Bock E-Paper 2024 KW11
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Hintergrund<br />
<strong>Bock</strong> | Dienstag, 12. März <strong>2024</strong><br />
«Asllan Fussballgott»<br />
Eigentlich strebte er denselben Weg wie sein Bruder «Mimi» an, doch der Weg zum<br />
Fussballprofi wurde für Asllan Demhasaj zum unsäglichen «Spiessrutenlauf». Nun<br />
nach dreieinhalb Jahren beim SC Brühl wechselt er als Königstransfer zur Spielvi.<br />
PORTRÄT<br />
SCHAFFHAUSEN<br />
Ronny Bien<br />
Als in der Winterpause der ambitionierte<br />
St. Galler Stadtverein SC Brühl aus der<br />
Promotion League seine Transfermutationen<br />
für die Rückrunde bekanntgab, gab<br />
es auch einen Vermerk, dass mit Asllan<br />
Demhasaj der Vertrag aufgelöst wurde.<br />
Davon erfuhr auch der frühere Teamkollege<br />
Thomas Kargbo, der sofort handelte<br />
und Trainer Luca Tranquilli darüber informierte.<br />
Dieser wiederum meldete sich<br />
umgehend bei Asllan Demhasaj und lud<br />
ihn kurzerhand zum Probetraining ein.<br />
«Eigentlich sind wir für die Rückrunde<br />
gut positioniert, aber so eine Chance darfst<br />
du dir nicht entgehen lassen», freut sich<br />
Luca Tranquilli über seinen Königstransfer.<br />
«Schon als er zum ersten Mal die Kabine<br />
betrat, spürte man, dass das Team ihn<br />
schnell ins Herz geschlossen hat.» Das bestätigt<br />
auch Asllan Demhasaj: «Ich wusste<br />
ja, dass Thomas Kargbo das Ganze eingefädelt<br />
hatte, darum wollte ich ihn überraschen»,<br />
erinnert er sich. «Doch auch das<br />
durchschaute Thomas», lacht der Neuzugang.<br />
Dennoch war der erste Kabinengang<br />
schon so vertraut, als wäre Demhasaj schon<br />
Jahre lang dabei.<br />
Einfache Dinge in Perfektion<br />
43 Challenge League- und 63 Promotion<br />
League-Spiele, dazu vier Cupspiele liessen<br />
den Defensivakteur reifen. «Als Stammspieler<br />
beim SC Brühl in der Promotion<br />
League braucht es sehr viele Qualitäten,<br />
die Asllan allesamt besitzt.» Luca Tranquilli<br />
weiss um die Ruhe, die Demhasaj<br />
Spannende Begegnungen, aufregende<br />
Flirts oder die grosse Liebe – das Blinddate-Event<br />
«<strong>Bock</strong> Dates» lädt Singles am<br />
12. April erstmals in den Meetingpoint in<br />
Schaffhausen ein. Noch bis am Sonntag,<br />
17. März, kann man sich für einen der<br />
begehrten Blinddate-Plätze bewerben.<br />
Bis zu 40 Kandidat:innen, also 20 Paare,<br />
erhalten dann eine persönlich Einladung<br />
für ihr Freitagabend-Date. Gewiss<br />
braucht es auch ein bisschen Mut, sich<br />
auf das Abenteuer Blinddate einzulassen<br />
– doch auch wenn es nicht die grosse Liebe<br />
sein sollte: Ein unbeschwerter Abend<br />
mit neuen Begegnungen und spannenden<br />
Gesprächen ist vorprogrammiert.<br />
«<strong>Bock</strong> Dates» ist ein Format, das angelehnt<br />
ist an die erfolgreiche Dating-<br />
am Ball ausstrahlt, aber auch seine unberechenbaren<br />
Spielauslösungen, die dann<br />
im Erfolgsfall vor allem in der 1. Liga noch<br />
mehr Tragweite haben werden. «Er beherrscht<br />
die Kunst, gerade die einfachen<br />
Dinge in Perfektion zu gestalten», so der<br />
Trainer. Asllan ist zudem auf dem Platz ein<br />
Wadenbeisser, einer, bei dem die Gegenspieler<br />
gar nicht in Versuchung kommen,<br />
ihn zu mögen. Dafür gibt es genug Streicheleinheiten<br />
innerhalb der Mannschaft,<br />
denn Luca Tranquilli legt auch sehr viel<br />
Gewicht auf die persönliche Komponente.<br />
