faktor_GOE_2024_01_KOMPLETT_BLÄTTERAUSGABE
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75. Jubiläumsausgabe Frühjahr <strong>2024</strong> 8 Euro<br />
› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />
› DAS MAGAZIN FÜR ERFOLGSGESCHICHTEN<br />
Erfolgsgeschichte Mit Die seinem unkonventionelle Berliner Unternehmen Macherin Eva investiert Kienle hat der ihren Ex-Göttinger Platz im Filip KWS-Vorstand Dames in Startups gefunden wie Auto1 88 und Flixbus. 20
Der Weg durch den Steuer-Dschungel<br />
wird immer komplizierter.<br />
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Unternehmerische Fragen sind stets auch Steuerfragen. Gut,<br />
wenn man im Dickicht ständig neuer Gesetze und Verordnungen<br />
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und vermögensbildenden Angelegenheiten.<br />
Und weil der beste Weg durch das Steuerrecht nicht für jeden<br />
Mandanten derselbe ist, verstehen wir nicht nur etwas von<br />
Paragraphen und Zahlen, sondern auch von den Branchen,<br />
für die wir tätig sind.<br />
Jürgen Hollstein Dipl.-Kfm.<br />
Steuerberater / ausgeschieden am 31.12.23<br />
Roland Haever Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Fritz Güntzler Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Johann-Karl Vietor Dipl.-Kfm.<br />
Steuerberater<br />
Thorsten Kumpe Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Miriam Engel Dipl.-Kffr.<br />
Steuerberaterin<br />
Lutz Becker<br />
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editorial<br />
JAHRE<br />
FOTO COVER: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Vor 75 Ausgaben – im Herbst 2005 – erschien der erste <strong>faktor</strong>. Was zunächst als<br />
Magazin konzipiert war, haben wir schnell um digitale Formate und Veranstaltungen<br />
erweitert. Heute gibt es die <strong>faktor</strong>-Business-Lounge, unser großes Networking-Event<br />
am Abend, und dies seit über 18 Jahren. Dahinter steht die Idee, spannende<br />
Menschen zusammenzubringen. Als Herausgeber empfinde ich es als großes Privileg,<br />
ständig auf interessante Menschen zu stoßen. Über diese Erfolgsgeschichten berichten<br />
wir im Magazin und lassen die Macherinnen und Macher diese im <strong>faktor</strong>-Mittagsclub<br />
oder im Podcast onfire erzählen.<br />
So machen wir Unternehmen der Region bekannter in Print, auf den Events und digital.<br />
Um den Nutzen weiter zu erhöhen, haben wir jetzt den <strong>faktor</strong>-Club gestartet. Unsere<br />
Mitglieder bekommen bei uns alles aus einer Hand. Sie erhalten Media leistung in den<br />
Magazinen, vernetzen sich über unsere Events und werden sichtbarer über unsere<br />
digitalen Formate. Mitglieder können so Kunden und Mitarbeiter gewinnen. Wie<br />
auch Sie davon profitieren können, lesen Sie auf Seite 108.<br />
Im Zentrum unserer Club-Aktivitäten steht weiterhin das gedruckte Magazin mit<br />
tollen Fotos unseres ,brasilianischen Auges‘ Alciro Theodoro da Silva und mit lesenswerten<br />
Texten unseres Redaktionsleiters Christian Vogelbein und seinem Team.<br />
Und auch diese <strong>faktor</strong>-Jubiläumsausgabe ist voller Erfolgsgeschichten. So haben wir<br />
den Ex-Göttinger Filip Dames in Berlin besucht. Mit Cherry Ventures hat er lukrativ<br />
in Start-ups wie Auto1 und Flixbus investiert. Bei der 41. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />
werden Sie ihn kennenlernen. Wie Sie sich anmelden können, erfahren Sie auf Seite 15.<br />
Außerdem durften wir Hermann Rohlfs besuchen, den bisher unbekannten Unternehmer<br />
aus Uslar. Wir waren sehr angetan von seiner Story vom Apotheker zum Chef mit<br />
1.000 Beschäftigten. Seine Geschichte voller Widerstände lesen Sie auf Seite 34. Außerdem<br />
berichten wir beim Themenschwerpunkt Nachhaltigkeit über Flexbio, die Energie<br />
aus Abwässern gewinnen, und wir sprachen mit Dinah Stollwerck-Bauer als neuer<br />
AGV-Vorsitzenden. Zudem führten wir mit dem Kerzen-Start-up Molly Suh ein Interview<br />
nach ihrem Auftritt in ,Die Höhle der Löwen‘.<br />
Beim Lesen dieser und weiterer Geschichten in unserer Jubiläumsausgabe wünschen<br />
wir Ihnen nun viel Vergnügen!<br />
Ihr Marco Böhme<br />
Herausgeber<br />
boehme@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
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1 |<strong>2024</strong> 3
inhalt<br />
34 Risiken und Nebenwirkungen<br />
Apotheker und Naturschützer. Hermann<br />
Rohlfs kaufte Ende der 1980er Jahre die<br />
Rats-Apotheke in Uslar. Heute beschäftigt<br />
er rund 1.000 Menschen und gründete in<br />
Namibia mehrere Natuschutzgebiete. Im<br />
Interview erzählt er vom Streit mit der<br />
Pharmaindustrie und der Sehnsucht nach<br />
einer heilenden Welt.<br />
service<br />
3 Editorial<br />
8 Momentaufnahmen<br />
Besondere Augenblicke<br />
vergangener Tage<br />
14 Aktuelles<br />
Neues aus der <strong>faktor</strong>-Redaktion<br />
18 Ausblick<br />
Die 41. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />
136 Kalender<br />
138 Impressum<br />
nachhaltig<br />
46 Shortlist<br />
Kompaktes zum Thema<br />
Nachhaltigkeit aus der Region<br />
58 Was bleibt, Herr Trittin?<br />
Jürgen Trittin verabschiedet sich<br />
nach 25 Jahren im Bundestag in den<br />
Ruhestand<br />
78 Nachhaltigkeit als Mindset<br />
Die Sparkasse Göttingen will<br />
nachhaltiger werden und nimmt<br />
Kunden und Mitarbeiter mit<br />
<br />
mensch<br />
20 Die Kirsche auf der Torte<br />
Wir haben den Ex-Göttinger und<br />
Zalando-Mitgründer Filip Dames in<br />
Berlin besucht<br />
30 Shortlist<br />
Namen und Gesichter der Region<br />
32 Staffelstab übergeben<br />
Heinz-Jürgen Bertram prägte als<br />
Vorstandsvorsitzender Symrise<br />
42 Die Dolmetscherin<br />
Dinah Stollwerck-Bauer ist neue<br />
Hauptgeschäftsführerin des<br />
Arbeitgeberverband Mitte e.V.<br />
unternehmen<br />
wissen<br />
<strong>faktor</strong> feiert! Seit<br />
18 Jahren und 75<br />
Ausgaben begleitet<br />
das <strong>faktor</strong>-Magazin<br />
die Region und<br />
erzählt spannende<br />
Erfolgsgeschichten.<br />
Diese stehen<br />
auch diesmal im<br />
Mittelpunkt<br />
84 Shortlist<br />
Nachrichten aus der regionalen<br />
Wirtschaft in der Übersicht<br />
86 Kerzen und Löwen<br />
Die Gründer von ,Molly Suh‘<br />
berichten von ihrem Auftritt in<br />
der TV-Sendung ,Die Höhle der<br />
Löwen‘<br />
96 Rene Schmock<br />
Der Content-Creator aus<br />
Göttingen erreicht mit<br />
seinem Smartphone fast vier<br />
Millionen Menschen in sozialen<br />
Netzwerken<br />
106 Shortlist<br />
Entwicklungen und<br />
Wissenswertes aus der Region<br />
108 Willkommen im Club<br />
<strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco<br />
Böhme erzählt, wie der <strong>faktor</strong>-<br />
Club Unternehmen zu mehr<br />
Bekanntheit verhilft<br />
114 Echte Erfolgsgeschichten<br />
<strong>faktor</strong> bringt Menschen<br />
zusammen, die gemeinsam etwas<br />
auf die Beine stellen<br />
124 Vermögensnachfolge<br />
Erfolgreicher Auftakt beim<br />
1. Vermögensnachfolgetag von<br />
Lampe legal<br />
132 Starkes Südniedersachsen<br />
Nach 18 Jahren <strong>faktor</strong>-Magazin<br />
schauen wir auf das, was die<br />
Region stark macht.<br />
4 1 |<strong>2024</strong>
FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA I LUKA GORJUP<br />
86 Einen Löwen gefangen<br />
68 Der richtige Dreh<br />
FlexBio in Einbeck reinigt Abwasser und gewinnt daraus wertvolles Biogas. Damit helfen die<br />
beiden Geschäftsführer und ihr Team der Industrie, grüner und nachhaltiger zu werden.<br />
Das Unternehmen als Spin-off der HAWK hätte es so aber nie gegeben, wenn die Gründer<br />
zur Pandemie nicht ihre Forschungsergebnisse gerettet hätten. Heute verkaufen sie die<br />
Anlagen im Container-Format nach ganz Europa und bald auch nach Übersee.<br />
Begeisterung entflammt. Amy und<br />
Maurice Jedlicka erzählen uns vom<br />
Auftritt in der TV-Sendung ,Die Höhle<br />
der Löwen‘ mit ihrem Kerzen-Startup.<br />
96 Mensch-Marke Rene Schmock<br />
48 30 Jahre Contigo: Mehr als nur Kaffee & Schokolade<br />
Seit Jahren nachhaltig. Passend zu unserem Schwerpunktthema ,Nachhaltigkeit‘ feiert das<br />
Göttinger Fair-Trade-Unternehmen Contigo in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag. Im<br />
Interview erzählen uns die Geschäftsführer Greta Herbst und Ralph Wüstefeld, wie sie<br />
gestärkt aus der Pandemie kamen und warum der Online-Handel an Bedeutung gewinnt.<br />
Immer online. Eigentlich ist Rene<br />
Schmock gelernter Berufskraftfahrer. Mit<br />
seinem Handy erreicht er in den sozialen<br />
Medien täglich fast vier Millionen<br />
Menschen. Uns erzählt der Content-<br />
Creator und Influencer, wie er mit Neid<br />
und Hasskommentaren umgeht und wie<br />
er zum Unternehmer wurde.<br />
1 |<strong>2024</strong> 5
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8 1 |<strong>2024</strong>
momentaufnahmen<br />
Momentaufnahmen<br />
<strong>faktor</strong> lässt besondere Ereignisse in der Region mit ausgewählten<br />
Impressionen Revue passieren.<br />
TEXT CHRISTIAN VOGELBEIN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Landschaften im Schatten<br />
Tadashi Endo formt mit seinem Körper Kunst in den leeren Raum. Der berühmte Butoh-Tänzer<br />
war zur KUNST-Gala Mitte Februar auf der Bühne der Stadthalle zu sehen. Wer ihn beobachtet,<br />
entdeckt Landschaften und Seelen im Flutlicht. Zu sehen gab es einen Ausschnitt aus seinem<br />
Tanz aus dem bereits in Italien und Mexiko aufgeführten Stück SHINKAI NO TAMASHII.<br />
1 |<strong>2024</strong> 9
momentaufnahmen<br />
Die Gedanken sind frei<br />
Der Göttinger Elch wurde in diesem Jahr an das Karikaturisten-Duo Greser & Lenz verliehen. Achim Greser (*1958) und Heribert<br />
Lenz (*1961) wurden für ihre über 25-jährige satirische Arbeit ausgezeichnet. Bei der Verleihung im Deutschen Theater Göttingen<br />
äußerten sie einen Wunsch: gemeinsam „Die Gedanken sind frei“ zu singen. „Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, sie<br />
fliehen vorbei wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen, es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei.“<br />
10 1 |<strong>2024</strong>
momentaufnahmen<br />
1 |<strong>2024</strong> 11
momentaufnahmen<br />
Göttingen jazzt wieder<br />
Das 45. Göttinger Jazzfestival konnte im November endlich wieder ein Programm im<br />
Vor-Corona-Umfang anbieten. Internationale Künstler boten feinste Improvisationskunst von den<br />
Ursprüngen des Jazz bis zu Grenzgängen entlang von Folk, Minimal, World Musik, Neuer Musik<br />
und Techno. Der US-amerikanische Trompeter Theo Croker (Foto) eröffnete mit seiner Band das<br />
große Programmwochenende im Deutschen Theater mit Gospel, Blues, Jazz, Soul und Funk.<br />
Neben vielen Einzelkonzerten wurde erstmals auch eine Art-Techno-Jazz-Party mit<br />
DJ Leonhard Kuhn im DT-Keller gefeiert.<br />
12 1 |<strong>2024</strong>
momentaufnahmen<br />
Skip the Rope<br />
Das Feuerwerk der Turnkunst begeistert zum Jahresstart die Menschen in der Göttinger<br />
Lokhalle. Ebenfalls mit dabei: das Team „Rope Skipping“ aus Göttingen mit einer<br />
beeindruckenden Show.<br />
1 |<strong>2024</strong> 13
aktuelles<br />
<strong>faktor</strong>-Frühstücksclub<br />
Gute Ideen schon am Morgen<br />
FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Im März feierte der neue <strong>faktor</strong>-Frühstücksclub Premiere.<br />
Das Format findet ab sofort jeden ersten Mittwoch im<br />
Monat in der Mannamia-Filiale der Feinbäckerei Ruch in<br />
Rosdorf statt. Los geht es immer um 8 Uhr. Gastgeber zum<br />
Start war Jan Philipp Gresens, geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Feinbäckerei Ruch (Foto unten, rechts).<br />
Thorsten Ruch, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Feinbäckerei Ruch, nutzte einen kurzen Impulsvortrag,<br />
um die Gäste in die Welt des Brotgeschmacks einzuführen.<br />
Das neue Format am Morgen ist exklusiv für<br />
<strong>faktor</strong>-Club-Mitglieder. Weitere Infos dazu gibt es auf den<br />
Seiten 108 und 109.<br />
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14 1 |<strong>2024</strong>
aktuelles<br />
<strong>faktor</strong>-Mittagsclub<br />
Der <strong>faktor</strong>-Mittagsclub bietet eine exklusive Plattform<br />
für Entscheider, die monatlich zusammenkommen,<br />
um sich auszutauschen und voneinander zu<br />
lernen. Er bietet die Möglichkeit, von den Erfahrungen<br />
und Einsichten anderer erfolgreicher Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer aus der Region zu profitieren.<br />
Wie auch Sie dabei sein können, lesen Sie auf<br />
Seite 108. Zum Start in das neue Jahr haben sich wieder<br />
spannende Gäste mit uns verabredet.<br />
JANUAR<br />
Im Januar nahmen uns die Gründer von Molly Suh, Amy und Maurice<br />
Jedlicka, mit hinter die Kulissen bei ihrem Auftritt in der<br />
TV-Sendung ,Die Höhle der Löwen‘. Das Unternehmerpaar hatte bereits<br />
im Oktober 2022 am <strong>faktor</strong>-Mittagsclub teilgenommen, kurz<br />
nachdem sie die renommierten Gründungswettbewerbe der PFH und<br />
der Universität Göttingen – Lift-off – gewonnen hatten. Molly Suh<br />
verkauft Duftkerzen aus nachhaltiger Produktion. Ein ausführlicher<br />
Artikel auf Seite 86 dieser Ausgabe stellt nicht nur ihr Erlebnis bei<br />
,Die Höhle der Löwen’ dar, sondern auch ihr Unternehmen und den<br />
Erfolg seit dem Deal mit einem ‚Löwen‘.<br />
S. 86 in dieser Ausgabe<br />
Molly Suh<br />
FEBRUAR<br />
Im Februar saß Julia Hansen, die Schöpferin der Kulturkrafttage, als<br />
Gast am Tisch des <strong>faktor</strong>-Mittagsclub. In einem Gespräch in ausgewählter<br />
Runde gewährte sie Einblicke hinter die Kulissen des jährlichen<br />
Events im PS-Speicher und sprach über die Vorbereitungen für<br />
die Kulturkrafttage <strong>2024</strong>, bei denen prominente Gäste wie Dietmar<br />
Bär oder Ulrich Tukur auf der Bühne in Einbeck standen. Wer mehr<br />
über Julia Hansen und die faszinierende Welt der Kulturkrafttage erfahren<br />
möchte, kann ihr zudem im <strong>faktor</strong>-Podcast onfire zuhören.<br />
Einen Rückblick zu den Kulturkrafttagen im vergangenen Jahr finden<br />
Sie außerdem in der Winterausgabe 2023 des <strong>faktor</strong>-Magazins.<br />
Hier geht es zum <strong>faktor</strong>-Podcast<br />
onfire mit Julia Hansen<br />
Neugierig geworden?<br />
Hier geht es zum <strong>faktor</strong>-Mittagsclub:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<br />
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1 |<strong>2024</strong> 15
aktuelles<br />
<strong>faktor</strong>-Podcast<br />
Mit Kulturkraft und Startup-Raketen<br />
onfire – der Podcast für Erfolgsgeschichten ist Teil des <strong>faktor</strong>-Portfolios und<br />
lädt regelmäßig spannende Persönlichkeiten aus Südniedersachsen zum Gespräch<br />
ein. Gastgeber und Herausgeber Marco Böhme und Redaktionsleiter<br />
Christian Vogelbein sprechen mit ihren Gästen in entspannter Atmosphäre<br />
über ihre Lebens- und Erfolgsgeschichte. Dabei wollen sie wissen:<br />
Wofür brennen Sie?<br />
Unsere Gäste waren nun so unterschiedlich wie selten und erklären uns ihre<br />
Welt: Marco Böhme zum Jubiläums-<strong>faktor</strong>, Julia Hansen zu den Kulturkrafttagen,<br />
Rene Schmock über die Mensch-Marke und Filip Dames live aus Berlin.<br />
Verpassen Sie keine neue Folge.<br />
Besuchen Sie die <strong>faktor</strong>-Website unter<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/onfire-podcast<br />
Filip Dames (Foto, r.) hat schon in jungen Jahren<br />
beinahe die ganze Welt gesehen. In dieser Ausgabe<br />
stellen wir den gebürtigen Göttinger in unserer<br />
Titelgeschichte groß vor. Vom Knabenchor<br />
Göttingen und dem Abitur-Jahrgangsbesten wird<br />
er nach der Mitgründung des Versandriesen<br />
Zalando selbst zum Gründer. Heute investiert er<br />
mit seinem Unternehmen ,Cherry Ventures‘<br />
Millionen in aufstrebende europäische Startups.<br />
Im Gespräch mit <strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco<br />
Böhme (Foto, l.) erzählt Dames von eiskalten<br />
Zahlen und einem warmen Bauchgefühl auf der<br />
Suche nach der nächsten Rakete am Start up-<br />
Himmel.<br />
16 1 |<strong>2024</strong>
aktuelles<br />
Julia Hansen ist Kopf und Herz der Kulturkrafttage in Einbeck. Die<br />
Künstlerin und Schauspielerin erlaubt in dieser Folge einen einzigartigen<br />
Blick in die faszinierende Welt hinter die Kulissen der Kulturkrafttage.<br />
Mit Leidenschaft und Vision spricht sie über die Entstehung dieses<br />
Events, die Vielfalt der Künstlerinnen und Künstler und die einzigartigen<br />
Begegnungen, die Teil der Veranstaltung sind. Dabei erzählt<br />
sie auch von Mentoren, die ihr zur Seite gestanden haben, und von<br />
offenen Türen, die sie mit ihren Ideen durchschritt. Wir erfahren, wie<br />
Julia Hansen die Herausforderungen meistert, Inspiration schöpft<br />
und neue Visionen für die Zukunft entwickelt. Gemeinsam blicken wir<br />
hinter die Kulissen der Kulturkrafttage im PS.SPEICHER in Einbeck<br />
und lassen uns von Julia Hansens Leidenschaft anstecken.<br />
Marco Böhme (Foto, r.) ist seit 18 Jahren Herausgeber des <strong>faktor</strong>-Magazins.<br />
Pünktlich zur 75. Ausgabe spricht er mit <strong>faktor</strong>-Redaktionsleiter Christian Vogelbein<br />
(l.) über die Leidenschaft zum Netzwerken, das Gespür für interessante Menschen<br />
und die Zukunft der <strong>faktor</strong>-Plattform. Erstmals erzählt Böhme vom neuen<br />
<strong>faktor</strong>-Club, mit dem Unternehmen in Südniedersachsen im Magazin, digital und<br />
auch live vor Ort noch sichtbarer werden. Marco Böhme betont im Gespräch die<br />
Bedeutung von Storytelling auf dem Weg zum Erfolg. Trotz Digitalisierung schlägt<br />
sein Herz weiterhin für das gedruckte <strong>faktor</strong>-Magazin. Der neue <strong>faktor</strong>-Club bietet<br />
Unternehmen die Möglichkeit, regional bekannter in Südniedersachsen werden.<br />
Rene Schmock erreicht mit seinem Handy täglich mehr als vier Millionen<br />
Menschen. Als Influencer und Content-Creator ist er gemeinsam mit der<br />
Göttinger Agentur Lookfamed zum Unternehmer geworden. Im Gespräch<br />
gibt er sich erfrischend offen, spricht über die maximale Sichtbarkeit und<br />
das nicht immer gesunde Verhältnis zu sozialen Medien. Der gelernte Berufskraftfahrer<br />
ist mit seinen beruflichen Wurzeln auch heute noch eng verbunden.<br />
Er erzählt, das eine Freundschaft schon am Geld scheiterte und<br />
wie er mit Hass-Kommentaren umgeht. Dabei lässt er uns teilhaben an einer<br />
einzigartigen Perspektive, seiner Opferbereitschaft und seinen ehrgeizigen<br />
Zukunftsplänen.<br />
1 |<strong>2024</strong> 17
aktuelles<br />
41.<strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />
Wie Startups den Mittelstand antreiben<br />
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Hier geht es direkt zur Anmeldung für den<br />
Vortrag mit Filip Dames<br />
Er hat im Göttinger Knabenchor gesungen und so die Welt bereist. Er trat<br />
auf dem Altstadtfest als Vorband für die Guano Apes auf und wollte eigentlich<br />
Opernsänger werden.<br />
Doch es kam ganz anders. Heute singt Filip Dames nur noch für sich<br />
und auf Hochzeiten für Freunde. Dames hat zunächst Zalando an die Börse<br />
gebracht und dann mit Cherry Ventures erfolgreich in Auto1, Flixbus &<br />
Co. investiert.Wir haben ihn kürzlich in Berlin besucht. Im Interview erzählt<br />
er uns in dieser Ausgabe vom Wiedersehen mit Freunden auf dem<br />
Göttinger Weihnachtsmarkt, seiner Leidenschaft für die USA und das besondere<br />
Detail, das junge Gründer erfolgreich macht. Filip Dames erklärt<br />
außerdem, worauf er bei seinen Investments achtet und warum für ihn das<br />
Gründerteam viel wichtiger ist als der Business-Plan.<br />
Um seine spannende Erfolgsgeschichte zu erzählen, kommt der 40-Jährige<br />
am 6. Juni <strong>2024</strong> zur 41.<strong>faktor</strong>-Business-Lounge – in Kooperation mit<br />
dem Göttinger Hotel Freizeit In. Filip Dames spricht ab 19 Uhr zum Thema:<br />
,Aufbruch in die Zukunft: Wie Startups den Mittelstand antreiben.‘<br />
Geburtstagspräsente<br />
Weine aus Südafrika<br />
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Gemeinsam mit <strong>faktor</strong>-Partner Rainer Giese vom Versicherungs-<br />
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Geburtstag oder Firmenjubiläum.<br />
Rainer Giese und seine Frau Grit sind große Südafrika-Fans<br />
und legen auch im WeinKontor den Schwerpunkt auf Weine<br />
vom Kap der Guten Hoffnung. Die beiden reisen regelmäßig<br />
dorthin und sind mit zahlreichen Winzern befreundet.<br />
Von diesen guten Verbindungen profitiert nun auch das <strong>faktor</strong>–Magazin<br />
und damit auch seine Kunden und die Mitglieder<br />
im <strong>faktor</strong>-Club (siehe auch Seiten 108 und 109). Rainer Giese<br />
und <strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme wählen jeweils für den<br />
Jubilar den passenden Tropfen aus.<br />
18 1 |<strong>2024</strong>
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mensch<br />
Die<br />
Kirsche<br />
auf der Torte<br />
20 1 |<strong>2024</strong>
mensch<br />
Der gebürtige Göttinger Filip Dames investiert mit ,Cherry Ventures‘ in ein Versprechen:<br />
dass ein frisch gegründetes Unternehmen irgendwann nicht nur erfolgreich, sondern das<br />
nächste große Ding sein könnte. Bei bekannten Marken wie Flixbus oder Auto1 hatten er<br />
und sein Team schon den richtigen Riecher. <strong>faktor</strong> trifft den 40-Jährigen in seinem<br />
Berliner Büro. Wir reden über Weltreisen mit dem Göttinger Knabenchor, über den<br />
Börsengang mit Zalando und die Bedeutung des Teams für den Erfolg.<br />
1 |<strong>2024</strong> 21
mensch<br />
DDie Hauptstadt trägt Grau und<br />
Graffiti, die Deutsche Bahn ist<br />
pünktlich. Ostbahnhof, Hackescher<br />
Markt. Vorbei an bemalten Garagentoren,<br />
selbst gebauten Spielplätzen und<br />
ruhenden Cafés glänzen die runden Dächer im<br />
Scheunenviertel. In einem Hinterhof setzt ein Fahrstuhl<br />
aus Glas an ein schlichtes Wohnhaus an. In pinkem<br />
Neon leuchtet es: ,Cherry Ventures‘. Die erste Begrüßung<br />
ist auf Englisch, der Kaffee kommt aus der Barista-Kaffeemaschine.<br />
Das Foyer ist wie eine Aula mit Kissen<br />
und langem Esstisch gestaltet. Große Fenster lassen<br />
das Licht an die noch höhere Decke des Altbaus steigen.<br />
Filip Dames kommt mit einem sanften Lächeln und einfangenden<br />
Augen aus seinem Büro, wir sind gleich beim<br />
Du. Als einer von zwei Gründern investiert er von hier<br />
aus in deutsche und europäische Startups im Moment<br />
der Frühphase. Also zu dem Zeitpunkt, wenn der Erfolg<br />
noch ein Konjunktiv ist. Der Moment, wenn eine Handvoll<br />
Geld die Rakete zünden könnte.<br />
22 1 |<strong>2024</strong><br />
TEXT CHRISTIAN VOGELBEIN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
ES IST RUHIG IM BERLINER GROSSBÜRO, Mitarbeitende<br />
treffen sich mit Gründerteams, sind im<br />
Homeoffice oder in London. Dort und in Skandinavien<br />
betreibt das Unternehmen weitere Außenstellen. „Wir<br />
beschränken uns auf den deutschen und europäischen<br />
Markt“, sagt Dames. Dort suchen und finden sie Startups,<br />
um sie groß zu machen und selbst an einem möglichen<br />
Wachstum mitzuverdienen. Der Gewinn geht über<br />
den Fonds in Teilen zurück an die Investoren von Dames‘<br />
Unternehmen. Diese Arbeit habe durchaus etwas<br />
mit der Kirsche auf der Torte, dem ,Cherrypicking‘, zu<br />
tun, die seiner Firma auch ihren Namen gibt. In der<br />
deutschen Übersetzung werden die Kirschen oft durch<br />
Rosinen ersetzt, die aus dem Müsli herausgesucht werden.<br />
Gemein ist ihnen der vermeintlich süße Erfolg.<br />
Denn wer Millionen Euro investiert, schaut ganz genau<br />
hin – und wird wählerisch. Pro Jahr bewerben sich laut<br />
Dames rund 1.000 Unternehmen bei ,Cherry Ventures‘<br />
mit der Hoffnung auf ein Investment und Unterstützung.<br />
Bei besonders interessanten Ideen bewerben sie sich wiederum<br />
selbst als möglicher Investor. Es folgen knallharte<br />
Analytik und hoch emotionale Bauchentscheidungen.<br />
DING DONG, ZALANDO!<br />
Als Filip Dames nach Berlin kam, galt der Schritt noch<br />
als mutig für jemanden, der gründen will. Mit erstem<br />
Geld von Investoren aus dem Ebay-Umfeld wird der<br />
Göttinger zum Gründer – und scheitert. „Das erste<br />
Start-up wurde ziemlich zielstrebig gegen die Wand gefahren.“<br />
Er lernt daraus. Heute weiß er: „Wenn ich mir<br />
Start-ups anschaue, ist es so, dass wahrscheinlich von<br />
zehn vielleicht zwei ins Ziel kommen, fünf hören sehr<br />
früh auf, und drei werden irgendwas, aber nicht wirklich<br />
groß.“ Eines davon gründen David Schneider und<br />
Robert Gentz – zwei Kommilitonen von Dames:<br />
Zalando. Er steigt mit ein, ist als Mitgründer dabei. Erlebt,<br />
wie sich Berlin mit der ,Schule‘ der
mensch<br />
» Ich wollte einfach viele<br />
Sachen ausprobieren. «<br />
ZUR PERSON<br />
Der ehemalige Göttinger Filip Dames<br />
sorgte als Teil von Zalando für Aufsehen<br />
in der Berliner Business-Welt.<br />
Nach dem Exit wurde er zum Gründer<br />
und investiert mit seinem Unternehmen<br />
Cherry Ventures in vielversprechende<br />
Start-ups. Daneben engagiert<br />
er sich gemeinsam mit Ehefrau<br />
Luisa in einer eigenen Stiftung<br />
für soziales Unternehmertum und<br />
Chancengleichheit benachteiligter<br />
junger Talente.<br />
Am 6. Juni ist er zu Gast bei der 41.<br />
<strong>faktor</strong>-Business-Lounge und spricht<br />
über Startups als Motor für den Mittelstand.<br />
1 |<strong>2024</strong> 23
mensch<br />
» Wenn ich mir Start-ups anschaue, ist es so, dass wahrscheinlich<br />
von zehn vielleicht zwei ins Ziel kommen, fünf hören sehr früh<br />
auf, und drei werden irgendwas, aber nicht wirklich groß. «<br />
Samwer-Brüder weiterentwickelt. Mit dem Gang zur<br />
Börse nehmen Dames und andere Kollegen die Tür nach<br />
draußen. Der ganz persönliche Exit schaffte Raum für<br />
eigene Ideen. Er verbringt viel Zeit in den USA, schnuppert<br />
Silicon- Valley-Luft und lebte und erlebte New York<br />
für ein paar Monate. „Das war so eine Phase, wo ich<br />
auch mal eine Pause brauchte. Ich war da ziemlich am<br />
Anschlag, habe viele Jahre wahnsinnig viel gearbeitet.“<br />
FLIXBUS<br />
Flixbus war eines der ersten Unternehmen, in das<br />
Dames investierte. Das europäische Fernbusunternehmen<br />
wurde ursprünglich in Deutschland gegründet.<br />
Es bietet Fernbusverbindungen zu verschiedenen<br />
Zielen in ganz Europa an, darunter Deutschland,<br />
Frankreich, Italien, Spanien und die Niederlande. Das<br />
Unternehmen hat auch digitale Plattformen, über die<br />
Kunden Tickets kaufen und ihre Reisen planen<br />
können. FlixBus hat sich<br />
zu einem beliebten Transportmittel für Reisende<br />
entwickelt, die preiswerte und komfortable Optionen<br />
für Lang streckenreisen suchen. Zuletzt machten<br />
Gerüchte um einen möglichen Börsengang die<br />
Runde. Eine mögliche Bewertung liege bei<br />
rund vier Milliarden Euro.<br />
NEBEN DEM BRUCH MIT DEM DRUCK suchte er<br />
nach Inspiration, schrieb Leute an und baute ein Netzwerk<br />
auf. „Ich habe in den Gesprächen immer gefragt:<br />
Wen kennst du noch, wen kann ich noch treffen? So<br />
habe ich viele, viele Leute kennengelernt.“ Inhalt der<br />
Gespräche waren auch hier bereits die ersten Knospen<br />
der Cherry-Idee, die ursprünglich schon während seiner<br />
Zeit bei Zalando zu wachsen begann. Diese Zeit von<br />
2008 bis zum Börsengang 2<strong>01</strong>4 beschreibt Dames heute<br />
als „wahn sinnige Reise“. Der Versandriese war ein<br />
Leuchtturm für die Berliner Szene, andere Start-ups<br />
fragten an, baten um Tipps und Invests. „Und damit<br />
haben wir dann angefangen, irgendwie neben der Arbeit“,<br />
sagt Dames. Ein kleines Team traf sich abends in<br />
der Kneipe, investierte eigenes Geld – kleine Summen –<br />
in junge Start-ups. Darunter Namen wie Amorelie, Flixbus,<br />
Auto1. Filip Dames feiert im selben Jahr seinen<br />
30. Geburtstag.<br />
BEINAHE WÄRE DAMES OPERNSÄNGER GEWORDEN<br />
Als Jugendlicher verbringt Filip Dames erst viel Zeit in<br />
der Göttinger St. Marienkirche, später auf der ganzen<br />
Welt. Als Sopran im Göttinger Knabenchor bereist er<br />
schon als Schüler ferne Orte und Kulturen. Freundschaften<br />
aus dieser Zeit pflegt er noch heute, auch die Familie<br />
wird mehrmals im Jahr besucht. Dames erinnert sich an<br />
24 1 |<strong>2024</strong>
mensch<br />
DAS PORTFOLIO<br />
Cherry Ventures ist Stand Anfang <strong>2024</strong> an folgenden<br />
Unternehmen beteiligt:<br />
die Stammkneipe an der Groner Landstraße, schöne alte<br />
Häuser und seine Göttinger Popband ,Don‘t Forget‘ als<br />
Vorband der ,Guano Apes‘ auf dem Altstadtfest. Vor<br />
dem Gesang spielte er Geige, da war er fünf Jahre alt.<br />
Auch der Stimmbruch hielt ihn nicht auf. „Ich habe dann<br />
auch mal überlegt, Opernsänger zu werden“, sagt Dames.<br />
Ein Weg, den seine Schwester tatsächlich gewählt<br />
hat. Sie hat es in Düsseldorf bis an die Deutschen Oper<br />
am Rhein geschafft. Wenn Freunde heute heiraten, darf<br />
auch Dames noch einmal singen – oder „einen raushauen“,<br />
wie er sagt. Auch die Geige hat er noch, hatte sie<br />
zuletzt aber nur selten in der Hand. „Man muss schon<br />
Zeit reinstecken, sonst verlernt man es irgendwann.“<br />
Auch hier hält er es also mit der Hoffnung. Musik bleibt<br />
ein wichtiger Ausgleich zum knallharten Geschäft, sagt<br />
er und verbindet ihn mit seiner Heimat.<br />
Dames hat vier Geschwister, seine Eltern waren Ärzte.<br />
Die Mutter lebt in Reinhausen, viele Freunde sieht er vor<br />
allem am 23. Dezember auf dem Göttinger Weihnachtsmarkt.<br />
Immer wieder sucht und findet er Gelegenheiten,<br />
zurückzukehren. „Ich finde, es ist eine tolle Stadt. Sie hat<br />
