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17 AKTUELLES 1 Ein wenig Gaunerstück, ein wenig mitteleuropäisches Roadmovie Bernhard Setzweins Roman zum 100. Todestag Franz Ka˜ as. Am 13. März beim Passauer Pegasus Passau. Dieses Jahr 2024 ist nicht gerade arm an Autorenjubiläen. Es gilt, sich angesichts des 300. Geburtstags ruhig wieder einmal dem Werk des Philosophen Immanuel Kant zu widmen. Die Romane von Truman Capote und James Baldwin erfahren auch unabhängig von beider 100. Geburtstag in diesem Jahr seit einiger Zeit eine Renaissance. Romantisch gestimmte Seelen greifen vielleicht angesichts des heuer 200. Todestags zu Gedichten Lord Byrons. Und dann wäre da noch jener, zu Lebzeiten kaum beachtete Autors aus dem Prager Judentum wieder zu entdecken, der in drei Romanfragmenten, Briefen und vielen Erzählungen menschliche Sehnsüchte in der existenziellen Absurdität der Moderne zu beschreiben verstand: Franz Kafka (1883-1924). Der in Waldmünchen lebende Schriftsteller Bernhard Setzwein wagt in seinem neuen Buch „Kafkas Reise durch die bucklige Welt“ ein Gedankenexperiment: Was wenn der promovierte Jurist, Versicherungsangestellte, zeitlebens am Übervater leidenden kranke und kontaktscheue Kafka nicht im Lungensanatorium gestorben, sondern seinen Tod nur vorgetäuscht hätte? Fotos: Reiseinger/Toperngpong Setzweins Geschichte setzt um das Jahr 1960 ein. Kafka lebt mittlerweile 78 Jahre alt unerkannt in Meran und arbeitet als Platzanweiser in einem Kino. Der Schriftstellerei hat er entsagt, doch seine etwas steife, den scharfen Weltbeobachter verbergende, vermeintlich weltfremde Attitüde sind ihm geblieben. In dieser Welt illyrischer Genügsamkeit lässt Setzwein einen Kompagnon auftreten, der gegensätzlicher nicht sein könnte: Marek Hłasko (1934-1969), vaterlos aufgewachsener polnischer Dissident und Autor. Ein enfant terrible, einer, der die Poesie der Landstraße vom Fahrersitz eines LKWs aus sucht, so schonungslos schreibt, wie er Auto fährt (und dazu eine turbulente Ehe mit Sonja „Schwarzwaldmädel“ Ziemann führt). Ausgerechnet diese zwei lässt Setzwein einen alten Laster „ausleihen“ und schickt sie damit nach Graz, dann durch die bucklige Welt östlich der Mur nach Wien und schließlich nach München. Die Route dieses mitteleuropäischen Roadmovies ist durchaus lang, was Bernhard Setzwein für weitere kühne Gedankenspiele nutzt. Da kreuzen sich auf einmal Lebenslinien dieser beiden, sich realiter nie begegneten Autoren, wenn es um Kafkas in der Shoah ausgelöschte Familie geht, und was der Pole Hłasko davon wissen könnte. Kafka, der ältere, kommt durch den Lebensübermut des jüngeren Kollegen über das Erinnern wieder ins Schreiben. Setzwein zitiert dann ganze Passagen aus Kafkas Kurzprosa, „borgt“ sie quasi wie die zwei Figuren ihren Wagen, setzt dies neben Texte von Hłasko, kontextualisiert alles damit derartig neu, wie es kein Literaturforscher wagen würde. Und ganz „zufällig“ wird so aus dem Erinnern des Beifahrers Kafkas, der Hłaskos Reiseschreibmaschine ausprobiert, eine Lebenserzählung Franz Kafkas, der Beziehung zu seinen Schwestern und weiblichen Musen – immer wieder kühn in die Familien- und Rezeptionsgeschichte des Autors und auch in die hier durchfahrene Region hinein weitergedacht. Bernhard Setzweins legt hier 300 Seiten großen schriftstellerischen Spaß zum Literaturjubiläum vor. Eine mit der ganzen wilden Freude des Literatur-Ausgräbers spekulierende Romanbiographie mit Gaunerstück-Attitüde. Am Mittwoch, 13. März liest Bernhard Setzwein ab 20 Uhr im Passauer ScharfrichterHaus aus seinem in der Viechtacher Edition Lichtung erschienenen Roman „Kafkas Reise durch die bucklige Welt“. Karten zu der vom Passauer Pegasus mit Unterstützung der Buchhandlung Pustet präsentierten Veranstaltung kosten 14,- Euro (ermäßigt 10,- Euro) und sind unter Tel. 0851/5608913 oder per Email an passau@pustet. de reservierbar. st MuW – Online-Nachrichten Nachrichten Spendenmarathon Starkbieranstich
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