6 Integrative Kindertagesstätte „Käthe Kollwitz“ - Kitas im Dialog
6 Integrative Kindertagesstätte „Käthe Kollwitz“ - Kitas im Dialog
6 Integrative Kindertagesstätte „Käthe Kollwitz“ - Kitas im Dialog
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 69<br />
6 <strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong><br />
6.1 Vorstellen der Einrichtung 4<br />
Lage<br />
Die integrative <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> befindet sich in der Gröblerstraße 74 a in<br />
Genthin in Sachsen-Anhalt. Sie liegt inmitten eines Wohngebietes und wird von Bäumen,<br />
einem kleinen Bach, sowie einer angrenzenden Straße umgeben. Ein Nachbar der<br />
<strong>Kindertagesstätte</strong> besitzt eine kleine Pferdezucht und lädt die Kindergartenkinder der<br />
Tagestätte einmal <strong>im</strong> Jahr zum Reiten ein.<br />
Geschichtlicher Hintergrund<br />
Diese Einrichtung wurde am 17. Januar 1972 als modernste und größte „Kinderkombination“<br />
eingeweiht. Der Begriff „Kinderkombination“ bezeichnete eine große Einrichtung, die jedoch<br />
aus zwei eigenständigen Bereichen mit jeweils einer eigenen Leiterin und Stellvertreterin<br />
bestand. Die Bereiche waren unterteilt in Kinderkrippe mit 4 Gruppen und dem Kindergarten<br />
mit 6 Gruppen. Die Einrichtung verfügte über einen Spielplatz, vielen großen<br />
Gruppenräumen, einer Turnhalle und einer Küche, welche die Vollverpflegung der Kinder<br />
übernahm. Die Versorgung der Kinder mit abwechslungsreichen und gesunden Mahlzeiten<br />
wurde dadurch von Frühstück bis Kaffee gesichert.<br />
Der Krippenbereich war zusätzlich dadurch charakterisiert, dass hier Studentinnen ausgebildet<br />
werden konnten. Dieser Bereich unterlag zu dieser Zeit dem Gesundheitswesen und Themen<br />
wie Hygiene und der eigene Körper bildeten den Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit. Da<br />
eine Erzieherin durch Weiterbildung den Titel Medizinpädagogin erlangte, war es ihr erlaubt,<br />
Studentinnen zu Krippenerzieherinnen auszubilden.<br />
1977 fand die Verleihung des Namens <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> statt, bei der die Namenstafel durch<br />
den damaligen Bürgermeister enthüllt wurde.<br />
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands kam es <strong>im</strong> Krippen- und Kindergartenbereich zu<br />
vielen Veränderungen.<br />
4 Alle weiteren Inhalte erfolgen in Anlehnung an die Konzeption der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>.
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 70<br />
Die bis dahin gebräuchlichen Bezeichnungen Krippenerzieherinnen und Kindergärtnerinnen<br />
wurden mit der Teilnahme an einer „Anpassungsfortbildung“ durch die Berufsbezeichnung<br />
„Erzieherin“ ersetzt. Ab sofort durften sie Kinder von 0 bis 14 Jahren betreuen.<br />
Im Jahr 1994 erfolgte der Zusammenschluss und die Umstrukturierung beider Bereiche zu<br />
einer <strong>Kindertagesstätte</strong>. Auf Antrag erhielt die Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> <strong>im</strong> Jahr 1996 vom<br />
Landesjugendamt den Status als „<strong>Integrative</strong> Einrichtung“. Speziell ausgebildete<br />
Erzieherinnen waren neben anderen Bedingungen eine Vorraussetzung für diese<br />
Zuerkennung.<br />
Die Kita <strong>„Käthe</strong> Kollwitz befand sich bis zum Jahre 2000 in Trägerschaft der Stadt Genthin<br />
und wurde dann bis 2004 vom „Kinderbetreuungsverein Regenbogen e.V.“ übernommen. Mit<br />
der Übergabe der Einrichtung an diesen freien Träger und der Unterstützung von Stadt und<br />
Land war es möglich, Fördermittel für die Sanierung der Kita einzusetzen. Alle<br />
Gruppenbereiche wurden dabei neu gestaltet, Sanitäranlagen erneuert und das Haus mit<br />
standardgerechten Türen und Fenstern ausgestattet. Aufgrund dieser Veränderungen boten<br />
sich bessere Bedingungen für die pädagogische Arbeit. Im April 2004 wurde ein Wechsel<br />
vorgenommen und fortan übernahm die „Johanniter-Unfallhilfe- e.V. Kreisverband<br />
Magdeburg/ Schönebeck“ die Trägerschaft.<br />
Mit der Teilnahme der Erzieherinnen am Projekt „Bildung: elementar“ entwickelte sich die<br />
Kita zu einer Konsultationseinrichtung und steht seit Januar 2005 anderen interessierten<br />
Einrichtungen als Ansprechpartner zur Verfügung.<br />
Betreuungszahlen<br />
Die Kita umfasst eine Kapazität von max<strong>im</strong>al 120 Kindern, von denen 35 Krippenkinder und<br />
85 Kindergartenkinder aufgenommen werden können. Da diese Einrichtung seit 1996 den<br />
Titel „<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong>“ trägt, können ebenfalls 4 Kinder mit Behinderung betreut<br />
werden. Die Aufnahme von Kindern, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, ist jedoch<br />
aufgrund der Bauweise der Einrichtung nicht möglich.<br />
Gestaltung der Einrichtung<br />
Die Kinder werden in sechs Gruppen von 13 Erzieherinnen und 2 Heilpädagogen betreut. Die<br />
Gruppen sind aufgeteilt in 2 Krippengruppen mit Kindern <strong>im</strong> Alter von 0-2 Jahren, einer<br />
altersübergreifenden Gruppe <strong>im</strong> Alter von 2-3 Jahren und 3 Kindergartengruppen mit 3-6
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 71<br />
jährigen Kindern. Abgesehen von den Gruppenräumen stehen den Kindern zahlreiche<br />
Funktionsräume und Erlebnisbereiche in der Einrichtung zur Verfügung. Neben einer<br />
Bücherecke, Puppenstube oder Bibliothek mit Videos und DVDs können die Kinder in einem<br />
Kreativraum exper<strong>im</strong>entieren, in der Kinderküche Plätzchen backen oder sich einfach nur in<br />
einem Sinnesraum ausruhen.<br />
An den Gruppenraum der Krippenkinder grenzt eine große Terrasse an, die ohne Treppen zu<br />
erreichen ist und somit vorzugsweise von den kleinen Kindern genutzt werden kann. Dahinter<br />
erstreckt sich ein Spielplatz, der den Kindern viel Raum zum Toben bietet. Dieser ist mit<br />