die perfekte Größe, um nicht auf dumme Gedanken zu<br />
kommen.“<br />
Aber auch ein Ort für gute Ideen? Die Uni mache Göttingen<br />
international, findet Dames, schaffe Zugang zur<br />
Forschung. Guter Nährboden, um eine Firma zu gründen,<br />
aber eine große Startup-Szene sieht er in seiner Heimatstadt<br />
nicht. Stattdessen bündeln sich diese in den<br />
großen Städten wie Berlin und München. Dort existieren<br />
Start-ups und Investoren nahe beieinander, haben<br />
kurze Wege. Für Dames lockte Berlin vor allem nach der<br />
Wende Kreative und Künstler an, das Leben war günstig.<br />
„Dadurch hat sich heute die Start-up-Welt entwickeln<br />
können, was in einer anderen Stadt gar nicht so einfach<br />
gewesen wäre.“<br />
Swap<br />
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HiPeople<br />
HOLOGATE<br />
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Sanity Group<br />
Den Exit haben sie begleitet bei …<br />
kitchen Stories<br />
Amorelie<br />
FLiXBUS<br />
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1|<strong>2024</strong> 25
mensch<br />
VENTURE CAPITAL<br />
Venture Capital (VC) ist eine Form der Finanzierung, die<br />
in der Regel von Investoren bereitgestellt wird, um Startups<br />
und kleine Unternehmen zu unterstützen, die ein<br />
hohes Wachstumspotenzial haben, aber auch ein hohes<br />
Risiko aufweisen. Im Gegenzug für ihre Investition<br />
erhalten die VC-Investoren in der Regel Unternehmensanteile<br />
oder Eigenkapital. Typischerweise investieren<br />
Venture-Capital-Geber in Unternehmen in frühen<br />
Entwicklungsphasen wie in der Gründungsphase<br />
(Seed-Phase) oder in den frühen Wachstums phasen<br />
(Early-Stage). Diese Investitionen helfen den<br />
Unternehmen dabei, ihre Geschäfts tätigkeit auszubauen,<br />
neue Produkte zu entwickeln, Märkte zu erschließen und<br />
ihre Betriebskapazitäten zu erweitern.<br />
» Das Team ist mit Abstand das<br />
Wichtigste. Wir glauben, dass die<br />
besten Teams in der Lage sind,<br />
den sogenannten Market-fit zu<br />
finden. Oder aber im richtigen<br />
Moment auch die Entscheidung<br />
treffen, es anders zu machen. «<br />
DIE MUSIK ZEIGT IHM DIE WELT<br />
Als Schüler war er Praktikant bei Sartorius. „In der<br />
Mess- und Wägetechnik", sagt Dames. „Das war damals<br />
einfach toll, das mal zu sehen. Ein spannendes Unternehmen,<br />
viel Innovation." Die eigenen Karrierepläne waren<br />
zu diesem Zeitpunkt vage. Für ein Medizinstudium hat<br />
er sich beworben, ein Vorsingen bringt ihn nicht weiter.<br />
„Ich wollte immer mal etwas anderes sehen", sagt Dames.<br />
Insbesondere Nordamerika hat es ihm angetan, dorthin<br />
reist er immer wieder und auch für längere Zeit. Ein ganzes<br />
Jahr verbrachte er in einer Highschool und in einem<br />
Internat in den USA bei Boston. Nach dem Abitur am<br />
Max-Planck-Gymnasium studiertert er an der<br />
WHU-Business-School in Koblenz, weil ihm ein Artikel<br />
im Stern-Magazins auffiel, der die Hochschule ganz<br />
oben positionierte. Dort fand Filip Dames seinen Unternehmer-Geist,<br />
„das bekommt man dort schon mit". Das<br />
Studium führte ihn zurück in die USA, nach Argentinien<br />
und Finnland. „Ich wollte einfach viele Sachen ausprobieren",<br />
sagt Dames, dessen Talent früh erkannt wurde.<br />
Denn möglich war diese Ausbildung nur dank eines Stipendiums.<br />
„Ich habe ein ganz gutes Abi gemacht, war,<br />
glaube ich, damals irgendwie Jahrgangs-Bester", sagt er<br />
und lacht. „Wir waren fünf Kinder, das hätten wir uns<br />
nicht leisten können." Über eine Stiftung, die er gemeinsam<br />
mit seiner Ehefrau gegründet hat, will er heute jungen<br />
Talenten Chancengleichheit und Zugang zu Schulen<br />
und Talentförderung ermöglichen.<br />
SCHON MIT DEM KNABENCHOR REIST ER durch Europa<br />
und nach China. Sein Herz bleibt in den USA. „Ich<br />
finde es nach wie vor eine super spannende Kultur“, beschreibt<br />
Dames sein Gefühl zum Land. „Dieses Unternehmerische,<br />
man kann sich alles bauen, man kann alles<br />
erreichen. Diese Grundeinstellung und auch dieser Optimismus,<br />
der in Deutschland manchmal fehlt. Alle meckern<br />
gern, aber so wenige haben dann wirklich die<br />
Überzeugung und packen an. Das ist schon anders in<br />
den USA.“ Auch heute verbringt er wieder viel berufliche<br />
Zeit dort. Denn in der Start-up-Welt sitzt ein Großteil<br />
des Kapitals für spätere Finanzierung in den USA.<br />
Dort ist das Geld, dort sind die Investoren, dort sind die<br />
großen Töpfe. Etwa die Hälfte der Partner, die in den<br />
Fonds von ,Cherry Ventures‘ investieren, stammen laut<br />
Dames aus Nordamerika.<br />
SO ARBEITET CHERRY VENTURES<br />
Filip Dames´ Superkraft ist das Gespür für das richtige<br />
Timing. Bei allen Zahlen, Daten und Fakten bleibt es ein<br />
Engagement im Konjunktiv. Rund 40 Mitarbeitende<br />
26 1 |<strong>2024</strong>
mensch<br />
<strong>faktor</strong> hat Filip Dames in Berlin besucht. Im Podcast onfire spricht er zusammen mit Herausgeber Marco<br />
Böhme über die Suche nach dem nächsten großen Ding am Startup-Himmel.<br />
analysieren, bewerten, kommunizieren. Und wenn die<br />
Entscheidung gefallen ist, dann unterstützen, managen<br />
und inspirieren sie. ,Cherry Ventures‘ agiert vor und<br />
nach dem Investment. Erst wird geangelt, dann wird gekocht.<br />
Ob es schmeckt, muss die Zeit zeigen. Wenn man<br />
in das Portfolio von Cherry schaut, finden sich laut<br />
Dames Unternehmen, die die Mission haben, europäische<br />
Problemstellungen zu lösen. Transport, Logistik<br />
und sogar Raumfahrt sind Themen. „Die wenigsten machen<br />
das vordergründig, weil sie viel Geld verdienen<br />
wollen.“ Da sei als Angestellter bei einer Bank oftmals<br />
mehr drin, glaubt Dames. Diese Firmen würden vor<br />
allem Zeit brauchen. Wer heute bei Cherry arbeitet,<br />
habe selbst einmal gegründet oder in einem Startup gearbeitet.<br />
„Wir glauben daran, dass die besten Dinge entstehen,<br />
wenn man den Gründern auf Augenhöhe begegnet“, sagt<br />
Filip Dames. Cherry investiert Geld und Hoffnung dabei<br />
nicht einfach nur in Unternehmen oder Start-ups, sondern<br />
in Menschen. Genau das sei auch das Geheimnis<br />
erfolgreicher Gründungen. „Das Team ist mit Abstand<br />
das Wichtigste“, betont Dames. Ihnen schenke sein<br />
Team das Vertrauen, ihnen arbeiten sie zu. Steht ein Unternehmen<br />
mit einem guten Produkt im Markt, aber das<br />
Gründerteam überzeugt nicht, steigt Cherry nicht ein.<br />
„Wir glauben, dass die besten Teams in der Lage sind,<br />
den so genannten Market-fit zu finden. Oder aber im<br />
richtigen Moment auch die Entscheidung treffen, es anders<br />
zu machen.“<br />
DESHALB SEI ES SEINE AUFGABE, die besten Teams zu<br />
identifizieren und dann ihr Partner zu werden. Zu den<br />
wichtigsten Aufgaben eines Gründers zählt Dames die<br />
Fähigkeit, ein fähiges Team aufzubauen. Mitarbeitende<br />
zu finden, die im Zweifel auch mehr Fähigkeiten mitbringen<br />
als die Gründer selbst. „Und dann eben Menschen<br />
auch zu begeistern, dass sie sagen: Hey, da will ich<br />
arbeiten.“ Diese Gründer seien es, die es sich heute aussuchen<br />
dürfen, mit wem sie zusammenarbeiten und wen<br />
sie als Investor haben wollen. Um ein Gründerteam zu<br />
begeistern, haben Dames und sein Team schon Bewerbungspakete<br />
in die Berge geschickt. Dabei geht es lange<br />
nicht mehr ums Geld, „davon ist genug da draußen“,<br />
sagt Dames. Als Investor müsse man mehr bieten und als<br />
starker Partner mit eigener Mission überzeugen. Geht<br />
die Reise dann los, sind er und sein Team nah dran, ohne<br />
zu viel Einfluss zu nehmen. Sie zeigen mit dem Finger auf<br />
die Tankstelle, sind mit ihrem Invest der Raketentreibstoff.<br />
Fliegen aber müssen die Pioniere selbst. „Wir sind<br />
die Investoren, nicht die Gründer.“ ƒ<br />
1|<strong>2024</strong> 27
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PROFIL<br />
JAHRE<br />
Geschäftsführer: Thomas Kleinert, Jens Barwinske<br />
90 Jahre Büro mit Struckmeier<br />
Bei Disney kam 1934 gerade Donald Duck<br />
zur Welt, da schraubte Erich Struckmeier<br />
sein Firmenschild in Göttingen an die<br />
Wand seiner Räumlichkeiten.<br />
Mit Bürobedarf wollte er vor allem regionale<br />
Firmen ausstatten. Zwanzig Jahre später bekam<br />
das Unternehmen einen neuen Auszubildenden:<br />
Waldemar Barwinske. Er entwickelte<br />
mit seinen Ideen, wie die Erweiterung des Sortiments<br />
mit Büromöbeln und verkäuferischem<br />
Geschick das Unternehmen weiter. Mit seiner<br />
Frau Hannelore zu-sammen übernahm er<br />
1974 das Unternehmen<br />
und machte es zu dem,<br />
was es heute ist.<br />
HEUTE GEHÖRT<br />
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NACH 90 JAHREN<br />
ZU EINEM DER<br />
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BE IN NIEDERSACHSEN.<br />
Die Erfolgs<strong>faktor</strong>en sind eine hohe Fachkompetenz,<br />
Lösungsentwicklung für die Kunden<br />
und Umsetzungskompetenz auf jeder Ebene.<br />
Und das alles aus einer Hand. Egal ob<br />
ein ergonomischer Drehstuhl gefragt ist, ein<br />
Planungskonzept für neue Büroräume, ein<br />
individueller Online-Shop für die Büromittel<br />
Rundum-Versorgung oder Mitarbeiter-Workshops<br />
zur Implementierung von New Work<br />
Strukturen. Struckmeier hat sich in 90 Jahren<br />
erfolgreich immer um zwei Dinge gekümmert:<br />
Maßgeschneiderte Lösungen für seine Kunden<br />
zu finden und die Zukunft der Büroarbeitswelt<br />
mitzugestalten.<br />
PARTNERSCHAFTEN FÜR DIE ZUKUNFT<br />
Gemeinsam erfolgreich. Struckmeier hat starke<br />
Partner gefunden, um noch zukunftsorientierter<br />
zu agieren. Mit der „wir sind raum“<br />
– Gruppe kann auf ein deutschlandweites<br />
Beratungsnetzwerk zurückgegriffen werden,<br />
besonders für New Work oder Change Prozesse.<br />
Firmen stehen immer häufiger vor der<br />
Frage, wie sie zukünftig arbeiten wollen, was<br />
weit über Büroeinrichtung hinausgeht. Ein<br />
vorgeschaltetes Beratungskonzept wird daher<br />
immer wichtiger.<br />
Auch die Sparte Büroversorgung wird professionalisiert.<br />
Da die Themen Nachhaltigkeit,<br />
Prozessoptimierung und regionale Synergien<br />
immer bedeutsamer am Markt werden, hat<br />
sich Struckmeier umgeschaut und ist in Northeim<br />
auf einen leistungsstarken Partner gestoßen<br />
- Die Bürologistik GmbH & Co. KG. Hier<br />
ist man sich schnell einig geworden und hat<br />
festgestellt, dass man auf einer Wellenlänge<br />
liegt. Durch diese Zusammenarbeit wird die<br />
Beschaffung von Bürobedarf und die Logistikleistung<br />
noch regionaler und nachhaltiger. Die<br />
Eigenmarke Pro/office der Bürologistik ist bereits<br />
etabliert und wird nun auch von Struckmeier<br />
angeboten.<br />
Den Zugang zur Bürologistik hat unter anderem<br />
die Firma Kassebeer unterstützt, die<br />
neben 24 weiteren Bürowirtschafts-Unternehmen<br />
Partner der Bürologistik ist. Diese Partnerschaft<br />
stärkt die Region zusätzlich und ermöglicht<br />
weitere Synergien, insbesondere bei<br />
der Auslieferung.<br />
DIE DRITTE GENERATION in der Geschäftsführung<br />
steht mit Jens Barwinske und Thomas<br />
Kleinert für eine weiterhin langfristige Begleitung<br />
seiner Kunden. Auf das aktuelle Leistungsangebot<br />
angesprochen meint Thomas<br />
Kleinert: „Heute verkaufen wir nicht mehr nur<br />
Büroartikel und -einrichtung, sondern wir unterstützen<br />
unsere Kunden bei der Darstellung<br />
und Umsetzung ihrer Unternehmenskultur“.<br />
Jens Barwinske fasst es so zusammen: „Wir<br />
denken mit unseren Kunden gemeinsam ihre<br />
Büro- und Arbeitswelt neu und haben dafür 90<br />
Jahre Erfahrung und gute Zukunftskonzepte<br />
im Repertoire.“<br />
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Göttinger Friedenspreis für Angela Kane<br />
Auszeichnung geht an Diplomatin für<br />
Frauenrechte und Friedensarbeit<br />
Neuer Vorstand für<br />
Symrise AG<br />
Jean-Yves Parisot<br />
übernimmt<br />
DIE JURY DER STIFTUNG Dr. Roland<br />
Röhl hat entschieden, den Göttinger<br />
Friedenspreis <strong>2024</strong> an Angela<br />
Kane (Foto, M.) zu verleihen. Die<br />
Verleihung fand Anfang März im<br />
Deutschen Theater statt, die Laudatio<br />
hielt der ehemalige Bundesminister<br />
und Bundestagsabgeordnete Jürgen<br />
Trittin. Kane wurde für ihre internationale<br />
Friedensarbeit als Diplomatin<br />
für die Vereinten Nationen<br />
gewürdigt.<br />
Die Diplomatin aus Hameln wurde<br />
vor mehr als 300 Gästen im<br />
Deutschen Theater mit dem mit<br />
10.000 Euro dotierten Preis der<br />
,Stiftung Dr. Roland Röhl‘ ausgezeichnet.<br />
Angela Kane erhielt den<br />
Preis für ihre langjährige Arbeit in<br />
der Friedensarbeit, die von der Jury<br />
als herausragend bezeichnet wurde.<br />
Besonders wurde ihre Rolle bei der<br />
Lösung komplexer Konflikte und<br />
ihr Engagement für die Nichtverbreitung<br />
atomarer Waffen und<br />
30 1 |<strong>2024</strong><br />
Abrüstung hervorgehoben.<br />
Angela Kane begann ihre<br />
Karriere in Thailand und<br />
bei der Weltbank in New<br />
York, bevor sie 1977 zu<br />
den Vereinten Nationen<br />
wechselte. Dort hatte sie<br />
verschiedene Positionen<br />
inne, u. a. in Indonesien,<br />
Thailand, El Salvador und<br />
Nicaragua. Sie leitete im<br />
Auftrag des damaligen<br />
UN-Generalsekretärs Kofi Annan<br />
Friedensmissionen in Äthiopien und<br />
Eritrea, spielte eine Schlüsselrolle<br />
bei der Entwicklung der UN-Homepage<br />
und wurde 2008 zur obersten<br />
UN-Managerin ernannt. Von 2<strong>01</strong>2<br />
bis 2<strong>01</strong>5 war sie Hohe Vertreterin<br />
des Generalsekretärs für Abrüstung.<br />
Laudator Jürgen Trittin würdigte<br />
Angela Kanes Verdienste und ihren<br />
Mut, insbesondere bei ihrer Arbeit<br />
zur Untersuchung mutmaßlicher<br />
chemischer Waffen in Syrien und<br />
beim Schutz von Frauen und Mädchen<br />
vor sexueller Gewalt in der Demokratischen<br />
Republik Kongo. Angela<br />
Kane selbst betonte die Dringlichkeit<br />
der Stärkung der Vereinten<br />
Nationen und dankte für die Anerkennung<br />
mit dem Friedenspreis, den<br />
sie als Ehrung für die Organisation<br />
empfindet.Sie kündigte an, das<br />
Preisgeld dem Verein Deutsche Gesellschaft<br />
für die Vereinten Nationen<br />
zu spenden.<br />
JEAN-YVES PARISOT ist zum<br />
1. April <strong>2024</strong> neuer Vorstandsvorsitzender<br />
der Symrise AG. Zugleich<br />
hat der Aufsichtsrat den Vertrag Parisots<br />
bis Ende September 2028 um<br />
weitere vier Jahre verlängert. Michael<br />
König, Vorsitzender des Aufsichtsrats<br />
der Symrise AG: „Wir<br />
freuen uns, dass mit Jean-Yves Parisot<br />
ein international erfahrener<br />
Manager aus unseren eigenen Reihen<br />
den Vorstandsvorsitz übernimmt.“<br />
Parisot ist 2<strong>01</strong>4 in das Unternehmen<br />
eingetreten und gehört seit<br />
2<strong>01</strong>6 dem Symrise-Vorstand an. Er<br />
verantwortet das Segment Taste,<br />
Nutrition & Health und wird dies<br />
kommissarisch auch weiter tun, bis<br />
ein Nachfolger bestellt ist. Der promovierte<br />
Veterinärmediziner ist seit<br />
2023 zudem Präsident der<br />
Internatio nalen Organisation der<br />
Aromen-Industrie (IOFI).
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Heinz-Jürgen Bertram hat überraschend<br />
seinen Vorstandsvorsitz Ende März bei der<br />
Symrise AG abgegeben. Sein Nachfolger<br />
kommt aus dem eigenen Haus.<br />
Heinz-Jürgen Bertram war 15 Jahre Vorstandsvorsitzender bei Symrise.<br />
HEINZ-JÜRGEN BERTRAM hat Ende März <strong>2024</strong> seinen<br />
Vorstandsposten bei der Symrise AG in Holzminden abgegeben.<br />
Bertram war bis dahin 21 Jahre im Unternehmen,<br />
davon 19 Jahre im Vorstand und 15 Jahre als Vorstandsvorsitzender.<br />
Er übergibt die Führung an Jean-<br />
Yves Parisot, der bereits als Mitglied des Vorstands tätig<br />
ist und das Segment Taste, Nutrition & Health leitet.<br />
Parisots Vertrag wurde bis Ende September 2028 verlängert.<br />
In einer Erklärung würdigte Michael König, Vorsitzender<br />
des Aufsichtsrats, Bertrams außergewöhnliche<br />
Leistungen und den bedeutenden Einfluss, den er auf<br />
Symrise hatte. „Dr. Heinz-Jürgen Bertram hat unser Unternehmen<br />
ganz entscheidend geprägt. Seiner herausragenden<br />
Arbeit ist es zu verdanken, dass Symrise heute<br />
ein weltweit führendes Unternehmen seiner Branche und<br />
ein anerkanntes Mitglied im DAX-40 ist.“ Er habe das<br />
Produktportfolio von Symrise auf eine breite, re siliente<br />
Basis gestellt, und das Unternehmen zusätzlich zu konstantem<br />
organischen Wachstum mit strategischen Zukäufen<br />
in wichtigen Wachstumssegmenten nachhaltig gestärkt<br />
und für die Zukunft bestens aufgestellt.<br />
Bertram seinerseits betonte die kollektive Stärke des globalen<br />
Teams und drückte seine Zuversicht in Parisots<br />
Führungsfähigkeiten aus, während er den symbolischen<br />
,Staffelstab‘ übergab. „Der Name Symrise steht in unserer<br />
Industrie für Innovationskraft, höchste Qualität und<br />
absolute Verlässlichkeit. Möglich wird das Tag für Tag<br />
durch die engagierte Arbeit unseres weltweiten Teams.<br />
Es war mir eine Ehre, dieses Team durch bewegte Zeiten<br />
führen zu dürfen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, den<br />
Staffelstab zu übergeben, sodass Jean-Yves Parisot nun<br />
das nächste Kapitel der Unternehmensgeschichte schreiben<br />
kann“, so Bertram.<br />
JEAN-YVES PARISOT, der seit 2<strong>01</strong>4 im Unternehmen ist<br />
und seit 2<strong>01</strong>6 dem Vorstand angehört, werde weiterhin<br />
kommissarisch das Segment Taste, Nutrition & Health<br />
leiten, bis ein geeigneter Nachfolger gefunden ist. 2021<br />
wurde der Vertrag von Heinz-Jürgen Bertram zunächst<br />
bis 2025 verlängert.<br />
32 1 |<strong>2024</strong>
GOLDBECK – Regionaler<br />
Wirtschaftsmotor<br />
Bauprojekte mit maximaler Funktionalität<br />
Seit 25 Jahren werden bei GOLDBECK<br />
Gebäude integral über alle Fachbereiche<br />
geplant und mit eigens produzierten Bauteilen<br />
schnell, wirtschaftlich und nachhaltig<br />
gebaut. In weit über 300 Projekten, vom<br />
Bürogebäude über Parkhäuser, Logistikhallen,<br />
Schulen, Wohngebäuden und auch<br />
Sporthallen, hat GOLDBECK sein einmaliges<br />
Know-how im Bauen in der Region<br />
unter Beweis gestellt – alles termingerecht<br />
und zu festen Preisen.<br />
Namhafte Kunden<br />
In den vergangen 25 Jahren hat GOLD-<br />
BECK bereits für viele namhafte Unternehmen<br />
Projekte umgesetzt, darunter<br />
die Sparkassen Arena, Spielstätte der BG<br />
Göttingen, die GWG – Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />
und Stadtentwicklung,<br />
die Mahr GmbH, die THIMM Group GmbH<br />
+ Co. KG, die Krüger Internationale Spedition<br />
GmbH, das Parkhaus Evangelisches<br />
Krankenhaus Göttingen-Weende, die GWG<br />
Göttingen (u.a. das Goethe Institut alter<br />
Güterbahnhof), die Mayer Feintechnik<br />
GmbH und viele mehr.<br />
Eine einmalige Dienstleistung –<br />
der plus5 Kundenservice<br />
Bei GOLDBECK endet der Service jedoch<br />
nicht nach Fertigstellung des Gebäudes.<br />
Gerade zu Beginn der Nutzungsphase<br />
treten viele Fragen auf: Funktionieren die<br />
technischen Anlagen einwandfrei? Wird<br />
das Gebäude so energieeffizient betrieben,<br />
wie geplant? Und was ist zu tun, wenn<br />
etwas nicht funktioniert? Viele wünschen<br />
sich in dieser Phase nicht allein zu sein<br />
und einen verlässlichen und spezialisierten<br />
Ansprechpartner für alle Themen an ihrer<br />
Seite zu haben. Am besten jemanden, den<br />
man nicht erst seit gestern kennt, sondern<br />
der mit einem selbst und dem Gebäude<br />
bereits vertraut ist. Jemanden der sich darum<br />
kümmert, dass alles reibungslos läuft.<br />
GOLDBECK hat sich genau dazu Gedanken<br />
gemacht – und mit dem „plus5 Kundenservice“<br />
eine Lösung gefunden.<br />
Als integraler Bestandteil eines GOLDBECK-<br />
Angebots begleitet der „plus5 Kundenservice“<br />
als Verlängerung der Bauleistung die<br />
Bauherren auch innerhalb der ersten fünf<br />
Jahre der Gebäudenutzung – beginnend<br />
mit der technisch versierten Inbetriebnahme.<br />
Danach folgen die regelmäßige<br />
Prüfung wesentlicher Funktionen und<br />
Optimierungsansätze im Gebäude und<br />
die Behebung möglicher Mängel. Des<br />
Weiteren bleibt ein Projektleiter als zentraler<br />
Ansprechpartner für mindestens diese<br />
ersten fünf Jahre an der Seite des Kunden.<br />
JAHRE<br />
IN DER<br />
25REGION<br />
Seit 25 Jahren bauen wir in<br />
der Region für die Region.<br />
Wirtschaftlich, schnell und nachhaltig.<br />
Direkt vor Ort begleiten wir unsere Kunden von der Grundstückssuche<br />
bis zur Inbetriebnahme – und darüber hinaus.<br />
Wir verstehen regionale Besonderheiten und sprechen die<br />
Sprache unserer Auftraggeber. Unser Netzwerk aus internationalen<br />
Standorten und lokale Nähe machen uns dabei zu<br />
einem der führenden Bauunternehmen Europas.<br />
goldbeck.de
unternehmen<br />
mensch<br />
Mit Risiken und<br />
Nebenwirkungen<br />
34 1 |<strong>2024</strong>
unternehmen mensch<br />
Der Apotheker Hermann Rohlfs übernahm vor über 25 Jahren die Rats-Apotheke in<br />
Uslar. Die allein war ihm aber schnell zu langweilig. Heute beschäftigt er mehr als 1.000<br />
Menschen an Standorten bundesweit und schuf in Namibia mehrere Naturschutzgebiete. Mit<br />
<strong>faktor</strong> spricht der Unternehmer zum ersten Mal öffentlich über den Spaß am Streit mit großen<br />
Gegnern und der Sehnsucht nach einer heilenden Welt.<br />
1 |<strong>2024</strong> 35
DASS ER DAMALS WIE HEUTE eine Menge zu erzählen<br />
hat, zeigt der Weg, den der Unternehmer seit dem gegangen<br />
ist. Auch wer beim Spaziergang durch die Innenstadt<br />
Uslars hin zur Rats-Apotheke aufgepasst hat, weiß trotzmensch<br />
TEXT CHRISTIAN VOGELBEIN<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
W<br />
Wer einen Spaziergang dem<br />
durch die Innenstadt<br />
Uslars macht, bekommt<br />
wunderschönes Fachwerk<br />
zu sehen. Das Alte<br />
Rathaus im Zentrum,<br />
ein Markt und eine<br />
historische Rats-Apotheke.<br />
In ihren von grün<br />
gestrichenem Holz umrahmten Fenstern stehen alte Salbenflaschen<br />
und dunkle Flakons neben historischen Fotos.<br />
In der Offizin – dem Verkaufsraum – greifen die<br />
Mitarbeiter in dunkle Holzschubladen nach Waren und<br />
Medikamenten. Dieser noch heute erhaltene Charme<br />
war es, der Hermann Rohlfs nach dem Studium dazu<br />
gebracht hat, die Apotheke zu kaufen. Damals war er<br />
selbst erst 24 Jahre alt und neben der Auszubildenden<br />
der Jüngste im Team. Trotz seines jungen Alters hörte<br />
man ihm aber gern zu. „Du hast irgendwas zu erzählen,<br />
was der andere interessant findet oder nicht. Das macht<br />
man ja nicht am Alter fest“, sagt Rohlfs, Jahrgang 1963.<br />
Als junger Mann hatte er klare Vorstellungen vom Leben.<br />
„Heute sind Ärzte und Apotheker zum Verarmen verdammt,<br />
aber damals war das anders.“ Er wollte es ihnen<br />
gleichtun und entschied sich nach dem Abitur bewusst<br />
dazu, Apotheker zu werden.<br />
nicht, dass sich inzwischen hinter vielen Häusern<br />
mehrere Labore befinden. Schon kurz nach dem Kauf<br />
der Apotheke hat sich Rohlfs auf die Herstellung besonderer<br />
Medikamente fokussiert. „Nur Apotheker zu sein<br />
war mir schnell zu langweilig“, sagt er. Als in den 1990er<br />
Jahren deutsche Onkologen begannen, eigene Praxen zu<br />
eröffnen, war sein Moment gekommen. Denn sie<br />
brauchten Medikamente für die Chemotherapie, erzählt<br />
Rohlfs. Und dort setzte er an, stellte her, verarbeitete,<br />
lieferte.<br />
Auch der Geist der Rats-Apotheke wirkte positiv auf<br />
seine Offenheit für Neues. Als eine der ersten Apotheken<br />
produzierte und verkaufte sie vor mehr als 100 Jahren<br />
schon in die ganze Welt. „Es ist die Aura da gewesen,<br />
das hat mich auch inspiriert.“ In Uslar beschäftigt Hermann<br />
Rohlfs inzwischen rund 250 Menschen in unterschiedlichen<br />
Fachbereichen. Noch einmal so viele Menschen<br />
arbeiten jeweils an Standorten in ganz Deutschland.<br />
Insgesamt beschäftigt Rohlfs rund 1.000 Menschen.<br />
Aber Uslar ist die Hauptstadt seines Unternehmens,<br />
Rohlfs erster Lehrling arbeitet noch<br />
heute mit ihm dort.<br />
DAMIT DAS SO BLEIBT, investiert Hermann Rohlfs weiter<br />
in die Standortqualität. Vor allem, um Fachkräfte in<br />
das recht abgelegene Uslar zu ziehen. Den Mitarbeitern<br />
steht ein eigenes Bistro zur Verfügung. Mit dem Projekt<br />
,Quartier 21‘ wird aus einem Altbau, dank<br />
Niedrig-Energie-Sanierung, bezahlbarer Wohnraum für<br />
neue Mitarbeiter geschaffen. „Wenn du von irgendwo<br />
jemanden herholen willst, dann ist die erste Frage: Wo<br />
36 1 |<strong>2024</strong>
unternehmen mensch<br />
» Wenn ich merke, dass etwas gesagt wird,<br />
das aufgenommen wird, und es kommt<br />
darüber ein Projekt zustande – das macht<br />
mir Spaß. Auch wenn es mir nicht erspart<br />
geblieben ist, viel zu streiten:<br />
Streit mag ich nicht. «<br />
ZUM UNTERNEHMEN<br />
Zur Rohlfs-Gruppe gehören neben<br />
der Rats-Apotheke in Uslar und den<br />
dortigen Laboren auch mehrere<br />
Apotheken und Versorgungszentren<br />
in ganz Deutschland. Der Unternehmer<br />
steht mehreren GmbHs und<br />
Verwaltungsfirmen vor. Darunter sind<br />
verschiedene Unternehmen für seine<br />
Projekte in Namibia, unter anderem<br />
solche zum Arten- und Tierschutz<br />
sowie Lodges zur touristischen<br />
Nutzung.<br />
kann ich da wohnen?“, sagt Rohlfs und stellt damit seine<br />
eigene Lösung vor. Mit seinem Unternehmen ist er<br />
neben Bikeleasing und dem Autohaus Siebrecht größter<br />
Arbeitgeber vor Ort. Gemeinsamkeiten gibt es aber<br />
kaum, meint Rohlfs. „Wir kennen uns. Aber wir sind<br />
Botschafter der Betriebe, nicht Botschafter der Region.“<br />
ROHLFS IST KEIN KOMPLIZIERTER MANN. Was er erzählt,<br />
hat er auch erlebt. „Ich habe nie ein Vorbild gehabt.<br />
Auch keinen väterlichen Helfer.“ Spätestens als<br />
seine Firmengruppe wuchs, wurde ihm klar, dass er nicht<br />
mehr am Tresen stehen und gleichzeitig den Markt erobern<br />
kann. Er fing an, Leitungspositionen zu besetzen<br />
und Aufgaben zu verteilen. Seit einigen Jahren hält sich<br />
Hermann Rohlfs im Hintergrund auf, managed und<br />
inspiriert, leitet an und entscheidet. Seine Aufgabe sei es,<br />
den Gesamtüberblick zu behalten. „Dirigent passt ganz<br />
gut“, sagt er. „Ich fasse selbst nichts mehr an, trotzdem<br />
bin ich immer der Sparringspartner.“<br />
Diese Gespräche, dieser Austausch mit den Leitungspersonen<br />
in seinem Unternehmen, bereiten ihm Freude.<br />
Auch weil er Führungspersönlichkeiten nach einem klaren<br />
Kriterium auswählt. „Die allerwichtigste Eigenschaft<br />
eines Managers, mit dem ich zusammenarbeiten mag, ist<br />
die Kommunikationsfähigkeit und die Bereitschaft zu<br />
kommunizieren.“ Wer stattdessen die fachliche Qualifikation<br />
mitbringt, als Typ aber eher introvertiert ist, passt<br />
nicht ins Unternehmen. In leitender Position sei es wichtig,<br />
zu allen Seiten zu berichten: zu den Kollegen, zum<br />
Chef und zu den Kunden. „Die Bereitschaft, das ständig<br />
zu tun, zusammenzufassen, zu horchen und das dann<br />
auszutauschen und immer wieder zu reflektieren“, erklärt<br />
Rohlfs, was für ihn das Allerwichtigste ist. „Wenn<br />
ich merke, dass etwas gesagt wird, das aufgenommen<br />
wird, und es kommt darüber ein Projekt zustande, das<br />
macht mir Spaß.“ Dazu gehört auch, unterschiedliche<br />
Ansichten auszudiskutieren und im Zweifel auszustreiten.<br />
Aber: „Auch wenn es mir nicht erspart geblieben ist,<br />
viel zu streiten: Streit mag ich nicht.“<br />
DER KAMPF GEGEN BAYER UND NOVARTIS<br />
Noch viel weniger aber mag er Ungerechtigkeit. Als<br />
Rohlfs recht früh die Labore erweitert, vergrößert sich<br />
auch sein Angebot. Unter anderem bereitet er für Ärzte<br />
Spritzen zur Behandlung des Auges vor. „Die Hersteller<br />
der Wirkstoffe wollten verbieten, dass wir diese Spritzen<br />
zubereiten. Sie sind gegen uns Apotheker zu Felde gezogen,<br />
Bayer und Novartis.“ Den Apothekern wurde<br />
deutschlandweit das Geschäft durch ,die Großen‘ untersagt,<br />
auch die Aufsichtsbehörde schloss sich dem an.<br />
„Dann haben es sich alle Apotheker verbieten lassen. Ich<br />
nicht.“<br />
Rohlfs sieht sich im Recht, argumentiert – und bekommt<br />
Recht. „Ich bin nach Hannover gefahren, habe<br />
mich mit meiner Aufsichtsbehörde auseinandergesetzt,<br />
und ging raus mit einem Zettel auf dem stand: Der<br />
Rats-Apotheke ist es nicht verboten.“ Noch am selben<br />
Tag liegt das Schreiben in jedem Faxgerät der ihm bekannten<br />
Augenärzte. Zu dem Zeitpunkt sind fast alle<br />
Wettbewerber vom Markt verschwunden, was ihm statt<br />
Applaus noch mehr Ärger einbringt. Bayer und Novartis<br />
klagen auf Schadenersatz in Millionenhöhe. „Das hat<br />
4|2023 1|<strong>2024</strong> 29 37
mensch<br />
In den Laboren werden Medikamente hergestellt und verarbeitet. An Standorten bundesweit beschäftigt<br />
Hermann Rohlfs rund 1.000 Mitarbeiter.<br />
» Ich bin nach Hannover gefahren, habe mich mit meiner<br />
Aufsichtsbehörde auseinandergesetzt und ging raus mit einem<br />
Zettel, auf dem stand: Der Rats-Apotheke ist es nicht verboten. «<br />
mich schlaflose Nächte gekostet. Ich habe gedacht: Mit<br />
wem hast du dich da angelegt?“ Das Landgericht in<br />
Hamburg gibt ihm zunächst kein Recht. Der Europäische<br />
Gerichtshof allerdings schon. „Seit dem trage ich<br />
den Button: Bayer-Bezwinger“, sagt Rohlfs. Dankbar ist<br />
ihm die Zunft dafür aber nicht: Apotheken sehen ihn als<br />
Konkurrenz und „auch die Behörden mögen mich nicht,<br />
weil ich oft anderer Meinung bin und das zu vertreten<br />
