Internationalisierung,Vielfalt und Inklusion in Hochschulen
Internationalisierung,Vielfalt und Inklusion in Hochschulen
Internationalisierung,Vielfalt und Inklusion in Hochschulen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
IVI<br />
AAnnddrreeaa RRuuppppeerrtt && MMaarrtti<strong>in</strong>naa VVooiiggtt<br />
Wie lassen sich Genderaspekte<br />
<strong>in</strong> die Lehre <strong>in</strong>tegrieren?<br />
E<strong>in</strong> Modell-Modul zur Vermittlung<br />
von Verhandlungskompetenz (Teil 1) Mart<strong>in</strong>a Voigt<br />
Andrea Ruppert<br />
Im Zuge des „Gender Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“ werden seit längerer<br />
Zeit die Genderkompetenz von Lehrenden sowie die Integration<br />
von Genderaspekten <strong>in</strong> die Hochschullehre gefordert.<br />
Inzwischen hat das Thema unter dem Stichwort „Förderung<br />
der Geschlechtergerechtigkeit“ sogar den Rang<br />
e<strong>in</strong>es Qualitätskriteriums bei der Akkreditierung von Studienprogrammen<br />
erreicht. Doch nur selten wird konkretisiert,<br />
was Lehrende tun können, um die unterschiedlichen<br />
Perspektiven, Interessen <strong>und</strong> Sozialisationserfahrungen von<br />
Frauen <strong>und</strong> Männern <strong>in</strong> der Lehre aufzugreifen. Insbesondere<br />
fehlt es an <strong>in</strong>spirierenden Beispielen dazu, wie Veranstaltungen<br />
gestaltet werden können, um Studierende dazu<br />
zu motivieren, sich mit Genderaspekten ause<strong>in</strong>anderzusetzen,<br />
ohne gelangweiltes Gähnen oder gar Widerstände zu<br />
provozieren. Hierzu liefert das Projekt „Genderaspekte bei<br />
Vertragsverhandlungen“ e<strong>in</strong>en Beitrag.<br />
1. Projektkontext<br />
Bei dem im Folgenden beschriebenen Projekt handelt es<br />
sich um die Entwicklung, Implementierung <strong>und</strong> Durchführung<br />
e<strong>in</strong>er Lehrveranstaltungse<strong>in</strong>heit zum Thema „Genderaspekte<br />
bei Vertragsverhandlungen“. Diese Lehre<strong>in</strong>heit<br />
wurde als e<strong>in</strong>e Art „Blaupause“ konzipiert, d.h. sie ist so<br />
ausgestaltet, dass sie als curriculares Element <strong>in</strong> allen Lehrveranstaltungen<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden kann, die der Vermittlung<br />
<strong>und</strong> Förderung kommunikativer Kompetenzen (z.B.<br />
Gesprächsführung, Verhandlungsführung, Konfliktbewältigung,<br />
Moderation, Mediation) dienen.<br />
Das Modell-Modul wurde von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är zusammengesetzten<br />
Arbeitsgruppe entwickelt, der Prof. Dr. Andrea<br />
Ruppert (Jurist<strong>in</strong>), Prof. Dr. Mart<strong>in</strong>a Voigt (Sozialwissenschaftler<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> Ökonom<strong>in</strong>) <strong>und</strong> Dr. Vera Jost (Germanist<strong>in</strong>)<br />
angehören. Es wurde durch das geme<strong>in</strong>same Frauenforschungszentrum<br />
der Hessischen Fachhochschulen (gFFZ) f<strong>in</strong>anziell<br />
gefördert.<br />
Im WS 2005/06 wurde das Modell-Modul erstmals im wirtschaftsrechtlichen<br />
Master-Studiengang „Verhandeln <strong>und</strong><br />
Gestalten von Verträgen“ <strong>in</strong> der Lehrveranstaltung „Methodik<br />
der Verhandlungsführung“ von den Autor<strong>in</strong>nen im<br />
Teamteach<strong>in</strong>g durchgeführt. Die Veranstaltung wurde<br />
