken<br />
brillierte. 1962 inszenierte er in der Covent Garden Opera<br />
in London übrigens seine ersten Opern. Der e<strong>be</strong>nfalls<br />
als Weltbürger und Humanist <strong>be</strong>kannte Sir George Solti,<br />
hatte Ustinov dazu eingeladen, drei Einakteropern zu insze-<br />
nieren. Es handelte sich da<strong>be</strong>i um Puccinis Gianni Schicchi,<br />
Ravels Die spanische Stunde und Schön<strong>be</strong>rgs Erwartung,<br />
alle drei Werke in ihrer Originalsprache. Bei diesem ersten<br />
Abstecher ins Opernfach litt Sir Peter <strong>be</strong>sonders unter der<br />
Kreativität seiner drei Bühnenbildner. Fabricio Clerici, hatte<br />
für Gianni Schicchi ein Bühnenbild erschaffen, dass nahezu<br />
nur aus Stufen <strong>be</strong>stand, jedoch konnte die zu diesem<br />
Zeitpunkt schwangere Operndiva Joan Carlyle sich nicht,<br />
wie gewünscht auf die Stufen Knien. Günther Schneider-<br />
Siemssen ar<strong>be</strong>itete für Erwartung mit riesigen Dias im<br />
Hintergrund, die jedoch aufgrund der extremen Hitze der<br />
Bühnen<strong>be</strong>leuchtung Sprünge <strong>be</strong>kamen und Jean Pierre-Ponelle<br />
machte sich gleich gar nicht die Mühe sein Bühnenbild<br />
für Die spanische Stunde umzusetzen, sondern schickte<br />
Ustinov lediglich einige Skizzen per Post. A<strong>be</strong>r auch davon<br />
lies sich Sir Peter nicht entmutigen, sondern führte alle drei<br />
Inszenierungen zu zumindest mäßigem Erfolg.<br />
Mit dieser Rolle kam auch <strong>be</strong>inahe ü<strong>be</strong>r Nacht der<br />
internationale Durchbruch und damit der Starruhm,<br />
den Ustinov nie wirklich lie<strong>be</strong>n lernte. Für ihn zählte<br />
nur das Schauspiel und seine Rollen. Seine erste Ehe<br />
war mittlerweile geschieden und seine zweite Ehe mit<br />
Susanne Cloutier, die er 1954 heiratete, stand nach nur<br />
wenigen Jahren e<strong>be</strong>nfalls <strong>be</strong>reits auf der Kippe. Mit<br />
einer Tochter aus der ersten Ehe und mit drei weiteren<br />
Kindern aus seiner zweiten Ehe blieb Sir Peter dennoch<br />
zeit seines Le<strong>be</strong>ns nur ein sehr mittelmäßiger Vater.<br />
Einmal stellte er seiner zweiten Ehefrau die Frage:<br />
„Was ist nur mit diesen Kindern los, ständig wollen sie<br />
mich sehen und etwas mit mir unternehmen?“<br />
Privat lebte Ustinov übrigens in einem für fremde,<br />
schier un<strong>be</strong>greiflichen kreativen Chaos. Ein Assistent<br />
und Freund erinnert sich einmal in einem Interview an<br />
folgende Bege<strong>be</strong>nheit: „Eines Morgens bat mich Sir Peter,<br />
weil er sich selbst ein wenig schwach fühlte, für ihn<br />
in ein Zimmer in der o<strong>be</strong>ren Etage zu gehen und eine<br />
<strong>be</strong>stimmte Ausga<strong>be</strong> eines Buches zu holen. Ich war bis<br />
zu diesem Zeitpunkt noch nie in diesem Raum gewesen<br />
und als ich ihn <strong>be</strong>trat, traf mich <strong>be</strong>inahe der Schlag.<br />
Kniehoch war der Raum mit Büchern, Schallplatten,<br />
Zeitungen und Zeitschriften, a<strong>be</strong>r auch mit diversen<br />
Erinnerungsstücken gefüllt. Ich schien mich im Ni<strong>be</strong>lungenhort<br />
eines Genies zu <strong>be</strong>finden. Als ich auf der<br />
Suche nach dem <strong>be</strong>wussten Buch an irgendeiner Stelle<br />
tief genug in das Chaos hineinfasste, zog ich zu meiner<br />
großen Ü<strong>be</strong>rraschung einen Oscar hervor. Ich konnte<br />
es mir nicht verkneifen und rief zu Sir Peter hinunter.<br />
Ich ha<strong>be</strong> hier in all dem Chaos einen Oscar gefunden!<br />
Sir Peter antwortete nur: 'Ach, dort ist er also – das ist<br />
gut zu wissen.'“<br />
Bilder: © Everett Collection Inc / Alamy Stock Photo,<br />
© Isopix.Ronald Grant Archive / Mary Evans, © United Archives GmbH / Alamy Stock Photo<br />
(LINKS) „TOPKAPI“,<br />
Melina Mercouri (als<br />
Eliza<strong>be</strong>th Lipp, links)<br />
und Peter Ustinov (als<br />
<strong>Art</strong>hur Simon Simpson,<br />
rechts), 1964<br />
(RECHTS) „SPARTACUS“,<br />
Peter Ustinov (als<br />
Lentulus Batiatus, links)<br />
und Joanna Barnes (als<br />
Claudia Marius, rechts),<br />
1960<br />
(UNTEN) „TOD AUF<br />
DEM NIL“,<br />
David Niven (Colonel<br />
Race, links) und Peter<br />
Ustinov (Hercule Poirot,<br />
rechts), 1978<br />
94 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 95
ART KINO<br />
Seine Ehefrau und seine Kinder sehen ihn kaum, die<br />
Entfremdung endet in einer erneuten Scheidung. A<strong>be</strong>r<br />
Sir Peter wäre nicht Sir Peter gewesen, hätte er sich<br />
davon den Spaß an der Ehe nehmen lassen, und so<br />
kam es, dass er 1971 zum dritten Mal heiratete, diesmal<br />
die Schriftstellerin und Journalistin Hélène du Lau<br />
d'Allemans. Aus dieser Ehe entstehen zwar keine Kinder,<br />
dafür a<strong>be</strong>r hielt sie frei von jeglichen Skandalen<br />
bis zu seinem Tod im Jahr 2004. Das Paar lebte in der<br />
Schweiz, wo Ustinov auch <strong>be</strong>gra<strong>be</strong>n liegt.<br />
schrieb Gerhard Stadelmaier sehr treffend: „Bei diesem<br />
komischen Menschen, dessen ganzes Le<strong>be</strong>n, Schauspielen,<br />
Bücherschrei<strong>be</strong>n, Inszenieren, Tun und Lassen nur<br />
aus Witzen zu <strong>be</strong>stehen schien, wurden selbst Krankheit,<br />
Gebrechlichkeit und Tod noch zu Pointen.“<br />
Auf die Frage, was ihm persönlich Angst machen würde,<br />
antwortete Sir Peter übrigens einmal einem Journalisten:<br />
„Absolute Humorlosigkeit!“ – das sind somit auch die<br />
schönsten Schlussworte, die diese Story <strong>be</strong>kommen kann.<br />
Jeder Mensch macht<br />
Fehler. Das Kunststück<br />
liegt darin, sie dann<br />
zu machen, wenn keiner<br />
zuschaut."<br />
A<strong>be</strong>r wieder zurück zu Sir Peters Karriere. 1978 setzte<br />
die Romanverfilmung Tod auf dem Nil einen Meilenstein<br />
in Ustinovs filmischen Schaffen, da er sich mit<br />
der Darstellung des brillanten Meisterdetektivs Hercule<br />
Poirot von der ersten Minute an in die Herzen der<br />
Zuseher spielte. Als er in diesem Zusammenhang von<br />
einem Journalisten gefragt wurde, warum er sich denn<br />
ausgerechnet für Hercule Poirot entschieden hätte, antwortete<br />
Sir Peter schlagfertig, wie er e<strong>be</strong>n war: „Nun,<br />
ich denke, die Rolle der Jessica Marple hätte mir wohl<br />
nicht so gut gestanden“. Auch die <strong>be</strong>iden darauffolgenden<br />
Agatha Christie Kinoadaptionen Das Böse unter<br />
der Sonne (1982) und Rendezvous mit einer Leiche (1988)<br />
wurden absolute Kassenschlager. Zusätzlich spielte er<br />
auch noch in den TV-Produktionen Thirteen at Dinner,<br />
Dead Man´s Folly und Murder in Three Acts den spitzfindigen<br />
Meisterdetektiv.<br />
1990 widerfuhr Peter Ustinov schließlich die bislang <strong>be</strong>deutendste<br />
Ehrung, indem ihn die Queen zum „Knight<br />
Bachelor“ erhob und er somit zu Sir Peter Ustinov<br />
wurde, 1992 wurde er schließlich auch zum Kanzler der<br />
Universität von Durham ernannt. Dieses Amt war eines<br />
der ganz wenigen, welches er ü<strong>be</strong>r das Schauspiel stellte.<br />
(LINKS) Sir Peter Ustinov versucht sich<br />
an einem Dudelsack, kurz <strong>be</strong>vor er von<br />
der Königinmutter als erster Rektor<br />
der Dundee University eingesetzt wird.<br />
Okto<strong>be</strong>r 1968, Schottland.<br />
(OBEN) Peter Ustinov spricht auf dem<br />
UN-Gipfel in Kopenhagen: „Leider ist<br />
UNICEF eine Notwendigkeit. Warum?<br />
Weil die Großen so dumm sind und<br />
oft so kriminell.“<br />
(UNTEN) Sir Peter Ustinov unterhält<br />
Kinder auf einer UNICEF-Mission in<br />
Ägypten.<br />
Bilder: © UNICEF/UNI52751/Maass<br />
Ab den 1990er-Jahren widmete sich Sir Peter mehr und<br />
mehr der Bühne, wo<strong>be</strong>i es ihm hier die Einpersonenstücke<br />
aus seiner eigenen Feder angetan ha<strong>be</strong>n. Ein Kritiker<br />
sagte einmal ehrerbietig: „Sir Peter und ein einziger<br />
Stuhl auf der Bühne vermitteln mehr Schauspielkunst<br />
als so manches vielköpfige Ensemble“.<br />
Außerdem blieb er auch seinem Engagement für die<br />
UNICEF – deren Sonderbotschafter er 1968 geworden<br />
war – bis zu seinem Tode treu. Allgemein lag Sir Peter die<br />
Völkerverständigung ganz <strong>be</strong>sonders am Herzen, weswegen<br />
er 2003 das Sir Peter Ustinov Institut, das sich<br />
vorrangig der Vorurteilsforschung widmet, gründete.<br />
Die Peter Ustinov Stiftung errichtet weltweit Schulen<br />
und unterstützt Projekte, die helfen, Schwellenängste<br />
gegenü<strong>be</strong>r Bildungsar<strong>be</strong>it abzubauen.<br />
In seinen letzten Le<strong>be</strong>nsjahren hatte Sir Peter mit schwerer<br />
Dia<strong>be</strong>tes zu kämpfen, lies sich a<strong>be</strong>r so gut es ging<br />
in der Öffentlichkeit kaum etwas anmerken. Am 28.<br />
März 2004 verstarb Sir Peter Ustinov schließlich in einer<br />
Klinik am Genfer See. In seinem Nachruf für die FAZ<br />
96 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 97
ART KINO<br />
FOSTER BOY<br />
FACTS<br />
DRAMA/THRILLER<br />
EURO VIDEO, 2021<br />
LAUFZEIT: 105 MIN., FSK 12<br />
REGIE: Youssef Delara<br />
MIT: Matthew Modine, Shane Paul<br />
McGhie, Lex Scott Davis, Julie Benz<br />
SEHENSWERT<br />
• NEU AUF BLU-RAY UND DVD. MÜTTER, DIE IHRE KINDER<br />
SCHÜTZEN, EIN SYSTEM, DASS DIE SCHWÄCHSTEN IM STICH LÄSST<br />
UND EIN KÖNIGSHAUS, DASS KEINEN WIDERSPRUCH DULDET.<br />
I<br />
n Youssef Delaras vielfach ausgezeichnetem Justizdrama<br />
steht das amerikanische Kinder-Pflegesystem,<br />
die sogenannte „Foster-Care“ im Mittelpunkt.<br />
Michael Trainer steht als Anwalt inmitten<br />
eines Prozesses, <strong>be</strong>i dem eine gewinnorientierte<br />
Pflegeagentur einen <strong>be</strong>kannten Sexualstraftäter<br />
in dassel<strong>be</strong> Pflegeheim brachte wie seinen jungen<br />
Klienten Jamal – mit katastrophalen Folgen. Trainer<br />
will mit dem Fall eigentlich nichts zu tun ha<strong>be</strong>n,<br />
doch ein Richter zwingt ihn, diesen zu ü<strong>be</strong>rnehmen.<br />
Zunächst sieht er Jamal lediglich als einen kriminellen<br />
afroamerikanischen Jugendlichen, der versucht,<br />
einen Teil des Unternehmensgewinns an sich<br />
zu reißen. A<strong>be</strong>r als Jamal sich weigert, den Fall für<br />
irgendeinen Geld<strong>be</strong>trag zu <strong>be</strong>gleichen, <strong>be</strong>ginnt<br />
Trainer ernsthaft mit seiner Vertretung. Während<br />
ihre gemeinsame Ar<strong>be</strong>it die erschreckende Tiefe<br />
der korrupten, missbräuchlichen und gewinnorientierten<br />
Pflegeagentur enthüllt, verwandelt<br />
sich Michael Trainer von einem widerstre<strong>be</strong>nden<br />
Verteidiger in einen wilden Krieger im Kampf um<br />
Gerechtigkeit. Dieser Film wurde übrigens von der<br />
Basketball-Legende Shaquille O´Neal produziert<br />
und basiert auf einem tatsächlichen Fall.<br />
DIE LÖWIN & IHR JÄGER<br />
FACTS<br />
KRIMI/DRAMA<br />
FILMJUWELEN, 2021<br />
LAUFZEIT: 95 MIN., FSK 12<br />
REGIE: Jean Chapot<br />
MIT: Simone Signoret, Alain Delon,<br />
Paul Crauchet<br />
E<br />
ndlich ist dieser Klassiker des französischen<br />
Kriminalfilms auch auf Blu-Ray erschienen. In<br />
diesem faszinierenden Katz-und-Maus-Spiel stellen<br />
Simone Signoret und Alain Delon ihre schauspielerischen<br />
Meisterleistungen unter Beweis. Als<br />
an einem verschneiten französischen Bergdorf die<br />
Leiche einer jungen Frau gefunden wird, scheint<br />
der Täter schnell klar zu sein: Einer der Söhne der<br />
alten Rose gerät ins Visier des Untersuchungsrichters.<br />
Rose <strong>be</strong>ginnt daraufhin ein intelligentes Verwirrspiel<br />
um ihre Söhne aus den Fängen der Justiz<br />
zu <strong>be</strong>freien. Sehr schnell wird da<strong>be</strong>i klar, dass, wie<br />
immer dieses Spiel auch enden mag, am Ende ein<br />
Täter gefunden werden muss. Ein facetten- und<br />
wendungsreiches Stück vom ganz großen französischen<br />
Film und vielleicht einer der <strong>be</strong>sten Filme<br />
Alain Delons unter der meisterhaften Regie von<br />
Jean Chapot. Bemerkenswert ist übrigens auch<br />
der Soundtrack von Jean-Michel Jarre.<br />
98 AQ HERBST/WINTER 2021<br />
THE DISSIDENT<br />
FACTS<br />
DOKUMENTARFILM/KRIMI<br />
DCM, 2021<br />
LAUFZEIT: 113 MIN., FSK 12<br />
REGIE: Bryan Fogel<br />
MIT: Omar Abdulaziz, Fahrettin<br />
Altun, John O. Brennan<br />
Diese packende Dokumentation<br />
von Regisseur und Oscar-Gewinner<br />
Bryan Fogel ist ein Dokumentar-Thriller,<br />
der in die<br />
höchsten Sphären der Macht vordringt,<br />
um das Labyrinth der Vertuschung in<br />
Zusammenhang mit der Ermordung<br />
des Washington-Post-Journalisten Jamal<br />
Khashoggi im saudi-arabischen<br />
Konsulat in Istanbul aufzudecken.<br />
Der Film zeigt umfangreiches, bisher<br />
unveröffentlichtes Videomaterial und<br />
Interviews mit Menschen, die in enger<br />
Verbindung mit dem Fall Khashoggi<br />
stehen, darunter seine Verlobte Hatice<br />
Cengiz, türkische Polizei<strong>be</strong>amte und<br />
Staatsanwälte sowie den jungen saudischen<br />
Dissidenten, mit dem Khashoggi<br />
zusammenar<strong>be</strong>itete. Dieser Film ist ein<br />
Lehrstück ü<strong>be</strong>r die Auswüchse von Profitdenken,<br />
Tyrannei und Technologie.<br />
www.art-quarterly.com<br />
Alle Spuren führen direkt zu Kronprinz<br />
Mohammed bin Salman, der alles<br />
daransetzte, die Tat auf internationaler<br />
E<strong>be</strong>ne zu vertuschen. Im Zentrum des<br />
Films steht Khashoggi selbst, jener<br />
ehrgeizige Reformer, der sich für eine<br />
gerechtere und offenere Gesellschaft<br />
in seinem Heimatland Saudi-Arabien<br />
einsetzte. Stellenweise ist Fogels Doku<br />
spannender als so mancher Thriller<br />
und auf seine <strong>Art</strong> ganz gewiss ein kleines<br />
Meisterwerk<br />
Foto: Maria Kirchner<br />
CHANUKKA &<br />
WEIHNACHTEN<br />
CHANUKKA<br />
LEUCHTER DES<br />
LICHTERFESTES<br />
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IL TEMPO DEI<br />
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DIE WEIHNACHTSKRIPPE<br />
IN TIROL UND GENUA<br />
AB 26.11.2021<br />
IM VOLKSKUNSTMUSEUM<br />
TIROLER-LANDESMUSEEN.AT
ART PORTRAIT<br />
TILMAN TREVEN<br />
BILD ER<br />
le<strong>be</strong>n<br />
lesen<br />
„Auf knapp dreihundert Seiten und<br />
zwei Kilogramm Papier kann der<br />
Betrachter einen Teil des ER LEBTEN<br />
von Tilman Treven nun auch ER LESEN.<br />
Der Leser ist in Erwartung, in Zukunft<br />
noch mehr ü<strong>be</strong>r das rätselhafte und<br />
far<strong>be</strong>nfrohen Le<strong>be</strong>n des Künstlers<br />
zu erfahren. Vor ü<strong>be</strong>r sechzig Jahren<br />
ha<strong>be</strong>n wir gemeinsam im Eggermann<br />
Gymnasium die Matura ER KÄMPFT<br />
– uns dann für Jahre aus den Augen<br />
verloren – wieder gesehen <strong>be</strong>i diversen<br />
Kunstveranstaltungen – vor allem<br />
im Rahmen der Hoke Schule – dort<br />
ar<strong>be</strong>itet Tilman wie ein Besessener<br />
– geht tief in sich hinein – versucht<br />
das Empfundene auf die Leinwand zu<br />
bringen. Ich, dein Schulfreund Volte<br />
wünsche mir, dass wir noch viele Bilder<br />
von dir, Tilman, ER LEBEN.“<br />
MAG. VALENTIN BARAC<br />
BILD ER LEBEN<br />
ist in der Buchhandlung<br />
HEYN in Klagenfurt<br />
sowie im Onlineshop<br />
auf www.heyn.at<br />
versandkostenfrei<br />
erhältlich.<br />
100 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
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HERBST/WINTER 2021 AQ 101
ART PORTRAIT<br />
„Aus dem Nichts kann<br />
alles werden.“<br />
Text: ANDREA FIAN<br />
E<br />
s ist 8.45, wir sehen<br />
uns vor dem Ar<strong>be</strong>itsgespräch,<br />
das pünktlich<br />
um 9.00 <strong>be</strong>ginnt,<br />
in der Malwerkstatt um. Tilman<br />
nimmt uns gar nicht wahr, zu<br />
sehr ist er in seine Ar<strong>be</strong>it vertieft,<br />
er <strong>be</strong>trachtet und ü<strong>be</strong>rar<strong>be</strong>itet die<br />
am Tag zuvor <strong>be</strong>gonnenen Bildserien.<br />
Wir, die Kursleiter, <strong>be</strong>finden<br />
uns in der Malwerkstatt im<br />
Hoke Werkhaus in Saager in Grafenstein,<br />
es ist Anfang August.<br />
Wir sehen die Malwerkstatt als<br />
offenes Atelier, in dem frei und<br />
experimentell gear<strong>be</strong>itet wird,<br />
meist auf großformatigen Malgründen<br />
mit ausreichend Platz<br />
für jede(n) Kursteilnehmer/in<br />
– eine Atmosphäre und Ar<strong>be</strong>itsweise,<br />
die Tilman Treven zutiefst<br />
einspricht. Themen werden in<br />
unterschiedlichen Mal- und Zei-<br />
chentechniken erar<strong>be</strong>itet, es soll<br />
da<strong>be</strong>i eine eigenständige individuelle<br />
Bildsprache entstehen,<br />
eine individuelle Bildsprache,<br />
die Tilman sich schon längst angeeignet<br />
hat. Seine Herangehensweise<br />
ist frei, wild, un<strong>be</strong>irrt und<br />
vergleichbar mit der Begeisterung<br />
eines Kindes, das zum ersten<br />
Mal Pinsel und Far<strong>be</strong> in der<br />
Hand hält und vor einer großen<br />
weißen Wand steht.<br />
Sein Motto und seine Vorgangsweise<br />
lautet „Aus dem Nichts<br />
kann alles werden“<br />
Tilman sieht seine Ar<strong>be</strong>iten als<br />
Momentaufnahmen seines IST-<br />
Zustandes, als Spiegelbilder seines<br />
Wesens, unverfälscht, un<strong>be</strong>irrt,<br />
mutig, selbst<strong>be</strong>wusst und<br />
– auf den Punkt gebracht.<br />
AUFBRÜCHE<br />
KÜNSTLERINNEN DES ART CLUB<br />
BIS 06. 03. 2022<br />
lgnoe.at<br />
Maria, Biljan-Bilger, Verein der Freunde der Maria Biljan-Bilger Ausstellungshalle/Maria Biljan-Bilger<br />
Ausstellungshalle Sommerein, vor 1954 © Friedrich Kurrent / Wolfgang Kurrent, Foto: Yoichi R. Okamoto<br />
102 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
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HERBST/WINTER 2021 AQ 103
