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eine erlösende Erinnerung<br />

an meine verstorbene Mutter<br />

Ich fühlte mich in meiner Familie geborgen, bis etwas Unerklärliches<br />

geschah. Es fing schleichend an. Die Gesichter meiner Eltern<br />

hörten auf zu lächeln. Na ja, sie hatten immer viel zu tun. Und<br />

vielleicht war ich kleine Göre auch manchmal nervig. Trotzdem war<br />

es befremdlich, dass alle meine Bemühungen, sie aufzuheitern,<br />

scheiterten.<br />

Bis sie sich eines Tages anschrien. Ich verstand nicht, worum es<br />

ging, nur dass es laut war. Das war unheimlich. Ich flüchtete in mein<br />

Zimmer und spielte mit meinen Puppen Streit. Er entstand, weil Papapuppe<br />

die neue Frisur von Mamapuppe hässlich fand. Mamapuppe<br />

revanchierte sich, indem sie Papapuppe wegen seiner neuen<br />

Stöckelschuhe verspottete. Als die lauten Stimmen verstummten,<br />

sehnte ich mich nach einem Lächeln und einer Umarmung. Aber ich<br />

wagte es nicht, mein Zimmer zu verlassen aus Furcht, den Streit neu<br />

anzufachen. Die Stille wurde unerträglich, sodass ich schliesslich<br />

ins Wohnzimmer ging, wo Mama bleich auf dem Sofa sass. Papa<br />

war weg.<br />

Damals hatte ich keine Ahnung, wie weg er war. Als hätte eine<br />

unsichtbare Maschine ihn aus meinem Leben gestanzt. Ich habe ihn<br />

nie mehr gesehen. Von diesem Tag an war das Gesicht von Mama<br />

eine dunkle Wolke, aus der manchmal Tränen regneten. Die Tränen<br />

sammelten sich in meiner Brust zu einer Pfütze aus Trauer und Einsamkeit.<br />

Das war nicht schön.<br />

Ich wollte so gern mit ihr wieder etwas Schönes erleben und<br />

bettelte und bettelte. Bis wir eines Tages auf einem Campingplatz<br />

unser Zelt aufschlugen. Der Platz befand sich in einem Wald in der<br />

Nähe eines Flusses. Wir waren etwas abseits von den andern. Jeden<br />

Abend brätelten wir unser Nachtessen auf unserem romantischen<br />

Lagerfeuer. Dann kuschelten wir uns auf der Luftmatratze aneinander<br />

und weinten uns in den Schlaf.<br />

Eines Morgens weckte uns aufgeregtes Geschrei. Es hatte die<br />

ganze Nacht nicht geregnet, sondern geschüttet. Und es hörte nicht<br />

auf, liess den Fluss anschwellen und die ersten Zelte überfluten.<br />

Spontan rannten wir hinunter und halfen den Verzweifelten, ihr<br />

Hab und Gut zu retten. Nachdem alle in Sicherheit waren, kehrten<br />

wir zu unserem Zelt zurück, betrachteten schweigend den wilden<br />

Fluss und lachten uns an, weil wir aussahen wie nasse Mäuse.<br />

Es war das erste Mal seit Papas Verschwinden, dass ich Mama<br />

so befreit lachen sah. Als hätte die Naturgewalt dieses Flusses ihre<br />

Trauer mitgerissen. Ich habe nie verstanden, was genau in ihr vorgegangen<br />

war. Aber von diesem Augenblick an war unser Leben<br />

wieder schön.<br />

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BILD DER WOCHE<br />

von Joel Schweizer<br />

Johns kleine Farm in Kallnach ist seit<br />

Jahren ein beliebtes Ausflugsziel für<br />

Familien und Tierfreunde. Doch Ende<br />

Jahr muss der Zoo schliessen.<br />

«Wir suchen noch immer eine Anschlusslösung<br />

und sind für sämtliche Hinweise<br />

oder Unterstützungen dankbar»,<br />

sagt John Bauder. Diese beiden<br />

Stachelschweine werden umziehen<br />

müssen, ebenso die Kameraden aus dem<br />

Raubtierevier, dem Hühnerhof, dem<br />

Streichelzoo und dem Aquarium.

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