«Im Amateurfussball geht es nicht nur darum,<br />
die besten Spieler zusammenzubringen,<br />
sondern, dass das Team auch gerne zusammen<br />
Zeit verbringt und ebenso gerne<br />
gemeinsam in den Wettkampf zieht», legt<br />
er viel Wert auf diese Attribute. Bei Asllan<br />
Demhasaj sei das eigentlich selbsterklärend<br />
gewesen, erklärt der SVS-Coach.<br />
Gereift unter Smiljanic<br />
Doch wer steckt hinter der Personalie<br />
Asllan Demhasaj? Man hört sagen, dass<br />
er das Herz nicht nur auf der Zunge trage,<br />
sondern auch durch seine Gutmütigkeit<br />
auffalle, mit sich im Reinen. Einer, der den<br />
Fussballtraum versuchte zu leben. Kein<br />
Wunder, wenn die Gene durch seinen<br />
Vater Ahmet, während 15 Jahren Goalgetter<br />
des FC Beringen, dem kleinen Asllan<br />
in die Wiege gelegt worden sind. Auch<br />
sein 1,5 Jahre älterer Bruder, Shkelqim<br />
«Mimi» Demhasaj, der 2017 von Schaffhausen<br />
nach Luzern, später zu GC und<br />
Winterthur wechselte und nun wohl bis<br />
2025 in Aarau kickt, wurde mit demselben<br />
Talent gesegnet. Just als «Mimi»<br />
den Wechsel in die Innerschweiz vollzog,<br />
Noch bis am Sonntag kann man sich im Rahmen des neuen Datingformats «<strong>Bock</strong> Dates» für<br />
ein Blinddate am 12. April bewerben.<br />
Bild: lg.<br />
<strong>Bock</strong> Dates: Anmelden und Verlieben<br />
Fernsehshow «First Dates», welche in<br />
der Schweiz, Österreich und Deutschland<br />
ausgestrahlt wird. Aufgebaut ist<br />
der Abend wie ein klassisches Date. Die<br />
Kandidat:innen treffen am Freitagabend<br />
zur festgelegten Zeit im Meetingpoint<br />
(Herrenacker Schaffhausen) ein und<br />
werden von den Organisatoren miteinander<br />
bekannt gemacht. Von einer Speisekarte<br />
des Gastronomiepartners Wirtschaft<br />
zum Frieden wird im Restaurant<br />
bestellt. Nichts wie los: Lasst euch von<br />
der Möglichkeit verführen, dass das Unbekannte<br />
neue Verbindungen oder sogar<br />
die grosse Liebe bringt. <br />
(lg.)<br />
Weitere Infos und die Anmeldung<br />
sind unter diesem QR-Code zu finden.<br />
schaffte Asllan nach lang ertragener Geduld<br />
den Sprung ins FCS-Fanionteam.<br />
In Neuhausen mit Bruder und Schwester<br />
aufgewachsen, absolvierte Asllan sämtliche<br />
Juniorenstufen beim FC Schaffhausen,<br />
mit einem zweijährigen Abstecher zu<br />
GC, wo er 2014 sogar die U18-Meisterschaft<br />
gewann. «Doch ich stagnierte und<br />
beschloss zurückzukehren», erinnert er<br />
sich. In der zweiten FCS-Mannschaft kam<br />
er regelmässig zum Einsatz und erhoffte<br />
sich dadurch, es zu den Profis zu schaffen.<br />
Einmal, am 15. Mai 2017, durfte er mit<br />
Murat Yakins Team mit nach Chiasso und<br />
sah von der Bank aus, wie «Mimi», Luca<br />
Tranquilli und Yassin Mikari mit einem<br />
Hattrick die Tessiner mit 6:0 abklatschten.<br />
«Ich solle die ganze Abwicklung am<br />
Spieltag mal erleben, meinte Yakin damals.<br />
Das imponierte mir natürlich.» Gegen Wil<br />
durfte er nochmals dabei sein. Für die Saison<br />
2017/18 wurde Asllan dann ins Kader<br />
berufen, kam jedoch bis zur Winterpause<br />
lediglich auf vier Einsatzminuten. In der<br />
Rückrunde wendete sich das Blatt: «Nach<br />
dem Abschlusstraining kam er zu mir und<br />
fragte, ob ich bereit sei.» Und so genoss<br />
Asllan fortan das Vertrauen des Trainers,<br />
der mittlerweile Boris Smiljanic hiess.<br />
«Für mich gab es nur den FCS»<br />