Kletterburgen, Sandkästen, Schaukeln, Roller- und Dreiradrennstrecken, sowie mit vielen<br />
Büschen und Bäumen, die zum Verstecken einladen, ausgestattet.<br />
Im Kellerbereich befindet sich die Küche, in der eine technische Kraft die angelieferten<br />
Mahlzeiten für die einzelnen Gruppen aufteilt. Diese Mitarbeiterin ist ebenfalls für die<br />
Wäsche, den Abwasch und die Zubereitung von warmen Getränken zuständig.<br />
Tagesablauf<br />
Krippenbereich<br />
06.00 Uhr - 08.00 Uhr Sammelgruppe<br />
08.00 Uhr Frühstück<br />
09.00 Uhr - 11.00 Uhr Lernangebote<br />
Zwischenmahlzeit<br />
Freies Spiel/ Aufenthalt <strong>im</strong> Freien<br />
11.00 Uhr Mittag<br />
12.00 Uhr - 14.00 Uhr Mittagsruhe<br />
14.30 Uhr Kaffee<br />
15.00 Uhr - 17.00 Uhr Sammelgruppe<br />
Kindergartenbereich<br />
06.00 Uhr - 07.30 Uhr Sammelgruppe<br />
08.00 Uhr - 08.30 Uhr Frühstück<br />
08.30 Uhr - 09.00 Uhr Morgenkreis in den einzelnen Gruppen<br />
09.00 Uhr - 10.30 Uhr Angebote aus den unterschiedlichen Bildungsbereichen,<br />
in den Erlebnisbereichen und Gruppen<br />
11.00 Uhr - 12.00 Uhr Mittag<br />
12.00 Uhr - 14.00 Uhr Mittagsruhe<br />
14.30 Uhr Kaffee<br />
15.00 Uhr - 17.00 Uhr Sammelgruppe
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 72<br />
Des weiteren gibt es zusätzliche Angebote für den Kindergartenbereich, die von den Kindern<br />
in regelmäßigen Abständen während des Tagesverlaufs wahrgenommen werden können.<br />
Hierzu zählt das Schw<strong>im</strong>men in der Genthiner Schw<strong>im</strong>mhalle, welches 14 tägig für die<br />
angehenden Schulkinder angeboten wird. Weiterhin gibt es die „Kirchenmäuse“ , bei denen<br />
jeden Donnerstag Kinder ab drei Jahren Angebote mit christlichem Inhalt wahrnehmen<br />
können. Durch die Unterstützung eines Fremdanbieters besteht in der Einrichtung ebenfalls<br />
die Möglichkeit ab einem Alter von 3 Jahren Englischunterricht zu bekommen.<br />
6.2 Konzeption der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong><br />
In der ehemaligen DDR gab es sowohl für die Kinderkrippe als auch den Kindergarten<br />
vorgeschriebene Bildungspläne. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands konnte jede<br />
Einrichtung selbständig eine Konzeption für die pädagogische Arbeit entwickeln.<br />
Die aktuelle Konzeption der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> wurde auf Grundlage bereits vorhandener<br />
Konzeptionen der Einrichtung fortgeschrieben. Allerdings mussten aufgrund des neuen<br />
Bildungsprogramms viele Änderungen vorgenommen werden. Hierzu zählen unter anderem<br />
räumliche und personelle Modifikationen, sowie Änderungen der pädagogischen<br />
Arbeitsweise. Der Prozess des Fortschreibens wurde von zwei Mitarbeiterinnen geleitet und<br />
Änderungen, die sie mit dem Team besprachen, wurden von ihnen schriftlich in der<br />
Konzeption festgehalten. Be<strong>im</strong> Fortschreiben der Konzeption orientierten sie sich an<br />
Beispielen aus anderen Einrichtungen.<br />
In diesem Abschnitt soll die aktuelle Konzeption der Einrichtung näher untersucht werden.<br />
Dabei soll der Aufbau, die Inhalte und die graphische Darstellung beschrieben werden.<br />
Inhaltlicher Aufbau<br />
Die Konzeption ist in 7 Abschnitte gegliedert, die den Leitgedanken, Rahmenbedingungen,<br />
Tagesabläufe, Pädagogische Arbeit , Zusammenarbeit, Konsultationskonzept und den Anhang<br />
beinhalten. Da auf Rahmenbedingungen und die Tagesabläufe bereits eingegangen wurde,<br />
soll nun die pädagogische Arbeit mit den Zielen, Methoden und der Zusammenarbeit mit<br />
anderen Einrichtungen vordergründig sein.<br />
Am Anfang der Konzeption wird der Leitgedanke „N<strong>im</strong>m mich so, wie ich bin!“ kurz<br />
erläutert. Diese Aussage wird aus der Sicht eines Kindes erläutert und klingt wie eine Bitte an<br />
die Erwachsenen, die die Kinder be<strong>im</strong> Lernen unterstützen und ernst nehmen sollen.
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 73<br />
Darauf folgen die Rahmenbedingungen mit der Personalzusammensetzung und der Gestaltung<br />
des Hauses, sowie die Tagesabläufe. Da diese Aspekte bereits betrachtet wurden, wird nun<br />
auf den Inhalt des Abschnittes „Pädagogische Arbeit“ eingegangen.<br />
Weltwissen von Kindern<br />
Zu Beginn dieses Kapitels wird erläutert, welche Ziele die Einrichtung verfolgt. Dazu gehören<br />
neben Betreuung, Bildung und Erziehung vor allem die Begleitung und Unterstützung der<br />
Kinder bei Lern -und Bildungsprozessen Unter Berücksichtigung der Bildungsbereiche<br />
werden anschließend Erfahrungsbereiche des „Weltwissens“ von Donata Elschenbroich<br />
beschrieben, denen die Erzieherinnen der Einrichtung die größte Bedeutung be<strong>im</strong>essen.<br />
Dieses umfasst Erlebnisse und Erfahrungen, die Kinder bis zum Übergang in die Schule<br />
gemacht haben sollten. Diese Ausschnitte des „Weltwissens“ werden in der Konzeption mit<br />
Hilfe von vielen Beispielen sehr verständlich beschrieben. Im Folgenden werden diese<br />
genannt und kurz erläutert (vgl. Konzeption Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>, S. 10ff.):<br />
��Wer bin ich? Wo komme ich her?<br />
Dieser Bereich zielt darauf ab, dass das Kind bis zum Übergang in die Schule den<br />
eigenen Namen, das Alter, Wohnort und Straße kennt und Verwandtschaftsgrade wie<br />
Tante, Oma etc. best<strong>im</strong>men kann.<br />
��So bin ich!<br />
In diesem Bereich sollen vor allem Erfahrungen gesammelt werden, die den eigenen<br />
Körper und die Gesundheit betreffen. Kinder sollten ein Bewusstsein für ihren Körper<br />
entwickeln und lernen, eigene Bedürfnisse benennen zu können und zu wissen, wie sie<br />
befriedigt werden. Hierzu zählt auch, zu unterscheiden, inwieweit z.B. Berührungen<br />
noch angenehm sind und was unangenehm ist. Des weiteren sollten Kinder in diesem<br />
Bereich lernen, wie sie ihren Körper mit angemessener Kleidung und richtiger<br />
Ernährung gesund halten können. Neben den Erfahrungen, die Körper und Gesundheit<br />
