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2 Thema - Öffentlicher Gesundheitsdienst

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Gesundheitsfördernde Tageseinrichtungen für Kinder in Stuttgart<br />

Dokumentation des 1. Zyklus 2004 - 2006<br />

4 <strong>Thema</strong>: Gesundheit am Arbeitsplatz<br />

4.1 Einleitung<br />

Schon am Begriff „Berufsleben“ kann man den Stellenwert des Berufes in unserer Gesellschaft<br />

erkennen – er bestimmt einen Großteil unseres Lebens, ist also weit mehr als nur eine<br />

Einkommensquelle. Der Beruf wirkt sich wesentlich auf das persönliche Wohlbefinden aus<br />

und ist Teil unserer Identität. Gerade bei der Arbeit mit Kindern, wo Erzieherinnen ihre Gefühle<br />

bewusst steuern und kontrollieren müssen, ist dieser Aspekt von großer Bedeutung:<br />

Die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen hat unmittelbare<br />

Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit den Kindern. Eine Erzieherin, die sich in ihrem<br />

beruflichen Umfeld wohlfühlt, gibt diese Harmonie und Ausgeglichenheit auch an ihre Umgebung,<br />

also an Kinder, Eltern und Kolleginnen weiter. Die Gesundheit der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter 12 in Kitas gilt folglich als wesentliche Voraussetzung für eine gute Arbeitsfähigkeit.<br />

Sie muss daher nicht nur erhalten, sondern auch entwickelt und gefördert werden.<br />

Im Laufe der vergangenen Jahre hat sich das Berufsfeld der Erzieherin einem stetigen Wandel<br />

unterzogen. Tageseinrichtungen für Kinder werden nicht mehr als reine Betreuungseinrichtungen,<br />

sondern als die erste öffentliche Ebene der Bildungseinrichtungen betrachtet. Um<br />

diesem Bildungsauftrag gerecht zu werden, ist eine Kompetenzerweiterung der Beschäftigten<br />

erforderlich.<br />

Durch verlängerte Öffnungszeiten, die Aufnahme von Kindern unter drei Jahren, Mittagstische<br />

und die Umsetzung neuer Lerntheorien bieten sich für die Entwicklung der Kinder neue<br />

Chancen – auf der Gegenseite werden aber an die Erzieherinnen auch hohe Erwartungen<br />

bei der täglichen Arbeit und der Weiterentwicklung der Einrichtung gestellt. Die wachsenden<br />

Anforderungen und häufigen Umstrukturierungen und Veränderungen wirken sich auf die<br />

Betroffenen nicht selten als Belastung aus.<br />

Laut einer Studie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW 2003 13 ) geben 92 %<br />

der befragten Erzieherinnen an, dass zu viele Arbeitsaufgaben zu bewältigen sind. Die Folgen<br />

sind unter anderem psychosomatische Beschwerden wie Kopfschmerzen (50 %), gefolgt<br />

von Rücken- und Nackenschmerzen, erhöhter Ungeduld und Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen,<br />

leichter Ermüdbarkeit bis hin zur Arbeitsunlust oder gar zum Burn-out-Symptome,<br />

unter denen die Betroffenen überwiegend auch nach Feierabend leiden.<br />

In der Studie wird insbesondere die hohe Lärmbelastung und die damit verbundene Gefahr<br />

von Reizbarkeit und Konzentrationsstörungen, Kopfschmerz und Heiserkeit als Stressfaktoren<br />

ermittelt. Große Gruppen, ungünstige Personalschlüssel und schlecht funktionierende<br />

Vertretungsregelungen sowie fehlende Rückzugsmöglichkeiten während der Arbeitszeit sind<br />

weitere wichtige Belastungsfaktoren im Erzieherinnenberuf. Hinzu kommen ungünstige<br />

12 Da die überwiegende Mehrzahl der Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen Frauen sind, wird im<br />

Folgenden aus Gründen besserer Lesbarkeit nur noch die weibliche Form benutzt – Männer als<br />

Erzieher und Mitarbeiter sind hier aber ebenso gemeint.<br />

13 GEW-Studie „Arbeits- und Gesundheitsschutz bei Erzieher/-innen“,<br />

In: Rudow, Prof. Dr. Bernd: „Arbeitsbedingungen für Erzieher/-innen“ In: Bildung und Wissenschaft<br />

Extra, Juli 2004 und In: GEW: „Der Arbeitsschutz für Erzieher/-innen in Kindertagesstätten“<br />

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