Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
SCHLUSS<br />
Randerscheinung<br />
Die Ich-Pleite<br />
von Florian Asamer<br />
von Annemarie<br />
Esgibt da also diesen Fernseher,<br />
der noch so funktioniert, wie<br />
Fernseher seit jeher funktioniert<br />
haben. Eine Fernbedienung, ein paar<br />
Sender, laut, leise, ein, aus. Aus. Kein<br />
Smart-TV, kein Satelliten-Receiver,<br />
keine Soundbar. Kein Netflix, kein<br />
Amazon Prime, kein Apple TV. Dieses<br />
Relikt ist imElternhaus stehen geblieben,<br />
und ich nutze es, wenn ich dort<br />
auf Besuch bin. Dann drehe ich einfach<br />
auf (oft auch um 20.15 Uhr) und<br />
schaue eben an, was dasokommt.<br />
Und eskommt praktisch immer ein<br />
Krimi. Diese Krimis haben sich seit<br />
meiner Kindheit, was Sendeplatz und<br />
Länge angeht, nicht verändert, nur die<br />
durchwegs männlichen Kommissare<br />
wurde ausgetauscht und durch<br />
verschiedenste Ermittlungskollektive<br />
ersetzt. Und viel interessanter als der<br />
Fall selbst (was wirklich keine Kunst<br />
ist) ist die Dynamik innerhalb der<br />
Exekutive. Wer wen (heimlich) hasst,<br />
wer wen (heimlich) liebt, wer wie viel<br />
(heimlich) trinkt, wer sich von wem<br />
(heimlich) bestechen hat lassen etc.,<br />
bestimmt die Handlung weitgehend.<br />
Und das ist auch notwendig, weil die<br />
sogenannten Fälle nicht einmal gut<br />
genug sind, um eine Viertelstunde<br />
Programm zu tragen. Wie auch, wenn<br />
täglich zig dieser Krimis parallel laufen?<br />
Kein Wunder, dass da niemandem<br />
mehr etwas einfällt. Man weiß eigentlich<br />
sofort, wer eswar. Und es ist praktisch<br />
immer die Person, die am öftesten<br />
vorkommt, aber keine Hauptrolle<br />
hat. Also zum Beispiel der beste<br />
Freund des Hauptverdächtigen, der<br />
wie die Kücheninsel oft im Bild ist,<br />
aber nur wenig sagt. Trotzdem<br />
verstehe ich die Auflösung meistens<br />
nicht, was schon auch damit zu tun<br />
haben könnte, dass ich einen großen<br />
Teil der Handlung verschlafe. Für alle<br />
also, die es nicht wussten: Es gibt das<br />
gute alte Fernsehen noch. Und jetzt<br />
drücken wir den Aus-Knopf. s<br />
DiePresse.com/randerscheinung<br />
„The swan<br />
softly sleeps<br />
She calls reflections<br />
down beyond<br />
The willow tree<br />
Do youmiss me?“<br />
DASPOP-ZITAT DER WOCHE.<br />
Auch Blur reihtensich ein in die Riege<br />
der Schwanenbesingenden,<br />
nämlich mit „The Swan“(2023).<br />
Impressum<br />
Medieninhaber,Redaktion und Herausgeber: „DiePresse“Verlags-Gesellschaft m.b.H.&Co KG,<br />
1030Wien, Hainburger Straße 33. Tel.: 01/514 14-Serie. E-Mail: <strong>schaufenster</strong>@diepresse.com,<br />
vorname.name@diepresse.com.Geschäftsführung: Mag.Herwig Langanger,AndreasRast.<br />
Chefredakteur „Die Presse“: Mag.Florian Asamer.<br />
Chefredakteur „Schaufenster“: Mag.Dr. Daniel Kalt.<br />
Features, Gesellschaft: SissyRabl BA MA. Wohnen, Design/Textchef: Mag.Norbert Philipp.<br />