weiß“.<br />
EINE REISE UM DAS GELD<br />
Die Anekdote und der Kampf um Gerechtigkeit erzählt<br />
auch viel über die Art und Weise, wie Hermann Rohlfs<br />
seinen Lebensweg beschreitet. „Ich will mein Schicksal<br />
aktiv gestalten. Ich komme in einen Raum oder eine<br />
Situation und überlege mir, wie wäre es denn schön für<br />
mich?“ Rohlfs will handeln, bewegen, verändern. Immer.<br />
„Auf jeden Fall finde ich mich eigentlich nie mit irgendeiner<br />
Situation ab. Ich schaffe Situationen.“ Er mag es,<br />
Grenzen auszuloten und bei Bedarf „auf legale und<br />
kämpferische Weise“ auch zu verschieben. Als Unternehmer<br />
hat er finanziell ausgesorgt. Beim anschließenden<br />
Wort „aber“ lehnt er sich nach vorn, „ich habe nach einer<br />
sinnvollen Art gesucht, Geld einzusetzen“. Sein Geld<br />
möchte er für Natur- und Artenschutz einsetzen. „Das ist<br />
etwas, das ich anstrebe und für das ich mein ganzes Streben<br />
einsetze“, sagt Rohlfs. „Ich möchte zum Erhalt unseres<br />
Lebensraumes mit meinem Schaffen beitragen.“<br />
DIE SICHT AUF NAMIBIA<br />
Schon Ende der 1980er Jahre besuchte er zum ersten Mal<br />
Namibia und fühlte sich wohl. „Ich bin viel gereist und<br />
habe mir die Welt angeguckt.“ Zehn Jahre später traf er<br />
eine Entscheidung. „Dort möchte ich gerne irgendwas<br />
38 1 |<strong>2024</strong>
unternehmen mensch<br />
» Ich will mein Schicksal aktiv gestalten.<br />
Ich komme in einen Raum oder eine<br />
Situation und überlege mir, wie wäre es<br />
denn schön für mich? Auf jeden Fall finde<br />
ich mich eigentlich nie mit irgendeiner<br />
Situation ab. Ich schaffe Situationen. «<br />
ZUM NAMIBIA-PROJEKT<br />
Mit Ondili betreibt Hermann Rohlfs mehrere Lodges in<br />
Namibia. Nach eigenen Angaben fließt der gesamte<br />
Gewinn aus dem Tourismus in die Tier- und Naturschutzprojekte<br />
des Unternehmers. Inzwischen umfasst das Portfolio<br />
neun verschiedene Lodges in unterschiedlichen<br />
Regionen. Die Lage der Ondili Lodges und der Boutique<br />
Guesthouses ermöglicht es, touristische Höhepunkte<br />
Namibias in einer Rundreise zu verbinden. Die Gebäude<br />
werden nachhaltig errichtet und betrieben.<br />
Hier geht's zur Namibia-Lodges-Seite:<br />
www.ondili.com<br />
machen, was aber auch gar nichts mit dem zu tun hat,<br />
was ich derzeit mache.“ Er kaufte Land, eine Farm und<br />
baute die erste Lodge. Mit dem Ziel, anderen jene Sicht<br />
auf das Land zu ermöglichen, wie er sie hat. Er macht einen<br />
Flugschein. Nicht aus Leidenschaft fürs Fliegen, sondern<br />
um schnell von A nach B zu kommen. Mittlerweile<br />
ist Hermann Rohlfs, nach eigenen Angaben, zweitgrößter<br />
Lodgebetreiber in Namibia. Ein Film, der ihn beim Fliegen,<br />
in den Lodges und bei den Tieren zeigt und von Dennis<br />
Vogt (u. a. Projekt Antarktis) produziert wurde, wird<br />
als bester Tourismus-Film ausgezeichnet.<br />
Parallel entwickelte er die Idee, Naturschutz zu betreiben.<br />
DIE LUST AM TUN<br />
Aus der „Lust am Tun“, wie Rohlfs es nennt, wurde ein<br />
Großprojekt. Denn die Einnahmen des Tourismus sollten<br />
den Naturschutz finanzieren. „Das ist jetzt mein<br />
ZUM NAMIBIA-FILM<br />
Gemeinsam mit dem Filmemacher Dennis Vogt, bekannt<br />
unter anderem für den Kinofilm ,Projekt Antarktis',<br />
produziert Hermann Rohlfs 2<strong>01</strong>6 den Tourismus-Film<br />
,Touch and Stay – Selbst fliegen in Namibia‘. Dort tritt<br />
er als Regisseur und Hauptdarsteller auf, präsentiert<br />
seine Lodges und die Freiheit des Fliegens über schier<br />
endlose Landschaften.<br />
Hier geht's zum Film auf Youtube:<br />
4|2023 1|<strong>2024</strong> 29 39
mensch<br />
» Das ist jetzt mein Hauptengagement. Es ist<br />
wichtig, dass wir auf unsere Natur aufpassen.<br />
Da habe ich meine Freude dran. «<br />
Hauptengagement. Es ist wichtig, dass wir auf<br />
unsere Natur aufpassen.“ Uslar, Namibia, „warum<br />
steckt man in beidem drin?“, fragt sich Rohlfs selbst<br />
und schiebt die Antwort hinterher. „Entweder macht<br />
man es richtig oder gar nicht.“ Geld ist für den Unternehmer<br />
inzwischen Mittel zum Zweck. „Alles, was ich<br />
verdiene, wird entweder in den Laden in Uslar investiert,<br />
oder es wird für die Sachen in Afrika genommen.“ Im<br />
Heil der Natur sucht Rohlfs das Heil für sich selbst, das<br />
motiviert ihn, treibt ihn an. „Da habe ich meine Freude<br />
dran“, sagt er. „Das macht mich einfach glücklich.“<br />
ZUR PERSON<br />
Hermann Rohlfs wurde am 7. April 1963<br />
geboren. Nach dem Abitur und dem<br />
Stu dium der Pharmazie übernahm er<br />
als 24-Jähriger die Priviligierte<br />
Rats-Apotheke in Uslar – zunächst als<br />
Pächter, kurz darauf als Eigentümer.<br />
Seit vielen Jahren engagiert er sich<br />
darüber hinaus für den Natur- und<br />
Artenschutz in Namibia. Neben<br />
touristisch genutzten Lodges<br />
errichtete er ein großes Naturschutzgebiet.<br />
Rund die Hälfte des Jahres verbringt<br />
der Unternehmer mittlerweile<br />
auf dem afrikanischen Kontinent.<br />
FAST DIE HÄLFTE DES JAHRES ist Rohlfs deshalb in<br />
Afrika. „Dem da entfliehen“, sagt er und zeigt aus dem<br />
Fenster auf den grauen Himmel über Uslar. Wenn er<br />
könnte, wäre er nur noch dort. Zugleich steckt er mit<br />
voller Leidenschaft in beiden Welten und hat sich dieses<br />
scheinbar ambivalente Leben so ausgesucht. Zur Zeit<br />
der Pandemie und des Lockdowns und als kein Flugzeug<br />
mehr in Richtung Europa flog, gab es auch einen<br />
seltenen Moment, als Hermann Rohlfs Uslar vermisste.<br />
Zu lange war er fort, zu lange in der Wüste, Stunden<br />
entfernt von der nächsten Stadt.<br />
Zuletzt verbrachte Rohlfs wieder mehr Zeit in Uslar.<br />
Gerade so viel, dass die Sehnsucht nach dem fernen<br />
Kontinent unerträglich wurde. Die Tage und Stunden bis<br />
zum Abflug zurück nach Namibia hat er gezählt und<br />
herbeigewünscht. Auch im Wissen, dass der Laden in Uslar<br />
läuft, kann er jetzt mit freiem Geist in Richtung<br />
Afrika aufbrechen. Dort, wo er helfen möchte, die Natur<br />
ins Gleichgewicht zu bringen. ƒ<br />
40 1 |<strong>2024</strong>
mensch<br />
42 1 |<strong>2024</strong>
mensch<br />
Die Übersetzerin<br />
Mit Dinah Stollwerck-Bauer hat eine erfahrene Frau die Geschäftsführung der Arbei t-<br />
geberverbände in Göttingen übernommen: Sie kennt sich aus in lokaler Politik, der Region<br />
Südniedersachsen und darin, wie Wirtschaft und Politik enger zusammenarbeiten können.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Der Arbeitgeberverband Mitte (AGV) und der<br />
Verband der Metallindustriellen – Bezirk<br />
Süd (VMNS) haben seit Oktober 2023 ein<br />
neues Gesicht an der Spitze und damit vermutlich<br />
ruhigeres Fahrwasser erreicht: Dinah Stollwerck-Bauer<br />
hat die Geschäftsführung der beiden in<br />
Göttingen ansässigen Verbände übernommen, nachdem<br />
ihr unmittelbarer Vorgänger in dieser Rolle, Stefan Zammit,<br />
nach nur wenigen Monaten die Verbände wieder<br />
verlassen hat.<br />
Generell war 2023 für den AGV und VMNS ein Jahr<br />
des großen Umbruchs, weil es größere Personalveränderungen<br />
gab und damit die Aufgabe bestand, das Team zu<br />
verjüngen und mit dem Augenmerk auf fachliche Qualifikation<br />
einen Know-how-Verlust auszuschließen. „Solche<br />
Veränderungsprozesse treffen früher oder später jeden“,<br />
sagt Stollwerck-Bauer. „Ich sehe das grundsätzlich<br />
sehr positiv, weil solche Prozesse auch neue Ideen reinbringen.“<br />
Gemeinsam mit dem Präsidium konnte der<br />
Übergang gut gestaltet werden, und inzwischen hat die<br />
neue Geschäftsführerin auch den Raum, eigene Akzente<br />
zu setzen: „Ich bin gerade viel dabei, mich zu vernetzen<br />
und den Verband in verschiedenen Themen als Akteur zu<br />
platzieren.“<br />
DINAH STOLLWERCK-BAUER ist in Südniedersachsen<br />
keine Unbekannte, sie hat immer mäandert zwischen ihrer<br />
Tätigkeit in Rechtsanwaltskanzleien, in der Wirtschaft<br />
und vor allem einem Engagement in der Politik.<br />
Als Bürgermeisterin von Adelebsen von 2006 bis 2<strong>01</strong>4<br />
und als Landesbeauftragte für Regionale Landesentwicklung<br />
für den Bereich Leine-Weser von 2<strong>01</strong>9 bis<br />
2022 blickt sie auf eine reiche politische Erfahrung zurück.<br />
Nach dem Ende der Behördenleitung mit immerhin<br />
180 Mitarbeitern Ende 2022 erscheint der AGV eine<br />
vielleicht ungewöhnliche Wahl, zumal Stollwerck-Bauer<br />
im April zunächst als normale Syndikusanwältin begann,<br />
als von der Geschäftsführung noch keine Rede<br />
war. Doch ihre Entscheidung für den AGV und für die<br />
Region, die ihr mit und nach dem Studium zur neuen<br />
Heimat geworden ist, fiel bewusst.<br />
„ALS ICH ALS LANDESBEAUFTRAGTE im Zuge des Regierungswechsels<br />
aufhören musste, gab es mehrere<br />
Optionen“, so Stollwerck-Bauer. Darunter wieder eine<br />
Tätigkeit in der Wirtschaft oder in einer Anwaltskanzlei.<br />
„Aber beim Arbeitgeberverband hat mich gereizt, dass<br />
ich hier alle meine verschiedenen Erfahrungen einbringen<br />
kann.“ Aus der Politik kommt das Wissen um bestimmte<br />
Abläufe und Entwicklungen – in der AGV-Arbeit<br />
geht es um die Arbeit mit Unternehmen und entsprechend<br />
wirtschaftliche Fragestellungen und dies alles in<br />
einem stark juristischen Arbeitskontext. „In der Politik<br />
ist man ja oft Übersetzer für die Zusammenhänge und<br />
dafür, dass man weiß, welche Schräubchen man drehen<br />
muss, damit etwas funktioniert. Diese Erfahrung wollte<br />
ich nicht verlieren, sondern gewinnbringend einsetzen.“<br />
Für Stollwerck-Bauer „ist es auch schön zu sehen,<br />
welche Spuren man hinterlassen hat“. Eines ihrer liebsten<br />
Beispiele dafür ist vergleichsweise winzig: die Eisenbahnschranke<br />
in Erbsen. „Ich bin wahrscheinlich die<br />
Einzige, die sich freut, wenn die Schranke runtergeht.“<br />
Weil es rund 25 Jahre gedauert hat, ehe sie sie in ihrer<br />
Amtszeit bauen durfte. „Das ist so ein Beispiel für vernetztes<br />
Arbeiten, für die vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
mit Leuten, die man kennt. Ohne den Kontakt zu<br />
einem Göttinger Bahnmanager wäre das nicht umzu-<br />
1 |<strong>2024</strong> 43
mensch<br />
ZUR PERSON<br />
Dinah Stollwerck-Bauer ist Jahrgang<br />
1976 und stammt ursprünglich aus<br />
Köln, wo die familiären Wurzeln zum<br />
Süßwarenunternehmen Stollwerck<br />
führen. Sie kam zum Jura-Studium<br />
nach Göttingen und ist der Region<br />
seitdem erhalten geblieben. Beruflich<br />
qualifizierte sie sich zur Fachanwältin<br />
für Verwaltungsrecht und Verkehrsrecht<br />
weiter sowie zur Betriebswirtin.<br />
Für die CDU wurde sie 2006 zur<br />
hauptamtlichen Bürgermeisterin des<br />
Flecken Adelebsen gewählt, 2<strong>01</strong>4<br />
schied sie aus dem Amt aus. Von 2<strong>01</strong>9<br />
bis 2022 war sie als Landesbeauftragte<br />
für Regionale Landesentwicklung für<br />
den Bereich Leine-Weser verantwortlich.<br />
2023 begann sie zunächst als<br />
Syndikusanwältin beim Arbeitgeberverband<br />
Mitte und Niedersachsen Metall<br />
Bezirksgruppe Süd, dessen Geschäftsführung<br />
sie zum Oktober 2023<br />
übernommen hat. Rund 850 Unternehmen<br />
sind in den beiden Verbänden<br />
Mitglied.<br />
44 1 |<strong>2024</strong><br />
setzen gewesen, weil es insgesamt nicht so einfach ist,<br />
mit der Bahn zu verhandeln. Aber gemeinsam kriegen<br />
wir das hin.“<br />
DARIN SIEHT SIE AUCH IHRE KÜNFTIGE Auf gabe als<br />
Netzwerkerin und Unterstützerin von Unternehmen.<br />
Corona mit seinem starken Digitalisierungs impuls war<br />
wie ein großer Einschnitt. Das betrifft neue und andere<br />
Themen, aber auch die Strukturen, wie diese vermittelt<br />
und diskutiert werden. „Also: Wie bekommen wir Vernetzung<br />
und Austausch zu spezifischen Themen auch<br />
jenseits von klassischen Veranstaltungen hin, sodass wir<br />
genau die erreichen, die es interessiert? Da wollen wir<br />
unseren Mitgliedern mehr Unterstützung liefern, anstatt<br />
nur den 15. Arbeitskreis zu gründen“, sagt Stollwerck-Bauer.<br />
An Themen, welche die Mitgliedsunternehmen<br />
umtreiben, mangelt es nicht: KI und Robotik, Energieversorgung,<br />
die veränderte Arbeitswelt allgemein mit<br />
den Themen Familie und Beruf, Pflege, Fachkräftesicherung,<br />
Migration. „Diese Themen können wir nicht mehr<br />
isoliert betrachten, sie gehören vielmehr zusammen.“<br />
Von einer stärker wahrzunehmenden Scharnierfunktion<br />
spricht Stollwerck-Bauer. Wie das genau umgesetzt werden<br />
kann, daran tüftelt der AGV noch.<br />
Der Verband, der dieses Jahr 75 Jahre alt wird, blickt<br />
auf eine vielversprechende Vergangenheit zurück. „Der<br />
» Der AGV war immer schon innovativ. «<br />
AGV war immer schon innovativ. Nach der Wende war<br />
er einer der Ersten, der im regionalen Wirtschaftsgeschehen<br />
über die Landesgrenzen nach Thüringen und<br />
Sachsen-Anhalt geschaut hat und in vernetzten Wirtschaftsräumen<br />
gedacht hat“, erzählt Stollwerck-Bauer.<br />
Aus diesem Gedanken heraus erfolgte auch die Umbenennung<br />
in Arbeitgeberverband Mitte. „Für mich ist beeindruckend,<br />
wie konsequent die Region gedacht wurde<br />
und dass nicht an Grenzen haltgemacht wurde. Daran<br />
will ich anknüpfen.“ Und deswegen soll auch stärker<br />
noch das Gespräch mit anderen Wirtschaftsakteuren gesucht<br />
werden, um Unternehmen bestmöglich zu unterstützen.<br />
FLACHE HIERARCHIEN, EIN OFFENER STIL und proaktiv<br />
Themen zu besetzen, ist Dinah Stollwerck-Bauer<br />
wichtig. Und auch die gute Laune wird dabei nicht zu<br />
kurz kommen – sie ist ebenfalls noch Mitglied im Freundeskreis<br />
der Kölsche Funke rut-wieß von 1823 und der<br />
Karnevalsgesellschaft Große Kölnern von 1882. Für interessierte<br />
Südniedersachsen organisiert sie jedes Jahr<br />
zur fünften Jahreszeit eine Fahrt in die alte Heimat Köln<br />
– Menschen zusammenzubringen, macht ihr halt Spaß.<br />
In Köln erinnert auch noch manches an das 1839 gegründete<br />
ehemalige Familienunternehmen Stollwerck.<br />
Der international tätige Schokoladenspezialist hat Dinah<br />
Stollwerck- Bauers Kindheit noch mitgeprägt, bevor er<br />
verkauft wurde. Mit diesem Hintergrund bringt sie auch<br />
ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse und Nöte der<br />
Wirtschaft mit in ihre Arbeit im Arbeitgeberverband<br />
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nachhaltigkeit<br />
-shortlist<br />
Umsatz und Belegschaft wachsen: Immer mehr<br />
Menschen wollen für Arineo arbeiten<br />
Göttinger IT-Dienstleister wächst und<br />
plant Überführung in Mitarbeiterbesitz<br />
Jugend bewegt<br />
nachhaltig<br />
Erstmals wurde der<br />
ECO-Preis verliehen<br />
DER IT-DIENSTLEISTER ARINEO in<br />
Göttingen steigerte im Jahr 2023<br />
seinen Umsatz auf über 44 Millionen<br />
Euro und wächst damit um<br />
8,5 Prozent. Besonders bemerkenswert<br />
ist der Zuwachs von 15 Prozent<br />
in der Belegschaft des Unternehmens<br />
im gleichen Zeitraum, der<br />
hauptsächlich auf erfolgreiches<br />
Recruiting von IT-Fachkräften zurückzuführen<br />
ist. Trotz der wirtschaftlichen<br />
Herausforderungen in<br />
Deutschland bleibt Arineo zuversichtlich<br />
für die Zukunft.<br />
Marko Weinrich, Sprecher der<br />
Geschäftsführung von Arineo, betont<br />
die gute Positionierung des Unternehmens:<br />
„Wir haben die schwierige<br />
wirtschaftliche Lage in Deutschland<br />
gespürt, konnten aber dennoch<br />
unser Wachstum fortsetzen und sehen<br />
uns personell sehr gut aufgestellt.“<br />
Arineo beschäftigt derzeit<br />
390 Mitarbeiter an Standorten in<br />
Deutschland, Dänemark, Österreich<br />
und China. Der Fokus liegt auf intensiver<br />
Weiterbildung, insbesondere<br />
für junge IT-Fachkräfte, um die<br />
Kundenanfragen erfolgreich zu bedienen<br />
und das Geschäft weiter auszubauen.<br />
Neben dem Wachstum in Umsatz<br />
und Belegschaft hat Arineo im Jahr<br />
2023 auch Anerkennung für seine<br />
Personalpolitik erhalten. Das Unternehmen<br />
gewann den Deutschen Personalwirtschaftspreis<br />
für sein innovatives<br />
Organisationsmodell und<br />
bestand erfolgreich das Audit berufundfamilie.<br />
Darüber hinaus wurde<br />
Arineo von der Creditreform Braunschweig<br />
Göttingen Bruns & Harland<br />
GmbH & Co. KG für seine<br />
hervorragende Kreditwürdigkeit<br />
ausgezeichnet.<br />
Für die Zukunft plant Arineo, die<br />
Anteile des Unternehmens bis <strong>2024</strong><br />
zu 100 Prozent in die Hände der<br />
Mitarbeiter zu überführen, um die<br />
Stabilität zu stärken und Kapitalabfluss<br />
zu verhindern. Diese Maßnahme<br />
wird als strategischer Wettbewerbsvorteil<br />
angesehen, der sich<br />
auch im Recruiting und der Zufriedenheit<br />
der Mitarbeiter auswirken<br />
soll.<br />
UNTER DEM MOTTO ,Jugend bewegt<br />
nachhaltig: ökologisch, sozial<br />
und innovativ‘ wurde zum ersten<br />
Mal der ECO-Preis Südniedersachsen<br />
verliehen, der wegweisende<br />
Jugendprojekte in den Bereichen<br />
Umwelt, Soziales und Innovation<br />
prämierte. Initiator des Wettbewerbs<br />
waren das Zentrum für Entrepreneurship<br />
der PFH und der Ideenbeweger<br />
e. V.<br />
In der Kategorie ,Soziales‘ gewannen<br />
Mila und Max Dorka vom Werner-von-Siemens-Gymnasium<br />
Bad<br />
Harzburg mit ihrem Projekt ,HandicAPP‘,<br />
einer App zur erleichterten<br />
Ticketbuchung für Menschen mit<br />
Behinderung. In der Kategorie ,Umwelt‘<br />
siegte das Team der BBS Holzminden<br />
mit dem Projekt ,Parabol-Kraftwerk‘,<br />
das sich mit der<br />
Energiegewinnung aus Satellitenschüsseln<br />
beschäftigt. Ein Sonderpreis<br />
für Umwelt ging an die<br />
,Streuobstkids‘ aus dem Eichsfeld<br />
für ihr Projekt zur Bewirtschaftung<br />
einer Streuobstwiese.<br />
46 1 |<strong>2024</strong>
nachhaltigkeit<br />
Vier Göttinger Unternehmen erhalten Testat der<br />
Gemeinwohl-Bilanzierung der GWÖ<br />
Beckers Bester, Lotta Karotta, Naturkost<br />
Elkershausen und Zimmerei Diedrich dabei<br />
Netzwerken und<br />
inspirieren<br />
Nachhaltigkeits-<br />
Dialog mit planZ<br />
DIE AUS der Re gion stammenden<br />
Unternehmen Beckers Bester, Lotta<br />
Karotta Bio-Lieferservice, Großhandel<br />
Naturkost Elkershausen und die<br />
Zimmerei Diedrich haben das Testat<br />
der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ)<br />
erhalten. Die Unternehmen wurden<br />
von den Gemeinwohlberatern Susanne<br />
Schmall und Gerd Lauermann<br />
aus Hamburg auf dem Weg der<br />
Gemeinwohl-Bilanzierung in einer<br />
Peer-Gruppe begleitet.<br />
Dabei untersuchten und bewerteten<br />
sie ihr wirtschaftliches Handeln<br />
auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit,<br />
einschließlich Aspekten<br />
wie der Einhaltung von Menschenrechten<br />
bei der Beschaffung, dem<br />
ethischen Umgang mit Finanzmitteln,<br />
der Unternehmenskultur, der<br />
Nachhaltigkeit der Kundenbeziehungen<br />
und dem Beitrag zur Minderung<br />
des Klimawandels.<br />
Die GWÖ-Bewegung wirbt in 32<br />
Ländern für eine nachhaltig-ethische<br />
Wirtschaftsordnung und setzt<br />
sich dafür ein, dass sozial-ökologisches<br />
Wirtschaften belohnt wird. Sie<br />
fordert die Integration ethischer<br />
Parameter in die neu geschaffene europäische<br />
CSR-Richtlinie.<br />
Im vergangenen Jahr führten vier<br />
Göttinger Betriebe eine Gemeinwohl-Bilanzierung<br />
nach 20 Kriterien<br />
durch, um ihre soziale und ökologische<br />
Nachhaltigkeit zu bewerten.<br />
Nun beginnt die nächste<br />
Peer-Bilanzierung von vier weiteren<br />
Kommunalbetrieben in Göttingen.<br />
Die GWÖ ist im Klimaschutzplan<br />
2030 der Stadt Göttingen verankert.<br />
Die Nachhaltigkeits-Berater von<br />
planZ veranstalten im Juni wieder<br />
den NachaltigeitsDialog. Das<br />
Format ist ein Netzwerk für den<br />
Austausch rund um nachhaltiges<br />
Wirtschaften in Südniedersachsen<br />
und darüber hinaus.<br />
Am Dienstag, 4. Juni, gibt es den<br />
nächsten von insgesamt vier Terminen<br />
pro Jahr als digitales Format in<br />
MS-Teams mit einem Impuls und<br />
anschließender Diskussion mit dem<br />
Göttinger Unternehmen ARINEO.<br />
1|<strong>2024</strong> 47
unternehmen<br />
30 Jahre<br />
Contigo<br />
48 1 |<strong>2024</strong>
unternehmen<br />
Viel mehr als<br />
Kaffee &<br />
Schokolade<br />
Das international agierende Göttinger Unternehmen<br />
gehört zu den größten Importeuren von Fair-Trade-<br />
Produkten in Deutschland und baut erfolgreich<br />
den Online-Handel aus.<br />
1 |<strong>2024</strong> 49
unternehmen<br />
„Ökonomie und Ökologie müssen sich nicht ausschließen“,<br />
sagt Greta Herbst. Im Gegenteil: Beides<br />
sei seit jeher im fairen Handel, dem sich Contigo verschrieben<br />
habe, verankert. „Wir setzen auf Nachhaltigkeit<br />
und Klimaschutz sowie auf Gerechtigkeit<br />
in den Handelsbeziehungen mit unseren Partnerunternehmen<br />
in vielen Ländern des globalen Südens."<br />
Contigo beschreite damit weiterhin den Weg, den<br />
ihre Eltern Monika und Ingo im Jahr 1994 bei der<br />
Gründung des Unternehmens eingeschlagen haben,<br />
sagt Herbst. Seitdem sich ihre Eltern vor einigen Jahren<br />
aus dem operativen Geschäft zurückgezogen<br />
haben, steht die studierte Produktdesignerin gemeinsam<br />
mit Co Geschäftsführer und Mitinhaber<br />
Ralph Wüstefeld an der Spitze des Unternehmens.<br />
TEXT MATTHIAS BRUNNERT<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
G<br />
Göttingen. „Angenehme Würze mit<br />
zarten Fruchtnoten“ aus Äthiopien,<br />
„Mild mit Anklängen von Zartbitterschokolade“<br />
aus Kolumbien oder<br />
„Noten von Kakao und Haselnuss“<br />
aus Brasilien: Wenn im Göttinger<br />
Ladengeschäft von Contigo<br />
Kaffee bohnen aus Anbaugebieten in Afrika oder Südamerika<br />
frisch geröstet werden, ziehen nicht nur angenehme<br />
Düfte durch die Lange-Geismar-Straße. Es entstehen<br />
auch Kaffeespezialitäten, die von vielen Menschen<br />
geschätzt werden – nicht nur in Göttingen und Umgebung.<br />
In vielen Regionen Deutschlands wird Kaffee getrunken,<br />
den Contigo veredelt hat: „Wir haben Ladengeschäfte<br />
in zwei Dutzend weiteren Städten“, sagt<br />
Co-Geschäftsführer Ralph Wüstefeld. Gemeinsam mit<br />
Greta Herbst, der Tochter des Gründerehepaares Ingo<br />
und Monika Herbst, führt er die Contigo-Gruppe als geschäftsführender<br />
Gesellschafter.<br />
50 1 |<strong>2024</strong>
unternehmen<br />
Geschäftsführer Greta Herbst und Ralph Wüstefeld erzielen einen Umsatz von 12 Millionen Euro – etwa 20 Prozent aus dem Online-Handel.<br />
1|<strong>2024</strong> 51
unternehmen<br />
Die Kaffeebohnen kommen aus Afrika, Mittel- und Südamerika.<br />
» Wenn man fairen Handel mit professionellem Konzept in die<br />
Innenstädte bringt, kann das funktionieren. «<br />
CONTIGO RÖSTET PRO JAHR RUND 110 TONNEN fair<br />
gehandelten Kaffee aus Afrika, Mittel- und Südamerika.<br />
Die Produkte stammen aus ökologischem Anbau und<br />
werden von Kooperativen und Kleinproduzenten angebaut<br />
und geliefert.<br />
In den Contigo-Läden werden zwölf verschiedene<br />
Kaffeespezialitäten angeboten, teils sortenrein, teils als<br />
Mischung. Er bevorzuge eindeutig ,Äthiopia‘, sagt Wüstefeld,<br />
am liebsten ohne Milch und Zucker. Herbst dagegen<br />
mag vor allem ,Contigo Melange‘, sagt sie. „Sehr<br />
schön für Café Crema.“<br />
Die von Contigo angebotenen Kaffeesorten stammen<br />
allesamt aus biologischem Anbau. Dabei werden die<br />
Pflanzen in Mischkulturen angebaut, damit die Artenvielfalt<br />
erhalten bleibt und der Boden vor Erosion geschützt<br />
ist. „Es kommen weder chemische Düngemittel<br />
noch Pestizide zum Einsatz“, sagt Herbst.<br />
Der ,Öko‘-Kaffee sei wohl auch in erster Linie das,<br />
was die Menschen mit Contigo in Verbindung bringen,<br />
meint Herbst. Und Kaffee sei neben Schokolade auch<br />
das Produkt, an das beim Stichwort ,fairer Handel‘ zuerst<br />
gedacht wird. Contigo habe allerdings noch viel<br />
mehr Fair-Trade-Produkte zu bieten, darunter Keramik,<br />
Schmuck, Leder- oder Haushaltswaren. Sie seien inzwischen<br />
einer der größten Importeure in Deutschland, erzählt<br />
Wüstefeld.<br />
ZUR CONTIGO-GRUPPE GEHÖREN bundesweit 24<br />
eige ne Fair-Trade-Shops, vorwiegend in mittelgroßen<br />
Uni versitätsstädten. Eine eigene Abteilung ist dafür zuständig,<br />
die Verbindungen zu den Kleinproduzenten in<br />
Übersee zu knüpfen und zu halten, die Waren zu importieren<br />
und diese an die Contigo-Geschäfte in Deutschland<br />
sowie an mehrere Hundert Weltläden in der Bundesrepublik<br />
und im angrenzenden Ausland zu liefern.<br />
Die Vorstellung, mit der ihre Eltern Contigo ins Leben<br />
gerufenen haben, gelte dabei noch immer, sagt Greta<br />
Herbst: „Wenn man fairen Handel mit professionellem<br />
Konzept in die Innenstädte bringt und alternative Produkte<br />
in Kombination mit selbst geröstetem Kaffee aus<br />
fairem Anbau, kann das funktionieren.“<br />
Wichtig sei ihr zudem der zu Contigo gehörende gemeinnützige<br />
Verein, sagt Greta Herbst. Dieser Verein<br />
unterstützt Kleinproduzenten in Ländern des globalen<br />
Südens, die unverschuldet in Notlagen geraten sind,<br />
etwa durch Überschwemmungen, Dürren, Feuer, Erdbeben<br />
oder Unruhen. Der Verein sei derzeit nötiger denn<br />
je. Denn es sei leider so, dass auch Partnerunterneh-<br />
52 1 |<strong>2024</strong>
unternehmen<br />
Mehr als 100 Tonnen Kaffee werden jährlich bei Contigo geröstet und zubereitet. Die dann angebotenen Kaffeesorten stammen allesamt aus<br />
bioligischem und einem auf Mischkulturen basierenden Anbau.<br />
4|2023 1|<strong>2024</strong> 29 53
unternehmen<br />
Geschäftsführerin Greta Herbst will mit fair gehandelten Produkten Verantwortung übernehmen und Contigo<br />
zum Großhändler entwickeln.<br />
» Der Klimawandel nimmt uns alle in die Verantwortung. «<br />
men von Contigo durch den Klimawandel in Bedrängnis<br />
geraten. Dies gelte besonders für die Landwirtschaft,<br />
die sich immer seltener auf althergebrachte Anbaumethoden<br />
und -zyklen verlassen könne. Denn vielfach<br />
gebe es Starkregen in Trockenperioden oder Trockenheit<br />
in Regenzeiten.<br />
Und dadurch sei nicht nur die Landwirtschaft betroffen,<br />
sondern vielerorts auch das Handwerk. Diverse Kooperationspartner<br />
von Contigo hätten dies schmerzhaft<br />
erfahren müssen. Beispiel Philippinen: Dort habe ein<br />
Taifun alle Produktionsstätten eines Herstellers von<br />
Muschelschmuck zerstört. In solchen und ähnlichen<br />
Notlagen helfe der Contigo-Projektfonds, sagt Herbst.<br />
DIE RUND FÜNF DUTZEND PARTNER aus dem Handwerksbereich<br />
in Ländern des globalen Südens in Afrika,<br />
Südamerika, Südostasien und Indien seien Contigo sehr<br />
wichtig, erzählt Herbst. „Sie liegen uns am Herzen“. Viele<br />
Contigo-Partnerunternehmen setzten mit originellen<br />
Ideen auf Nachhaltigkeit. So fertige zum Beispiel ein<br />
kleines Unternehmen auf der Insel Sansibar aus den von<br />
Touristen weggeworfenen Weinflaschen unter anderem<br />
Lampen und Vasen. Das spare Ressourcen und trage zur<br />
Müllreduktion bei. Es sorge gleichzeitig für Einkommen<br />
und biete schöne Unikate.<br />
„Der Klimawandel nimmt uns alle in die Verantwortung“,<br />
sagt Herbst. Das gelte nicht nur für die Partnerunternehmen<br />
im globalen Süden, „sondern vor allem<br />
auch für uns in den Industrieländern.“ Contigo habe<br />
daraus Konsequenzen gezogen: Das Unternehmen nutze<br />
seit mehr als 15 Jahren in allen Filialen Ökostrom und<br />
habe auf energiesparende LED-Beleuchtung umgestellt.<br />
Am Hauptsitz in Göttingen gebe es ,grünen‘ Strom aus<br />
der eigenen Photovoltaikanlage, der auch für die elektrischen<br />
Betriebsfahrzeuge genutzt werde. Für die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter biete Contigo kostengünstig<br />
Leasing-Räder. Beim Onlineversand seien Kartonagen<br />
aus Recyclingpapier im Einsatz.<br />
UMWELTGESICHTSPUNKTE SPIELTEN AUCH bei den<br />
angebotenen Waren zunehmend eine Rolle, sagt Herbst.<br />
So handele es sich inzwischen bei einem Teil der importierten<br />
Waren um sogenannte Upcycling-Produkte.<br />
Diese werden aus vermeintlich nicht mehr brauchbaren<br />
Ma terialien hergestellt, die sonst auf dem Müll gelandet<br />
wären und zur Umweltverschmutzung beigetragen hätten.<br />
Dass die Idee gezündet hat, meint auch Wüstefeld.<br />
Und mehr noch: „Wir etablieren uns immer weiter als<br />
Großhändler“, sagt der studierte Betriebswirt, der vor<br />
seinem Engagement bei Contigo unter anderem für die<br />
Münchener Rück und für Rewe tätig war. Er ist 2008 bei<br />
dem Göttinger Fair-Trader eingestiegen. Seither ist das<br />
Unternehmen schrittweise immer weiter gewachsen.<br />
ZUR UNTERNEHMENSGESCHICHTE von Contigo gehöre<br />
aber auch, dass die Entwicklung durch Corona jäh<br />
unterbrochen wurde, sagt Wüstefeld. „Wir wurden<br />
ziemlich zurückgeworfen.“ Die 24 Läden mussten<br />
monatelang geschlossen bleiben. Im Jahr 2020 sei das<br />
54 1 |<strong>2024</strong>
unternehmen<br />
Inzwischen ist das Angebot von Contigo bunt. Das Sortiment macht große<br />
Lager notwendig.<br />
Mehr als nur Kaffee bietet das Portfolio von Contigo. In 30 Jahren sind<br />
viele Waren hinzugekommen. Alle aus nachhaltiger Produktion.<br />
4|2023 1|<strong>2024</strong> 29 55
unternehmen<br />
Geschäftsführer Ralph Wüstefeld kam 2008 von<br />
der Münchener Rück und Rewe zu Contigo.<br />
» Wir haben Corona genutzt, um das<br />
Online-Geschäft auszubauen. «<br />
für einen Großteil des Jahresumsatzes wichtige Weihnachtsgeschäft<br />
nahezu komplett ausgefallen. Nur<br />
dank „einer enormen Kraftanstrengung des Unternehmens“<br />
sei damals kein Arbeitsplatz gestrichen<br />
worden, sagt Wüstefeld. Contigo habe seinerzeit das<br />
Kurzarbeitergeld für die Belegschaft von 60 Prozent<br />