betreffen, sind soziale Aspekte ebenfalls von Bedeutung. Verantwortung für sich zu<br />
übernehmen und in der Lage zu sein, selbst Entscheidungen zu treffen sind weitere<br />
Erfahrungen, die bis zum Schulübergang gesammelt werden sollten.<br />
��Hier lebe ich!<br />
In diesem Bereich geht es insbesondere darum, das Umfeld, in dem ein Kind aufwächst,<br />
beschreiben zu können. Kinder sollten verschiedene Institutionen aus ihrer Umgebung<br />
kennen und etwas über ihre Funktion lernen. „Wo befindet sich das nächste
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 74<br />
Krankenhaus?“ „Warum ist eine Feuerwehr <strong>im</strong> Ort wichtig?“ oder „Wo gibt es<br />
interessante Museen?“ sind Fragen, auf die Kinder während der Zeit zusammen mit den<br />
Erwachsenen eine Antwort suchen sollen. Zum Umfeld gehören allerdings nicht nur<br />
Gebäude, sondern vor allem auch Straßen und Autos. Es ist wichtig, dass Kinder die<br />
Gefahren kennen und lernen, wie sie sich <strong>im</strong> Straßenverkehr richtig verhalten.<br />
��Andere Menschen und ich!<br />
In diesem Bereich sollen soziale und kulturelle Kompetenzen gesammelt werden.<br />
Kinder sollten gelernt haben, andere Kinder zu respektieren und ihre Bedürfnisse ernst<br />
zu nehmen. Hierbei ist es von großer Bedeutung die Erfahrung zu machen,<br />
Kompromisse auszuhandeln und die Meinung anderer zu akzeptieren. Be<strong>im</strong> Aufstellen<br />
von Regeln sollten Kinder beteiligt werden, da sie die dabei Erfahrung machen,<br />
Angelegenheiten auszuhandeln, Streitgespräche zu führen und sich einigen zu können.<br />
Darüber hinaus sollten sie lernen, diese Absprachen zu achten und einzuhalten. Zu den<br />
kulturellen Erfahrungen zählen Traditionen, Feiern, Sprachen, Lieder und die<br />
Unterschiede zu Menschen aus anderen Ländern. Kinder sollten ein Interesse für andere<br />
Kulturen entwickeln und lernen die Unterschiede zu respektieren und zu würdigen.<br />
��So empfinde ich die Dinge!<br />
Das Sammeln ästhetischer Erfahrungen steht hier <strong>im</strong> Vordergrund. Sie sollen ein Gefühl<br />
für Kunst und Musik entwickeln und in diesen Bereichen kreativ tätig werden.<br />
Weiterhin sollten Kinder auch das Gefühl bekommen, dass z.B. ihre selbstgemalten<br />
Bilder von Erwachsenen geachtet und an besonderen Plätzen aufgehängt werden.<br />
��Ich entdecke, erlebe, erforsche die Natur!<br />
Kinder sollten unterstützt werden, selbst Antworten auf ihre Fragen suchen zu können.<br />
Dafür müssen sie Möglichkeiten erhalten, zu exper<strong>im</strong>entieren, um auf diese Weise<br />
Naturereignisse zu klären. Kinder sollten bis zum Übergang in die Schule gelernt haben,<br />
wie z.B. Gewitter, Schnee oder Hagel entsteht und was das Weltall und Planeten sind.<br />
��Ich systematisiere die Welt!<br />
Zu diesem Bereich zählen vor allem mathematische Grunderfahrungen.<br />
Mengenangaben, Relationen, Zusammenhänge sollten erkennbar und anwendbar sein.<br />
Um die Bedeutung von Geld und Kaufkraft kennen zu lernen, sollten Kinder die<br />
Möglichkeit erhalten, den richtigen Umgang damit zu üben.
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 75<br />
Situationsansatz<br />
„Lernziele und Lerninhalte werden nicht vorprogrammiert, sondern Lernen vollzieht sich auf<br />
dem Hintergrund von realen Erlebnissen und Lebenssituationen der Kinder in einer<br />
best<strong>im</strong>mten Kindergruppe“ (Konzeption Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>, S.13). Aus diesem Grund<br />
berücksichtigen die Mitarbeiterinnen der Einrichtung bei ihrer Arbeit den Situationsansatz.<br />
Die Beschreibung dieses Ansatzes erfolgte bereits an anderer Stelle (vgl. Kapitel 6.6.1).<br />
Teilöffnung<br />
Die Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> hat sich für eine Teilöffnung des Kindergartens entschieden. Was<br />
bedeutet Teilöffnung in der pädagogischen Arbeit? Offenheit bedeutet, dass das Kind zum<br />
„Selbstgestalter seiner Entwicklung“ wird und die Freiheit bekommt, seinen Bedürfnissen<br />
und Interessen selbstständig nachzugehen“ (vgl. Regel & Kühne, 2001, S. 22). Damit<br />
Offenheit des Kindergartens funktioniert, müssen einige Aspekte berücksichtigt werden.<br />
Neben den nötigen Vorbereitungen sollte beachtet werden, ob die Raumkonzeption und die<br />
Anzahl der Kinder einer Einrichtung für eine Öffnung der Gruppen geeignet ist. Die<br />
Mitarbeiterinnen haben ein Konzept für die Öffnung des Kindergartens ausgearbeitet und<br />
auch erste Versuche z.B. in Form von gemeinsamen Schlafräumen unternommen. Weiterhin<br />
wurde geplant, welche Funktionsräume eingerichtet werden sollten und es wurden zusammen<br />
mit den Kindern Tafeln und Kärtchen gebastelt, die deutlich machen sollten, wo sich das Kind<br />
den Tag über aufgehalten hat. Jedoch trat schnell das Problem auf, dass die Anzahl der Kinder<br />
zu groß war, so dass das Essen oder Schlafen weiterhin in den Stammgruppen stattfinden<br />
musste. Dies hatte wiederum zur Folge, dass nicht genügend Platz für die Funktionsräume zur<br />
Verfügung stand, wenn die Stammgruppen erhalten bleiben sollten. Da die sehr hohe Anzahl<br />
von Kindern, die in der Einrichtung <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> betreut werden, eine Umsetzung der<br />
Öffnung des Kindergartens erschwerte, haben sich die Mitarbeiterinnen vorerst nur für eine<br />
Teilöffnung entschieden.<br />
Diese versuchen sie umzusetzen, indem verschiedene Erlebnisbereiche für die Kinder zur<br />
Verfügung stehen und sie eigenständig entscheiden können, wo sie spielen, lernen oder sich<br />
ausruhen möchten. Der Unterschied zu einer vollständigen Öffnung liegt darin, dass die<br />
Kinder zwar eigenständig ihre Erlebnisbereiche wählen und somit ihren Interessen nachgehen<br />
können, dennoch zu einer Stammgruppe in ihrem jeweiligen Alter gehören und sich nach dem<br />
Tagesablauf der Stammgruppen richten.
