faktor_GOE_2024_01_KOMPLETT_BLÄTTERAUSGABE
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wissen<br />
lich Neue an unserem Ansatz. Während die klassische<br />
Behandlung bei Herzschwäche im Wesentlichen auf<br />
Schadensbegrenzung ausgerichtet ist, versuchen wir den<br />
Muskel so zu reparieren, dass die Pumpkraft des Herzens<br />
wieder kräftiger wird.“<br />
DARIN LIEGT DANN AUCH DAS GROSSE POTENZIAL<br />
des Herzpflasters, denn die Zahl der implantierten<br />
künstlichen Herzpumpen und Spenderherzen wird sich<br />
nicht wesentlich steigern lassen. In seiner gegenwärtigen<br />
Form, schätzt Zimmermann, komme das Herzpflaster<br />
für vielleicht zehn Prozent der Patienten mit schwerer<br />
Herzinsuffizienz infrage, immerhin noch 20.000 Kandidaten.<br />
Aufgrund der vielversprechenden ersten Beobachtungen<br />
in Patienten wird aktuell eine beschleunigte Zulassung<br />
diskutiert. Diese könnte ab 2025 greifen. Das<br />
Interesse an der Herzpflastertechnologie ist in jedem Fall<br />
weltweit geweckt.<br />
Doch bis zu einer breiten Anwendung ist es noch ein<br />
weiter Weg, denn das Herstellungsverfahren ist sehr<br />
aufwendig und noch keine Routine. „Wir planen für<br />
2025 erst einmal mit 20 Patienten, im Folgejahr mit 50<br />
und 2027 mit 100“, sagt Zimmermann. Alles hängt<br />
daran, ob der Herstellungsprozess hochskaliert werden<br />
kann. Daran arbeitet das Team bei Repairon derzeit –<br />
und ebenso an weiteren Verbesserungen wie etwa<br />
Implantaten, die keine Immunsuppressiva mehr benötigen,<br />
oder an Implantaten, die schon in einem früheren<br />
Stadium der Herzschwäche Einsatz finden können.<br />
ZIMMERMANNS MOTIVATION angesichts dieser Hürden<br />
ist ungebrochen. „Wir sind in einer Zeit, in der wir einen<br />
echten Umbruch spüren, wie Medizin in Zukunft gemacht<br />
wird. Es geht viel mehr in Richtung Reparieren als<br />
nur den Status eines Krankheitsprozesses aufzuhalten.<br />
Und was das Herz betrifft, sind wir die Ersten, die dies<br />
mit eigens dafür gezüchtetem Gewebe umsetzen.“ ƒ<br />
ZUR PERSON<br />
Wolfram-Hubertus Zimmermann ist<br />
Professor für Pharmakologie an der<br />
Universitätsmedizin Göttingen<br />
(UMG). Von 1991 bis 1998 studierte<br />
und promovierte er in Humanmedizin<br />
am Universitätsklinikum Hamburg-<br />
Eppendorf (UKE). 2004 kehrte er als<br />
Juniorprofessor ans Institut für Pharmakologie<br />
und Toxikologie ans UKE<br />
zurück. Im Jahr 2008 erhielt er den<br />
Ruf auf die Professur für<br />
Pharmakologie an der UMG.<br />
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