ERSTEMALE. Max Pellert feiert seine Regiepremieream Burgtheater mit „Das Lichtder Welt“. 30 Schaufenster
Warten auf bessereZeiten Mit dem Alltag im Klimacamp und jungen Protestformen beschäftigt sich „Das Licht der Welt“ im Vestibül. Text: Sissy Rabl Foto: Jana Madzigon Tag um Tag schält sie Kohlrüben, Karotten, Kohlrabi. Noch nie ist ihr aufgefallen, wie vielen Gemüsesorten eigentlich der Buchstabe „K“ vorangestellt ist. „Rabe“ ist der Deckname der jungen Frau, solang sie sich im Klimacamp aufhält. Eigentlich wollte sie hier aktiv protestieren, vielleicht ein klein wenig die Welt verändern, sich aus der Ohnmacht befreien. Am Ende tut sie im Camp die meiste Zeit das Gleiche wie andernorts: warten. In dieser Situation findet sich die Protagonistin des Stücks „Das Licht der Welt“ wieder, das nun imVestibül des Burgtheaters Premiere feiert. „Das Warten ist ein prägender Zustand für diese Generation. Das Gefühl, dass wenig Zeit bleibt und trotzdem nichts passiert, die Politik nicht handelt“, sagt Regisseur Maximilian Pellert. Er selbst ist 1995 geboren, schrammt also gerade so an der Generation Zvorbei. Am Burgtheater war der aus Erfurt stammende Theatermacher bisher als Regieassistent tätig, nun führt ersein erstes Stück auf der Studiobühne am Ring auf. Das Stück sei ausgewählt worden, weil man am Burgtheater den Leitspruch ernst nehme, der auf großen Plakaten an den Fassaden prangt: „Aufwachen, bevor eswieder finster wird“. Und das drängendste Thema sei momentan nun einmal die Klimakrise. „Ich bin begeistert, wie politisiert diese Generation ist und wie klar ihre Haltung.“ Aufdie Packliste. Für das Stück, das in Heidelberg uraufgeführt wurde, habe, so Pellert, die Autorin Raphaela Bardutzky mit Aktivistinnen und Aktivisten im Klimacamp in Lützerath, Nordrhein Westfalen, zusammengearbeitet. Imbesten Fall sollte ein Text entstehen, der der Elterngeneration erklärt, was die Protestierenden mit dem Camp bezwecken und wie ernst sie es meinen. In Lützerath wurde bis 2023 gegen den Braunkohleabbau inForm von Besetzungen und der Errichtung eines Camps protestiert, das Stück will sich aber nicht so sehr auf einen spezifischen Ort festlegen. Immerhin sind ähnliche Camps in den letzten 15 Jahren an verschiedenen Stellen in ganz Europa errichtet worden, ebenso im Nationalpark Lobau, wo man gegen den Bau des geplanten Lobautunnels protestierte. ZuBeginn beschäft sich „Das Licht der Welt“ stark damit, wie Aktivismus funktioniert und sich Protest organisiert. Was kommt auf die Packliste, wenn man sich in eines der Camps begibt, wie schützt man die eigene Identität vor den Behörden und wie geht man mit der Polizei um? Auch die ebenso konfliktvolle wie bestärkende Gruppendynamik im Camp muss sich der Protagonistin Rabe erst erschließen. Sie wollte sich eigentlich nur die Zeit zwischen zwei Studienabschnitten vertreiben und sich politisch einbringen; schließlich wird sie im Laufe mehrerer Monate Teil dieser Protestgemeinschaft. Die Handlung spitzt sich zu, als Rabe einen jungen Mann kennenlernt und von ihm schwanger wird. Kann und will sie ein Kind in diese Welt bringen, und wo liegt ihre gesellschaftliche und persönliche Verantwortung? Hoch politisiert. Musikalisch begleitet wird das Stück von Protestsongs früherer Generationen und Liedern, die der junge IndieKünstler Oskar Haag beisteuert. Der Castingaufruf für das Stück richtetesichimÜbrigen an Laienspieler und spielerinnen zwischen 15 und 25 Jahren. Über 100 Leute hätten sich beworben. „Ich war begeistert, wie politisiert diese Generation ist und wie klar ihre Haltung“, sagt Pellert. Dass sich auch das BurgtheaterinBezugauf Klimaschutz klar positioniert, hält er für die Aufgabe jeder zivilgesellschaftlichen Organisation. „Grundsätzlich muss odersollTheateraber gar nichts.Wir sind sowieso viel besser darin, Fragen zu stellen, als Antworten zu liefern. Das ist die Aufgabe von denen da drüben“, sagtPellertund deutet aus dem Burgtheater hinüber zur benachbarten SPÖ-Parteizentrale in der Löwelgasse. Überhaupt gebe es auch im Proberaum ein Fenster, das den Blick direkt aufs Wiener Rathaus freigibt. „Manchmal nach den Proben schau’ ich da hinaus und denk’ mir: Na, habt ihr uns gehört?“, sagt Maximilian Pellertund grinst. s Tipp „DAS LICHT DER WELT“. Das Stück über junge Protestkultur und die Klimabewegung feiert am 13. April im Vestibül des BurgtheatersPremiere. burgtheater.at Schaufenster 31