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mensch<br />

DDie Hauptstadt trägt Grau und<br />

Graffiti, die Deutsche Bahn ist<br />

pünktlich. Ostbahnhof, Hackescher<br />

Markt. Vorbei an bemalten Garagentoren,<br />

selbst gebauten Spielplätzen und<br />

ruhenden Cafés glänzen die runden Dächer im<br />

Scheunenviertel. In einem Hinterhof setzt ein Fahrstuhl<br />

aus Glas an ein schlichtes Wohnhaus an. In pinkem<br />

Neon leuchtet es: ,Cherry Ventures‘. Die erste Begrüßung<br />

ist auf Englisch, der Kaffee kommt aus der Barista-Kaffeemaschine.<br />

Das Foyer ist wie eine Aula mit Kissen<br />

und langem Esstisch gestaltet. Große Fenster lassen<br />

das Licht an die noch höhere Decke des Altbaus steigen.<br />

Filip Dames kommt mit einem sanften Lächeln und einfangenden<br />

Augen aus seinem Büro, wir sind gleich beim<br />

Du. Als einer von zwei Gründern investiert er von hier<br />

aus in deutsche und europäische Startups im Moment<br />

der Frühphase. Also zu dem Zeitpunkt, wenn der Erfolg<br />

noch ein Konjunktiv ist. Der Moment, wenn eine Handvoll<br />

Geld die Rakete zünden könnte.<br />

22 1 |<strong>2024</strong><br />

TEXT CHRISTIAN VOGELBEIN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

ES IST RUHIG IM BERLINER GROSSBÜRO, Mitarbeitende<br />

treffen sich mit Gründerteams, sind im<br />

Homeoffice oder in London. Dort und in Skandinavien<br />

betreibt das Unternehmen weitere Außenstellen. „Wir<br />

beschränken uns auf den deutschen und europäischen<br />

Markt“, sagt Dames. Dort suchen und finden sie Startups,<br />

um sie groß zu machen und selbst an einem möglichen<br />

Wachstum mitzuverdienen. Der Gewinn geht über<br />

den Fonds in Teilen zurück an die Investoren von Dames‘<br />

Unternehmen. Diese Arbeit habe durchaus etwas<br />

mit der Kirsche auf der Torte, dem ,Cherrypicking‘, zu<br />

tun, die seiner Firma auch ihren Namen gibt. In der<br />

deutschen Übersetzung werden die Kirschen oft durch<br />

Rosinen ersetzt, die aus dem Müsli herausgesucht werden.<br />

Gemein ist ihnen der vermeintlich süße Erfolg.<br />

Denn wer Millionen Euro investiert, schaut ganz genau<br />

hin – und wird wählerisch. Pro Jahr bewerben sich laut<br />

Dames rund 1.000 Unternehmen bei ,Cherry Ventures‘<br />

mit der Hoffnung auf ein Investment und Unterstützung.<br />

Bei besonders interessanten Ideen bewerben sie sich wiederum<br />

selbst als möglicher Investor. Es folgen knallharte<br />

Analytik und hoch emotionale Bauchentscheidungen.<br />

DING DONG, ZALANDO!<br />

Als Filip Dames nach Berlin kam, galt der Schritt noch<br />

als mutig für jemanden, der gründen will. Mit erstem<br />

Geld von Investoren aus dem Ebay-Umfeld wird der<br />

Göttinger zum Gründer – und scheitert. „Das erste<br />

Start-up wurde ziemlich zielstrebig gegen die Wand gefahren.“<br />

Er lernt daraus. Heute weiß er: „Wenn ich mir<br />

Start-ups anschaue, ist es so, dass wahrscheinlich von<br />

zehn vielleicht zwei ins Ziel kommen, fünf hören sehr<br />

früh auf, und drei werden irgendwas, aber nicht wirklich<br />

groß.“ Eines davon gründen David Schneider und<br />

Robert Gentz – zwei Kommilitonen von Dames:<br />

Zalando. Er steigt mit ein, ist als Mitgründer dabei. Erlebt,<br />

wie sich Berlin mit der ,Schule‘ der

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