ART BOOKS<br />
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LESENSWERT<br />
• BILD (ER) LEBEN. VON FOTOREALISMUS BIS HIN ZUM WISSEN<br />
DER GESAMTEN MENSCHHEIT, ALLES DAS IST WOHL AUCH TEIL<br />
DER KUNST DES 21. JAHRHUNDERTS.<br />
MY WORK IS MY<br />
PERSONAL THEATRE<br />
KATERINA BELKINA<br />
SHIFT BOOKS, 2020<br />
ISBN: 978-3-948174-05-7<br />
B<br />
eim Betrachten der Bilder<br />
von Katerina Belkina, ist nicht<br />
ganz klar, welches Medium man<br />
gerade vor sich hat – eine Fotografie<br />
oder ein Gemälde? Im<br />
Mittelpunkt ihrer Werke steht<br />
stets der Mensch, zumeist die Frau. Da<strong>be</strong>i nimmt<br />
Belkina selbst eine dreifache Rollen<strong>be</strong>setzung ein:<br />
Sie ist Motiv, Regisseurin und bildende Künstlerin<br />
zugleich. Basierend auf feministischen Grundsätzen<br />
zeigt die russische Künstlerin das alltägliche<br />
Le<strong>be</strong>n aus einer weiblichen Perspektive, wo<strong>be</strong>i<br />
die Frau nicht als Objekt dargestellt wird, sondern<br />
vor allem Energie ist. In ihrer Bildserie „Not<br />
a Man’s World“ präsentiert sie sich selbst<strong>be</strong>wusst<br />
Pfeife rauchend und mit erho<strong>be</strong>nem Zeigefinger.<br />
Belkina möchte jedoch nicht anprangern, sondern<br />
sucht vielmehr Antworten auf die Frage: Wer ist<br />
sie als Frau, Künstlerin, Mutter oder als Mitglied<br />
einer Gesellschaft?<br />
ART – KUNST IM<br />
21. JAHRHUNDERT<br />
ROBERT FLECK<br />
EDITION KONTUREN, 2021<br />
ISBN: 978-3-90296-869-2<br />
A<br />
ls intimer Kenner der europäischen<br />
und internationalen<br />
Kunstszene <strong>be</strong>gibt sich Ro<strong>be</strong>rt<br />
Fleck auf die Suche nach<br />
den diversen Revolutionen des<br />
21. Jahrhunderts, den Leisen und<br />
den Lauten, den O<strong>be</strong>rflächlichen und denen in der<br />
Tiefe. Die Kunst erlebt einen Epochenumbruch,<br />
vergleichbar demjenigen, den wir in unseren<br />
Le<strong>be</strong>nsverhältnissen wahrnehmen. Wie verändert<br />
sich die Kunst mit der „Internetgesellschaft“? Wie<br />
wandeln sich Malerei, Skulptur, Fotokunst und Video<br />
mit dem Digitalen? Auf welche Weise werden<br />
vergessene Traditionen plötzlich aktuell? Die neue<br />
Öffentlichkeit für Kunst, der Wandel von Museen,<br />
Galerien, Ausstellungen. Was <strong>be</strong>deutet die Globalisierung<br />
des Kunstgeschehens? Das Buch entwirft<br />
ein Panorama der Kunst des 21. Jahrhunderts anhand<br />
künstlerischer Hauptzeugen ihrer Entwicklung<br />
unter Ein<strong>be</strong>ziehung der neuen prägenden<br />
Ideen – der Gleichheit der Geschlechter, des Postkolonialismus<br />
und der Rettung des Planeten. Es<br />
endet mit einem Plädoyer für die Notwendigkeit<br />
von Kunst in unserer Zeit.<br />
BBÜCHERTEMPEL<br />
ibliotheken sind so viel mehr als<br />
Büchersammlungen. Sie sind Archive<br />
des Wissens, Quellen der Inspiration,<br />
Orte des gleich<strong>be</strong>rechtigten<br />
Lernens, der Begegnung<br />
und der freien Bildung. Gleichzeitig<br />
repräsentiert ihre außergewöhnliche<br />
Architektur die<br />
Gesellschaften und Epochen,<br />
aus denen sie entstanden sind.<br />
Büchertempel feiert die ältesten,<br />
außergewöhnlichsten und<br />
ambitioniertesten Bibliotheken der Welt:<br />
Von barocken Palästen ü<strong>be</strong>r UNESCOgeschützte<br />
Lehmbauten bis zu futuristischen<br />
Privatbibliotheken erkundet dieses<br />
DIE ZEICHNUNGEN Erst 2019 tauchten ü<strong>be</strong>r 100<br />
Zeichnungen von Franz Kafka auf, die jahrzehntelang in einem<br />
Zürcher Banksafe unter Verschluss gehalten wurden: eine<br />
Sensation. Denn bislang kannte man nur wenige Zeichnungen<br />
des welt<strong>be</strong>rühmten Schriftstellers. Es sind Bilder von kaum zu<br />
widerstehender Anziehungskraft. Kafkas künstlerische<br />
Ambitionen und sein außergewöhnliches Talent lassen sich erst<br />
mit den neuen Funden ermessen. Hier werden sie erstmals,<br />
zusammen mit den schon <strong>be</strong>kannten Blättern, veröffentlicht.<br />
Buch die Geschichten, die Architektur<br />
und die sich wandelnde Aufga<strong>be</strong> von<br />
Bibliotheken weltweit. Büchertempel ist<br />
eine Lie<strong>be</strong>serklärung an das Buch selbst,<br />
ein Buch für Buchliebha<strong>be</strong>r<br />
und für alle, die an die Kraft<br />
von Idealen glau<strong>be</strong>n. Die Autorin<br />
Marianne Julia Strauss reist<br />
als Journalistin seit Jahren um<br />
die Welt – stets auf der Suche<br />
nach unerzählten Geschichten.<br />
Während sie sich in ihrem ersten<br />
Buchprojekt den inspirierendsten<br />
Buchhandlungen der Welt widmete,<br />
so hat sie nun mit dem Thema der<br />
schönsten Bibliotheken der Welt ihre Ode<br />
an das Lesen bildgewaltig fortgesetzt.<br />
BÜCHERTEMPEL, MARIANNE JULIA STRAUSS<br />
GESTALTEN, 2021 / ISBN: 978-3-96704-025-8<br />
FRANZ KAFKA, ANDREAS KILCHER / C.H.BECK, 2021 / ISBN: 978-3-40677-658-8<br />
Halt! Zu mir!<br />
Hinschauen. Handeln. Helfen.<br />
Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen.<br />
Wenn du Belästigung oder Gewalt an Frauen mit<strong>be</strong>kommst: Sprich mit der <strong>be</strong>troffenen Frau<br />
und biete Hilfe an. A<strong>be</strong>r pass gut auf dich auf. Oder hole Hilfe. Schauen wir hin!<br />
Wie du richtig handelst, wenn du mit<strong>be</strong>kommst, dass jemandem Gewalt angetan wird,<br />
erfährst du unter wien.gv.at/gewaltschutz oder wähle den 24h-Frauennotruf 01 71 71 9.<br />
Bei Gefahr ruf die Polizei unter 133.<br />
wien.gv.at/gewaltschutz<br />
104 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 105
ART EXPO<br />
werden<br />
TIROLER LANDESMUSEUM FERDINANDEUM<br />
VON MICHELANGELO BIS IN DIE GEGENWART SPÜRT DIE AUSSTELLUNG IM<br />
FERDINANDEUM DEM PROZESS DES KÜNSTLER*IN-WERDENS NACH<br />
Wie werden Menschen zu Künstler*innen? Dieser<br />
Frage widmet sich ab dem 3. Dezem<strong>be</strong>r die<br />
Ausstellung „werden. From Michelangelo to ->“ im<br />
Ferdinandeum. Mit Blick auf die lange Geschichte<br />
der Kunstakademien in Florenz und Düsseldorf<br />
spürt sie den Einflussgrößen, Entwicklungen und<br />
Wahrnehmungen nach, die den künstlerischen<br />
Werdegang ü<strong>be</strong>r die Jahrhunderte hinweg<br />
prägen und geprägt ha<strong>be</strong>n. Die gezeigten Werke<br />
dokumentieren den Prozess am Beispiel zahlreicher<br />
Künstler*innenpersönlichkeiten und greifen eine<br />
Reihe kunsthistorischer Bezugspunkte auf. Kunst von<br />
Michelangelo trifft da<strong>be</strong>i auf Werke von Joseph Beuys<br />
oder Gerhard Richter sowie von Künstler*innen der<br />
Kunstakademie Düsseldorf.<br />
Unter dem Titel „werden“ erkunden die<br />
Tiroler Landesmuseen ab Dezem<strong>be</strong>r 2021<br />
den Prozess des Künstler*in-Werdens. Der<br />
Schwerpunkt liegt da<strong>be</strong>i nicht auf individuellen<br />
Biografien, vielmehr versucht die<br />
Ausstellung Parametern, Wahrnehmungen<br />
und Entwicklungen im sich stetig wandelnden<br />
Prozess des Künstler*in-Werdens<br />
zu ergründen. Zentralen Einfluss leisten<br />
da<strong>be</strong>i seit Jahrhunderten die Kunstakademien.<br />
In diesem Zusammenhang wurden<br />
zwei der <strong>be</strong>deutendsten Institutionen eingeladen,<br />
„werden“ als gemeinsames Ausstellungsprojekt<br />
zu verwirklichen. In Kooperation<br />
mit der ältesten Kunstakademie<br />
der Welt, der Accademia delle <strong>Art</strong>i del<br />
Disegno in Florenz, und der Kunstakademie<br />
Düsseldorf als eine der innovativsten<br />
Einrichtungen für Gegenwartskunst, gelingt<br />
es der Ausstellung so <strong>be</strong>inahe fünf<br />
Jahrhunderte Kunstgeschichte zu fassen.<br />
Die gezeigten Werke deuten da<strong>be</strong>i Parallelen,<br />
Besonderheiten und Entwicklungspotenziale<br />
im Werdegang verschiedener<br />
Künstler*innenpersönlichkeiten an und<br />
veranschaulichen einen jahrhundertelangen<br />
permanenten Veränderungsprozess.<br />
ROSEMARIE TROCKEL,<br />
Get Lucky, 2021,<br />
5 Digtialdrucke auf Forex<br />
kaschiert, gerahmt<br />
© Bildrecht, Wien 2021; Sprüth<br />
Magers, Rosemarie Trockel<br />
MICHELANGELO,<br />
Kruzifix aus Lindenholz<br />
© Museum Casa Buonarroti, Florenz<br />
106 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 107
ART EXPO<br />
THOMAS RUFF,<br />
Portraits, farbiger<br />
Hintergrund, 1981 – 1985<br />
Fotografien, je 14 x 18 cm<br />
Akademie-Galerie –<br />
Die Neue Sammlung.<br />
Eine Einrichtung der<br />
Kunstakademie<br />
Düsseldorf<br />
© Bildrecht, Wien 2021<br />
STEFANO USSI,<br />
Studie von Windhunden<br />
für das Gemälde „Bianca<br />
Cappello präsentiert<br />
dem Großherzog<br />
Francesco I. dei Medici<br />
die venezianischen<br />
Botschafter“, ca. 1868<br />
© Accademia delle <strong>Art</strong>i del<br />
Disegno, Florenz<br />
PARTNER<br />
DER OÖ. LANDES-<br />
AUSSTELLUNG<br />
Darü<strong>be</strong>r hinaus bietet die<br />
Auswahl an Kunstwerken<br />
zahlreiche Bezugspunkte<br />
zur Kunstgeschichte,<br />
entlang derer die Besucher*innen<br />
den kreativen<br />
Entwicklungen der vergangenen<br />
Jahrhunderte<br />
nachspüren können.<br />
STEYRER BÄCK<br />
BERUFUNG UND IDENTITÄT<br />
VON MICHELANGELO<br />
IN DIE ZUKUNFT<br />
Angefangen <strong>be</strong>i Michelangelo Buonarroti<br />
zur Zeit der Gründung der Accademia in<br />
Florenz 1563 führt der Rundgang durch<br />
die Ausstellung entlang an den Werken<br />
zahlreicher Künstler*innen bis hin zu Joseph<br />
Beuys und Gerhard Richter als zeitgenössische<br />
Vertreter der Kunstakademie<br />
in Düsseldorf. Die Präsentation schlägt<br />
da<strong>be</strong>i sowohl Brücken von der Vergangenheit<br />
in die Gegenwart als auch zwischen<br />
Florenz, Düsseldorf und Innsbruck. Doch<br />
so wie die künstlerische Weiterentwicklung<br />
stetig fortläuft, ist auch die Auseinandersetzung<br />
mit dem Thema im Rahmen<br />
der Ausstellung nicht abgeschlossen. Mit<br />
dem digitalen Projekt „Looking Ahead“<br />
wagt sie daher einen Ausblick in die Zukunft.<br />
Ausgewählte junge Künstler*innen<br />
zeigen auf der gleichnamigen Website ihre<br />
Werke und ge<strong>be</strong>n damit Anlass dazu, sich<br />
mit dem Künstler*in-Werden im Heute<br />
und Morgen auseinander zu setzen und<br />
den Blick für aktuelle Entwicklungen zu<br />
schärfen.<br />
PUBLIKATION<br />
Zur Ausstellung „werden. From Michelangelo<br />
to ->“ erscheint eine zweibändige Publikation,<br />
die sich sowohl der kunsthistorischen<br />
Dimension wie auch der kreativen<br />
Herausforderung eines Künstlerbu-ches<br />
stellt. Die Gestaltung ü<strong>be</strong>rnimmt John Morgan<br />
von der Kunstakademie Düsseldorf.<br />
TIROLER LANDESMUSEUM<br />
FERDINANDEUM<br />
Ausstellungsstandort:<br />
Museumstraße 15,<br />
6020 Innsbruck<br />
Laufzeit:<br />
3. Dezem<strong>be</strong>r 2021 bis 18. April 2022<br />
Informationen:<br />
Tel. +43 512 594 89<br />
E-Mail: sekretariat@tiroler-landesmuseen.at<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di – So: 10 – 18 Uhr<br />
tiroler-landesmuseen.at<br />
Als Partner der Landesausstellung lädt das PANEUM zur Sonderschau „Steyrer Bäck“<br />
nach Asten ein. Die Wunderkammer des Brotes richtet ihren Blick auf das Bäcker- und<br />
Müllerwesen sowie die Lebzelterei in der alten Eisenstadt und ergänzt die eigene reichhaltige<br />
Sammlung um regionale Informationen zum Bäckerwesen in Steyr. Gespannt wird da<strong>be</strong>i der Bogen<br />
vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Die Exponate erzählen ü<strong>be</strong>r Brot und Getreide, Armut und Reichtum,<br />
Bäckerdynastien, Teuerungen, Brotsatzungen und darü<strong>be</strong>r, wie Brot sogar das Stadtbild von Steyr <strong>be</strong>einflusst hat.<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Mittwoch bis Sonntag 10.00 – 16.00 Uhr<br />
An Feiertagen geschlossen<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
PANEUM – Wunderkammer des Brotes<br />
Kornspitzstraße 1 / 4481 Asten / Österreich<br />
108 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 109
ART TOPIC<br />
Ausstellungsansicht<br />
PEPO PICHLER.<br />
A GLIMPSE, Museum<br />
Moderner Kunst<br />
Kärnten<br />
PEPO PICHLER<br />
A GLIMPSE<br />
PEPO PICHLER mit „Gajanana“<br />
(The one with the face of an Elephant), 2017, Plastic<br />
PEPO PICHLER ERZÄHLT ETWAS<br />
ÜBER UNSER DASEIN IN EINER<br />
MODERNEN LEBENSWELT, IN<br />
EINER ZEIT DES ÜBERFLUSSES<br />
UND DER MASSENPRODUKTION,<br />
UND MACHT UNS DIE ABSURDITÄT<br />
DER WERTE UNSERER NEO-<br />
LIBERALEN KONSUMGESELL-<br />
SCHAFT BEWUSST. GLEICHZEITIG<br />
UNTERSTREICHT ER DIE<br />
EINZIGARTIGKEIT VON MENSCH<br />
UND DING UND ZEIGT UNS DIE<br />
SCHÖNHEIT UNSERER WELT IN<br />
DEN UNSCHEINBAREN DINGEN.<br />
Text: CHRISTINE WETZLINGER GRUNDNIG<br />
Pepo Pichler, geboren 1948 in<br />
Klagenfurt, ist ein Reisender<br />
zwischen verschiedenen Le<strong>be</strong>nsformen,<br />
Kulturen und<br />
Welten, zwischen zwei Wohnsitzen<br />
im Kärntner Schloss<br />
Schmelzhofen und dem urbanen<br />
San Francisco. Diese kosmopolitische<br />
Haltung drückt sich auch in seiner nahezu<br />
fünf Jahrzehnte andauernden künstlerischen<br />
Ar<strong>be</strong>it aus. Dazu kommt ein ausgeprägtes Interesse<br />
an der Geschichte, für alte Kulturen,<br />
das Archaische, für Ethnologie, Mythen, Riten<br />
und Kulte, für Erzählungen und Legenden,<br />
sowie eine Faszination für das Mystische<br />
und für Symbolik. Pepo Pichler ist a<strong>be</strong>r auch<br />
ein Sammler realer Objekte, von antiken wie<br />
© Museum Moderner Kunst Kärnten, 2021, Fotos: F. Neumüller, Alice Burger<br />
zeitgenössischen <strong>Art</strong>efakten, Produkten industrieller,<br />
maschineller Erzeugung, technischen<br />
Gerätschaften, Design und Dingen ungewöhnlicher<br />
Stofflichkeit.<br />
Er integriert Dinge der Realität, der zeitgenössischen<br />
Alltagskultur in die Kunst und<br />
gewährleistet damit eine Annäherungsmöglichkeit<br />
an die Wirklichkeit. Der Lust am Sammeln<br />
folgt jene am Bauen, Bilden, Konstruieren,<br />
am Erfinden und Kreieren. Auf dieser<br />
Basis entstehen Werke in einer großen Bandbreite.<br />
Die Ausstellung, in der ü<strong>be</strong>rwiegend<br />
aktuelle Ar<strong>be</strong>iten, punktuell durch ältere ergänzt,<br />
vorgestellt werden, präsentiert einen<br />
Querschnitt durch die unterschiedlichen Methoden<br />
und Techniken, die sich innerhalb des<br />
Œuvres finden – von der Grafik ü<strong>be</strong>r die Malerei,<br />
die Collage, Skulptur, Objektinstallation,<br />
den Film, bis hin zur Assemblage und zum<br />
Environment. Die inhaltlichen Themen <strong>be</strong>ziehen<br />
sich auf grundlegende Fragestellungen<br />
der Existenz, die mit Aspekten des Mythisch-<br />
Mystischen und Spuren des kollektiven Un<strong>be</strong>wussten<br />
zu einer individuellen Mythologie<br />
verbunden sind. Pepo Pichlers Werk erzählt<br />
etwas ü<strong>be</strong>r unser Dasein in einer modernen<br />
Le<strong>be</strong>nswelt, in einer Zeit des Ü<strong>be</strong>rflusses und<br />
der Massenproduktion, und macht uns die<br />
Absurdität der Werte unserer neoli<strong>be</strong>ralen<br />
Konsumgesellschaft <strong>be</strong>wusst. Gleichzeitig unterstreicht<br />
es die Einzigartigkeit von Mensch<br />
und Ding und zeigt uns die Schönheit unserer<br />
Welt in den unscheinbaren Dingen. ▶<br />
MUSEUM MODERNER<br />
KUNST KÄRNTEN<br />
Ausstellungsstandort:<br />
Burggasse 8,<br />
9020 Klagenfurt am Wörthersee<br />
Laufzeit:<br />
23. Septem<strong>be</strong>r 2021 bis 09. Jänner 2022<br />
Informationen:<br />
Tel. +43 50 536 34112<br />
E-Mail: office.museum@ktn.gv.at<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di bis So von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />
Do von 10.00 bis 20.00 Uhr<br />
mmkk.ktn.gv.at<br />
110 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 111
ART PORTRAIT<br />
SCHMELZTIEGEL IM<br />
INNEREN DER STEINE<br />
JOSEF WINKLER<br />
3<br />
HALTE DEINE HÄNDE IN DER HAND,<br />
WENN DIE ALPTRÄUME FUNKEN AUS DEINEN ARMKNÖCHELN<br />
SCHLAGEN UND MIT DEN AUSEINANDERGESPREIZTEN<br />
FINGERKNOCHEN EIN VERLASSENES SCHWALBENNEST<br />
AUSNISTEN, IN DEM EIN FRISCHER, VOM ÖSTERLICHER SEGEN<br />
VERGESSENER TRAUERZWEIG LIEGT.<br />
Ein Ausschnitt aus dem Katalog zur Ausstellung<br />
PEPO PICHLER. a glimpse<br />
1<br />
4<br />
HALTE DEINE HÄNDE IN DER HAND,<br />
wenn sich aus dem offenen Brustkorb<br />
einer scheckigen Vogelscheuche<br />
aufgeschreckte Jungstörche in den Himmel<br />
hinaufschrau<strong>be</strong>n und der gestreng an am<br />
äußersten Rand stehende Apostel <strong>be</strong>im<br />
Letzten A<strong>be</strong>ndmahl darauf pocht, den<br />
angeknapperten Zuckerhut in seiner Kehle<br />
unter Dach und Fach zu bringen.<br />
HALTE DEINE HÄNDE IN DER HAND,<br />
wenn das Fie<strong>be</strong>rthermometer sukzessive<br />
durch deine Adern schlüpft und mit dem<br />
immer höher steigenden Quecksil<strong>be</strong>r in den<br />
Nasenlöchern des Regenbogens stochert, ehe<br />
der Hahn – mit dem Gockel in der Mitte des<br />
letzten A<strong>be</strong>ndmahltisches – in aller Frühe<br />
kräht, „noch ehe…“.<br />
HALTE DEINE HÄNDE IN DER HAND,<br />
wenn die stürmische See schiffbrüchig wird,<br />
die Wassero<strong>be</strong>rfläche aus dem Ruder läuft,<br />
Sicheln und Sensen radebrechend ü<strong>be</strong>r die<br />
Stoppelfelder stolzieren, sich ein Hengst<br />
mit dem schwarzen Totenkranz einnistender<br />
Bremsen um seine triefenden Augen langsam<br />
unter den tief herabhängenden Äste einer<br />
Trauerweide niederhockt und zur Ruhe<br />
<strong>be</strong>gibt, um auf die an der Wegga<strong>be</strong>lung<br />
vor<strong>be</strong>ikommenden Träger einer Marienstatue<br />
– mit dem Bildnis vom Letzten A<strong>be</strong>ndmahl<br />
