20.02.2024 Aufrufe

IT-Nachwuchsforschung in Österreich

Das OCG Journal ist die Mitgliederzeitschrift der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG). Das erste OCG Journal des Jahres widmet sich erneut der IT-Nachwuchsforschung in Österreich. Ausgewählte Jungforscher*innen präsentieren ihre spannende Arbeit im Bereich der Informatik.

Das OCG Journal ist die Mitgliederzeitschrift der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG). Das erste OCG Journal des Jahres widmet sich erneut der IT-Nachwuchsforschung in Österreich. Ausgewählte Jungforscher*innen präsentieren ihre spannende Arbeit im Bereich der Informatik.

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Ausgewählte Forschung<br />

fristigen Unterstützung und Übernahme<br />

dieser Ansätze <strong>in</strong> anderen Bereichen und<br />

Werkzeugen. Daher ist es für akademische<br />

und <strong>in</strong>dustrielle Nutzer*<strong>in</strong>nen gleichermaßen<br />

schwierig mit den jeweiligen<br />

Ansätzen zu experimentieren und deren<br />

Vor- und Nachteile zu verstehen. Um speziellen<br />

Anforderungen zu genügen, werden<br />

daher oft neue Ansätze entwickelt,<br />

statt Bestehende aufzugreifen. Ziel sollte<br />

es aber se<strong>in</strong>, die Stärken und Schwächen<br />

jeder Sprache zu verstehen und dann<br />

den passendsten Ansatz für e<strong>in</strong>en gegebenen<br />

Anwendungsfall als Basis auszuwählen<br />

und gegebenenfalls zu erweitern.<br />

Dazu muss aber auch die Interoperabilität<br />

bestehender Variabilitätsmodellierungsansätze<br />

und deren Werkzeuge erhöht<br />

werden.<br />

AUS EINEM MACH VIELE ARTE-<br />

FAKTE<br />

Es gibt ke<strong>in</strong>e standardisierte Methode<br />

zum Vergleich mehrerer verschiedener<br />

Variabilitätsartefakte, die mit unterschiedlichen<br />

Ansätzen erstellt wurden. In<br />

der Praxis macht dies das Experimentieren<br />

und Auswählen e<strong>in</strong>es geeigneten Variabilitätsmodellierungsansatzes<br />

zu e<strong>in</strong>er<br />

mühsamen Aufgabe. Die Transformation<br />

von Variabilitätsartefakten, d. h. von e<strong>in</strong>em<br />

Typ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en anderen, kann dieses<br />

Problem lösen. E<strong>in</strong> Transformationsansatz<br />

hilft Nutzer*<strong>in</strong>nen verschiedene Variabilitätsmodellierungsansätze<br />

zu vergleichen<br />

und den e<strong>in</strong>en zu f<strong>in</strong>den, der (fast)<br />

alle Anforderungen ihres konkreten Anwendungsfalls<br />

erfüllt. Außerdem können<br />

bestehende Artefakte e<strong>in</strong>es bestimmten<br />

Typs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en anderen überführt werden,<br />

wodurch bereits <strong>in</strong>vestierte Modellierung-<br />

und Dokumentationsarbeiten<br />

nicht verloren gehen. Die Transformation<br />

ermöglicht weiters die Integration<br />

bestehender Variabilitätsmodellierungsartefakte<br />

<strong>in</strong> anderen Werkzeugen, und<br />

fördert so die Wiederverwendung bestehender<br />

Ansätze über ihren beabsichtigten<br />

Umfang h<strong>in</strong>aus. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

