MAINZ-GONSENHEIM MAINZ-FINTHEN - vhs Mainz
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Gonsenheim<br />
GonsenheIm<br />
4<br />
Georg Büchner (1813 – 1837) und der<br />
Hessische Vormärz<br />
Büchners Todestag jährt sich 2012 zum 175. Mal und<br />
2013 sein 200. Geburtstag – aktueller Anlass, sich<br />
mit Leben und Werk dieses großen Dichters und<br />
Revolutionärs wieder einmal zu beschäftigen. Es sind<br />
die bleiernen Jahre der Metternich’schen Restauration,<br />
des „Völkerkerkers“, in die hinein nur schwach<br />
die Ereignisse der französischen Julirevolution<br />
(1830), des Hambacher Festes (1832) und Frankfurter<br />
Wachensturms (1833) wetterleuchten.<br />
Im Großherzogtum Hessen herrscht unter Premier<br />
Du Thil eines der übelsten Repressionssysteme, das<br />
z. B. den wegen seiner Mitautorschaft am „Hessischen<br />
Landboten“ (1834) inhaftierten Pfarrer Weidig so<br />
malträtieren lässt, dass er Selbstmord begeht. Nach<br />
Bauernkrieg, Aufklärung und Jakobinern engagieren<br />
sich Intellektuelle wie Büchner und Weidig erneut<br />
für das Volk, wiederentdecken den „gemeinen Mann“<br />
und entlarven in einer seit Münzer nicht mehr<br />
gehörten Sprache das Elend der Vielen als Voraussetzung<br />
für den Reichtum der Wenigen. „Man versuche<br />
es einmal und senke sich in das Leben der<br />
Geringsten und gebe es wieder“ heißt es in der<br />
Novelle „Lenz“, wo Büchner die Frustration des<br />
bürgerlichen Genies im „Sturm und Drang“ mit dem<br />
Ennui des Vormärz als Folge der nach 1815 verordneten<br />
Friedhofsruhe potenziert. Im „Woyzeck“ wird<br />
erstmals einer dieser Geringsten (ein kriminell<br />
gewordener Friseur gibt die Vorlage) – die gedemütigte<br />
„Kreatur“ – auf die Bühne gestellt. „Zernichtet<br />
unter dem grässlichen Fatalismus der Geschichte“ –<br />
so in einem Brief an die Verlobte – oszilliert Büchner<br />
zwischen revolutionärem Elan („bete jeden Abend<br />
zum Hanf und zu den Laternen“) und tiefster Resignation<br />
(„immer das Hemd zuerst und dann die Hosen<br />
... da ist gar kein Absehen, wie es anders werden<br />
soll.“)