29.12.2012 Aufrufe

Internationalisierung,Vielfalt und Inklusion in Hochschulen

Internationalisierung,Vielfalt und Inklusion in Hochschulen

Internationalisierung,Vielfalt und Inklusion in Hochschulen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Anregungen für die Praxis/Erfahrungsberichte IVI<br />

„Wissen“). Schließlich sollte auch die Handlungskompetenz<br />

(Kompetenzebene: „Können“) erweitert werden, d.h. die<br />

Studierenden sollten ihre <strong>in</strong>dividuelle Verhandlungskompetenz<br />

steigern.<br />

Um diese Lernziele zu erreichen, wurden zunächst relevante<br />

Inhalte selektiert <strong>und</strong> anschließend aus dem Kanon der<br />

Lehr- <strong>und</strong> Lernmethoden diejenigen ausgewählt, die im<br />

H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e optimale Zielerreichung besonders geeignet<br />

erschienen.<br />

3. Selektion der Lern<strong>in</strong>halte<br />

Bei der Frage danach, wie Genderaspekte E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die<br />

Lehre f<strong>in</strong>den können, denkt man vielleicht zuallererst an<br />

die Integration von Gender<strong>in</strong>halten, z.B. daran, die Ergebnisse<br />

der jeweils fachspezifischen Frauen- <strong>und</strong> Geschlechterforschung<br />

<strong>in</strong> die Lehrveranstaltung e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Recherchen machten schnell deutlich, dass Fragen des geschlechtspezifischen<br />

Zugangs von Frauen zu Wissenschafts<strong>und</strong><br />

Lehr- bzw. Lerngebieten der Naturwissenschaften, Informatik<br />

<strong>und</strong> der Neuen Medien offensichtlich weith<strong>in</strong> anerkannt<br />

s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> zahlreiche Informationen, Tagungen, Sem<strong>in</strong>are<br />

etc. zu diesen Themen angeboten werden. Demgegenüber<br />

zeigte sich, dass weder <strong>in</strong> juristischen Lehr- <strong>und</strong><br />

Handbüchern (vgl. exemplarisch Däubler 2003, Heussen<br />

2002, Me<strong>in</strong>s 1990) noch <strong>in</strong> referierten Anleitungsbüchern<br />

zur Verhandlungsführung (vgl. exemplarisch Fisher/Ury/<br />

Patton 1998 <strong>und</strong> Herzlieb 2000) Genderaspekte E<strong>in</strong>gang<br />

gef<strong>und</strong>en haben. Geschlechtsspezifische Betrachtungsweisen<br />

s<strong>in</strong>d hier e<strong>in</strong> „Nicht-Thema“ <strong>und</strong> e<strong>in</strong>schlägige Veranstaltungen<br />

e<strong>in</strong>e Rarität.<br />

Für die Konzeption der geplanten Lehre<strong>in</strong>heit bedeutete<br />

dies, dass Veranstaltungs<strong>in</strong>halte <strong>und</strong> -materialien komplett<br />

neu erarbeitet werden mussten. Hierzu war auf generelle<br />

Erkenntnisse zu geschlechtsspezifischem Kommunikations-,<br />

Rollen-, Macht- <strong>und</strong> Führungsverhalten zurückzugreifen<br />

<strong>und</strong> nach wahrsche<strong>in</strong>lichen Konsequenzen für geschlechtsspezifische<br />

Besonderheiten des Verhandlungsmanagements<br />

zu fragen.<br />

Um die wichtigsten Inhalte zu selektieren, wurde bei der<br />

Recherche zunächst „breit“ vorgegangen <strong>und</strong> alle denkbaren<br />

Themenfelder identifiziert. E<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> unsere Ar-<br />

Abbildung 1: M<strong>in</strong>d Map zur <strong>in</strong>haltlichen Vorbereitung der<br />

Lehrveranstaltungse<strong>in</strong>heit (Ausschnitt)<br />

beitsweise <strong>und</strong> zum Ergebnis der Materialsichtung liefert<br />

die erstellte M<strong>in</strong>d Map (Abbildung 1).<br />

Im zweiten Schritt wurden aus der Vielzahl der möglichen<br />

Inhalte zwei Bereiche für die vertiefte Bearbeitung <strong>in</strong> der<br />

Lehrveranstaltung ausgewählt, die im Zusammenhang mit<br />

dem Verhandeln von Verträgen besonders relevant s<strong>in</strong>d.<br />

Dies war zum e<strong>in</strong>en das Thema „Gender <strong>und</strong> Macht als Erfolgsfaktoren<br />

bei Vertragsverhandlungen“ <strong>und</strong> zum anderen<br />

das Thema „E<strong>in</strong>fluss von Kultur <strong>und</strong> Geschlecht auf den<br />

