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Eleonora Balbi<br />

nimmt nur das<br />

Notwendigste auf<br />

Veloreisen mit.<br />

Europa, Asien und Afrika. Die Pandemie<br />

zwingt sie jedoch, im März 2020 vorzeitig<br />

auf den alten Kontinent zurückzukehren. In<br />

Frankreich findet sie Unterschlupf bei einem<br />

Bekannten, den sie während ihrer weltumspannenden<br />

Veloreise im Oktober 2019 auf<br />

der zehntägigen Japanese Odyssey in Japan<br />

kennengelernt hatte. Derweil verhängt die<br />

Regierung Frankreichs strenge Lockdowns.<br />

Aus den geplanten zwei bis drei Wochen<br />

werden vier Monate in einer beengten,<br />

25 Quadratmeter kleinen Wohnung in der<br />

Nähe von Lyon. Und aus Freundschaft wird<br />

Liebe. «Ein Vierteljahr auf dem Sofa herumsitzen<br />

und Remote-Arbeit haben jedoch<br />

einen Preis: Balbi startet ihr nächstes Veloabenteuer<br />

– das Further-Rennen im August<br />

2020 im französischen Château de Queillé bei<br />

Saint-Quentin-la Tour völlig unvorbereitet.<br />

Drei Tage, 350 Kilometer und etliche Höhenmeter<br />

hält sie durch, bevor sie das Rennen<br />

abbricht: «Die restlichen 200 Kilometer hätte<br />

ich auch geschafft – aber nicht mehr innerhalb<br />

des Zeitlimits.» Das ist jedoch nicht der<br />

einzige Grund, weshalb sie aufgibt: Auch die<br />

Arbeit als Projektmanagerin bei Komoot ruft.<br />

«Ich musste am Montagmorgen wieder im<br />

Homeoffice arbeiten.» So verlässt sie am<br />

Sonntagabend die Pyrenäen und fährt sechs<br />

Stunden mit dem Auto zu ihrem Lebenspartner<br />

nach Lyon.<br />

Reisen trotz Hindernissen<br />

Pandemie hin oder her: Balbis Abenteuerlust<br />

ist ungebremst: Im Februar 2021 nimmt sie<br />

zum zweiten Mal am Race Around Rwanda<br />

teil. Das Rennen wird zwar abgesagt, doch<br />

Velo fahren können die Teilnehmenden<br />

trotzdem. Die Regeln sind einfach: Alle<br />

übernachten jeden Abend im Hotel – wenn<br />

auch jeweils an einem anderen Ort. Das Hotel<br />

dürfen sie zwischen sechs Uhr abends und<br />

vier Uhr morgens zudem nicht verlassen,<br />

müssen Covid-Tests machen und 1000 Kilometer<br />

in sechs Tagesetappen absolvieren.<br />

Kurz und gut: Balbi geniesst das Velofahren<br />

abseits normaler Rennbedingungen.<br />

Heimspiel<br />

Nach dem Rennen ist jeweils vor dem Rennen:<br />

Schon im Oktober ist Balbi wieder mit dem<br />

Velo unterwegs. Zusammen mit einer Freundin<br />

fährt sie entlang der «Alpensinfonie»,<br />

einer Velorennroute, die sich auf über<br />

1000 ​Kilometer erstreckt und über 25 Pässe<br />

führt. Dieses Mal beginnen ihre «Veloferien»<br />

jedoch fast vor ihrer Haustüre, denn in der<br />

Zwischenzeit wohnt Balbi mit ihrem Lebenspartner<br />

in Bern.<br />

Danach ist mit Velofahren erst einmal Schluss:<br />

2022 legt Balbi eine Rennpause ein: «Ich war<br />

nach einer Beförderung beruflich ziemlich<br />

eingespannt und gesundheitlich nicht auf der<br />

Höhe.» Anfang 2023 folgt der Jobwechsel von<br />

Komoot zu einem HR-Softwareanbieter in<br />

Basel, wo sie verschiedene Projekte verantwortet.<br />

Damit hat sie auf einen Schlag wieder<br />

mehr Zeit fürs Velofahren und startet am<br />

«Dead ends and dolci»-Rennen in Bellinzona.<br />

Es ist mit 500 Kilometern und 9000 ​Metern<br />

Höhenunterschieden eher anspruchslos.<br />

Wars das bereits? «Nein», sagt Balbi. «Aber<br />

mein Fokus hat sich vom Rennrad auf andere<br />

Sportarten gerichtet. Ich bin nun vermehrt<br />

mit dem Mountainbike unterwegs, wenn auch<br />

nur am Wochenende oder an freien Tagen.»<br />

Das habe vor allem mit ihrem Umzug von Bern<br />

ins hügelige Evilard zu tun.<br />

Land, Meer, Luft<br />

Mit dem Velo neue Welten entdecken und<br />

dafür unwirtliche Gegenden durchqueren<br />

bleibt Balbis Lebensziel – aber mit grösserem<br />

Reisehorizont. So wagt sie sich aktuell ans<br />

Gleitschirmfliegen, wofür sie 2023 eine<br />

Pilotenlizenz erwarb. Nicht ohne ihr Mountainbike:<br />

Damit will sie künftig zum Starthang<br />

fahren und mitsamt Zweirad wieder zum<br />

Landepunkt hinuntergleiten. So weit ist es<br />

aber noch nicht: «Beim Gleitschirmfliegen<br />

muss ich noch sicherer werden.» Das dauert<br />

länger als gedacht. Trotzdem schmiedet<br />

Balbi bereits weitere Pläne. Künftig soll ihr<br />

Velo sie nicht nur in den Lüften, sondern auch<br />

bei See- und Meeresüberquerungen begleiten.<br />

Mit dem Binnen- und Hochsee-Segelschein<br />

in der Tasche fühlt sich Balbi frei:<br />

«Ich bin dann nicht mehr aufs Flugzeug<br />

angewiesen.» OO<br />

Fragen zum Artikel?<br />

Eleonora beantwortet deine Fragen unter<br />

magazin@pro-velo.ch<br />

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