auf dem Schoß - zu warten.<br />
© Museum Moderner Kunst Kärnten, 2021, Fotos: F. Neumüller<br />
HALTE DEINE HÄNDE IN DER HAND,<br />
wenn keine Menschenseele die Maulwürfe<br />
unterhöhlt und hinabsteigt ins Reich der<br />
schwarzen Engel.<br />
HALTE DEINE HÄNDE IN DER HAND,<br />
wenn die Brustwarzen dunkel geborener<br />
Engel als Maulwurfhügel auf den Totenäckern<br />
wiederkehren, sich die schwindsüchtigen<br />
Blutegel im Sumpf um Hals und Kragen reden,<br />
Kaulquappen einander Bischofsmützen<br />
aufsetzen und grüne, Sumpffrösche <strong>be</strong>im<br />
Anblick des mit farbigen Fäden gestickten<br />
Letzten A<strong>be</strong>ndmahls <strong>be</strong>tend ihre Füße<br />
aus dem heißen Kochtopf recken und das<br />
Gegrüßtseistdumaria <strong>be</strong>ten.<br />
BILDER: PEPO PICHLER, jeweils Tintendruck und Tinte auf Leinwand (1) Surprise Gift,<br />
(Series Paint by Num<strong>be</strong>rs), 2016 (2) Hat and Hands tied up, 2017 (3) Mudras and Buddha‘s<br />
Shoes (Series: Record Covers), 2014 (4) Last Supper and Hand, (Series Paint by Num<strong>be</strong>rs),<br />
2011 (5) A Silent Walk, 2010<br />
HALTE DEINE HÄNDE IN DER HAND,<br />
wenn das Unterwasserklavier mit den Tasten<br />
aus Haifischzähnen im Morgenne<strong>be</strong>l „Und der<br />
Haifisch, der hat Zähne, und die trägt er, im<br />
Gesicht…“ intoniert.<br />
HALTE DEINE HÄNDE IN DER HAND,<br />
wenn der Schnee auf deinen Lippen<br />
Tausenden von Toten und Tausenden von<br />
Le<strong>be</strong>nden Sand in die Augen streut…<br />
HALTE DEINE HÄNDE IN DER HAND,<br />
wenn sich der Großvater, in dessen Armen<br />
sich der Regenbogen verwickelt hat, auf einem<br />
tinten<strong>be</strong>klecksten Löschpapier eine Herde<br />
schafgroßer Igel durch die Südkarpaten treibt.<br />
HALTE DEINE HÄNDE IN DER HAND,<br />
wenn der Bucklige vom dornengekrönten<br />
Melkerthron steigt und mit einem Eimer<br />
voller Milch ü<strong>be</strong>r ein Katzengebiß springt, das<br />
er nicht und nicht, wegräumen möchte vor<br />
seinen Füßen, denn es „soll blei<strong>be</strong>n, wo es ist“,<br />
das Katzengebiß, unter dem Schwal<strong>be</strong>nnest.<br />
HALTE DEINE HÄNDE IN DER HAND,<br />
wenn das hysterische Schneckenhaus im<br />
innersten Kern die Doppelhochzeit der<br />
Wein<strong>be</strong>rgschnecken vor<strong>be</strong>reitet, die mein<br />
Großvater genußvoll mit dem Pfarrer im<br />
Angesicht des gestickten, Letzten A<strong>be</strong>ndmahls<br />
verschlugen hat, während blitzartig ein<br />
Donnerwetter…<br />
112 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 113
ART PROJECT<br />
SCHLOSS<br />
THURN<br />
ERLEBT DANK HEIDI GOËSS-<br />
HORTEN EINE RENAISSANCE<br />
Ne<strong>be</strong>n dem historischen Innenstadt-Palais, das künftig die<br />
Kunstschätze von Heidi Goëss-Horten <strong>be</strong>her<strong>be</strong>rgen wird, hat die<br />
Sammlerin mit dem Kärntner Renaissance Schloss Thürn ein<br />
weiteres historisches Juwel erwer<strong>be</strong>n können.<br />
Das Schloss erhebt sich auf einem<br />
Hügel westlich der Ortschaft Siegelsdorf<br />
<strong>be</strong>i Wolfs<strong>be</strong>rg, mit Blick<br />
auf der Saualpe. Am steilen Südhang<br />
direkt unter dem Schloss erstrecken<br />
sich Terrassen-anlagen eines großflächigen<br />
Weingartens.<br />
Heidi Goëss-Horten erwarb<br />
das Schloss im Jahr<br />
2020, um es mit aufwendigen<br />
Maßnahmen restaurieren<br />
zu lassen. Es ist<br />
der erklärte Wunsch der<br />
neuen Besitzerin, Schloss<br />
Thürn generalzusanieren<br />
und in technischen Belangen<br />
auf den heutigen<br />
Stand zu bringen.<br />
Die lange Geschichte des Schlosses nimmt<br />
im Jahre 1243 als Besitz des Wülfling von<br />
dem Thurn ihren Anfang. 1372 ging es an<br />
die Lonsperger ü<strong>be</strong>r. Weitere urkundlich<br />
<strong>be</strong>kannte Besitzer waren 1520 Sebastian<br />
von Reis<strong>be</strong>rg und 1545 Veith von Eibiswald.<br />
Ihre Wappen sind bis heute in den<br />
Mauern zu finden.<br />
MARGHERITA SPILUTTINI, Schloss Pielach, J.W. Bergl, ca. 2003-2021<br />
© M. Spiluttini und Architekturzentrum Wien, Courtesy Heidi Horten Collection und Galerie Christine König<br />
Bild: Schloss Thürn, Stadtgemeinde Wolfs<strong>be</strong>rg, Kärnten / Foto: Johann Jaritz, de.wikipedia.org<br />
114 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 115
ART PROJECT<br />
DAS RENAISSANCEPORTAL<br />
kehrt dank Heidi Goëss-Horten<br />
nach mehreren Jahrhunderten<br />
wieder an seinen<br />
angestammten Platz zurück.<br />
Foto: privat, © Courtesy Heidi<br />
Horten Collection<br />
Der Hauptteil des heutigen Schloss<br />
Thürn wurde im 16. Jahrhundert<br />
unter Veiths Sohn Amelsreich von<br />
Eibiswald errichtet. 1675 erwarb<br />
der Salzburger Erzbischof Max Gandolf<br />
von Kuenburg das Schloss und ü<strong>be</strong>rließ es<br />
bald dem Domstift St. Andrä. 1835 wurde<br />
Schloss Thürn umfangreich restauriert, um<br />
es vor dem drohenden Einsturz zu <strong>be</strong>wahren.<br />
Nachdem es einige Jahre im Besitz des<br />
Jesuitenordens war, folgten mehrere Besitzerwechsel,<br />
bis es die heutige Schlossherrin<br />
erwarb.<br />
carmen<br />
© sajiser – stock.ado<strong>be</strong>.com<br />
Der südseitige, viergeschossige Palas von<br />
Schloss Thürn <strong>be</strong>sitzt an seiner Ostseite<br />
einen auf figuralen gotischen Kragsteinen<br />
ruhenden Erker, der mit dem Wappen der<br />
Reis<strong>be</strong>rg versehen ist. Der daran anschließende,<br />
quadratische Turm stammt im Kern<br />
aus dem 14. Jahrhundert und <strong>be</strong>sitzt ein mit<br />
einem Zwie<strong>be</strong>ltürmchen <strong>be</strong>kröntes Zeltdach.<br />
Die heutige Kapelle im Nordostturm<br />
<strong>be</strong>saß ein aufwendig intarsiertes Renaissance-Türprospekt<br />
von 1589, welches sich<br />
lange Zeit in der Schausammlung des Stiftes<br />
St. Paul <strong>be</strong>funden hatte und nach dem<br />
SCHLOSS THÜRN verfügt ü<strong>be</strong>r einen der größten und ältesten Weingärten des Landes.<br />
Foto: privat, © Courtesy Heidi Horten Collection<br />
Wiedererwerb durch Heidi Goëss-Horten<br />
nun wieder an seinen angestammten Ort<br />
zurückkehrt. An der teilweise erhaltenen<br />
Apsis finden sich Reste gotischer Wandmalerei<br />
aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts.<br />
Der seit dem 13. Jahrhundert <strong>be</strong>wirtschaftete<br />
Weingarten um Schloss Thürn war bis<br />
ins 19. Jahrhundert das größte zusammenhängende<br />
Weinbaugebiet Kärntens und<br />
wurde 1978 rekultiviert. Heidi Goëss-Horten<br />
lässt den Weinbau weiter <strong>be</strong>trei<strong>be</strong>n und<br />
sichert damit den Fort<strong>be</strong>stand eines wichtigen<br />
Teils der Schlossanlage, deren Renovierung<br />
im Jahr 2022 fertig gestellt wird.<br />
Bilder: © Courtesy Heidi Horten Collection<br />
Oper von Georges Bizet<br />
Intendanz: Dr. Johannes Wildner<br />
116 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 117
ART SPOT<br />
KUNST FÜR<br />
<strong>Art</strong>othek<br />
DIE EIGENEN<br />
VIER WÄNDE<br />
DIE ARTOTHEK<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
MACHT KUNST IM<br />
ALLTAG ERLEBBAR.<br />
PREISWERTE<br />
LEIHGEBÜHREN<br />
UND EINE GROSSE<br />
AUSWAHL AN<br />
GEMÄLDEN<br />
UND GRAFIKEN<br />
ERMÖGLICHEN<br />
EINEN EINFACHEN<br />
EINSTIEG IN DIE<br />
WELT DER KUNST.<br />
Noch nie ha<strong>be</strong>n Menschen in Österreich<br />
so viel Zeit zuhause verbracht<br />
wie in den vergangenen<br />
<strong>be</strong>iden Jahren. Schön(er) wohnen<br />
wurde wichtiger denn je und die leeren<br />
Wände in manch einer Wohnung fielen<br />
langsam, a<strong>be</strong>r sicher auf. Viele kamen auf<br />
die Idee, die weißen Flächen mit Bildern<br />
zu erweitern. Doch wie kommt man an<br />
echte Kunst heran?<br />
ARTOTHEK NIEDERÖSTERREICH:<br />
KUNST EINFACH LEIHEN<br />
Im Prinzip funktioniert eine <strong>Art</strong>othek genauso<br />
wie eine Bibliothek. Für einen <strong>be</strong>stimmten<br />
Zeitraum leiht man sich ein Objekt<br />
aus und nimmt es mit nach Hause. Im<br />
Fall einer <strong>Art</strong>othek steht meistens eine Kooperation<br />
mit einem Kunstdepot dahinter,<br />
das einen Teil seines Kataloges zum Verleih<br />
freigibt. Die <strong>Art</strong>othek Niederösterreich<br />
auf der Kunstmeile Krems ar<strong>be</strong>itet mit den<br />
Landessammlungen Niederösterreich zusammen<br />
und verfügt ü<strong>be</strong>r 1.500 Gemälde<br />
und Grafiken. Die Originale ge<strong>be</strong>n einen<br />
repräsentativen Einblick in das Kunstschaffen<br />
nationaler und internationaler<br />
Künstler*innen seit 1945 mit dem Schwerpunkt<br />
Niederösterreich. Der Bestand wird<br />
regelmäßig aktualisiert und erweitert, sodass<br />
die <strong>Art</strong>othek Niederösterreich immer<br />
wieder mit neuen Werken punkten kann.<br />
Eine Ü<strong>be</strong>rsicht ü<strong>be</strong>r das vorhandene Kunstinventar<br />
erhalten Interessierte vor Ort in<br />
den großen Ausstellungsräumen oder <strong>be</strong>quem<br />
von zuhause aus im Online-Katalog.<br />
Einmal den Entschluss gefasst, steht man<br />
gleich vor vielen Entscheidungen: Unterstütze<br />
ich aufstre<strong>be</strong>nde junge Künstler*innen,<br />
oder möchte ich <strong>be</strong>kannte und<br />
etablierte Namen <strong>be</strong>i mir hängen ha<strong>be</strong>n?<br />
Außerdem kann sich nicht jede*r ein<br />
Kunstwerk einfach so leisten und als Investment<br />
<strong>be</strong>trachten. Der Preis spielt nicht<br />
nur in Zeiten der Pandemie eine wichtige<br />
Rolle. Was macht man also, wenn man<br />
Kunstwerke bloß ausprobieren möchte<br />
und das Le<strong>be</strong>n mit ihnen auf Zeit und<br />
ohne finanzielles Risiko eingehen möchte?<br />
Die ideale Lösung: <strong>Art</strong>otheken.<br />
Fotos: Thomas Meyer © Kunstmeile Krems<br />
118 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 119
ART SPOT<br />
NUTZUNGSMÖGLICHKEITEN<br />
• Privathaushalte<br />
• Firmenräumlichkeiten<br />
• Repräsentationsräume<br />
• Hotels, Restaurants, Kaffeehäuser<br />
• Öffentliche Institutionen<br />
KUNST EINFACH LEIHEN<br />
1. Zuhause einen Platz für ein Bild<br />
definieren<br />
2. Im Online-Katalog nach einem<br />
passenden Werk suchen<br />
3. In die <strong>Art</strong>othek Niederösterreich<br />
fahren<br />
4. Sich vom Team der <strong>Art</strong>othek<br />
<strong>be</strong>raten lassen<br />
5. Bild einpacken und mit nach<br />
Hause nehmen<br />
KOSTEN<br />
• Gemälde: € 54 für 6 Monate<br />
• Grafiken: € 18 für 6 Monate<br />
• Verlängerung um weitere 6<br />
Monate möglich<br />
ARTOTHEK<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
Die <strong>Art</strong>othek Niederösterreich punktet<br />
nicht nur mit einem umfassenden<br />
Inventar an Kunstwerken. Dem<br />
Credo „Kunst einfach leihen“ folgend,<br />
ermöglicht die <strong>Art</strong>othek die Kunstleihe<br />
außerdem zu attraktiven Gebühren. Für<br />
Gemälde fällt eine Gebühr von € 54 für 6<br />
Monate an, <strong>be</strong>i Grafiken sind es ü<strong>be</strong>rhaupt<br />
nur € 18 für 6 Monate. Möchte man mehr<br />
Zeit mit einem Kunstwerk verbringen,<br />
dann ist eine Verlängerung der Leihe um<br />
weitere 6 Monate e<strong>be</strong>nfalls möglich. Kleine<br />
und mittelgroße Bilder können sofort mitgenommen<br />
werden, nur <strong>be</strong>i sehr großen<br />
Bildern ist ein organisierter Kunsttransport<br />
notwendig. Unabhängig der Größe sind<br />
alle Bilder versichert.<br />
DER KUNST NAHEKOMMEN<br />
Viele Menschen ha<strong>be</strong>n Berührungsängste,<br />
wenn es um Kunst geht. Das Ziel der <strong>Art</strong>othek<br />
Niederösterreich ist es, diese Ängste<br />
loszuwerden und die Kunst in den eigenen<br />
vier Wänden zu etablieren. Denn Kunst<br />
Fotos: Thomas Meyer © Kunstmeile Krems<br />
sollte für alle Menschen erreichbar sein.<br />
Die Begegnung mit Kunst in einer <strong>Art</strong>othek<br />
hat gegenü<strong>be</strong>r einem Museums<strong>be</strong>such<br />
einen großen Vorteil: Besucher*innen<br />
können selbständig durch die Schie<strong>be</strong>wände<br />
stö<strong>be</strong>rn, immer wieder auf neue Künstler*innen<br />
sowie Stile treffen und der Kunst<br />
so wirklich nahekommen. Dieser Prozess<br />
ruft eine spezielle Bindung zu den Werken<br />
und eine Begeisterung in den Menschen<br />
hervor, weil sie selbstständig etwas Neues<br />
entdecken.<br />
Viele Menschen verspüren außerdem Freude<br />
daran, Kunstwerke in individuellen<br />
Kombinationen wirken zu lassen. Durch<br />
die tägliche Auseinandersetzung mit Kunst<br />
werden Sehkonventionen hinterfragt und<br />
ein differenzierteres Sehen ermöglicht. So<br />
werden viele zu Kurator*innen im eigenen<br />
Zuhause. Die Nähe zur Kunst und die<br />
Ruhe, die sie ausstrahlt, ist ein guter Ausgleich<br />
zu einer schnelllebigen, von medialen<br />
und kommerziellen Bildern ü<strong>be</strong>rfluteten<br />
Gesellschaft.<br />
Standort:<br />
Steiner Landstraße 3/2. OG.<br />
3500 Krems an der Donau<br />
Informationen:<br />
Tel. +43 2732 908022<br />
E-Mail: office@artothek.at<br />
Öffnungszeiten:<br />
Novem<strong>be</strong>r – Februar:<br />
Do – Sa: 12.00 – 17.00 Uhr<br />
März – Okto<strong>be</strong>r:<br />
Do – Sa: 12.00 – 18.00 Uhr<br />
Auch an Feiertagen (Do – Sa)<br />
geöffnet<br />
artothek.at<br />
120 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 121
ART DESTINATION<br />
Einzigartige Schätze im<br />
PANEUM<br />
Im PANEUM – Wunderkammer des Brotes warten auf<br />
Besucher Kunst- und Kulturobjekte aus 9.000 Jahren<br />
Menschheitsgeschichte. Die Sammlung umfasst ü<strong>be</strong>r 1.200 Objekte<br />
und tausende Bücher – seit kurzem auch ein lang verschollenes<br />
Bäckerbuch aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts.<br />
Ü<strong>be</strong>r 160 VON HAND<br />
GEFERTIGTER AQUARELLE ge<strong>be</strong>n<br />
Einblick in das Alltagsle<strong>be</strong>n der<br />
normalen Bevölkerung zur Zeit<br />
der napoleonischen Kriege.<br />
Die limitierte<br />
Auflage des<br />
Buches<br />
„Erinnerungen<br />
eines Bäckers an<br />
seine Wanderjahre 1810–1830“ ist<br />
<strong>be</strong>im Brandstätter Verlag<br />
erschienen und kann im PANEUM<br />
und <strong>be</strong>im Brandstätter Verlag<br />
(www.brandstaetterverlag.com)<br />
erstanden werden.<br />
Die einzigartige<br />
Architektur des<br />
PANEUM bildet den<br />
perfekten Rahmen<br />
für eine der<br />
weltgrößten<br />
Sammlungen rund<br />
um Brot und<br />
Bäckerhandwerk.<br />
Höhne machte aus seinen Notizen ein im<br />
Stile eines Romans verfasstes Buch, teils<br />
in Prosa gehalten, a<strong>be</strong>r auch mit lyrischen<br />
Texten versehen. Zahlreiche selbst ange-<br />
Kanten und fließende Linien, Holz<br />
und Edelstahl, Tradition und Innovation<br />
– das PANEUM trägt<br />
die Handschrift des renommierten<br />
Architekturbüros Coop Himmelb(l)au<br />
und bietet den idealen Rahmen für eine der<br />
weltgrößten Sammlungen rund um Brot<br />
und Bäckerhandwerk. Alle Objekte zeugen<br />
von der Bedeutung, die Brot in der Geschichte<br />
der Menschheit hatte und bis heute<br />
hat. Die Sammlung reicht<br />
von ägyptischen Kornmumien<br />
ü<strong>be</strong>r peruanische<br />
Totempfähle, Meissener<br />
Porzellan bis hin zu einer<br />
umfassenden Bibliothek.<br />
Ein ganz <strong>be</strong>sonderes Buch<br />
<strong>be</strong>reichert seit kurzem diese<br />
Sammlung. Das lang<br />
verschollene Wanderbuch<br />
des Bäckers Höhne, das<br />
von Peter Augendopler,<br />
<strong>be</strong>geisterter Sammler und<br />
Inha<strong>be</strong>r der Firma backaldrin,<br />
die das PANEUM<br />
eröffnet hat, nun neu aufgelegt<br />
wurde.<br />
Fotos: © Sergio Pirrone, Zoe Goldstein/backaldrin<br />
WANDERERLEBNISSE EINES<br />
BÄCKERGESELLEN<br />
Das Buch gibt Einblicke in das Le<strong>be</strong>n des<br />
jungen Bäckergesellen Höhne, der sich Anfang<br />
des 19. Jahrhunderts, während Europa<br />
von den napoleonischen Kriegen ge<strong>be</strong>utelt<br />
wurde, auf die Waltz <strong>be</strong>gab und dort die<br />
Mühen des Alltags als auch die Freuden<br />
des Reisens kennenlernte. Schwere Mehlsäcke<br />
schleppen, Teige kneten, Hitze in der<br />
Backstu<strong>be</strong>, der Beruf des Bäckergesellen in<br />
Deutschland war damals ein „hartes Brot“.<br />
Seine Erlebnisse notierte er in seinem Tagebuch.<br />
Es steckt voll von Anekdoten, die<br />
zeigen, wie die Menschen in dieser Zeit<br />
lebten, liebten und litten. Es ist nicht das<br />
Geschichtsbuch eines Gelehrten oder Adeligen,<br />
sondern eines Mannes aus der einfachen<br />
Bevölkerungsschicht dieser Zeit.<br />
EINZIGARTIGES WERK<br />
Als ich das Buch<br />
das erste Mal in<br />
Händen hielt, war<br />
mir klar, dass dies ein<br />
einmaliges Dokument<br />
ist, das un<strong>be</strong>dingt der<br />
breiteren Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht<br />
werden sollte."<br />
Peter Augendopler<br />
fertigte Aquarelle machen die Zeit für das<br />
Publikum von heute noch greifbarer. Die<br />
Wandererlebnisse des Bäckergesellen sind<br />
ein le<strong>be</strong>ndiges Dokument der Zeit vor dem<br />
Wiener Kongress. Mehr als 150 Jahre war das<br />
Buch verschollen, bis es schließlich <strong>be</strong>i einer<br />
Auktion wiederauftauchte und von Kornspitz-Erfinder<br />
Peter Augendopler erwor<strong>be</strong>n<br />
wurde. Der leidenschaftliche Sammler<br />
erkannte die Besonderheit dieses Werkes<br />
und legte es in einer limitierten, aufwendig<br />
gestalteten Auflage neu auf. Es ist ein<br />
weltweit einzigartiges Werk, das die Einfachheit,<br />
a<strong>be</strong>r auch die Mühen der Bevölkerung<br />
in dieser Zeit eindrucksvoll schildert.<br />
PANEUM –<br />
WUNDERKAMMER<br />