werden durch die Entwicklung von Transformationen<br />

die geme<strong>in</strong>samen Konzepte<br />

aller Variabilitätsmodellierungsartefakte<br />

und deren Ansätze sichtbar. Diese Informationen<br />

können für die Entwicklung e<strong>in</strong>es<br />

Variabilitätsmodellierungsstandards<br />

genutzt werden.<br />

DIE HERAUSFORDERUNG LIEGT<br />

IN DEN UNTERSCHIEDEN<br />

Die Heterogenität der verschiedenen Variabilitätsartefakte<br />

und deren Ansätze aus<br />

Wissenschaft und Industrie erschwert die<br />

Entwicklung von Transformationen. Die<br />

Ähnlichkeiten verschiedener Variabilitätsmodellierungsansätze<br />

wurden oftmals<br />

untersucht und es wurden meist mehr<br />

Ähnlichkeiten als Unterschiede gefunden.<br />

Jedoch bremsen die unterschiedliche<br />

Semantik und Ausdruckskraft verschiedener<br />

Ansätze die Entwicklung von<br />

korrekten Transformationen zwischen<br />

zwei Artefakten, die unterschiedlichen<br />

Ansätze verwenden aus. Zusätzlich haben<br />

speziell maßgeschneiderte Variabilitätsdarstellungen<br />

aus der Industrie oft e<strong>in</strong>e<br />

unklare Semantik und Ausdruckskraft,<br />

was deren Transformation beh<strong>in</strong>dert. Erschwerend<br />

kommt h<strong>in</strong>zu, dass mangelndes<br />

Verständnis darüber herrscht, welche<br />

Art von Anleitung Forscher*<strong>in</strong>nen und<br />

Praktiker*<strong>in</strong>nen benötigen und erwarten<br />

würden, um die Stärken und Schwächen<br />

der verfügbaren Variabilitätsmodellierungsansätze<br />

besser zu verstehen.<br />

EIN ERWE<strong>IT</strong>ERBARER TRANS-<br />

FORMATIONSANSATZ FÜR ALLE<br />

VARIABIL<strong>IT</strong>ÄTSARTEFAKTE<br />

Basierend auf dem Feedback führender<br />

Expert*<strong>in</strong>nen aus dem Bereich der<br />

Variabilitätsmodellierung<br />

entwickelten<br />

wir am L<strong>IT</strong> Cyber-Physical Systems Lab<br />

der Johannes Kepler Universität L<strong>in</strong>z<br />

den generischen, (halb-)automatischen<br />

Transformationsansatz TRAVART. Im Vergleich<br />

zu anderen Ansätzen, welche nur<br />

e<strong>in</strong>zelne Arten von Variabilitätsmodellen<br />

unterstützen, erlaubt TRAVART die Transformation<br />

von beliebigen Variabilitätsartefakten.<br />

TRAVART ist e<strong>in</strong> Plug<strong>in</strong>-basierter<br />

Ansatz, der auf e<strong>in</strong>em Pivot-Model<br />

aufbaut und die Konfigurationsräume<br />

der erstellten Variabilitätsartefakte überprüft.<br />

Dadurch kann e<strong>in</strong> beliebiges Variabilitätsartefakt<br />

via dem Pivot-Model <strong>in</strong><br />

jedes andere unterstützte Variabilitätsartefakt<br />

transformiert werden. Wir konnten<br />

zeigen, dass heterogene Variabilitätsmodellierungsartefakte<br />

aus Wissenschaft<br />

und Industrie effektiv <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander umgewandelt<br />

werden können, wodurch man<br />

zwischen Variabilitätsartefakten verschiedener<br />

Typen wechseln kann, ohne bereits<br />

<strong>in</strong>vestierte Modellierungsanstrengungen<br />

zu verlieren.<br />

ES IST NOCH EIN WE<strong>IT</strong>ER WEG<br />

TRAVART ist e<strong>in</strong> wesentlicher Schritt im<br />

Verständnis der Stärken und Schwächen<br />

von<br />

Variabilitätsmodellierungsansätze.<br />

Durch die Transformationen werden die<br />

wesentlichen Elemente e<strong>in</strong>es Ansatzes<br />

und die Mächtigkeitsunterschiede zwischen<br />

den verschiedenen Ansätzen sichtbar.<br />

Dadurch erleichtert TRAVART nicht<br />

nur die Auswahl e<strong>in</strong>es Ansatzes für e<strong>in</strong>en<br />

bestimmten Anwendungsfall, sondern<br />

hilft bei der Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>es standardisierten<br />

Ansatzes zur Variabilitätsmodellierung,<br />

welcher eben diese wesentlichen<br />

Elemente aller Sprachen abbildet. Jedoch<br />

lassen sich nicht alle Konzepte von<br />

jedem Ansatz <strong>in</strong> jedem anderen Ansatz<br />

abbilden. Dadurch kommt es zu e<strong>in</strong>em<br />

nicht wesentlichen Informationsverlust.<br />

Dieser Verlust muss noch weiter untersucht<br />

werden: Wie viel Informationsverlust<br />

ist akzeptabel? Ist das transformierte<br />

Variabilitätsartefakt immer noch <strong>in</strong> der<br />

Praxis nutzbar? Trotzdem eröffnet TRA-<br />

VART Nutzer*<strong>in</strong>nen die volle Bandbreite<br />

an verfügbaren Variabilitätsmodellierungsansätzen,<br />

deren Werkzeugen und<br />

den damit verbundenen Überblick über<br />

die Variabilität e<strong>in</strong>es Softwaresystems.<br />

01 • 2024 | OCG Journal<br />

29

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