ERFOLG Magazin Ausgabe 03-2024

Erfolg
Sebastian Kurz war von Dezember 2017 bis Mai 2019 und von Januar 2020 bis
Oktober 2021 Bundeskanzler der Republik Österreich. 2022 ging er zunächst zu »Thiel
Capital«. Heute ist Sebastian Kurz gemeinsam mit seinem Team von »SK Management«
als international agierender Berater tätig. Sein Schwerpunkt liegt dabei vor allem im
Nahen Osten. Er hat außerdem mit Partnern in verschiedene Unternehmen investiert und
mit zwei Mitgründern das Cybersicherheits-Unternehmen »Dream« in Tel Aviv, Israel,
gestartet. Zuletzt wurde das Unternehmen mit 200 Millionen Dollar bewertet.
Als ich mit 24 Jahren Staatssekretär für
Integration geworden bin, hatte ich einen
extrem harten Einstieg, weil die ganze
Medienlandschaft der Meinung war, ich
sei einfach zu jung für diese Funktion. Ein
Medium hat sogar von »Verarsche« geschrieben.
Ein guter Freund hat mich
damals kontaktiert und gesagt: »Schau
nicht zu viel auf das, was über dich berichtet
wird, sondern versuche einfach,
bestmöglich deine Arbeit zu machen!«.
Und als es dann sehr gut gelaufen ist, hat
mich dieser Freund wieder angerufen und
gesagt, sein Rat gelte nach wie vor. Ich
habe eigentlich immer versucht, mich daran
zu halten, nicht zu viel darauf zu
geben, ob man für etwas gerade öffentlich
Lob oder Kritik erntet. Ich habe mich einfach
tagtäglich bemüht, das zu tun, was
ich für richtig erachte und Entscheidungen
so zu treffen, wie ich sie für angebracht
und notwendig halte.
Könnte man Sie dann im positiven Sinne
als stur bezeichnen?
Nein, ich glaube nicht, weil ich nur im
Team funktioniere. Ich funktioniere nur
im langen gemeinsamen Durchdiskutieren
– man könnte fast schon sagen: im
Zerreden – solange, bis der Punkt erreicht
ist, an dem es sich gut anfühlt,
eine Entscheidung zu treffen. Ich bin ein
absoluter Teamplayer, der nur im Rudel
funktioniert. Anstatt mich abhängig von
einer medialen Beurteilung zu machen,
verlasse ich mich auf die Meinung, den
Rat und die Einschätzung der Menschen
in meinem Umfeld, Menschen mit viel
Expertise oder Erfahrungen in den jeweiligen
Themenbereichen und bin
dankbar dafür. Und das ist, glaube ich,
ein großer Unterschied.
Was war für Sie die größte Umstellung,
als Sie von der Politik in die Privatwirtschaft
gewechselt sind?
Das war am Anfang wahrscheinlich auch
eine der großen Umstellungen für mich, als
ich die Politik verlassen habe. Ich war es
immer gewohnt, in großen Strukturen und
Teams zu arbeiten. Das war eine große Umstellung
bei meinem Schritt ins Unternehmertum.
Mittlerweile sind viele der Dinge,
die wir gestartet haben, gewachsen, es gibt
10 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 03/2024 . ERFOLG magazin