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wissen<br />

WAS IST HERZSCHWÄCHE<br />

Herzschwäche oder Herzinsuffizienz ist eine Folgeerkrankung<br />

– die beiden häufigsten Ursachen sind Koronare Herzkrankheit<br />

und Bluthochdruck. Deren Folge sind letztlich Gewebeschäden<br />

am Herzen. Da das Herzmuskelgewebe nicht<br />

erneuert wird, kommt es zur Leistungseinschränkung des<br />

Herzens. Symptome sind Erschöpfung, Müdigkeit, eine verringerte<br />

Leistungsfähigkeit des Körpers. Herzschwäche<br />

betrifft weltweit etwa 60 Millionen Menschen und schränkt<br />

die Lebenserwartung und -qualität stark ein. Nach fünf Jahren<br />

sind trotz bestmöglicher Therapie 50 Prozent dieser<br />

Patienten verstorben. Die Überalterung der Gesellschaft<br />

wird das Problem noch verschärfen.<br />

.<br />

Das Pflaster wird bei einer Operation individuell an das Herz des<br />

Patienten angepasst.<br />

» Unser Ziel ist, dass das Implantat bis zum Lebensende hält. «<br />

Stange“ bewährt – sie machen keinen Tumor, funktionieren<br />

verlässlich und sind damit sicher in der Anwendung,<br />

allerdings muss der Patient fortan Immunsuppressiva<br />

nehmen, um die Abstoßung des Fremdgewebes zu<br />

verhindern.<br />

IN EINER ERSTEN, 2023 ABGESCHLOSSENEN Studie<br />

wurde die ideale Menge an Zellen für ein Pflaster ermittelt.<br />

800 Millionen sind es insgesamt, die über 20 sechseckige<br />

Gewebe-,Flicken‘ aus jeweils 40 Millionen Zellen<br />

zusammengenäht werden. Rund drei Monate dauert es<br />

derzeit noch, bis ein Pflaster hergestellt ist. Repairon, ein<br />

von Zimmermann gegründetes Start-up, produziert bereits<br />

zusammen mit der Universitätsmedizin Göttingen<br />

,in Serie‘, das heißt, pro Monat stehen aktuell ein bis<br />

zwei Implantate zur Verfügung.<br />

Das ist noch weit weg von jedem Bedarf. In Deutschland<br />

gibt es rund zwei Millionen diagnostizierte Herzschwäche-Patienten,<br />

viele von ihnen können mit einem<br />

breiten Spektrum an Medikamenten und Therapien stabilisiert<br />

werden. Doch bei rund zehn Prozent dieser Patienten<br />

ist die Herzschwäche so weit fortgeschritten, dass<br />

keine Therapie mehr hilft – sie haben nur noch eine kurze<br />

Lebenserwartung. Die letzte Hoffnung ist dann entweder<br />

eine künstliche Herzpumpe oder ein Spenderorgan.<br />

Doch den etwa 200.000 Betroffenen stehen jährlich<br />

nur rund 300 Transplantate zur Verfügung, und<br />

etwa 800 Pumpen werden implantiert.<br />

GERADE BEI PATIENTEN MIT SCHWERSTER Herzmuskelschwäche<br />

ist die Anwendung des Herzpflasters vielversprechend.<br />

Dieses wird in einer Operation am offenen<br />

Herzen auf den geschädigten Muskel aufgenäht.<br />

Über drei bis sechs Monate reift das Gewebe im Patienten<br />

weiter, wird über neu gebildete Gefäße versorgt und<br />

synchronisiert sich mit dem Herzrhythmus. „In den acht<br />

Patienten, die das Herzpflaster in der optimierten Dosis<br />

erhalten haben, sehen wir zum Teil massive Veränderungen“,<br />

erklärt Zimmermann. „In den besten Fällen konnten<br />

Menschen, die vorher schon beim Gehen kurzer Strecken<br />

Atemnot bekommen haben, wieder ein gutes Leistungsniveau<br />

erreichen.“ Aufgrund der noch geringen<br />

Zahl behandelter Patienten sind allgemeinverbindlichere<br />

Aussagen noch nicht sicher möglich, „die ersten Beobachtungen<br />

sind allerdings vielversprechend“.<br />

Auch zur Langzeitwirkung lässt sich derzeit noch keine<br />

Aussage treffen – das am längsten tätige Implantat ist<br />

,erst‘ drei Jahre alt. „Aber unser Ziel ist, dass das Implantat<br />

bis zum Lebensende hält“, so Zimmermann. Ein<br />

Lebensende, das dann idealerweise nicht mehr von der<br />

Herzschwäche verursacht wird. „Das ist das grundsätz­<br />

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