2024_12
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Kurier Nr. <strong>12</strong> 21.3.<strong>2024</strong> Dorfspiegel Dietlikon<br />
3<br />
Konzert in der reformierten Kirche Dietlikon<br />
Passionsgeschichte nach dem Markus-Evangelium<br />
Mit dem Kirchenchor Wangen-Brüttisellen, einigen Gastsänger:innen,<br />
sechs Soliloquent:innen, einer Sprecherin und Begleitinstrumenten<br />
bestehend aus Violine, Viola, Cello und Oboe wurde unter der Leitung<br />
von Schul- und Kirchenmusiker Stephan Lauffer drei Wochen vor Ostern<br />
die Passion Jesu gesprochen, gesungen und gespielt.<br />
Yvonne Zwygart<br />
Ganz in der Tradition der musikalischen<br />
Vertonungen der Leidensgeschichte<br />
Jesu entstand dieses Werk.<br />
Dieses hat Stephan Lauffer selbst<br />
und eigens für den Kirchenchor<br />
Wangen-Brüttisellen komponiert,<br />
den er dirigiert. Zahlreiche grosse<br />
Passions-Vertonungen haben das<br />
Johannes-Evangelium zur Grundlage.<br />
Daher hat der Komponist<br />
die eher unbekanntere Passionsgeschichte<br />
des Markusevangeliums,<br />
Kapitel 14 und 15, ausgewählt,<br />
stammend aus der modernen Fassung<br />
der Zürcher Bibel.<br />
Uraufgeführt wurde das Werk<br />
bereits vor einem Jahr in der<br />
Kirche Wangen. Für die diesjährige<br />
Aufführung hatte man sich die<br />
reformierte Kirche Dietlikons mit<br />
ihrem eher kleinen Kirchenschiff,<br />
wenngleich mit hervorragender<br />
Akustik ausgesucht. Die 27 Sänger:innen<br />
des Kirchenchores Wangen-Brüttisellen<br />
inklusive Gastsänger:innen<br />
postierten sich im<br />
Chorgestühl um die vier Instrumentalisten<br />
Regula Raas an der<br />
Violine, Barbara Gürth an der Viola,<br />
Cecilia Garcia am Cello und<br />
Corinne Sonderegger an der Oboe.<br />
Dazu kam die Stimme des Jesus,<br />
gesungen von Johannes Michael<br />
Blume sowie jene der Evangelistin<br />
Silvia Letsch-Brunner, welche<br />
von der Kanzel aus die rahmen<br />
gebenden Textstellen sprach. Die<br />
Handlung wird vom Chor, der hier<br />
das Volk repräsentiert, dem darauf<br />
antwortenden Jesus und der Sprecherin<br />
alternierend vorgetragen.<br />
Die Lesung der Evangelientexte<br />
hat Lauffer bewusst einer Frau<br />
übertragen, im Gegensatz zu den<br />
vielen Männern, die in der Geschichte<br />
vorkommen.<br />
Handlung spielt zwischen Chor,<br />
Solisten und Sprecherin<br />
Die Handlung gemäss den biblischen<br />
Begebenheiten beginnt am<br />
Passahfest, dem Fest der ungesäuerten<br />
Brote der Juden. Die Hohepriester<br />
und Schriftgelehrten suchen<br />
nach einer günstigen Gelegenheit,<br />
bei der sie Jesus heimlich festnehmen<br />
und umbringen lassen könnten.<br />
Die Jünger Jesu geraten in Versuchung,<br />
da ihnen Geld in Aussicht<br />
gestellt wird, wenn sie ihren Meister<br />
verrieten.<br />
Es geschieht im Folgenden alles so,<br />
wie es in der Heiligen Schrift vorausgesagt<br />
wurde: Jesus speist ein<br />
letztes Mal mit seinen Jüngern im<br />
Garten Gethsemane und bricht dort<br />
mit ihnen das Brot und trinkt Wein.<br />
Diese Szene ist als das letzte<br />
Abendmahl bekannt. Jesus leidet<br />
Todesängste und bittet Gott, Seinen<br />
Vater im Himmel, dass, wenn es<br />
sein könne, dieser Kelch an ihm vorübergehe,<br />
denn er weiss, welche<br />
Qualen ihn erwarten. Schon ist Judas<br />
mit den Hohepriestern zu Jesus<br />
und den Jüngern unterwegs und<br />
verrät Seinen Herrn, indem er Ihn<br />
auf die Wange küsst. Jesus wird<br />
festgenommen und von Pontius Pilatus<br />
zum Tode verurteilt, weil er<br />
Gott gelästert habe, indem er behauptete,<br />
Gottes Sohn zu sein. Jesus<br />
wird eine Dornenkrone aufgesetzt.<br />
Ihm wird mit einem Stock auf den<br />
Kopf geschlagen. Er wird verhöhnt,<br />
angespuckt und verachtet und alsdann<br />
auf den Hügel Golgotha – das<br />
heisst «Schädelstätte» – ausserhalb<br />
der Stadt Jerusalem geführt und<br />
dort mit zwei weiteren Schwerverbrechern<br />
durch Kreuzigung hingerichtet.<br />
Diese Tötungsart lässt einen<br />
am Kreuz Hängenden verdursten<br />
Eindrücklich und ergreifend: Aufführung der Passionsgeschichte. (Foto yz)<br />
und langsam grausam ersticken.<br />
Am Mittag wird es im ganzen Land<br />
dunkel. Gegen drei Uhr ruft Jesus<br />
laut: «Eli, Eli, lema sabachtani?»<br />
Das heisst übersetzt: «Mein Gott,<br />
mein Gott, warum hast du mich verlassen?»<br />
Dann schreit Jesus laut auf<br />
und ist tot. Im selben Augenblick<br />
zerreisst der Vorhang im Tempel<br />
vor dem Allerheiligsten von oben<br />
bis unten. Am Abend lässt sich ein<br />
Mitglied des Hohen Rates, Josef<br />
aus Arimathäa, den Leichnam Jesu<br />
aushändigen, wickelt ihn in ein feines<br />
Leinentuch und legt ihn in ein<br />
Felsgengrab.<br />
Dramatische Musik zum höchsten<br />
Feiertag der Christenheit<br />
Das gut 50 Minuten dauernde<br />
Werk bedurfte einer eingehenden<br />
Vorbereitung und war für viele der<br />
teilnehmenden Sänger gemäss eigenen<br />
Aussagen eine «rechte Herausforderung».<br />
Zum einen ist es<br />
keine «leichte Muse», eine Passion<br />
zu singen, da die Chorsequenzen<br />
oft kurz gehalten sind. Zum<br />
anderen ist das Thema «Passion»<br />
ein Tiefgang – mit aber positivem<br />
Ausgang, hat der Tod Jesu doch<br />
Ostern zur Folge.<br />
Die Musik dazu ist weitgehend<br />
dramatisch. Die kurzen Choreinwürfe<br />
sind meistens polyphon und<br />
symbolisieren das zornige Volk.<br />
Nur die instrumentale Choralbearbeitung<br />
«O Haupt voll Blut und<br />
Wunden» und der eindringliche<br />
Schlusschor sorgen für lyrische<br />
Momente. Die Instrumentalbegleitung<br />
unterstützt die Worte Jesu<br />
und verstärkt so ihre Aussage. Als<br />
Kontrast dazu stehen die gelesenen<br />
Worte der Evangelistin. Mit<br />
dem Schlusschoral «Christe, du<br />
Lamm Gottes» liess Lauffer seine<br />
Passion enden.<br />
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