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SB_21568NLP

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Seite 8 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 21568 N<br />

unterschiedlich ausgeprägt sind. Das Entstehen dieser Emissionen erfordert einen erhöhten<br />

Reinigungs- und Wartungsaufwand, was nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen unerwünscht<br />

ist. Für einen einwandfreien Betrieb müssen Führungen, Koppelflächen und beispielsweise<br />

auch integrierte Anlagensensorik möglichst staubfrei gehalten werden. Hier erhöhen<br />

insbesondere schwer zugängliche Stellen und schmale Spalte den Reinigungsaufwand, da<br />

Anlagenkomponenten und Baugruppen zuvor demontiert werden müssen. Weiterhin<br />

bestätigen Berichte seitens der Industrie (Firma Schunk Sonosystems), dass das Schweißen<br />

von Polyvinylchlorid (PVC)-Leitungsmaterial im Bereich der Kabelkonfektion zu einem<br />

erhöhten Anlagenverschleiß durch Korrosion von Anlagenkomponenten führt. Eine mögliche<br />

Erklärung für diese Beobachtung ist die temperaturbedingte Zersetzung von PVC, bei der sich<br />

gasförmige Salzsäure abspalten und Korrosion verursachen kann [MAI+16].<br />

Neben erhöhten Ausfallzeiten der Schweißanlage durch aufwändige Wartungs- und Reinigungsarbeiten<br />

ist ebenso das Fügen von elektronischen Systemen, die empfindlich auf<br />

leitfähige Metallstäube reagieren, derzeit nicht bzw. nur durch einen zusätzlich nachgelagerten<br />

Reinigungsschritt möglich. So wird Berichten der Industrie zufolge beim Ultraschallschweißen<br />

von Leistungshalbleitern der Prozess gelegentlich in Überkopf-Position ausgeführt, um die<br />

Ablagerung von Metallstäuben an den Produktoberflächen zu verhindern.<br />

Auf der anderen Seite besteht durch die Emissionen eine potentielle Gesundheitsgefährdung<br />

für den Anlagenbediener, die abhängig von Größe, Form und Konzentration der emittierten<br />

Gase und Partikel sowie deren stofflichen Eigenschaften ist. Bei der Bewertung der<br />

Gefährdung durch partikelförmige Emissionen spielt neben der chemischen<br />

Zusammensetzung auch die Partikelgröße eine wichtige Rolle, da sie entscheidet, ob Partikel<br />

respirierbar sind (< 10 µm) oder gar bis in die Alveolen vordringen können (< 5 µm) [BRA+13].<br />

Die Zusammensetzung des Gases oder des Partikelmaterials entscheidet über die jeweilige<br />

biologische Wirkung des Schweißrauches. Prinzipiell können drei verschiedene Typen von<br />

Wirkungen beobachtet werden: Eine (1) kanzerogene Wirkung geht zum Beispiel von den<br />

Metalloxiden (Chrom VI, Nickel) aus. Eine (2) toxische Wirkung wird bei den Gasen<br />

Kohlenmonoxid und Ozon beobachtet und eine (3) inflammatorische, also entzündliche<br />

Reaktion findet man bei kupfer- und zinkhaltigen Schweißrauchen [BRA+16, BRA+19,<br />

GUB+14, HAR+14, MAR+16, KRA+18]. Daher ist für eine Risikobewertung von Emissionen<br />

neben einer vollständigen chemischen Charakterisierung auch die Ermittlung der<br />

Partikelgrößenverteilung von Bedeutung.<br />

Gemäß Arbeitsschutzgesetz ArbSchG und der Berufsgenossenschaftlichen DGUV-Vorschrift<br />

1 sind Unternehmen verpflichtet für Sicherheit und Gesundheit ihrer Beschäftigten am<br />

Arbeitsplatz zu sorgen. So sind im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung nach GefStoffV der<br />

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin potentielle Gefährdungen zu beurteilen<br />

und ggf. Maßnahmen abzuleiten sowie umzusetzen. Eine wichtige Grundlage für die<br />

Gefährdungsbeurteilung in Unternehmen bilden hier beispielsweise die<br />

Arbeitsplatzgrenzwerte in der TRGS 900 [TRG+06] und der TRGS 910 [TRG+14]. Die TRGS<br />

528 bietet darüber hinaus weitere spezifische Grundlagen zur Gefährdungsbeurteilung von<br />

Schweißprozessen, in der das M-USS bisher nicht erwähnt wird. Aufgrund fehlender<br />

arbeitsmedizinischer Studien über Emissionen beim M-USS und dem gleichzeitig<br />

umweltfreundlichen Image des Prozesses werden Schweißanlagen in der Regel ohne<br />

Absaugvorrichtungen betrieben. Ein Gefahrenbewusstsein, wie es bei anderen<br />

Schweißprozessen heute schon weit verbreitet ist, ist daher kaum vorhanden. Die eigenen<br />

Untersuchungen machen jedoch deutlich, dass die beim M-USS emittierten gas- und<br />

partikelförmigen Stoffe eine potentielle Gesundheitsgefahr darstellen. Neben den erläuterten

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