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12 SEELEUTE<br />

© Wynrich Zlomke<br />

Rund 800 Werke umfasst die umfangreiche Sammlung des Ehepaars Eisele: (v.l.n.r.) Marielle Eisele,<br />

Rechtsanwältin Dr. Bettina Gretter, Kulturamtsleiterin Verena Müller, Jupp Eisele<br />

von „höchstem Niveau“, wie er betont. Einige der Künstler<br />

hatten, wie der ehemalige AEG-Rektor selbst, an der Akademie<br />

in Karlsruhe studiert. Aus Zeitgründen wurde schließlich<br />

das Programm auf vier Präsentationen pro Jahr beschränkt.<br />

Die Mischung war immer die gleiche: ein arrivierter<br />

Künstler plus drei eher unbekannte. Zu den Letzteren<br />

gehörte auch der Bildhauer Robert Schad, der einst Eiseles<br />

Schüler war und später international Karriere gemacht hat.<br />

Während die Sonntagsführungen, die Jupp Eisele regelmäßig<br />

anbot, fast immer ausgebucht waren, sah es bei<br />

den Vernissagen öfter mal anders aus. „Bei Penck kamen<br />

in den Siebzigern nur sieben Leute“, erinnert sich Marielle<br />

Eisele. Viele Jahre später gab es in den Räumen des heutigen<br />

Bauernmarkts eine weitere Ausstellung, bei der Penck<br />

mit seiner Band auftrat. „Da waren es plötzlich 400 Gäste.<br />

Das war die Sensation schlechthin!“<br />

Um stets auf dem Laufenden zu sein, sind die Eiseles regelmäßig<br />

unterwegs gewesen: zu Kunstmessen und Ausstellungen,<br />

zur Biennale in Venedig, zur documenta in<br />

Kassel, zu Atelierbesuchen. Lange Zeit hat die Stadt Ravensburg<br />

nur die Anfahrtskosten übernommen. Die Übernachtungen<br />

mussten sie selbst bezahlen. Bis Mitte der<br />

1970er-Jahre haben die Künstler*innen sogar bei ihnen<br />

im Haus übernachtet. „HA Schult hat klaglos im Esszimmer<br />

auf der Luftmatratze geschlafen“, erzählt Marielle Eisele<br />

und lacht. Mit der Zeit haben sich daraus dann Freundschaften<br />

entwickelt, wie etwa mit Wolfgang Glöckler, Artur<br />

Stoll, Fritz Schwegler oder Robert Schad.<br />

Weg fürs Kunstmuseum Ravensburg bereitet<br />

Jupp Eiseles letzte Ausstellung war Monika Brandmeier<br />

mit ihren klaren und reduzierten Skulpturen gewidmet.<br />

Während andernorts in ländlichen Gegenden solche Werke<br />

noch auf Unverständnis stießen, war man in Ravensburg<br />

längst offen für Neues. Anschließend wurde die Städtische<br />

Galerie von den Kulturamtsleitern betreut, allen voran<br />

Thomas Knubben. Im Rückblick kann man sagen, dass<br />

das Kunstmuseum Ravensburg ohne die Vorarbeit von<br />

Jupp Eisele so nicht denkbar gewesen wäre. „Er hat das Verständnis<br />

für die Kunst in der Stadt geweckt“, sagt Marielle<br />

Eisele. „Und das alles mit ehrenamtlichem Engagement“,<br />

ergänzt Verena Müller.<br />

Das Ehepaar Eisele sammelt übrigens nach wie vor Kunst.<br />

„Wenn uns etwas begeistert, dann kaufen wir das“, meint<br />

Jupp Eisele. Der letzte Ankauf war ein Bild von Paco Knöller<br />

anlässlich seiner Ausstellung diesen Sommer im Kunstmuseum<br />

Liechtenstein in Vaduz. Auch Knöller, der aus Obermarchtal<br />

stammt, hat bereits 1978 in der Städtischen Galerie<br />

Arbeiten präsentiert. Zu einem Zeitpunkt, als er noch<br />

jung und unbekannt war.

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