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 76<br />
Integration<br />
Seit 1997 trägt die Einrichtung auch den Titel „integrative <strong>Kindertagesstätte</strong>“ und darf somit 4<br />
Kinder mit Behinderung aufnehmen. Allerdings ist hierbei die Aufnahme von Kindern, die<br />
auf einen Rollstuhl angewiesen sind, aufgrund der Bauweise der Einrichtung nicht möglich<br />
(vgl. Konzeption, S. 4).<br />
Die Betreuung der Kinder erfolgt in den Gruppen ihres jeweiligen Alters. Die Förderung<br />
erfolgt dabei entsprechend eines Förderplans, der mit Hilfe von Befunden des Amtsarztes,<br />
Kinderarztes und den psychologischen und medizinischen Gutachten der Heilpädagogen<br />
dieser Einrichtung erstellt wird. Dabei verläuft die Förderung unter dem Aspekt der<br />
Ganzheitlichkeit. Diese zielt auf die Einheit von Körper, Seele und Geist ab und erfolgt unter<br />
Berücksichtigung des sozialen Kontextes (vgl. ebd., S. 15).<br />
Die Förderung und Betreuung der Kinder mit Entwicklungsbeeinträchtigungen erfolgt in der<br />
Einrichtung nach Leitprinzipien, die die Mitarbeiterinnen erarbeitet haben. Diese beinhalten<br />
die gegenseitige Akzeptanz und partnerschaftliche, vertrauensvolle Basis zwischen dem Kind<br />
und dem Pädagogen. Die Mitarbeiterinnen möchten die Fähigkeiten, Interessen, Bedürfnisse<br />
und Wünsche jedes Kindes berücksichtigen und dementsprechend die Förderpläne für jedes<br />
Kind zusammen mit dem Kind entwickeln. Die Förderung und Betreuung soll nach dem<br />
Prinzip „miteinander“ statt „aneinander“ arbeiten erfolgen. Neben dem Ziel gerichteter<br />
heilpädagogischer Förderung soll dennoch genügend Raum für zweckfreies und<br />
selbstbest<strong>im</strong>mtes Leben bleiben. Bei der Förderung und Betreuung der Kinder arbeitet das<br />
Team mit Eltern, Fach- und Kinderärzten, Psychologen, Schule, Therapeuten, sowie dem<br />
sozialpädiatrischen Zentrum eng zusammen. Aufgrund dieser engen Zusammenarbeit können<br />
Entwicklungsauffälligkeiten frühestmöglich erkannt und eine Förderung gewährleistet werden<br />
(vgl. ebd., S. 15).<br />
„Hilf mir, es selbst zu tun!“<br />
Bei der Verwirklichung dieses Ziels gibt das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ eine<br />
Orientierung für die Mitarbeiterinnen. Grundlage für die Umsetzung des Programms ist die<br />
Beobachtung, Dokumentation und Analyse <strong>im</strong> Team. Ziel der systematischen Beobachtung ist<br />
das Erfassen der Lernbereitschaft der Kinder. Hier geht es nicht darum, zu erkennen, was ein<br />
Kind bereits kann, sondern herauszufinden, auf welche Weise es sich mit best<strong>im</strong>mten
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 77<br />
Aufgaben und Herausforderungen auseinandersetzt. Hierbei hilft der Leitsatz von Maria<br />
Montessori „Hilf mir, es selbst zu tun!“ Das Kind will damit sagen:<br />
„Zeig mir, wie es geht - tu es nicht für mich.<br />
Ich kann es selbst erfahren und ausprobieren.<br />
Hab Geduld, meine Wege zu begreifen – sie sind vielleicht länger,<br />
vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehr Versuche machen will.<br />
Bitte beobachte nur, greife nicht ein.<br />
Ich werde üben und Fehler machen, diese erkenne und korrigieren“ (Konzeption, S. 21).<br />
Dabei stellt sich die Beobachtung und die damit verbundene Zurückhaltung als ein<br />
schwieriger Lernprozess für die Erzieherinnen heraus.<br />
Damit die Einrichtung ein „Haus der Kinder“ wird, wollen die Erzieherinnen den Kindern<br />
Partner sein und ein Mitglied der Gruppe werden. Dazu gehört, dass das Verhältnis zwischen<br />
Kind und Erwachsenem vertrauensvoll ist und auf gegenseitigem Respekt basiert. Es ist<br />
wichtig, dass die Kinder merken, dass sie ernst genommen werden und sich geborgen und<br />
willkommen fühlen. Damit der Tag den Kindern gehört, sollen diese in die Besprechung und<br />
Planung von Vorhaben mit einbezogen werden (vgl. Konzeption, S. 21).<br />
Um den Kindern ein Partner zu sein und sie verstehen zu lernen, müssen die Erzieherinnen<br />
bereit sein, sich pädagogisch fortzubilden und Neues auszuprobieren. Mit Hilfe von<br />
Fachliteratur, regelmäßigen Teamsitzungen und Austausch mit anderen Einrichtungen will<br />
sich das Team der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> weiterentwickeln (vgl. ebd., S. 20).<br />
Zusammenarbeit mit Eltern und anderen Institutionen<br />
Damit lebensweltbezogen gearbeitet werden kann, ist es wichtig, dass das Umfeld der Kinder<br />
berücksichtigt wird. Hierfür ist der regelmäßige Kontakt zu den Eltern unverzichtbar.<br />
„Zielsetzung der Zusammenarbeit ist Familien ergänzend und nicht Familien ersetzend“<br />
(Konzeption, S. 22). Das bedeutet, dass zwischen den Eltern und Mitarbeiterinnen ein<br />
partnerschaftliches Verhältnis aufgebaut wird, in dem sich wechselseitig über die<br />
Entwicklung des Kindes informiert und beraten wird. Hierfür ist gegenseitiges Vertrauen,<br />
Offenheit und Respekt eine wichtige Vorraussetzung. Eltern und Erzieherinnen müssen für<br />
Probleme offen sein und gegenseitige Kritik annehmen können. Damit die Eltern ein Gefühl<br />
des Respekts und der Akzeptanz bekommen, sollten sie aktiv in die Gestaltung des
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 78<br />
Kindergartengeschehens einbezogen werden. Die Zusammenarbeit mit den Eltern in der Kita<br />
<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> gestaltet sich wie folgt:<br />
��Teilnahme am Kindergartenalltag<br />
��Kuratoriumsarbeit<br />
��Tür- und Angelgespräche<br />
��Informations- und Beratungsgespräche<br />
��Elternabende<br />
��Gruppennachmittage (Spiel- und Bastelnachmittage)<br />
��Elternbriefe<br />
��Geselliges Beisammensein (gemeinsame Vorbereitung und Durchführung)<br />
Neben dem Kontakt zu den Eltern erfolgt ebenfalls eine Zusammenarbeit mit Schulen, der<br />
Bibliothek, Sportvereinen, Feuerwehr, Polizei, Verkehrswacht und dem Wohngebiet.<br />
Gestaltung<br />
Die Konzeption ist übersichtlich gestaltet und aufgrund von kurzen präzisen Sätzen oder<br />
Stichpunkten leicht zu lesen und zu verstehen. Die einzelnen Inhalte werden verständlich<br />
dargelegt und mit Beispielen aus der Praxis unterstützt. Leider wird die graphische<br />
