20.02.2024 Aufrufe

IT-Nachwuchsforschung in Österreich

Das OCG Journal ist die Mitgliederzeitschrift der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG). Das erste OCG Journal des Jahres widmet sich erneut der IT-Nachwuchsforschung in Österreich. Ausgewählte Jungforscher*innen präsentieren ihre spannende Arbeit im Bereich der Informatik.

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Quantencomputern führt diese erhöhte<br />

Komplexität jedoch zu mehr Fehlern<br />

und Ungenauigkeit. E<strong>in</strong> optimales Mapp<strong>in</strong>g<br />

zu f<strong>in</strong>den, das alle Anforderungen<br />

der Hardware berücksichtigt, während<br />

gleichzeitig die Komplexität nur m<strong>in</strong>imal<br />

erhöht wird, ist e<strong>in</strong> hoch-komplexes Problem,<br />

welches nur für äußerst kle<strong>in</strong>e Quantencomputer<br />

berechenbar ist.<br />

Das Quantum Mapp<strong>in</strong>g Tool (QMAP 2 )<br />

des MQT hilft bei genau diesem Problem.<br />

QMAP erlaubt es Mapp<strong>in</strong>gs zu f<strong>in</strong>den, die<br />

alle E<strong>in</strong>schränkungen der Quantencomputer<br />

erfüllen, während gleichzeitig die<br />

dadurch entstehende Komplexität m<strong>in</strong>imiert<br />

wird. Dazu bietet QMAP mehrere<br />

komplementäre Ansätze. Unter anderem<br />

wird e<strong>in</strong> heuristischer Ansatz unterstützt,<br />

der auf beliebige Schaltungen angewendet<br />

werden kann und e<strong>in</strong> optimaler Ansatz,<br />

welcher immer die m<strong>in</strong>imale Anzahl<br />

an SWAP-Operationen f<strong>in</strong>det.<br />

VERIFIKATION<br />

Durch die Kompilierung wird der ursprüngliche<br />

Algorithmus meist stark<br />

transformiert. Anschließend ist oft nicht<br />

mehr direkt nachvollziehbar, ob die ursprüngliche<br />

Funktionalität des Quantenalgorithmus<br />

bei der Kompilierung<br />

erhalten geblieben ist. Bevor der kompilierte<br />

Quantenalgorithmus nun ausgeführt<br />

wird, ist es oft notwendig, dessen<br />

Korrektheit zu verifizieren. Wie schon<br />

das Mapp<strong>in</strong>g-Problem ist diese Verifikation<br />

schwierig und für größere Quantenschaltkreise<br />

aufgrund der Komplexität oft<br />

nicht <strong>in</strong> vernünftiger Zeit entscheidbar.<br />

Das MQT bietet das Quantum Circuit<br />

Equivalence Check<strong>in</strong>g Tool (QCEC 3 ), welches<br />

bei dieser Aufgabe unterstützt. Das<br />

QCEC-Tool stellt mehrere verschiedene<br />

Methoden bereit, um die Äquivalenz<br />

von zwei Quantenschaltungen zu verifizieren.<br />

Dabei wird e<strong>in</strong>e grundlegende<br />

Eigenschaft aller Quantenschaltungen<br />

ausgenutzt, nämlich dass diese reversibel<br />

s<strong>in</strong>d. Dies erlaubt es die Äquivalenz<br />

von zwei Schaltungen auf die Frage zurückzuführen,<br />

ob die Komb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>es<br />

Schaltkreises mit dem Inversen des zweiten<br />

Schaltkreises die Identität realisiert.<br />

Diese Fragestellung lässt sich durch den<br />

E<strong>in</strong>satz von anwendungsspezifischen<br />

Heuristiken <strong>in</strong> vielen praktisch relevanten<br />

Fällen bedeutend leichter beantworten.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus führt die Reversibilität<br />