DES BROTES<br />
Anreise:<br />
Kornspitzstraße 1<br />
4481 Asten<br />
Der <strong>be</strong>geisterte<br />
Sammler PETER<br />
AUGENDOPLER<br />
mit dem neu<br />
herausgege<strong>be</strong>nen<br />
Bäckerbuch aus dem<br />
19. Jahrhundert.<br />
Informationen:<br />
Tel. +43 7224 8821 400<br />
E-Mail: empfang@paneum.at<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mi – So: 10.00 – 16.00 Uhr<br />
letzter Einlass 15.00 Uhr<br />
paneum.at<br />
122 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 123
ART EXPO<br />
ein Herz in...<br />
AUFLÖSUNG<br />
ISA STEIN. ZWISCHEN MALEREI<br />
UND PERFORMANCE.<br />
THE MATTER OF THE HEART. KÜNSTLERIN ISA STEIN<br />
ZEIGT AUF DER KUNSTMESSE „PARALLEL“, VERTRETEN<br />
DURCH DIE GALERIE SCHLOSS PARZ, IHRE NEUEN<br />
FOTOSERIEN 2021 – SNOW, SAND, ASPHALT, AIR.<br />
Befreiung. Loslösung. Bis hin zur<br />
Auflösung. Frau sein, ohne Kompromisse.<br />
Eingefangen in einem<br />
direkten Dialog mit der jeweiligen<br />
Materie. Es entsteht ein Herz. Schonungslos<br />
<strong>be</strong>ar<strong>be</strong>itet STEIN das Material Schnee,<br />
Sand, Asphalt und Luft mit ihren Haaren.<br />
Das Schneefeld wird zur Leinwand, wirkt<br />
luftig leicht in der Fotodokumentation. Erst<br />
oft am zweiten Blick entdeckt der Betrachter<br />
den Entstehungsprozess. Klar ersichtlich<br />
machen diesen die jeweiligen Videos.<br />
ISA STEIN's Kopf rattert ü<strong>be</strong>r kalten Boden<br />
oder ü<strong>be</strong>r harten Asphalt, Sand und Luft<br />
scheinen eine angenehme Abwechslung.<br />
Schonungslos und sehr weit gespannt ist<br />
auch das Thema Herz. So darf es auch luftig<br />
und hart sein.<br />
INSPIRATION. DURCH AKTIVIERUNG<br />
DER SINNE IM PROZESS.<br />
„Meine Ideen sind auf einmal da und ich spüre,<br />
ich muss das Projekt umsetzen“, so die<br />
Künstlerin ISA STEIN.<br />
Zwar ist ISA STEIN <strong>be</strong>wusst, dass ein Herz<br />
entstehen soll, doch erst das Zusammenspiel<br />
des jeweiligen Bodens und die jeweiligen<br />
Gerüche inspirieren den Prozess.<br />
Es entstehen unterschiedliche Herzen in<br />
Form, Größe und Dichtheit. „ISA STEIN's<br />
Ar<strong>be</strong>iten ü<strong>be</strong>rraschen durch ihre Kraft,<br />
Spontaneität und Energie“, so die Schloss<br />
Parz Galeristin Jacinta Mössenböck ü<strong>be</strong>r<br />
STEIN's Ar<strong>be</strong>it und ergänzt, „ISA STEIN<br />
<strong>be</strong>gann mit ihren Haaren 2013 zu ar<strong>be</strong>iten,<br />
Bildrechte: © Isa Stein / Barbara Ebner<br />
als sie ein Atelierstipendium im Museo<br />
Vincenzo Vela in der Schweiz hatte. Ich<br />
fand den Prozess und das jeweilige Resultat<br />
einfach faszinierend und freue mich<br />
sehr, in diesem Jahr ihre Ar<strong>be</strong>iten auf der<br />
PARALLEL präsentieren zu können.“<br />
DOKUMENTATION<br />
Aktionistisch <strong>be</strong>gleitet sie die Foto- und Videokamera,<br />
um den Entstehungsmoment<br />
festzuhalten – Fotos und Video sind blei<strong>be</strong>nde<br />
Dokumente dieser vergänglichen Aktion.<br />
STEIN <strong>be</strong>wegt sich mit ihren Ar<strong>be</strong>iten<br />
immer wieder zwischen Malerei und Performance.<br />
Schon während ihres Studiums am<br />
Pratt Institute in New York, USA, erkannte<br />
ISA STEIN, dass gerade der Entstehungsprozess<br />
– das Schaffen – eine <strong>be</strong>sondere<br />
Komponente in ihrer Kunst darstellt.<br />
Es interessiert sie das Vergängliche, ein<br />
Bild, eine Nachricht, die sich wieder auflösen<br />
darf. Der Mensch im stetigen Wandel,<br />
das Entstehen des Kunstwerks bleibt in<br />
der Erinnerung, Foto und Video sind Dokumentation.<br />
„Das Kunstwerk ist so gut wie<br />
seine Performance, oder die Performance ist so<br />
gut, wie der Körper sich gehen lassen konnte. Es<br />
sind nicht die '<strong>be</strong>wussten/objektiven' Kriterien,<br />
die meine Ar<strong>be</strong>it <strong>be</strong>stimmen. Es ist das 'Sichgehen-lassen',<br />
das 'In-sich-hineinhören', wodurch<br />
Prozesse ausgelöst werden, die wiederum<br />
Far<strong>be</strong> '<strong>be</strong>wegen' und mich mit der Kamera kommunizieren<br />
lassen. Es ist die Suche nach dem<br />
Puristischen, die Suche nach einer Essenz“,<br />
erklärt die Künstlerin STEIN die <strong>Art</strong> ihres<br />
Ar<strong>be</strong>itens.<br />
ÜBER ISA STEIN:<br />
Die gebürtige Linzerin studierte Architektur<br />
an der École d'Architecture de Paris, Frankreich,<br />
an der Columbia University, New<br />
York, USA, und an der Technischen Universität<br />
Graz, Österreich. 2010 unterstrich sie<br />
dort ihre architektonische Ausbildung mit<br />
einem Doktorat. Nach ihrem Studium der<br />
Architektur <strong>be</strong>gann sie mit einem Kunststudium<br />
am renommierten Pratt Institute in<br />
New York, USA, ar<strong>be</strong>itete dort <strong>be</strong>i Vito Acconci<br />
und war 2001 – 2002 Adjunct Professor<br />
an der William Paterson University in New<br />
Jersey, USA. ISA STEIN's Kunst ist seit 1995<br />
Bestandteil zahlreicher Gruppenausstellungen<br />
und Kataloge. Ihre Einzelausstellungen<br />
ü<strong>be</strong>rzeugen durch hohe Besucherzahlen. Die<br />
Ankäufe ihrer Werke durch zahlreiche Institutionen<br />
und Organisationen sowie privater<br />
Sammlungen untermauern ISA STEIN's<br />
Schaffen als Künstlerin.<br />
124 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 125
ART EVENT<br />
EIN INTENDANT<br />
und viele<br />
FRAUEN<br />
Brucknerhaus-Intendant<br />
Dietmar Kerschbaum<br />
IM UHRZEIGER-<br />
SINN: Mirga<br />
Gražinyte-Tyla,<br />
Camilla Nylund,<br />
Paulette McWilliams,<br />
Mechthild<br />
Großmann.<br />
BRUCKNERHAUS-INTENDANT<br />
DIETMAR KERSCHBAUM<br />
FÜHRT EIN „HAUS FÜR ALLE“.<br />
TOP-STARS, DARUNTER<br />
VIELE FRAUEN, SORGEN<br />
IM FRÜHJAHR 2022 FÜR<br />
KÜNSTLERISCHEN GLANZ.<br />
Die edle Architektur des Brucknerhauses<br />
Linz ist zeitlos schön.<br />
Das Programm wiederum, das<br />
in seinen <strong>be</strong>iden Sälen geboten<br />
wird, darf für sich <strong>be</strong>anspruchen, auf der<br />
Höhe der Zeit zu sein. Die Vielfalt an Veranstaltungen,<br />
die von Klassik, Jazz und<br />
Weltmusik bis hin zu speziellen Kinder-<br />
und Jugendprogrammen reicht, entspricht<br />
der Ü<strong>be</strong>rzeugung von Intendant Dietmar<br />
Kerschbaum, das Haus allen Menschen zugänglich<br />
zu machen. Manche Events, wie<br />
der <strong>be</strong>liebte Musikalische Adventkalender,<br />
der zwischen 1. und 23. Dezem<strong>be</strong>r täglich<br />
ein Fenster in Form eines kurzen Konzerts<br />
öffnet, finden sogar <strong>be</strong>i freiem Eintritt statt.<br />
Bildrechte: © Ben Ealovega © www.annas-foto.de © Anna Web<strong>be</strong>r © Daniel Sadrowski<br />
Schwungvoll geht das Brucknerhaus ins<br />
neue Jahr: Am Silvestera<strong>be</strong>nd sowie am 5.<br />
Jänner 2022 steht der Operetten-Klassiker<br />
„Wiener Blut“ von Johann Strauß Sohn auf<br />
dem Programm, eine der seltenen Gelegenheiten,<br />
Hausherrn Dietmar Kerschbaum<br />
als Tenor zu erle<strong>be</strong>n. Er schlüpft in seine<br />
Glanzrolle als Balduin Graf Zedlau, der abseits<br />
des ehelichen Terrains amouröse Begehrlichkeiten<br />
verfolgt, sich a<strong>be</strong>r schlussendlich<br />
in die eigene Frau neu verliebt, die<br />
Renate Pitscheider singt und spielt.<br />
Bedeutende Frauen ha<strong>be</strong>n im Frühjahr 2022<br />
im Brucknerhaus das Sagen: Die großartige<br />
Schauspielerin Mechthild Großmann, einem<br />
Millionenpublikum als Staatsanwältin<br />
Klemm im „Tatort“ aus Münster <strong>be</strong>kannt,<br />
liest zum Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner<br />
aus Arno Schmidts „Leviathan“. Stardirigentin<br />
Mirga Gražinytė-Tyla macht sich<br />
BRUCKNERHAUS LINZ<br />
STANDORT:<br />
Untere Donaulände 7,<br />
4010 Linz<br />
brucknerhaus.at<br />
SERVICE-CENTER:<br />
Tel. +43 732 77 52 30<br />
E-Mail: kassa@liva.linz.at<br />
am 31. März mit dem City of Birmingham<br />
Symphony Orchestra für die 3. und 4. Sinfonie<br />
des polnisch-russischen Komponisten<br />
Mieczysław Wein<strong>be</strong>rg stark. Österreichs<br />
Grand Dame des Originalklangs, Michi<br />
Gaigg, bricht am 20. Februar eine Lanze für<br />
die Mannheimer Schule, die auch Mozart inspirierte.<br />
Opernstar Camilla Nylund wiederum<br />
gibt am 16. Februar einen Liedera<strong>be</strong>nd<br />
zum Thema „Frauenlie<strong>be</strong> und (Ehe-)Le<strong>be</strong>n“.<br />
Auch der Jazz ist im Brucknerhaus im<br />
Frühjahr 2022 vorwiegend weiblich, mit<br />
Paulette McWilliams (14. März), Anna-Maria<br />
Hefele (19. April) und einem Women in<br />
Jazz-Event am 18. Mai.<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Montag bis Freitag<br />
10.00 – 18.00 Uhr<br />
126 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 127
ART<br />
INTERNATIONALE<br />
GRÖSSEN<br />
SIMON DE VLIEGER, Estuary at Day's<br />
End, ca. 1640/1645, Öl auf Holz<br />
© National Gallery of <strong>Art</strong>. Patrons’ Permanent Fund<br />
and The Lee and Juliet Folger Fund in memory of<br />
Kathrine Dulin Folger<br />
DAS ART QUARTERLY MAGAZIN BRINGT INTERNATIONALE<br />
AUSSTELLUNGEN AUFS BLATT. NEBEN DEN ÖSTERREICHISCHEN<br />
GRÖSSEN WIRD NUN AUCH AUGE AUF DIE INTERNATIONALE BÜHNE<br />
GELEGT: DIE BEDEUTENDSTEN MUSEEN UND GALERIEN DER WELT<br />
PRÄSENTIEREN NUN AUCH IHRE SAMMLUNGEN IM AQ.
KULTURTIPP / VEREINIGTE STAATEN<br />
Die Ausstellung „Clouds, Ice,<br />
and Bounty: The Lee and Juliet<br />
Folger Fund Collection of<br />
Seventeenth-Century Dutch<br />
and Flemish Paintings“, welche<br />
vom 17. Okto<strong>be</strong>r 2021 bis 27. Februar<br />
2022 in Washington DC zu sehen<br />
ist, präsentiert 27 Gemälde niederländischer<br />
Malerei, die von der National<br />
Gallery of <strong>Art</strong> im Laufe der letzten 25<br />
Jahre mit der Unterstützung des „Lee<br />
and Juliet Folger Funds“ akquiriert<br />
wurden. E<strong>be</strong>nfalls ist auch ein Gemälde<br />
aus der persönlichen Sammlung von<br />
Lee und Juliet Folger ausgestellt.<br />
1 2<br />
3<br />
4<br />
Herausragende Werke von Künstlern<br />
wie Salomon van Ruysdael und Clara<br />
Peeters sowie die jüngsten Ankäufe von<br />
Jan Brueghel dem Älteren und Dirck<br />
Hals füllen die niederländische und flämische<br />
Kabinettsgalerie des Westgebäudes,<br />
dessen erbau 1995 e<strong>be</strong>nfalls vom<br />
„Lee and Juliet Folger Fund“ unterstützt<br />
wurde. Die für diese Ausstellung neu<br />
renovierten Räumlichkeiten emulieren<br />
die häusliche Umgebung, für die viele<br />
dieser Werke ursprünglich geschaffen<br />
wurden, und bieten dem Betrachter ein<br />
einzigartig intimes Seherlebnis.<br />
„Die Sammlung niederländischer und flämischer<br />
Gemälde der National Gallery of<br />
<strong>Art</strong> – welche sicherlich eine der schönsten<br />
außerhalb der Niederlande ist – verdankt<br />
viel dem 'Lee und Juliet Folger Fund',<br />
der <strong>be</strong>reits seit mehr als zwei Jahrzehnten<br />
CLOUDS, ICE, AND<br />
BOUNTY<br />
Die Lee and Juliet Folger Fund-Sammlung<br />
niederländischer und flämischer Gemälde des<br />
17. Jahrhunderts<br />
WASHINGTON, DC – VON MAJESTÄTISCHEN MEERESPANORAMEN UND WEITLÄUFIGEN LANDSCHAFTEN BIS<br />
HIN ZU LEBHAFTEN GENRESZENEN UND REICHHALTIGEN STILLLEBEN. NIEDERLÄNDISCHE UND FLÄMISCHE<br />
GEMÄLDE DES 17. JAHRHUNDERTS ZEIGEN AUF, WIE DIE KUNST DER JUNGEN NIEDERLÄNDISCHEN<br />
REPUBLIK GEHOLFEN HAT, EINE KOLLEKTIVE KULTURELLE IDENTITÄT ZU DEFINIEREN.<br />
Bildrechte: © National Gallery of <strong>Art</strong> / The Lee and Juliet Folger Fund<br />
den Erwerb außergewöhnlicher Werke<br />
namhafter Künstler großzügig unterstützt.<br />
'Clouds, Ice, and Bounty' bietet<br />
Besucher*innen neue Wege, die Highlights<br />
unserer Sammlung zu verstehen und gibt<br />
einen ersten Einblick in mehrere Neuzugänge“,<br />
so Kaywin Feldman, Direktor<br />
der National Gallery of <strong>Art</strong>.<br />
AUSSTELLUNGSVORSCHAU<br />
„Clouds, Ice, and Bounty“ verzeichnet<br />
eine breite Palette von Landschaften,<br />
Seestücken, Genreszenen, Porträts und<br />
Stillle<strong>be</strong>n, die von niederländischen<br />
und flämischen Malern im Laufe des<br />
17. Jahrhunderts geschaffen wurden.<br />
Die Gemälde verdeutlichen den Wohlstand<br />
und den Fortschritt, den die<br />
niederländische Republik und die <strong>be</strong>nachbarte<br />
Provinz Flandern während<br />
dieser Zeit erlebten. Die Ausstellung<br />
erkennt jedoch auch an, dass Künstler<br />
damals sorgfältig auswählten, was sie<br />
abbilden möchten, wo<strong>be</strong>i sie normalerweise<br />
die dunkleren Seiten vermieden.<br />
Die Niederländer und Flamen lebten<br />
in einem fast ständigen Krieg, religiösen<br />
Streit, Krankheit, Armut und Hungersnot,<br />
und ü<strong>be</strong>r ihre Grenzen hinaus<br />
<strong>be</strong>teiligten sich die Niederlande<br />
(1) WILLEM VAN DE VELDE DER J ÜNGERE, An English Warship firing a Salute, 1673, Öl auf<br />
Leinwand (2) PIETER CLAESZ, Still Life with a Peacock Pie, 1627, Öl auf Holz (3) FRANS<br />
VAN MIERIS DER ÄLTERE, A Soldier Smoking a Pipe, ca. 1657/1658, Öl auf Holz (4)<br />
SIMON DE VLIEGER, Estuary at Day's End, ca. 1640/1645, Öl auf Holz<br />
am transatlantischen Sklavenhandel<br />
sowie auch an der Kolonialisierung.<br />
Während der gesamten Ausstellung<br />
zeigen deswegen Informationen ü<strong>be</strong>r<br />
den historischen Kontext der Gemälde<br />
FACTS<br />
NATIONAL GALLERY OF ART<br />
Ausstellung<br />
Clouds, Ice, and Bounty<br />
LAUFZEIT:<br />
17. Okto<strong>be</strong>r 2021 bis 27. Februar 2022<br />
AUSSTELLUNGSSTANDORT:<br />
Constitution Ave. NW,<br />
Washington, DC 20565,<br />
Vereinigte Staaten<br />
twitter.com/ngadc<br />
facebook.com/nationalgalleryofart<br />
instagram.com/ngadc<br />
www.nga.gov<br />
auf, wie diese Kompositionen Realität<br />
und Fiktion verschmelzen lassen und<br />
wie sie die Werte der Künstler, ihrer<br />
Auftragge<strong>be</strong>r und ihrer Sammler widerspiegeln.<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel. +1 202 842 6997<br />
Mail: info@nga.gov<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
West Building | Sculpture Garden | East Building<br />
Täglich: 10.00 – 17.00 Uhr<br />
130 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 131
KULTURTIPP / VEREINIGTES KÖNIGREICH<br />
1<br />
„Muster entstehen, wenn ich mit mir selbst<br />
spreche und versuche, die Musik, den Klang,<br />
den Lärm und die Poesie, die all meinen Ar<strong>be</strong>iten<br />
zugrunde liegen, visuell darzustellen“, so<br />
die Künstlerin. Eine Reihe hängender Stoffflaggen,<br />
inspiriert von ostafrikanischen<br />
Kanga-Textilien, <strong>be</strong>grüßen die Besucher*innen<br />
der Ausstellung in der Tate Modern<br />
e<strong>be</strong>nso wie die evokativen Poesiezeilen, die<br />
die vielschichtigen Verwendungen und<br />
Bedeutungen des Kangas sowie seine Assoziationen<br />
mit Mode thematisieren.<br />
2<br />
Ein großes Highlight der Ausstellung ist<br />
auch die Präsenz von Klanginstallationen,<br />
darunter „Blue Grid Test“ 2020, geschaffen<br />
von Himid in Zusammenar<strong>be</strong>it mit<br />
der Künstlerin Magda Stawarska-Beavan.<br />
Dieses 25 Meter lange Werk, das zum ersten<br />
Mal in Großbritannien ausgestellt wird,<br />
zeigt 64 kulturell-induzierte Muster aus<br />
der ganzen Welt, von denen jedes in einem<br />
anderen Blauton auf einer Vielzahl von Objekten<br />
gemalt ist, die an den Galeriewänden<br />
<strong>be</strong>festigt wurden. Gepaart mit einer Klanginstallation,<br />
die Instrumentalmusik mit Himids<br />
Stimme ü<strong>be</strong>rlagert, schafft das Werk<br />
eine visuelle und klangliche Umarmung.<br />
Ü<strong>be</strong>r diese Idee reflektierend, fragt Himid<br />
die Besucher*innen: „Wie klingt Lie<strong>be</strong>?“<br />
(1) LUBAINA HIMID, Ball on<br />
Shipboard, 2018, Rennie<br />
Collection, Vancouver<br />
(2) LUBAINA HIMID, Between<br />
the Two my Heart is<br />
Balanced, 1991, Tate<br />
(3) LUBAINA HIMID, The<br />
Operating Table, 2019,<br />
Privatsammlung<br />
(4) A FASHIONABLE<br />
MARRIAGE, 1986, Installationsansicht,<br />
2017<br />
3<br />
LUBAINA HIMID<br />
ÜBER VIER JAHRZEHNTE HINWEG HAT LUBAINA HIMIDS KRAFT-<br />
VOLLES UND POETISCHES WERK SIE ZU EINER IMMER EINFLUSS-<br />
REICHEREN FIGUR IN DER ZEITGENÖSSISCHEN KUNST GEMACHT<br />
– VON IHRER SCHLÜSSELROLLE IN DER BRITISCHEN BLACK-ARTS-<br />
BEWEGUNG DER 1980ER-JAHRE BIS HIN ZUM GEWINN DES<br />
TURNER-PREISES 2017. DIE TATE MODERN WIDMET DIESER<br />
AUSNAHMEKÜNSTLERIN EINE UMFASSENDE RETROSPEKTIVE.<br />
Diesen Herbst präsentiert die Tate<br />
Gallery of Modern <strong>Art</strong> Himids<br />
bisher größte Einzelausstellung<br />
mit neuen Gemälden und <strong>be</strong>deutenden<br />
Highlights aus ihrer <strong>be</strong>merkenswerten Karriere.<br />
Inspiriert vom Interesse der Künstlerin<br />
an der Oper und ihrer Ausbildung<br />
in Theaterdesign, entfaltet sich die Show<br />
in einer Sequenz von Szenen, die die Besucher*innen<br />
in den Mittelpunkt stellen.<br />
Durch eine Reihe von Fragen, die in der gesamten<br />
Ausstellung gestellt werden, fordert<br />
Himid uns auf, darü<strong>be</strong>r nachzudenken, wie<br />
die konstruierte Umwelt, die Geschichte,<br />
persönliche Beziehungen und Konflikte<br />
unser Le<strong>be</strong>n prägen.<br />
Mit ü<strong>be</strong>r 50 Werken, die Malerei, Alltagsgegenstände,<br />
poetische Texte und Klänge zusammenbringen,<br />
bietet die Ausstellung eine<br />
seltene Gelegenheit, die Breite von Himids<br />
einflussreicher Karriere zu erle<strong>be</strong>n. Frühe<br />
Installationen, darunter „A Fashionable<br />
Marriage“ 1984, treten da<strong>be</strong>i in einen Dialog<br />
mit neueren Werken wie ihrer Serie großformatiger<br />
