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Internationalisierung,Vielfalt und Inklusion in Hochschulen

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IVI<br />

Kommunikationstechnologie gew<strong>in</strong>nen Mehrsprachigkeit<br />

<strong>und</strong> unterkulturelle Kompetenz am Arbeitsmarkt immer<br />

mehr an Bedeutung.<br />

Arbeitsmarktuntersuchungen belegen jedoch, dass Akademiker<strong>in</strong>nen<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> trotz guter Abschlüsse<br />

erschwerte Zugangsbed<strong>in</strong>gungen beim E<strong>in</strong>stieg am<br />

Arbeitsmarkt haben. Viele starten <strong>in</strong> diese Phase auch mit<br />

e<strong>in</strong>em Bewusstse<strong>in</strong>, als Ausländer<strong>in</strong> stigmatisiert zu se<strong>in</strong>,<br />

das <strong>in</strong> der Folge dazu führt, dass die eigenen Chancen auf<br />

dem Arbeitsmarkt im Vergleich zu deutschen Studierenden<br />

schlechter e<strong>in</strong>geschätzt werden. In e<strong>in</strong>er qualitativen Studie<br />

über die Situation türkischer Student<strong>in</strong>nen an der Essener<br />

Universität äußerten diese aufgr<strong>und</strong> erfahrener Diskrim<strong>in</strong>ierungen<br />

Ängste h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Akzeptanz im Beruf. Die<br />

antizipierten Probleme potenzieren sich, wenn das äußere<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsbild die „andersartige“ religiös-kulturelle Orientierung<br />

signalisiert (Karakasoglu-Ayd<strong>in</strong> 2000, S. 117).<br />

Gegenüber deutschen Hochschulabsolvent<strong>in</strong>nen, deren Situation<br />

bereits durch e<strong>in</strong>e Disparität zwischen erreichten<br />

Qualifikationen <strong>und</strong> berufliche Entwicklungschancen gekennzeichnet<br />

ist, s<strong>in</strong>d für ausländische Frauen mit Hochschulabschluss<br />

somit zusätzliche Barrieren <strong>in</strong> der Berufse<strong>in</strong>stiegsphase<br />

zu erwarten. „Beim Übergang <strong>in</strong>s Erwerbsleben<br />

wird zudem e<strong>in</strong> psychologisches Moment wirksam: Wenn<br />

im eigenen Fre<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Bekanntenkreis Vorbilder für<br />

e<strong>in</strong>e bestimmte Berufswahl fehlen <strong>und</strong> Unternehmen e<strong>in</strong><br />

Image ausstrahlen, das zu e<strong>in</strong>em ganz anderen sozialen<br />

Umfeld zu gehören sche<strong>in</strong>t, verengt sich auch bei Migranten<br />

der Blick auf mögliche Berufswege <strong>und</strong> Ausbildungsunternehmen“<br />

(Süssmuth 2004).<br />

2. Diversity als Chance?!<br />

Aus wirtschaftlicher Perspektive wird „Diversity“ <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren verstärkt als Chance postuliert. Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern <strong>in</strong> Unternehmen <strong>und</strong> anderen<br />

Organisationen sollen unabhängig von Geschlecht, Rasse,<br />

Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung,<br />

Beh<strong>in</strong>derung, Alter, sexueller Orientierung<br />

<strong>und</strong> Identität Wertschätzung <strong>und</strong> Anerkennung erfahren.<br />

Es soll e<strong>in</strong> Arbeitsumfeld geschaffen werden, das<br />

frei von Vorurteilen ist. Vor allem aber soll diese Diversität<br />

als Potenzial begriffen werden, das wirtschaftliche<br />

Vorteile für die Unternehmen bzw. Organisationen<br />

schafft (vgl. Charta der <strong>Vielfalt</strong> 2006).<br />

Konzeption <strong>und</strong> Zielsetzung des Projekts<br />

Damit das Potenzial der angesprochenen Gruppe der<br />

Akademiker<strong>in</strong>nen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> für die<br />

Berufswegplanung nutzbar gemacht werden kann, bedarf<br />

es mehrerer Schritte: der Bewusstwerdung, Potenzialträger<strong>in</strong><br />

zu se<strong>in</strong>, der Herausarbeitung bzw. Erschließung<br />

des spezifischen <strong>in</strong>dividuellen Potenzials<br />

<strong>und</strong> der Modellierung bzw. Weiterentwicklung des Potenzials<br />

zu e<strong>in</strong>er für e<strong>in</strong>en konkreten Anwendungszusammenhang<br />

nützlichen <strong>und</strong> darstellbaren Kompetenz.<br />

Um dieses Ziel zu realisieren, ist - auf der Seite der angesprochenen<br />

Personen - e<strong>in</strong> Beratungs- <strong>und</strong> Bildungskonzept<br />

vonnöten, das die beteiligten Personen <strong>in</strong> ihrer Individualität<br />

