RE KW 13
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Rechtliche Grundlage<br />
für Fernpass-Paket geschaffen<br />
Heftige Kritik seitens der Opposition<br />
(sas) Bei seiner Sitzung beschloss der Tiroler Landtag am Mittwoch,<br />
dem 20. März, ungeachtet umfangreicher Kritik seitens der<br />
Opposition, die rechtliche Grundlage für die Umsetzung des Fernpass-Paketes.<br />
Das Paket beinhaltet eine zweite Röhre für den Lermooser<br />
Tunnel, den Fernpass-Scheiteltunnel und Mautpläne.<br />
Seit Präsentation des Fernpass-Paketes<br />
regt sich heftiger Widerstand –<br />
bei der Oppostion und innerhalb der<br />
Bevölkerung. Dennoch wurde bei der<br />
Landtagssitzung die rechtliche Grundlage<br />
für die Umsetzung der Pläne, die<br />
die Landesregierung Ende Jänner präsentiert<br />
hatte, geschaffen. „Das Fernpass-Debakel<br />
der schwarz-roten Landesregierung<br />
geht auch am Tag nach<br />
dem fatalen Landtagsbeschluss zum<br />
Tiroler Straßengesetz weiter“, sagt der<br />
Grüne Klubobmann Gebi Mair. Wird<br />
der Scheiteltunnel wie geplant errichtet,<br />
werden auch dier Mautstellen gebaut.<br />
„Dabei will die Landesregierung<br />
nun nicht nur Grundflächen der Gemeinde<br />
Nassereith, der österreichischen<br />
Bundesforste und der Gemeindegutsagrargemeinschaft<br />
Biberwier<br />
in Anspruch nehmen, sondern auch<br />
private Grundflächen des Eigentümers<br />
des Fernsteinsees“, so Gebi Mair. Bei<br />
den von Mair angesprochenen Grundflächen<br />
in Biberwier handelt es sich,<br />
laut Auskunft von Bgm. Harald Schönherr,<br />
ausschließlich um Agrargrund<br />
und um keine Gemeindeflächen. Die<br />
Grünen forderten – wie die Liste Fritz,<br />
NEOS und die FPÖ – eine Volksbefragung.<br />
Die Enttäuschung über die<br />
Ablehnung war groß. Dennoch sei es<br />
noch nicht zu spät, sagt NEOS-Verkehrssprecherin<br />
Birgit Obermüller:<br />
„Ich kann nicht verstehen, wie die Landesregierung<br />
solche weitreichenden<br />
Entscheidungen einfach durchdrückt,<br />
komme, was wolle. Ob das 7,5 Tonnen<br />
Limit hält, ist entgegen der Aussagen<br />
der Regierung, alles andere als fix.“<br />
Nicht nur die Opposition übt Kritik,<br />
auch die Bevölkerung zeigt immer größeren<br />
Widerstand und fühlt sich übergangen.<br />
Zu viele Fragen sind offen, zu<br />
dürftig der Informationsfluss. Man will<br />
sich mehr Gehör verschaffen.<br />
„Wir wollen gehört werden!“<br />
Widerstand der Bevölkerung formiert sich<br />
(sas) Kurz vor Beginn der Verbandsversammlung des Planungsverbands<br />
2, die am Donnerstag, dem 21. März, im Gemeindeamt<br />
Lechaschau stattfand, fand sich eine bunt zusammengesetzte Gruppe<br />
von etwa 20 Bürgern ein und zeigte mit Transparenten ihre Kritik am<br />
Fernpass-Paket.<br />
Mit einer Kundgebung im Vorfeld der Planungsverbandsversammlung wollten<br />
sich Bürger Gehör verschaffen.<br />
RS-Foto: Schretter<br />
Immer lauter werden die Rufe der<br />
Bevölkerung, die sich von den Entscheidungen<br />