Gemälde „Le Rodeur“ 2016-18.<br />
Auch neue, während des Lockdowns entstandene<br />
Gemälde werden hier erstmals öffentlich<br />
ausgestellt. „Für mich <strong>be</strong>ginnt meine<br />
Ar<strong>be</strong>it erst dann, wenn die Leute sie sehen. Bis<br />
dahin hat für mich nichts <strong>be</strong>gonnen.“, so Himid.<br />
Eine frühe Faszination für Muster, welche<br />
Himid sich dank ihrer Mutter – einer<br />
Textildesignerin, aneignete; war schon immer<br />
ein zentrales Thema in Himids Werk.<br />
Bildrechte: © Lubaina Himid, © Nottingham Contemporary / Andy Keate, mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin und Hollybush Gardens<br />
Den Höhepunkt der Schau bildet allerdings<br />
eine Gruppe neuerer Gemälde und <strong>be</strong>malter<br />
Objekte, die außergewöhnliche Momente<br />
des Alltags in den Mittelpunkt stellen. Die<br />
Serie „Men in Drawers“ 2017-19 zeigt zarte<br />
Porträts imaginärer Figuren in Vintage-<br />
Holzmö<strong>be</strong>ln, während Ar<strong>be</strong>iten wie „Cover<br />
the Surface“ 2019 intime Interaktionen und<br />
Momente der Unentschlossenheit zwischen<br />
Männern zeigen. Himid erforscht auch weiterhin<br />
die Kreativität von Frauen in ihren<br />
jüngsten Gemälden, darunter „The Operating<br />
Table“ 2019, das die Besucher*innen in<br />
eine Gruppe von Frauen versetzt, die sich in<br />
Gesprächen und Planungen <strong>be</strong>finden. Bei<br />
jedem ihrer Gemälde fordert uns die Künstlerin<br />
auf, zu ü<strong>be</strong>rlegen: „Was passiert jetzt?“<br />
4<br />
FACTS<br />
TATE MODERN<br />
Ausstellung<br />
Lubaina Himid<br />
LAUFZEIT:<br />
25. Novem<strong>be</strong>r 2021 bis 3. Juli 2022<br />
AUSSTELLUNGSSTANDORT:<br />
Bankside,<br />
London, SE1 9TG,<br />
Vereinigtes Königreich<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel. +44 20 7887 8888 - 1<br />
Mail: hello@tate.org.uk<br />
www.tate.org.uk<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Mo – So: 10.00 – 18.00<br />
twitter.com/tate<br />
facebook.com/tategallery<br />
instagram.com/tate<br />
132 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 133
KULTURTIPP / DEUTSCHLAND<br />
KLASSE<br />
GESELLSCHAFT<br />
Alltag im Blick niederländischer Meister.<br />
Mit Lars Eidinger und Stefan Marx<br />
(1) PIETER DE HOOCH<br />
(1629–1684), Der Lie<strong>be</strong>sbote,<br />
um 1670, Öl auf Leinwand, auf<br />
Holz aufgezogen<br />
(2) LARS EIDINGER (*1976),<br />
Ohne Titel, Paris 2018, C-Print<br />
(3) JAN HAVICKSZ. STEEN<br />
(1626–1679), Herz-Ass,<br />
undatiert Öl auf Leinwand<br />
(4) ADRIAEN BROUWER<br />
(1605/06–1638), Der bittere<br />
Trank, um 1636-1638 Öl auf<br />
Eichenholz<br />
2<br />
3<br />
4<br />
DIE MALEREI ERLEBTE IM 17.<br />
JAHRHUNDERT IN DEN NIE-<br />
DERLANDEN IM ZUGE DER<br />
WIRTSCHAFTLICHEN ENT-<br />
WICKLUNG EINEN GROSSEN<br />
AUFSCHWUNG. DABEI ERFUHR<br />
DIE GENREMALEREI AUF-<br />
GRUND IHRER SEHR REALI-<br />
TÄTSNAH WIRKENDEN DAR-<br />
STELLUNGEN BEI<br />
WOHLHABENDEN BÜRGERN<br />
UND KAUFLEUTEN EINE HOHE<br />
WERTSCHÄTZUNG.<br />
M<br />
it Klasse Gesellschaft widmet<br />
die Hamburger Kunsthalle<br />
einem Kapitel einer der facettenreichsten<br />
Epochen der europäischen<br />
Kunstgeschichte – der<br />
Kunst des holländischen und flämischen<br />
17. Jahrhunderts – und ihren renommiertesten<br />
Vertretern eine umfassende Ausstellung,<br />
in der die <strong>be</strong>iden zeitgenössischen<br />
Künstler Lars Eidinger und Stefan Marx<br />
die Themen und Motive der Alten Meister<br />
mit neuen Ar<strong>be</strong>iten reflektieren. Ausgangspunkt<br />
der mit rund 150 Werken groß angelegten<br />
Schau ist der hochkarätige Bestand<br />
der Hamburger Kunsthalle an Genremalerei<br />
1<br />
niederländischer und flämischer Meister,<br />
die den Schwerpunkt des Sammlungs<strong>be</strong>reiches<br />
Alte Meister der Kunsthalle bildet.<br />
Die Gemälde werden um Zeichnungen und<br />
druckgraphische Ar<strong>be</strong>iten aus dem Kupferstichkabinett<br />
der Kunsthalle e<strong>be</strong>nso ergänzt<br />
wie um ca. 50 <strong>be</strong>deutende Leihga<strong>be</strong>n<br />
aus großen europäischen Museen, darunter<br />
das Rijksmuseum Amsterdam, das Museo<br />
Nacional Thyssen-Bornemisza Madrid, das<br />
Kunsthistorische Museum Wien, das Nationalmuseum<br />
Stockholm, das Kunstmuseum<br />
Basel und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen<br />
München. Rund ein weiteres<br />
Drittel der ausgestellten Ar<strong>be</strong>iten stammt<br />
von dem Zeichner Stefan Marx, der eigens<br />
für die Ausstellung Schriftbilder realisiert<br />
und von Lars Eidinger, von dem Fotografien<br />
und Videoar<strong>be</strong>iten präsentiert werden.<br />
Die Malerei erlebte im 17. Jahrhundert in den<br />
Niederlanden im Zuge der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung einen großen Aufschwung.<br />
Da<strong>be</strong>i erfuhr die Genremalerei aufgrund ihrer<br />
sehr realitätsnah wirkenden Darstellungen<br />
<strong>be</strong>i wohlha<strong>be</strong>nden Bürgern und Kaufleuten<br />
eine hohe Wertschätzung. Unter den<br />
gemalten Alltagsszenen waren ne<strong>be</strong>n den<br />
eleganten, atmosphärischen Interieurs und<br />
familiären Szenen der Delfter Feinmaler um<br />
Johannes Vermeer (1632–1675) und Pieter<br />
de Hooch (1629–1684) e<strong>be</strong>nso die ü<strong>be</strong>rspitzten,<br />
ironischen Schilderungen des bäuerlichen<br />
Milieus und zügellosen Trei<strong>be</strong>ns der<br />
einfachen Leute von Jan Steen (1626–1679)<br />
oder David Teniers (1610–1690) <strong>be</strong>liebt.<br />
In acht Kapiteln entfaltet die Aus-stellung<br />
einen Rundgang von der Darstellung der<br />
Frau und dem Motiv des Briefschrei<strong>be</strong>ns<br />
und –empfangens, ü<strong>be</strong>r die feiernden, trinkenden<br />
und rauchenden Bauern sowie<br />
die Soldaten in ihren Wachstu<strong>be</strong>n und das<br />
Thema Spiele und Zeitvertreib bis zu den<br />
Wissenschaftlern und Quacksal<strong>be</strong>rn sowie<br />
den Winterstücken. Die Schau schließt mit<br />
den Gesellschaftsbildern damals und heute.<br />
Bildrechte: © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford<br />
Bildrechte: © / Foto: Lars Eidinger, © Stockholm, Nationalmuseum, © Städel Museum, Frankfurt a. M.<br />
Eingewo<strong>be</strong>n sind Fotografien<br />
und Videoar<strong>be</strong>iten von<br />
Lars Eidinger (*1976) und<br />
Schriftbilder von Stefan Marx<br />
(*1979). Eidinger hat eine ganz<br />
eigene Affinität zur Kunst<br />
der Alten Meister, mit der er<br />
sich <strong>be</strong>reits u. a. in Theaterar<strong>be</strong>iten<br />
<strong>be</strong>schäftigt hat. Seine<br />
fotografischen Momentaufnahmen<br />
spiegeln ü<strong>be</strong>rwiegend<br />
Alltags<strong>be</strong>obachtungen wider.<br />
Die Ar<strong>be</strong>iten von Stefan Marx<br />
variieren zwischen Komik und<br />
Groteske. Sein Merkmal ist<br />
eine pointierte Schwarz-Weiß-Malerei, die<br />
auf Texten <strong>be</strong>ruht.<br />
Dem häufigen Vorurteil, dass die Kunst der<br />
Alten Meister und ihr Entstehungskontext<br />
nur wenig mit den komplexen Zusammenhängen<br />
und Themen von heute zu tun hat,<br />
möchte Klasse Gesellschaft mit Querverweisen<br />
zwischen den Darstellungen des 17. Jahrhunderts<br />
und den aktuellen gesellschaftskritischen<br />
Fragestellungen des 21. Jahrhunderts<br />
entgegenwirken. Wichtige thematische und<br />
motivische Anknüpfungspunkte sind da<strong>be</strong>i<br />
die inszenierten Darstellungen des niederländischen<br />
Bürgertums des 17. Jahrhunderts<br />
und die Mittel der Kommunikation: Heutige<br />
Motivationen inszenierter Darstellungen<br />
und die damit verbundenen Erwartungen<br />
unterscheiden sich kaum von den Damaligen.<br />
Durch die vermeintlich ungewöhnliche<br />
Gegenü<strong>be</strong>rstellung von scheinbar ganz andersartigen<br />
künstlerischen Positionen von<br />
Stefan Marx und Lars Eidinger entsteht ein<br />
größerer Kontext und ein spannender Dialog,<br />
der neue Blicke und Sichtweisen auf die<br />
Kunst der Alten Meister ermöglicht. Klasse<br />
Gesellschaft spannt so einen ungewöhnlich<br />
neuartigen Bogen vom 17. Jahrhundert in die<br />
heutige Zeit, deckt ü<strong>be</strong>rraschende Parallelen<br />
auf und stößt eine Diskussion kontroverser<br />
Themen an.<br />
FACTS<br />
HAMBURGER KUNSTHALLE<br />
Ausstellung<br />
KLASSE GESELLSCHAFT<br />
Alltag im Blick niederländischer Meister.<br />
LAUFZEIT:<br />
26. Novem<strong>be</strong>r 2021 bis 27. März 2022<br />
AUSSTELLUNGSSTANDORT:<br />
Glockengiesserwall 5,<br />
20095 Hamburg,<br />
Deutschland<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel. +49 40 428131 - 200<br />
Mail: info@hamburger-kunsthalle.de<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Mo: geschlossen<br />
Di – So: 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Do: 10.00 – 21.00 Uhr<br />
www.hamburger-kunsthalle.de<br />
twitter.com/kunsthallehh<br />
facebook.com/HamburgerKunsthalle<br />
instagram.com/hamburger.kunsthalle<br />
134 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 135
SERVUS<br />
IN WIEN<br />
Moderner Luxus und Wiener Le<strong>be</strong>nsgefühl -<br />
im 5-Sterne-Superior Palais Hansen<br />
Kempinski sorgt individueller Service verbunden<br />
mit Wiener Charme für unvergessliche<br />
Momente. Das denkmalgeschützte Palais<br />
<strong>be</strong>findet sich im Herzen Wiens und doch<br />
fernab des Tru<strong>be</strong>ls der Stadt.<br />
Auf die Gäste warten 152 elegante Zimmer<br />
und Suiten, die Restaurants Die Küche Wien<br />
und EDVARD, die Lobby Lounge&Bar mit<br />
dem <strong>be</strong>rühmten Apfelstrudel und der<br />
Kempinski The Spa. Dank der Kempinski<br />
White Glove Hygieneservices fühlen sich<br />
Gäste <strong>be</strong>i uns sicher und wohl.<br />
Wir freuen uns schon darauf, Sie wieder <strong>be</strong>i<br />
uns <strong>be</strong>grüßen zu dürfen!<br />
Blei<strong>be</strong>n Sie gesund und bis bald!<br />
Palais Hansen Kempinski Wien<br />
Schottenring 24 | 1010 Wien<br />
+43 1 236 1000 | www.kempinski.com/wien<br />
info.vienna@kempinski.com
KULTURTIPP / WIEN<br />
THE 80s<br />
Die Kunst der 80er Jahre<br />
DIE AUSSTELLUNG „THE 80S“ IN DER ALBERTINA MO-<br />
DERN PRÄSENTIERT ÜBER 160 ARBEITEN VON KÜNSTLE-<br />
RINNEN, DIE NICHT NUR DIESES JAHRZEHNT BESTIMM-<br />
TEN, SONDERN DEREN SCHAFFEN WEIT IN DIE KUNST<br />
DES 21. JAHRHUNDERTS VORAUSREICHT.<br />
Die 80er-Jahre sind das<br />
wichtigste Jahrzehnt für<br />
die Kunst unserer Zeit.<br />
Erstmals dominiert nicht mehr<br />
ein alles <strong>be</strong>stimmender Stil wie<br />
Abstraktion oder Pop <strong>Art</strong>. Die<br />
80er sind geprägt von einem noch<br />
nie dagewesenen Stilpluralismus,<br />
der sich des Bildfundus vergangener<br />
Jahrhunderte <strong>be</strong>dient: Die<br />
80er sind die Geburtsstunde der<br />
Postmoderne.<br />
Nach den Jahren von Minimalismus<br />
und Konzeptkunst <strong>be</strong>friedigen<br />
die Neuen Wilden mit<br />
ihrer neoexpressiven Malerei den<br />
Hunger nach Bildern. Jeff Koons<br />
entdeckt den Kitsch. Francesco<br />
Clemente <strong>be</strong>müht die antike Mythologie,<br />
während Julian Schna<strong>be</strong>l<br />
mit seinen Materialcollagen<br />
das Ideal des reinen Bildes zertrümmert.<br />
Cindy Sherman und<br />
Ro<strong>be</strong>rt Longo enttäuschen die Erwartungshaltung<br />
von permanenter<br />
künstlerischer Innovation und<br />
attackieren den Fetisch der Originalität<br />
von Kunst. Jean-Michel<br />
Basquiat und Keith Haring avancieren<br />
zum In<strong>be</strong>griff der nicht<br />
angepassten Kunst. Die feministische<br />
Kunst von Barbara Kruger<br />
und Jenny Holzer erklärt der<br />
männlichen Dominanz und der<br />
konsumfixierten amerikanischen<br />
Gesellschaft den Krieg. Und erstmals<br />
fügt sich die österreichische<br />
Kunst von Franz West, Brigitte<br />
Kowanz oder Erwin Wurm nahtlos<br />
in die internationale Kunst<br />
ihrer Zeit.<br />
FACTS<br />
ALBERTINA MODERN<br />
THE 80s.<br />
Die Kunst der 80er Jahre<br />
LAUFZEIT:<br />
10. Okt. 2021 bis 13. Feb. 2022<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel.: +43 1 534 83 0<br />
Mail: info@al<strong>be</strong>rtina.at<br />
facebook.com/Al<strong>be</strong>rtinaMuseum<br />
instagram.com/al<strong>be</strong>rtinamuseum<br />
twitter.com/Al<strong>be</strong>rtinaMuseum<br />
www.al<strong>be</strong>rtina.at<br />
FRANZ GERTSCH,<br />
Irène, 1980<br />
Olbricht Collection © Franz Gertsch<br />
IZHAR PATKIN,<br />
Don Quijote Segunda Parte, 1987<br />
eloxierter Aluminiumguss<br />
Privatsammlung © Izhar Patkin<br />
STANDORT:<br />
Karlsplatz 5,<br />
1010 Wien<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Täglich: 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Bildrechte: © Rupert Steiner<br />
Medienpartner<br />
Sponsor<br />
MuseumsQuartier Wien<br />
138 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
U3 Volkstheater<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 139<br />
www.leopoldmuseum.org<br />
Moriz Nähr, Ludwig Wittgenstein. Porträt zur Verleihung des Trinity College Stipendiums 1929, 1928/29 (Detail), unmaskiert, Klimt-Foundation, Wien, Foto: Klimt-Foundation, Wien<br />
12.11.2021–06.03.2022<br />
LUDWIG<br />
WITTGENSTEIN<br />
FOTOGRAFIE ALS<br />
ANALYTISCHE PRAXIS<br />
Förderer<br />
MIT WERKEN VON:<br />
VITO ACCONCI<br />
MIRIAM BÄCKSTRÖM<br />
JOHN BALDESSARI<br />
GOTTFRIED BECHTOLD<br />
ANNA UND BERNHARD BLUME<br />
CHRISTIAN BOLTANSKI<br />
HANNE DARBOVEN<br />
OLAFUR ELIASSON<br />
HANS-PETER FELDMANN<br />
GÜNTHER FÖRG<br />
HERBERT W. FRANKE<br />
NAN GOLDIN<br />
PETER HANDKE<br />
HEINRICH HEIDERSBERGER<br />
PETER HUJAR<br />
ANNA JERMOLAEWA<br />
BIRGIT JÜRGENSSEN<br />
MIKE KELLEY<br />
ANASTASIA KHOROSHILOVA<br />
FRIEDL KUBELKA<br />
DAVID LAMELAS<br />
SHERRIE LEVINE<br />
SHARON LOCKHART<br />
INÉS LOMBARDI<br />
DÓRA MAURER<br />
TREVOR PAGLEN<br />
SIGMAR POLKE<br />
TIMM RAUTERT<br />
GERHARD RICHTER<br />
MARTHA ROSLER<br />
THOMAS RUFF<br />
NORMAN SAUNDERS<br />
ALFONS SCHILLING<br />
CINDY SHERMAN<br />
KATHARINA SIEVERDING<br />
MARGHERITA SPILUTTINI<br />
DOMINIK STEIGER<br />
STURTEVANT<br />
HIROSHI SUGIMOTO<br />
ANDY WARHOL<br />
GILLIAN WEARING<br />
PETER WEIBEL<br />
MANFRED WILLMANN<br />
OTTO ZITKO<br />
HEIMO ZOBERNIG<br />
Partner des Leopold Museum
KULTURTIPP / WIEN<br />
Inspiriert von der damaligen<br />
Lie<strong>be</strong>spoesie und Literatur<br />
schufen Tizian und<br />
seine Zeitgenossen poetisch-erotische,<br />
idealisierte Frauenbildnisse.<br />
Sie werden wegweisend<br />
für die europäische Malerei<br />
der nachfolgenden Jahrhunderte.<br />
Die Schau <strong>be</strong>leuchtet das venezianische<br />
Frauenbild vor dem<br />
Hintergrund der Ideale und Gesellschaftsverhältnisse<br />
des 16.<br />
Jahrhunderts. In Tizians Frauenbildern<br />
geht es um die Zelebration<br />
der Frau als großartigstes<br />
Thema des Le<strong>be</strong>ns, der Lie<strong>be</strong> und<br />
der Kunst.<br />
DIE FRAU ALS THEMA IN<br />
MALEREI UND LITERATUR<br />
Tizians<br />
FRAUENBILD<br />
„TIZIANS FRAUENBILD“ KONZENTRIERT SICH ANHAND VON MEHR ALS<br />
60 GEMÄLDEN AUS INTERNATIONALEN SAMMLUNGEN SOWIE AUS DEM<br />
EIGENEN BESTAND AUF DIE DARSTELLUNG DER FRAU IM ŒUVRE DES<br />
VENEZIANISCHEN MEISTERS TIZIAN UND SEINER ZEITGENOSSEN.<br />
TIZIAN (UM 1488–1576),<br />
Junge Frau <strong>be</strong>i der<br />
Toilette, um 1515, Musée<br />
du Louvre, Département<br />
des Peintures, Paris<br />
© RMN-Grand Palais (musée du<br />
Louvre) / Franck Raux<br />
renoviert<br />
und erweitert<br />
Berggasse 19, 1090 Wien<br />
www.freud-museum.at<br />
Die Prominenz der Frau in der<br />
Malerei Venedigs im 16. Jahrhundert<br />
hat vielerlei Ursachen, etwa<br />
die politisch-soziale Struktur der<br />
Serenissima, die der Frau <strong>be</strong>züglich<br />
der Mitgift und des Er<strong>be</strong>s eigene<br />
Rechte zugestand, oder das<br />
kulturell aufgeschlossene und<br />
internationale Klima der Stadt:<br />
Einflussreiche Verlage zogen<br />
namhafte Poeten und Humanisten<br />
an – darunter Pietro Bembo,<br />
Sperone Speroni und Ludovico<br />
Dolce ‒, die in ihren Schriften der<br />
Frau und der Lie<strong>be</strong> <strong>be</strong>sondere<br />
Aufmerksamkeit schenkten. Den<br />
entscheidenden Anstoß in der<br />
visuellen Umsetzung gab Tizian,<br />
der <strong>be</strong>deutendste Maler, den die<br />
Stadtrepublik je hervorbrachte.<br />
NEUE FORSCHUNG – NEUE<br />
DEUTUNGEN<br />
Lange Zeit dachte man, dass<br />
Frauen, die Tizian mit Blick<br />
auf den Betrachter – oder noch<br />
schlimmer: mit entblößter oder<br />
hal<strong>be</strong>ntblößter Brust – malte, nur<br />
Kurtisanen gewesen sein können.<br />
Neu herangezogene Quellen<br />
ge<strong>be</strong>n ein differenzierteres Bild<br />
der Blicke und Gesten in Bildern<br />
des 16. Jahrhunderts: So sieht<br />
die aktuelle Forschung hier vielmehr<br />
die symbolische Öffnung<br />
des Herzens für den künftigen<br />
Ehepartner, mit der die Braut in<br />
die Heirat einwilligt. Solchen und<br />
ähnlichen Deutungsverschiebungen<br />
sind die Ausstellungsmacherinnen<br />
auf der Spur.<br />
FRAUEN FORDER(TE)N<br />
ANERKENNUNG<br />
Die neue, erhöhte Aufmerksamkeit<br />
durch Maler, Humanisten<br />
und Poeten <strong>be</strong>einflusste auch die<br />
Le<strong>be</strong>ns<strong>be</strong>dingungen der realen<br />
Frauen Venedigs im 16. Jahrhundert,<br />
wo<strong>be</strong>i die spezifische Gestalt<br />
der Stadt, die sogenannte forma<br />
urbis, deren Vernetzung und<br />
den Austausch zwischen unterschiedlichen<br />
sozialen Schichten<br />
förderte. Die Schriftstellerinnen<br />
unter ihnen forderten in ihren<br />
Schriften größere Anerkennung<br />