der ursprünglichen Bezüge aus eigenen Mitteln auf<br />
80 Prozent aufgestockt.<br />
Ein Gutes habe die Krisenzeit allerdings auch mit<br />
sich gebracht: „Wir haben sie genutzt, um das<br />
Online-Geschäft auszubauen“, sagt Wüstefeld. Mit<br />
Erfolg: Mittlerweile erziele das Unternehmen mehr<br />
als 20 Prozent seines Umsatzes online. Tendenz: steigend.<br />
„Nach den Jahren, in denen wir hart zu kämpfen<br />
hatten, sind wir derzeit jedenfalls dabei, wieder Stabilität<br />
in das Unternehmen zu bringen“, sagt Wüstefeld.<br />
Dass Contigo derzeit wieder optimistisch in die Zukunft<br />
blicke, liege nicht zuletzt auch an der Kundschaft.<br />
Obwohl die finanzielle Situation vieler Menschen<br />
sich zuletzt eher nicht verbessert habe, gebe es<br />
nach wie vor viele Kundinnen und Kunden, die bereit<br />
seien, für fair hergestellte und fair gehandelte Produkte<br />
etwas höhere Preise zu bezahlen, sagt Wüstefeld.<br />
„Der größte Teil unserer Kunden nimmt es jedenfalls<br />
wohlwollend zur Kenntnis, dass – wenn sie bei Contigo<br />
etwas kaufen – dies auch den Produzenten im<br />
globalen Süden zugutekommt.“ ƒ<br />
ZUM UNTERNEHMEN<br />
Contigo (zu Deutsch: „Mit dir“) wurde im Jahr 1994 von<br />
Ingo und Monika Herbst, den Eltern der heutigen Mitinhaberin<br />
und Mitgeschäftsführerin Greta Herbst gegründet.<br />
Die Firma ist eine Importorganisation für<br />
Produkte des Fairen Handels. Mitgesellschafter und<br />
Mitgeschäftsführer ist Ralph Wüstefeld, der im Jahr<br />
2008 zu Contigo gestoßen ist. Das Unternehmen importiert<br />
neben ökologisch angebautem Kaffee vorwiegend<br />
Non-Food-Produkte von zahlreichen Kunsthandwerksbetrieben<br />
im globalen Süden, darunter Keramik,<br />
Lederwaren und Schmuck.<br />
Contigo betreibt neben dem im Jahr 1994 eröffneten<br />
Geschäft in der Göttinger Innenstadt mittlerweile gut<br />
zwei Dutzend weitere Fairtrade-Shops in Deutschland.<br />
Im Göttinger Industriegebiet befindet sich das zentrale<br />
Lager des Unternehmens. Zudem haben dort die<br />
Geschäftsführung und die Verwaltung ihren Sitz. Das<br />
Unternehmen hat insgesamt rund 180 Beschäftigte.<br />
Der Jahresumsatz betrug nach Angaben der Geschäftsleitung<br />
zuletzt rund 12 Millionen Euro. Etwa 20 Prozent<br />
davon wurden über den Internethandel generiert<br />
– Tendenz steigend.<br />
In der Unternehmensfinanzierung geht Contigo einen<br />
besonderen Weg: Neben den Gesellschaftern stellen<br />
nicht Banken das Arbeitskapital zur Verfügung, sondern<br />
private Anlegerinnen und Anleger. Sie stammen aus<br />
dem Kunden- und Bekanntenkreis. Derzeit gewähren<br />
gut 220 Privatpersonen der Contigo-Beteiligungsgesellschaft<br />
sogenannte Nachrangdarlehen in Höhe von<br />
4,75 Millionen Euro.<br />
CONTIGO<br />
Geschäftsführung: Greta Herbst, Ralph Wüstefeld<br />
Wilhelm-Lamprecht-Straße 3<br />
37079 Göttingen<br />
Tel. 0551 20921-0<br />
info@contigo.de<br />
www.contigo.de<br />
56 1|<strong>2024</strong>
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nachhaltigkeit<br />
Was bleibt,<br />
Herr Trittin?<br />
Seit Anfang des Jahres genießt Jürgen Trittin seinen Ruhestand.<br />
Mit <strong>faktor</strong> erinnert er sich an den Moment, als er einen halben Münchener<br />
Musikclub gegen sich aufbrachte und was ihn nach 25 Jahren im<br />
Bundestag bis heute ärgert.<br />
58 1 |<strong>2024</strong>
nachhaltigkeit<br />
unternehmen<br />
1 |<strong>2024</strong> 59
nachhaltigkeit<br />
ZTEXT CHRISTIAN VOGELBEIN<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
um Anfang des neuen Jahres war Jürgen Trittin ein sehr<br />
gefragter Mann. Mitte Dezember hatte der Grünen-Politiker<br />
angekündigt, sein Bundestagsmandat niederzulegen.<br />
Damit endet eine beispiellose politische Karriere – auf<br />
Bundes-, Landes- und Kommunalebene. Zwischen Pressetalk<br />
und einem reservierten Tisch beim Lieblingsitaliener<br />
möchte <strong>faktor</strong> wissen, was nach all diesen Jahren Gesprächen<br />
und Krisen vom politischen Werk des Jürgen Trittin<br />
übrig bleibt. Was ihn angetrieben und enttäuscht hat, begeistert<br />
und hoffnungsfroh stimmt. Und warum er sich<br />
dazu entschied, überhaupt politisch aktiv zu werden.<br />
Denn lange Tage und kurze Nächte prägen den Kalender<br />
eines Spitzenpolitikers. Für Jürgen Trittin endet dieses Kapitel<br />
nun, Erleichterung macht sich aber nicht breit.<br />
ZU GERN HABE ER DEN JOB GEMACHT. Zu gern sei er<br />
Menschen begegnet, habe um Themen gestritten und um<br />
Entscheidungen gerungen. Nicht des Geldes wegen, wie<br />
manch einer Politikern gern vorwirft. „Wer es nur des<br />
Geldes wegen macht, ist ganz schnell aufgeschmissen in<br />
diesem Job“, sagt der am 25. Juli 1954 in Bremen-<br />
Vegesack geborene Trittin. Es muss also etwas anderes<br />
sein, das ihn jeden Morgen aufstehen ließ. „Ich habe das<br />
gern gemacht, ich habe das genossen“, sagt er heute.<br />
„Ich empfand es als angenehm, die Gesellschaft mitzugestalten.“<br />
Das sei ihm gelungen, weil er sich „kluge Bündnispartner“<br />
gesucht habe, sagt er. Politik sei eben ein<br />
Geschäft der Gespräche und Kompromisse.<br />
PLÖTZLICH LANDESMINISTER<br />
Dass mittlerweile fast alle Atomkraftwerke abgeschaltet<br />
sind und mehr als die Hälfte des Stroms in Deutschland<br />
aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, schreibt sich<br />
Trittin neben vielen Themen auf die Haben-Seite. Damit<br />
das gelang, kämpfte Trittin seine gesamte politische<br />
Karriere über um Mehrheiten. Jürgen Trittin ist mehr als<br />
40 Jahre politisch aktiv, rund 25 Jahre davon allein im<br />
Bundestag. Er hat Themen und Menschen kommen und<br />
gehen sehen. Vor allem aber, wie sich die Welt und<br />
Deutschland in dieser Zeit gewandelt haben. Rückblickend<br />
hält es Trittin mit dem italienischen Philosophen<br />
Antonio Gramsci, der gesagt haben soll, es „brauche den<br />
Pessimismus des Geistes und den Optimismus des Herzens“.<br />
Trittin wolle die „schlechte Realität sehen, aber<br />
sich dadurch nicht nehmen lassen, sie zu verändern“. Dabei<br />
hatte der Grünenpolitiker niemals geplant, überhaupt<br />
eine politische Größe zu werden.<br />
Als er 1982 in die Partei eintritt, wird er schnell zu<br />
einem prominenten Vertreter klassischer Umwelt themen.<br />
Von 1985 bis 1989 engagierte er sich im Niedersächsischen<br />
Landtag, von 1990 bis 1994 war er Umweltminister<br />
unter SPD-Ministerpräsident Gerhard Schröder.<br />
Dass seine Partei nach der Wende in Niedersachsen gegen<br />
den Bundestrend riesige Erfolge feierte, half ihm sicherlich<br />
dabei. „Ich wurde plötzlich Landesminister.<br />
Das hatte ich mir nicht ausgesucht, habe es aber gern<br />
gemacht.“ Gemeinsam mit Parteichef Joschka Fischer<br />
60 1 |<strong>2024</strong>
nachhaltigkeit<br />
» Es braucht den Pessimismus des Geistes<br />
und den Optimismus des Herzens. «<br />
ANTONIO GRAMSCI , ITALIENISCHER POLITIKER, JOURNALIST UND THEORETIKER<br />
schmiedet er den Plan, die Regierung von Helmut Kohl<br />
zu beenden. Er hat ein Ziel – und schafft es. Mit Schröder<br />
ging Trittin auch nach Berlin, war sieben Jahre lang<br />
Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
und verwirklichte seine größten Projekte.<br />
ZUR PERSON<br />
Jürgen Trittin ist ein deutscher Politiker<br />
und Mitglied der Partei Bündnis<br />
90/Die Grünen. Geboren am 25. Juli<br />
1954 in Bremen, begann Trittin sein<br />
politisches Engagement bereits in jungen<br />
Jahren. Nach dem Abitur studierte<br />
er Sozialwissenschaften und Volkswirtschaftslehre<br />
an der Universität Göttingen.<br />
Seine politische Karriere begann<br />
Trittin in den 1980er-Jahren, als er<br />
sich aktiv in der Anti-Atomkraft-<br />
Bewegung engagierte. 1982 trat er<br />
der neu gegründeten Partei ,Die Grünen‘<br />
bei. Von 1985 bis 1989 war Trittin<br />
Mitglied des Niedersächsischen<br />
Landtages und von 1990 bis 1994<br />
Umweltminister in Niedersachsen.<br />
1998 wurde Trittin in den Deutschen<br />
Bundestag gewählt und übernahm<br />
im Kabinett Schröder I das Amt des<br />
Bundes ministers für Umwelt, Naturschutz<br />
und Reaktorsicherheit. Nach<br />
der Bundestagswahl 2005 wurde Trittin<br />
Fraktionsvorsitzender der Grünen<br />
im Deutschen Bundestag.<br />
DIE GESCHICHTE VON DJ DOSENPFAND<br />
Unter anderem brachte er das Dosenpfand und das Erneuerbare-Energie-Gesetz<br />
(EEG) auf den Weg. Beides wirkt<br />
bis heute auf das öffentliche Bild Trittins, wenngleich auf<br />
unterschiedliche Art und Weise. Es sei ihm über die Jahre<br />
gelungen, sich von täglichen Schlagzeilen nicht beeinflussen<br />
zu lassen. ,DJ Dosenpfand‘ stand beispielsweise in einer<br />
Zeile neben seinem Namen. Wie es dazu kam, daran<br />
erinnert sich Jürgen Trittin noch immer gern zurück.<br />
Wahlkämpfe in Bayern führten ihn durch ansässige Brauereien,<br />
parallel dazu veranstaltete der Sender ,Radio1‘ ein<br />
Event und fragte bei Trittin an, ob er dort auflegen möchte.<br />
„Das fanden einige Leute so gut, dass sie mich eingeladen<br />
haben“, sagt der Fan von Werder Bremen über seine neue<br />
Karriere. In einem Münchener Saal legte er ,Ich würde nie<br />
zum FC Bayern München geh’n‘ von den ,Toten Hosen‘<br />
auf. „Sie sahen einen Raum, der sich in der Mitte teilte.“<br />
Irgendwann konnte ,DJ Dosenpfand‘ mit der Musik, die er<br />
abspielen sollte, nichts mehr anfangen. „Als ich in einer<br />
Kölner Bar die ,Scissor Sisters‘ auflegen sollte, war mir<br />
klar, dass diese Karriere vorbei ist.“ Erhalten bleibt sie nur<br />
in Überschriften und Erinnerungen der Gäste.<br />
1 |<strong>2024</strong> 61
nachhaltigkeit<br />
Jürgen Trittin besucht Anfang des Jahres noch einmal Göttingen, um die Laudatio zur Verleihung des Friedenspreises zu halten. Für ihn hat<br />
die Universitätsstadt eine beeindruckende Entwicklung hinter sich.<br />
Jürgen Trittin gilt als Architekt des EEG. Dieses Gesetz<br />
war wegweisend für die Förderung erneuerbarer Energien<br />
in Deutschland, indem es Einspeisevergütungen für<br />
Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind, Sonne<br />
und Biomasse garantierte. Trittin gilt als einer der<br />
Hauptverantwortlichen für die Einführung dieses Gesetzes<br />
im Jahr 2000, das Deutschland zu einem Vorreiter im<br />
Bereich der erneuerbaren Energien gemacht habe. Dass<br />
heute mehr als die Hälfte des Stroms aus erneuerbarer<br />
Produktion stammt und laut Trittin Länder wie Indien<br />
und die USA von der Forschung und Technik profitieren,<br />
mache ihn zwar nicht stolz, erfülle den Minister von damals<br />
aber mit Freude.<br />
FÜR TRITTIN MUSS POLITIK über den Tag hinaus Perspektiven<br />
schaffen und künftigen Generationen gleiche<br />
oder bessere Lebenschancen ermöglichen. „Aber nicht zu<br />
Lasten anderer Menschen auf der Welt“, sagt Trittin und<br />
erklärt weiter, „wir haben lange darüber diskutiert, künftigen<br />
Generationen keine Bankschulden zu hinterlassen.“<br />
Die Idee der sogenannten ,schwarzen Null’ finde er „im<br />
Prinzip richtig“. Doch Schaden droht, Sparmaßnahmen<br />
wie an Autobahn und dem Schienennetz könnten künftige<br />
Generationen sehr teuer kommen. Eine nachhaltige Politik<br />
sei im Sinne von Jürgen Trittin deshalb vor allem eine sozial<br />
gerechte Politik – Generationen übergreifend.<br />
GÖTTINGENS ERSTAUNLICHE ENTWICKLUNG<br />
Der gebürtige Bremer studiert nach seinem Abitur Sozialwissenschaften<br />
und Volkswirtschaftslehre an der Universität<br />
Göttingen. Mit der Stadt bleibt er verbunden, arbeitet<br />
nach dem Abschluss als wissenschaftlicher Mitarbeiter,<br />
62 1 |<strong>2024</strong>
nachhaltigkeit<br />
» Man darf Antidemokraten keine Macht übertragen. Nie wieder.<br />
Danke, dass ich in diesem Geiste 25 Jahre in diesem Haus arbeiten durfte. «<br />
Pressesprecher und freier Journalist. In den Jahren seines<br />
Wirkens habe Göttingen eine „erstaunliche Entwicklung“<br />
durchgemacht. Es sei ihr gelungen, Stärken in den Bereichen<br />
der ,Human Science and Research‘ in wirtschaftliche<br />
Aktivitäten umzusetzen. Unternehmen wie Sartorius<br />
schafften es in den DAX, drum herum haben sich weitere<br />
Cluster entwickelt. Der Schwerpunkt der Stadt sei lange<br />
nicht mehr ,Prüfen‘ und ,Messen‘. „Insofern glaube ich,<br />
dass wir als Stadt auf einem guten Weg sind“, sagt Trittin.<br />
Kern- und Drehpunkt aber bleibe die Universität. Ein Faktum,<br />
das gehegt und gepflegt werden müsse, und das laut<br />
Trittin auch für den wirtschaftlichen Erfolg des Landes<br />
Niedersachsens „von zentraler Bedeutung“ sei. Ob das in<br />
Hannover auch so gesehen werde, bezweifelt er aber.<br />
WAS BLEIBT, HERR TRITTIN?<br />
Dort und in Berlin war und ist Jürgen Trittin immer auf<br />
der Suche nach Verbündeten. „Egal in welcher Konstellation<br />
regiert wurde, hatten wir eine tolle Zusammenarbeit“,<br />
sagt Trittin und hofft, dass nach der nächsten Bundestagswahl<br />
2025 wieder mehr Abgeordnete aus Südniedersachsen<br />
und speziell Göttingen nach Berlin entsandt werden.<br />
Nicht immer hat die Arbeit mit Verbündeten aber<br />
funktioniert. Dass der Bund 2<strong>01</strong>3 versuchte, die Bankenkrise<br />
und die Schulden mit 80 Milliarden Euro auszugleichen,<br />
ärgert Trittin noch heute. Auch weil die anschließende<br />
Wahl – vermutlich deshalb – verloren ging. Eine Niederlage,<br />
aus der Trittin im Anschluss versuchte zu lernen.<br />
„Das Wichtigste ist ja nicht, dass man keine Fehler macht“,<br />
sagt Trittin. „Gute Systeme sind fehlerredundante Systeme,<br />
in denen Fehler gemacht werden können. Aber es ist immer<br />
die Herausforderung, dass man daraus lernt.“ Auch,<br />
dass die Landkreise Göttingen und Northeim aus ihren<br />
Standorten niemals einen gemacht haben, sieht er als<br />
Fehler. „Das hätte Northeim gutgetan, und das hätte Göttingen<br />
gutgetan.“ Die Kreisfusion von Göttingen und Osterode<br />
sieht er heute als „historische Leistung“ an.<br />
NACH SEINEM POLITISCHEN ABSCHIED will Jürgen<br />
Trittin Göttingen treu bleiben. Der leidenschaftliche Läufer<br />
und Wanderer fühlt sich zwischen Kiessee und Wall<br />
wohl. „Ich habe mich immer bemüht, Werbung für den<br />
Standort zu machen.“ Im Sommer 2023 habe er den Entschluss<br />
gefasst, aufzuhören. Nur wenigen erzählte er davon,<br />
kurz vor Weihnachten machte er es offiziell. Auch die<br />
Zahl 25 spielte eine Rolle, mit dem Ende seines Mandats<br />
wären 27 Jahre voll gewesen – erst 2025 wird erneut gewählt.<br />
„Mir war klar, dass ich nicht noch einmal kandidieren<br />
werde.“ Was von seinem Wirken übrig bleibt, müssen<br />
laut Trittin andere bestimmen. Wenn heute mehr als die<br />
Hälfte des Stroms aus erneuerbarer Energie gewonnen<br />
und bis 2030 das letzte Kohlekraftwerk abgeschaltet wird,<br />
„dann sind das Dinge, die bleiben und zu denen ich einen<br />
Beitrag geleistet habe“. Und jetzt? Reden halten, Bücher<br />
schreiben? Was kommt, „werde man sehen“, sagt er. Bei<br />
seiner letzten Rede im Bundestag wurde Trittin zum Abschied<br />
noch einmal versöhnlich, aber deutlich. „Man darf<br />
Antidemokraten keine Macht übertragen. Nie wieder.<br />
Danke, dass ich in diesem Geiste 25 Jahre in diesem Haus<br />
arbeiten durfte.“ ƒ<br />
14|2023 |<strong>2024</strong> 29 63
PROFIL<br />
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Das aQua-Institut in Göttingen unterstützt aktiv die Forschung und Qualitätsförderung im Gesundheitswesen. Die rund 70 Mitarbeiter sind in<br />
Göttingen am Maschmühlenweg ansprechbar.<br />
Qualitätssiegel für nachhaltige<br />
medizinische Versorgung<br />
Initiative von aQua-Institut und Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen<br />
fördert nachhaltige Gesundheitsversorgung.
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ZUM INSTITUT AQUA<br />
Als fachlich unabhängiger Partner entwickelt und<br />
implementiert das aQua-Institut seit 1995 Konzepte<br />
und Strategien zur Sicherung und Förderung der<br />
Qualität. Es versteht sich dabei als Teil der wissenschaftlichen<br />
Qualitätsforschung im Gesundheitswesen.<br />
Neben einer sehr gut ausgebauten IT-Infrastruktur,<br />
mit einem eigenen Rechenzentrum, verfügt<br />
das aQua-Institut über ein interdisziplinäres Team<br />
von mehr als 70 Mitarbeitern mit langjährigen Erfahrungen<br />
im Bereich der Qualitätssicherung in der<br />
medizinischen und pflegerischen Versorgung.<br />
Durch enge Kooperationen mit dem akademischen<br />
Bereich ist das aQua-Institut wissenschaftlich stark<br />
vernetzt.<br />
ZUR GESUNDHEITSREGION<br />
Die Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen<br />
initiiert und unterstützt Projekte zur<br />
Gesundheitsförderung, Versorgung und Prävention.<br />
Sie bildet ein starkes Netzwerk mit ihren<br />
Mitgliedern aus dem Gesundheitswesen<br />
und der Gesundheitswirtschaft in Stadt und<br />
Landkreis Göttingen, Landkreis Northeim und<br />
Landkreis Holzminden.<br />
PROFIL<br />
In Deutschland tragen etwa 100.000<br />
Praxen und Medizinische Versorgungszentren<br />
mit über 500 Millionen<br />
Behandlungsfällen pro Jahr wesentlich<br />
zur Versorgung bei. Doch neben der<br />
medizinischen Qualität rückt auch das Thema<br />
Nachhaltigkeit immer stärker in den Fokus.<br />
Das aQua-Institut und die Gesundheitsregion<br />
Göttingen/Südniedersachsen bieten den<br />
medizinischen Einrichtungen in Göttingen<br />
und Umgebung eine exklusive Chance, sich<br />
intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen<br />
und sich mit einem Qualitätssiegel<br />
Nachhaltige Praxis zu qualifizieren.<br />
WARUM IST NACHHALTIGKEIT in der Gesundheitsversorgung<br />
wichtig? In den vergangenen<br />
Jahren wurde deutlich, dass ökonomische,<br />
ökologische und soziale Ziele in<br />
Einklang gebracht werden müssen, um tatsächlich<br />
nachhaltig zu agieren. Obwohl das<br />
Ziel formuliert wurde, das Gesundheitssystem<br />
bis 2030 klimaneutral zu gestalten, und<br />
der Fachkräftemangel in den Arztpraxen eine<br />
stärkere Berücksichtigung sozialer Ziele nahelegt,<br />
fehlen derzeit systematische Initiativen<br />
zur Erreichung dieser Ziele.<br />
Um diesem Defizit entgegenzuwirken, haben<br />
das aQua-Institut und verschiedene Kooperationspartner<br />
ein Programm entwickelt,<br />
das Praxen und Medizinische Versorgungszentren<br />
bei der Entwicklung und Umsetzung<br />
von Nachhaltigkeitszielen unterstützt. Das<br />
Programm basiert auf 39 Qualitätsindikatoren<br />
und umfasst vier thematische Bereiche: Nachhaltigkeit<br />
und Klimaschutz, rationale und<br />
nachhaltige Pharmakotherapie, klimabezogene<br />
Aspekte der Patientenversorgung sowie Resilienz<br />
und Verankerung sozialer Aspekte.<br />
DIE LANDARZTPRAXIS VON Dr. Karen<br />
Lodhia ist eine der Ersten, die sich den Anforderungen<br />
des Qualitätssiegels stellt. Die Patientengruppe<br />
ist auf dem Land heterogen, was<br />
die Arbeit abwechslungsreich gestaltet und<br />
einen breiten Anspruch stellt. Für Lodhia bedeutet<br />
Nachhaltigkeit deshalb nicht nur Energiesparen<br />
und barrierefreie Zugänge schaffen,<br />
sondern Praxisabläufe und die medizinische<br />
Versorgung nach Innen und Außen zu optimieren.<br />
Ein zentraler Gedanke in der Praxis von Lodhia<br />
ist der „One-Health-Ansatz“, der die Gesamtgesundheit<br />
des Ökosystems berücksichtigt<br />
und somit die menschliche Gesundheit<br />
verbessern kann. Nachhaltigkeit ist dabei patientenorientiert<br />
und wird zum Beispiel ganz<br />
praktisch durch Hausbesuche unterstützt, die<br />
eine wesentliche Rolle bei der Sicherstellung<br />
einer hochwertigen Versorgung im ländlichen<br />
Raum spielen. Sie entlasten Patienten und Angehörige<br />
durch ausbleibende Wege genau so<br />
wie die Umwelt.<br />
LODHIA VERSTEHT SICH ALS ,PIONIERIN‘<br />
auf dem Gebiet. Das bedeutet auch, Gewohnheiten<br />
zu hinterfragen und Prozesse gezielt zu<br />
optimieren. Das wirkt vor allem nach innen:<br />
Lodhia versteht<br />
sich als Pionierin<br />
auf dem Gebiet.<br />
Das bedeutet auch,<br />
Gewohnheiten zu<br />
hinterfragen.
PROFIL<br />
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Dr. Karen Lodhia ist mit ihrer Praxis eine der Ersten, die sich für das neue Qualitäts-Siegel qualifiziert. Durch<br />
verschiedene Methoden ist sie bereits seit Jahren ,Pionierin‘ im Bereich nachhaltiger Gesundheitsversorgung.<br />
Das Ziel des Siegels ist es, praxistaugliche Handlungsoptionen<br />
für eine nachhaltige Praxis zu finden.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pflegen<br />
ein hohes Maß an Selbstorganisation und werden<br />
durch Methoden wie SCRUM und agiles<br />
Arbeiten an wesentlichen Praxisabläufen beteiligt.<br />
Das neue Qualitätssiegel Nachhaltige<br />
Praxis wird von ihr als umfassend angesehen,<br />
da es nicht nur klimabezogene Aspekte, sondern<br />
auch soziale und „One Health“-Aspekte<br />
berücksichtigt. Lodhia betont die Notwendigkeit<br />
eines speziellen Siegels für Arztpraxen, da<br />
Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen einen<br />
qualitativ hohen Standard erfüllen muss und<br />
spezielle Anforderungen stellt.<br />
Das Ziel des Siegels ist es, praxistaugliche<br />
Handlungsoptionen für eine nachhaltige Praxis<br />
zu finden. Dazu gehören Maßnahmen zur<br />
Reduzierung von CO2-Emissionen, eine rationale<br />
Pharmakotherapie sowie die Entwicklung<br />
von Hitze- oder Kälteschutzplänen für die<br />
Praxis. Durch Integration in das vorhandene<br />
Qualitätsmanagement sollen diese Nachhaltigkeitsziele<br />
leichter in den Praxisalltag integriert<br />
werden können.<br />
DAS PROGRAMM BIETET FÜR JEDES Themenfeld<br />
einen online-Fortbildungskurs, Materialien<br />
zur Selbstbewertung und die Möglichkeit<br />
zur Teilnahme an einem Audit für<br />
das Qualitätssiegel Nachhaltige Praxis. Das<br />
aQua-Institut, mit seiner fast 30-jährigen Geschichte<br />
in der Gesundheitsforschung, legt<br />
großen Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit.<br />
Das Qualitätssiegel Nachhaltige Praxis ist ein<br />
weiterer Schritt, um diesen Ansprüchen gerecht<br />
zu werden.<br />
Die Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen<br />
unterstützt dieses Projekt, um die<br />
Sensibilisierung für nachhaltige Praktiken im<br />
Gesundheitswesen zu fördern, die beteiligten<br />
Praxen in ihrem Qualitätsmanagement<br />
und Klimaschutz zu unterstützen und somit<br />
eine Vorbildfunktion für andere Praxen zu<br />
ermöglichen und ein Netzwerk aufzubauen.<br />
Insgesamt trägt die Durchführung des Qualitätssiegels<br />
dazu bei, die Gesundheitsversorgung<br />
in der Region nachhaltiger und qualitativ<br />
hochwertiger zu gestalten.<br />
KONTAKT<br />
aQua – Institut für angewandte<br />
Qualitätsförderung und Forschung im<br />
Gesundheitswesen GmbH<br />
Maschmühlenweg 8–10<br />
37073 Göttingen<br />
Tel.: 0551-789 52-0<br />
office@aqua-institut.de<br />
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68 1 |<strong>2024</strong>
unternehmen<br />
FlexBio aus Einbeck produziert aus Abwässern von Brauereien und der Landwirtschaft<br />
wertvolles Biogas. Vor zehn Jahren haben Wissenschaftler an der HAWK Göttingen das<br />
Unternehmen als Spin-off gegründet, in der Corona-Zeit ihre Forschungsergebnisse<br />
gerettet und am Heimatstandort den Grundstein für weiteres Wachstum gelegt.<br />
1 |<strong>2024</strong> 69
unternehmen<br />
Die Gründer Waldemar Ganagin und Paul Bauer (r.) haben FlexBio gut am Markt etabliert und feiern in diesem Jahr den zehnten Geburtstag.<br />
70 1 |<strong>2024</strong>
unternehmen<br />
Das ,Gehirn‘ der Container-Biogasanlage ist in etwa so<br />
groß wie eine moderne Heizungsanlage.<br />
TEXT CHRISTIAN VOGELBEIN<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Bei unserem Interview mit Marc Kerger,<br />
dem neuen Vorstand der Einbecker<br />
Brauhaus AG, für die<br />
<strong>faktor</strong>-Winterausgabe haben wir eine<br />
Führung durch die Brauerei erhalten<br />
und stießen dabei neugierig auf große<br />
blaue Container. Das seien Biogasanlagen<br />
von FlexBio, wurde uns stolz erklärt. Darin werden<br />
Abwässer gereinigt und wertvolles Biogas gewonnen.<br />
Dem wollten wir auf den Grund gehen und haben<br />
das Unternehmen am Ortseingang der Bierstadt besucht.<br />
Das alles war nur möglich, weil die Gründer in der Pandemie<br />
unkonventionell gehandelt haben.<br />
Corona war für die meisten Menschen auf der Welt<br />
eine riesige Herausforderung. Für Paul Bauer und Waldemar<br />
Ganagin stand gar ihr Lebenswerk auf dem Spiel.<br />
Die heutigen Geschäftsführer von FlexBio durften aufgrund<br />
der Kontaktsperre von einem Tag auf den anderen<br />
nicht zurück in ihre Büros. Sie taten es trotzdem und<br />
retteten Forschungsergebnisse und wertvolle Biomassen.<br />
Die Forscher experimentierten mit einem hochkomplexen<br />
System aus Bakterien und Software, welches sie heute<br />
kompakt verbauen. Das Ziel: Aus Abwasser, das beispielsweise<br />
in Brauereien, Schlachtbetrieben, der Landwirtschaft<br />
oder bei der Saftherstellung anfällt, gewin-<br />
1|<strong>2024</strong> 71
unternehmen<br />
FlexBio arbeitet auf kleinstem Raum an hochkomplexen Systemen – der interne Betrieb der Anlage lässt sich vollständig<br />
remote von der ganzen Welt aus überwachen, steuern und im Bedarfsfall sogar anpassen.<br />
Seit 2<strong>01</strong>2 werden die Anlagen in den neuen Werkshallen in Einbeck hergestellt. Kunden gibt es in ganz Deutschland und Europa, Partner<br />
inzwischen sogar auf der ganzen Welt.<br />
» Wir haben erstmal Platz für die nächsten zehn Jahre. «<br />
72 1 |<strong>2024</strong>
unternehmen<br />
Kessel, Rohre, Edelstahl – die ,Hardware‘ der kompakten Anlagen ist simpel<br />
und passt nach jahrelanger Forschung in einen Container.<br />
» Wir haben immer wieder optimiert und angepasst.<br />
Im Grunde ist der Aufbau aber heute noch so wie damals. «<br />
nen sie wertvolles Biogas. Was sonst in riesigen Anlagen<br />
zu Energie umgewandelt wird, passt nun in einen einzigen<br />
Überseecontainer.<br />
2<strong>01</strong>4 HABEN DIE HEUTIGEN GESCHÄFTSFÜHRER<br />
FlexBio als Spin-off aus der HAWK-Hochschule Göttingen<br />
gegründet. Erste Forschungen fanden schon 2009<br />
statt, die erste Anlage wurde 2<strong>01</strong>1 getestet. Bis 2020<br />
wurde weiter geforscht, getestet und ausprobiert. Zwei<br />
weitere Anlagen sind entstanden und wurden verkauft.<br />
„Wir haben immer wieder optimiert und angepasst. Im<br />
Grunde ist der Aufbau aber heute noch so wie damals“,<br />
sagt Bauer Mit der Rettungsaktion aus den Büros startete<br />
das Projekt auch am Markt. Mittlerweile wurden laut<br />
Bauer mehr als 40 Anlagen verkauft und installiert. An<br />
die wertvolle Nahrung für die gaserzeugende Biomasse<br />
kommt die Anlage durch einen Reinigungsprozess. Das<br />
heißt auch: Nicht nur wird auf natürlichem Wege Energie<br />
erzeugt. Das Wasser ist im Anschluss so behandelt,<br />
dass es entweder direkt in die Kanalisation abgegeben<br />
oder sogar in einer weiteren Behandlungs stufe zu<br />
Brauchwasser aufbereitet werden kann.<br />
DAS PRINZIP VON FLEXBIO ist auf der Welt nicht einmalig,<br />
viele Wettbewerber gibt es allerdings nicht, sagt<br />
Bauer. Den Unterschied mache wie immer die Effektivität.<br />
Die Besonderheit liegt beim Einbecker Unternehmen<br />
in der eingesetzten Software, welche die Abläufe innerhalb<br />
der Anlage nicht nur optimal an den Einsatzort anpasst,<br />
sondern die Anlage vor Ort quasi wartungsfrei<br />
macht. Außer einer regelmäßigen optischen Kontrolle<br />
der Hardware lässt sich der interne Betrieb der Anlage<br />
vollständig am Computer und sogar remote von der<br />
ganzen Welt aus überwachen, steuern und im Bedarfsfall<br />
sogar anpassen. Die Forschung und Entwicklung macht<br />
zu Beginn vor allem Betreiber landwirtschaftliche Betriebe<br />
neugierig. 2<strong>01</strong>6 geht die erste Abwasserbehandlungsanlage<br />
an einer vorhandenen Biogasanlage in Betrieb.<br />
HEUTE ZÄHLT DIE INDUSTRIE zu den Wunschkunden<br />
der Einbecker, erklärt Bauer. Vor allem, weil das Volumen<br />
größer ist als in der hiesigen Landwirtschaft: mehr<br />
Abwasser, mehr Energiebedarf, mehr Budget. Inzwischen<br />
bietet das Unternehmen modulare Lösungen an: Wasseraufbereitung,<br />
Gas- und die Energieproduktion. Alles<br />
kompakt in Containern unterschiedlicher Größe. Entwickelt,<br />
geforscht und zusammengebaut wird komplett in<br />
Einbeck. 2020 beginnt der Bau der Produktionshalle an<br />
der Otto-Hahn-Straße. Die 900 Quadratmeter Produktions-<br />
und rund 450 Quadratmeter Bürofläche entstehen<br />
in prominenter Nachbarschaft: KWS wächst ringsherum.<br />
„Wir haben erstmal Platz genug für die nächsten<br />
4|2023 1|<strong>2024</strong> 29 73
unternehmen<br />
zehn Jahre“, sagt Bauer. Doch auch das Nachbargrundstück<br />
gehört schon dem Unternehmen, Platz für weitere<br />
Expansion ist also vorhanden.<br />
SPÄTESTENS JETZT IST FLEXBIO kein Startup mehr.<br />
2022 folgen die ersten Qualitätssiegel nach DIN ISO<br />
90<strong>01</strong>, 2023 gewinnt FlexBio den ,BVMW Unternehmerpreis<br />
Südniedersachsen‘. Aktuell arbeiten rund 50 Menschen<br />
an diesem Erfolg. Darunter Handwerker, Monteure,<br />
Elektriker, Installateure und Auszubildende. Verwaltung<br />
und Forschung halten dem Team den Rücken<br />
frei, das Marketing sorgt für die richtige Außendarstellung.<br />
Laut Bauer sind es rund 36 Vollzeitstellen am<br />
Standort Einbeck. Die meisten in der Produktion und<br />
unterwegs zur Montage am Einsatzort. Rund eine Woche<br />
dauert es inzwischen, dann sei eine Anlage verladefertig<br />
auf dem Lastwagen. Die fahren inzwischen vor<br />
allem in die Schweiz. Dort, sagt Paul Bauer, sei es für<br />
viele Betriebe im Vergleich zu Deutschland einfacher,<br />
entsprechende Förderanträge für die Anlagen zu stellen.<br />