Darstellung von Fotos oder Kinderzeichnungen nur einmal angewandt. Die Konzeption würde<br />
durch das Einfügen mehrerer Bilder kindgerechter und somit ansprechender wirken. Die<br />
Konzeption beinhaltet mehrere Zitate, wodurch die Kernaussagen der einzelnen Themen<br />
nochmals hergehoben werden.<br />
6.3 Werdegang seit Projektbeginn von „Bildung: elementar“<br />
Die <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> bewarb sich <strong>im</strong> April 2003 für das Projekt „Bildung:<br />
elementar“ durch den Träger „Kinderbetreuungsverein Regenbogen e.V.“ be<strong>im</strong><br />
Landesjugendamt. Die Auswahl für die später am Projekt beteiligten <strong>Kitas</strong> wurde nach<br />
folgenden Kriterien getroffen:<br />
��Konzept vom Träger und Einrichtung<br />
��Verschiedene Standorte der Einrichtung<br />
��Vielfältigkeit vom Träger (vgl. Konsultationskonzept, S.6)<br />
Bei der Auswahl war es wichtig, dass die <strong>Kitas</strong>, die am Projekt teilnehmen sollen, sehr<br />
unterschiedlich sind. Eine Einrichtung betreut besonders viele Kinder aus sozial schwachen
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 79<br />
Familien und die Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> wiederum ist eine integrative Tagesstätte. Das sind<br />
Merkmale, nach denen letztendlich folgende 4 Einrichtungen vom Landesjugendamt für das<br />
Projekt „Bildung: elementar“ ausgewählt wurden:<br />
��Kita „Froh-Sinn“ in Halle<br />
��Kita „Spatzennest“ in Wolfen<br />
��Kita „ Regenbogen“ in Wernigerode<br />
��<strong>Integrative</strong> Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> in Genthin<br />
Am Projekt nahmen von den damals 17 Mitarbeiterinnen 5 Kolleginnen der Kita <strong>„Käthe</strong><br />
<strong>Kollwitz“</strong> nicht aktiv teil, was bedeutet, dass diese Mitarbeiterinnen nicht bei Werkstatttreffen<br />
anwesend waren. Da viele dieser Treffen am Wochenende oder abends stattfanden, wollten 5<br />
Mitarbeiterinnen aus familiären Gründen nicht teilnehmen. Das bedeutet allerdings nicht, dass<br />
sie das gesamte Projekt und das Bildungsprogramm ablehnten. Diese Mitarbeiterinnen<br />
bekamen Erfahrungen und Kenntnisse der anderen Kolleginnen übermittelt und versuchten<br />
genau wie alle anderen, das neue Wissen praktisch umzusetzen. Weiterhin übernahmen sie<br />
teilweise den Dienst von Mitarbeiterinnen, wenn die Treffen in den Werkstätten an<br />
Nachmittagen stattfanden.<br />
Um das neue Bildungsprogramm opt<strong>im</strong>al umsetzen zu können, wurden in der Einrichtung<br />
bereits nach kurzer Zeit Umgestaltungen in den Gruppen vorgenommen und es entstanden<br />
erste Funktionsbereiche.<br />
6.3.1 Projektphasen 5<br />
Das Projekt verlief in zwei Phasen, die jeweils verschiedene Ziele verfolgten. Die erste<br />
Projektphase von Juni 2003 bis April 2004 zielte vor allem auf eine Qualifizierung der<br />
pädagogischen Arbeit ab, mit dem Blick auf eine kindzentrierte Pädagogik. Weiterhin wurden<br />
die Erzieherinnen befähigt mit dem eigenen Team und mit Kollegen aus anderen beteiligten<br />
Einrichtungen in einen fachlichen <strong>Dialog</strong> zu treten. Die gesamte erste Phase mit allen<br />
Diskussionen und Fragen der Erzieherinnen sollte zur Entwicklung des Entwurfs „Bildung als<br />
Programm“ beitragen.<br />
5<br />
Die folgenden Erläuterungen erfolgen in Anlehnung an Expertinnengespräche und an das Konsultationskonzept<br />
der KiTa <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> .
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 80<br />
Die zweite Projektphase vollzog sich <strong>im</strong> Zeitraum von Mai 2004 bis Dezember 2004 und<br />
zielte insbesondere darauf ab, die bestehende Konzeption der Kita fortzuschreiben und in der<br />
eigenen Einrichtung zu realisieren. Ein weiteres Ziel war die Entwicklung der Kita zu einer<br />
Konsultationseinrichtung <strong>im</strong> Jahr 2005. Dafür arbeiteten die Mitarbeiterinnen in der zweiten<br />
Hälfte des Projektes ein Konzept aus, welches Konsultationsaufgaben für ein „Haus des<br />
Lernens“ für Erwachsene und Kinder beinhaltete. Im Folgenden sollen die beiden Phasen<br />
näher erläutert werden.<br />
1.Phase<br />
Die Erzieherinnen der Einrichtung wurden in dieser Phase von wissenschaftlichen<br />
Mitarbeitern der Universität Halle geschult und betreut. Dies erfolgte in Form von Bildungsund<br />
Gesamtwerkstätten und zwei Bildungsfahrten.<br />
Bildungswerkstätten<br />
Dieser Begriff bezeichnet die Betreuung und Schulung der jeweiligen Erzieherinnen einer<br />
Einrichtung vor Ort. Zwei wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität Halle versuchten bei<br />
11 Besuchen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> zusammen mit den Erzieherinnen verschiedene<br />
Inhalte zu bearbeiten. Die Treffen in den Bildungswerkstätten beinhalteten unter anderem<br />
Themen, wie das „Weltwissen“ von Kindern, das Erarbeiten von Projekten, die Durchführung<br />
eines Computerkurses, sowie die systematische Beobachtung. Da das Beobachten eine<br />
besonders hohe Anforderung an die Erzieherinnen stellt, wurde dieses Thema sehr ausführlich<br />
bearbeitet. Zusammen mit den am Projekt beteiligten Mitarbeiterinnen wurden<br />
Forschungsfragen erarbeitet, Beobachtungsbögen entworfen und das Verfassen erster<br />
Dokumentationen eingeübt. Das Beobachten von Kindern erfolgte zunächst anhand von<br />
Videoanalysen, die die wissenschaftlichen Mitarbeiter aus Halle <strong>im</strong> Verlauf eines Tages<br />
zusammenstellten. Die Erzieherinnen wurden aufgefordert, das aufzuschreiben, was sie <strong>im</strong><br />
Verlauf des Videos beobachten konnten. Anschließend daran wurde das Beobachtete<br />
zwischen allen Beteiligten ausgetauscht. Hierbei wurde die Erfahrung gemacht, dass jeder<br />
Einzelne unterschiedliche Aspekte beobachtete und einige Ereignisse sogar verfälscht<br />
wahrgenommen wurden. Zum Abschluss dieses Vorgangs wurde das Video ein zweites Mal<br />
angesehen und die Erzieherinnen berichtigten in der Gruppe ihre vorherigen Aussagen. Aus<br />
Berichten von Beteiligten geht hervor, dass dieser Vorgang sehr bedeutend war, da ihnen<br />
deutlich geworden ist, wie ungenau beobachtet wurde und teilweise Aspekte zugefügt oder<br />
verfälscht wurden.