ihrer Fähigkeiten und gleichen<br />
Zugang zu höherer Bildung wie<br />
die Männer und leisteten damit<br />
eine <strong>be</strong>deutende Vorar<strong>be</strong>it für<br />
die Gleichstellung der Frau: ein<br />
Thema, das global gesehen heute<br />
wieder stark in den Fokus rückt.<br />
FACTS<br />
KUNSTHISTORISCHES<br />
MUSEUM WIEN<br />
Tizians Frauenbild<br />
LAUFZEIT:<br />
5. Okt. 2021 – 16. Jan. 2022<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel.: +43 1 525 24 - 0<br />
Mail: info@khm.at<br />
facebook.com/KHMWien<br />
instagram.com/kunsthistorischesmuseumvienna<br />
www.khm.at<br />
STANDORT:<br />
Maria-Theresien-Platz,<br />
1010 Wien<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Täglich: 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Bildrechte: © KHM-Museumsverband<br />
Wahrheitssadist*<br />
* Stefan Zweig, 1931<br />
140 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 141
KULTURTIPP / WIEN<br />
MARX REICHLICH,<br />
Heimsuchung, 1502<br />
Foto: Johannes Stoll /<br />
Belvedere, Wien<br />
DÜRERZEIT.<br />
ÖSTERREICH AM TOR<br />
ZUR RENAISSANCE<br />
IN DER ÜBERGANGSZEIT VON DER SPÄTGOTIK ZUR RE-<br />
NAISSANCE WAREN IN ÖSTERREICH BEDEUTENDE<br />
KÜNSTLER WIE ALBRECHT DÜRER, LUCAS CRANACH D.<br />
Ä., ALBRECHT ALTDORFER ODER JACOPO DE’ BARBARI<br />
TÄTIG. IHRE WERKE ZEUGEN VIELFACH VON EINEM NEU-<br />
EN KÜNSTLERISCHEN SELBSTVERSTÄNDNIS UND NEH-<br />
MEN DAMIT DEN WEG IN DIE MODERNE VORWEG.<br />
Die Wende zum 16. Jahrhundert<br />
und die folgenden<br />
Jahrzehnte waren<br />
geprägt von gesellschaftlichen<br />
und kulturellen Umbrüchen, die<br />
sich auch in der Kunst jener Zeit<br />
widerspiegeln. Deutlich waren<br />
noch Reminiszenzen der ausklingenden<br />
Gotik spürbar, als die Errungenschaften<br />
der italienischen<br />
Renaissancekunst auf dem Gebiet<br />
des heutigen Österreich Einzug<br />
hielten. In dieser Zeit des Wandels<br />
wurden Kunstwerke zunehmend<br />
von Funktionen <strong>be</strong>freit, die ihnen<br />
im Mittelalter zugedacht waren –<br />
etwa die Bewahrung eines Andenkens,<br />
die Belehrung der Gläubigen<br />
oder die Förderung der Andachtsübung.<br />
Die ästhetische Wirkung<br />
der Objekte <strong>be</strong>gann in den Vordergrund<br />
zu treten, und ihre Schöpfer<br />
etablierten sich mehr und mehr als<br />
Künstler in einem modernen Sinne.<br />
So entstanden auch auf dem<br />
Gebiet des heutigen Österreich<br />
mathematische Perspektivkonstruktionen,<br />
minutiöse Naturschilderungen<br />
und psychologisierende<br />
Porträts.<br />
In der Ausstellung wird diese<br />
Kunstproduktion nun erstmals<br />
fokussiert in den Blick genommen.<br />
Ne<strong>be</strong>n teilweise aufwändig<br />
restaurierten Werken aus dem<br />
eigenen Bestand werden zahlreiche<br />
Leihga<strong>be</strong>n aus nationalen und<br />
internationalen Sammlungen präsentiert.<br />
Zu sehen sind da<strong>be</strong>i u. a. Werke<br />
von Lucas Cranach d. Ä., Albrecht<br />
Altdorfer, Wolf(gang) Hu<strong>be</strong>r oder<br />
Jacopo de’ Barbari. Darü<strong>be</strong>r hinaus<br />
werden Gemälde, Skulpturen,<br />
Zeichnungen, Druckgrafiken und<br />
Medaillen von weniger <strong>be</strong>kannten<br />
Meistern gezeigt, die das hohe Niveau<br />
der Produktion in den österreichischen<br />
Werkstätten jener Zeit<br />
erfahrbar machen.<br />
URBAN GÖRTSCHACHER,<br />
Ecce Homo, 1508<br />
Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien<br />
FACTS<br />
OBERES BELVEDERE<br />
Dürerzeit | Österreich<br />
am Tor zur Renaissance<br />
LAUFZEIT:<br />
21. Okt. 2021 bis 30. Jan. 2022<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel.: +43 1 795 57 - 0<br />
Mail: info@<strong>be</strong>lvedere.at<br />
facebook.com/<strong>be</strong>lvederemuseum<br />
instagram.com/<strong>be</strong>lvederemuseum<br />
twitter.com/<strong>be</strong>lvederemuseum<br />
www.<strong>be</strong>lvedere.at<br />
STANDORT:<br />
Prinz Eugen-Straße 27,<br />
1030 Wien<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Täglich: 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Bildrechte: © Lukas Schaller<br />
HENRI U. ÜBER<br />
„SITZENDE (MARIETTA)“<br />
VON BRONCIA KOLLER-PINELL<br />
WAS WIRST DU FÜHLEN?<br />
FINDE ES HERAUS: IM LEOPOLD.<br />
Partner des Leopold Museum<br />
142 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 143
KULTURTIPP / WIEN<br />
LUDWIG WITTGENSTEIN<br />
Fotografie als analytische Praxis<br />
LUDWIG WITTGENSTEIN (1889–1951) IST EINER DER BEDEUTENDSTEN PHILOSOPHEN DES 20.<br />
JAHRHUNDERTS. IM MITTELPUNKT DER UMFASSENDEN AUSSTELLUNG DES LEOPOLD MUSEUM STEHEN<br />
ALLERDINGS NICHT WITTGENSTEINS BAHNBRECHENDE PHILOSOPHISCHE SCHRIFTEN ODER DEREN<br />
STRAHLKRAFT AUF DIE BILDENDE KUNST, SONDERN SEIN INTERESSE AN DER FOTOGRAFIE.<br />
(1) MORIZ NÄHR, Ludwig Wittgenstein. Porträt zur Verleihung des Trinity College Stipendiums 1929,<br />
1928/29 Sil<strong>be</strong>rgelatine-Neuabzug von Sil<strong>be</strong>rgelatine-Trockenplatte (Glasnegativ), Klimt-Foundation,<br />
Wien (2) HIROSHI SUGIMOTO, Wittgenstein House, 2001, Sil<strong>be</strong>rgelatineabzug, Courtesy of Gallery<br />
Koyanagi (3) GILLIAN WEARING, Self Portrait at 17 Years Old, 2003, Gerahmter C-Print, Collection<br />
Contemporary <strong>Art</strong> „la Caixa“ Foundation (4) MIKE KELLEY, Ectoplasm Photographs, 1978/2009 (Detail)<br />
15-teilig, chromogenetische Farbabzüge, Mike Kelley Foundation for the <strong>Art</strong>s und Hauser & Wirth (5)<br />
TOPICAL PICTURES, Francis Skinner und Ludwig Wittgenstein in einer Straße in Cambridge, rückseitig von<br />
Wittgenstein für Ludwig Hänsel <strong>be</strong>schrie<strong>be</strong>n: „Dieses schöne Bild zeigt mich + einen Freund in einer Straße<br />
von Cambridge.“, 1935, „Walking Pictures“, Sil<strong>be</strong>rgelatineabzug, Wittgenstein Archive Cambridge (6) JOHN<br />
BALDESSARI, Ed Henderson Suggests Sound Tracks for Photographs, 1974, Video (digitalisiert), Courtesy<br />
Electronic <strong>Art</strong>s Intermix (EAI), New York<br />
1<br />
Die Schau fokussiert anhand von<br />
mehr als 200 Objekten auf den<br />
Fotografen Wittgenstein, der sich<br />
als Autor, Sammler und Arrangeur<br />
von Fotografien <strong>be</strong>tätigte und <strong>be</strong>leuchtet<br />
davon ausgehend auch biografische Aspekte<br />
und Bezüge zum Schaffen des Philosophen.<br />
Im Zentrum stehen seine praktische und theoretische<br />
Verwendung der Fotografie, sein tiefes<br />
Verständnis des Mediums in der ganzen<br />
Bandbreite seiner Facetten zwischen indexikalischer<br />
Spur und <strong>Art</strong>efakt, zwischen Erinnerungsstütze<br />
und epistemischem Vehikel,<br />
zwischen Evidenz und Lüge.<br />
WITTGENSTEINS FOTOGRAFISCHE PRAXIS<br />
Die Verbindung von Wittgenstein zur Fotografie<br />
wurde bisher vor allem mit Fokus auf<br />
sein Fotoalbum, die Kompositfotografie und<br />
seine in einem Brief an Ludwig Hänsel formulierte<br />
Absicht, einen „Laokoon für Photographen“<br />
zu schrei<strong>be</strong>n, diskutiert. Die Perspektive<br />
der Ausstellung und die Möglichkeit, die<br />
Fülle des von Michael Nedo aufgebauten und<br />
geführten Wittgenstein Archive Cambridge<br />
wie auch relevante Bestände aus dem Trinity<br />
College und dem Brenner-Archiv unter dem<br />
Blickpunkt des Fotografischen zu <strong>be</strong>fragen,<br />
ermöglichen nun einen Blick auch auf bisher<br />
weniger Beachtetes wie <strong>be</strong>ispielsweise seine<br />
im Sommer 1936 mit einer Pocket Camera<br />
gefertigten Aufnahmen oder repräsentative<br />
Auszüge aus seiner Ansichtskartenkorrespondenz<br />
und aus seiner Nonsense Collection.<br />
Wittgensteins fotografische Praxis reicht vom<br />
eigenen Umgang mit der Kamera ü<strong>be</strong>r die<br />
Konzeption, Kompilation und Montage von<br />
Aufnahmen, ü<strong>be</strong>r das Beschneiden von Abzügen,<br />
das Kommentieren ihrer materiellen<br />
Qualitäten und das Versenden und Einfor-<br />
dern von Fotografien bis hin zum Formulieren<br />
von Präferenzen, Wertungen und Handlungsanweisungen<br />
für deren Betrachtung.<br />
KOMPOSITFOTOGRAFIE UND UNSCHÄRFE<br />
Die frühesten Äußerungen Wittgensteins ü<strong>be</strong>r<br />
Fotografie erfolgten 1929 im Zusammenhang<br />
mit der „Galton’schen Photographie“. Entwickelt<br />
vom britischen Wissenschaftler Francis<br />
Galton in den 1870er-Jahren, wurde diese<br />
Methode der fotografischen Synthese von Gesichtern<br />
zum Zweck einer Typologisierung<br />
breit rezipiert. Hinsichtlich ihrer Aufnahmeparameter<br />
möglichst identische Fotografien<br />
von Gesichtern werden in einer Teil<strong>be</strong>lichtung<br />
auf eine Negativplatte abfotografiert:<br />
Ü<strong>be</strong>reinstimmende Bereiche erge<strong>be</strong>n eine<br />
Voll<strong>be</strong>lichtung, Unterschiede treten in den<br />
Hintergrund; das Gemeinsame wird sichtbar,<br />
das Individuelle verschwindet. Während <strong>be</strong>i<br />
Galton die Schnittmenge der Ü<strong>be</strong>reinstimmungen<br />
im Fokus stand, war für Wittgenstein<br />
die spezifische Unschärfe des Kompositbildes<br />
von <strong>be</strong>sonderem Interesse, die dort sichtbar<br />
werdenden Charakteristika des Individuums.<br />
IM DIALOG MIT ZEITGENÖSSISCHER<br />
KUNST<br />
Wittgensteins fotografische Praxis reicht vom<br />
eigenen Umgang mit der Kamera ü<strong>be</strong>r die<br />
Konzeption, Kompilation und Montage von<br />
Aufnahmen, ü<strong>be</strong>r das Beschneiden von Abzügen,<br />
das Kommentieren ihrer materiellen<br />
Qualitäten und das Versenden und Einfordern<br />
von Fotografien bis hin zum Formulieren<br />
von Präferenzen, Wertungen und Handlungsanweisungen<br />
für deren Betrachtung. In der<br />
Ausstellung wird diese Praxis mit Werken folgender<br />
zeitgenössischer Künstler*innen in Dialog<br />
gesetzt: Vito Acconci, Miriam Bäckström,<br />
John Baldessari, Gottfried Bechtold, Anna und<br />
Bernhard Blume, Christian Boltanski, Hanne<br />
Darboven, Olafur Eliasson, Hans-Peter Feldmann,<br />
Günther Förg, Her<strong>be</strong>rt W. Franke, Nan<br />
Goldin, Peter Handke, Heinrich Heiders<strong>be</strong>rger,<br />
Peter Hujar, Anna Jermolaewa, Birgit<br />
Jürgenssen, Mike Kelley, Anastasia Khoroshilova,<br />
Friedl Ku<strong>be</strong>lka, David Lamelas, Sherrie<br />
Levine, Sharon Lockhart, Inés Lombardi,<br />
Dóra Maurer, Trevor Paglen, Sigmar Polke,<br />
Timm Rautert, Gerhard Richter, Martha Rosler,<br />
Thomas Ruff, Norman Saunders, Alfons<br />
Schilling, Cindy Sherman, Katharina Sieverding,<br />
Margherita Spiluttini, Dominik Steiger,<br />
Sturtevant, Hiroshi Sugimoto, Andy Warhol,<br />
Gillian Wearing, Peter Wei<strong>be</strong>l, Manfred Willmann,<br />
Otto Zitko, Heimo Zo<strong>be</strong>rnig.<br />
FACTS<br />
LEOPOLD MUSEUM<br />
Ausstellung<br />
LUDWIG WITTGENSTEIN<br />
Fotografie als analytische Praxis<br />
LAUFZEIT:<br />
12. Novem<strong>be</strong>r 2021 bis<br />
06. März 2022<br />
5 6<br />
AUSSTELLUNGSSTANDORT:<br />
MuseumsQuartier,<br />
Museumsplatz 1,<br />
1070 Wien<br />
twitter.com/Leopold_Museum<br />
facebook.com/LeopoldMuseum<br />
instagram.com/leopold_museum<br />
www.leopoldmuseum.org<br />
2 3<br />
© Hiroshi Sugimoto © Gillian Wearing © Mike Kelley Foundation for the <strong>Art</strong>s. All Rights Reserved / VAGA at ARS, NY. © John Baldessari 1974,<br />
Courtesy Estate of John Baldessari © 2021 Courtesy Sprüth Magers © Leopold Museum, Vienna/Manfred Thum<strong>be</strong>rger<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel.: +43 1 525 70-0<br />
Mail: office@leopoldmuseum.org<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Täglich außer Dienstag:<br />
10.00 – 18.00 Uhr<br />
Feiertags ge öffne t !<br />
4<br />
144 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 145
KULTURTIPP / WIEN<br />
DIE SAMMLUNG<br />
SCHEDLMAYER<br />
Eine Entdeckung!<br />
1<br />
2<br />
(3) MICHAEL POWOLNY 1871–1954, Ausführung: Vereinigte<br />
Wiener und Gmundner Keramik, Jahreszeiten-Putto<br />
(Sommer), um 1915, Keramik (4) DAGOBERT<br />
PECHE 1887–1923, Ausführung: Gmundner Keramik,<br />
Deckeldose, um 1918 Keramik, glasiert, <strong>be</strong>malt<br />
DIE AUSSTELLUNG IM<br />
LEOPOLD MUSEUM<br />
ERSTMALS PRÄSENTIERT DAS LEOPOLD MUSEUM DIE DER BREITEREN ÖFFENTLICHKEIT<br />
NOCH WEITGEHEND UNBEKANNTE SAMMLUNG SCHEDLMAYER.<br />
(LINKS) BRONCIA KOLLER-PINELL 1863–1934, Selbstporträt, um 1910, Öl auf Leinwand (RECHTS) ANTON FAISTAUER 1887–1930, Damenbildnis, 1929, Öl auf Leinwand<br />
In knapp drei Jahrzehnten trugen<br />
Hermi (1941–2018) und Fritz Schedlmayer<br />
(1939–2013) eine hochkarätige<br />
Auswahl kunstgewerblicher Gegenstände<br />
und Werke der bildenden<br />
Kunst zusammen. Ihren Anfang nahm die<br />
Geschichte der Sammlung im Jahr 1989, als<br />
das österreichische Ehepaar die Villa Roth<strong>be</strong>rger<br />
in Baden <strong>be</strong>i Wien erwarb. Das 1912<br />
vom Architekten Otto Prutscher maßgeblich<br />
umgebaute und eingerichtete Haus<br />
ließen sie restaurieren, entdeckten den Facettenreichtum<br />
von Prutschers Wirken und<br />
wandten sich mit Elan und Akribie der Erforschung<br />
seines Le<strong>be</strong>ns und Werks zu. Ein<br />
weiteres Augenmerk des Sammlerpaares<br />
galt der bildenden Kunst. Hermi und Fritz<br />
Schedlmayer erwar<strong>be</strong>n herausragende Werke<br />
des deutschen Expressionismus von Karl<br />
Hofer, Christian Rohlfs, Max Pechstein oder<br />
etwa Ernst Ludwig Kirchner. Ne<strong>be</strong>n diesen<br />
fanden Gemälde von Vertreter*innen<br />
der österreichischen Moderne wie Broncia<br />
Koller-Pinell, Jean Egger, Anton Kolig, Franz<br />
Wiegele und Anton Faistauer Eingang in die<br />
Sammlung. 2017 erfolgte eine großzügige<br />
Schenkung von Otto Prutschers Entwürfen<br />
sowie Objekten aus Sil<strong>be</strong>r, Glas und Keramik<br />
an das Museum für angewandte Kunst<br />
in Wien, das zwei Jahre später eine Personale<br />
des Künstlers zeigte. Dass sich in der Sammlung<br />
Schedlmayer jedoch zahlreiche Beispiele<br />
der Malerei und Grafik der frühen Moderne<br />
finden, war bis heute kaum <strong>be</strong>kannt.<br />
„Die Sammlung Schedlmayer verdient es<br />
tatsächlich, als Entdeckung <strong>be</strong>zeichnet zu<br />
werden. In der Szene angewandter Kunst<br />
war die hochkarätige Prutscher-Sammlung<br />
zwar <strong>be</strong>kannt, jedoch nicht, dass die österreichische<br />
und deutsche Moderne in Form<br />
von Gemälden und Ar<strong>be</strong>iten auf Papier so<br />
umfassend vertreten ist. So entstand nicht<br />
nur die Idee, diese Sammlung in ihrer Breite<br />
erstmals der Öffentlichkeit zugänglich zu<br />
machen, sondern auch die Ausstellung und<br />
den Katalog als Entdeckung zu <strong>be</strong>titeln.“<br />
– HANS-PETER WIPPLINGER<br />
Bildrechte: © Leopold Museum, Wien/Manfred Thum<strong>be</strong>rger<br />
(1) VALLY WIESELTHIER 1895–1945, Mädchenkopf<br />
(Fiona), um 1930, Glasierte Terracotta (2) OTTO<br />
PRUTSCHER 1880–1949, Ausführung: Kunsttischlerei<br />
Karl Adolf Franz, Prunkschrank, 1911 Verschiedene<br />
Obst- und Edelhölzer, intarsiert.<br />
DIE SAMMLUNG SCHEDLMAYER IM<br />
KONTEXT DER SAMMLUNG LEOPOLD<br />
Mit dem Erwerb der Villa Roth<strong>be</strong>rger setzte<br />
für das Ehepaar Schedlmayer eine ne<strong>be</strong>n<strong>be</strong>rufliche<br />
Forschungs- und Sammlungstätigkeit<br />
ein, die dem bis dahin nicht ausreichend<br />
gewürdigten Universalkünstler und<br />
seinem vielseitigen Œuvre galt. Nach und<br />
nach füllte sich die Villa mit Ar<strong>be</strong>iten Otto<br />
Prutschers, von Mö<strong>be</strong>lstücken und kleineren<br />
Gebrauchsgegenständen bis hin zu diversen<br />
Entwürfen. Werke von Josef Hoffmann,<br />
Koloman Moser, Adolf Loos und Dago<strong>be</strong>rt<br />
Peche rundeten das Gesamtbild ab. Die<br />
Villa wurde regelmäßig für Kulturveranstaltungen<br />
im Freundes- und Bekanntenkreis<br />
genutzt, ganz im Sinne der Salonidee zu<br />
Prutschers Lebzeiten.<br />
Das Ehepaar Schedlmayer förderte zahlreiche<br />
Informationen zu Prutschers Le<strong>be</strong>n und<br />
Werk zutage und ergänzte seinen Le<strong>be</strong>nslauf<br />
um unzählige Details. Ü<strong>be</strong>r Jahrzehnte<br />
hinweg trugen Hermi und Fritz Schedlmayer<br />
mehr als 5.500 Datensätze zu Prutschers<br />
Werken zusammen. Hermi Schedlmayers<br />
eingehende Forschung floss in eine 700 Seiten<br />
umfassende, zweibändige Monografie<br />
ein, die von ihrem Enkel Claas Duit herausgege<strong>be</strong>n<br />
wurde.<br />
3<br />
FACTS<br />
LEOPOLD MUSEUM<br />
Ausstellung<br />
DIE SAMMLUNG SCHEDLMAYER<br />
Eine Entdeckung!<br />
LAUFZEIT:<br />
10. Septem<strong>be</strong>r 2021 bis<br />
18. April 2022<br />
AUSSTELLUNGSSTANDORT:<br />
MuseumsQuartier,<br />
Museumsplatz 1,<br />
1070 Wien<br />
twitter.com/Leopold_Museum<br />
facebook.com/LeopoldMuseum<br />
instagram.com/leopold_museum<br />
4<br />
www.leopoldmuseum.org<br />
Anhand von rund 250 sorgfältig ausgewählten<br />
Exponaten, darunter Mö<strong>be</strong>l, Gemälde,<br />
Ar<strong>be</strong>iten auf Papier, Skulpturen, kleine<br />
kunstgewerbliche Objekte und Fotografien,<br />
vermittelt die Präsentation in drei Räumen<br />
die Vielfalt und Qualität der Sammlung<br />
Schedlmayer. Nach einer Einleitung im Atrium<br />
werden im Auftaktsaal anhand von<br />
Entwürfen und dokumentarischem Material<br />
der Umbau der Villa Roth<strong>be</strong>rger durch Otto<br />
Prutscher und das heutige, vom Sammlerpaar<br />
geschaffene Ambiente thematisiert. Im<br />
zweiten Ausstellungsraum bildet das Kunstgewer<strong>be</strong><br />
– hauptsächlich jenes von Prutscher<br />
– den Schwerpunkt. Im dritten Raum wird<br />
Hermi und Fritz Schedlmayers Interesse für<br />
die Malerei durch Werke von Anton Faistauer,<br />
Anton Kolig, Franz Wiegele, Josef<br />
