Pressemitteilungen 2011 - Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
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23.09.<strong>2011</strong> W1 und W2 jetzt im Netz! Digitalisierung der beiden wichtigsten<br />
Musikhandschriften des Mittelalters abgeschlossen<br />
In der Handschriftensammlung der <strong>Herzog</strong> <strong>August</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Wolfenbüttel</strong> werden zwei der bedeutendsten<br />
Musikhandschriften des Mittelalters aufbewahrt. Die in der Fachwelt nur mit der Abkürzung W1 und W2<br />
bezeichneten Handschriften überliefern das Repertoire mehrstimmiger Kompositionen, das sich seit dem 12.<br />
Jahrhundert an der Kathedrale Notre Dame zu Paris herausgebildet hatte. Diese beiden wichtigsten<br />
Musikhandschriften des Mittelalters stehen erstmals frei zugänglich im Netz zur Verfügung:<br />
http://www.hab.de/bibliothek/wdb/mssdigital.htm.<br />
W1 (Cod. Guelf. 628 Helmst) und W2 (1099 Helmst.) stellen sowohl einen Brennpunkt der<br />
musikwissenschaftlichen Forschung als auch eine Hauptquelle für die historische<br />
Aufführungspraxis mittelalterlicher Musik dar. Die Polyphonie, bei der sich im Gegensatz zum<br />
einstimmigen gregorianischen Choral, zu einer Unterstimme gleichzeitig eine oder mehrere<br />
Oberstimmen in freier melodischer Gestaltung entfalten, markiert einen epochalen Wandel in der<br />
europäischen Musikgeschichte. Das Pariser Repertoire ist in nur vier Handschriften weltweit<br />
nahezu vollständig enthalten. Die beiden <strong>Wolfenbüttel</strong>er Pergamentkodizes stammen aus dem<br />
13. Jahrhundert und befanden sich im 16. Jahrhundert im Besitz des Reformationshistorikers<br />
Matthias Flacius Illyricus. In die <strong>Herzog</strong> <strong>August</strong> <strong>Bibliothek</strong> gelangten sie über die<br />
Universitätsbibliothek Helmstedt.<br />
Eine der seltenen Gelegenheiten, die Bände im Original zu sehen, bietet sich noch bis Ende<br />
Februar 2012 in der Ausstellung „verklingend und ewig. Tausend Jahre Musikgedächtnis 800 –<br />
1800“. Die Ausstellung zeigt die Spannung zwischen verklingender Musik und ihrer Verewigung<br />
im Speicher des Buches. Dazu werden Handschriften, Drucke und Graphiken aus den Jahren 800<br />
bis 1800 gezeigt.<br />
27.09.<strong>2011</strong> Herrscherkritik und Seelsorge – Vortrag über Hofprediger im Europa der<br />
Frühen Neuzeit<br />
Den Eröffnungsvortrag zum Internationalen Arbeitsgespräch „Religion Macht Politk“ hält am Dienstag, 4.<br />
Oktober <strong>2011</strong>, um 18.30 Uhr in der <strong>August</strong>eerhalle der Bibliotheca <strong>August</strong>a Luise Schorn-Schütte (Frankfurt<br />
a.M.) über „Umstrittene Theologen. Die Rolle der Hofprediger zwischen Herrscherkritik und Seelsorge im<br />
Europa der Frühen Neuzeit“<br />
Wen interessieren heute noch Hofprediger des 16.-18. Jahrhunderts? Die <strong>Herzog</strong> <strong>August</strong><br />
<strong>Bibliothek</strong> veranstaltet zu diesem Thema eine internationale Fachtagung, da in ihren Beständen<br />
beeindruckend viele Zeugnisse und Texte dieser in ganz Europa tätigen Gruppe von Theologen<br />
zu finden ist.<br />
Der Einführungsvortrag von Schorn-Schütte befasst sich mit diesen theologisch geschulten<br />
Amtsträgern; sie bildeten eine konfessionsübergreifend agierende Sozialgruppe, die zumeist<br />
bürgerlicher Herkunft war, in einigen Regionen aber auch zum Adel gehörte. Da die Hofprediger<br />
sowohl als Seelsorger der hochadligen Fürsten/Herren als auch als deren politische Berater tätig<br />
werden konnten, ist die Gruppe für Historiker wie für Theologen gleichermaßen interessant.<br />
Denn ihr Aufgabenfeld stand im Schnittpunkt von Religion und Politik, die Theologen konnten<br />
gewichtige politische Entscheidungen beeinflussen, sie konnten aber auch zugleich als harsche<br />
Kritiker ihrer „unchristlich“ agierenden Fürsten auftreten. Europa war und ist kein einheitlicher<br />
Kontinent, deshalb waren die Grundlagen der Tätigkeit der Hofprediger im europäischen<br />
Vergleich durchaus unterschiedlich. Im Vortrag sollen die sozialen, theologischen und politischen<br />
Strukturen der Tätigkeit dieser Gruppe vergleichend charakterisiert werden. Damit wird u.a. auch<br />
das Spannungsfeld angesprochen, das sich für die Hoftheologen ergab. Sie sollten ihre<br />
hochadligen Herren seelsorgerlich begleiten, zugleich führte das aber auch zu politischer<br />
Positionierung.<br />
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