Als Green-Tech-Unternehmen ist FlexBio für die Industrie<br />
ein Dienstleister für den nachhaltigen Wandel. „Viele<br />
Unternehmen wollen und müssen grüner werden,<br />
sonst kehren ihnen die Kunden den Rücken zu“, sagt<br />
Bauer. Die Anlagen von FlexBio seien dabei eine geeignete<br />
Lösung, um langfristig Kosten zu sparen.<br />
ZUM UNTERNEHMEN<br />
FlexBio ist ein Unternehmen aus Einbeck,<br />
das sich auf die Entwicklung und<br />
Herstellung kompakter Biogasanlagen<br />
spezialisiert hat. Diese Anlagen werden<br />
in Hochseecontainern untergebracht<br />
und können dazu beitragen,<br />
aus Abwässern wertvolle Energie zu<br />
gewinnen. Das Unternehmen wurde<br />
im Jahr 2<strong>01</strong>4 als Spin-off der HAWK<br />
Göttingen gegründet und hat sich seitdem<br />
zu einem bedeutenden Akteur im<br />
Bereich der Biogastechnologie entwickelt.<br />
FlexBio bietet modulare Lösungen<br />
für die Wasseraufbereitung, Gasproduktion<br />
und Energieerzeugung an<br />
und legt dabei einen Schwerpunkt auf<br />
Effektivität und Nachhaltigkeit.<br />
ZUR FEIER DES ZEHNTEN GEBURTSTAGS Ende des<br />
Jahres will sich FlexBio groß zeigen. Ein Galaabend sei<br />
angedacht, ein Tag der offenen Tür und ein Nachmittag<br />
für Freunde. Im Frühjahr aber stehen zunächst große<br />
Messen an. Dort wollen sie sich präsentieren und weiter<br />
von den Wettbewerbern absetzen. Dabei helfen ihnen<br />
auch Vorführanlagen im Mini-Format, die gerade auf einen<br />
Drei-Tonnen-Anhänger passen. Rund 50 Mal weniger<br />
effektiv als die gerade einmal doppelt so großen,<br />
finalen Anlagen. Aber gut, um zu zeigen, was die Technik<br />
kann. Und um vor Ort beim Kunden die Effektivität einer<br />
zukünftigen Anlage zu prüfen. „Damit stellen wir<br />
sicher, dass die Anlage das tut, was wir versprechen“, erklärt<br />
Bauer. Darauf müssen sich die Kunden einlassen,<br />
auch im eigenen Interesse. Denn FlexBio will weiter<br />
wachsen, sucht Kunden in ganz Europa und streckt die<br />
Arme weit nach Nordamerika aus. Dort warten die ersten<br />
Interessenten bereits auf die Innovation aus Südniedersachsen.<br />
Paul Bauer und Waldemar Ganagin aber<br />
bleiben der Region treu. „Wir suchen international vor<br />
allem Partner, die mit uns zusammenarbeiten.“ Einbeck<br />
bleibt ihr Zuhause. „Hier kommen wir her, hier sind wir<br />
aufgewachsen.“ ƒ<br />
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Mission Nachhaltigkeit: Das Zukunftsthema wird bei der Sparkasse Göttingen an Schlüsselpositionen vorangebracht. Martin Artmann, Abteilungsleiter Immobilien und Baufinanzierung,<br />
Mathias Kopfnagel, Bereichsleiter Firmenkunden, Nachhaltigkeitsmanagerin Sabine Hirschlinger und Uwe Maier, stellvertretender Vorstandsvorsitzender (v. l.n.r.).<br />
„Das ist unser Weg.<br />
Das ist unser Mindset.“<br />
Die Sparkasse Göttingen befasst sich schon lange mit dem Thema Nachhaltigkeit und richtet ihre Organisation<br />
und Strategie daran aus. Zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen soll der Kundendialog deutlich intensiviert<br />
werden – denn was auf den ersten Blick wie eine zusätzliche Belastung aussieht, bietet wirtschaftliche Chancen.<br />
78 1 |<strong>2024</strong>
interview<br />
INTERVIEW SVEN GRÜNEWALD<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Was heißt Nachhaltigkeit für die Sparkasse Göttingen?<br />
Hirschlinger: Wir mussten 2<strong>01</strong>7 aufgrund gesetzlicher<br />
Auflagen erstmals einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen.<br />
Damit haben wir eine regulatorische Anforderung<br />
erfüllt. Nachhaltigkeit ist für uns aber mehr. Wir haben<br />
uns die Chancen bewusst gemacht, die mit Nachhaltigkeit<br />
verbunden sind. Über Jahre haben wir Wissen zum Thema<br />
Nachhaltigkeit aufgebaut und vertieft – ein stetiger<br />
Lernprozess, der weiterhin erforderlich ist. Wir haben<br />
Projekte durchgeführt und unser Geschäftsmodell mit<br />
Blick auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Es ist ein aufwendiger<br />
Weg, aber er lohnt sich. Ziel ist, dass wir 2035 klimaneutral<br />
sind, aber auch, dass wir unsere Kundinnen und<br />
Kunden auf ihrem Weg der Transformation begleiten.<br />
Nachhaltigkeit ist ein Change-Thema, das in der Chefetage<br />
anfängt.<br />
Maier: Wenn wir das als Führung nicht vorleben, bleibt<br />
es eine Pflicht und wird nicht zu einer Chance. Wir haben<br />
Nachhaltigkeit in unserer Unternehmensstrategie<br />
verankert und stehen als Vorstand zu dem Thema. Wir<br />
sehen die Chancen für uns in diesem Transformationsprozess.<br />
Aber wir müssen auch klar sagen: Obwohl wir<br />
uns schon seit Jahren mit dem Thema beschäftigen, gibt<br />
es immer noch vieles zu tun. Wir werden noch deutlich<br />
stärker unsere Mitarbeitenden in den Prozess einbinden<br />
und mitnehmen, weil eben nicht jeder nah an dem Thema<br />
dran ist. Und wir müssen auch weiterhin Überzeugungsarbeit<br />
leisten: Unsere Mitarbeitenden bilden einen<br />
Querschnitt der Gesellschaft ab, das heißt, es gibt solche,<br />
die das schon als ein Zukunftsthema auffassen und andere,<br />
die noch skeptisch sind.<br />
In welchen Bereichen findet sich das Thema Nachhaltigkeit<br />
in der Sparkasse?<br />
Hirschlinger: Das zieht sich wirklich durch unser gesamtes<br />
Haus. Nachhaltigkeit fängt ganz klassisch bei ökologischen<br />
Themen an – Verbräuche, Digitalisierung, Entwicklung<br />
eines Mobilitätskonzeptes. Wir haben zum<br />
Beispiel ein E-Bike-Leasing für Mitarbeitende und unterstützen<br />
das Deutschlandticket. Aber das Thema dringt<br />
auch ganz tief in das Risikomanagement oder das Management<br />
unserer Eigenanlagen ein. Auch die Frauenquote<br />
in leitenden Funktionen, gerechte Bezahlung oder<br />
familienfreundliche Arbeitszeiten sind Themen, die wir<br />
unter dem Aspekt Nachhaltigkeit betrachten. Es gibt<br />
eine Vielzahl an Themen, die man nicht sofort mit Nachhaltigkeit<br />
verbindet.<br />
Als wie groß würden Sie den Aufwand einschätzen, den<br />
die Nachhaltigkeitstransformation Ihnen abverlangt?<br />
Hirschlinger: Der Aufwand ist aktuell nur ganz schwer<br />
einzuschätzen, weil die Regulatorik uns vor weitere Herausforderungen<br />
stellt. Alle internen Bereiche sind davon<br />
betroffen. Zurzeit bin ich für die Koordination der Themen<br />
und die Berichterstellung zuständig. In Zukunft wird<br />
das nicht reichen. Wir stehen erst am Anfang des Prozesses.<br />
Maier: Allein die Regulatorik kostet uns schon im Jahr<br />
nahezu sechststellige Beträge an Personalkosten. Dazu<br />
kommt ein Vielfaches, wenn wir auf der Beraterseite unsere<br />
Leute ausbilden.<br />
Sie sprechen viel von Chancen für die Sparkasse – welche<br />
konkreten Chancen sehen Sie denn?<br />
Kopfnagel: Die gesetzlichen Rahmenbedingungen zwingen<br />
inzwischen auch viele Kunden zum Handeln. Wir<br />
können durch unser Know-how eine Expertenfunktion<br />
einnehmen und unsere Kunden bei ihren Transformationsbemühungen<br />
begleiten. Das heißt, wir sehen uns<br />
verstärkt als Sparringspartner für einen echten Austausch<br />
in der Region. Wir wollen mehr netzwerken und<br />
im Firmenkundenbereich strukturiert an das Thema herangehen.<br />
Also zum Beispiel in Jahresgesprächen auch<br />
eine echte ESG-Beratung und einen Nachhaltigkeitscheck<br />
anbieten. Dafür haben wir intern ein Zertifizierungsprogramm<br />
für Nachhaltigkeitsberater gestartet.<br />
Maier: Viele Kundinnen und Kunden stehen jetzt an dem<br />
Punkt, an dem wir anfangs waren. Deswegen können<br />
wir auch für die kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />
zum Lotsen werden. Die haben mit ihrem<br />
Tagesgeschäft in der Regel genug zu tun, sodass Transformationsthemen<br />
hinten runterfallen.<br />
Artmann: Im Immobiliengeschäft wird das Thema schnell<br />
greifbar: Der Energieausweis und damit der Energiestandard<br />
sind für die Vermietung von Immobilien zentral<br />
geworden. Auch der Eigenheimbesitzer muss schauen,<br />
wo er sparen kann. Kunden fragen deshalb häufig nach<br />
der Finanzierung von energetischen Sanierungsmaßnahmen.<br />
Für kleinere Maßnahmen haben wir daher hausintern<br />
ein eigenes Produkt geschaffen. Wir beobachten<br />
den Trend hin zu kleineren Krediten, die einen höheren<br />
Beratungsaufwand haben. Wir haben durch unsere<br />
Kompetenz die Chance, uns ganz neue Geschäftsfelder<br />
zu erschließen.<br />
1|<strong>2024</strong> 79
interview<br />
WAS IST ESG?<br />
Die Abkürzung ESG steht für Environmental,<br />
Social und Governance (auf<br />
Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung).<br />
ESG umfasst damit<br />
drei Schlüsselbereiche, die bei der Analyse<br />
der Nachhaltigkeitsleistung eines<br />
Unternehmens bewertet werden. ESG<br />
steht für unternehmensbezogene Nachhaltigkeitsbereiche<br />
und -kriterien, die<br />
sich als ein Standard für Wertanlagen<br />
etabliert haben – das ,E‘ für Environment<br />
(z. B. Umweltthemen, Ressourcen,<br />
Klima), ,S‘ für Social (z. B. Mitarbeiter,<br />
Gesundheitsschutz, Diversity, gesellschaftliches<br />
Engagement), ,G‘ für<br />
Governance (z. B. nachhaltige Unternehmensführung,<br />
Unternehmenswerte).<br />
Verschiedene Nachhaltigkeitsratings<br />
basieren auf der Analyse dieser Kriterien.<br />
Uwe Maier möchte das Ziel der Klimaneutralität gemeinsam mit den<br />
Kunden vorzeitig erreichen.<br />
» Wir haben einen öffentlichen<br />
Auftrag. Wenn Unternehmen<br />
Schwierigkeiten bekommen, kann<br />
man sich auf uns verlassen. «<br />
UWE MAIER, STELLVERTRETENDER VORSTANDSVORSITZENDER<br />
Wie sensibilisiert man Kunden?<br />
Kopfnagel: Wir gehen zum Beispiel bei einem Betriebsbesuch<br />
in das Gespräch. Ist die Produktion energieintensiv?<br />
Kann hier Abwärme genutzt werden? Man muss an<br />
viele Details mit einem gezielten Blick rangehen. Bei kleineren<br />
Gewerbetreibenden ist es eher grundsätzlicher, da<br />
müssen wir erst einmal aufklären, was ESG eigentlich ist.<br />
Als Teil des Finanzchecks fragen wir sehr kleinteilig ab,<br />
wie nachhaltig etwa der Fuhrpark ist und ob der Kunde<br />
schon einmal über Alternativen nachgedacht hat. Das<br />
muss man wie ein Puzzle zusammensetzen. Gespräche<br />
bringen die Kunden zum Nachdenken, vor allem, weil<br />
wir eine echte Hilfestellung anbieten, die losgelöst vom<br />
Produktverkauf ist.<br />
Artmann: Es gibt aber auch echte Erfolgsgeschichten,<br />
weil der Kunde bereits sensibilisiert ist. Wir bieten schon<br />
seit fünf Jahren nachhaltige Wertpapiere an. Anfangs<br />
waren die Kollegen noch skeptisch, aber wir haben festgestellt,<br />
dass der Kunde dafür dankbar war, dass er darauf<br />
hingewiesen wurde, und die Nachfrage nach diesen<br />
Wert papieren hat sich sehr gut entwickelt.<br />
Maier: Im Immobilienbereich warten die meisten wirklich<br />
nur noch auf verlässliche Rahmenbedingungen. Die<br />
wollen investieren. Wenn einmal klar sein wird, mit welchen<br />
Energieträgern wir in der Bundesrepublik in die<br />
Zukunft gehen wollen, wird es im großen Stil losgehen.<br />
Ist es absehbar, dass der ESG-Wert auch ausschlaggebend<br />
für eine Kreditvergabe sein wird, es also einen<br />
Zwang geben wird?<br />
80 1 |<strong>2024</strong>
Nachhaltig nach innen und außen: Mathias Kopfnagel und Nachhaltigkeitsmanagerin Sabine Hirschlinger wollen auf dem Weg der Transformation die eigenen<br />
Mitarbeiter mitnehmen und den Kunden durch die richtigen Fragen neue Chancen bieten.<br />
Kopfnagel: Die Richtlinien verpflichten uns inzwischen,<br />
bei mittelgroßen und großen Unternehmen bei Kreditentscheidungen<br />
einen ESG-Check zu machen. Wenn eine<br />
Firma einen schlechten ESG-Wert hat, setzen wir auf<br />
Überzeugung. Aber der Druck kommt ja auch aus dem<br />
Markt. Im Immobilienbereich sind es große Ankermieter,<br />
die aufgrund ihrer eigenen ESG-Strategie Ansprüche haben.<br />
Werden die nicht erfüllt, suchen sie sich eine neue<br />
Immobilie. Durch das Lieferkettengesetz rückt die Frage<br />
nach nachhaltiger Herstellung in den Fokus. Da kommt<br />
auf den Maler die Frage zu, wo und wie die Farben hergestellt<br />
wurden, die er benutzt. Ist das nicht nachhaltig,<br />
bekommt er Aufträge nicht.<br />
Artmann: Wir haben unsere Berater verpflichtet, bei einem<br />
erhöhten ESG-Score zu reagieren, das heißt, sich<br />
tiefergehend mit dem Kunden über das Thema auseinanderzusetzen.<br />
Konkrete Konditionsaufschläge oder gar<br />
Kreditablehnungen gibt es aktuell nicht, ob es später einmal<br />
durch aufsichtsrechtliche Vorgaben dazu kommt,<br />
wissen wir nicht. Aber der Transformationsgedanke ist<br />
das zentrale Thema. So geht es gar nicht um den Kreditausschluss,<br />
sondern vielmehr darum, unsere Kunden auf<br />
dem Weg der Optimierung zu begleiten, erforderliche<br />
Maßnahmen zu identifizieren und das richtige Finanzierungsmittel<br />
inklusive der Nutzung von Fördermöglichkeiten<br />
anzubieten.<br />
Maier: Wir unterliegen ja auch den entsprechenden Vorgaben<br />
der Bankenaufsicht. Wenn wir viele Kredite mit<br />
einem schlechten ESG-Wert vergeben, haben wir aufsichtsrechtlich<br />
ein Problem. Deswegen ist es besser, wenn<br />
wir möglichst frühzeitig eine Lösung finden. Letztes Jahr<br />
gab es eine provokante Überschrift: Umweltsündern<br />
wird der Rücken gekehrt. Das wird es von uns nicht geben.<br />
Wir haben einen öffentlichen Auftrag. Wenn Unternehmen<br />
Schwierigkeiten bekommen, kann man sich auf<br />
uns verlassen. Wir wollen den Weg der Transformation<br />
mit unseren Kunden gehen.<br />
Sehen Sie im Nachhaltigkeitsengagement auch Vorteile<br />
für sich als Arbeitgeber?<br />
Maier: Natürlich erhöht das die Arbeitgeberattraktivität.<br />
Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit der Arbeit wird von<br />
jungen Menschen als ein wichtiger Entscheidungsgrund<br />
für einen Arbeitgeber genannt. Und wir können aufzeigen,<br />
wie vielfältig und gesellschaftlich wertvoll die Arbeit<br />
bei uns ist, indem wir direkt und über unsere Kunden<br />
mithelfen, unseren Teil zur Klimaneutralität in<br />
Deutschland beizutragen.<br />
Wenn wir in zehn Jahren wieder über das Thema sprechen,<br />
auf welche Erfolgsstorys wollen Sie dann zurückblicken?<br />
Maier: Ich will dann erzählen, dass wir das Ziel der Klimaneutralität<br />
ein oder zwei Jahre eher erreicht haben<br />
als geplant. Das ist der Weg, das ist unser Mindset. Dass<br />
wir auch mit unseren Kunden gemeinsam diesen Weg<br />
gegangen sind. Dann haben wir unseren Teil zur Transformation<br />
beigetragen und wären stolz drauf.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
1|<strong>2024</strong> 81
PROFIL<br />
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Creditreform ist der Unternehmenspartner<br />
für Wirtschaftsinformationen und<br />
Dienstleistungen im Kredit-, Risiko- und<br />
Forderungsmanagement. Aus Braunschweig<br />
und Göttingen heraus unterstützen<br />
wir über 1.400 Mitgliedsunternehmen<br />
dabei, wertvolle und sichere<br />
Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Basierend<br />
auf „myESG“ bietet Creditreform<br />
mit dem Nachhaltigkeitsrating<br />
EcoZert die Möglichkeit, sich nachhaltiges<br />
Handeln wiederkehrend auszeichnen<br />
zu lassen und dies nach außen zu<br />
kommunizieren.<br />
FOTO: CREDITREFORM<br />
„Nachhaltiges Wirtschaften ist ein Must-have in<br />
puncto Risikomanagement von Unternehmen“<br />
Unternehmen – auch kleine und mittelständische – werden zunehmend aufgefordert, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit<br />
auseinanderzusetzen und Nachweise hierfür zu liefern. Hierbei hat die Abkürzung ESG besondere Relevanz.<br />
ESG steht für Environment Social Governance – für die ökologische, soziale und unternehmerische Verantwortung.<br />
Warum nachhaltiges Wirtschaften nicht mehr wegzudenken ist und wie Sie trotz begrenzter Ressourcen starten<br />
können, erläutern Steffen Lachetta von Creditreform Braunschweig Göttingen und Anke Peter von planZ.<br />
Warum ist nachhaltiges Wirtschaften nicht<br />
mehr wegzudenken?<br />
Steffen Lachetta: Die Kreditvergabe und deren<br />
Konditionen werden immer mehr auf<br />
ESG-Kriterien ausgerichtet. Das heißt, auch<br />
die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen<br />
wird in Zukunft entscheidend davon bestimmt,<br />
wie sie sich in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte<br />
positionieren können. Zudem<br />
handelt es sich um einen wesentlichen Faktor<br />
bei der Fachkräftegewinnung. Vor allem junge<br />
Generationen achten bei der Arbeitgeberwahl<br />
auf diese Themen. Zugleich geht es um<br />
die Transparenz der Verantwortungsübernahme<br />
in und gegenüber der Gesellschaft,<br />
Stichwort Image.<br />
Anke Peter: Für viele Unternehmen ist nachhaltiges<br />
Wirtschaften die sogenannte<br />
„Licence to operate“ geworden. Das heißt,<br />
nur wenn Unternehmen ein Nachhaltigkeitsmanagement<br />
nachweisen können, dürfen<br />
sie zulieferndes Unternehmen bzw.<br />
Dienstleister sein. Nicht zuletzt durch europäische<br />
sowie inländische Regularien und<br />
Gesetzgebung – Lieferkettengesetz, die EU-<br />
Taxonomie-Verordnung sowie die CSRD<br />
(Corporate Social Reporting Directive) –<br />
sind Entscheider*innen gefragt, nachhaltiges<br />
Wirtschaften in ihren Unternehmensprozessen<br />
und der -strategie zu verankern.<br />
Was sind Ihrer Einschätzung nach die größten<br />
Herausforderungen in diesem Thema?<br />
Steffen Lachetta: Die größte Herausforderung<br />
sehe ich darin, dass der allgemeine<br />
„Krisenmodus“ der letzten Jahre in den Unternehmen<br />
wenig Fokus hierauf zulässt. Es<br />
braucht eine gewisse Offenheit gegenüber
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FOTO: SPIEKER FOTOGRAFIE<br />
PROFIL<br />
Wir sind planZ, die Nachhaltigkeitsberatung<br />
von A – Z aus der Region Südniedersachsen.<br />
Vom Full Service als externes<br />
Nachhaltigkeitsmanagement bis<br />
hin zu Themen wie Entwicklung einer<br />
Nachhaltigkeitsstrategie, Nachhaltige<br />
Beschaffung oder Reporting & Kommunikation<br />
– wir lotsen mit Praxiserfahrung<br />
und Weitsicht durch Fragen und<br />
Anforderungen des nachhaltigen Wirtschaftens.<br />
ESG ist wettbewerbskritisch<br />
QUELLE GRAFIK: CREDITREFORM, ECC KÖLN, B2BEST-BAROMETER Q2-2023<br />
81 % der Unternehmen sind der<br />
Meinung, dass das Thema ESG<br />
wichtig ist, um auf Dauer wettbewerbsfähig<br />
bleiben zu können, …<br />
81 % 65 %<br />
… aber 65 % geben an, noch<br />
ganz am Anfang zu stehen.<br />
dem Thema sowie entsprechende Personalkapazitäten.<br />
Zugleich sind die Skalierbarkeit<br />
und Messbarkeit der erforderlichen Daten<br />
oftmals ein Fragezeichen für die Beteiligten.<br />
Anke Peter: Skepsis gegenüber Neuem bzw.<br />
Veränderung in allen Ebenen sind eine große<br />
Hürde, vor allem für die Personen, die das<br />
Nachhaltigkeitsmanagement im Unternehmen<br />
aufbauen und verantworten. Sind die<br />
Unternehmen bereits in der Umsetzung,<br />
stellt ein solides Datenmanagement eine Herausforderung<br />
dar.<br />
Warum lohnt sich der Aufwand vor allem für<br />
kleinere und mittelständische Betriebe?<br />
Steffen Lachetta: Schon jetzt beeinflussen<br />
ESG-Faktoren die Kreditwürdigkeit eines<br />
Unternehmens. Im Banken- und Finanzsektor<br />
gibt es bereits heute eine große Nachfrage<br />
nach ESG-Scorings.<br />
Anke Peter: Nachhaltiges Wirtschaften ist<br />
ein Must-have in puncto Risikomanagement<br />
von Unternehmen. Dazu gehören neben<br />
finanziellen auch Umwelt-, Klima- und<br />
Sozialthemen bzw. -risiken. Wer heute schon<br />
den Grundstein legt, ist auch in Zukunft gut<br />
aufgestellt.<br />
Wie geht man als Unternehmen am besten<br />
vor, um sich „ESG-fit“ zu machen?<br />
Steffen Lachetta: Es braucht eine gute Strategieberatung.<br />
Datengrundlagen müssen geschaffen<br />
und Ziele definiert sowie Ergebnisse<br />
sinnvoll adressiert werden. Wer ein Mittel zur<br />
transparenten Kommunikation benötigt, für<br />
den ist ein Bewertungsverfahren sinnvoll.<br />
Anke Peter: Wichtig ist ANFANGEN und<br />
möglichst transparent alle mitnehmen: Mitarbeiter*innen,<br />
Kund*innen, Lieferant*innen<br />
und Geschäftspartner*innen. Denn sie<br />
alle erwarten bzw. gestalten Nachhaltigkeitsengagement<br />
und damit auch die Zukunftsfähigkeit<br />
des Unternehmens. WICH-<br />
TIG: Priorisieren und die wesentlichen Einfluss<strong>faktor</strong>en<br />
und Stellschrauben definieren,<br />
Stichwort Wesentlichkeitsanalyse. Anschließend<br />
braucht es die Überführung in die Unternehmensstrategie.<br />
Durch Definition von<br />
messbaren Zielen und Maßnahmen werden<br />
die ESG-Themen in die Umsetzung gebracht.
unternehmen<br />
-shortlist<br />
Die älteste deutsche Künstlerpapiermanufaktur<br />
wurde im Jahr 1584 gegründet<br />
Hahnemühle in Einbeck feiert in diesem<br />
Jahr ihren 440. Geburtstag<br />
EQT ist raus bei<br />
Ottobock<br />
Näder Holding kauft<br />
Anteile zurück<br />
OTTOBOCK, Weltmarktführer in der<br />
Prothetik, kehrt nach über sechs Jahren<br />
Partnerschaft mit EQT wieder<br />
vollständig in Familienhand zurück.<br />
Die Familie Näder hat den 20-Prozent-Anteil<br />
von EQT zurück gekauft,<br />
damit endet die erfolgreiche Partnerschaft.<br />
HAHNEMÜHLE, die älteste deutsche<br />
Künstlerpapiermanufaktur, feiert in<br />
diesem Jahr ihren 440. Geburtstag.<br />
Seit der Gründung im Jahr 1584<br />
durch Papiermacher Merten Spieß<br />
hat das Unternehmen eine bemerkenswerte<br />
Geschichte der Innovation<br />
und Qualität hinter sich. Von den<br />
Anfängen als kleine Papiermanufaktur<br />
bis hin zur international renommierten<br />
Marke mit unvergleichlicher<br />
Qualität und Innovationskraft<br />
hat Hahnemühle einen langen Weg<br />
zurückgelegt.<br />
„Unseren Papieren mit dem ikonischen<br />
‚Hahn‘ vertrauen Generationen<br />
von Menschen weltweit“, sagt<br />
Jan Wölfle, CEO der Hahnemühle<br />
Group. Hahnemühle war Pionier in<br />
vielen Bereichen, darunter die Herstellung<br />
veganer Papiere seit 1965<br />
und die Entwicklung der weltweit<br />
ersten Digital-FineArt-Papiere im<br />
Jahr 1997. Heute reichen ihre Produkte<br />
von Künstlerpapieren über<br />
analoge und digitale FineArt- und<br />
Fotopapiere bis hin zu spezialisierten<br />
Papieren für Life-Science<br />
Anwendungen und technische<br />
Zwecke. Die hohe Qualität und<br />
Nachhaltigkeit der Produkte haben<br />
Hahnemühle zu einem weltweit geschätzten<br />
Unternehmen gemacht<br />
Zum Geburtstag unterstützt Hahnemühle<br />
eine 16.000 Quadratmeter<br />
große, mehrjährige Blühwiese als<br />
,Green Rooster‘-Projekt direkt vor<br />
der Haustür. Gemeinsam mit dem<br />
Verein Hof.Kultur Dassel e. V. wird<br />
dieses Biodiversitätsprojekt ,Feld.<br />
Kulturerbe Solling‘ zum Schutz der<br />
Artenvielfalt der heimischen Tierund<br />
Pflanzenwelt umgesetzt. Im Juni<br />
<strong>2024</strong> ist anlässlich des 440. Geburtstags<br />
der Hahnemühle ein großes<br />
Blühfest geplant.<br />
„Durch die Partnerschaft mit EQT<br />
haben wir Ottobock in den vergangenen<br />
Jahren weiter professionalisiert<br />
und bis zur IPO-Readiness entwickelt.<br />
Damit ist eine starke Basis<br />
für die nächste Wachstumsphase<br />
unseres Unternehmens gelegt“, sagt<br />
Hans Georg Näder, Eigentümer und<br />
Vorsitzender des Verwaltungsrats<br />
der Ottobock SE & Co. KGaA. Mit<br />
dem Abschluss der Transaktion<br />
wird im ersten Halbjahr <strong>2024</strong> gerechnet.<br />
84 1 |<strong>2024</strong>
unternehmen<br />
Global Player aus Osterode setzt auf neue<br />
Maschinen und bleibt auf Erfolgskurs<br />
Piller Group gibt Umsatzplus bekannt und<br />
will weiter wachsen<br />
Ein Raum für Gründer<br />
von Uni und GWG<br />
Start-upSpace öffnet<br />
in Göttingen<br />
DIE PILLER GROUP meldet für 2023<br />
ein Umsatzplus von zwölf Prozent.<br />
Der Auftragseingang übertraf mit<br />
über 274 Mio. Euro die Erwartungen.<br />
Trotz Lieferkettenproblemen<br />
bleibt die diversifizierte Aufstellung<br />
eine Erfolgsgrundlage. Neue Investitionen<br />
sind geplant, darunter Mitarbeitergewinnung<br />
und Anlagen.<br />
„Der wachsende Auftragsbestand<br />
führt dazu, dass wir kontinuierlich<br />
auf der Suche nach neuen Mitarbeitern<br />
sind und in den nächsten Jahren<br />
weiterhin in größerem Maße<br />
investie ren werden. Neue große<br />
Bearbeitungs maschinen, Lagerhallen,<br />
Prüffeldeinrichtungen und Photovoltaikanlagen<br />
sind geplant“, erklärt<br />
Detlev Seidel, Geschäftsführer<br />
Operations, und zeigt sich über die<br />
Entwicklung erfreut.<br />
Piller profitiere dabei erneut von<br />
Investitionen in der Halbleiterindustrie<br />
und kooperiert erfolgreich<br />
mit Schwesterdivisionen im Markt<br />
der Microgrids. Das Unternehmen<br />
entwickelt innovative Lösungen zur<br />
Unterstützung der Energiewende.<br />
Seidel betont die Bedeutung einer<br />
nachhaltigen Unternehmenskultur<br />
und zeigt sich zuversichtlich für die<br />
Zukunft.<br />
Die GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />
und Stadtentwicklung<br />
Göttingen und der Transfer &<br />
Start-up Hub der Universität Göttingen<br />
haben ihre Zusammenarbeit<br />
im Bereich der Gründungsunterstützung<br />
verstärkt und erweitern ihre<br />
Beratungsangebote für Start-ups.<br />
Nach einer erfolgreichen Planungsphase<br />
haben die Start-up-Beratungsteams<br />
vom Transfer & Start-up Hub<br />
Universität Göttingen sowie des<br />
SNIC Life Science Inkubators der<br />
GWG im September ihre Arbeit in<br />
den neuen Räumen der historischen<br />
Sternwarte und des ehema ligen Planea<br />
aufgenommen. Das neue Angebot<br />
umfasst neben Beratung auch<br />
Einzelbüros und Coworking-Plätze<br />
zu lukrativen Konditionen, um<br />
Start-ups und Gründer*innen zu unterstützen<br />
und sie zu einem Ausgangspunkt<br />
für erfolgreiche Gründungen<br />
in Göttingen und der Region<br />
zu machen.<br />
Eine feierliche Eröffnung mit Göttingens<br />
Oberbürgermeisterin Petra<br />
Broistedt und dem Vizepräsident für<br />
Forschung und Nachhaltigkeit der<br />
Georg-August-Universität Göttingen,<br />
Bernhard Brümmer, sowie<br />
GWG-Geschäftsführer Jens Düwel<br />
findet am 24. April statt. Das neue<br />
Gründungszentrum in der historischen<br />
Sternwarte soll der Göttinger<br />
Gründerszene neuen Schwung verleihen<br />
und künftige Stars fördern.<br />
1|<strong>2024</strong> 85
unternehmen<br />
Das Startup ,Molly Suh‘ verkauft nachhaltige Duftkerzen. Mit ihrem<br />
Auftritt in der TV-Sendung ,Die Höhle der Löwen‘ haben die Gründer<br />
einen Investor ,angezündet‘ und starten jetzt richtig durch.<br />
Wie man einen<br />
Löwen mit einer<br />
Kerze fängt<br />
TEXT CHRISTIAN VOGELBEIN<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORE DA SILVA UND RTL/BERND-MICHAEL MAURER<br />
86 1 |<strong>2024</strong>
unternehmen<br />
Das Gründerpaar Maurice und Amy Jedlicka überzeugte mit seinen nachhaltigen Duftkerzen den ,Löwen‘ Ralf Dümmel.<br />
1 |<strong>2024</strong> 87
unternehmen<br />
IN DER HÖHLE DER LÖWEN<br />
,Die Höhle der Löwen‘ ist eine deutsche<br />
TV-Sendung. In dieser Unterhaltungsshow<br />
präsentieren Unternehmer<br />
und Gründer ihre Geschäftsideen vor<br />
einer Jury erfolgreicher Unternehmer,<br />
den sogenannten Löwen. Die Kandidaten<br />
haben die Chance, Investitionen<br />
zu erhalten, indem sie einen Anteil ihrer<br />
Firma anbieten. Die Löwen können<br />
dann entscheiden, ob sie investieren<br />
möchten und unter welchen Bedingungen.<br />
Die Sendung bietet Gründern<br />
eine Plattform, um ihre Produkte oder<br />
Dienstleistungen einem breiten Publikum<br />
vorzustellen und potenzielle Investoren<br />
zu gewinnen.<br />
Das Leben in einem Startup kennt viele kleine und<br />
große Herausforderungen. Der Aufbau einer Marke<br />
zum Beispiel, die Erschließung von Vertriebswegen und<br />
der Einstieg in den Markt. Oder die Suche nach einem<br />
Feuerzeug, um einen Funken zu entfachen – oder für ein<br />
Foto.<br />
Mit Funken und Flammen kennen sich Amy und Maurice<br />
Jedlicka hervorragend aus. Sie haben 2021 das Unternehmen<br />
,Molly Suh‘ gegründet, vertreiben natürliche<br />
Duftkerzen und haben Ende 2023 bei der TV-Sendung<br />
,Die Höhle der Löwen‘ Investor Ralf Dümmel für ihr<br />
sich begeistern können. Eine Sonderfolge für das Weihnachtsgeschäft,<br />
aufgezeichnet im April. Fast ein Jahr<br />
lang durften sie niemandem davon erzählen, nicht mal<br />
Freunden oder der Familie. „Es ist schon herausfordernd,<br />
dieses Geheimnis ein Jahr für sich zu behalten, vor allem<br />
wenn das Umfeld uns immer wieder ermutigt, zu dieser<br />
Show zu gehen“, sagt Amy. Denn zum Zeitpunkt der<br />
Ausstrahlung im Dezember waren ,Molly Suh‘ und das<br />
Team des Investors schon voll im Geschäft: planten, bewegten,<br />
veränderten. Und wuchsen.<br />
DER AUFTRITT VOR EINEM MILLIONENPUBLIKUM<br />
hatte direkt die Lager des jungen Unternehmens leergespült.<br />
Dass durch die Aufmerksamkeit auch der Absatz<br />
steigt, das sei zu zwar erwarten gewesen. Aber in diesem<br />
Ausmaß – das hat die Gründer und selbst den erfahrenen<br />
Investor überrascht. Der, so erzählen es Amy und Maurice,<br />
ist nicht nur finanziell am Unternehmen beteiligt,<br />
sondern insbesondere mit Know-how. „Sein Team steht<br />
uns zur Seite, unterstützt uns, wo es kann“, erzählt Amy.<br />
Das sind rechtliche Fragen, der Kontakt mit der Presse<br />
oder die Suche nach möglichen weiteren Partnern, Netzwerken<br />
und Türen, die sie gemeinsam aufschließen wollen.<br />
Aber der Weg dahin war zunächst ein langer und<br />
gleichwohl ein aufregender. Ihre Gründungsgeschichte<br />
hat das Paar schon früh auch für das Marketing genutzt.<br />
In einem Gartencenter hätten sie gestanden, Kerzen im<br />