Floch, Erika Giovanna Klien,<br />
Karl Hofer, Christian Rohlfs,<br />
Erich Heckel, Ernst Ludwig<br />
Kirchner, Karl Schmidt-Rotluff,<br />
Ernst Wilhelm Nay oder Broncia<br />
Koller-Pinell veranschaulicht.<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel.: +43 1 525 70-0<br />
Mail: office@leopoldmuseum.org<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Täglich außer Dienstag:<br />
10.00 – 18.00 Uhr<br />
Feiertags ge öffne t !<br />
146 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 147
KULTURTIPP / WIEN<br />
Kinderprogramm und neue<br />
Sonderausstellung<br />
IM SIGMUND<br />
FREUD<br />
MUSEUM<br />
Das Museum in der Wiener Berggasse<br />
19 bringt Le<strong>be</strong>n und Werk<br />
von Sigmund und Anna Freud<br />
nun auch den jüngsten Besucher*innen<br />
näher. An diesem geschichtsträchtigen Ort<br />
lebte und praktizierte der Begründer der<br />
Psychoanalyse fast 50 Jahre lang und erforschte<br />
die menschliche Psyche. Auch seine<br />
Tochter Anna - spezialisiert auf Kinderanalyse<br />
- lebte und ar<strong>be</strong>itete hier.<br />
Mit dem neuen Angebot für 5- bis 12-Jährige<br />
werden Kernthemen der Psychoanalyse,<br />
wie Träumen und Wünschen, Fantasie und<br />
Angst für Kinder spielerisch erklärt. Im<br />
Zentrum des kostenfreien Vermittlungsangebots<br />
stehen zehn Gedicht-Installationen:<br />
Die kindgerechten Texte stammen vom<br />
Wiener Schriftsteller Michael Hammerschmid.<br />
In den Ausstellungs<strong>be</strong>reichen des<br />
Sigmund Freud Museums werden Hörstationen<br />
eingerichtet, an denen ausgewählte<br />
Gedichte zu einzelnen Vermittlungsaspekten<br />
gehört werden können.<br />
Jedes Kind erhält an der Kassa einen Plan.<br />
Sigmund Freud, 1921<br />
Foto: Hal<strong>be</strong>rstadt, © Sigmund<br />
Freud Privatstiftung<br />
„FREUD FÜR DIE 'KLEINEN<br />
FRATZEN'“ LAUTET DER<br />
TITEL (DER AUF FREUDS<br />
LIEBEVOLLE BEZEICHNUNG<br />
FÜR SEINE KINDER ZURÜCK-<br />
GEHT) DES NEUEN VERMITT-<br />
LUNGSPROGRAMMS FÜR DIE<br />
JÜNGSTEN GÄSTE DES<br />
SIGMUND FREUD MUSEUMS.<br />
DARÜBER HINAUS ERÖFF-<br />
NET IM NOVEMBER DIE<br />
SONDERAUSSTELLUNG<br />
„ORGANISIERTE FLUCHT –<br />
WEITERLEBEN IM EXIL.<br />
WIENER PSYCHOANALYSE<br />
1938 UND DANACH“, DIE SICH<br />
DER FLUCHTBEWEGUNG<br />
DER ANALYTIKER*INNEN<br />
SOWIE DER WEITERENT-<br />
WICKLUNG UND WELTWEI-<br />
TEN VERBREITUNG DER<br />
PSYCHOANALYSE WIDMET.<br />
Auf diesem sind die zehn Stationen mit Gedicht-Installationen<br />
verzeichnet und können<br />
so - wie <strong>be</strong>i einer Schatzsuche - leicht<br />
aufgespürt werden. An den jeweiligen Stationen<br />
<strong>be</strong>finden sich bunte Boxen: Drückt<br />
das Kind den „Play-Button“ im Inneren,<br />
ertönt ein Gedicht, das einen kindgerechten<br />
Zugang zu <strong>be</strong>stimmten Ausstellungsaspekten<br />
eröffnet. Zudem enthält jede Box<br />
Aufkle<strong>be</strong>r zum Mitnehmen. Hat ein Kind<br />
alle Sticker gefunden und auf die dafür<br />
vorgesehenen Felder des Plans geklebt, ergibt<br />
sich ein Erinnerungsbild an die Reise<br />
durch das Sigmund Freud Museum, den<br />
Ursprungsort der Psychoanalyse.<br />
ORGANISIERTE FLUCHT –<br />
WEITERLEBEN IM EXIL.<br />
WIENER PSYCHOANALYSE<br />
1938 UND DANACH<br />
Die neue Sonderausstellung zeichnet die<br />
Schicksale der – ü<strong>be</strong>rwiegend jüdischen –<br />
Wiener Psychoanalytiker*innen nach, die<br />
Wien nach dem „Anschluss“ verlassen<br />
mussten. Der Großteil der Mitglieder und<br />
Kandidat*innen der Wiener Psychoanalytischen<br />
Vereinigung (WPV) konnte mithilfe<br />
der Bemühungen der internationalen<br />
psychoanalytischen Community flüchten.<br />
Eine Besonderheit dieser Flucht ist der Umstand,<br />
dass diese Emigration im Kollektiv<br />
organisiert wurde und bis auf wenige Ausnahmen<br />
gelang. Die so der Ermordung<br />
entkommenen Mitglieder leisteten in ihren<br />
neuen Heimatländern wesentliche Beiträge<br />
zur Weiterentwicklung und weltweiten<br />
Verbreitung der Psychoanalyse.<br />
In enger Rücksprache mit Anna Freud orchestrierte<br />
ins<strong>be</strong>sondere der britische Psychoanalytiker<br />
Ernest Jones von London aus<br />
<strong>be</strong>herzt und hartnäckig die systematisch<br />
angelegte Rettungsaktion. Von all den emigrierten<br />
WPV-Mitgliedern sollte kein einziges<br />
nach Ende des Krieges dauerhaft nach<br />
Wien zurückkehren. Die Ausstellung macht<br />
die Fluchtrouten nachvollziehbar und zeigt<br />
die bürokratischen und organisatorischen<br />
Bemühungen mittels ausgewählter Biografien,<br />
Briefwechsel, historischer Dokumente<br />
und Landkarten. Das wichtigste Zeugnis<br />
dieser organisierten Flucht<strong>be</strong>wegung ist<br />
eine 1938 von Ernest Jones angelegte Liste<br />
mit Namen und Anmerkungen. Audiound<br />
Video-Interviews ermöglichen persönliche<br />
Einblicke.<br />
Ausgehend von ausgewählten Einzelschicksalen<br />
wird die Entwicklung der Psychoanalyse<br />
im Exil und ihr Weiterle<strong>be</strong>n in<br />
Wien mit der Wiedereröffnung der WPV<br />
1946 <strong>be</strong>leuchtet. Die Ausstellung ermöglicht<br />
so einen differenzierten Blick auf nach<br />
wie vor aktuelle Fragestellungen zu Antisemitismus<br />
und Xenophobie e<strong>be</strong>nso wie auf<br />
heutige Flüchtlings<strong>be</strong>wegungen.<br />
Die Ausstellungsinhalte werden nicht nur<br />
im Museum in der Berggasse 19 präsentiert,<br />
sondern auch auf www.freud-museum.at<br />
zugänglich gemacht.<br />
Ernest Jones<br />
© Boston Psychoanalytic<br />
Society<br />
Grete Bibring, Anna<br />
Freud und Helene<br />
Deutsch<br />
© Boston Psychoanalytic<br />
Society<br />
FACTS<br />
SIGMUND FREUD MUSEUM<br />
Ausstellung<br />
Organisierte Flucht - Weiterle<strong>be</strong>n im Exil.<br />
Wiener Psychoanalyse 1938 und danach<br />
LAUFZEIT:<br />
12. Novem<strong>be</strong>r 2021 bis 30. April 2022<br />
AUSSTELLUNGSSTANDORT:<br />
Berggasse 19,<br />
1090 Wien<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel.: +43 1 319 15 96<br />
Mail: office@freud-museum.at<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Mi bis So & Feiertag:<br />
10.00 – 18.00 Uhr<br />
Mo und Di geschlossen<br />
www.freud-museum.at<br />
Freud für die<br />
„kleinen Fratzen“<br />
© Sigmund Freud<br />
Privatstiftung<br />
facebook.com/sigmundfreudmuseum<br />
instagram.com/sigmundfreudmuseum<br />
twitter.com/freudmuseum<br />
148 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 149
KULTURTIPP / WIEN<br />
MUSÉE SOULAGES,<br />
Rodez, 2021<br />
Ouriel Morgensztern.<br />
RENDEZVOUS IN WIEN<br />
1 2<br />
3<br />
(1) GAILLAC, 2019 (2) SOURASKY<br />
CENTRAL LIBRARY, Tel Aviv<br />
University, Ramat Aviv, 2019<br />
(3) RAMAT GAN, 2019<br />
DAS JÜDISCHE MUSEUM WIEN, EIN<br />
MUSEUM DER WIEN HOLDING,<br />
PRÄSENTIERT BIS 27. MÄRZ 2022<br />
FOTOGRAFIEN VON OURIEL<br />
MORGENSZTERN. 25 JAHRE NACH<br />
EINER AUSSTELLUNG VON HARRY<br />
WEBER UND FAST ZEHN JAHRE<br />
NACH JENER VON JOSEF<br />
POLLEROSS BIETEN<br />
MORGENSZTERNS FOTOGRAFIEN<br />
IM JÜDISCHEN MUSEUM WIEN<br />
EINEN GEGENWÄRTIGEN EINBLICK<br />
IN DIE VIELFÄLTIGE JÜDISCHE<br />
GEMEINSCHAFT DIESER STADT.<br />
NEW YORK, 2018<br />
Der Fotograf Ouriel Morgensztern<br />
ist ein Weltbürger, der<br />
uns durch den Blick seiner Kamera<br />
auf Reisen gehen lässt.<br />
In Paris geboren, wuchs er in<br />
einem Dorf in Südfrankreich auf, <strong>be</strong>vor er<br />
ü<strong>be</strong>r Abstecher nach New York und in einen<br />
Kibbutz in Israel seinen Le<strong>be</strong>nsmittelpunkt<br />
schließlich vor fast zwanzig Jahren<br />
in Wien fand. Hier <strong>be</strong>gleitet er seither die<br />
jüdische Gemeinde mit seiner Fotokamera.<br />
In seinen Bildern wird die Vielfalt des<br />
gegenwärtigen jüdischen Le<strong>be</strong>ns in Wien<br />
und Österreich sichtbar.<br />
© Ouriel Morgensztern (5), Stefan Fuhrer<br />
Ouriel Morgensztern führt die<br />
Betrachter*innen auch an weitere<br />
Orte seines Le<strong>be</strong>ns, deren Formen<br />
und Far<strong>be</strong>n er präzise und<br />
empathisch einfängt: von der<br />
ländlichen Stille seiner südfranzösischen<br />
Heimat bis zur Wiener Ringstraßenpracht,<br />
von Tel Avivs architektonischer Geometrie<br />
in Beton bis zu den un<strong>be</strong>festigten Wegen<br />
eines Dorfes in Ruanda.<br />
Aufgewachsen in einer jüdischen Familie<br />
im ländlichen Südfrankreich, fand Morgensztern<br />
auch durch die Auseinandersetzung<br />
mit seiner eigenen Familiengeschichte<br />
zur Fotografie: „Wir hatten nicht<br />
mehr so viele Familienmitglieder, weil<br />
ziemlich alle ermordet worden waren.<br />
A<strong>be</strong>r wir hatten Fotoal<strong>be</strong>n mit Bildern<br />
von unseren Verwandten. Meine Geschwister<br />
und ich schlugen sie daheim auf<br />
und suchten regelmäßig <strong>be</strong>stimmte Fotos<br />
heraus. Auf diese Weise konnten wir mit<br />
unserer Geschichte in Verbindung treten“,<br />
so Morgensztern.<br />
Mit großer Wertschätzung sowie Einfühlungsvermögen<br />
für Stimmungen und den<br />
idealen fotografischen Moment <strong>be</strong>gegnet<br />
Ouriel Morgensztern Menschen von Wien<br />
bis Ruanda, Landschaften und Architektur.<br />
FACTS<br />
JÜDISCHES MUSEUM WIEN<br />
Ausstellung<br />
Ouriel Morgensztern. Rendezvous in Wien<br />
LAUFZEIT:<br />
20. Okto<strong>be</strong>r 2021 bis 27. März 2022<br />
AUSSTELLUNGSSTANDORT:<br />
Museum Dorotheergasse,<br />
Dorotheergasse 11,<br />
1010 Wien<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel. +43 1 535 04 31<br />
Mail: info@jmw.at<br />
twitter.com/jewishmuseumVIE<br />
facebook.com/JuedischesMuseumWien<br />
instagram.com/jewishmuseumvienna<br />
www.jmw.at<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Museum Dorotheergasse:<br />
So – Fr: 10.00 – 18.00<br />
Samstags geschlossen<br />
Museum Judenplatz:<br />
So – Do: 10.00 – 18.00<br />
Fr: 10.00 – 14.00<br />
Samstags geschlossen<br />
150 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 151
KULTURTIPP / WIEN<br />
NEUE KABINETTAUSSTELLUNG IM HAUS DER MUSIK<br />
VOM ERHABENEN ZUM<br />
ABSCHEULICHEN<br />
Nachdenken ü<strong>be</strong>r Musik<br />
Die neue Kabinettausstellung<br />
ist eine Begegnung mit Zitaten<br />
<strong>be</strong>rühmter Philosoph*innen,<br />
die sich auf unterschiedlichste<br />
<strong>Art</strong> und Weise ü<strong>be</strong>r Musik geäußert<br />
ha<strong>be</strong>n. In <strong>be</strong>gehbaren Schaukästen<br />
werden die Besucher*innen dazu eingeladen,<br />
sich ü<strong>be</strong>r Musik, von einem<br />
sehr ungewöhnlichen Blickpunkt aus,<br />
Gedanken zu machen – nämlich dem<br />
der Philosophie, so Kurt Gollowitzer,<br />
Geschäftsführer der Wien Holding.<br />
Die neue Kabinettausstellung soll<br />
den Besucher*innen einen Eindruck<br />
vermitteln, wie buntscheckig und <strong>be</strong>wundernswert<br />
a<strong>be</strong>r auch verwunderlich<br />
und mitunter verstörend, diese<br />
gedanklichen Bauwerke sind.<br />
„Wir ha<strong>be</strong>n zur neuen Kabinettausstellung<br />
eigens einen Podcast<br />
aufgenommen, durch den die Besucher*innen<br />
die Zitate und Gedanken<br />
mithören und auch zu Hause<br />
nachhören können. Dadurch wird es<br />
möglich, die Ausstellung weiter zu<br />
denken und sich am niemals fertigen<br />
Bauwerk des Philosophierens zu <strong>be</strong>teiligen“,<br />
so Simon Posch, Direktor<br />
des Haus der Musik.<br />
ÜBER DEN KURATOR<br />
Heinz Palasser (geb. 1967 und wohnhaft<br />
in Wien) ist ü<strong>be</strong>r die Umwege des<br />
Le<strong>be</strong>ns zur Philosophie gekommen.<br />
Den Drang das vermeintlich Selbstverständliche<br />
aus e<strong>be</strong>n dieser Selbstverständlichkeit<br />
zu <strong>be</strong>freien, trägt er<br />
wohl schon immer in sich. Seit 2012<br />
<strong>be</strong>treibt er gemeinsam mit dem Philosophen<br />
Bernd Waß die School of Philosophy.<br />
Die Musik als aufbauendes<br />
Medium liebt er zeit seines Le<strong>be</strong>ns.<br />
Also schien es ihm naheliegend, sich<br />
der Musikphilosophie zuzuwenden.<br />
Er freut sich ü<strong>be</strong>r Gelegenheiten wie<br />
diese, philosophische Inhalte einem<br />
größeren Publikum näher zu bringen.<br />
DAS GEDANKLICHE DURCHDRIN-<br />
GEN DESSEN, WAS MUSIK IST<br />
IM HAUS DER MUSIK, EINEM MUSEUM DER WIEN HOLDING, WIDMET SICH DIE<br />
NEUE KABINETTAUSSTELLUNG UNTER DEM TITEL „VOM ERHABENEN ZUM<br />
ABSCHEULICHEN – NACHDENKEN ÜBER MUSIK“ DER MUSIKPHILOSOPHIE UND<br />
FRAGEN WIE „WAS IST MUSIK UND DIE IHR INNEWOHNENDE WIRKMACHT?“.<br />
KURATIERT WURDE DIE NEUE AUSSTELLUNG VON PHILOSOPH DR. HEINZ<br />
PALASSER VON DER „SCHOOL OF PHILOSOPHY“.<br />
Fotos: © Eva Kelety (3), Inge Prader<br />
Musik zu <strong>be</strong>trei<strong>be</strong>n, sei es produzierend<br />
oder konsumierend, ist nur<br />
eine Möglichkeit, sich mit Musik zu<br />
<strong>be</strong>schäftigen. Eine andere ist die geschichtliche<br />
Auseinandersetzung mit<br />
Musik bzw. mit deren Ersteller*innen<br />
und Interpret*innen. Musikphilosophie<br />
hingegen ist von völlig anderem<br />
Stoffe: Ihr geht es um das gedankliche<br />
Durchdringen dessen, was Musik<br />
ist und wie sie es vermag, jene Wirkung<br />
zu erzeugen, die wir erle<strong>be</strong>n,<br />
wenn wir uns von Musik ergriffen,<br />
aufgerüttelt, <strong>be</strong>ne<strong>be</strong>lt, verführt, abgeschreckt<br />
oder auch angewidert und<br />
abgestoßen fühlen.<br />
Philosophieren ist, einer gängigen<br />
Wendung nach, das permanente gedankliche<br />
Umbauen des Seienden.<br />
Musik ist Teil des Seienden. Insofern<br />
verwundert es wenig, dass <strong>be</strong>i diesem<br />
permanenten Umbau vielzählige und<br />
verschiedenste Bauwerke entstanden<br />
sind, die mehr oder weniger treffsicher<br />
bzw. mehr oder weniger <strong>be</strong>ständig<br />
erfassen, was Musik und die ihr<br />
innewohnende Wirkmacht ist.<br />
FACTS<br />
HAUS DER MUSIK<br />
Ausstellung<br />
Vom Erha<strong>be</strong>nen zum Abscheulichen<br />
– Nachdenken ü<strong>be</strong>r Musik<br />
LAUFZEIT:<br />
1. Okto<strong>be</strong>r 2021 bis 31. Jänner 2023<br />
AUSSTELLUNGSSTANDORT:<br />
Seilerstätte 30,<br />
1010 Wien<br />
twitter.com/hausdermusik<br />
facebook.com/hausdermusik<br />
instagram.com/hausdermusik_vienna<br />
www.hdm.at<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel. +43-1-513 48 50<br />
Mail: info@hdm.at<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Täglich 10.00 – 22.00 Uhr<br />
152 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 153
KULTURTIPP / NIEDERÖSTERREICH<br />
CHRISTINE NÖSTLINGER:<br />
STARKE FRAUEN<br />
IM KARIKATUR-<br />
MUSEUM KREMS<br />
CHRISTINE NÖSTLINGER,<br />
Die feuerrote Friederike, 1970<br />
MIT DER „FEUERROTEN<br />
FRIEDERIKE“ STELLT DAS<br />
KARIKATURMUSEUM KREMS IN<br />
SEINER HERBSTAUSSTELLUNG<br />
DIE GROSSARTIGE SCHRIFT-<br />
STELLERIN CHRISTINE<br />
NÖSTLINGER IN DEN FOKUS.<br />
AKTUELLE KÜNSTLERISCHE<br />
AUSEINANDERSETZUNGEN<br />
GEBEN EINEN FACETTEN-<br />
REICHEN EINBLICK IN<br />
NÖSTLINGERS ŒUVRE.<br />
Das wallende Haar mit Strähnen<br />
so leuchtend rot, wie Tomaten<br />
und Wein: Was heute wie ein<br />
Haartrend aus dem Modemagazin klingt,<br />
nutzen die Kinder in Christine Nöstlingers<br />
Erstlingswerk „Die feuerrote Friederike“<br />
von 1970, um das Mädchen mit der<br />
sonderbaren Haarfar<strong>be</strong> zu demütigen.<br />
Die Protagonistin Friederike ist anders,<br />
und sie weiß sich gegen die Hänseleien<br />
ihrer Mitschüler*innen zu wehren: mit<br />
Zau<strong>be</strong>rkräften.<br />
ERSTLING MIT BLEIBENDEM<br />
EINDRUCK<br />
Christine Nöstlinger läutete mit ihrem<br />
Debüt eine neue Zeit in der Kinder- und<br />
Jugendbuchliteratur ein. Denn der Begriff<br />
des Mobbings war in den 1970er-Jahren<br />
noch nicht etabliert. Kinder, die ausgegrenzt,<br />
gehänselt und sich mit Gewalt<br />
konfrontiert sahen, gab es a<strong>be</strong>r sehr wohl.<br />
ORIGINALE ZEICHNUNGEN<br />
Bildrechte: © Christine Nöstlingers Buchsta<strong>be</strong>nfabrik GmbH, www.christine-noestlinger.at<br />
Für „Die feuerrote Friederike“ lieferte<br />
Christine Nöstlinger nicht nur den Text,<br />
sondern zu Beginn auch die Bebilderungen.<br />
Das Karikaturmuseum Krems zeigt<br />
in seiner Ausstellung „Christine Nöstlinger<br />
und ihre Buchsta<strong>be</strong>nfabrik“ diese originalen<br />
Buch-Illustrationen, markant in<br />
schwarz-weiß gehalten und mit strahlenden<br />
Rottönen akzentuiert. Gemeinsam mit<br />
weiteren Ar<strong>be</strong>iten der Töchter Christiane<br />
Nöstlinger und Barbara Waldschütz gibt<br />
die Schau einen umfassenden Einblick in<br />
das Schaffen von Christine Nöstlinger.<br />
MANGA UND ILLUSTRATION<br />
Eine aktuelle Friederike entdecken Besucher*innen<br />
mit den ausgestellten Werken<br />
von Stefanie Reich. Die künstlerischen<br />
Auseinandersetzungen von Martina Peters,<br />
Stephanie Wunderlich und Nina<br />
Pagalies eröffnen einen zeitgenössischen<br />
Dialog zwischen Nöstlingers Œuvre und<br />
den Kunstformen des Mangas sowie der<br />
Illustration. Originale von Michael Roher,<br />
dem Gewinner des neu geschaffenen<br />
Christine-Nöstlinger-Preis, und von Sophie<br />
Schmid ergänzen die Schau.<br />
CHRISTINE NÖSTLINGER,<br />
Die feuerrote Friederike, 1970<br />
FACTS<br />
KARIKATURMUSEUM KREMS<br />
Ausstellung<br />
Christine Nöstlinger und<br />
ihre Buchsta<strong>be</strong>nfabrik<br />
LAUFZEIT:<br />
14. Novem<strong>be</strong>r 2021 bis 06. März 2022<br />
AUSSTELLUNGSSTANDORT:<br />
Museumsplatz 3,<br />
3500 Krems an der Donau<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel. +43 2732 908010<br />
Mail: office@kunstmeile.at<br />
facebook.com/karikaturmuseum.krems<br />
instagram.com/karikaturmuseumkrems<br />
