FWF - Publikationen - Jahresbericht 2004
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Klima(-forschung) im Wandel<br />
Der Amerikaner Brian O‘Neill bemüht sich, Wissenschaftsdisziplinen für genauere Klima-<br />
Vorhersagen zusammenzuführen. Mittel zum Zweck ist die Optimierung eines „Integrated<br />
Assessment Model“ (IAM). Generell verbinden IAMs die Erkenntnisse verschiedener<br />
Disziplinen in einem Modell zur Vorhersage von Entwicklungen. Damit ermöglichen<br />
diese die Berücksichtigung komplexer Zusammenhänge. Selbst bei besten Ausgangsdaten<br />
bleibt die Schwierigkeit, die Wirkung der Zusammenhänge zu quantifizieren.<br />
Drei Ebenen Für die Optimierung seines IAMs konzentriert sich O‘Neill auf drei Ebenen.<br />
Zunächst bewertet er den Einfluss der Bevölkerungsentwicklung – also Alter, Urbanisierung,<br />
Lebensstandard – auf den Energieverbrauch und die Umweltbedingungen. Auf<br />
einer zweiten Ebene entwickelt er Methoden, die es erlauben, Ungenauigkeit unseres<br />
Verständnisses in Bezug auf solche Entwicklungen mitzuberücksichtigen. Die dritte<br />
Ebene erweitert das Modell um eine zusätzliche Dimension und zeigt, dass Brian<br />
O‘Neill zunächst optimistisch für den Faktor „Mensch“ ist. Diese Ebene<br />
geht nämlich davon aus, dass wir in unserem Umweltverhalten lernfähig<br />
sind. Diese Lernfähigkeit vermindert jedoch auch die in der zweiten Ebene<br />
bereits berücksichtigte Ungenauigkeit unseres Verständnisses. Gerade<br />
solche Beeinflussungen machen das Modell hoch komplex.<br />
Vernetzt arbeiten Trotz aller Komplexität vermeidet O‘Neill, die Entwicklung<br />
des IAMs isoliert voranzutreiben. Er arbeitet weltweit in wichtigen<br />
Gremien zum Klimawandel mit. So ist er Lead Author des Millennium<br />
Ecosystem Assessment, eines internationalen Arbeitsprogramms, das von<br />
UN-Generalsekretär Kofi Annan ins Leben gerufen wurde. Zusätzlich hat er<br />
Verantwortungen beim Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), das vom<br />
United Nations Environment Programme und der World Meteorological Organization<br />
getragen wird. In solchen Gremien trifft Brian O‘Neill jene WissenschafterInnen, die er<br />
für die Lösung des Klimaproblems und zur Optimierung des IAMs für notwendig hält.<br />
Preisträger Brian O' Neill ist stolz, einen der 2003/<strong>2004</strong> erstmals vergebenen EURYI Awards<br />
erhalten zu haben. Dieser wird von der European Science Foundation (ESF) vergeben und<br />
ist mit rd. 1 Mio. C= dotiert. So kann O‘Neill ein interdisziplinäres Forschungsteam aufbauen<br />
und für fünf Jahre unterstützen. Den Anfang machen ein amerikanischer Ökonom, ein<br />
chinesischer Demograf, ein russischer Mathematiker und eine österreichische Geografin.<br />
Dr. Brian O‘Neill, Gastwissenschafter am Institute for Applied Systems Analysis<br />
(IIASA) in Laxenburg, ist Preisträger der 2003/<strong>2004</strong> erstmals vergebenen EURYI<br />
Awards. Diese werden von der European Science Foundation (ESF) vergeben und<br />
sind mit rund 1 Mio. C= dotiert. Zu den so „gewonnenen“ Möglichkeiten meint<br />
O‘Neill: „Diese Finanzierung erlaubt es mir, ein interdisziplinäres Forschungsteam aufzubauen<br />
und dieses auch für fünf Jahre zu unterstützen. Den Anfang des so interdisziplinären<br />
wie internationalen Teams machen dabei ein amerikanischer Ökonom, ein chinesischer<br />
Demograf, ein russischer Mathematiker und eine österreichische Geografin."<br />
PROJEKTE Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
JAHRESBERICHT <strong>2004</strong><br />
Brian O'Neill ist<br />
überzeugt, dass<br />
Tools wie IAMs<br />
nicht nur unser<br />
Verständnis für<br />
komplexe Zusammenhänge<br />
erweitern.<br />
Er sieht auch ganz<br />
klar, dass sich durch<br />
die Verbindung<br />
verschiedener<br />
Disziplinen neue<br />
Fragen und sogar<br />
Wissenslücken in<br />
den einzelnen<br />
Disziplinen auftun<br />
können. Aber genau<br />
das findet er bereichernd<br />
und glaubt,<br />
dass eine solche<br />
gegenseitige<br />
Befruchtung einer<br />
„Elfenbeinturm-<br />
Mentalität“<br />
entgegenwirkt.<br />
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