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Erpel am Rhein Von der alten Herrlichkeit Erpel am ... - Rheinkiesel

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<strong>Rhein</strong>gemeinden<br />

Süße<br />

Erinnerungen<br />

Kaum zu glauben, daß <strong>Rhein</strong>breitbach vor fünfzig Jahren<br />

noch mitten in Erdbeerfel<strong>der</strong>n lag und Bruchhausen das<br />

»Himbeerdorf« genannt wurde. Wer gern Marmelade und<br />

eingemachtes Obst aß, bek<strong>am</strong> in den Geschäften <strong>der</strong> Region<br />

einst heimisches geboten. Kirschen und Co. k<strong>am</strong>en<br />

aus Bad Honnef, Unkel und <strong>Erpel</strong> und wurden hier auch in<br />

eigenen Betrieben verarbeitet. Erst Mitte 1989 schloß die<br />

letzte große Marmeladenfabrik in Bad Honnef.<br />

»Wir haben mit Haarnadeln die<br />

Kirschen entsteint, die ganze F<strong>am</strong>ilie,<br />

in Heimarbeit. Für 1 Mark<br />

10 • rheinkiesel September 2005<br />

und sechzig Pfennige die Stunde.«<br />

Um 1950 sei das noch richtig<br />

Geld gewesen, ungefähr wie 8<br />

Euro heute, meint Rudolf Vollmer,<br />

Stadtarchivar in Unkel, <strong>der</strong><br />

sich gern an seinen Schülerjob<br />

von einst erinnert, auch wenn<br />

die Hände immer schwer vom<br />

Kirschsaft wie<strong>der</strong> sauber zu kriegen<br />

waren. Zentnerweise nahmen<br />

die S<strong>am</strong>melstellen <strong>der</strong> sieben<br />

Obstfabriken in <strong>der</strong> Region<br />

den Kleinbauern die Früchte ab.<br />

In den Blütezeiten des Anbaus,<br />

zwischen den 1930er und -60er<br />

Jahren, gab es vier allein in Bad<br />

Honnef und drei weitere in Unkel,<br />

<strong>Erpel</strong> und <strong>Rhein</strong>breitbach.<br />

Mit zünftigen Werbesprüchen den Absatz ankurbeln: »Unsere Erdbeeren groß und klein<br />

gehören in jede Bowle rein«<br />

Die Früchte wurden in den S<strong>am</strong>melstellen<br />

brutto für netto abgekauft,<br />

das heißt, mit dem inne<br />

liegenden Papier gewogen. Da<br />

wurde mit nassen Zeitungen geschummelt,<br />

daß sich die Körbe<br />

bogen. Aber die Tricks waren<br />

natürlich bekannt.<br />

Morgens früh fuhren die Arbeiterinnen<br />

mit Bussen zu den Marmeladefabriken.<br />

Alles sei recht<br />

fröhlich zugegangen. »Manche<br />

hatten noch Lockenwickler auf<br />

dem Kopf«, lacht Doris Müller<br />

aus Unkel, die die flotte Einsatztruppe<br />

auf ihrem Schulweg in<br />

den späten 50er Jahren immer<br />

sah. Ihr Ziel war die »Obst- und<br />

Konservenfabrik Wirtz & Co«<br />

an <strong>der</strong> Bruchhausener Straße in<br />

Unkel. Sie war schon um 1930<br />

gegründet worden und beschäftigte<br />

vor allem Frauen. Dann gab<br />

es noch die Marmeladenfabriken<br />

»Juchem & Co.« in <strong>Erpel</strong> in <strong>der</strong><br />

Heisterer Straße (heute Handwerkerzentrum)<br />

und die Firma<br />

»Johann Josef Bornheim und<br />

Veser« (»Lebo-Werk«, nach dem<br />

ersten Besitzer Leonhard Bornheim)<br />

im Industriegebiet in<br />

<strong>Rhein</strong>breitbach (Höhe heutige<br />

Autohäuser). Es waren keine<br />

Riesenbetriebe. So beschäftigte<br />

Wirtz und Co Anfang <strong>der</strong> 60er<br />

Jahre gerade mal 65 Personen<br />

und lag d<strong>am</strong>it im oberen Feld.<br />

Aber nach dem Krieg waren die<br />

Marmeladenfabriken die ersten,<br />

die wie<strong>der</strong> produzierten und<br />

Leute einstellten. Bis Ende 1970<br />

hielt sich <strong>der</strong> letzte Unkeler<br />

Betrieb.<br />

Nachdem <strong>der</strong> Weinanbau in <strong>der</strong><br />

Gegend Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

zurückgegangen war (siehe<br />

»rheinkiesel« 9/2004), hatte man<br />

nach neuen Verdienstmöglichkeiten<br />

gesucht. Die sandig-leh-

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