dazu, dass selbst kle<strong>in</strong>e Fehler oft durch<br />

wenige Simulationen mit zufälligen Inputs<br />

erkannt werden können.<br />

SIMULATION<br />

Die Simulation von Quantenschaltkreisen<br />

auf klassischen Computern hat neben<br />

der Verifikation auch noch weitere<br />

E<strong>in</strong>satzgebiete. So unterstützten Simulatoren<br />

die Entwicklung von neuen Quantenalgorithmen<br />

und erlauben jederzeit<br />

Zugriff auf den gesamten Quantenzustand,<br />

während echte Quantencomputer<br />

nur probabilistische Messergebnisse liefern<br />

können. Weiter erlauben diese Simulatoren<br />

zu testen, wie sich Algorithmen<br />

verhalten, wenn sie auf echten, d. h. fehleranfälligen<br />

Quantencomputern ausgeführt<br />

werden. E<strong>in</strong> weiterer Vorteil besteht<br />

dar<strong>in</strong>, dass solche Simulatoren kostenlos<br />

und e<strong>in</strong>fach zur Verfügung stehen, während<br />

der Zugriff auf echte Quantencomputer<br />

mitunter kompliziert, limitiert und<br />

teuer ist.<br />

Die klassische Simulation von Quantenschaltkreisen<br />

ist also e<strong>in</strong>e nützliche und<br />

wichtige Aufgabe. Für diese Simulation<br />

werden die Quantenzustände oft als Vektoren<br />

dargestellt. Diese Art der Darstellung<br />

führt jedoch rasch zu Problemen, da<br />

jedes zusätzlich betrachtete Quantenbit<br />

die Größe dieses Vektors verdoppelt. Aufgrund<br />

dieses exponentiellen Wachstums<br />

stoßen selbst Supercomputer hier schnell<br />

an ihre Grenzen.<br />

Simulationsmethoden, die auf Entscheidungsdiagrammen<br />

basieren, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

1 https://mqt.readthedocs.io/en/latest/<br />

2 https://github.com/cda-tum/mqt-qmap<br />

3 https://github.com/cda-tum/mqt-qcec<br />

4 https://github.com/cda-tum/mqt-ddsim<br />

vielversprechender komplementärer Ansatz,<br />

der den benötigten Speicherplatz<br />

durch Ausnutzung von Redundanzen<br />

im simulierten Quantenzustand <strong>in</strong> vielen<br />

Fällen zu reduzieren.<br />

Das MQT bietet e<strong>in</strong>en auf Entscheidungsdiagrammen<br />

basierenden Quantenschaltungssimulator<br />

namens DDSIM<br />

(DDSIM 4 ) der Quantenschaltungen<br />

simuliert, die <strong>in</strong> gängigen Formaten<br />

vorliegen können. Weiters unterstützt<br />

DDSIM auch verschiedene Möglichkeiten<br />

Fehlermodelle bei der Simulation zu berücksichtigen,<br />

um festzustellen, wie sich<br />

Quantenalgorithmen unter Realbed<strong>in</strong>gungen<br />

verhalten.<br />

FAZ<strong>IT</strong><br />

In diesem Artikel wurde das Munich<br />

Quantum Toolkit (MQT) vorgestellt – e<strong>in</strong>e<br />

Sammlung von Softwarelösungen, die<br />

bei<br />

Entwurfsautomatisierungsproblemen<br />

von Quantencomputern helfen.<br />

Dieser Artikel beschränkt sich auf die Vorstellung<br />

e<strong>in</strong>iger der unterstützten Werkzeuge,<br />

weiterführende L<strong>in</strong>ks erlauben es<br />

jedoch <strong>in</strong>teressierten Leser*<strong>in</strong>nen, sich<br />

näher mit dem MQT zu beschäftigen.<br />

Thomas Gurl<br />

schloss se<strong>in</strong> Doktorratsstudium<br />

Ende 2023 an der<br />

Johannes Kepler<br />

Universität L<strong>in</strong>z mit<br />

Auszeichnung ab. Se<strong>in</strong>e Forschungs<strong>in</strong>teressen<br />

be<strong>in</strong>halten Entwurfsautomatisierung<br />

für Quantencomputer,<br />

klassische Simulation von Quantenschaltkreisen<br />

und Informationssicherheit.<br />

8 OCG Journal | 01 • 2024

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