Wiener Wirtschaft Nr. 06/24
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© Desginerpart<br />
W 6 | 14. 3. 2023<br />
IM FOKUS<br />
7<br />
Im Bild: Doris Minich (vorne l.),<br />
Inhaberin von Minichs Gärten,<br />
mit ihren vier Lehrlingen.<br />
NACHGEFRAGT<br />
Ugur Özen,<br />
Geschäftsführer Vienna Akustik GmbH<br />
„Lehre ist eine<br />
Win-win-Situation.”<br />
© Fernanda Nigro<br />
© Fernanda Nigro<br />
„Weil Fachpersonal schwer zu bekommen<br />
ist, haben wir im Vorjahr erstmals<br />
zwei Lehrlinge aufgenommen, die wir<br />
zu Hörgeräteakustikern ausbilden. Ein<br />
Vorteil ist, dass wir den Nachwuchskräften<br />
alles so beibringen können, wie<br />
wir es im Betrieb brauchen. Natürlich<br />
gibt es Auf und Abs in der Ausbildung,<br />
und es braucht auch Zeit und Ressourcen,<br />
wenn man gute Früchte ernten<br />
will. Die Entscheidung war aber richtig.<br />
Ich sehe die Lehre als Win-win-Situation<br />
für Betrieb und Jugendliche.”<br />
jede Tätigkeit anschauen. Außerdem bekommt<br />
jeder einen „Buddy” zur Seite gestellt, der bei<br />
Fragen oder Problemen hilft. Minich ist es auch<br />
wichtig, sich mit der Persönlichkeit ihrer Nachwuchskräfte<br />
zu beschäftigen - um zu spüren,<br />
wie die Person tickt. „Man muss ein Gefühl<br />
dafür haben und Menschen mögen, wenn man<br />
ausbildet.” Und weiter: „Natürlich kostet Lehrlingsausbildung<br />
Zeit und Ressourcen, aber es ist<br />
eine Investition in die Zukunft, die sich lohnt.”<br />
... ist unterm Strich aber ein Gewinn<br />
Ins selbe Horn stößt man auch bei Takeda in der<br />
Donaustadt. Das Biopharma-Unternehmen bildet<br />
österreichweit 70 Lehrlinge in zehn Berufen<br />
aus. Lambert Petz, Leiter der Lehrlingsausbil-<br />
ZAHLEN<br />
3500 <strong>Wiener</strong> Betriebe bilden derzeit<br />
14.450 Lehrlinge aus. Verglichen mit<br />
dem Vorjahr ist die Zahl der betrieblichen<br />
Lehrlinge um 3,7 Prozent gestiegen,<br />
gegenüber 2019 um 11,7 Prozent<br />
oder 1500 Lehrlinge.<br />
dung, sieht die Qualifizierung junger Menschen<br />
als Mehrwert fürs Unternehmen und als Motor<br />
für dessen Innovationskraft. Takeda biete nicht<br />
nur eine qualitativ hochwertige Ausbildung, sondern<br />
auch eine persönliche Karriereperspektive,<br />
so Petz. „Ziel ist es, unseren Lehrlingen nach<br />
dem Lehrabschluss die Chance zu ermöglichen,<br />
sich bei Takeda weiterzuentwickeln und einen<br />
Beitrag zur Gesundheit weltweit zu leisten.”<br />
Bleiben die Jungfachkräfte nach Ende der<br />
Lehre weiter im Unternehmen, ist das Ausbilden<br />
für den Betrieb auch rein wirtschaftlich jedenfalls<br />
ein Gewinn. Thomas Mayr, Geschäftsführer<br />
des ibw (Institut für Bildungsforschung der <strong>Wirtschaft</strong>),<br />
betont, dass meist schon gegen Ende der<br />
Lehrzeit der Nutzen der Lehrlinge die Kosten<br />
der Ausbildung übersteigt. Mit der Übernahme<br />
drehe das Verhältnis jedenfalls ins Positive, so<br />
der Experte (siehe Interview S. 8).<br />
Aufwärtstrend in der Lehre<br />
Nach dem coronabedingten Knick sind die Lehrlingszahlen<br />
in den <strong>Wiener</strong> Betrieben zuletzt<br />
deutlich gestiegen und liegen aktuell um fast ein<br />
Achtel höher als vor fünf Jahren (siehe Kasten<br />
links). Auch die Zahl der Lehrbetriebe ist 2023<br />
um zwei Prozent gewachsen.<br />
u<br />
© Styleupyourlife<br />
Angelika Ponecz, General Manager,<br />
Grand Hotel Ferdinand<br />
„Lehrlinge wollen<br />
mitgestalten.”<br />
„Lehrlinge bringen frischen Wind ins<br />
Unternehmen, neue Ideen und Impulse.<br />
Sie lernen meist schnell und sind nach<br />
kurzer Zeit sehr produktiv. Dazu können<br />
wir sie noch formen. Jugendliche wollen<br />
mitgestalten und gehört werden - dann<br />
sind sie mehr als engagiert. Der Umgang<br />
bei uns ist respektvoll und auf Augenhöhe,<br />
sie werden schnell im Team integriert,<br />
Ausbildner sind immer präsent. Wir<br />
beteiligen sie an diversen Projekten und<br />
zeigen ihnen Karrieremöglichkeiten auf.”