«Ich bin Boris Smiljanic auch heute noch<br />
dankbar, dass er mir die Chance gab, in<br />
der Challenge League Fuss zu fassen»,<br />
resümiert Demhasaj. «Ich war der glücklichste<br />
Mensch auf Erden.» Diese Spielzeit<br />
wurde schliesslich auch zu seiner goldenen<br />
Saison. «Wir waren so ein starkes Team,<br />
wurden gar Vizemeister. Hätte es 2018 die<br />
Barrage schon gegeben, ich glaube, wir wären<br />
imstande gewesen, GC zu besiegen»,<br />
schwelgt der Schaffhauser. Auch in der<br />
Folgesaison waren die Dienste des Defensivakteurs<br />
gefragt. 46 Pflichtspiele zierten<br />
seine Vita, dazu eine mündliche Vereinbarung<br />
für eine weitere Spielzeit. «Es gab<br />
für mich nur den FCS. Hier wollte ich<br />
meine Karriere weiter lancieren», war für<br />
Demhasaj klar. Argumente dazu lieferte<br />
der damals 21-Jährige genug: Der Sprung<br />
von der 2. Liga in die Challenge League<br />
war riesig, doch er nahm die Herausforderung<br />
an, entwickelte sich, zeigte unglaublichen<br />
Willen, spielte mit Leidenschaft und<br />
wurde dadurch insbesondere für die FCS-<br />
Fans zur absoluten Identifikationsfigur.<br />
5000 Fans wurden zudem Zeitzeugen, als<br />
Demhasaj auf der Schützenwiese bei der<br />
Saisondernière wieder gegen Winterthur<br />
aus rund 30 Metern eine Traumkiste reinhaute.<br />
«Asllan Fussballgott» war einer der<br />
meist skandierten Fanrufe.<br />
Zurück in der Munotstadt: Der 26-jährige Asllan Demhasaj hat sich der Spielvereinigung<br />
Schaffhausen angeschlossen.<br />
Bild: Lara Gansser<br />
«Zu alt für die Mannschaft»<br />
Doch bekanntlich stand es um die Zukunft<br />
des FCS im Frühjahr 2019 gar nicht<br />
gut. Die Insolvenz drohte, bis dann kurz<br />
vor Ladenschluss Roland Klein den Verein<br />
übernahm und Murat Yakin wieder zurückkehrte.<br />
«Auch wenn ich traurig war,<br />
dass die Ära Fontana vorüber war, dachte<br />
ich, was für ein Glück, denn zwei Jahre<br />
zuvor wurde ich ja noch gefördert und ins<br />
Team integriert», weiss Demhasaj zu berichten.<br />
Doch es kam alles anders. Der neue<br />
Präsident habe ihn weder gekannt noch gewusst,<br />
auf welcher Position er spielte. Anstatt<br />
die von allen Seiten erhoffte Vertragsunterzeichnung<br />
zu vollziehen, wurde er<br />
hingehalten und vertröstet. «Eine Woche<br />
vor Transferschluss sagte mir Murat Yakin<br />
allen Ernstes, dass ich als 21-Jähriger zu alt<br />
sei für die Mannschaft. Zudem hätte ich<br />
zu hohe Lohnansprüche, dabei reden wir<br />
von einem Gehalt, was ein Stift im zweiten<br />
oder dritten Lehrjahr üblicherweise verdient.»<br />
Der Traum platzte wie eine Seifenblase.<br />
«Ich wurde so erzogen, dass ich<br />
mein Wort halte, wenn ich etwas verspreche,<br />
und war vielleicht deswegen etwas zu<br />
gutgläubig mit meiner Hoffnung auf den<br />
neuen Vertrag», konstatiert Demhasaj. Er<br />
hätte hartnäckiger sein sollen, denn plötzlich<br />
stand er ohne Verein da. Er boxte sich<br />
zuerst alleine durch seine Einzeltrainings,<br />
war tief gekränkt und wollte vom «neuen»<br />
FCS nichts mehr wissen. «Doch ich realisierte,<br />
nachdem ich auf die Schnelle keinen<br />
anderen Verein fand, dass es ohne Mannschaftstraining<br />
nicht geht, sprang über<br />
meinen Schatten und durfte mich schliesslich<br />
mit dem FCS fithalten.» Kaum wieder<br />
im Herblingertal, wurden ihm bereits<br />
wieder Hoffnungen gemacht, eventuell<br />
