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FÜGEN VON ALUMINIUM<br />
Die Gruppe <strong>de</strong>r hartlötgeeigneten<br />
Werkstoffe wird vornehmlich durch<br />
<strong>de</strong>ren Solidustemperaturen bestimmt,<br />
da eine hinreichend große Temperaturspanne<br />
zwischen dieser und <strong>de</strong>r<br />
Löttemperatur vorhan<strong>de</strong>n sein muss,<br />
um eine Anschmelzung von Grundwerkstoff<br />
zu vermei<strong>de</strong>n. Diese wür<strong>de</strong>n<br />
sich nachteilig auf das Festigkeitsverhalten<br />
<strong>de</strong>r Verbindung auswirken.<br />
Es wird heute fast ausschließlich mit<br />
AlSi-Loten hartgelötet.<br />
Zu <strong>de</strong>n hartlötgeeigneten Werkstoffen<br />
zählen in dieser Hinsicht daher<br />
außer Reinaluminium die Knetlegierungen<br />
AlMn1 (EN AW-3103), AlMg1<br />
(EN AW-5005A), AlMg2,5 (EN AW-<br />
5052), AlMg3 (EN AW-5754), AlMg-<br />
2Mn0,8 (EN AW-5049), AlMgSi0,5<br />
(EN AW-6060) und AlZn4,5Mg1 (EN<br />
AW-7020) sowie mit Einschränkungen<br />
auch AlMgSi0,7 (EN AW-6005A)<br />
und AlMgSi1 (EN AW-6082). Alle<br />
an<strong>de</strong>ren Knetlegierungen und auch<br />
die ganze Palette <strong>de</strong>r Gusswerkstoffe<br />
schei<strong>de</strong>n dagegen wegen ihrer zu<br />
niedrigen Solidustemperatur aus.<br />
Ab 2% Magnesium ist die Benetzung<br />
<strong>de</strong>s Grundwerkstoffes schlecht<br />
o<strong>de</strong>r gar nicht gegeben (das Lot kann<br />
nicht in die Oberfläche diffundieren).<br />
Daher sollten am besten reines Al,<br />
AlMn1 o<strong>de</strong>r AlMg1 verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n,<br />
in je<strong>de</strong>m Fall jedoch solche Legierungen,<br />
die einen Schmelzintervall<br />
≥ 620 °C aufweisen.<br />
Verfahrenstechnik<br />
beim Löten von <strong>Alu</strong>minium<br />
Zum Löten wird neben <strong>de</strong>m geeigneten<br />
Lot stets noch ein Medium benötigt,<br />
das die Oberflächenoxi<strong>de</strong> vom<br />
FL 10<br />
(chloridischer und<br />
hygroskopischer<br />
Typ)<br />
FL 20<br />
(nicht chloridisch,<br />
nicht korrosiv)<br />
Grundwerkstoff beseitigt und diesen<br />
während <strong>de</strong>s Lötens metallisch blank<br />
hält. Zu diesen Medien gehört neben<br />
Schutzgasen und <strong>de</strong>m Flussmittel<br />
auch das Vakuum. Um die Wirksamkeit<br />
einzelner Medien zu verstehen,<br />
ist erneut auf die Beson<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>r<br />
<strong>Alu</strong>miniumoxidhaut hinzuweisen.<br />
<strong>Alu</strong>minium besitzt eine sehr hohe Affinität<br />
zum Sauerstoff, weshalb es an<br />
Luft stets mit einer Oxidhaut überzogen<br />
ist. Diese ist gleichmäßig und porenarm,<br />
sodass das <strong>Alu</strong>minium gegen<br />
weitere Korrosion, bspw. gegen Luft<br />
und Industrieatmosphäre, geschützt<br />
ist. Zum Löten muss die Oxidhaut entfernt<br />
wer<strong>de</strong>n, sei es durch Auflösen,<br />
Reduzieren o<strong>de</strong>r mechanisches Zerreißen<br />
und Abheben <strong>de</strong>r Oxidhaut.<br />
Außer<strong>de</strong>m darf sich die <strong>Alu</strong>miniumoxidschicht<br />
während <strong>de</strong>s Lötprozesses<br />
nicht wie<strong>de</strong>r neu ausbil<strong>de</strong>n.<br />
Beim Flussmittellöten müssen folgen<strong>de</strong><br />
Vorgänge ablaufen: Das Wasser<br />
aus <strong>de</strong>m Flussmittel muss verdampfen,<br />
das Kristallwasser muss ausgetrieben<br />
wer<strong>de</strong>n, die Metalloxi<strong>de</strong> müssen mit<br />
<strong>de</strong>m Flussmittel reagieren, das Lot<br />
muss das Flussmittel verdrängen, Lot<br />
und Grundwerkstoff legieren sich.<br />
Die Lötzeit beträgt min<strong>de</strong>stens fünf<br />
bis zehn Sekun<strong>de</strong>n.<br />
Folgen<strong>de</strong> Vorgänge dürfen beim<br />
Flussmittellöten nicht ablaufen: Das<br />