Gourmet: Mag.Anna Burghardt (kar.). Reise: Mag.Madeleine Napetschnig. Kultur: MMag. Daniela<br />
Tomasovsky. Online: Mag.Sabine Hottowy (Leitung). EvaDinnewitzerMA. Mag.Christina Garini.<br />
Christine MayrhoferBAMA. Fotoredaktion: Mag.ChristinePichler.<br />
Programm: AzraHusanovic BA MA.Mag.MagdalenaMayer BA. Art Direction: MatthiasEberhart.<br />
Bildbearbeitung, Grafik: Christian Stutzig,Patricia Varga. Lektorat: Mag. EwaldSchreiber.<br />
Anzeigendisposition: Alexander Schindler. ArtCopyright: VBK/Wien. Anzeigen: Walter Celand<br />
(Geschäftsbereich Lifestyle). Hersteller: Druck Styria GmbH &CoKG. Herstellungsort: Břeclav/CZ.<br />
Hinweis: Die in dieserAusgabe vorgestellten Produktewurden der Redaktion zum Teil<br />
zu Testzwecken zurVerfügunggestellt.<br />
Man ist sojung, wie man sich<br />
fühlt, heißt es. Ich fühle mich<br />
keinen Tag älter als meine 23-jährige<br />
Kollegin. Wir könnten ohne Weiteres<br />
eine WG gründen. Keine würde die<br />
andere stören, wenn sie im Morgengrauen<br />
mit Pupillen so groß wie<br />
Untertassen und einer Alkoholfahne<br />
von hier bis Zipf mit ein paar Jungs im<br />
Schlepptau in die Küche poltern, eine<br />
Pizza ins Rohr schieben und unseren<br />
Monatsvorrat an Vanilleeis auf einen<br />
Satz verschlingen würde. Denn bei<br />
unseren Lebensgewohnheiten ticken<br />
wir vollkommen gleich! Keine von uns<br />
würde sich mit Pizza und Zucker den<br />
Bauch vollschlagen. Sie, weil sie<br />
Zucker für den Tod inRaten hält, ich,<br />
weil mich seine Manifestation auf den<br />
Hüften stört. Wir würden uns auch<br />
nicht sinnlos betrinken. Sie, weil ihre<br />
Leber 120 werden soll, ich, weil meine<br />
schon so alt ist. Genauso wenig, wie<br />
wir uns die Nächte umdie Ohren<br />
schlagen würden. Sie, weil zu wenig<br />
Schlaf ungesund ist, ich, weil ich<br />
schon um 22.30 Uhr vom Sessel kippe<br />
und trotzdem nicht zu meinem gesunden<br />
Schlaf komme. Wir würden einträchtig<br />
am Frühstückstisch sitzen,<br />
Porridge mit Hafermilch essen und<br />
dazu Detox-Tea trinken. Sie, weil sie<br />
sich täglich mit einem Kraftnahrungspaket<br />
hochrüstet, und ich wegen<br />
diverser Nahrungsmittelunverträglichkeiten.<br />
Bei der Verwendung unserer<br />
Energie merkt man aber dann doch<br />
den Altersunterschied. Sie ist eine<br />
typische Vertreterin der Generation Z,<br />
während sie mich, fürchte ich, für eine<br />
Boomerin hält. Neulich habe ich mich<br />
entlarvt, weil ich mehr Gehalt wollte.<br />
Da schüttelte sie mitleidig den Kopf<br />
und sagte: Glücksstudien hätten ergeben,<br />
dass eine Stunde mehr Schlaf<br />
einen genauso glücklich macht wie die<br />
Verdoppelung des Jahresgehalts von<br />
30.000 auf 60.000 Euro. Jetzt bekomme<br />
ich Schlaftabletten als Bonus. s<br />
DiePresse.com/ichpleite<br />
Illustration „Pop-Quiz-Zitat“: Nina Ober, Fotos: Carolina Frank<br />
42 Schaufenster