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 81<br />
Gesamtwerkstätten<br />
Bei diesen Treffen wurden die am Projekt beteiligten Einrichtungen besichtigt. Die jeweiligen<br />
Mitarbeiterinnen stellten sich und ihre Einrichtung vor und es konnten Anregungen für die<br />
eigene Arbeit gesammelt werden. Neben vielen Gruppengesprächen und Videoanalysen fand<br />
ein Erfahrungsaustausch über die bisher erfolgte Umsetzung des Bildungsprogramms statt.<br />
Des weiteren wurden Vorträge von verschieden Referenten gehört und einige Themen in<br />
Kleingruppen bearbeitet. Folgende Inhalte wurden dabei näher betrachtet:<br />
��Was versteht man unter einer „Konsultationskita“?<br />
��Konflikte als soziales Lernen beobachten<br />
��Was lernen Kinder <strong>im</strong> Krippenalter?<br />
��„Frühes Lernen“ <strong>im</strong> Bildungsprogramm für Sachsen-Anhalt<br />
��„Soziales Lernen“<br />
Ziele dieser Gesamtwerkstätten waren zum einen der Erwerb neuer Kenntnisse durch<br />
verschiedene Vorträge und zum anderen der Austausch über Probleme, die während der<br />
Umsetzung auftraten und Fortschritte, die beobachtet werden konnten. Des weiteren war es<br />
für die Erzieherinnen interessant, die Einrichtungen kennen zu lernen, die ebenfalls am<br />
Projekt „Bildung: elementar“ beteiligt waren. Vor Ort erhielten sie verschiedene Anregungen<br />
über Änderungen, die in der eigenen Kita vorgenommen werden könnten, um das<br />
Bildungsprogramm besser umzusetzen.<br />
Bildungsfahrten<br />
Die beteiligten Erzieherinnen unternahmen ihre Bildungsfahrt jeweils in zwei Gruppen nach<br />
Berlin und Hamburg. In diesen Städten wurden weitere Kindereinrichtungen verschiedener<br />
Träger besichtigt. Ziel dieser Bildungsfahrt war der Erfahrungsaustausch der Erzieherinnen<br />
über ihre pädagogische Arbeit. Weiterhin erhielten sie Informationen über Bildungsinhalte,<br />
Konzeptionen und die Organisation der jeweiligen Einrichtung.<br />
Die erste Projektphase wurde mit einer Abschlussveranstaltung in Halle mit Teilnehmern aus<br />
Politik, Wirtschaft und pädagogischen Bereichen beendet. Inhalt dieser Veranstaltungen<br />
waren Präsentationen der 4 beteiligten Einrichtungen zu dem neuen Erziehungsprogramm und<br />
eine Diskussionsrunde zu deren Umsetzung unter Leitung einer Journalistin.
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 82<br />
2.Phase:<br />
In der zweiten Hälfte des Projektes besuchten die wissenschaftlichen Mitarbeiter der<br />
Universität Halle nochmals die jeweiligen Einrichtungen und machten auf noch vorhandene<br />
Problemfelder aufmerksam. Zusammen mit den Erzieherinnen wurden diese besprochen und<br />
entsprechende Lösungswege erarbeitet. Zudem wurden Teilziele formuliert, die in einem<br />
best<strong>im</strong>mten Zeitrahmen erreicht werden sollten.<br />
Weiterhin zielte die zweite Phase darauf ab, die Kita und die pädagogischen Mitarbeiterinnen<br />
auf die Aufgabe als Konsultationseinrichtung vorzubereiten. Sie wurden mit dem Begriff und<br />
der Vorgehensweise bei Konsultationen vertraut gemacht. Zum Abschluss dieser Phase erhielt<br />
jede pädagogische Mitarbeiterin ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme am Projekt<br />
„Bildung: elementar“.<br />
Während der Projektarbeit wurden neben den Werkstatttreffen Experten-, Multiplikatorenund<br />
Konsultationsgruppen gegründet, in denen jeweils Mitarbeiterinnen der Einrichtung<br />
vertreten waren. Im Folgenden werden diese Begriffe kurz erläutert.<br />
Expertengruppe<br />
Die Expertengruppen bestanden aus Vertreter von Trägern und Fachpolitik, Wirtschaft,<br />
Ausbildung und Praxisberatung, sowie Eltern, pädagogische Fachkräfte, Behörden,<br />
Wissenschaftler und Vertreter der jeweiligen Konsultationseinrichtungen.<br />
Inhalt dieser Treffen war die wissenschaftliche Bearbeitung des Programmentwurfes.<br />
Innerhalb von kleinen Arbeitsgruppen, die sich aus den verschiedenen Vertretern<br />
zusammensetzten, wurden verschiedene Themen bearbeitet. Ziel dieser Treffen sollte die<br />
Überarbeitung des Bildungsprogramms sein, wobei die Meinungen und Wünsche der<br />
einzelnen Vertreter berücksichtigt werden sollten. Nach Aussagen einer Teilnehmerin der<br />
Expertentreffen bestand jedoch wenig Mitspracherecht. Viele Erzieherinnen wünschten sich<br />
ein Bildungsprogramm, welches weniger Fachtermini enthielt und somit verständlicher wäre.<br />
Auch der Wunsch nach mehr Praxisanleitungen wurde nicht berücksichtigt. Eigentlich sollte<br />
ein Programm zusammen mit Vertretern aus verschiedenen Bereichen ausgearbeitet werden,<br />
damit es so nah wie möglich an der Praxis angelehnt ist, doch es stellte sich heraus, dass der<br />
sogenannte Entwurf kaum verändert wurde.
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 83<br />
Multiplikatorengruppe<br />
In der Multiplikatorengruppe waren wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität Halle und<br />
Vertreterinnen aus <strong>Kitas</strong> verschiedener Landkreise vertreten, die sich das Ziel gesetzt haben,<br />
Konsultationseinrichtung zu werden. Bei diesen Treffen wurden Erfahrungen bei der<br />
Umsetzung des Programms in die pädagogische Arbeit ausgetauscht. Des weiteren wurde<br />
besprochen, dass es wichtig ist, die Rahmenbedingungen jeder einzelnen Einrichtung zu<br />
beachten. Dabei wurde deutlich gemacht, dass eine Umsetzung aufgrund von fehlender Zeit<br />
oder fehlendem Personal erschwert werden kann.<br />
Konsultationsgruppe<br />
Die Multiplikatorengruppe teilte sich <strong>im</strong> Projektverlauf in Konsultationsgruppen auf. Diese<br />
besuchten, die am Projekt beteiligten <strong>Kitas</strong> und wurden vor Ort über Schwierigkeiten und<br />
Erfolge bei der Umsetzung von „Bildung: elementar“ informiert.<br />
6.3.2 Konsultationseinrichtung<br />
Seit Januar 2005 gibt die Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> als Konsultationseinrichtung ihre praktischen<br />
Erfahrungen in der pädagogischen Arbeit mit dem Bildungsprogramm an interessierte<br />
Einrichtungen weiter. Für diese Aufgabe arbeiteten die Mitarbeiterinnen ein Konzept aus, an<br />
dem sich die Mitarbeiterinnen bei der Durchführung von Konsultationen orientieren. Inhalte<br />
dieses Konzeptes sind das Vorstellen der Tagesstätte, die Mitarbeit am Projekt „Bildung:<br />
elementar“, Presseveröffentlichungen, Bildmaterial und Feedback über bereits abgehaltene<br />
Konsultationen, sowie die Konzeption der Einrichtung und das Bildungsprogramm.<br />
Die Konsultationen werden von zwei pädagogischen Mitarbeiterinnen und der Leiterin der<br />
Kita abwechselnd nach Terminabsprache durchgeführt. Ein Konsultationstag umfasst 4<br />
Stunden und ist wie folgt organisiert:<br />
09.00 Uhr – 09.30 Uhr Begrüßung durch die Leiterin der Einrichtung<br />
-Vorstellen aller Teilnehmenden<br />
09.30 Uhr – 11.30 Uhr Rundgang durch das Haus<br />
-Einblick in die pädagogische Arbeit mit den Kindern<br />
-Gespräche mit Mitarbeiterinnen des Hauses über die<br />
Umsetzung des Bildungsprogramms
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 84<br />
11.30 Uhr – 11.45 Uhr kurze Pause<br />
11.45 Uhr – 13.00 Uhr Gesprächsrunde der Konsultationsteilnehmer<br />