<strong>in</strong> den Blick nimmt <strong>und</strong> fördert. E<strong>in</strong> One-to-one-<br />

Mentor<strong>in</strong>g <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuelle Qualifizierung <strong>und</strong> Coach<strong>in</strong>g<br />

bieten hier besondere Vorteile (siehe unten).<br />

IVI 3/2007<br />

R. Klees-Möller, H. Tarzi & K. Wolff-Bendik � Diversity als Chance? ...<br />

Neben diesem am Individuum ansetzenden Zugang wurde<br />

auch e<strong>in</strong> struktureller gewählt: die Ansprache von Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Verbänden, um sie auf die vorausgesetzten<br />

Potenziale der Migrant<strong>in</strong>nen für den Arbeitsmarkt aufmerksam<br />

zu machen <strong>und</strong> generell für das Thema Diversity zu<br />

sensibilisieren.<br />

Somit wurden für das Programm „Mentor<strong>in</strong>g Gender and<br />

Diversity“ folgende Ziele formuliert:<br />

1. Vorbereitung der Teilnehmer<strong>in</strong>nen auf den Arbeitsmarkt<br />

durch Berufswegplanung, Profilbildung sowie die Stärkung<br />

ihrer besonderen „Diversity“-Potenziale im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es speziell konzipierten Mentor<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Begleitprogramms.<br />

2. Sensibilisierung des Arbeitsmarktes für die „Diversity“-<br />

Potenziale der Zielgruppe durch Information, Austausch<br />

sowie den Kontaktaufbau zu regionalen Unternehmen,<br />

Verbänden, Organisationen etc. im Rahmen von Themenabenden<br />

<strong>und</strong> Karriere-Foren.<br />

Module des Programms Mentor<strong>in</strong>g Gender and Diversity<br />

Kern des Programms ist das One-to-one-Mentor<strong>in</strong>g, ergänzend<br />

werden <strong>in</strong>terkulturelle Gruppen-Coach<strong>in</strong>gs <strong>und</strong> E<strong>in</strong>zelberatungen<br />

sowie - ausgehend von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuellen<br />

Potenzialanalyse - Sem<strong>in</strong>are zur Förderung der Schlüsselkompetenzen<br />

angeboten. E<strong>in</strong>e Besonderheit des Programms<br />

bilden breit angelegte Karriere-Foren, Vortragsreihen<br />

<strong>und</strong> Diskussionsr<strong>und</strong>en zu den Themen Interkulturalität<br />

<strong>und</strong> Arbeitswelt, Diversity- Management u. ä. Diese<br />

Angebote dienen als Diskussions- <strong>und</strong> Vernetzungs-Plattformen<br />

für die Teilnehmer<strong>in</strong>nen mit Unternehmensvertretern<br />

<strong>und</strong> -vertreter<strong>in</strong>nen. Außerdem haben sie die Möglichkeit,<br />

mit anderen Studierenden, Mitarbeitern <strong>und</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

sowie Absolventen <strong>und</strong> Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>s Gespräch<br />

zu kommen.<br />

Im E<strong>in</strong>zelnen be<strong>in</strong>haltet das Programm vier Module (siehe<br />

Abbildung 1) <strong>und</strong> wird ergänzt durch e<strong>in</strong>e Prozessbegleitung<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e prozessbezogene Evaluation.<br />

Abbildung 1: Mentor<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Begleitprogramm<br />

Prozessbegleitende Veranstaltungen<br />

Die prozessbegleitenden Maßnahmen geben dem One-toone-Mentor<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>en Rahmen. In<br />

dem Vorbereitungsworkshop erhalten die Mentees das<br />

Handwerkszeug zur optimalen Nutzung des Mentor<strong>in</strong>gs.<br />

Zudem werden sie durch e<strong>in</strong>e erfahrene Diversity- Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Prozess des „Lernens von Diversity“ e<strong>in</strong>geführt,<br />

der den <strong>in</strong>haltlichen Startpunkt für den <strong>in</strong>dividuellen Entwicklungsprozess<br />

im Rahmen des Mentoro<strong>in</strong>g-Programms<br />

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