Regal betrachtet und sich die Frage gestellt, wie diese<br />
eigentlich hergestellt werden. Als beide am Abend Google<br />
bemühten und herausfanden, welche Inhaltsstoffe in<br />
einer Duftkerze verbrennen, waren sie schockiert. Paraffine,<br />
also Abfall aus der Erdölindustrie. Ihre Idee: „Das<br />
können wir besser.“ So wurde ,Molly Suh‘ gegründet.<br />
Über einen deutschen Lieferanten werden nun auf Basis<br />
eines bestehenden Patentes recycelte Pflanzenfette für<br />
die Wachsherstellung genutzt. Verfeinert wird das Wachs<br />
anschließend mit hochwertigen Duftölen. Der Prozess<br />
der Duftfindung begleitete sie über Monate, auch die<br />
Familie testete mit, ehe die ersten Duftkerzen an den<br />
Markt gingen. Das Unternehmen startete klassisch im<br />
Wohnzimmer der beiden, als Lager diente eine Garage<br />
nahe Northeim.<br />
INZWISCHEN NUTZEN AMY UND MAURICE einen Coworking-Space<br />
in Göttingen. Sie wollen als Gründer<br />
auch „die Fahne für Südniedersachsen hochhalten“, sagen<br />
sei. Schlaflose Nächte liegen hinter den Gründern.<br />
Mut, Lust, Zweifel. „Wir haben schon überlegt, alles<br />
sein zu lassen und auf Bali eine Yogaschule zu eröffnen“,<br />
sagt Amy und muss lachen. Nicht immer sei klar gewesen,<br />
ob das alles so klappt, wie sie es sich vorgestellt<br />
haben. Der Kontakt zum TV-Sender und die Teilnahme<br />
an der Show waren deshalb der richtige Schritt und das<br />
88 1 |<strong>2024</strong>
unternehmen<br />
Die Weihnachtsausgabe der TV-Sendung ,Die Höhle der Löwen‘ wurde im Frühjahr aufgezeichnet. Während draußen<br />
die ersten Blumen blühen, müssen sich Amy und Maurice bei Weihnachtsmusik vor den Löwen behaupten.<br />
richtige Signal zum richtigen Zeitpunkt. „Wir kennen<br />
die Sendung natürlich und haben uns da auch gesehen,<br />
aber es gab noch nicht den richtigen Moment“, sagt<br />
Amy.<br />
Zurück von der hypothetischen Yogaschule auf Bali,<br />
hinein in den späten deutschen Frühling. Im Frühjahr<br />
2023 starteten die Dreharbeiten für das Weihnachtsspecial<br />
der TV-Sendung ,Die Höhle der Löwen‘. Und<br />
,Molly Suh‘ ist dabei, Amy und Maurice Jedlicka durften<br />
also im April schon Weihnachten feiern. Rückblickend<br />
war es für sie der aufregendste Tag ihres Lebens, sagt<br />
Amy Jedlicka. Gedreht wird in Köln, wo zum Weckerklingeln<br />
um 5 Uhr schon die Sonne aufgeht. Ihnen wird<br />
heute den ganzen Tag Weihnachtsmusik vorgespielt.<br />
„Das ist ganz verrückt gewesen. Du bist in Frühjahrsstimmung,<br />
und auf einmal befindest du dich mitten in<br />
der Weihnachtszeit“, erinnert sich Maurice. Später werden<br />
sie ,Molly Suh‘ den ,Löwen‘ vorstellen. Die Startups<br />
erhalten in der Sendung die Chance, vor den prominenten<br />
Investoren ihr Unternehmen zu präsentieren, um den<br />
Zuschlag für einen Deal zu erhalten. Meistens kaufen<br />
diese ihnen Anteile an der Firma ab, vor allem aber investieren<br />
sie ihre Erfahrung, um ein Produkt oder eine<br />
Marke, die sie für lukrativ halten, weiterzuentwickeln.<br />
EIN STÄNDIGER BEGLEITER IST AN DIESEM TAG die<br />
Nervosität. „Die Nerven sind irgendwann sehr strapaziert“,<br />
sagt Amy. In die Höhle gekommen waren sie, weil<br />
Ende 2022 erst das E-Mail-Postfach und später das Telefon<br />
klingelte. „Es gibt unterschiedliche Prozesse, wie<br />
man daran teilnehmen kann“, erklärt Amy. Zum einen<br />
können sich Gründerinnen und Gründer bewerben.<br />
Zum anderen gibt es mittlerweile offene Castings, und<br />
auch die Redaktion der Gründer-Show sucht in der<br />
Startup-Landschaft nach spannenden Ideen. So kam<br />
auch der Austausch mit ,Molly Suh‘ zustande – und alles<br />
nahm seinen Lauf. Über Wochen wurden Unterlagen<br />
ausgetauscht, Zahlen angefragt und auch vonseiten<br />
1|<strong>2024</strong> 89
unternehmen<br />
» Wow, krass. Das ist heute alles passiert? «<br />
Inzwischen arbeiten sowohl Amy als auch Maurice in Vollzeit<br />
für ihr Kerzen-Startup.<br />
der Produktionsfirma noch einmal genau nachgeschaut.<br />
„Zu diesem Zeitpunkt geht es ums Kennenlernen, mit Bewerbungsvideo<br />
und allem“, sagt Amy. Die Zusage für<br />
den Aufzeichnungstermin gab es Anfang 2023.<br />
Dafür haben sie sich auf alle möglichen Fragen vorbereitet.<br />
„Man beschäftigt sich noch einmal sehr extrem<br />
mit dem eigenen Unternehmen und auch der Frage, welche<br />
eigenen Anforderungen man an eine Löwin oder einen<br />
Löwen hat.“ Denn nicht jeder Investor passt zu jedem<br />
Unternehmen. Mit Ralf Dümmel aber haben sie<br />
ihren idealen Partner gefunden. Und während sie im<br />
Anschluss noch schweigen müssen, wird im Hintergrund<br />
schon kräftig zusammengearbeitet.<br />
ES SIND TAGE, DA SIND DIE BEIDEN von ihrem Lebensweg<br />
selbst begeistert. „Und wir denken: Wow, krass.<br />
Das ist heute alles passiert? Das haben wir alles heute<br />
gemacht?“, sagt Amy. An anderen Tagen sind sie froh,<br />
mal keine Entscheidungen treffen zu müssen. Selbst<br />
dann, wenn es nur darum geht, welche Pizza es zum<br />
Abendessen geben soll. Was bisher tatsächlich alles passiert<br />
ist, das haben sie noch nicht so richtig realisieren<br />
können. Vor allem nach der Sendung wurde das Postfach<br />
in den sozialen Medien trotz regelmäßiger Antwort<br />
nicht leerer. Zwei Millionen Menschen haben die<br />
TV-Sendung mit den Gründern gesehen, laut Maurice<br />
waren allein an dem Abend der Ausstrahlung mehr als<br />
60.000 Menschen in ihrem Online-Shop unterwegs.<br />
Plötzlich sind die beiden noch bekannter, beinahe berühmt.<br />
Im Hintergrund geht es mit der Investition und dem<br />
Dümmel-Team weiter. Vertriebswege werden optimiert,<br />
Lieferanten gesucht, Abläufe hinterfragt. Langfristig soll<br />
das Angebot ,Molly Suh‘ auch umfangreicher werden<br />
und zum Beispiel den Markt für entspannten Wohnraum<br />
erobern, hofft Maurice. Wie genau das aussehen kann,<br />
soll und wird, das verraten die Gründer zu diesem Zeitpunkt<br />
noch nicht. Sehr wohl fühlen und erleben lässt<br />
sich ihr Produkt aber jetzt schon. Es braucht einen kleinen<br />
Funken, um die Kerze zu entzünden. Ein Feuerzeug<br />
beispielsweise. Für unser abschließendes Foto sollen die<br />
Kerzen natürlich brennen. „Heutzutage raucht ja keiner<br />
mehr", sagt Amy, durchwühlt eine Schublade im Café an<br />
der alten Sternwarte in Göttingen. Maurice spricht einen<br />
vorbeigehenden Passanten an. Wir haben Glück, der hat<br />
ein Feuerzeug dabei. Die Kerzen brennen und duften.<br />
„Nicht schlecht, oder?“, fragt Amy – und kennt die Antwort<br />
längst. ƒ<br />
Zum Unternehmen<br />
,Molly Suh‘ hat im Dezember 2021<br />
seine ersten Duftkerzen verkauft und<br />
schreibt seitdem Erfolgsgeschichte<br />
nach Erfolgsgeschichte. Die Rohstoffe<br />
für die Duftkerzen werden aus bereits<br />
genutzten pflanzlichen Fetten gewonnen.<br />
In einem Re- und Upcyclingprozess<br />
werden die Fette durch ein patentiertes<br />
Verfahren aufgewertet und zu<br />
einem neuen Lebenszyklus als Wachs<br />
geformt. Durch den Einsatz von ätherischen<br />
Duftölen gelangt der angenehme<br />
und natürliche Duft in die Kerzen.<br />
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Wird dieses Tal in Südniedersachsen<br />
zum ,Hydrogen Valley‘?<br />
In Lerbach arbeitet die Firma Whitecell Eisenhuth seit Jahren an Wasserstofftechnologie.<br />
Nun nehmen sie sich noch größerer Aufgaben an.<br />
Bei Whitecell Eisenhuth<br />
freut man sich jetzt auf<br />
die Herausforderungen<br />
Seit dem 31. Dezember ist es offiziell: Die<br />
Whitecell Power AG aus der Schweiz hat<br />
die Eisenhuth GmbH & Co. KG aus Lerbach<br />
bei Osterode am Harz gekauft. Zusammen<br />
mit einem weiteren Unternehmen, dass<br />
die Schweizer in Clausthal-Zellefeld erworben<br />
haben, wollen sie die Forschung und Entwicklung<br />
von Wasserstoff-Mobilität voranbringen.<br />
Somit könnte der Harz zu einer Schlüsselregion<br />
für die grüne Mobilitätswende in Europe<br />
werden. Bei Whitecell Eisenhuth freut man<br />
sich jetzt auf die Herausforderungen, die vor<br />
dem mittelständischen Unternehmen und<br />
seinen rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
liegen – und auf das Wachstum, das<br />
für den Erfolg nötig sein wird.<br />
Es war ein Wagnis, auf das sich Whitecell Eisenhuth-Geschäftsführer<br />
Thorsten Hickmann<br />
vor bald 18 Jahren eingelassen hat: Mit dem<br />
mittelständischen Unternehmen wollte er in<br />
neue Bereiche vorstoßen. Einst fertigte das<br />
Familienunternehmen Küchengeräte: Bohnen-Schnippelmaschinen<br />
oder Fleischwölfe<br />
aus dem Aluminium alter Flugzeuge, direkt<br />
nach dem Krieg. Doch mit der Spezialisierung<br />
auf Spritzguss und komplexe mechanische<br />
Verfahren stiegen auch Know-How und Möglichkeiten.<br />
Thorsten Hickmann wollte technologisch<br />
und betrieblich weiter gehen.<br />
BRENNSTOFFZELLEN MADE IN LERBACH?<br />
Das Gewinnen von Energie in Wasserstoff-Brennzellen<br />
fasziniert ihn schon damals.<br />
Er entscheidet 2006: Die Firma steigt in die
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PROFIL<br />
Herstellung sogenannter Bipolarplatten ein.<br />
Und ist seitdem beharrlich zum geachteten<br />
Zulieferer in der Wasserstoffbranche gewachsen.<br />
Denn die Produkte aus Lerbach finden<br />
viel Beachtung in der Fachwelt: Es hagelt regelrecht<br />
Preise für Whitecell Eisenhuth. Den<br />
Deutschen Nachhaltigkeitspreis haben sie gewonnen,<br />
den Innovationspreis der Stadt Halle<br />
und gleich zweimal den Innovationspreis des<br />
Landkreises Göttingen – zuletzt im November<br />
2023. Nun ist ein anderes Unternehmen auf<br />
Eisenhuth aufmerksam geworden: Und hat<br />
zugeschlagen. Über den Kaufpreis haben die<br />
Vertragspartner Stillschweigen vereinbart.<br />
Hickmann betont: „Es bleiben alle Arbeitsplätze<br />
erhalten. Im Gegenteil – das, was wir jetzt<br />
vorhaben, wird ohne zusätzliches Personal<br />
nicht möglich sein.“<br />
DENN WHITECELL HAT AMBITIONIERTE<br />
PLÄNE. Im Kern geht es darum, wie Brennstoffzellen,<br />
in denen Wasserstoff in Energie<br />
umgewandelt wird, effizient in Fahrzeugen<br />
eingesetzt werden können, sodass sie am<br />
Ende eine sichere und vor allem saubere Alternative<br />
zu bestehenden Verbrennermotoren<br />
sind. Hickmann umschreibt die Pläne der<br />
neuen Eigentümer so: „In der Schweiz gibt es<br />
bereits einen Preis auf jeden gefahrenen Kilometer<br />
für LKWs. Es wird daher nach umweltverträglichen<br />
und kostensparenden Lösungen<br />
gesucht. Die Frage ist: Wie kriegen wir den<br />
Transport auf der letzten Meile emissionsfrei?“<br />
Das Ziel sei nun die Entwicklung eines<br />
Transportfahrzeugs, in etwa der Bauart eines<br />
Mercedes Sprinters, der genau dies bewerkstelligen<br />
kann. Und für diesen Prozess hat<br />
sich Whitecell die Erfahrung aus dem Harz<br />
eingekauft. Neben dem Unternehmen aus<br />
Lerbach haben die Schweizer schon 2021<br />
die Firma Schaeffler Engineering aus Clausthal-Zellerfeld<br />
gekauft. Als ,IFT Whitecell Engineering‘<br />
arbeiten dort jetzt rund 50 Spezialisten<br />
in der Forschung und Entwicklung für<br />
die Automobilbranche.<br />
Ideale Voraussetzungen für ein ,Hydrogen<br />
Valley‘ im Harz also. Die Nähe zu den Kollegen<br />
aus Clausthal-Zellerfeld sieht auch Geschäftsführer<br />
Hickmann als vielversprechend.<br />
Überhaupt passten Whitecell und Eisenhuth<br />
gut zusammen, konstatiert er im Rückblick.<br />
Schon seit Mitte 2022 sei man miteinander<br />
im Gespräch gewesen. Eine Agentur habe<br />
damals den Kontakt der zwei Wasserstoff-Unternehmen<br />
zueinander hergestellt. Hickmann<br />
will das Thema Wasserstoff nun bei Eisenhuth<br />
mit noch mehr Schwung nach vorne bringen:<br />
„Wir wollen ein ‚Full-Service-Anbieter‘ werden<br />
und alle Tätigkeiten der Firma auf Wasserstoff<br />
ausrichten.“<br />
Dafür hofft Hickmann natürlich auch, dass<br />
die Nachfrage in Bezug auf Antriebe mit erneuerbaren<br />
Rohstoffen weiter wachsen wird.<br />
Bisher stünden die Chancen dafür gut, findet<br />
er. Außerdem habe Whitecell ein spannendes<br />
technologisches Konzept erarbeitet, das jetzt<br />
weiterentwickelt und straßentauglich gemacht<br />
werden muss. Dabei geht es um sogenannten<br />
grünen Wasserstoff.<br />
In einer Präsentation des Unternehmens<br />
heißt es dazu: „Brennstoffzellen werden in<br />
erster Linie mit Wasserstoff betrieben. Wird<br />
dafür grüner Wasserstoff verwendet, verringert<br />
sich die wirtschaftliche Abhängigkeit von<br />
fossilen Energieträgern. Gleichzeitig kann<br />
auch die regionale Energiesicherheit verbessert<br />
werden, da grüner Wasserstoff überall<br />
hergestellt werden kann, wo erneuerbare<br />
Energie zur Verfügung steht.<br />
LÖSUNG DER REICHWEITENPROBLEME<br />
BEI E-FAHRZEUGEN?<br />
Nun könnten die Ziele von Whitecell wahrscheinlich<br />
auch mit einem batteriebetriebenen<br />
Elektrofahrzeug erreicht werden. Diese<br />
kommen aber mit ihren eigenen Nachteilen<br />
– maßgeblich aktuell recht langen Ladezeiten,<br />
vor allem, wenn die entsprechende Ladeinfrastruktur<br />
fehlt. Da möchten die Schweizer<br />
ansetzen, mit einem sogenannten ,Range<br />
Extender‘. Der Gedanke ist, vereinfacht ausgedrückt:<br />
Ein batteriebetriebenes Fahrzeug wird<br />
mit einer Brennstoffzelle kombiniert, welche<br />
die Batterie während der Fahrt auflädt. Der<br />
Clou dabei: Der dafür nötige Wasserstoff wird<br />
ebenfalls beim Fahren hergestellt: aus grünem<br />
Methanol.<br />
Methanol, so schreibt es Whitecell, ist bei<br />
Raumtemperatur flüssig, leicht zu transportieren<br />
und steht in großen Mengen zur Verfügung.<br />
,Grün‘, sei es, weil es mit erneuerbarer<br />
Energie hergestellt wird. Mithilfe einer sogenannten<br />
Dampfreformierung kann dieses grüne<br />
Methanol nach Angaben von Whitecell in<br />
Wasserstoff umgewandelt werden. Dabei wird<br />
zwar CO2 freigesetzt, das aber zuvor der Atmosphäre<br />
bei Herstellung des Methanols entzogen<br />
worden sei.<br />
METHANOL GEHÖRT ZU DEN ALKOHO-<br />
LEN und weist eine hohe Energiedichte auf,<br />
unterscheidet sich im Handling aber kaum<br />
von fossilen Energieträgern wie Benzin oder<br />
Diesel. Das würde auch bedeuten, dass Tankstellen<br />
für einen verhältnismäßig kleinen<br />
Preis dafür umgerüstet werden könnten: rund<br />
6.000 Euro nennt Whitecell als Größenordnung.<br />
Methanol wird darüber hinaus bereits<br />
jetzt in tausenden Alltagsprodukten verwendet.<br />
Deutschland ist hinter Dänemark und<br />
China bereits jetzt das Land mit der drittgrößten<br />
Menge an Projekten, die mit grünem Methanol<br />
arbeiten.<br />
Whitecell Eisenhuth soll die Entwicklung der<br />
Brennstoffzelle übernehmen, die in diesem<br />
System am Ende arbeiten wird. Deshalb würden<br />
die Geschäftsführer Thorsten Hickmann<br />
und Toni Adamek nun zunächst darüber nachdenken,<br />
vielleicht einen weiteren Standort für<br />
Whitecell Eisenhuth zu suchen: Für ihre Arbeit<br />
brauchen sie jetzt Platz.<br />
Ansonsten soll bei Whitecell Eisenhuth alles<br />
beim Alten bleiben: „In den nächsten Jahren<br />
wollen wir uns voll auf die Forschung konzentrieren.<br />
Ab 2025 hoffen wir, unsere Brennstoffzelle<br />
dann verbauen zu können“, sagt Hickmann.<br />
Langfristig hofft er, dass das Konzept<br />
so erfolgreich sein könnte, dass es auch außerhalb<br />
der Schweiz in Europa und natürlich<br />
auch im Rest der Welt Anklang finden könnte.<br />
TEXT: KEVIN KULKE, HARZKURIER OSTERODE<br />
KONTAKT<br />
Whitecell Eisenhuth GmbH & Co. KG<br />
Friedrich-Ebert-Str. 203<br />
37520 Osterode am Harz<br />
Tel. 05522 90670<br />
info@eisenhuth.de<br />
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Doppelspitze für<br />
Crefo Factoring N-M-S<br />
Geschäftsführer (CEO) Marcus Hupfeld bekommt mit der<br />
langjährigen Einzelprokuristin und CRO Sina Seela Verstärkung in<br />
der Geschäftsführung.<br />
Um bestens aufgestellt zu sein und um<br />
den gestiegenen aufsichtsrechtlichen<br />
und regulatorischen Anforderungen<br />
an das Risikomanagement Rechnung zu tragen,<br />
hat sich das Finanzdienstleistungsinstitut<br />
zu diesem Schritt entschlossen.<br />
„DURCH DIE DOPPELSPITZE sind wir noch<br />
besser in der Lage, die Fülle an Führungsaufgaben<br />
effizient zu meistern, frühzeitig auf sich<br />
verändernde Marktgegebenheiten einzugehen<br />
und sich bietende Chancen zu nutzen“ so<br />
CEO Marcus Hupfeld. Auch vor dem Hintergrund<br />
des stark gewachsenen Geschäftsge-<br />
biets (Göttingen im Norden bis Wiesbaden im<br />
Süden und von Eschwege im Osten bis Wetzlar<br />
im Westen) ist dieser Schritt die logische<br />
Konsequenz.<br />
HINTERGRUND: Die Crefo Factoring N-M-S<br />
GmbH & Co. KG ist Teil der Crefo Factoring<br />
Gruppe und damit ein Unternehmen der<br />
Creditreformwelt. Die Crefo Factoring Gesellschaften<br />
sind ein führender Factoring Anbieter<br />
für den Mittelstand in nahezu allen Branchen.<br />
Sie wickeln ein jährliches Volumen von<br />
rund 2,8 Mrd. Euro ab und haben bundesweit<br />
etwa 1.500 Unternehmer als Kunden.<br />
Das Dreamteam der Führungsetage: Sina<br />
Seela (CRO) und Marcus Hupfeld (CEO)<br />
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Tel. 0561 78456-45<br />
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Mensch<br />
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Rene<br />
Schmock<br />
96 1 |<strong>2024</strong>
unternehmen<br />
Rene Schmock ist gelernter<br />
Berufskraftfahrer. Mit seinem<br />
Handy erreicht der 32-jährige<br />
Göttinger inzwischen jeden Tag<br />
Millionen Menschen. Influencer?<br />
Content-Creator? Unternehmer!<br />
Wir haben mit Rene Schmock über<br />
Hass auf Social Media gesprochen und<br />
welche Opfer er für seinen Erfolg bringt.<br />
Erzählt hat er uns auch, wie er die<br />
Kontrolle über das Produkt ,Rene Schmock‘<br />
behält und wer ihn so richtig enttäuscht hat.<br />
1 |<strong>2024</strong> 97
unternehmen<br />
TEXT CHRISTIAN VOGELBEIN<br />
FOTOGRAFIE LUKA GORJUP<br />
P<br />
Pakete für Rene Schmock bitte hier<br />
abgeben“, steht auf einem ausgedruckten<br />
DIN-A4-Blatt, das an der<br />
Scheibe eines Bürogebäudes in Göttingen<br />
hängt. Der Himmel ist an diesem<br />
Freitag grau und ist sich noch<br />
nicht sicher, ob er Regen oder Schnee<br />
auf die Erde fallen lassen soll. Ein<br />
Mercedes fährt vor, am Steuer: Rene Schmock. Der<br />
32-Jährige feierte gerade Geburtstag, die Pakete, die<br />
„bitte hier“ abgegeben werden sollen, sind Geburtstagsgeschenke.<br />
Sich selbst hat er mit einem beleuchteten<br />
Sternenhimmel im neuen Auto beschenkt. Er schwärmt<br />
euphorisch, wie toll das aussieht, zeigt ihn uns, lässt uns<br />
daran teilhaben.<br />
INZWISCHEN VERDIENT DER GÖTTINGER damit sein<br />
Geld, indem er so viele Menschen wie möglich an einem<br />
Ausschnitt seines Lebens teilhaben lässt. Der Mensch<br />
Rene Schmock ist auch das Produkt Rene Schmock.<br />
„Nur so funktioniert es“, sagt der Content Creator. Inzwischen<br />
sei die Arbeit wie eine Sucht. Nur wenige Augenblicke<br />
am Tag sieht er nicht auf sein Handy oder<br />
spricht in die Kamera und lädt einen Clip auf seine<br />
Kanäle hoch. Auf ,TikTok‘ und ,Instagram‘ sind es mittlerweile<br />
fast vier Millionen Menschen, die seinen Namen<br />
und seine Inhalte jeden Tag angezeigt bekommen. Das<br />
sind Videos von seinem neuen Haus, dem Sternenhimmel<br />
in seinem Auto, Interaktionen mit seinen Kindern<br />
oder von Abenteuern und Spielereien zwischen Küche<br />
und Freizeitpark. Auch Gaming spielt eine wichtige<br />
Rolle in den Videos.<br />
ZUR PERSON<br />
Social-Media-Creator Rene Schmock<br />
lebt und arbeitet in Göttingen. Mit<br />
seinen Videos erreicht er in sozialen<br />
Netzwerken rund vier Millionen<br />
Menschen täglich. Angefangen hat die<br />
Karriere des 32-Jährigen als LKW-<br />
Fahrer. Währenddessen startete er mit<br />
dem Produzieren von Inhalten, die<br />
Fangemeinde wuchs. Vor allem durch<br />
seine Videos, in denen er verschiedene<br />
Lebensmittel in einer Heißluftfritteuse<br />
frittiert, ist er zuletzt auf der<br />
Plattform ,TikTok‘ groß geworden.<br />
Seine Markenzeichen sind die Basecap<br />
und seine lockere Art. Für ihn<br />
ist Authentizität wichtig – damit<br />
macht er seine Person zur Marke.<br />
Dabei hat Rene Schmock eine klassische Berufsausbildung<br />
als Berufskraftfahrer. Bei diesen Fahrten produzierte<br />
er seine ersten, einfachen Videos. In kurzer Zeit<br />
schauten sich diese Tausende Menschen an. Mehr und<br />
mehr lässt Rene Schmock seine Zuschauer an seinem<br />
Alltag teilhaben: meistens mit witzigen Fragestellungen<br />
oder alltäglichen Herausforderungen. Das kommt an,<br />
die Community wächst und auch das Interesse von Firmen,<br />
einen Teil dieser Aufmerksamkeit abzubekommen.<br />
Üblich wäre nun, mit einer Agentur zusammenzuarbeiten.<br />
Schmock aber wollte zu Beginn alles selbst machen,<br />
nichts aus der Hand geben. Mit der Agentur Lookfamed<br />
aus Göttingen, die sich auf das Management von sogenannten<br />
Influencern spezialisiert, findet er dann doch<br />
einen engen Partner. Mit ihnen gelingt auch der unternehmerische<br />
Durchbruch.<br />
ZWISCHEN MENSCH UND MARKE gibt es nur wenig<br />
bis keine Unterschiede. Die Handykamera läuft fast den<br />
ganzen Tag. Trotzdem: Rene Schmock entscheidet, was<br />
Rene Schmock zeigt. Auch wenn mancher seinen<br />
Lebensstil als rastlos und stets beschäftigt wahrnimmt,<br />
ist es wichtig zu verstehen, dass sein Engagement und<br />
seine Hingabe zu seinen Tätigkeiten seine Lebensphilosophie<br />
widerspiegeln. Er spielt keine Rolle. Das macht<br />
es ihm einfach, Inhalte zu produzieren – ist aber auch<br />
98 1 |<strong>2024</strong>
unternehmen<br />
» Da steckt so viel mehr<br />
hinter, was die Leute<br />
draußen nicht sehen. «<br />
1|<strong>2024</strong> 99
unternehmen<br />
jede Menge Arbeit. „Es gibt so viele, die daran kaputtgegangen<br />
sind“, sagt Schmock. „Früher hätte ich gesagt:<br />
Du drehst Videos. Du musst ein bisschen in die Kamera<br />
labern und genießt dein Leben. Aber da steckt so viel<br />
mehr hinter, was die Leute draußen nicht sehen.“<br />
LOOKFAMED<br />
Die Göttinger Agentur Lookfamed hat sich auf<br />
das Management von Social-Media-Präsenzen<br />
und das Influencer-Marketing spezialisiert. Sie<br />
finden, unterstützen und vermarkten<br />
Personen, Gesichter und Marken.<br />
Dabei hat Lookfamed schon recht früh die Bedeutung<br />
einer professionellen Online-Präsenz<br />
für Unternehmen erkannt. Gründerin Luana da<br />
Silva porträtierte <strong>faktor</strong> bereits in der Sommerausgabe<br />
2<strong>01</strong>9. Heute führen Anton Ha, Daniel<br />
Hartmann, Marie Walowsky, Sebastian Röske<br />
und Selina Teminski das Unternehmen als<br />
Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer.<br />
www.lookfamed.de<br />
SELBST IM URLAUB bleibt Rene Schmock seinem Content-<br />
Creation-Engagement treu, indem er weiterhin Videos<br />
für ,TikTok‘ dreht. Dabei spiegelt sich eine Realität wider,<br />
die vielen digitalen Künstlern und Influencern vertraut<br />
ist: Herausforderung, Arbeit und Entspannung in<br />
Einklang zu bringen und eine ständige Präsenz aufrechtzuerhalten.<br />
Während der Göttinger stolz auf seine Erfolge<br />
ist, betont er die persönlichen Opfer, die er für sein<br />
Business bringen muss. Sein Verzicht auf Schlaf und der<br />
ständige Druck, mehr zu erreichen, zeigen die mentale<br />
Belastung, die mit seinem Arbeitspensum einhergeht.<br />
„Ich will nicht nur über die Runden kommen, sondern<br />
viel, viel mehr. Und dann musst du viel mehr durchziehen:<br />
auch am Wochenende, an Feiertagen, im Urlaub.“<br />
Rene Schmock spricht offen über die Rolle des Geldes<br />
in seinem Leben. Während es ihm ermöglicht, gewisse<br />
Freiheiten zu genießen, fühlt er sich dennoch ausgebremst<br />
durch den Drang, ständig mehr zu erreichen. Ihm<br />
fehle schlichtweg die Zeit, es auszugeben. Er komme aus<br />
einfachen Verhältnissen, habe als Berufskraftfahrer gut<br />
verdient, aber weitaus weniger als jetzt. Seine Anfänge<br />
lehrten ihm Demut, Geld versteht er inzwischen als<br />
Werkzeug, um weiter zu wachsen. Kann er mit einer<br />
Summe anderen Menschen aus seinem engeren Umfeld<br />
helfen, zögert er nicht. Nur einmal wurde er enttäuscht.<br />
Mit dem Geld ging auch die Freundschaft. „Daraus habe<br />
ich gelernt“, sagt Schmock.<br />
IN GÖTTINGEN HAT SICH DER HIMMEL noch immer<br />
nicht entschieden, ob er Sonne oder Regen auf die Erde<br />
werfen möchte. Er bleibt grau, Rene Schmock winkt ab.<br />
„Ich will es warm haben und Sonne“, sagt er. Aber hier<br />
weg, woanders wohnen? „Nein.“ Eigentlich könnte Rene<br />
Schmock von überall aus arbeiten. Von Bali, Spa nien,<br />
Berlin aus – kein Thema. „Aber ich bin in Göttingen geboren,<br />
lebe hier und werde hier sterben. Ich habe hier<br />
meine Kinder, meine Familie“, sagt der 32-Jährige. Mit<br />
dem Drang nach mehr wachsen auch die Pläne für die<br />
Zukunft, für einen Plan B und eine langfristige Perspektive,<br />
auch in Bezug auf mögliche Misserfolge. „Was ist,<br />
wenn irgendwelche Dinge passieren, dass man das nicht<br />
mehr weitermachen kann? Dann bricht alles zusammen.<br />
Wenn man dann nichts geschaffen hat, das Geld verdient,<br />
wäre man wieder der naive Trottel.“ Deshalb investiert<br />
er schon jetzt in Immobilien, die Renovierung seines<br />
neuen Eigenheims zeigt er täglich in seinen Videos.<br />
100 1 |<strong>2024</strong>
unternehmen<br />
Rene Schmock blickt der Welt offen und neugierig entgegen. Im Interview mit <strong>faktor</strong> und für den Podcast onfire spricht er über eine<br />
enttäuschte Freundschaft und warum er nie wieder der ,naive Trottel‘ sein will.<br />
» Ich will es warm haben und Sonne.<br />
Aber hier weg? Woanders wohnen? Nein!<br />
Ich bin in Göttingen geboren,<br />
lebe hier und werde hier sterben. «<br />
1|<strong>2024</strong> 4|2023 1<strong>01</strong> 29
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» Ich entscheide, was ich zeige. «<br />
Rene Schmock hat sich seinen Erfolg hart erarbeitet und zieht auch an<br />
Wochenenden, Feiertagen und im Urlaub sein Programm durch.<br />
Ohne große Mühe wirkt er dabei authentisch, nimmt<br />
Menschen mit, die ihn inzwischen besser kennen als er<br />
sie. Der Filter ist er selbst. „Ich entscheide, was ich zeige“,<br />
sagt Schmock. Dazu gehören auch Produkte und<br />
Marken anderer Unternehmen, für die er eben das hergibt:<br />
Authentizität und Vertrauen. Seine Beziehung zu<br />
den beworbenen Produkten und seine persönliche Überzeugungskraft<br />
schaffen eine Verbindung zum Publikum,<br />
die über simple Werbung hinausgeht.<br />
BEI LOOKFAMED PACKEN SIE MIT AN. Rene Schmock<br />
baut in der Region inzwischen Snackautomaten auf, die<br />
exotische Süßigkeiten und bekannte Marken an verkaufsstarken<br />
Standorten anbieten. Über seine Reichweite<br />
promotet er neue Produkte und Gewinnspiele. Das<br />
Publikum hofft, ein Stück von Schmock in den Schmockimaten<br />
abzubekommen. Die Göttinger Agentur bietet<br />
Lagerfläche für die Automaten, kümmert sich um die<br />
Verwaltung und findet passende Marken und Unternehmen,<br />
die in den Videos von Rene Schmock auftauchen<br />
können. Das passt, weil sich der Content Creator dort<br />
wohlfühlt und ihm die Marketingprofis den Rücken frei<br />
halten. Schmock selbst beschreibt die Zusammenarbeit<br />
mit Lookfamed als „sehr persönlich und unkompliziert“.<br />
Im dortigen Büro machen wir zum Abschluss Fotos,<br />
Rene bastelt parallel an neuen Videos und nimmt seine<br />
Community mit hinter die Kulissen unseres Besuchs. Er<br />
macht sich ein wenig darüber lustig, wie groß die<br />
Kamera unserer Fotografen ist, während er nur ein Handy<br />
braucht. Einfach, direkt, authentisch. So gelingt es<br />
Rene Schmock, dass sich Millionen Menschen für seinen<br />
Alltag interessieren. Was passiert morgen? „Wir werden<br />
es definitiv sehen.“ ƒ<br />
<strong>faktor</strong>-podcast onfire<br />
Warum manche Menschen Rene<br />
Schmock den Erfolg nicht gönnen und<br />
wie er mit Hass-Kommentaren im<br />
Internet umgeht, erzählt er ausführlich<br />
in der aktuellen Folge.<br />
Hier geht's zum Podcast:<br />
https://www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/onfirepodcast/<br />
102 1 |<strong>2024</strong>
Raum, um anzukommen.<br />
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Wichtiger Meilenstein: Umzug des Firmensitzes im September 2023 von Kalefeld nach Northeim<br />
Ein Familienunternehmen<br />
auf Wachstumskurs<br />
Opitz Packaging Systems GmbH erhält das familiäre Klima auch<br />
am neuen Firmensitz in Northeim.<br />
In der Welt des Maschinenbaus gibt es<br />
Unternehmen, die nicht nur Produkte<br />
herstellen, sondern auch eine Geschichte<br />
erzählen. Die Opitz Packaging Systems<br />
GmbH ist ein solches Unternehmen, das seit<br />
seiner Gründung im Jahr 1990 eine beeindruckende<br />
Reise hinter sich hat. Mit einem Fokus<br />
auf Automatisierungslösungen für den Paketversand<br />
hat sich das Unternehmen einen<br />
Namen als Anbieter von maßgeschneiderten<br />
High-End-Lösungen mit hoher Qualität gemacht.<br />
Doch hinter den Produkten steht nicht<br />
nur ein strebsames Team von Mitarbeitenden,<br />
sondern auch ein starkes familiäres Band, das<br />
die Grundlage für den Erfolg bildet.<br />
SEIT SEINER GRÜNDUNG hat Opitz Packaging<br />
Systems GmbH einen bemerkenswerten<br />
Weg zurückgelegt. Angefangen als kleines<br />
Handwerksunternehmen hat es sich kontinuierlich<br />
weiterentwickelt und zählt heute zu den<br />
führenden Anbietern von Automatisierungslösungen<br />
für den Paketversand. Die Produkte<br />
des Unternehmens finden vor allem im boomenden<br />
E-Commerce-Bereich Anklang, wo<br />