durch die Studierenden mittels e<strong>in</strong>es Evaluationsfragebogens<br />
evaluiert. Außerdem wurde e<strong>in</strong> Evaluationsworkshop<br />
mit Experten aus verschiedenen Bereichen durchgeführt<br />
<strong>und</strong> hier speziell das Modell-Modul „Genderaspekte bei<br />
Vertragsverhandlungen“ auf den Prüfstand gestellt.<br />
IVI 3/2007<br />
A n r e g u n g e n f ü r d i e P r a x i s /<br />
E r f a h r u n g s b e r i c h t e<br />
2. Lernziele<br />
Verhandlungskompetenz ist für Führungskräfte generell<br />
<strong>und</strong> nicht zuletzt für Wirtschaftsjuristen e<strong>in</strong>e zentrale<br />
Schlüsselkompetenz. Streitbeilegung <strong>und</strong> Rechtsgestaltung<br />
durch Verhandlung s<strong>in</strong>d praktisch wichtige berufliche<br />
Betätigungsfelder für Wirtschaftsjuristen, da diese vorwiegend<br />
<strong>in</strong> sog. Verhandlungsberufen <strong>in</strong> Wirtschaftsunternehmen<br />
oder der Anwaltschaft tätig s<strong>in</strong>d. Hierbei ist zu berücksichtigen,<br />
dass Vertragsverhandlungen <strong>in</strong> der Regel zukunfts-<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>teressenorientiert rechtsgestaltend s<strong>in</strong>d <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>e spezielle Perspektive <strong>und</strong> Vorgehensweise erfordern,<br />
was bei der Konzipierung der Lehre<strong>in</strong>heit zu beachten war.<br />
Die Anzahl der Frauen, die sich <strong>in</strong> ihrer Berufspraxis mit<br />
Vertragsverhandlungen ause<strong>in</strong>ander setzen muss, steigt<br />
stetig. Indikatoren hierfür s<strong>in</strong>d der Anteil der weiblichen<br />
Studierenden <strong>in</strong> juristischen Studiengängen (weibliche Studenten<br />
seit Jahren <strong>in</strong> der Überzahl), der stetig steigende<br />
Anteil weiblicher Juristen sowie auch der Anteil von Frauen<br />
<strong>in</strong> Führungspositionen. Die Sensibilisierung von Studierenden<br />
für potentiell geschlechtsspezifisch unterschiedliche<br />
Verhaltenweisen bei Vertragsverhandlungen ist vor diesem<br />
H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> dr<strong>in</strong>gend geboten.<br />
Als konkrete Lernziele der Lehre<strong>in</strong>heit wurden folgende<br />
festgelegt:<br />
• Sensibilisierung der Studierenden für geschlechtsspezifisches<br />
Kommunikationsverhalten bei Vertragsverhandlungen,<br />
• Befähigung der Studierenden, sich bei der Verhandlungsplanung<br />
auf die jeweiligen Verhandlungspartner<br />
e<strong>in</strong>zustellen <strong>und</strong> hierbei geschlechtsspezifische Aspekte<br />
zu berücksichtigen,<br />
• Vermeidung von Konflikten, die aus geschlechtsspezifischem<br />
Kommunikationsverhalten resultieren,<br />
• strategische Nutzung von Kenntnissen zu geschlechtsspezifischen<br />
Besonderheiten zur Durchsetzung der eigenen<br />
Verhandlungsziele.<br />
Mit dieser Zielformulierung wird Kompetenzerwerb auf<br />
verschiedenen Ebenen (Wollen, Wissen, Können) angesprochen.<br />
Es geht zum e<strong>in</strong>en darum, die Motivation (Kompetenzebene:<br />
„Wollen“) zur Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Gender-Themen<br />
zu steigern. Zum anderen sollten Forschungsergebnisse<br />
vermittelt werden, z.B. zu geschlechtsspezifischer<br />
Kommunikation, die für das Thema Genderaspekte<br />
der Verhandlungsführung relevant s<strong>in</strong>d (Kompetenzebene:<br />
79