Flussmittel darf nicht oxidgesättigt<br />
wer<strong>de</strong>n und Werkstück und Lot dürfen<br />
sich nicht nachteilig verän<strong>de</strong>rn.<br />
Daher beträgt die maximale Lötzeit<br />
circa drei Minuten.<br />
Die DIN EN 1045 unterschei<strong>de</strong>t<br />
prinzipiell zwei Flussmitteltypen, die<br />
in <strong>de</strong>r Norm wie folgt beschrieben<br />
sind: Typ FL 10 – Diese Flussmittel<br />
Tab. 3: Vor- und Nachteile <strong>de</strong>r Flussmitteltypen im Vergleich<br />
Vorteile Nachteile<br />
• wirksam ab 500 °C<br />
• hohe Wirksamkeit<br />
• auch AlMg3 kann gelötet wer<strong>de</strong>n*<br />
• Bauteile sind nach <strong>de</strong>m Waschen sauber<br />
• Beizbehandlung nach <strong>de</strong>m Waschen zur<br />
Verbesserung <strong>de</strong>s Aussehens möglich<br />
* jedoch mit Einschränkungen<br />
• Reste nicht korrosiv<br />
• kein Waschen nach <strong>de</strong>m Löten<br />
(Arbeitsgang entfällt)<br />
• kein Waschwasser entsorgen<br />
• hoher Spaltfüllgrad<br />
• sehr geringe Belastung <strong>de</strong>s Lötofens<br />
• unter Schutzgas <strong>de</strong>utlich reduzierter Verbrauch<br />
(auf ca. 20% <strong>de</strong>s FL 10 Einsatzes an <strong>de</strong>r Luft)<br />
enthalten hygroskopische Schwermetall-Chlori<strong>de</strong><br />
und Fluori<strong>de</strong>, vor<br />
allem Lithiumverbindungen. Die<br />
Rückstän<strong>de</strong> sind korrosiv und müssen<br />
durch Waschen o<strong>de</strong>r Beizen entfernt<br />
wer<strong>de</strong>n. Typ FL 20 – Diese Flussmittel<br />
enthalten nicht-hygroskopische Fluori<strong>de</strong>.<br />
Die Rückstän<strong>de</strong> sind im Allgemeinen<br />
nicht korrosiv und können<br />
auf <strong>de</strong>m Werkstück verbleiben, die<br />
Lötverbindung sollte aber vor Wasser<br />
o<strong>de</strong>r Feuchtigkeit geschützt wer<strong>de</strong>n.<br />
Nocolok-Flussmittel<br />
Nocolok-Flussmittel ist ein weißes<br />
Pulver, das aus einem Gemisch aus<br />
Kaliumfluoraluminaten besteht (K1-<br />
3AlF4-6). Es hat einen <strong>de</strong>finierten<br />
Schmelzbereich von 565 bis 575 °C<br />
und liegt damit unterhalb <strong>de</strong>s üblicherweise<br />
Verwendung fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
AlSi12-Lotes (577 bis 582 °C). Dieses<br />
Lot hat <strong>de</strong>n niedrigsten Schmelzpunkt<br />
bei bester Fließeigenschaft.<br />
Nocolok ist nur begrenzt einsetzbar,<br />
wenn Grundmaterialien mit mehr<br />
als 0,5% Magnesiumgehalt zur Verarbeitung<br />
kommen. Bei Werkstoffen mit<br />
mehr als 0,5% Magnesium besteht ein<br />
vermin<strong>de</strong>rtes Lötvermögen, da Nocolok-Flussmittel<br />
die Magnesiumoxi<strong>de</strong>,<br />
die sich auf <strong>de</strong>r Oberfläche von magnesiumhaltigen<br />
Legierungen bil<strong>de</strong>n,<br />
nur begrenzt auflösen kann. Des Weiteren<br />
kann während <strong>de</strong>s Lötvorgangs<br />
Magnesium in die Legierungsoberfläche<br />
diffundieren, mit <strong>de</strong>m Flussmittel<br />
reagieren und damit <strong>de</strong>ssen<br />
Zusammensetzung und Wirksamkeit<br />
verän<strong>de</strong>rn.<br />
Nach <strong>de</strong>m Löten mit Nocolok-<br />
Flussmittel verbleiben auf <strong>de</strong>r Ober-<br />
• Reste sind sehr korrosiv<br />
• Reste müssen abgewaschen wer<strong>de</strong>n<br />
• Waschwasser ist zu entsorgen (bzw. zu recyceln)<br />
• Beizbehandlung wird selten durchgeführt,<br />
da aufwendig und teuer<br />
• Belastung <strong>de</strong>r Abluft bzw. Umgebung<br />
• Absaugung vorsehen<br />
• wirksam ab ca. 570 °C<br />
• Salzreste auf <strong>de</strong>m Bauteil (Optik)<br />
• Wirksamkeit etwas geringer als FL 10<br />
• AlMg kann nur bis 0,9% Mg benetzt wer<strong>de</strong>n<br />
• fast keine Belastung <strong>de</strong>r Umwelt<br />
40 ALUMINIUM · 12/2008