www.karikaturmuseum.at<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Novem<strong>be</strong>r – Februar<br />
Mo – So: 10.00 – 17.00 Uhr<br />
März – Okto<strong>be</strong>r<br />
Mo – So: 10.00 – 18.00 Uhr<br />
24. & 31. Dez. sowie 01. Jänner geschlossen<br />
154 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 155
KULTURTIPP / NIEDERÖSTERREICH<br />
1 2<br />
3<br />
MARGOT PILZ,<br />
Celebration,<br />
2011/12<br />
(Filmstill)<br />
FEMINISTISCHE<br />
AVANTGARDE<br />
am Puls der Zeit<br />
Margot Pilz wurde 1936 in Harleem<br />
(Niederlande) geboren<br />
und kam 1953 nach Österreich.<br />
In den 1970er-Jahren ar<strong>be</strong>itete sie als Fotografin<br />
und engagierte sich in der Frauen<strong>be</strong>wegung.<br />
Ihre Festnahme von der Polizei<br />
<strong>be</strong>im dritten Frauenfest 1978 in Wien und<br />
der entwürdigende Umgang mit ihr und<br />
anderen Frauen war eine Initialzündung<br />
IN DEN WERKEN VON MARGOT PILZ TREFFEN EXISTENZIELLE<br />
FRAGESTELLUNGEN AUF UNGEHEMMTE WAHRHEITEN UND EHRLICHE<br />
ANTWORTEN. DIE PIONIERIN DER MEDIENKUNST PRÄGT SEIT DEN 1980ER-<br />
JAHREN DIE ÖSTERREICHISCHE KUNSTLANDSCHAFT. SIE WIDMET SICH<br />
THEMEN, DIE AUCH NACH 40 JAHREN NICHTS AN IHRER<br />
GESELLSCHAFTSPOLITISCHEN RELEVANZ EINGEBÜSST HABEN.<br />
zur Ar<strong>be</strong>it als Künstlerin. In den darauffolgenden<br />
vier Jahrzenten avancierte Pilz<br />
zu einer der international <strong>be</strong>deutendsten<br />
feministischen Künstlerinnen. Die Auseinandersetzung<br />
mit dem Individuum im<br />
Verhältnis zur Gesellschaft und der Stellung<br />
der Frau zieht sich wie ein roter Faden<br />
durch ihre Fotografien, Videoar<strong>be</strong>iten,<br />
digitalen Skulpturen und Performances.<br />
PIONIERIN DER MEDIENKUNST<br />
In ihren Frühwerken thematisiert Pilz oft<br />
die Enge, das Ausgeliefertsein und das<br />
Verschwinden. Ihre innovativen Ar<strong>be</strong>iten<br />
im Bereich der Medienkunst aus den frühen<br />
1990er-Jahren zeigen, wie neugierig<br />
und experimentell Pilz mit den damals<br />
neuen Medien umging.<br />
© Margot Pilz, Kooperation: Victoria Coeln Courtesy of Galerie 3<br />
© Margot Pilz, Courtesy of Galerie 3, Christian Redtenbacher, Margot Pilz Grafikdesign: Helmut Prochart<br />
AKTUELLE WERKE<br />
Für die Ausstellung in Krems hat Margot<br />
Pilz mehrere neue Werke entwickelt. Die<br />
Neonskulptur „Göttin schuf Eva“, ist eine<br />
Neudeutung von Michelangelos <strong>be</strong>rühmter<br />
Erschaffungsszene in der Sixtinischen<br />
Kapelle. Ü<strong>be</strong>r 40 Jahre nach ihren ersten<br />
Ar<strong>be</strong>iten ist die Notwendigkeit, sich als<br />
Künstlerin mit der Stellung der Frau auseinanderzusetzen<br />
nicht geringer geworden.<br />
Die Ar<strong>be</strong>it „Kaorle.Global“ <strong>be</strong>zieht sich<br />
auf ihr wegweisendes Projekt „Kaorle am<br />
Karlsplatz“ <strong>be</strong>i den Wiener Festwochen<br />
1982. Rund um das Wasser<strong>be</strong>cken vor der<br />
Karlskirche ließ Pilz damals einen Sandstrand<br />
mit Palme anlegen, um den urbanen<br />
Raum künstlerisch zu <strong>be</strong>setzen. In<br />
Krems hat sie im Wissen um die Zerstörung<br />
der Natur eine ernüchternde neue<br />
Version realisiert: eine Insel mit Strand<br />
und Palme, sowie Mikroabfällen und<br />
Plastikmüll.<br />
ALTERUNGSPROZESS<br />
In den letzten Jahren hat sich Pilz außerdem<br />
vermehrt mit ihrem Altwerden <strong>be</strong>schäftigt.<br />
Mit eindrucksvollen Foto- und<br />
Videoar<strong>be</strong>iten dokumentiert sie den<br />
schonungslosen Prozess der körperlichen<br />
Veränderung. Dennoch sind diese Ar<strong>be</strong>iten<br />
nicht wehleidig. Sie zeugen von dem<br />
ungebrochenen künstlerischen Elan der<br />
mittlerweile 85-jährigen Künstlerin.<br />
(1) MARGOT PILZ, Pietà 1, 2018 (2) MARGOT PILZ,<br />
Kaorle.Global, 2021 (3) MARGOT PILZ, Transition 1, 2021<br />
FACTS<br />
KUNSTHALLE KREMS<br />
Ausstellung<br />
Margot Pilz. Selbstauslöserin<br />
LAUFZEIT:<br />
23. Okto<strong>be</strong>r 2021 bis 03. April 2022<br />
AUSSTELLUNGSSTANDORT:<br />
Museumsplatz 5,<br />
3500 Krems an der Donau<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel. +43 2732 908010<br />
Mail: office@kunstmeile.at<br />
facebook.com/kunsthalle.krems<br />
instagram.com/kunsthalle.krems<br />
www.kunsthalle.at<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Novem<strong>be</strong>r – Februar<br />
Di – So: 10.00 – 17.00 Uhr<br />
März – Okto<strong>be</strong>r<br />
Di – So: 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Montag geschlossen (außer an Feiertagen)<br />
24. & 31. Dez. sowie 01. Jänner geschlossen<br />
156 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 157
KULTURTIPP / NIEDERÖSTERREICH<br />
MARCIA HOPMAN,<br />
„Komposition“, 1952<br />
© courtesy of David DuMez Hopman,<br />
Arlington/Texas, USA<br />
Skulpturen von MARIA<br />
BILJAN-BILGER in der<br />
Landesgalerie<br />
Niederösterreich<br />
MARIA LASSNIG in der<br />
Landesgalerie<br />
Niederösterreich<br />
AMAZONEN<br />
der Nachkriegszeit<br />
MIT MALEREIEN, ZEICH-<br />
NUNGEN, TAPISSERIEN<br />
UND SKULPTUREN<br />
BELEUCHTET DIE<br />
SCHAU „AUFBRÜCHE.<br />
KÜNSTLERINNEN DES<br />
ART CLUB“ IN DER<br />
LANDESGALERIE<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
DEN KAMPFGEIST<br />
STARKER ÖSTERREICHI-<br />
SCHER KÜNSTLERIN-<br />
NEN IN DER WEITGE-<br />
HEND UNENTDECKTEN<br />
EPOCHE NACH 1945.<br />
Nach dem zweiten Weltkrieg vereinten<br />
sich Künstler*innen, die<br />
mit der Ästhetik der diktatorischen<br />
Regime, vor allem der nationalsozialistischen,<br />
nichts zu tun ha<strong>be</strong>n wollten, im<br />
internationalen <strong>Art</strong> Club Wien. In der Zeit<br />
von 1945 bis zur Feministischen Avantgarde<br />
der 1970er-Jahre wurden herausragende<br />
Künstlerinnen wie Maria Biljan-Bilger,<br />
Susanne Wenger und Maria Lassnig hervorgebracht,<br />
die das Kunstschaffen der<br />
Nachkriegszeit gründlich aufmischten.<br />
DER ART CLUB WIEN<br />
Im Jahr 1947 wurde der internationale<br />
<strong>Art</strong> Club Wien in Zeiten eines durchwegs<br />
MARCIA HOPMAN,<br />
Foto: Yoichi R. Okamoto<br />
männlichen Kunst<strong>be</strong>triebs gegründet.<br />
Dennoch finden sich unter den 64 Namen<br />
zwölf Künstlerinnen, deren Wirken heute<br />
als feministische Avantgarde der frühen<br />
Nachkriegszeit greifbar wird. So zeigt die<br />
Gruppenausstellung Ar<strong>be</strong>iten aus dem<br />
Frühwerk Maria Lassnigs, Keramiken und<br />
Tapisserien von Maria Biljan-Bilger oder<br />
Malereien von Susanne Wenger. Als wohl<br />
größte Entdeckung sind Werke von Hilda<br />
C. Polsterer und der US-Künstlerin Marcia<br />
Hopman zu sehen.<br />
MARIA LASSNIG IM STROHKOFFER<br />
Einer der prominenteren Schauplätze des<br />
<strong>Art</strong> Club war der so genannte Strohkoffer im<br />
© Raffael F. Lehner<br />
Keller der heutigen Loos-Bar im 1. Wiener<br />
Bezirk. Ein Szenetreff, <strong>be</strong>i dem Ausstellungen<br />
gezeigt wurden und Diskussionsa<strong>be</strong>nde<br />
stattfanden, denen die Künstler*innen<br />
in unterschiedlichen Konstellationen <strong>be</strong>iwohnten.<br />
In der Landesgalerie Niederösterreich<br />
wurde nun mithilfe des Faltblatts zur<br />
Originalausstellung eine Einzelschau Maria<br />
Lassnigs rekonstruiert, die im Jahr 1952 im<br />
Strohkoffer präsentiert wurde.<br />
SPÄTE ENTDECKUNGEN<br />
Spät entdeckt und dadurch nicht weniger<br />
sensationell sind etwa Malereien von<br />
Hilda C. Polsterer. Die Werkserie <strong>be</strong>fand<br />
sich ü<strong>be</strong>r Jahrzehnte in Privat<strong>be</strong>sitz und<br />
gelangte durch Zufall in die Hände eines<br />
Kunstsammlers, der die Handschrift der<br />
Künstlerin zu orten wusste. Ähnliches<br />
gelang während den Recherchen zur Ausstellung,<br />
als das Werk sowie Le<strong>be</strong>nsdaten<br />
der US-Künstlerin Marcia Hopman ausfindig<br />
gemacht werden konnten. Die Ausstellung<br />
in Krems zeigt nun erstmals seit<br />
einem hal<strong>be</strong>n Jahrhundert Ar<strong>be</strong>iten der<br />
Grafikerin in Europa.<br />
FACTS<br />
LANDESGALERIE<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
Ausstellung<br />
Aufbrüche. Künstlerinnen des <strong>Art</strong> Club<br />
LAUFZEIT:<br />
16. Okto<strong>be</strong>r 2021 bis 06. März 2022<br />
AUSSTELLUNGSSTANDORT:<br />
Museumsplatz 1,<br />
3500 Krems an der Donau<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel. +43 2732 908010<br />
Mail: office@kunstmeile.at<br />
facebook.com/lgnoe<br />
instagram.com/landesgalerie_noe<br />
www.lgnoe.at<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Novem<strong>be</strong>r bis Februar<br />
Di – So: 10.00 – 17.00 Uhr<br />
März bis Okto<strong>be</strong>r<br />
Di – So: 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Montag geschlossen (außer an Feiertagen)<br />
24. & 31. Dez. sowie 01. Jänner geschlossen<br />
158 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 159
WEIHNACHTSTIPP / TIROL<br />
Lichtfestival<br />
VERZAUBERT<br />
KUFSTEIN<br />
Die KUFSTEINER ADVENTMÄRKTE<br />
glänzen nicht nur mit unverwechselbarem<br />
Ambiente und dem<br />
Charme der Perle am Inn.<br />
eine Stimme, mit der die Burg täglich zu den Menschen<br />
spricht und zum Frieden mahnt.<br />
KUFSTEINER ADVENTMÄRKTE<br />
Im Winter 2021 kehren die Adventmärkte in die<br />
Kufsteiner Innenstadt zurück. Mit einem abwechslungsreichen<br />
Programm entstehen im Stadtpark<br />
und auf der Festung stimmungsvolle Treffpunkte<br />
für Jung und Alt. Im Vordergrund steht<br />
auch heuer die Sicherheit der Besucher, der mit<br />
einem ausgefeilten Konzept gemäß den Vorlagen<br />
Genüge getan wird.<br />
DIE AUDIOVISUELLE INSZENIERUNG<br />
„STIMME DER BURG“ ENTFÜHRT DAS<br />
PUBLIKUM AB 27. DEZEMBER AUF EINEN<br />
MULTIMEDIALEN STREIFZUG DURCH<br />
IHRE WECHSELHAFTE GESCHICHTE DER<br />
FESTUNG KUFSTEIN.<br />
Diesen Winter wartet auf der Festung<br />
Kufstein ein multimediales Spektakel<br />
der ganz <strong>be</strong>sonderen <strong>Art</strong>: Nach<br />
Jahrhunderten bricht die Burg ihr<br />
Schweigen. Ihr Fels erwacht zum<br />
Le<strong>be</strong>n. „Stimme der Burg“ lautet der Titel der audiovisuellen<br />
Inszenierung, die vom 27. Dezem<strong>be</strong>r<br />
2021 bis zum 30. Januar 2022 weit mehr als nur<br />
optische und akustische Erlebnisse präsentiert.<br />
Die alten Gemäuer ha<strong>be</strong>n in den fast 1.000 Jahren<br />
ihrer Geschichte viel erlebt. Die Festung Kufstein<br />
stand häufig im Brennpunkt der Geschichte und<br />
war ein heiß umkämpftes Objekt zwischen Bayern<br />
und Tirol. Erbfolgekriege, Bauernaufstände, die<br />
österreichisch-ungarische Doppelmonarchie, Weltkriege<br />
und zuletzt kam endlich eine längere friedliche<br />
Phase bis zum modernen Tourismus. Nun<br />
können Besucherinnen und Besucher am Erfahrungsschatz<br />
des Wahrzeichens am Inn teilha<strong>be</strong>n.<br />
Das Lichtfestival „Stimme der Burg“ bietet den<br />
Besuchenden eine ungewöhnliche, multisensuale<br />
Erfahrung. Die Burg nimmt Interessierte <strong>be</strong>i der<br />
Hand, leitet sie auf einen Rundgang zu <strong>be</strong>sonders<br />
wichtigen und emotionalen Orten und lässt sie<br />
teilha<strong>be</strong>n an den Lehren aus der Geschichte, <strong>be</strong>schreibt<br />
der Kufsteiner Konzeptentwickler Klaus<br />
Bildrechte: © Faistauer Photography © Lumine Projections © Alex Gretter<br />
Reit<strong>be</strong>rger den rund 50-minütigen audiovisuellen<br />
Streifzug durch die Festung. Verantwortlich für<br />
die technische Umsetzung ist die Wiener Agentur<br />
Lumine Projections, die auf großformatigen Panoramaprojektionen<br />
und an die Architektur angepasste<br />
3D-Videomappings spezialisiert ist, mit<br />
denen Gebäude und Räume künstlerisch in Szene<br />
gesetzt werden.<br />
Die Begegnung mit der Stimme der Burg <strong>be</strong>ginnt<br />
<strong>be</strong>i der Fahrt mit dem Panoramalift. O<strong>be</strong>n werden<br />
die Besucherinnen und Besucher im Schlosshof<br />
empfangen, dort geht es weiter zum Kräutergarten<br />
und durch den langen Felsengang zur geheimen<br />
Herzkammer im Inneren des Festungsfelsens.<br />
Die Stimme erzählt aus der Vergangenheit,<br />
wie das Le<strong>be</strong>n früher war, welche Ent<strong>be</strong>hrungen<br />
die Menschen zu tragen hatten. Großflächige Projektionen<br />
erwecken Mauerflächen zum Le<strong>be</strong>n.<br />
Eine wichtige Rolle <strong>be</strong>i dieser mystischen Exkursion<br />
nimmt auch die Heldenorgel ein. Ihre Töne<br />
untermalen die Geschichte mit Musik. Dieses 90<br />
Jahre alte Instrument, das mit seinen fünftausend<br />
Pfeifen die größte Freiorgel der Welt darstellt, ist<br />
Spektakuläre Einblicke in die<br />
MULTIMEDIALE INSZENIERUNG<br />
der Festung Kufstein.<br />
FACTS<br />
STADT KUFSTEIN<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Lichtfestival „Stimme der Burg“<br />
27. Dezem<strong>be</strong>r 2021 bis 30. Januar 2022<br />
jeweils ab Einbruch der Dämmerung.<br />
Die 50-minütigen Führungen starten<br />
im 30 Minuten-Takt. Tickets sind via<br />
Ö-Ticket buchbar.<br />
Weitere Infos:<br />
lichtfestival.kufstein.at<br />
Adventmarkt Stadtpark Kufstein<br />
26. Novem<strong>be</strong>r bis 19. Dezem<strong>be</strong>r 2021<br />
Mi – Fr: 16.00 bis 20.00 Uhr,<br />
Sa, So und Feiertage: 14.00 bis 20.00 Uhr<br />
www.kufstein.com<br />
Auch für das Shoppingvergnügen präsentiert sich<br />
die Festungsstadt im vorweihnachtlichen Glanz<br />
mit passender Musik und Dekoration. In der gesamten<br />
Innenstadt erstrahlen an sechs Plätzen<br />
Lichtprojektionen mit weihnachtlichen Motiven.<br />
Auch die Festung, das Kufsteiner Wahrzeichen,<br />
schmückt sich heuer mit leuchtenden Sternen.<br />
Adventmarkt Festung Kufstein<br />
Sa und So an allen vier<br />
Adventwochenenden:<br />
11.00 – 18.00 Uhr<br />
Aufgrund der Situation <strong>be</strong>halten sich<br />
die Veranstalter Änderungen vor.<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel. +43 5372 62207<br />
Mail: info@kufstein.com<br />
twitter.com/kufsteinweb<br />
facebook.com/kufsteinerland<br />
instagram.com/kufsteinerland<br />
160 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 161
VIP DESTINATION<br />
Erste Reihe fußfrei<br />
am See<br />
hausdermusik.com<br />
mozarthausvienna.at<br />
kunsthauswien.com<br />
jmw.at<br />
WENN DAS NICHT ROMANTISCH IST? WER SEIN URLAUBS-<br />
GLÜCK IN DIE HÄNDE VON FAMILIE KOLLER IN IHREM HOTEL<br />
KOLLERS AM MILLSTÄTTER SEE LEGT, DER VERGISST DEN<br />
SOMMER NICHT SO SCHNELL.<br />
Das Genussrefugium liegt<br />
direkt am glasklaren See –<br />
und genau der bietet den<br />
Hotelgästen prickelnde<br />
„So-soll-es-blei<strong>be</strong>n“ Momente.<br />
enn a<strong>be</strong>nds das hoteleigene<br />
Motorboot dem Sonnenuntergang<br />
entgegen saust (die Flasche Champagner<br />
ist natürlich mit an Bord) oder<br />
zwei seelenruhig mit dem Segelboot<br />
ü<strong>be</strong>r den See gleiten (der Steuermann<br />
hat den Picknickkorb mit da<strong>be</strong>i),<br />
dann geht das Sommer-Feeling unter<br />
die Haut.<br />
Der „POTO“ ist das aufwendig restaurierte<br />
Oldtimer-Schiff der KOLLERs.<br />
Damit unternehmen Hotelgäste exklusive<br />
Ausfahrten oder verbringen<br />
erinnerungswürde Stunden zu zweit<br />
auf „hoher See“. Sonnenan<strong>be</strong>ter verlegen<br />
die See-Wellness auf das Sonnendeck<br />
des Relax-Schiffs „MS KOLLERs<br />
Swan“ und wiegen sich in Ruhe und<br />
Stille unter dem Sommerhimmel. Das<br />
kann nur noch ein „Dinner for 2“ auf<br />
der schwimmenden Palmeninsel toppen:<br />
mit Aperitif am Strand, Butler<br />
und einem festlich gedeckten Tisch<br />
im „Restaurant für 2“ mitten am See.<br />
Für das Sie<strong>be</strong>n-Gänge-Gourmetmenü<br />
wird jeder Gang frisch zu<strong>be</strong>reitet und<br />
von dem Butler per Boot serviert.<br />
Morgens die Augen aufschlagen und<br />
auf den See schauen, das hat was. Die<br />
luxuriöse Bootshaus-Suite mit offenem<br />
Kamin, Dampfbad und privater<br />
Sonnenterrasse ist dem See ganz nah.<br />
Wie alles im KOLLERs nimmt auch<br />
das SPA den See ins Visier. Im modernen<br />
Sauna-Kubus relaxen Hotelgäste<br />
mit Panoramablick auf das Wasser<br />
und in die Berge. Das 130 m² große<br />
Seebad mit Trinkwasserqualität wird<br />
ganzjährig mit Energie aus ressourcenschonenden,<br />
erneuerbaren Energiequellen<br />
auf 28 Grad erwärmt. Der<br />
e<strong>be</strong>nfalls energieeffizient <strong>be</strong>trie<strong>be</strong>ne<br />
Außenpool bietet Luftsprudelliegen<br />
und Massagekör<strong>be</strong> im 32 Grad warmem<br />
Wasser. Hochwirksame Vinoble-<br />
Kosmetik<strong>be</strong>handlungen entfalten ihr<br />
„Schönheitspotenzial“ und Spezial-<br />
Massagen <strong>be</strong>le<strong>be</strong>n und entspannen.<br />
KOLLERs SPA ist mit drei Relax<br />
Guide-Lilien ausgezeichnet.<br />
HOTEL KOLLERS<br />
ANREISE:<br />
A-9871 Seeboden am Millstätter See,<br />
Seepromenade 2–4<br />
INFORMATION:<br />
Tel. +43 4762/82000<br />
Mail: info@kollers.at<br />
www.kollers.at<br />
Bilder: © Kollers Hotel<br />
mehr<br />
neug er<br />
MUSEEN erforschen –<br />
Kultur hautnah erle<strong>be</strong>n.<br />
Die vier Museen der Wien Holding – das Mozarthaus<br />
Vienna, das Kunst Haus Wien, das Jüdische Museum<br />
Wien und das Haus der Musik – machen Kunst und Kultur<br />
auf eine ganz <strong>be</strong>sondere Weise erlebbar. Tickets erhältlich<br />
<strong>be</strong>i www.wien-ticket.at oder direkt <strong>be</strong>i den Museen.<br />
www.wienholding.at<br />
© HdM/Rudi Froese, Paul Bauer, David Peters, Klaus Pichler<br />
wecken.<br />
162 AQ HERBST/WINTER 2021<br />
www.art-quarterly.com
armani<strong>be</strong>auty.com Ryan Reynolds<br />
the classic