-mit Inhalt über Angaben des Hauses durch die Leiterin<br />
(Konzept, Kapazität, Belegung, Träger etc.)<br />
-kurze Informationen über den Werdegang des Projektes<br />
(Erfahrungen, Probleme, Ziele, Erfolge etc.)<br />
-Diskussionsrunde zu Fragen, Meinungen und Eindrücken der<br />
Besucher<br />
-Feedbackrunde der Teilnehmer mit Schlussfolgerungen für ihre<br />
eigene Arbeit und für die weiteren Konsultationen (vgl.<br />
Konsultationskonzept, S. 4f.)<br />
In den Konsultationen wird den interessierten Teilnehmern von den Mitarbeiterinnen der Kita<br />
<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> Wissen über das Bildungsprogramm vermittelt. Darüber hinaus bekommen<br />
die Teilnehmerinnen Informationsmaterial zu verschiedenen Themenbereichen der<br />
elementaren Bildung. Dabei handelt es sich um Materialien, die die Einrichtungen, die am<br />
Projekt beteiligt waren, erhielten. Zudem wird über Erfahrungen, Probleme und Erfolge bei<br />
der Umsetzung des Programms in die eigene pädagogische Arbeit berichtet. Abschließend<br />
wird den Teilnehmerinnen der Konsultation ein Feedbackbogen ausgehändigt, in dem kurz<br />
geschildert werden soll, was besonders positiv aufgefallen ist oder was verbessert werden<br />
könnte. Die Mitarbeiterinnen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> erhalten somit Eindrücke aus einem<br />
anderen Blickwinkel und können daraufhin ihre pädagogische Arbeit reflektieren und<br />
gegebenenfalls Veränderungen vornehmen.<br />
6.3.3 Weiterentwicklung zum Kompetenzzentrum<br />
Seit Januar 2006 verfolgt die Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> das Ziel, sich bis Dezember 2007 zum<br />
Kompetenzzentrum weiterzuentwickeln. In Form von Konsultationen werden Erfahrungen bei<br />
der Umsetzung des Bildungsprogramms weitergegeben. Dabei berichten Mitarbeiterinnen<br />
über Erfolge und Probleme, die dabei aufgetreten sind. In dieser Entwicklungsphase möchte<br />
sich die Einrichtung auf das gemeinsame Erforschen des „Weltwissens“ durch<br />
Selbstlernprozesse, Beobachtung und Dokumentation spezialisieren.<br />
Die Einrichtung wird bei dieser Entwicklung von zwei wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen<br />
unterstützt. Auf dem Weg der Qualifizierung zum Kompetenzzentrum sollten folgende
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 85<br />
Teilziele in der Einrichtung erreicht werden. Diese erfolgen in Anlehnung an Empfehlungen<br />
des Landesjugendamtes von März 2006.<br />
Entscheidungskompetenz und Verantwortung des Trägers stärken<br />
Der Träger unterstützt das Projekt und übern<strong>im</strong>mt die entscheidende Verantwortung über den<br />
Verlauf und Ergebnisse. Durch regelmäßige Reflexionen mit der Kita-Leitung und den<br />
wissenschaftlichen Beratern soll die aktuelle Situation der Einrichtung analysiert werden.<br />
Dafür ist zu erarbeiten, welche Ziele erreicht werden müssen, welche Veränderungen dafür<br />
nötig sind und welche Ressourcen zur Verfügung stehen. Dabei müssen jedoch stets<br />
personelle, sachliche, räumliche und organisatorische Rahmenbedingungen berücksichtigt<br />
werden.<br />
Des weiteren sollte der Träger der Einrichtung Kontakte in der Öffentlichkeit knüpfen, um<br />
diese mit dem Projekt und der Entwicklungsaufgabe bekannt zu machen.<br />
Qualität von Kita-Leitung weiterentwickeln und Leitungskompetenz stärken<br />
Die Leiterin der Einrichtung trägt eine entscheidende Mitverantwortung für den<br />
Projektverlauf und –ergebnisse. Sie berät zusammen mit den wissenschaftlichen Beratern die<br />
konkreten Arbeitsschritte und macht offen auf Probleme jeglicher Art aufmerksam. Hierfür<br />
soll sie Lösungsstrategien erarbeiten, die dann dem Träger und den wissenschaftlichen<br />
Betreuern zu unterbreiten sind.<br />
Entwicklungsaufgabe finden und kreativ bearbeiten<br />
Die Mitarbeiter der Einrichtung sollen reflektieren, in welchen Bereichen ihrer pädagogischen<br />
Arbeit gute Erfahrungen gesammelt wurden und auf welchem Fachgebiet sie sich bis Ende<br />
2007 spezialisieren können. Dabei ist zum einen zu beachten, wie die Bildungsentwicklung<br />
der Kinder gefördert wird und zum anderen, wie sich die Qualität der gemeinsamen<br />
pädagogischen Arbeit dadurch verbessert. Zudem ist zu beachten, dass realistische Ziele<br />
gesetzt werden, die von den Erzieherinnen erreichbar sind.<br />
Qualität der pädagogischen Arbeit des Teams weiterentwickeln und die pädagogische<br />
Professionalität jeder Erzieherin stärken<br />
Die Stärken und Ressourcen jeder einzelnen Erzieherin sollen gemeinsam herausgearbeitet<br />
und gezielt eingesetzt werden. Dabei sollte jede Mitarbeiterin ihre pädagogische Arbeit
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 86<br />
realistisch reflektieren und herausstellen, ob Fortbildungsbedarf besteht, welche Erwartungen<br />
an jeden gestellt werden und ob sie diesen auch gerecht werden können. Ziel ist es, das<br />
gesamte Team als „Kompetenzteam“ zu stärken.<br />
Eltern als Bildungspartner ihrer Kinder respektieren und stärken<br />
Damit Eltern das Gefühl haben, Mitspracherecht zu haben und sich eine Partnerschaft<br />
zwischen ihnen und den pädagogischen Kräften entwickeln kann, ist die Transparenz der<br />
Einrichtung unabdingbar. Eltern sollten in das Projekt einbezogen und über Verlauf und<br />
Zwischenergebnisse informiert werden. Um die Einstellungen, Erwartungen und Wünsche der<br />
Mütter und Väter zu diesem Projekt herausstellen zu können, sollten diese anhand von<br />
Fragebögen oder Elterngesprächen dokumentiert werden.<br />
Öffentlichkeit herstellen für das Projekt<br />
Das Projekt muss in der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden, damit einerseits Kontakt zu<br />
weiterführenden Hilfen geschlossen wird und andererseits die Mitarbeiter der Einrichtung als<br />
kompetente Bildungspartner der Eltern und Kinder anerkannt werden. Des weiteren sollen<br />
„Bildungsdialoge“ mit Elternvertretungen, Schulen, Familienbildungseinrichtungen,<br />
Jugendamt und Ausbildungsstätten organisiert werden, bei denen Erzieherinnen,<br />
Universitäten und Fachhochschulen über ihre Erfahrungen in der Elementarbildung berichten.<br />
Fachliche/ Wissenschaftliche Begleitung gezielt einsetzen<br />
Die fachliche/wissenschaftliche Begleitung hat eine unterstützende, jedoch keine vorgebende<br />
Funktion. Die Betreuerin vermittelt Know-How und fachliche Kompetenzen, jedoch muss<br />
dieses Wissen eigenverantwortlich und gezielt von den Erziehrinnen eingesetzt werden.<br />
Neben fachlicher Begeleitung können auch Fortbildungen <strong>im</strong> Rahmen der Finanzmittel<br />
eingesetzt werden.<br />
Fachliche Anforderungen an Kompetenzzentren elementarer Bildung <strong>im</strong> Auge behalten<br />
Die pädagogischen Mitarbeiterinnen eines Kompetenzzentrums sollten stets <strong>im</strong> Auge<br />
behalten, dass sie ein besonderes Engagement, Interesse und Offenheit aufbringen müssen.<br />
Sie sollen Erfahrungen und Erkenntnisse aus der eigenen Arbeit mit dem Bildungsprogramm<br />
in der Öffentlichkeit bekannt machen und kompetent vertreten. Dafür sind erweitertes<br />
Fachwissen und besondere Kompetenzen jeder Erzieherin notwendig.