Verhandlungsprozess <strong>und</strong> den Verhandlungserfolg“. Diese<br />

Themenbereiche wurden als Querschnittsbereiche def<strong>in</strong>iert,<br />

die sowohl untere<strong>in</strong>ander als auch mit anderen identifizierten<br />

wichtigen Inhalten vernetzt wurden.<br />

Das Vorhandense<strong>in</strong> oder Nichtvorhandense<strong>in</strong> von „Macht“<br />

ist für Verhandlungen generell <strong>und</strong> für die Auswahl e<strong>in</strong>er<br />

geeigneten Verhandlungsstrategie e<strong>in</strong> zentraler E<strong>in</strong>fluss<strong>und</strong><br />

Erfolgsfaktor. Aufgr<strong>und</strong> dieser Bedeutung erschien es<br />

besonders wichtig, die Frage der Auswirkungen des Geschlechts<br />

auf den Faktor Macht <strong>und</strong> auf den Verlauf der<br />

Vertragsverhandlungen zu problematisieren.<br />

In den letzten Jahren s<strong>in</strong>d Diversity-Ansätze im Wirtschaftsleben<br />

sehr <strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong> getreten. Insbesondere<br />

die Berücksichtigung von <strong>in</strong>terkulturellen Unterschieden<br />

f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> vielfältigen Zusammenhängen <strong>und</strong> hat zu<br />

e<strong>in</strong>em weitgehenden Problembewusstse<strong>in</strong> <strong>und</strong> Interesse<br />

geführt. Da auch die Genderproblematik <strong>in</strong> aktuellen Forschungsansätzen<br />

im Kontext mit Kultur diskutiert wird (vgl.<br />

Salacuse 2003), ist die Verknüpfung der Themen Kultur<br />

<strong>und</strong> Geschlecht geeignet, um das Thema erneut zu thematisieren<br />

<strong>und</strong> die vorhandene Sensibilisierung für <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Fragen auch für Genderaspekte zu nutzen.<br />

4. Lernmethoden zur Erreichung der Lernziele<br />

Weiterh<strong>in</strong> wird für die Integration von Genderaspekten <strong>in</strong><br />

die Lehre der E<strong>in</strong>satz von gendersensiblen didaktischen<br />

Konzepten <strong>und</strong> Lehrmethoden vorgeschlagen. Hierzu ist u.<br />

E. allerd<strong>in</strong>gs kritisch anzumerken, dass die Forschung derzeit<br />

noch kaum Aussagen dazu macht, wie e<strong>in</strong>e geschlechtergerechte<br />

Hochschuldidaktik aussehen könnte. Döse<br />

(2005) schlägt folgende didaktische Handlungsmöglichkeiten<br />

vor:<br />

• <strong>in</strong>teraktive Lehrformen (sem<strong>in</strong>aristischer Stil, Kle<strong>in</strong>gruppenarbeit/E<strong>in</strong>beziehung<br />

von stillen Teilnehmenden),<br />

• Entzug der Aufmerksamkeit für Störende <strong>und</strong> Vielredner,<br />

• Herstellung von Praxisbezug,<br />

• Geschlechtergerechte Sprache <strong>und</strong> geschlechterdifferenzierende<br />

Wahl der Beispiele,<br />

• Methodenwechsel.<br />

E<strong>in</strong> kritischer Blick auf diese Auflistung macht deutlich,<br />

dass die erwähnten Handlungsmöglichkeiten auf der L<strong>in</strong>ie<br />

neuerer Lerntheorien liegen (vgl. exemplarisch die Zusammenstellung<br />

bei We<strong>in</strong>ert 1998) <strong>und</strong> als geeignet angesehen<br />

werden können, nicht nur Wissen, sondern auch Handlungskompetenz<br />

zu vermitteln. Allerd<strong>in</strong>gs ist der Genderbezug<br />

teilweise nur mittelbar gegeben, z.B. dann, wenn<br />

man unterstellt, dass die stilleren Teilnehmer oder die Vielredner<br />

entweder eher Frauen oder eher Männer s<strong>in</strong>d. Auch<br />

die Empfehlung „Herstellung von Praxisbezug“ ist im H<strong>in</strong>blick<br />

auf den Gender-Gedanken weiter zu entwickeln, z.B.<br />

<strong>in</strong> die Richtung, dass Praxisbeispiele gezielt so ausgewählt<br />

80 IVI 3/2007

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!