akzent Februar 2024 GB
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12 SEELEUTE<br />
© Wynrich Zlomke<br />
Rund 800 Werke umfasst die umfangreiche Sammlung des Ehepaars Eisele: (v.l.n.r.) Marielle Eisele,<br />
Rechtsanwältin Dr. Bettina Gretter, Kulturamtsleiterin Verena Müller, Jupp Eisele<br />
von „höchstem Niveau“, wie er betont. Einige der Künstler<br />
hatten, wie der ehemalige AEG-Rektor selbst, an der Akademie<br />
in Karlsruhe studiert. Aus Zeitgründen wurde schließlich<br />
das Programm auf vier Präsentationen pro Jahr beschränkt.<br />
Die Mischung war immer die gleiche: ein arrivierter<br />
Künstler plus drei eher unbekannte. Zu den Letzteren<br />
gehörte auch der Bildhauer Robert Schad, der einst Eiseles<br />
Schüler war und später international Karriere gemacht hat.<br />
Während die Sonntagsführungen, die Jupp Eisele regelmäßig<br />
anbot, fast immer ausgebucht waren, sah es bei<br />
den Vernissagen öfter mal anders aus. „Bei Penck kamen<br />
in den Siebzigern nur sieben Leute“, erinnert sich Marielle<br />
Eisele. Viele Jahre später gab es in den Räumen des heutigen<br />
Bauernmarkts eine weitere Ausstellung, bei der Penck<br />
mit seiner Band auftrat. „Da waren es plötzlich 400 Gäste.<br />
Das war die Sensation schlechthin!“<br />
Um stets auf dem Laufenden zu sein, sind die Eiseles regelmäßig<br />
unterwegs gewesen: zu Kunstmessen und Ausstellungen,<br />
zur Biennale in Venedig, zur documenta in<br />
Kassel, zu Atelierbesuchen. Lange Zeit hat die Stadt Ravensburg<br />
nur die Anfahrtskosten übernommen. Die Übernachtungen<br />
mussten sie selbst bezahlen. Bis Mitte der<br />
1970er-Jahre haben die Künstler*innen sogar bei ihnen<br />
im Haus übernachtet. „HA Schult hat klaglos im Esszimmer<br />
auf der Luftmatratze geschlafen“, erzählt Marielle Eisele<br />
und lacht. Mit der Zeit haben sich daraus dann Freundschaften<br />
entwickelt, wie etwa mit Wolfgang Glöckler, Artur<br />
Stoll, Fritz Schwegler oder Robert Schad.<br />
Weg fürs Kunstmuseum Ravensburg bereitet<br />
Jupp Eiseles letzte Ausstellung war Monika Brandmeier<br />
mit ihren klaren und reduzierten Skulpturen gewidmet.<br />
Während andernorts in ländlichen Gegenden solche Werke<br />
noch auf Unverständnis stießen, war man in Ravensburg<br />
längst offen für Neues. Anschließend wurde die Städtische<br />
Galerie von den Kulturamtsleitern betreut, allen voran<br />
Thomas Knubben. Im Rückblick kann man sagen, dass<br />
das Kunstmuseum Ravensburg ohne die Vorarbeit von<br />
Jupp Eisele so nicht denkbar gewesen wäre. „Er hat das Verständnis<br />
für die Kunst in der Stadt geweckt“, sagt Marielle<br />
Eisele. „Und das alles mit ehrenamtlichem Engagement“,<br />
ergänzt Verena Müller.<br />
Das Ehepaar Eisele sammelt übrigens nach wie vor Kunst.<br />
„Wenn uns etwas begeistert, dann kaufen wir das“, meint<br />
Jupp Eisele. Der letzte Ankauf war ein Bild von Paco Knöller<br />
anlässlich seiner Ausstellung diesen Sommer im Kunstmuseum<br />
Liechtenstein in Vaduz. Auch Knöller, der aus Obermarchtal<br />
stammt, hat bereits 1978 in der Städtischen Galerie<br />
Arbeiten präsentiert. Zu einem Zeitpunkt, als er noch<br />
jung und unbekannt war.