BESCHÜTZT. Das Gebietder mehr als 90 km langen SerradeTramuntana istseit 2011 auf der Unesco Welterbeliste. EinHerrenhaus im Tramuntana-Gebirge Das Dorf Puigpunyent im Hinterland vonPalma de Mallorca zieht Wanderer und Naturfreundinnen an. Eine neueAttraktion ist ein historisch wertvoll eingerichtetesAnwesen im Ort. Text: Daniel Kalt ZACKIG. Ein markanterAnblick vonPuigpunyent aus: der Grat des 1027 Meterhohen Puig de Galatzóin der Tramuntana. 30 Schaufenster
Fotos: Turespaña/Alex Martin Ros, Salva Lopez(2), beigestellt. COMPLIANCE-HINWEIS: EIN AUFENTHALT IMSON NET ERFOLGTE AUF EINLADUNG DES HOTELS. Besonders großer Trubel herrscht im Allgemeinen wohl nicht in dem kleinen Örtchen Puigpunyent im Gebiet der Serra deTramuntana auf Mallorca. Im Hinterland von Palma gelegen und etwa 15 Kilometer entfernt von der Hauptstadt der Insel, kommt das Dorf mit seinen zwei Schwestergemeinden auf gerade einmal 2000 Einwohner. Die Infrastruktur ist freilich trotzdem ausgezeichnet, gerade wenn man sie mit gleich großen Orten intouristisch weniger erschlossenen Gebieten amderswo vergleicht. Schließlich ist Puigpunyent aufgrund seiner Lage im Herzen des sozusagen „anderen“, nicht dem Meer zugewandten und schon gar nicht von Touristenmassen überlaufenen Mallorca zugleich ein Magnet für Reisende, die sich nach Alternativen zuSonne, Meer und Strand umsehen. Und darum eben einfach in einem landschaftlich herausragend schönen Gebiet Zeit verbringen möchten, nämlich dem TramuntanaGebirge, das von der Unesco im Jahr 2011 auf ihre einflussreiche Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde. An einem Wochenende ist esdarum im Zentrum des Dorfs gar nicht so einfach, in einem der Restaurants ohne Reservierung einen Tisch zu bekommen, das gilt auch in der Nebensaison. Denn Puigpunyent wird von Ausflüglern angesteuert, die aus Palma oder den anderen Ortschaften in der Umgebung kommen und denen der Sinn nach einer Radrunde oder einer Wanderung durch eine überwältigend schöne Naturkulisse steht. Diese kann kleiner ausfallen, zum Beispiel eine zwei, dreistündige Runde in den Hügeln der Umgebung, oder sehr viel länger: Denn Puigpunyent liegt auch an der jetzt bereits über 160 Kilometer langen Ruta de Pedra en Sec: ein 1996 begonnenes Großprojekt der Regionalregierung, das nach seiner Fertigstellung noch einmal doppelt so lang sein wird. Benannt ist die Route nach der „piedra seca“, also der TrockensteinBauweise, die hier sehr präsent ist und zudem als eines der Charakteristika ausgewiesen wird, die der Serra de Tramuntana ihren Welterbestatus einbrachten. Wer wegen der reizvollen Landschaft, der Möglichkeit, zuwandern, Rad zu fahren oder eine der endemischen Tierarten (etwa die als lokale Berühmtheit gehandelte Geburtshelferkröte) zu beobachten, hierher kommt, reist wohl auch mit anderer Erwartungshaltung als die Mehrheit der sonnensehnsüchtigen Inselbesucher. Entsprechend vielseitig und „entschleunigt“ ist auch das Angebot der Unterbringungen in der Gegend. Über ihnen allen thront – im durchaus wörtlichen Sinne –das in einem Herrenhaus untergebrachte Luxushotel Son Net. Eine gewundene Straße schlängelt sich aus dem Ort zuihm empor, zunächst lässt es sich hinter Bäumen und Büschen während der letzten Meter der Anfahrt noch gar nicht ausmachen –doch dann öffnet THRONEND. Mit eigener Weinproduktion und rundum erneuert: das Hotel Son Net in einem Gebäude aus dem Jahr 1672. KURATIERT. Das Studio des in Madrid ansässigen Designers LorenzoCastillo stattetedas renovierteHerrenhaus komplettneu aus. sich die Vegetation und gibt den Blick frei auf ein Hotel, das schon für sich allein genommen als Attraktion gelten darf. Verkostung im Weingarten. „Wenn sie ankommen, fragen manche unserer Gäste noch, wie weit sie es bis zum nächsten Strand haben“, sagt Ana Zamora, die vor Ort für Kommunikation und Marketing zuständig ist. „Doch dann vergessen sie bald auf diese Frage und lassen es sich gut gehen.“ Tatsächlich handelt es sich um eines jener Hotels, die schon für sich genommen mit einem Bubbledasein locken und zumindest für ein paar Tage lang dazu einladen, das Angebot auf dem hauseigenen Gelände zu erkunden und nur von fern die schroffen Umrisse des PuigdeGalatzóBerggrats zubeschauen. Diese Silhouette ziert übrigens auch das Etikett des Malvasierweins, der von einem externen Partner aus Trauben gemacht wird, die in den hoteleigenen Weingärten wachsen. Etwa 2500 Flaschen gibt es von jedem Jahrgang, und sie werden, wie der Sommelier des Hotelrestaurants bei einer Verkostung zwischen den Weinstöcken erzählt, nur vor Ort –und zwar zur Gänze von den Gästen –getrunken. Ein Hotel war Son Net schon seit vielen Jahren –wer etwa in der GoogleLandkarte einige der älteren von Gästen hochgeladenen Bilder sieht, bekommt einen Eindruck davon, wie es früher ausgesehen hat. Die historische Struktur ist dieselbe geblieben, das ist man sich und dem Gebäude schuldig. Doch die etwas nüchterne Einrichtung, die an manche der in Staatsbesitz befindlichen und ebenfalls in historischen Stätten untergebrachten ParadorHotels erinnern mag, ist nun einem herrschaftlichen und wohnlichen Interieur gewichen. Verantwortlich für die Neugetaltung ist der in Madrid ansässige Innenarchitekt Lorenzo Castillo, der im Auftrag der neuen Besitzer dem Son Net ein völlig neues Innenleben verpasst hat. So wird hier nun das Lustwandeln durch die Salons und Gänge zueinem Erlebnis, das einem Museumsbesuch nicht unähnlich ist, wofür auch die zahlreichen Kunstwerke und historischen Drucke sorgen, die über die Korridore und Suiten verteilt sind. Dass das Gebäude aus dem Jahr 1672 stammt, ist der Bausubstanz, etwa auch dem Innenhof und den Säulengängen, weiterhin anzumerken. Doch in seiner neuen Aufmachung bietet das Luxushotel alle Annehmlichkeiten, die Gäste von dieser Kategorie gewöhnt sind. Dank der neuen Besitzer kommen nun wohl auch einige Besucher direkt von Málaga nach Puigpunyent: Das Son Net gehört nunmehr nämlich den López Granados, die in Südspanien die berühmte Finca Cortesín aufgebaut haben. Dieser geradezu berüchtigt hohe Standard soll nun auch in der Tramuntana Einzug halten, wenngleich mit völlig anderem Esprit und dem mallorquinischen Hinterland entsprechend. s Schaufenster 31