doch einen Vertrag zu erhalten. Die Situation<br />
wurde dabei immer skurriler.<br />
Plötzlich in «Trainingsgruppe II»<br />
«Einmal sagte mir Murat Yakin, dass<br />
mein Spielerpass immer noch im Besitz<br />
des FCS sei und ich jederzeit eingesetzt<br />
werden könne, falls sich mal jemand verletze<br />
oder gesperrt sei. Natürlich gratis,<br />
ohne Vertrag, nicht versichert. Kaum auszudenken,<br />
wenn ich mich dabei verletzt<br />
hätte», erzählt Demhasaj weiter und fährt<br />
fort: «Ein weiteres Mal versprach er mir<br />
einen Vertrag, wenn ich mithelfe, Mimi<br />
zurück nach Schaffhausen zu holen. Er<br />
spielte in Luzern und wollte sich in der<br />
Super League etablieren, was ja legitim<br />
ist. Ich fand das ziemlich dreist.» Schon<br />
bald fand sich Demhasaj in der berüchtigten<br />
«Trainingsgruppe II» wieder, in<br />
der nebst den rekonvaleszenten Spielern<br />
auch degradierte Akteure teilnahmen.<br />
Der Gipfel der Demütigung war, als jeder<br />
Verein «sein» Tor der Saison 2018/19<br />
nominieren sollte und die Wahl mit absoluter<br />
Mehrheit auf Demhasajs Sonntagsschuss<br />
gegen Winterthur fiel. «Die Führung<br />
entschied sich hingegen, ein Tor von<br />
Hélios Sessolo zu nominieren», erinnert<br />
sich der Fussballer. Demhasaj befand sich<br />
ausserhalb des FCS-Radars, abgeschoben,<br />
verdrängt.<br />
Ära Brühl<br />
Er brach mit dem FCS schliesslich ganz<br />
und durfte sich im Pandemiesommer 2020<br />
dem SC Brühl anschliessen. Er arbeitete<br />
gleichzeitig als Logistiker in Wil SG und<br />
pendelte zwischen Schaffhausen und<br />
St. Gallen hin und her. Diese Phase war<br />
nicht minder hektisch, denn auch die<br />
Kronen befanden sich dazumal im Abstiegskampf,<br />
doch mithilfe des später ebenfalls<br />
verpflichteten André Luis Neitzke<br />
mauserte sich Brühl immer mehr zum<br />
Geheimfavoriten. Im September 2022 heiratete<br />
Asllan Demhasaj seine Vanessa, die<br />
in Erwartung der gemeinsamen Tochter<br />
war. Es folgten ein Jobwechsel zu einem<br />
Unternehmen in Frauenfeld, wo er als<br />
Telematiker Glasfaserkabel verlegt, und<br />
ein Umzug nach Amriswil, um an Fahrzeit<br />
zu sparen, ehe ihn eine Verletzung fast<br />
ein halbes Jahr ausser Gefecht setzte. «Da<br />
realisierte ich, dass ich mehr Zeit mit der<br />
Familie verbringen möchte. Zudem fehlte<br />
uns die Nähe der Verwandtschaft, derweil<br />
meine Frau weiterhin hier arbeitete.» Also<br />
kehrten sie wieder zurück. «Und es steht<br />
uns ein weiterer Umzug bevor, da wir ein<br />
zweites Kind erwarten», strahlt der 26-Jährige.<br />
Ein kleines Häuschen mit Garten mitten<br />
im schönen Chläggi soll im April bezogen<br />
werden.<br />
Am Samstag gegen Chur 97<br />
Asllan Demhasaj lächelt, als er erzählt,<br />
dass er sich schon während des Entscheidungsprozesses<br />
mit dem Fussball aufzuhören,<br />
überlegte, sich dabei der Spielvi<br />
anzuschliessen. Es scheint, als hätten sich<br />
Demhasaj und der Verein gegenseitig gefunden.<br />
Mit der SVS wird der Aufstieg in<br />
die 1. Liga angestrebt, Demhasaj – ganz<br />
der Profi – mahnt: «Die Rückrunde muss<br />
erst gespielt werden. Doch so professionell<br />
wie Luca Tranquilli seinen Job als Trainer<br />
ausübt, bin ich überzeugt, dass das gut<br />
kommt.» Am besten schon am kommenden<br />
Samstag, wenn die Spielvi wieder in<br />
den Ligabetrieb einsteigt und Chur 97 um<br />
16 Uhr auf dem Bühlplatz empfängt.