3. Lernen in der „Freien, integrativen Montessorischule Pankow“ - 11
3. Lernen in der „Freien, integrativen Montessorischule Pankow“ - 11
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Möglichkeit und Notwendigkeit zur selbständigen entscheidung und durch den natürlichen Umgang mit<br />
Mitschülern und Pädagogen fortwährend Gelegenheit zu sozialem lernen.<br />
Die freie Arbeit umfasst etwa zwei Drittel <strong>der</strong> Wochenstunden und bietet den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n die Gelegenheit,<br />
entsprechend ihrer sensiblen Phasen die unterschiedlichen Kulturtechniken zu erlernen und zu vertiefen.<br />
Die Freiarbeit kann nur stattf<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorbereiteten Umgebung. Diese soll e<strong>in</strong>e Anregungswelt voll<br />
progressiver Interessen se<strong>in</strong>, d.h. die Umgebung muss von den Pädagogen so gestaltet werden, dass sie<br />
nicht nur Neigungen des K<strong>in</strong>des anspricht und herausfor<strong>der</strong>t son<strong>der</strong>n auch weiterführende lernprozesse<br />
bewirkt. Das Montessori – Material und <strong>der</strong> lehrer s<strong>in</strong>d die Grundpfeile dieser vorbereiteten Umgebung.<br />
In <strong>der</strong> vorbereiteten Umgebung können die K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu ihrer selbständigkeit f<strong>in</strong>den. Im freundlichen und respektvollen<br />
Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> übernehmen sie Verantwortung für sich und die Gruppe, was die sachkompetenz<br />
und entscheidungsfähigkeit im hohen Maße for<strong>der</strong>t und för<strong>der</strong>t.<br />
Die Freiarbeit schafft die Voraussetzungen dafür, dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong> frei von Gewalt, unangebrachten For<strong>der</strong>ungen,<br />
leistungsdruck o<strong>der</strong> strafe lernen können.<br />
Maria Montessori erkannte, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Phasen erhöhter empfänglichkeit („sensible Phasen“) zu bestimmten<br />
zeiten bestimmte D<strong>in</strong>ge schneller, leichter und nachhaltiger lernen, als es ihnen zu an<strong>der</strong>en<br />
zeitpunkten möglich ist. Diese Phasen s<strong>in</strong>d von K<strong>in</strong>d zu K<strong>in</strong>d unterschiedlich und entwickeln sich nach<br />
dem jeweiligen <strong>in</strong>neren Bauplan. Daraus resultiert, dass die Freiarbeit die wichtigste und unserer Me<strong>in</strong>ung<br />
nach beste Unterrichtsform für K<strong>in</strong><strong>der</strong> darstellt.<br />
In ihr können die K<strong>in</strong><strong>der</strong> experimentieren und neben den forschenden, analytischen Aufgaben auch frei<br />
gestalterisch wirksam werden. Der selbstmotivierte und eigenständige Wissens- und tätigkeitstrieb setzt<br />
dann die schöpferischen Kräfte frei.<br />
Ausdauer und Konzentration, die Grundvoraussetzung für das s<strong>in</strong>nvolle Arbeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freiarbeit s<strong>in</strong>d<br />
Fähigkeiten, die sich bei vielen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n erst entwickeln müssen. Manche K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben deshalb anfänglich<br />
große schwierigkeiten mit <strong>der</strong> Freiarbeit umzugehen, sie s<strong>in</strong>d überfor<strong>der</strong>t von <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> Angebote und<br />
<strong>der</strong> Interaktionsmöglichkeiten. es ist die Aufgabe <strong>der</strong> lehrer, die K<strong>in</strong><strong>der</strong> hier behutsam zu unterstützen.<br />
Wie diese Unterstützung konkret aussieht, ist <strong>in</strong>dividuell verschieden. sie kann bei e<strong>in</strong>em sehr unruhigen<br />
K<strong>in</strong>d z.B. dar<strong>in</strong> bestehen, ihm <strong>in</strong>tensive zuwendung zu geben, es <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Material e<strong>in</strong>zuführen o<strong>der</strong> se<strong>in</strong>en<br />
Handlungsspielraum durch Begrenzungen auf das selbst gewählte Material zu konzentrieren. Wenn das<br />
K<strong>in</strong>d über e<strong>in</strong>en längeren zeitraum immer wie<strong>der</strong> wechselnd nur oberflächlichen Anregungen und e<strong>in</strong>fällen<br />
folgt, gilt es für den lehrer, die richtige und schwierige entscheidung zwischen „Abwarten – zulassen<br />
– e<strong>in</strong>greifen (im s<strong>in</strong>ne behutsamen Helfens!!!) zu treffen.<br />
Oberste Regel bei <strong>der</strong> Freiarbeit ist, die Arbeit e<strong>in</strong>es jeden K<strong>in</strong>des vor störungen zu schützen. Die Freiheit<br />
des e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>des hört dort auf, wo es die Freiheit des an<strong>der</strong>en beschneidet.<br />
„soziale Diszipl<strong>in</strong> äußert sich <strong>in</strong> zweifacher Art und Weise: als Achtung vor <strong>der</strong> Arbeit des An<strong>der</strong>en und als<br />
Rücksicht auf das Recht des An<strong>der</strong>en!“ (M.M.)<br />
2.8 Freiheit und Diszipl<strong>in</strong><br />
„Freiheit“ bedeutet nicht, dass das K<strong>in</strong>d tut, was es will, son<strong>der</strong>n, dass es Baumeister se<strong>in</strong>er selbst ist.<br />
Die Freiheit ist dann erlangt, wenn das K<strong>in</strong>d sich nach se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>neren Gesetzen, den Bedürfnissen se<strong>in</strong>er<br />
entwicklung entsprechend und <strong>in</strong> angemessener Übere<strong>in</strong>stimmung mit se<strong>in</strong>er lebenswelt entfalten kann.<br />
Diese Freiheit ist von den Pädagogen zu beobachten und zu pflegen. Ihr soll mit „ergriffenheit und erfurcht“<br />
begegnet werden.<br />
In <strong>der</strong> Praxis bedeutet dies, dass nur notwendige und s<strong>in</strong>nvolle Hilfen gegeben werden sowie die freie<br />
Wahl <strong>der</strong> Materialien durch die vorbereitete Umgebung ermöglicht se<strong>in</strong> muss. Die freie Wahl kann aber<br />
nicht grenzenlos se<strong>in</strong>; e<strong>in</strong>e Begrenzung soll das K<strong>in</strong>d durch se<strong>in</strong>en eigenen entwicklungsstand, durch die<br />
Geme<strong>in</strong>schaft, durch se<strong>in</strong>e Körperlichkeit (z.B.: Müdigkeit) und durch sachgesetzlichkeiten (z.B.: Material)<br />
erfahren können.