die Automatisierung des Versandprozesses
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PROFIL<br />
» Es ist uns wichtig, dass trotz des<br />
Wachstumskurses das familiäre Klima<br />
im Unternehmen erhalten bleibt. «<br />
Fest in Familienhand: Tim Opitz mit Ehefrau Erika Maas und Vater Günther<br />
Opitz<br />
von großer Bedeutung ist. Vor allem die Entwicklung<br />
von nachhaltigen Verpackungsmaschinen,<br />
die die Verarbeitung von recyclebaren<br />
Verschlussmaterialien oder die Einsparung<br />
von Ressourcen ermöglichen, waren in den<br />
vergangenen Jahren ein Treiber des Wachstums.<br />
Ein wichtiger Meilenstein in der Unternehmensgeschichte<br />
war der Umzug des Firmensitzes<br />
im September 2023 von Kalefeld nach<br />
Northeim. Diese Verlagerung war nicht nur<br />
eine räumliche Erweiterung, sondern auch<br />
ein Symbol für die Zukunftsorientierung des<br />
Unternehmens. „Mit viermal mehr Platz für<br />
zukünftiges Wachstum sind wir damit gut<br />
gerüstet, um den steigenden Anforderungen<br />
des Marktes gerecht zu werden“, so Günther<br />
Opitz (65). Der Gründer des Unternehmens<br />
hat seine Ideen und Visionen im Konzept des<br />
Neubaus verwirklicht.<br />
WAS OPITZ PACKAGING SYSTEMS GMBH<br />
jedoch von anderen Unternehmen unterscheidet,<br />
ist nicht nur das Streben nach Wachstum,<br />
sondern auch das Bekenntnis zu familiären<br />
Werten und einem offenen, modernen Führungsstil.<br />
„Es ist uns wichtig, dass trotz des<br />
Wachstumskurses das familiäre Klima im Unternehmen<br />
erhalten bleibt“, führt Tim Opitz<br />
(33) aus. Der Sohn des Gründers Günther<br />
Opitz ist seit Oktober 2021 in der Geschäftsführung<br />
des Unternehmens eingesetzt. „Jede<br />
und jeder unserer 56 Mitarbeitenden ist an der<br />
Realisierung der Projekte beteiligt. Dann ist es<br />
schön, wenn man gutes Feedback von Kunden<br />
an das gesamte Team zurückgeben kann.“<br />
Ein Schlüsselaspekt für das zukünftige Wachstum<br />
des Unternehmens liegt auch in der Digitalisierung<br />
und Automatisierung der internen<br />
Prozesse. Erika Maas (26), verantwortlich für<br />
Controlling und Personal im Unternehmen<br />
unterstreicht die Wichtigkeit dieses Faktors:<br />
„Hier haben wir in den vergangenen Jahren sicherlich<br />
schon einiges umsetzen können, wollen<br />
aber auch in der Zukunft weitere Aspekte<br />
vor allem in der Verwaltung digitalisieren.“<br />
Diese Modernisierungsbemühungen seien<br />
nicht nur entscheidend für die Effizienzsteigerung,<br />
sondern auch für die Attraktivität des<br />
Unternehmens als Arbeitgeber, so Erika Maas,<br />
Ehefrau von Tim Opitz.<br />
EIN WEITERER WICHTIGER ASPEKT der Unternehmensphilosophie<br />
von Opitz Packaging<br />
Systems GmbH ist das Bekenntnis zu einer<br />
offenen und toleranten Gesellschaft. Das<br />
Unternehmen kritisiert Radikalisierung und<br />
Rechtsruck in der Gesellschaft und propagiert<br />
ein weltoffenes Handeln. Diese Werte spiegeln<br />
sich nicht nur in der Unternehmenskultur<br />
wider, sondern auch im neuen Firmensitz,<br />
der so gestaltet wurde, dass er den Mitarbeitenden<br />
ein angenehmes Arbeitsumfeld bietet<br />
und das Miteinander stärkt. „Als mittelständisches<br />
Unternehmen müssen wir uns umso<br />
mehr bemühen, den altmodischen Umhang<br />
abzuwerfen, der Handwerksunternehmen oft<br />
anhaftet“, so Tim Opitz. „Nur so können wir<br />
junge Fachkräfte als Arbeitgeber überzeugen,<br />
und genau die sind wichtig für langfristigen<br />
Erfolg.“<br />
Opitz Packaging Systems GmbH lädt Interessenten<br />
und Bewerber*innen ein, Teil des<br />
Teams zu werden, unabhängig von ihrer beruflichen<br />
Vorgeschichte. Was zählt, ist vor allem<br />
der Charakter und die Motivation, Neues zu<br />
lernen und umzusetzen. Denn nur gemeinsam<br />
kann das Unternehmen weiter wachsen<br />
und seine Vision einer modernen und erfolgreichen<br />
Zukunft verwirklichen.<br />
.<br />
AM 8. JUNI <strong>2024</strong> ÖFFNET OPITZ Packaging<br />
Systems GmbH seine Türen für einen Tag der<br />
offenen Tür und lädt alle herzlich ein, das Unternehmen<br />
und sein Team kennenzulernen.<br />
Es wird nicht nur eine Gelegenheit sein, die<br />
Produkte und Innovationen des Unternehmens<br />
zu entdecken, sondern auch einen Einblick<br />
in die Unternehmenskultur und die familiären<br />
Werte zu gewinnen, die Opitz Packaging<br />
Systems GmbH auszeichnen.<br />
KONTAKT<br />
Opitz Packaging Systems GmbH<br />
Detlev-Karsten-Rohwedder-Str. 8<br />
37154 Northeim<br />
Deutschland<br />
Telefon +49 (0) 5553/9938-10<br />
info@opitz-ps.de<br />
www.opitz-ps.de
wissen<br />
-shortlist<br />
Der Kachelofen glüht<br />
Nach fünf Jahren Sanierungszeit ist die neue<br />
Stadthalle Göttingen eröffnet worden<br />
Diesmal mit zwei<br />
Landkreisen<br />
Bewerbung für<br />
Innovationspreis<br />
NACH FÜNFJÄHRIGER Sanierungspause<br />
ist die Stadthalle Göttingen<br />
seit Februar <strong>2024</strong> wieder eröffnet.<br />
Sie zählt nun laut Göttingens Oberbürgermeisterin<br />
Petra Broistedt zu<br />
den modernsten Stadthallen Europas.<br />
Schon seit Oktober 2023 wurden<br />
in einem Testbetrieb verschiedene<br />
Veranstaltungsarten probehalber<br />
durchgeführt, um Abläufe zu testen<br />
und etwaige Korrekturen oder<br />
Nachbesserungen bis zum eigentlichen<br />
Eröffnungstermin durchzuführen.<br />
Wie schon zur Eröffnung im Jahr<br />
1964 trat auch diesmal der Göttinger<br />
Knabenchor auf. Broistedt lobte<br />
die optische Verbindung von Tradition<br />
und Moderne, die sich dank der<br />
Fliesen-Optik in, wie sie sagt, „unserem<br />
Kachelofen“ wiederfinde.<br />
Insgesamt stehen 2.700 Quadratmeter<br />
Veranstaltungsfläche auf drei<br />
Ebenen zur Verfügung, bei einer Gesamtfläche<br />
von knapp 5.400<br />
Quadratmetern. Unbestuhlte Veranstaltungen<br />
sind mit bis zu 1.780 Personen<br />
möglich, davon 1.520 im<br />
Großen Saal und 260 im Rang (sitzend).<br />
Bestuhlte Veranstaltungen<br />
können mit bis zu 1.154 Personen<br />
stattfinden. Gekostet hat die Sanierung<br />
der Halle rund 43,5 Millionen<br />
Euro.<br />
Zur Eröffnung der sanierten Stadthalle sang wie einst bei der Einweihnung im Jahr 1964<br />
wieder der Göttinger Knabenchor.<br />
106 1 |<strong>2024</strong><br />
Der Innovationspreis mit Northeims<br />
Land rätin Astrid Klinkert-Kittel, Göttingens<br />
Landrat Marcel Riethig u. Göttingens<br />
Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (v. l.)<br />
MIT ERWEITERTEM NAMEN und<br />
dem Landkreis Northeim als neuem<br />
Kooperationspartner startet der<br />
Innovationspreis in die nächste<br />
Runde. Das Motto für <strong>2024</strong> lautet:<br />
,Gemeinsam Zukunft gestalten.‘<br />
Unternehmen, Selbstständige oder<br />
Gründer können sich bis zum<br />
15. Juni <strong>2024</strong> bewerben. Die<br />
Preisverleihung findet am 28. November<br />
<strong>2024</strong> in der Göttinger Stadthalle<br />
statt. Der Innovationspreis der<br />
Region Göttingen und Northeim<br />
wird erstmals zusätzlich in Kooperation<br />
mit dem Landkreis Northeim<br />
und der Stadt Göttingen ausgetragen<br />
und umfasst zwölf Preise in drei<br />
Kategorien sowie drei Sonderpreise.<br />
Göttingens Landrat Marcel Riethig<br />
betont: „Wir schärfen unser Profil<br />
als Innovationsstandort und stärken<br />
die Region sowie ihre Unternehmen.“<br />
Auch Northeims Landrätin<br />
Astrid Klinkert-Kittel betont: „Die<br />
Partnerschaft fördert unsere innovativen<br />
Unternehmen und hebt ihre<br />
Bedeutung in der regionalen Wirtschaft<br />
hervor.“
wissen<br />
Kooperation für Nachhaltigkeit: Refratechnik und<br />
Stadtwerke nehmen Abwärmeübernahme in Betrieb<br />
Strom für mehr als 900 Haushalte senkt<br />
CO2-Bilanz der Unistadt<br />
Forschungszentrum für<br />
optogenetische Therapien<br />
Fresenius-Stiftung<br />
fördert Forschung<br />
AM 23. JANUAR <strong>2024</strong> pünktlich um<br />
11 Uhr haben die Kooperationspartner<br />
Refratechnik Cement GmbH<br />
und Stadtwerke Göttingen AG die<br />
Übernahmestation für die Industrieabwärme<br />
von Refratechnik ins Fernwärmenetz<br />
des Energieversorgers in<br />
Betrieb genommen.<br />
Die Nutzung dieser Abwärme ist<br />
wesentlicher Bestandteil des klimafreundlichen<br />
Gesamtkonzeptes der<br />
Stadtwerke und der Sartorius Stedim<br />
Biotech GmbH. Anfang 2022<br />
startete das kommunale Versorgungsunternehmen<br />
das neue Großprojekt<br />
in Richtung Göttingens<br />
Nordwesten zum Ausbau der erneuerbaren<br />
Wärmeversorgung. Refratechnik<br />
liefert den Stadtwerken dafür<br />
eine Abwärmemenge von<br />
12 GWh, die in etwa der Wärmeversorgung<br />
von 940 Einfamilienhäusern<br />
entspricht.<br />
Die Abwärme, die seit Januar ins<br />
Fernwärmenetz der Stadtwerke eingespeist<br />
wird, steigert den Anteil der<br />
erneuerbaren Wärmeversorgung um<br />
zehn Prozent, heißt es vom Unternehmen.<br />
Die Bauzeit für die Trassenerweiterung<br />
zum Standort von Refratechnik<br />
dauerte etwa zehn Monate.<br />
Göttingens Oberbürgermeisterin Petra Broistedt weiht gemeinsam mit Refratechnik-Chef<br />
Christian Meyre (M.) die neue Anlage mit Fernwärme ein.<br />
FOTO: SPFÖRTNER<br />
Vertreter der Uni und der Stiftung<br />
freuen sich über die Förderung für das<br />
neue Forschungszentrum in Göttingen.<br />
DIE ELSE-KRÖNER-FRESENIUS-Stiftung<br />
(EKFS) unterstützt die Einrichtung<br />
eines neuen Forschungszentrums<br />
für optogenetische Therapien<br />
an der Universitätsmedizin<br />
Göt tingen (UMG) mit einer Förderung<br />
von 37,4 Millionen Euro über<br />
zehn Jahre. Das Land Niedersachsen<br />
sichert zusätzliche Mittel von bis zu<br />
22,6 Millionen Euro für den Aufbau<br />
des Zentrums zu und nimmt den<br />
Forschungsneubau mit geschätzten<br />
Kosten von 32,7 Millionen Euro in<br />
die Bauplanung auf. Das Ziel des<br />
Zentrums ist die Entwicklung innovativer<br />
Behandlungsansätze für<br />
Patienten mit Taubheit, Blindheit,<br />
Magenlähmung oder Bewegungsdefiziten.<br />
Die UMG wird das Zentrum<br />
integrieren.<br />
1|<strong>2024</strong> 107
interview<br />
» Unsere Mitglieder bekommen<br />
bei uns alles aus einer Hand. «<br />
108 1 |<strong>2024</strong>
interview<br />
„Willkommen<br />
im Club“<br />
<strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme berichtet<br />
zum Jubiläum, wie der <strong>faktor</strong>-Club die Unternehmen<br />
in Südniedersachsen regional bekannter<br />
macht.<br />
INTERVIEW CHRISTIAN VOGELBEIN<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Das <strong>faktor</strong>-Magazin feiert seine 75. Ausgabe – das<br />
Entscheider-Magazin gibt es als regionale Netzwerk-<br />
Plattform seit 2005. Was ist das Besondere an dem<br />
Konzept?<br />
Marco Böhme: Die meisten Unternehmen in der Region<br />
Göttingen stehen vor der Herausforderung, aus dem dichten<br />
Dschungel der Vergleichbarkeit zu kommen und für<br />
ihre Kunden und Mitarbeiter regional bekannter zu werden.<br />
Wer bekannt und sichtbar ist, wird gekauft, wer unbekannt<br />
und daher unsichtbar ist, dessen Qualität kann<br />
nicht wahrgenommen werden – so gut sie auch sein mag.<br />
Wir machen diese Firmen regional bekannter in Südniedersachsen.<br />
Um den Nutzen für unsere Kunden zu erhöhen,<br />
gibt es jetzt den <strong>faktor</strong>-Club. Hier haben wir all unsere<br />
Aktivitäten aus über 18 Jahren gebündelt. Wir<br />
machen Unternehmen der Region über ein ganzes Jahr<br />
bekannter in Print, auf unseren Events und digital.<br />
Was haben die Club-Mitglieder davon?<br />
Unsere Mitglieder bekommen bei uns alles aus einer<br />
Hand. Sie erhalten Medialeistung im <strong>faktor</strong>-Magazin<br />
oder im <strong>faktor</strong>AZUBI, vernetzen sich über unsere Events<br />
und werden über unsere digitalen Formate sichtbarer. So<br />
haben unsere Kunden die Möglichkeit, sich als Unternehmer<br />
oder als Firma mit den Mitarbeitern oder den<br />
Produkten und Dienstleistungen darzustellen, um<br />
bestehende Kunden zu binden und neue zu gewinnen.<br />
Auch Unternehmen, die zwar ihren Sitz in Südniedersachsen<br />
haben, aber hier gar keine Geschäfte machen,<br />
sind als attraktiver Arbeitgeber auf den Standort angewiesen.<br />
Auch hier können wir helfen, regional bekannter<br />
zu werden, um Fach- und Führungskräfte auf sich aufmerksam<br />
zu machen.<br />
1|<strong>2024</strong> 109
interview<br />
Welche Rolle spielt dabei das <strong>faktor</strong>-Magazin?<br />
Im Zentrum unserer Aktivitäten steht das gedruckte<br />
Magazin, das vierteljährlich die regionalen Erfolgsgeschichten<br />
erzählt – mit tollen Fotos unseres ,brasilianischen<br />
Auges‘ Alciro Theodoro da Silva, der auch die meisten<br />
Bilder in dieser Jubiläumsausgabe gemacht hat, und<br />
mit lesenswerten Texten unseres Redaktionsleiters<br />
Christian Vogelbein und seinem Team. Zudem glaube ich<br />
an die Zukunft von hochwertigen Printmagazinen. Je<br />
mehr ich im Alltag auf meinem Smartphone oder Laptop<br />
Nachrichten lese, desto mehr schätze ich es, wenn sich jemand<br />
die Mühe macht, spannende Geschichten zu entdecken<br />
und auf wändig zu erzählen. Dazu haben wir tolle<br />
Fotos auf edlem Papier – hier werden alle Sinne angesprochen.<br />
Der <strong>faktor</strong> wird also in Zukunft noch hochwertiger<br />
werden.<br />
<strong>faktor</strong> steht von Anfang an dafür, Menschen zusammenzubringen.<br />
Dafür gibt es diverse Veranstaltungsformate.<br />
Welche Rolle spielen die Events im <strong>faktor</strong>-Club?<br />
Seit der ersten <strong>faktor</strong>-Ausgabe treten wir als Veranstalter<br />
von Netzwerktreffen auf und sind gern Gastgeber. Wir<br />
schaffen im <strong>faktor</strong>-Club Raum für echte Begegnungen.<br />
Für uns ist es absolut erfüllend, wenn sich die Teilnehmer<br />
auf den Events kennenlernen und austauschen. Daraus<br />
entstehen neue Ideen oder sogar Produkte und Unternehmen.<br />
Auf den folgenden Seiten stellen wir ein paar<br />
dieser Erfolgsgeschichten vor, bei denen sich Menschen<br />
über <strong>faktor</strong> kennengelernt haben und nun was Gemeinsames<br />
machen wie Daniel de Vasconcelos, der Geschäftsführer<br />
vom Hospiz an der Lutter, und Loreen Krech von<br />
der Firma Krech Zaunsysteme GmbH & Co. KG, die<br />
sich beim <strong>faktor</strong>-Mittagsclub im Januar <strong>2024</strong> trafen.<br />
Wenige Wochen später erhielt das Hospiz für den<br />
Patientengarten von dem Familienunternehmen aus<br />
Schnedinghausen einen Zaun.<br />
Welche weiteren Formate gibt es?<br />
Wir haben die Eventformate allmählich ausgebaut. Es<br />
gibt jetzt neu das monatlich stattfindende Frühstück und<br />
den <strong>faktor</strong>-Mittagsclub am letzten Mittwoch des Monats,<br />
in dem sich die Teilnehmer in exklusiver Runde<br />
von einem kurzen Impuls-Vortrag inspirieren lassen und<br />
beim anschließenden Essen mit den anderen Teilnehmern<br />
austauschen.<br />
Ob Nobelpreisträger Stefan Hell, Ex-Fußballnationalspieler<br />
Marco Bode oder GSO-Chefdirigent Nicholas<br />
Milton – die <strong>faktor</strong>-Business-Lounge bietet dreimal im<br />
110 1 |<strong>2024</strong><br />
» Ich glaube an die Zukunft von<br />
hochwertigen Printmagazinen. «<br />
Jahr hochkarätige Speaker zu spannenden Themen wie<br />
Führung, Marketing und Digitalisierung. Hier schaffen<br />
wir jeweils tolle Formate, um beim Netzwerken Geschäfte<br />
anzubahnen.<br />
Wo wird der <strong>faktor</strong> in 75 Ausgaben stehen? Welche Vision<br />
gibt es für die Zukunft?<br />
Bei aller Digitalisierung wird sich das menschliche<br />
Grundbedürfnis nach Austausch nicht verändern. Im<br />
Gegenteil: Je mehr wir digital machen, desto mehr freuen<br />
wir uns auf echte, analoge Treffen mit Menschen.<br />
Unter dem Arbeitstitel GÖZ – Göttinger Zentrum für<br />
New Work und Gründungen – planen wir, den<br />
<strong>faktor</strong>-Club auch als Ort umzusetzen. Gemeinsam mit<br />
Partnern suchen wir derzeit eine Immobilie, wo wir zeitgemäß<br />
zusammenarbeiten können. In diesem Konzept<br />
teilen wir uns mit befreundeten Unternehmen die Fläche<br />
und stellen sie Dritten – gern Start-ups – als Coworkingspace<br />
zur Verfügung. Außerdem liefern wir in<br />
attraktiven Räumen innovative Themen in Vorträgen<br />
und Workshops. Mit dem <strong>faktor</strong>-Club und GÖZ können<br />
wir verstärkt Menschen zusammenbringen und somit<br />
unsere Mission und Leidenschaft ausleben.<br />
DER FAKTOR-CLUB BIETET:<br />
Sichtbarkeit steigern: Mitglieder des<br />
<strong>faktor</strong>-Clubs profitieren von regelmäßigen<br />
Präsentationen im Magazin, auf<br />
Veranstaltungen und digitalen Plattformen,<br />
was zu einer erhöhten regionalen<br />
Sichtbarkeit führt.<br />
Netzwerken: Der Club bietet exklusive<br />
Gelegenheiten zum Netzwerken mit anderen<br />
Entscheidern in Südniedersachsen,<br />
was zu wertvollen Geschäftskontakten<br />
führen kann.<br />
Branchenübergreifender Austausch:<br />
Der Club fördert den Austausch zwischen<br />
Unternehmen verschiedener<br />
Branchen, was zu kreativen Partnerschaften<br />
und Synergien führen kann.<br />
Digitale Präsenz: Durch die digitale<br />
Plattform des Clubs erhalten Mitglieder<br />
eine zusätzliche digitale Präsenz, was in<br />
der heutigen Zeit für die Geschäftsentwicklung<br />
entscheidend ist.<br />
Wenn Sie Interesse an einer Mitgliedschaft<br />
im <strong>faktor</strong>-Club haben, vereinbaren<br />
Sie einen unverbindlichen Termin<br />
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(Foto, l.) telefonierte und dieser eine geplante Kilimandscharo-Reise<br />
erwähnte, dachte er sofort an<br />
Chris Asmuth und stellte den Kontakt zischen beiden<br />
her. Der Chef von pro office in Göttingen hatte<br />
bereits im <strong>faktor</strong>-Mittagsclub und im Podcast<br />
onfire von seiner Tansania-Expedition berichtet.<br />
Beim Treffen sprachen Asmuth und König leidenschaftlich<br />
über Grenzerfahrungen und über Erwartungen<br />
und Ängste. Die Chemie zwischen den<br />
beiden stimmte. „Mit Chris habe ich mich sofort<br />
so gut verstanden, als würden wir uns schon seit<br />
Jahren kennen“, erzählt König heute.<br />
Chris Asmuth empfahl André König sogar die<br />
Reise-Veranstalterin, die aus der Nähe von<br />
Northeim kommt und in Tansania lebt.<br />
Für den Weg nach oben lieh Asmuth dann König<br />
sein ,Duffel Bag‘ – siehe Foto –, das somit zweimal<br />
auf dem Berg war. Und obwohl beide den<br />
Gipfel nicht erklommen haben, berichten sie, wie<br />
sehr sie diese Erfahrung emotional verändert<br />
habe.<br />
114 1 |<strong>2024</strong><br />
Zur Podcast-Episode mit<br />
Chris Asmuth über die<br />
Reise seines Lebens<br />
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA
erfolgsgeschichten<br />
<strong>faktor</strong> vernetzt<br />
Seit 75 Ausgaben bringt <strong>faktor</strong> spannende Menschen zusammen und schafft so Raum für<br />
echte Begegnungen. Daraus entstehen neue Ideen oder sogar Produkte und Unternehmen.<br />
Auf den folgenden Seiten stellen wir ein paar dieser Erfolgsgeschichten vor, bei denen sich<br />
Menschen über <strong>faktor</strong> kennengelernt haben und nun was Gemeinsames machen.<br />
1 |<strong>2024</strong> 115
erfolgsgeschichten<br />
BEIM FAKTOR-MITTAGSCLUB IM SEPTEMBER 2022 war<br />
Daniel Liebermann (Foto, r.) vom Coaching- und Trainingsunternehmen<br />
nevo in Göttingen zu Gast. Er stellte Mapstell<br />
vor, das den eigenen Verhaltensstil als eine farbige, sehr detaillierte<br />
Karte mit allen Merkmalen – Städte, Flüsse, Berge<br />
und Meere – als menschliche Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale<br />
darstellt.<br />
Räume für<br />
Menschen<br />
Von dieser Methode ganz angetan war Jens Barwinske vom<br />
System-Büro Struckmeier. <strong>faktor</strong>-Partner Barwinske erstellt<br />
mit seinem Team Raumkonzepte, die dazu beitragen, dass<br />
eine Arbeitsatmosphäre entsteht, in der sich die Menschen<br />
wohlfühlen.<br />
Also verabredeten sich die beiden Göttinger und überlegten,<br />
wie sich die beiden Ansätze zusammenbringen lassen. Sie<br />
arbeiten nun gemeinsam an einer Übersetzungsmethode,<br />
wie Persönlichkeitsmerkmale in Raumkonzepten abgebildet<br />
werden können.<br />
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
116 1 |<strong>2024</strong>
erfolgsgeschichten<br />
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Zwei<br />
in einem<br />
Kreis<br />
FÜR BESUCHER DER FAKTOR-REDAKTION ist die lange Wand mit großem Bücherregal auch<br />
heute noch ein beeindruckender und inspirierender Anblick. Für Oliver Bornemann (Foto, l.)<br />
und Matthias Walter (r.) ist er inzwischen alltägliches Bild, nutzen sie den dazugehörigen<br />
Raum doch mittlerweile als ihr Büro. Für die Köpfe von ,The Alternative Board‘ Südniedersachsen<br />
schließt sich damit ein Kreis. Denn <strong>faktor</strong> war es, der beide Unternehmer vernetzte.<br />
TAB bringt Geschäftsführer und Unternehmer zusammen und lässt sie in regelmäßigen und<br />
kleinen Kreisen Wissen und Erfahrungen austauschen. Reiseland-Gründer Matthias Walter lebt<br />
und arbeitet nach dieser Philosophie bereits seit Jahren. Auch deshalb war Oliver Bornemann<br />
für <strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme die ideale Empfehlung für Walter, der einen passenden<br />
Partner suchte. Bornemann und Walter trafen sich zum Mittagessen, fanden zueinander – und<br />
arbeiten nun als starkes Team dank <strong>faktor</strong> in den Räumen von <strong>faktor</strong>.<br />
1 |<strong>2024</strong> 117
erfolgsgeschichten<br />
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
118 1 |<strong>2024</strong>
erfolgsgeschichten<br />
Schnell<br />
geliefert<br />
DANIEL DE VASCONCELOS (FOTO,<br />
R.) UND LOREEN KRECH lernten<br />
sich beim <strong>faktor</strong>-Mittagsclub im<br />
Januar <strong>2024</strong> kennen. Als der Geschäftsführer<br />
vom Hospiz an der<br />
Lutter in Göttingen hörte, dass seine<br />
Tischnachbarin Zäune herstellt, handelte<br />
er blitzschnell. Denn de Vasconcelos,<br />
Mitglied im <strong>faktor</strong>-Club,<br />
suchte für den Patientengarten der<br />
Einrichtung einen schützenden Zaun.<br />
Den konnten Loreen und ihr Mann<br />
Jens Krech vom gleichnamigen<br />
Familienunternehmen in Schnedinghausen<br />
liefern. Wenige Wochen später<br />
wurde der Zaun bereits aufgestellt<br />
und bringt seitdem deutlich<br />
mehr Ruhe und Privatsphäre in den<br />
Hospiz-Garten.<br />
1 |<strong>2024</strong> 119
erfolgsgeschichten<br />
Feuer<br />
gefangen<br />
MARCO SCHEUCHZER (Foto, r.) fing<br />
beim <strong>faktor</strong>-Mittagsclub im Oktober<br />
2022 sofort Feuer für Molly Suh. Das<br />
Gründer-Duo Amy und Maurice Jedlicka<br />
berichtete damals, wie es mit nachhaltigen<br />
Duftkerzen aus Frittenfett die Branche<br />
revolutionieren wollte. Der Wirtschaftsprüfer<br />
und Steuerberater von HSP<br />
STEUER bestellte die Kerzen und bot direkt<br />
an, mit der Kanzlei die Steuerberatung<br />
für das Startup zu übernehmen.<br />
Eine Mitarbeiterin kümmert sich seitdem<br />
um die betriebswirtschaftlichen Auswertungen,<br />
Scheuchzer selbst steht den<br />
Gründern beratend zur Verfügung und<br />
ist auch seit ihrem Auftritt bei ,Die Höhle<br />
der Löwen‘ kurz vor Weihnachten 2023<br />
weiterhin als Ratgeber tätig. Einen ausführlichen<br />
Artikel zur Erfolgsgeschichte<br />
von Molly Suh gibt es in dieser<br />
<strong>faktor</strong>-Ausgabe auf Seite 86.<br />
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
120 1 |<strong>2024</strong>
erfolgsgeschichten<br />
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Auf einer<br />
Wellenlänge<br />
MARKUS BAUER VON DER PRIVATEN HOCHSCHULE GÖT-<br />
TINGEN (Foto, l.) ist ein begeisterter <strong>faktor</strong>-Leser und immer<br />
auf der Suche nach spannenden Persönlichkeiten, die zur PFH<br />
passen könnten. Eine davon ist Katja Thiele-Hann, über die ein<br />
großer Beitrag in der <strong>faktor</strong>-Winterausgabe 2022 (,Frei wie ein<br />
Vogel‘) erschienen war. Thiele-Hann hatte ihren Bäckerei-Betrieb<br />
in Familienhand nach fast 150 Jahren verkauft.<br />
Markus Bauer kontaktierte daraufhin die Göttingerin und vernetzte<br />
sie mit Präsident Frank Albe (Foto, r.) und Bernhard<br />
Vollmar, Professor für Entrepreneurship (2.v.r.). „Wir waren sofort<br />
auf einer Wellenlänge“, erzählt Katja Thiele-Hann. Ziel der<br />
Zusammenarbeit ist die Vorbereitung der Unternehmensnachfolger<br />
– im Besonderen im Handwerk – durch Katja Thiele-Hann<br />
als Praxisexpertin.<br />
1 |<strong>2024</strong> 121
erfolgsgeschichten<br />
Langjährige<br />
Partnerschaft<br />
MARION TALMEIER (Foto, Mitte)<br />
lernte den Bauunternehmer Matthias<br />
Krieger (l.) im Herbst 2<strong>01</strong>0 auf der<br />
<strong>faktor</strong>-Business-Lounge kennen. Daraus<br />
entwickelte sich über die Jahre,<br />
so Talmeier, eine „schöne Partnerschaft“.<br />
In den vergangenen Jahren<br />
arbeitete die Göttingerin immer wieder<br />
bei verschiedenen Projekten von<br />
,Krieger + Schramm‘ mit. Nun ist das<br />
Bau-Unternehmen umgekehrt für die<br />
Immobilien spezialistin tätig. An der<br />
Groner Landstraße 37 entsteht für<br />
Talmeier und ihren Mann Markus<br />
Thiele (r.) ein Wohn- und Geschäftshaus.<br />
Mit dem symbolischen Spatenstich<br />
wurde Anfang Februar <strong>2024</strong> die<br />
Bebauung offiziell gestartet.<br />
FOTO: MIRIAM MERKEL<br />
122 1 |<strong>2024</strong>
Der neue<br />
Tiguan<br />
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Der neue Tiguan vereint elegantes und dynamisches Exterieur-Design mit innovativer Ausstattung. Starke Proportionen und fließende Linien formen die sportliche<br />
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Life. Vollumfängliche Nutzung der Funktionalitäten nur mit Volkswagen ID Benutzerkonto, mobilen Volkswagen Online-Diensten und Spotify In-Car App möglich. 3 Gepäckraumvolumen<br />
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Autohaus Südhannover GmbH<br />
Kasseler Landstraße 53–69, 37081 Göttingen, Tel. 0551 9030<br />
volkswagen-zentrum-goettingen.de
wissen<br />
Erfolgreiche Premiere: Kanzleigründer und Geschäftsführer JUDr. Hans-Hermann Lampe begrüßte die mehr als 30 geladenen Gäste zum 1. Göttinger Vermögensnachfolgetag<br />
bei Lampe legal Anwaltsgesellschaft und Notare.<br />
Erfolgreicher Auftakt beim<br />
1. Göttinger Vermögensnachfolgetag<br />
Recht für Unternehmen und Vermögen ist das Motto<br />
von Lampe legal Anwaltsgesellschaft und Notare.<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
124 1 |<strong>2024</strong>
wissen<br />
Eliane Maria Krüger<br />
sprach zu dem Thema:<br />
,Schenken mit der<br />
warmen Hand – Steuersparmodell<br />
und Strategie<br />
zur Pflichtteilsreduzierung<br />
für Unternehmer<br />
und Privatpersonen.‘<br />
KONTAKT<br />
Lampe legal<br />
Anwaltsgesellschaft und Notare<br />
Recht für Unternehmen und Vermögen<br />
Bahnhofsallee 6<br />
37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 5474921<br />
info@lampe-legal.de<br />
www.lampe-legal.de<br />
Dr. André Kupfernagel<br />
widmete sich dem Thema:<br />
,Die Familien-KG:<br />
Vermögen übertragen –<br />
Kontrolle behalten.‘<br />
Das Recht ist für die Schlauen da“, sagte<br />
Kanzleigründer und Geschäftsführer JUDr.<br />
Hans-Hermann Lampe zur Begrüßung des<br />
1. Göttinger Vermögensnachfolgetags am<br />
7. März <strong>2024</strong> bei Lampe legal Anwaltsgesellschaft und<br />
Notare in Göttingen.<br />
DIE KANZLEI Lampe legal nimmt auf dem lokalen und<br />
regionalen Rechtsmarkt eine Sonderstellung ein: Sie hat<br />
sich nach dem Motto ,Recht für Unternehmen und Vermögen‘<br />
ganz auf den Rechtsbedarf von Unternehmen<br />
und Unternehmern sowie wirtschaftlich aktiven Menschen<br />
und Institutionen fokussiert. Diese waren auch<br />
angesprochen beim 1. Göttinger Vermögensnachfolgetag<br />
im Veranstaltungsbereich der Kanzlei über den Dächern<br />
Göttingens direkt am Bahnhof.<br />
Eliane Maria Krüger, Rechtsanwältin und Notarin bei<br />
Lampe legal, Fachanwältin für Erbrecht und zertifizierte<br />
Fachberaterin für Unternehmensnachfolge sprach zu<br />
dem Thema: ,Schenken mit der warmen Hand – Steuersparmodell<br />
und Strategie zur Pflichtteilsreduzierung für<br />
Unternehmer und Privatpersonen.‘<br />
IM ZWEITEN VORTRAG widmete sich Referent Dr. André<br />
Kupfernagel, Rechtsanwalt und Notar bei Lampe Legal,<br />
Fachanwalt für Internationales Wirtschaftsrecht und<br />
Lehrbeauftragter, dem Thema: ,Die Familien-KG: Vermögen<br />
übertragen – Kontrolle behalten.‘<br />
Die mehr als 30 geladenen Gäste – unter ihnen zahlreiche<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer aus der<br />
Region – erhielten so konkrete Tipps aus der Praxis und<br />
wertvolle Hinweise, um die Nachfolge sinnvoll zu gestalten.<br />
IM ANSCHLUSS GAB ES GELEGENHEIT für interessante<br />
Gespräche bei einem Imbiss und edlen Tropfen aus dem<br />
Weinkeller von JUDr. Hans-Hermann Lampe. Aufgrund<br />
des Erfolgs der Premiere ist eine Fortführung des Göttinger<br />
Vermögensnachfolgetags noch in diesem Jahr geplant.<br />
ƒ<br />
1 |<strong>2024</strong> 125
wissen<br />
Ein Pflaster für<br />
das Herz<br />
Professor Wolfram-Hubertus Zimmermann hat am Universitätsklinikum Göttingen mit<br />
seinem Team ein Herzmuskelzell-Pflaster aus Stammzellen entwickelt, das Menschen mit<br />
Herzschwäche im Endstadium helfen soll. Die revolutionäre Technik hat in einer ersten<br />
klinischen Studie vielversprechende Ergebnisse geliefert.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA / UNIVERSITÄTSKLINIKUM SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
Es ist ein kleines medizinisches Wunder, in dem<br />
über 25 Jahre Forschungsarbeit stecken und<br />
das Menschen mit Herzschwäche ein längeres<br />