der Landesregierung<br />
übergangen fühlt. Eine kleine Abordnung<br />
war bei der Landtagssitzung anwesend.<br />
Weit mehr Menschen waren<br />
zu einer Kundgebung im Vorfeld der<br />
Verbandsversammlung des Planungs-<br />
verbandes 2 am 21. März zum Gemendeamt<br />
Lechaschau gekommen.<br />
Initiatorin der Aktion war Regina Karlen,<br />
die erklärte: „Das Fernpass-Paket<br />
zeigt deutlich, wie sehr über die Bürger<br />
hinweggefahren wird.“ Genau darum<br />
standen einige auf und machten<br />
auf ihre Anliegen aufmerksam. Markus<br />
Scheidle aus Lermoos: „Es geht<br />
einfach nicht, dass über unsere Köpfe<br />
hinweg über den Bau des Scheiteltunnels<br />
entschieden wird, dessen Sinnhaftigkeit<br />
nicht einmal die Bürgermeister<br />
erklären können. Mit unserem Widerstand<br />
soll ein Stopp dieses Projekts bewirkt<br />
werden.“ Waltraud Heinrich aus<br />
Breitenwang verspricht: „Wir werden<br />
wehrhaft bleiben, so lange wie möglich!“<br />
Warum die Tiroler Landesregierung<br />
nur die eigenen Gutachten<br />
als Bemessungsgrundlage heranzieht,<br />
ist eine Frage, mit der sich Sabine Kerber<br />
aus Biberwier beschäftigt. „Warum<br />
werden nicht auch andere seriöse Gutachten,<br />
etwa die der AK, betrachtet?<br />
Ich habe große Angst, dass das 7,5<br />
Tonnen-Limit fällt.“ Diese Angst zeige<br />
sich parteiübergreifend bei großen<br />
Teilen der Bevölkerung. „Daher muss<br />
diese Problematik auf EU-Ebene und<br />
nicht anhand von Gutachten abgeklärt<br />
werden“, fordert Regina Karlen.<br />
„Es ist beschämend, wie man mit uns<br />
umgeht“, machte Alois Gratl seinem<br />
Ärger Luft. „Die Entscheidung für dieses<br />
Fernpass-Paket ist falsch und geht<br />
gegen die Bevölkerung im Außerfern.<br />
Daher stehe ich heute hier. Ich möchte<br />
etwas tun, nicht nur schimpfen.<br />
Ich kämpfe für unsere Zukunft“, sagt<br />
Christine Schneider. Alfred Hofegger<br />
aus Pflach ist überzeugt, dass „drei<br />
Kurven weniger verkehrstechnisch am<br />
Fernpass wenig Unterschied machen.<br />
Mauttechnisch ist ein Gewinn zu lukrieren<br />
und uns will man aber mit ein<br />
paar Gutscheinen abspeisen“. Gerhard<br />
Payr ist gebürtiger Osttiroler und lebt<br />
in Reutte: „Ich tue meine Meinung für<br />
unsere Kinder und Enkel kund. Sie<br />
können noch nicht abschätzen, was es<br />
heißt, bei jeder Fahrt ins Inntal Maut<br />
bezahlen zu müssen. Als Osttiroler<br />
weiß ich, wovon ich rede. Es ist nicht<br />
richtig, dass man den Scheiteltunnel<br />
für die Maut braucht. Richtig ist aber,<br />
dass die zweite Röhre beim Lermooser<br />
Tunnel gebaut wird. Denn hier geht es<br />
um unsere Sicherheit.“ „Es wird uns<br />
nur weggenommen!“, so die klaren<br />
Worte des Biberwierer Alt-Bürgermeisters<br />
Paul Mascher. „Ich rede jetzt<br />
dem Planungsverband Zwischentoren<br />
drein und frage: Was sollen die Sekundärwege.<br />
Wer braucht die? Und wem<br />
nützen sie? Wie viel Landschaft wird<br />
