BT_02_24
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DER BROCKEN<br />
Der Brocken erreicht eine Höhe von<br />
1141 m. Seine abgerundete, baumleere<br />
Oberfläche hat etwa 1200 m im<br />
Durchmesser und 3750 m Umfang.<br />
Ihm sind benachbart der Kleine Brocken<br />
(1040 m) im Nordwesten, der<br />
Königsberg (1<strong>02</strong>9 m) im Süden und<br />
die Heinrichshöhe (1044 m) im Südosten.<br />
Am Fuße des Brockens entspringen<br />
die Ilse, Bode, Ecker und<br />
Oder. Seine Abhänge tragen zahlreiche, meist baumfreie Moore; die meisten befinden<br />
sich um Torfhaus oder Oderbrück in Niedersachsen.<br />
Der Kern des Brockens besteht aus Granit. Schon aus der Entfernung erkennt man<br />
dieses Gestein an den runden Felsformen. Bei der Verwitterung runden sich die<br />
Blöcke an den Kanten (sogenannte „Wollsackverwitterung“). Aus der Nähe sieht<br />
man seine Bestandteile Feldspat (rosa), Quarz (glasig-weiß) und Glimmer (meist<br />
schwarz). Erst die Abtragung der vorherigen Decksteine bewirkte, daß der Granit die<br />
heutige Erdoberfläche bildet.<br />
Eine frühe Beschreibung der Brockenflora verdanken wir dem Nordhäuser Arzt<br />
Johannes Thal, der schon 1588 in seiner „Silva hercynia“, der ersten Regionalflora<br />
der Welt, auf die Pflanzen des Brockens einging. 1736 ließ der Graf zu Stolberg-<br />
Wernigerode das Wolkenhäus chen auf dem Brocken bauen. Das kleine Gebäude hat<br />
nur einen Raum und diente als Schutzhütte für die wenigen Besucher. 1753 waren<br />
es 198! Goethe bestieg seinerzeit den winterlichen Brocken in Begleitung des Försters<br />
Degen vom Torfhaus aus, damals noch ein gefährliches Abenteuer. Später kam<br />
das Brockenwandern mehr und mehr in Mode. Schon 1800 wird ein erstes Gasthaus<br />
auf dem Brocken errichtet. Im ersten Jahr konnte der Brockenwirt Gerlach 1000<br />
Gäste begrüßen. Im Jahre 1890 legt der Göttinger Botaniker Peter zu Forschungszwecken<br />
einen Brockengarten an (er dient heute im wesentlichen dem Naturschutz).<br />
Neun Jahre später wurde die Brockenbahn eröffnet. Etwa 100 000 Besucher<br />
erreichten schon damals den Gipfel, davon die Hälfte mit der Bahn.<br />
1907 klagt Hermann Löns: „Brockenfahrer kommen in hellen Haufen und von allen<br />
Sorten, in Rindsleder und Chevreaux, in Loden und Tennisflanell, ganze Bündel<br />
Brockenblumen in den Händen...“ Damals erlebte der Fremdenverkehr im Harz seine<br />
erste große Blüte. 225000 Menschen kamen jährlich auf den Brocken. Die Brockenanemone<br />
war fast verschwunden. 1937 wurde der Brocken mit Wurmberg, Achtermann<br />
und Acker zum Naturschutzgebiet Oberharz erklärt. Bei Kriegsende 1945<br />
verwandelt ein amerikanischer Fliegerangriff die Gebäude auf dem Gipfel in Schutt<br />
und Asche. Von 1948 bis 1959 war der Gipfel wieder frei, nicht nur für Wanderer und<br />
Bahnreisende, sondern sogar für Autofahrer. Dann wurde er zum Sperrgebiet; die<br />
Natur konnte sich erholen.<br />
Am Sonntag, dem 3.12.1989, wurde das Tor an der Brockenmauer den wartenden<br />
Besuchern geöffnet. Seither wird der Berg täglich von Tausenden von Wanderern<br />
bestiegen; an Spitzentagen von über 50.000! Dieser bis heute anhaltende Besucheransturm<br />
ist in der langen Brockengeschichte einmalig – er blieb nicht ohne<br />
Schäden für die Natur. Deshalb ist die Nationalparkverwaltung bemüht, die empfindlichsten<br />
Naturbereiche durch Geländer zu schützen.<br />
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