und deutlich normaleres Leben ermöglichen<br />
soll: das Herzpflaster aus dem Hause Zimmermann. Bei<br />
einer Herzschwäche sterben Teile des Herzmuskelgewebes<br />
und vernarben – da diese Zellen vom Körper nicht<br />
regeneriert werden können, verliert das Herz bei fortschreitender<br />
Krankheit nach und nach an Leistungsfähigkeit.<br />
Und genau da setzt das Herzpflaster an: „Wir<br />
bauen den Herzmuskel wieder auf“, erzählt Wolfram<br />
Hubertus Zimmermann, Professor für Pharmakologie<br />
an der Universitätsmedizin Göttingen.<br />
Was heute möglich ist, hatte einen langen Vorlauf. In<br />
seiner Promotion in den 1990er-Jahren befasste sich Zimmermann<br />
bereits mit der Möglichkeit, aus Rattenzellen<br />
künstliches Herzgewebe herzustellen. Das Thema und die<br />
Technologie haben ihn nicht losgelassen. Als 1998 und<br />
2006 dann menschliche Stammzellen verfügbar wurden,<br />
die die Fähigkeit besaßen, in jedes Zell gewebe umgewandelt<br />
zu werden, wurden erstmals Verfahren denkbar, daraus<br />
menschliches Herzgewebe zu züchten.<br />
„MICH HAT DAS HERZ schon immer fasziniert“, sagt<br />
Zimmermann, „weil es ein Leben lang schlägt, ohne<br />
Pause, ohne dass Herzzellen erneuert werden. Ohne<br />
Herz kein Leben.“ Die Idee, Herzschäden durch das Einbringen<br />
künstlicher Zellen zu reparieren, entstand durch<br />
vielversprechende Versuche an der Ratte. „Daraus hat<br />
sich meine Ambition entwickelt, ein neues biologisches<br />
Reparaturverfahren für die Herzmuskelschwäche im<br />
Menschen zu entwickeln.“ Aus der Ambition ist eine<br />
Rea lität geworden.<br />
Zum Einsatz kommen Stammzellen, die 2<strong>01</strong>5 in den<br />
USA über eine Reprogrammierung von Nabelschnurblutzellen<br />
gewonnen wurden und universell als Ausgangsmaterial<br />
für alle Herzpflaster dienen. Diese Zellen<br />
werden dann im Zuge der Herstellung des Pflasters über<br />
von Zimmermann und seinen Mit arbeitern entwickelte<br />
Verfahren in Herzmuskel- und Herzbindegewebs zellen<br />
umgewandelt.<br />
DIE AUF DEN ERSTEN BLICK naheliegende Verwendung<br />
körpereigener Stammzellen eines jeden Patienten lässt<br />
sich derzeit nicht realisieren. Die Gründe sind vielfältig.<br />
Zum einen würde der Prozess der individualisierten Gewinnung<br />
und Reprogrammierung der Zellen bis zum<br />
fertigen Implantat rund zwei Jahre in Anspruch nehmen,<br />
was in einem Patientenkollektiv mit schwerer Herzschwäche<br />
trotz optimierter Behandlung keine Option<br />
ist: „Diese Gruppe an Patienten hat eine Sterblichkeit<br />
von 50 Prozent in einem Jahr“, so Zimmermann. Zum<br />
anderen kann es auch bei Eigengewebe zu Absto ßungsreak<br />
tionen kommen, und es kann nicht ausgeschlossen<br />
werden, dass sich in dem Gewebe ein Tumor ent wickelt.<br />
Entsprechend haben sich die „Stammzellen von der<br />
126 1 |<strong>2024</strong>
wissen<br />
Professor Wolfram-Hubertus Zimmermann und sein Team hoffen, in Zukunft noch mehr Menschenleben zu verlängern.<br />
1 |<strong>2024</strong> 127
wissen<br />
WAS IST HERZSCHWÄCHE<br />
Herzschwäche oder Herzinsuffizienz ist eine Folgeerkrankung<br />
– die beiden häufigsten Ursachen sind Koronare Herzkrankheit<br />
und Bluthochdruck. Deren Folge sind letztlich Gewebeschäden<br />
am Herzen. Da das Herzmuskelgewebe nicht<br />
erneuert wird, kommt es zur Leistungseinschränkung des<br />
Herzens. Symptome sind Erschöpfung, Müdigkeit, eine verringerte<br />
Leistungsfähigkeit des Körpers. Herzschwäche<br />
betrifft weltweit etwa 60 Millionen Menschen und schränkt<br />
die Lebenserwartung und -qualität stark ein. Nach fünf Jahren<br />
sind trotz bestmöglicher Therapie 50 Prozent dieser<br />
Patienten verstorben. Die Überalterung der Gesellschaft<br />
wird das Problem noch verschärfen.<br />
.<br />
Das Pflaster wird bei einer Operation individuell an das Herz des<br />
Patienten angepasst.<br />
» Unser Ziel ist, dass das Implantat bis zum Lebensende hält. «<br />
Stange“ bewährt – sie machen keinen Tumor, funktionieren<br />
verlässlich und sind damit sicher in der Anwendung,<br />
allerdings muss der Patient fortan Immunsuppressiva<br />
nehmen, um die Abstoßung des Fremdgewebes zu<br />
verhindern.<br />
IN EINER ERSTEN, 2023 ABGESCHLOSSENEN Studie<br />
wurde die ideale Menge an Zellen für ein Pflaster ermittelt.<br />
800 Millionen sind es insgesamt, die über 20 sechseckige<br />
Gewebe-,Flicken‘ aus jeweils 40 Millionen Zellen<br />
zusammengenäht werden. Rund drei Monate dauert es<br />
derzeit noch, bis ein Pflaster hergestellt ist. Repairon, ein<br />
von Zimmermann gegründetes Start-up, produziert bereits<br />
zusammen mit der Universitätsmedizin Göttingen<br />
,in Serie‘, das heißt, pro Monat stehen aktuell ein bis<br />
zwei Implantate zur Verfügung.<br />
Das ist noch weit weg von jedem Bedarf. In Deutschland<br />
gibt es rund zwei Millionen diagnostizierte Herzschwäche-Patienten,<br />
viele von ihnen können mit einem<br />
breiten Spektrum an Medikamenten und Therapien stabilisiert<br />
werden. Doch bei rund zehn Prozent dieser Patienten<br />
ist die Herzschwäche so weit fortgeschritten, dass<br />
keine Therapie mehr hilft – sie haben nur noch eine kurze<br />
Lebenserwartung. Die letzte Hoffnung ist dann entweder<br />
eine künstliche Herzpumpe oder ein Spenderorgan.<br />
Doch den etwa 200.000 Betroffenen stehen jährlich<br />
nur rund 300 Transplantate zur Verfügung, und<br />
etwa 800 Pumpen werden implantiert.<br />
GERADE BEI PATIENTEN MIT SCHWERSTER Herzmuskelschwäche<br />
ist die Anwendung des Herzpflasters vielversprechend.<br />
Dieses wird in einer Operation am offenen<br />
Herzen auf den geschädigten Muskel aufgenäht.<br />
Über drei bis sechs Monate reift das Gewebe im Patienten<br />
weiter, wird über neu gebildete Gefäße versorgt und<br />
synchronisiert sich mit dem Herzrhythmus. „In den acht<br />
Patienten, die das Herzpflaster in der optimierten Dosis<br />
erhalten haben, sehen wir zum Teil massive Veränderungen“,<br />
erklärt Zimmermann. „In den besten Fällen konnten<br />
Menschen, die vorher schon beim Gehen kurzer Strecken<br />
Atemnot bekommen haben, wieder ein gutes Leistungsniveau<br />
erreichen.“ Aufgrund der noch geringen<br />
Zahl behandelter Patienten sind allgemeinverbindlichere<br />
Aussagen noch nicht sicher möglich, „die ersten Beobachtungen<br />
sind allerdings vielversprechend“.<br />
Auch zur Langzeitwirkung lässt sich derzeit noch keine<br />
Aussage treffen – das am längsten tätige Implantat ist<br />
,erst‘ drei Jahre alt. „Aber unser Ziel ist, dass das Implantat<br />
bis zum Lebensende hält“, so Zimmermann. Ein<br />
Lebensende, das dann idealerweise nicht mehr von der<br />
Herzschwäche verursacht wird. „Das ist das grundsätz<br />
128 1 |<strong>2024</strong>
wissen<br />
lich Neue an unserem Ansatz. Während die klassische<br />
Behandlung bei Herzschwäche im Wesentlichen auf<br />
Schadensbegrenzung ausgerichtet ist, versuchen wir den<br />
Muskel so zu reparieren, dass die Pumpkraft des Herzens<br />
wieder kräftiger wird.“<br />
DARIN LIEGT DANN AUCH DAS GROSSE POTENZIAL<br />
des Herzpflasters, denn die Zahl der implantierten<br />
künstlichen Herzpumpen und Spenderherzen wird sich<br />
nicht wesentlich steigern lassen. In seiner gegenwärtigen<br />
Form, schätzt Zimmermann, komme das Herzpflaster<br />
für vielleicht zehn Prozent der Patienten mit schwerer<br />
Herzinsuffizienz infrage, immerhin noch 20.000 Kandidaten.<br />
Aufgrund der vielversprechenden ersten Beobachtungen<br />
in Patienten wird aktuell eine beschleunigte Zulassung<br />
diskutiert. Diese könnte ab 2025 greifen. Das<br />
Interesse an der Herzpflastertechnologie ist in jedem Fall<br />
weltweit geweckt.<br />
Doch bis zu einer breiten Anwendung ist es noch ein<br />
weiter Weg, denn das Herstellungsverfahren ist sehr<br />
aufwendig und noch keine Routine. „Wir planen für<br />
2025 erst einmal mit 20 Patienten, im Folgejahr mit 50<br />
und 2027 mit 100“, sagt Zimmermann. Alles hängt<br />
daran, ob der Herstellungsprozess hochskaliert werden<br />
kann. Daran arbeitet das Team bei Repairon derzeit –<br />
und ebenso an weiteren Verbesserungen wie etwa<br />
Implantaten, die keine Immunsuppressiva mehr benötigen,<br />
oder an Implantaten, die schon in einem früheren<br />
Stadium der Herzschwäche Einsatz finden können.<br />
ZIMMERMANNS MOTIVATION angesichts dieser Hürden<br />
ist ungebrochen. „Wir sind in einer Zeit, in der wir einen<br />
echten Umbruch spüren, wie Medizin in Zukunft gemacht<br />
wird. Es geht viel mehr in Richtung Reparieren als<br />
nur den Status eines Krankheitsprozesses aufzuhalten.<br />
Und was das Herz betrifft, sind wir die Ersten, die dies<br />
mit eigens dafür gezüchtetem Gewebe umsetzen.“ ƒ<br />
ZUR PERSON<br />
Wolfram-Hubertus Zimmermann ist<br />
Professor für Pharmakologie an der<br />
Universitätsmedizin Göttingen<br />
(UMG). Von 1991 bis 1998 studierte<br />
und promovierte er in Humanmedizin<br />
am Universitätsklinikum Hamburg-<br />
Eppendorf (UKE). 2004 kehrte er als<br />
Juniorprofessor ans Institut für Pharmakologie<br />
und Toxikologie ans UKE<br />
zurück. Im Jahr 2008 erhielt er den<br />
Ruf auf die Professur für<br />
Pharmakologie an der UMG.<br />
1|<strong>2024</strong> 4|2023 129
interview<br />
Wirtschaft und<br />
Wissenschaft vernetzen<br />
Dr. Georg Schütte, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, möchte mit dem<br />
,Niedersächsischen Innovationsdialog‘ am 23. April in Hannover neue Bündnisse schmieden.<br />
Herr Dr. Schütte, wen möchte die VolkswagenStiftung mit<br />
dem Niedersächsischen Innovationsdialog am 23. April<br />
<strong>2024</strong> im Schloss Herrenhausen in Hannover erreichen?<br />
Wir erwarten auf der Bühne Start-up-Pioniere, Forschende,<br />
Wirtschaftsvertreter und führende Politiker des Landes<br />
wie Ministerpräsident Stephan Weil, Wissenschaftsminister<br />
Falko Mohrs und Wirtschaftsminister Olaf Lies.<br />
Mit all diesen Akteuren wollen wir darüber sprechen,<br />
wie deutlich mehr Gründungsprojekte an den Start gebracht<br />
werden können als bisher. In den Zukunfts- und<br />
Schlüsseltechnologien gibt es auch in Niedersachsen viel<br />
unternehmerisches Potenzial. Indem wir als unabhängige<br />
Stiftung die relevanten Akteure beim Innovationsdialog<br />
ins Gespräch bringen, vor allem Hochschulen<br />
und Gründer:innen, hoffen wir, neuen Schwung in die<br />
Innovationsförderung des Landes zu bringen. Aktuell<br />
arbeiten wir mit anderen an einem Impulspapier, das<br />
hand feste Empfehlungen enthält und am 23. April sicher<br />
für Gesprächsstoff sorgen wird.<br />
Ihr Stiftungszweck ist die Förderung von Wissenschaft<br />
und Technik. Wirtschaftsförderung ist also eigentlich<br />
nicht Ihre Aufgabe.<br />
Ja und nein. Richtig ist, dass die VolkswagenStiftung gemeinsam<br />
mit dem niedersächsischen Wissenschaftsministerium<br />
das größte Förderprogramm in der Geschichte<br />
des Landes verantwortet. Im letzten Jahr haben wir bei<br />
,zukunft.niedersachsen‘ mehr als 500 Millionen Euro bewilligt.<br />
In diesem Jahr könnten es 400 Millionen Euro<br />
werden. Der Transfer spielt bei ,zukunft.niedersachsen‘<br />
eine wichtige Rolle. Transfer bedeutet, das in Hochschulen<br />
generierte Forschungswissen auch als Spin-offs, als<br />
Ausgründungen, in Wirtschaft und Gesellschaft zu transferieren.<br />
Und das klappt in Niedersachsen nicht?<br />
Lassen Sie mich so antworten: Es könnte besser klappen.<br />
Die Landespolitik hat bereits wichtige Impulse in der Innovationsförderung<br />
gesetzt. Nehmen wir stellvertretend<br />
die Technologieförderung in den Hightech-Inkubatoren,<br />
die Informations- und Netzwerkarbeit der Initiative<br />
startup.niedersachsen oder die Gründungsstipendien.<br />
Was einem Start-up-Boom aber im Wege steht: dass die<br />
Fördermaßnahmen nicht strukturiert ineinandergreifen.<br />
Sie geben Gründer:innen zu wenig Planungssicherheit.<br />
Und die Bürokratie verschlingt unangemessen viele Ressourcen,<br />
die dann bei der eigentlichen Projektarbeit fehlen.<br />
An den Hochschulen wiederum ist die Gründungskultur<br />
ausbaufähig. Noch immer sind die Gründerinnen<br />
und Gründer eine kleine Minderheit. Und die rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen, etwa das sogenannte ,Splittingverbot‘,<br />
erschweren Hochschullehrenden Ausgründungen.<br />
Wer hier in der Pflicht steht, für Verbesserung zu<br />
sorgen, wird beim Innovationsdialog sicher ein großes<br />
130 1 |<strong>2024</strong>
interview<br />
Dr. Georg Schütte ist Generalsekretär der VolkswagenStiftung.<br />
Thema sein. Da bin ich auch auf die Reaktionen aus dem<br />
Publikum gespannt.<br />
Warum glauben Sie, dass der Innovationsdialog am<br />
23. April die niedersächsische Innovationsförderung beflügeln<br />
könnte?<br />
Ich bin nicht so vermessen, diese Pilotveranstaltung mit<br />
Erwartungen zu überfrachten. Aber dass wir als VolkswagenStiftung<br />
überhaupt diese Plattform für den Austausch<br />
bieten, ist das Ergebnis vieler Gespräche, die ich<br />
in den vergangenen Monaten mit Vertretern aus den<br />
Hochschulen, der Wirtschaft und der Politik führen<br />
konnte. Ich habe festgestellt, dass öffentliche und private<br />
Akteure die Notwendigkeit zum Handeln erkannt haben.<br />
Es gibt einen erklärten Willen, die Transfer- und Innovationsstrukturen<br />
auf Landes- und Regionalebene zu verschränken,<br />
auszubauen und nachhaltige Strukturen zu<br />
etablieren. Man ist bereit und ehrgeizig genug, um in<br />
den Wettbewerb mit anderen Bundesländern zu treten<br />
und auch EU-Förderung in den Blick zu nehmen. Wenn<br />
der Innovationsdialog einen Anstoß dazu liefern könnte,<br />
neue Bündnisse zu schmieden, die ihrerseits den Prozess<br />
voranbringen, wäre das aus meiner Sicht der größtmögliche<br />
Erfolg.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
1|<strong>2024</strong> 131
wissen<br />
Wie stark sind wir?<br />
Zur 75. <strong>faktor</strong>-Jubiläumsausgabe finden wir heraus, wie sich die Region Südniedersachsen auf ihre<br />
gemeinsamen Stärken konzentriert, um zu einer in ganz Deutschland sichtbaren Marke zu werden.<br />
TEXT STEFAN LIEBIG<br />
75 <strong>faktor</strong>-Ausgaben stellen die Region Südniesersachsen<br />
in den Mittelpunkt. Beide haben<br />
sich in 18 Jahren stets weiter entwickelt. Woher<br />
wir kommen und wohin es geht, wollen wir genauer<br />
betrachten. Denn gerade jetzt und heute<br />
steckt Südniedersachsen mitten in einem<br />
zukunftsweisenden Prozess.<br />
Ein Prozess, der auch vor 20 Jahren schon einmal angestoßen<br />
wurde. Damals trat die SüdniedersachsenStiftung<br />
neu auf die Landkarte hiesiger Akteure. Otto-Bock-<br />
Chef Hans Georg Näder fungierte als Ideengeber und<br />
Triebfeder. Mit geniusgöttingen kreierten die Stiftungsmitglieder<br />
eine Dachmarke, die die Region um Göttingen<br />
bundesweit bekannt machen sollte; eine zielorientierte<br />
Vorgehensweise – lange bevor das Stichwort Fachkräftemangel<br />
einen festen Platz im alltäglichen wirtschaftlichen<br />
Sprachgebrauch eroberte. „Das war sehr<br />
wichtig. Denn schon damals hatte die Stiftung die Bedeutung<br />
erkannt, sich überregional zu positionieren“,<br />
sagt Jochen Kuhl, der heutige Vorstandsvorsitzende der<br />
SüdniedersachsenStiftung, und blickt zurück. Dass sich<br />
die Marke nicht nachhaltig etablieren konnte, führt er<br />
auf die nachlassende regionale Akzeptanz und Finanzierung<br />
sowie die damals noch zu geringe ,Menpower‘ der<br />
Stiftung zurück.<br />
DAMIT LEITET ER ÜBER zu einem absoluten ,Gamechanger‘<br />
für die Region. Denn egal, ob Wirtschaftsförderer,<br />
Interessenverband oder auch größte Arbeitgeber vor<br />
Ort – unisono stimmen deren Vertreter in ein Loblied<br />
auf das Zusammenwachsen der Region ein. Denn genau<br />
da scheint sich in den vergangenen 20 Jahren Entscheidendes<br />
bewegt zu haben. Christian Grascha, Leiter der<br />
IHK-Geschäftsstelle Göttingen, sagt: „Fusionsdebatten<br />
haben die Region lange gelähmt. Heute präsentieren sich<br />
nicht nur die Unternehmen, auch die Kommunen zeigen<br />
sich sehr viel offener für Zusammenarbeit. Die Region<br />
stellt sich heute auch in der Landeshauptstadt viel aktiver<br />
dar.“ Damit meint er auch hier ein gemeinsames<br />
Auftreten statt dem vorher für Ausstehende so verwirrenden<br />
Durcheinander von südniedersächsischen Ämtern,<br />
Netzwerken und Verbänden. Es gibt inzwischen<br />
einen sehr intensiven Abstimmungsprozess der Akteure<br />
in der Region und die gemeinsame Zielsetzung mit Blick<br />
auf klarere Strukturen und Zuständigkeiten.<br />
EIN ELEMENTARER BAUSTEIN, den Jens Düwel, Geschäftsführer<br />
der GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />
und Stadtentwicklung Göttingen, im Zusammenrücken<br />
der Entscheider begründet sieht: „Nicht nur<br />
die Verwaltung und Politik von Kommunen und Landkreisen<br />
hat erkannt, dass man wichtige Projekte nur gemeinsam<br />
voranbringen kann, auch die Wirtschaftsförderer<br />
ziehen inzwischen bei vielen Projekten an einem<br />
Strang.“ Innovationspreis und das TOPAS-Siegel für<br />
Top-Arbeitgeber belegen dies eindrucksvoll mit ihren<br />
großen Teilnehmerzahlen und dem Engagement vieler<br />
weiterer wichtiger Akteure der Region.<br />
„Kooperation ist an die Stelle des Kirchturmdenkens<br />
getreten. Wir Wirtschaftsförderer und inzwischen auch<br />
die Verwaltungen sehen uns bzw. sich als Dienstleister,<br />
die für die Unternehmen da sind“, sagt Marc Diederich,<br />
Geschäftsführer der WRG Wirtschaftsförderung Region<br />
Göttingen. Er verweist auf die krisengeschüttelte Wirtschaft,<br />
die sich in Zeiten des Fachkräftemangels auf gute<br />
persönliche Beratung und digital abrufbare Informationen<br />
zu Fördermitteln, Technologie- und Gründungsberatung<br />
sowie Netzwerkaktivitäten verlassen können<br />
muss. Für all dies stehen neben der WRG auch die GWG,<br />
die IHK und die SüdniedersachsenStiftung.<br />
DOCH KOMMEN WIR ZURÜCK zur Dachmarke. Denn<br />
seit einiger Zeit ist diesbezüglich wieder gehörig Bewe-<br />
132 1 |<strong>2024</strong>
wissen<br />
» Schon heute ist Südniedersachsen bezogen auf die<br />
Beschäftigungsquote bundesweit die Nummer 1 im<br />
Bereich Life Science. Eine regionale Marke wird das<br />
unterstreichen – zum Besten aller! «<br />
CHRISTIAN GRASCHA, LEITER DER IHK-GESCHÄFTSSTELLE GÖTTINGEN<br />
» Wir arbeiten intensiv an unserer Strategie 2032, um die<br />
UMG zukunftsfähig auf Kurs zu halten. Unter Beteiligung<br />
aller Einrichtungen entwickeln wir in den Bereichen Forschung,<br />
Lehre, Transfer, Krankenversorgung und Wirtschaftlichkeit<br />
eine moderne Ausrichtung auf die Medizin<br />
von Morgen. «<br />
WOLFGANG BRÜCK, SPRECHER DES VORSTANDES UND VORSTAND FORSCHUNG<br />
UND LEHRE DER UNIVERSITÄTSMEDIZIN GÖTTINGEN (UMG):<br />
gung zu registrieren. Wer jetzt nörgelt und sagt: „Schon<br />
wieder!“ Der sollte sich die obigen Aussagen vergegenwärtigen<br />
und das folgende Argument von Jochen Kuhl<br />
berücksichtigen: „Neben dem in der Region entstandenen<br />
Gemeinsamkeitsgefühl haben wir in der SüdniedersachsenStiftung<br />
weitere riesige Fortschritte gemacht.“ Er<br />
meint damit die vielen erfolgreichen Projekte wie SNIC,<br />
TOPAS, MINT:ZE oder auch die Wasserstoff-Allianz,<br />
die die Stiftung mit ihrem stetig wachsenden Team immer<br />
weiter ausbaut. Auf dieser mittlerweile breiten Basis<br />
sollen in den nächsten Monaten die entscheidenden<br />
Schritte in Richtung einer neuen Dachmarke eingeleitet<br />
werden. „Kernpunkt soll ein hochmodernes Themenfeld<br />
sein: Life Sciences. Mit dem Slogan ,Life Science Region‘<br />
sind wir bereits bei Immobilienmesse der Expo Real aufgetreten<br />
und haben jede Menge Interesse geweckt“, sagt<br />
Jens Düwel.<br />
Doch warum soll das zum Fokus des hiesigen Standortmarketings<br />
werden? „In der Region ist inzwischen<br />
jeder fünfte Arbeitsplatz diesem Bereich zuzuordnen“,<br />
erklärt Kuhl. Grund genug, auch beim größten Arbeitgeber<br />
der Region, der Universitätsmedizin Göttingen<br />
(UMG), anzuklopfen und nach der Meinung zu einer<br />
solchen Standortmarketingkampagne zu fragen. „Mit<br />
dem Göttingen Campus und seinen wichtigen Partnern<br />
wie der Georg-August-Universität, den Max-Planck-Instituten<br />
oder dem Deutschen Primatenzentrum stellen<br />
wir uns stark in der Region auf und unterstreichen unser<br />
enormes Potenzial, wegweisende Forschung international<br />
voranzutreiben“, sagt UMG-Vorstand Wolfgang<br />
Brück. Von besonderer Bedeutung sei für ihn die Weiterentwicklung<br />
des Life-Science-Standorts Göttingen. So<br />
wolle man gemeinsam mit vielen regionalen Akteuren<br />
aus Wissenschaft und Wirtschaft, der Stadt und den<br />
Landkreisen Göttingen und Northeim sowie der Unterstützung<br />
des Landes einen ,Life Science Campus‘ entwickeln<br />
und diesen überregional positionieren.<br />
„DAS GROSSE GEBIET DER LIFE SCIENCES steht auch<br />
für die Innovationskraft der Region. Wissenschaft und<br />
Wirtschaft bewegen sich hier in einem sehr dynamischen<br />
Umfeld. Das wird auch überregional wahrgenommen –<br />
auf diese Weise locken wir Fachkräfte nach Südniedersachsen“,<br />
sagt Marc Diederich von der WRG. Ein<br />
LIFE SCIENCES<br />
Biowissenschaften oder Life Science ist ein interdisziplinäres<br />
Feld, das sich mit der wissenschaftlichen Untersuchung<br />
von lebenden Organismen und lebensbezogenen Phänomenen<br />
befasst. Es umfasst verschiedene Bereiche wie Biologie,<br />
Genetik, Ökologie, Biochemie, Biotechnologie, Zoologie,<br />
Botanik und viele andere. Das Hauptziel der Life Sciences<br />
ist es, das Verständnis von Lebewesen zu vertiefen, ihre<br />
Struktur, Funktionen, Verhalten und Interaktionen zu erforschen<br />
sowie mögliche Anwendungen in verschiedenen Bereichen<br />
wie Medizin, Landwirtschaft, Umweltschutz und Industrie<br />
zu entwickeln.<br />
1 |<strong>2024</strong> 133
wissen<br />
» Life Sciences sind unsere Stärke. Das müssen wir selbstbewusst<br />
kommunizieren. Wir müssen die Ressourcen bündeln und die jetzt<br />
entstehende Markenstrategie gemeinsam mit Leben füllen! «<br />
MARC DIEDERICH, GESCHÄFTSFÜHRER DER<br />
WRG WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG REGION GÖTTINGEN<br />
» Wir müssen Entscheider zusammenbringen<br />
und schnell in die Umsetzung von Projekten<br />
übergehen. Wir brauchen konkret messbare<br />
Ergebnisse zum Wohle der Region. «<br />
JENS DÜWEL, GESCHÄFTSFÜHRER DER GWG GESELLSCHAFT FÜR<br />
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG UND STADTENTWICKLUNG GÖTTINGEN<br />
» Wir bündeln netzwerkeübergreifend<br />
unsere Kräfte für eine Dachmarke,<br />
die die Region deutschlandweit<br />
in die Top 5 der Life-Science-Standorte<br />
bringen wird. «<br />
JOCHEN KUHL, VORSTANDSVORSITZENDER<br />
DER SÜDNIEDERSACHSENSTIFTUNG<br />
Punkt, an dem auch gern Jens Düwel einhakt und bekräftigt,<br />
wie sehr sich Investitionen in Veranstaltungsorte<br />
langfristig lohnen. Neben den Einnahmen in jährlich<br />
zweistelliger Millionenhöhe, seien Stadt- und Lokhalle<br />
mit ihrem Messe- und Freizeitveranstaltungsangebot<br />
wichtig, um Göttingen bundesweit bekannt zu machen.<br />
„Damit stärken wir den Standort für Unternehmen direkt<br />
und indirekt, weil wir Göttingen auch für Fachkräfte interessant<br />
machen. Wichtig ist, dass wir außerhalb<br />
Südnieder sachsens noch mehr Anziehungskraft<br />
entwickeln.“<br />
ANZIEHUNGSKRAFT, DIE DEN ARBEITGEBERN unmittelbar<br />
hilft, um zukunftsorientierte Projekte umzusetzen.<br />
„Innovative Forschung am Standort möchten wir auch in<br />
den nächsten Jahren weiter vorantreiben und wegweisende<br />
Leuchtturmprojekte auf den Weg bringen“, sagt<br />
UMG-Vorstandssprecher Wolfgang Brück. „Wir möchten<br />
unsere Transferambitionen beschleunigen, also medizinwissenschaftliche<br />
Forschung und deren Ergebnisse<br />
in eine wirtschaftliche Nutzung überführen.“ Christian<br />
Grascha fordert ein weiter und schnell wachsendes<br />
Wir-Gefühl für die Region. Wie die anderen Gesprächspartner<br />
sieht auch er Göttingen auf dem Weg zu den Top<br />
5 der Life-Science-Regionen in Deutschland.<br />
DARAN ZWEIFELT AUCH Jochen Kuhl nicht. Die SüdniedersachsenStiftung<br />
sieht er quasi als Meta-Netzwerk,<br />
das die hiesigen Cluster, Wirtschaftsförderungen und<br />
-clubs mit Verwaltungen, Unternehmen, Hochschulen<br />
und Forschungseinrichtungen zusammenbringt. „Gemeinsam<br />
können wir die riesigen Herausforderungen im<br />
Wirtschafts-, Bildungs- und Umweltbereich durch ein effektives<br />
Miteinander erfolgreich angehen“, so Kuhl. Er<br />
stellt schon fest, wie Südniedersachsen zusammenwächst<br />
und sich zunehmend gemeinsam Gehör in Hannover<br />
und Berlin verschafft. Dabei sieht er die Stiftung als zentrales<br />
Bindeglied der Region in einer wichtigen Rolle.<br />
Optimistisch prophezeit er, dass die ,kleine Mammutaufgabe‘<br />
der Entwicklung einer gemeinsamen regionalen<br />
Dachmarke noch in diesem Jahr entscheidende Fortschritte<br />
machen wird. Mit Spannung dürfen wir nun also<br />
auf die genaue Ausgestaltung der Marketinginitiative<br />
warten. <strong>faktor</strong> wird genau zuhören und hinsehen. ƒ<br />
134 1 |<strong>2024</strong>
Foto: Leah Frese<br />
Dinge begreifen…<br />
im Forum<br />
Wissen!<br />
Foto: Anna Greger<br />
Das Forum Wissen ist eine Einrichtung der Universität Göttingen<br />
FORUM WISSEN<br />
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ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
DIENSTAG - SONNTAG<br />
10 - 18 UHR<br />
FORUM-WISSEN.DE
leben<br />
-kalender<br />
5. bis 7. April <strong>2024</strong><br />
Frühjahrslese<br />
Das Literarische Zentrum Göttingen e.V. und der Göttinger Literaturherbst<br />
lassen vom 5. bis 7. April zum zweiten Mal die ,Göttinger Frühjahrslese’<br />
stattfinden.<br />
Ein besonderes Highlight ist am Samstag, 6. April, die Präsentation von<br />
Anke Engelke im Rahmen der Reihe ,Familiensonntage‘ des Literarischen<br />
Zentrums. Die Entertainerin wird um 14 Uhr in der Sheddachhalle im Sartorius<br />
Quartier eine humorvolle Interpretation des Klassikers ,Die neue<br />
Häschenschule‘ vorstellen.<br />
Am Samstag um 19 Uhr bietet sich eine exklusive Gelegenheit, die Weltklasse-Tennisspielerin,<br />
Entertainerin, Moderatorin und Schriftstellerin<br />
Andrea Petkovic live zu erleben. In einem Gespräch mit Fernsehmoderatorin<br />
Okka Gundel wird Petkovic über ihren Ausstieg aus dem Profisport und ihr<br />
Buch ,Zeit, sich aus dem Staub zu machen‘ sprechen<br />
28. April <strong>2024</strong> Tour d'Energie<br />
Das größte Radrennen in der Region zieht sowohl professionelle<br />
Radsportler als auch Hobbyfahrer an. Die Strecke<br />
führt durch die Landschaft von Göttingen und<br />
Umgebung und bietet den Teilnehmern eine<br />
Herausforderung in Form von verschiedenen<br />
Distanzen und Schwierigkeitsgraden.<br />
9. Juni bis 11. August <strong>2024</strong><br />
Domfestspiele Bad Gandersheim<br />
DIE 65. DOMFESTSPIELE in Bad Gandersheim finden<br />
vom 9. Juni bis 11. August unter dem Motto ,Irgendwas<br />
ist immer’ wieder vor dem Portal der Stiftskirche<br />
statt. Drei Hauptproduktionen locken die Zuschauer in<br />
die Kurstadt: ,Mord im Orient-Express‘ von Agatha<br />
Christie, das Musical ,Bonnie & Clyde‘, sowie das Kinder-<br />
und Familienstück ‘Alice im Wunderland‘ in einer<br />
Fassung von Sarah Speiser und Jennifer Traum mit<br />
Musik von Ferdinand von Seebach. Zusätzlich kehrt<br />
der Hit des vergangenen Sommers, ‘Dancing Queen –<br />
das große ABBA-Konzert‘, zurück.<br />
136 1 |<strong>2024</strong>
leben<br />
Die Internationalen Händel-Festspiele Göttingen<br />
präsentieren vom 9. bis 20. Mai <strong>2024</strong> die unvergleichliche<br />
Musikalität und Reiselust des weltberühmten<br />
Komponisten Georg Friedrich Händel. Unter<br />
dem Festspielthema ,KALEIDOSKOP‘ sind große<br />
Künstler aus der ganzen Welt nach Göttingen und in<br />
die Region eingeladen. Der Künstlerische Leiter der<br />
Festspiele, George Petrou, und ihr Geschäftsführender<br />
Intendant, Jochen Schäfsmeier, versprechen ein<br />
buntes Programm für die ganze Familie in verschiedenen<br />
Städten in Südniedersachsen.<br />
Den kompletten Spielplan und<br />
den Vorverkauf gibt es auf der<br />
offiziellen Website der Festspiele.<br />
9. bis 20. Mai <strong>2024</strong><br />
Händel-Festspiele Göttingen<br />
George Petrou ist künstlerischer Leiter der Festspiele<br />
Lutz Koppetsch begegnet Händel mit<br />
dem Saxophon. Der ARD-Preisträger<br />
und Professor an der Musikhochschule<br />
Würzburg lässt das Instrument am 11.<br />
Mai in der Stadthalle Northeim in jeder<br />
Lage singen, flöten und schmettern.<br />
FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
13. April <strong>2024</strong><br />
Nicholas McGegan, ehemaliger Künstlerischer Leiter der<br />
Händel-Festspiele Göttingen, kehrt nach Niedersachsen<br />
zurück, um Händels ,Deborah‘ in Hannover und Göttingen<br />
zu dirigieren. Am 13. April dirigiert er ab 19 Uhr in<br />
der Göttinger St. Johannis-Kirche. McGegan leitete die<br />
Händel-Festspiele von 1991 bis 2<strong>01</strong>1 und brachte<br />
rund die Hälfte der insgesamt 43 Händel-Opern<br />
zum Erklingen.<br />
,Deborah‘ erzählt von einer beeindruckenden<br />
Frauenfigur des Alten Testaments und<br />
ist ein frühes Beispiel für Händels englische<br />
Oratorien. Die Händel-Festspiele<br />
Göttingen präsentieren dieses Jahr das<br />
Opernpasticcio ,Sarrasine‘, basierend auf<br />
Händels Kompositionen und konzipiert<br />
von George Petrou und Laurence Dale.<br />
1|<strong>2024</strong> 137
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138 1 |<strong>2024</strong>
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