estimmt. Dotiert ist der Lessing-Preis für Kritik mit insgesamt 20.000 (15.000 + 5.000) Euro. Die bisherigen Preisträger und Förderpreisträger waren Karl Heinz Bohrer / Michael Maar (2000), Alexander Kluge / St. Petersburger Cello-Duo (2002), Elfriede Jelinek / Antonio Fian (2004), Moshe Zimmermann / Sayed Kashua (2006), Peter Sloterdijk / Dietmar Dath (2008) sowie Kurt Flasch / Fiorella Retucci (2010). Für den Förderpreis hat Claus Peymann das Berliner Theater RambaZamba nominiert. Es ist ein integratives Theaterprojekt für Menschen mit sogenannter Behinderung, hat sich den Status eines kommunalen Theaters erspielt und unterstützt die Ausbildung von Schauspielern mit Handicaps. 2006 war RambaZamba Teil des Kulturprogramms zur Fußball WM, der Premiere des Stücks Ein Herz ist kein Fußball wohnten so prominente Persönlichkeiten wie Wolfgang Schäuble oder André Heller bei. Die Schauspielerin Nele Winkler wurde von Peymann zu gleichen Teilen mit der Einrichtung selbst als Trägerin des Förderpreises benannt. Die Laudatio auf Claus Peymann wird der renommierte österreichische Autor Peter Turrini halten, wie Peymann auch Träger des für das Lebenswerk vergebenen Nestroy-Theaterpreises. Begründung der Jury zur Vergabe des Lessing-Preises für Kritik 2012 an Claus Peymann Mit dem Regisseur Claus Peymann ehrt die Jury einen ebenso unbequemen wie ideenreichen Künstler, dessen lebendiges Theater sich vielfach mit Lessings Theaterprojekten berührt. Seit den späten 60er Jahren gesellschaftliche Themen im Medium des Theaters reflektierend, bekennt Peymann, das Theater noch immer als moralische Einrichtung zu verstehen und an die Erziehbarkeit des Menschen durch die Kunst zu glauben: Kunst beschäftige sich »mit dem Auffinden der Wahrheit, und zwar auf durchaus vergnügliche Weise«. Claus Peymann, seit Jahren Leiter des Berliner Ensembles, stellt, ähnlich wie Lessing im Hamburgischen Projekt eines Deutschen Nationaltheaters, durch Aufführungen von zeitgenössischen Stücken deutschsprachiger Autoren wie Thomas Bernhard, Peter Handke oder Elfriede Jelinek, Themen und Formen der aktuellen Literatur in den Mittelpunkt seines Schaffens. Sein ebenso präzises wie von großer Spielfreude zeugendes Regiewerk ist auch mit den Inszenierungen der klassischen Dramenliteratur von Shakespeare über Lessing und Goethe bis hin zu Brecht unabhängig geblieben. ›Das Theater als kritische Anstalt‹ – Peymanns Arbeit am Wiener Burgtheater etwa hat auch an diesem Ort der deutschsprachigen Theatergeschichte zahlreiche gesellschaftspolitische Diskussionen aufgenommen und zugespitzt. Peymann hat, Kritik übend, Kritik provozierend und der Kritik sich aussetzend, öffentliche Kontroversen auch außerhalb des Theaters gesucht, sich über die Jahre hinweg in streitbarer Weise immer wieder auch politisch exponiert, und dafür Anfeindungen und persönliche Risiken in Kauf genommen. Nicht zufällig hat Peymann sich auf Lessings Wort von seiner »alten Kanzel, dem Theater« berufen und diese kritische Idee in seiner Bühnenarbeit zur Wirkung gebracht. (Zur Jury gehören die Literaturkritikerin und USA-Korrespondentin der Neuen Züricher Zeitung Andrea Köhler, der Göttinger Germanist Wilfried Barner, der frühere Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Werner Knopp, der Direktor der <strong>Herzog</strong> <strong>August</strong> <strong>Bibliothek</strong>, Helwig Schmidt-Glintzer, und der Präsident der Lessing-Akademie und Braunschweiger Germanist, Erich Unglaub) 23.12.<strong>2011</strong> „Komponieren wie im Mittelalter“ – Kinderführung durch die Ausstellung „verklingend und ewig – Tausend Jahre Musik-gedächtnis 800-1800“ Wie man im Mittelalter komponierte ist Thema einer Kinderführung am Mittwoch, 4. Januar 2012, 15.30 Uhr in der <strong>Herzog</strong> <strong>August</strong> <strong>Bibliothek</strong>. Die Kinderführung durch die Ausstellung „verklingend und ewig – Tausend Jahre Musikgedächtnis 800-1800“ richtet sich an Kinder im Alter von 7-12 Jahren. Wie halte ich Musik fest, wenn ich kein Aufnahmegerät habe? Wie mache ich etwas, das man nur hören kann, sichtbar, damit ich die Musik, die ich mir ausgedacht habe, nicht vergesse und auch andere Menschen sie spielen oder singen können? Um diese Fragen geht es in der Kinderführung 46
mit Stefanie Gehrke (Mitarbeiterin der Handschriftenabteilung) und Katharina Talkner (<strong>Bibliothek</strong>sreferendarin). Beim Rundgang durch die Ausstellung entdecken die Kinder, für welche Möglichkeit des Aufschreibens sich die Menschen vor ca. 1000 Jahren entschieden haben und wie sich die Musikschrift über die Jahrhunderte veränderte. Auch geht es um das Komponieren selbst, wenn für das Erfinden eines vielstimmigen Werkes beispielsweise ein Chorwerk auseinander genommen und neu zusammengefügt wird. Schließlich haben die Kinder Gelegenheit, selbst mit Pergament und Gänsefeder Musik aufzuschreiben. 47