durch die Mautstellen zerstört?“ Der<br />
Widerstand, der aus der Bevölkerung<br />
kommt, ist geharnischt. Was und ob<br />
etwas bewirkt werden kann, steht auf<br />
einem anderen Blatt. Fest steht aber,<br />
dass weiter dafür gekämpft wird, die<br />
Umsetzung des Fernpass-Pakets in<br />
der Form nach Kräften zu verhindern.<br />
Regina Karlen abschließend: „Wir fordern<br />
Bürgerversammlungen in den<br />
Gemeinden, bei denen den Menschen<br />
zugehört wird. So erhalten die Bürgermeister<br />
ein Stimmungsbild der Bevölkerung,<br />
das dann weitergetragen werden<br />
kann.“<br />
SACHLICH, NICHT EMOTIO-<br />
NAL. Bei der Planungsverbandsversammlung<br />
wurde die Fernpass-Thematik<br />
unter dem Tagesordnungspunkt<br />
„Allfälliges“ behandelt. Planungsverbandsobmann<br />
Bgm. Wolfgang<br />
Winkler betonte im Gespräch mit der<br />
RUNDSCHAU: „Wir müssen trachten,<br />
diese Thematik wieder auf eine<br />
sachliche Eben zu stellen. Es darf auch<br />
nicht vergessen werden, dass wir als<br />
Planungsverband schon viel unternommen<br />
haben, um den Verkehr<br />
ins Inntal zu reduzieren.“ Winkler<br />
nannte beispielsweise das Ärztezentrum<br />
in Pflach, das die medizinische<br />
Versorgung der Bevölkerung vor Ort<br />
wesentlich verbessert oder die Forcierungen<br />
im Bildungssektor – Stichwort<br />
„Selbstständigkeit der HTL Reutte“.<br />
Mit diesem Maßnahmen bleibe der<br />
heimischen Bevölkerung so manche<br />
Fahrt nach Innsbruck erpart. „Abgeschiedenheit<br />
kann auch ein Vorteil<br />
sein“, so Winkler. Für den Planungsverband<br />
ist die Anbindung an das<br />
Ehrenbergareal bzw. die Maßnahme<br />
am Katzenberg wichtiger als der Fernpasstunnel.<br />
Dieses Projekt soll priorisiert<br />
werden, diesbezüglich laufen<br />
Gespräche.<br />
Reuttes Bürgermeister Günter<br />
Salchner hält den Scheiteltunnel „für<br />
den größten Blödsinn, was mehrheitlich<br />
die Meinung der Bürgermeister<br />
ist“. Bei der Sitzung des Reuttener Gemeinderates,<br />
die ebenfalls am 21. März<br />
stattfand, waren zwei „artverwandte“<br />
schriftliche Anträge von der FPÖ und<br />
den Grünen eingegangen. Die FPÖ<br />
forderte, das Fernpass-Paket bestenfalls<br />
zu verhindern. Zu viele Fragen<br />
seien offen, so GR Daniela Weirather.<br />
Die Grünen forderten in ihrem Antrag,<br />
der Gemeinderat möge den Beitritt<br />
zum Transitforum beschließen.<br />
GR Margit Dablander erklärte dazu:<br />
„Beim Landtag wurden gute Argumente<br />
der Oppostion ignoriert, daher<br />
unser Antrag. Wer nicht kämpft, kann<br />
nicht gewinnen!“ Bevor Beschlüsse gefasst<br />
werden, braucht der Gemeinderat<br />
eine Position zum Fernpass-Paket.<br />
Den beiden Anträgen Dringlichkeit zu<br />
verleihen, wurde mit 12 Ja-Stimmen<br />
und sieben Enthaltungen abgelehnt.<br />
Der Vorschlag, die Anträge auf die Tagesordnung<br />
der Mai-Gemeinderatssitzung<br />
zu geben, wurde einstimmig<br />
angenommen.<br />
RUNDSCHAU Seite 8 27./28. März 2024