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 87<br />
6.3.4 Vergleich Konsultationseinrichtung und Kompetenzzentrum<br />
Zunächst fällt es schwer einen konkreten Unterschied zwischen dem Begriff<br />
„Konsultationseinrichtung“ und „Kompetenzzentrum“ zu erkennen. Als Kompetenzzentrum<br />
hat sich die Einrichtung jedoch neben den anderen Bereichen auf ein Fachgebiet spezialisiert.<br />
In diesem Fall ist es das Herausarbeiten von Erfahrungsbereichen, die Kinder interessieren,<br />
anhand von Beobachtung und Dokumentation. Andere Einrichtungen wollen sich z.B. auf<br />
„Bildung <strong>im</strong> Krippenalter“ oder „Sprachentwicklung“ spezialisieren. Als<br />
Konsultationseinrichtung geben die Mitarbeiterinnen noch Fachwissen zum<br />
Bildungsprogramm weiter, welches ihnen während des Projektes selbst vermittelt wurde. Als<br />
Kompetenzzentrum sollen dann Erfahrungen, die während der gesamten Umsetzung gemacht<br />
wurden ausgetauscht. Die Erzieherinnen sollen kompetente Ansprechpartner zu dem<br />
Fachgebiet werden, auf dem sie sich momentan noch spezialisieren.<br />
6.3.5 Resümee<br />
Der Werdegang der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> zeigt deutlich, wie sich die Mitarbeiterinnen und<br />
mit ihnen zusammen die gesamte Einrichtung weiterentwickelt hat. Wie bereits in Abschnitt<br />
5.4 erläutert wurde, ist es das Ziel der Organisationsentwicklung, die Qualität der<br />
pädagogischen Arbeit zu verbessern, indem die Einrichtung selbst zu einer „lernenden<br />
Organisation“ wird. Durch die Teilnahme an den Werkstatttreffen lernten die Erzieherinnen<br />
nicht nur andere Einrichtungen und Arbeitsweisen kennen, sondern lernten vor allem sich<br />
selbst kennen. Jede einzelne Mitarbeiterinnen begann durch die Beteiligung am Projekt,<br />
eigenes Wissen und die eigene pädagogische Tätigkeit zu reflektieren und neu zu gestalten.<br />
Doch nicht nur Selbstreflexion, sondern auch die Auseinandersetzung mit den Kolleginnen<br />
trug <strong>im</strong> Wesentlichen zur Qualitätsentwicklung der Einrichtung bei. Sowohl durch den<br />
Austausch von pädagogischem Wissen, als auch den Diskussionen darüber, bekamen die<br />
Kolleginnen untereinander ein Gefühl der Zusammengehörigkeit.<br />
Zu Beginn der einzelnen Treffen in den Werkstätten stellten alle Erzieherinnen ihre<br />
Einrichtung anhand einer kreativen Darstellung auf einem Plakat vor. Diese Gruppenaufgabe<br />
verlangte nicht nur Kooperation unter den Kolleginnen, sondern zielte ebenfalls darauf ab,<br />
sich mit der eigenen Kita zu identifizieren und sich als Teil eines Ganzen zu fühlen.<br />
Qualitätsentwicklung gelingt nur, wenn sich die Mitarbeiterinnen mit ihrer Arbeitsweise und<br />
der Einrichtung in der sie tätig sind, identifizieren können.
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 88<br />
Aufgrund dieses Projekts verbesserte sich nicht nur die Qualität der pädagogischen Arbeit,<br />
sondern mit ihr auch die Zusammenarbeit der Kolleginnen. „Ich als Leiterin habe gesehen,<br />
wie sich die Kolleginnen positiv weiterentwickelt haben. Ihr Blick war weiter geöffnet, nicht<br />
mehr nur auf die eigene Gruppe gerichtet. Das Team ist auch zusammengewachsen. (vgl.<br />
Interview 3, Frage 7). Die einzelnen Erzieherinnen arbeiten nun gruppenübergreifend und<br />
unterstützen sich gegenseitig. Die Mitarbeiterinnen sehen nicht mehr nur sich, ihren<br />
Gruppenraum und ihre Kinder, sondern versuchen gemeinsam das Bildungsprogramm in der<br />
gesamten Einrichtung opt<strong>im</strong>al umzusetzen.<br />
Die Verbesserung der Teamzusammenarbeit geht einher mit der Problemlösefähigkeit der<br />
Erzieherinnen. Zusammen überlegen die Kolleginnen, in welchen Bereichen ihrer Arbeit<br />
Veränderungen notwendig sind, formulieren gemeinsame Ziele und versuchen diese als Team<br />
zu erreichen. Die Selbständigkeit und Zusammengehörigkeit der Mitarbeiterinnen wird durch<br />
folgenden Interviewausschnitt nochmals verdeutlicht: „Sie überlegten sich selbst, wie das<br />
Programm am besten <strong>im</strong> Haus umgesetzt werden könnte. Sie haben selbst Überlegungen<br />
angestellt, ohne darauf zu warten, dass die Leiterin etwas vorgibt. Das fand ich so gut, dass<br />
alles von den Kolleginnen kam“ (vgl. Interview 3, Frage 7).<br />
„Wir haben <strong>im</strong>mer gedacht, wir müssen doch mal was verändern, aber wir hatten schon<br />
längst etwas verändert, nämlich indem wir uns verändert haben“ (vgl. Interview 3, Frage 9).<br />
Die Reflexion der eigenen pädagogischen Tätigkeit befähigte die Mitarbeiterinnen, alte<br />
Arbeitsweisen zu überprüfen und neu zu gestalten. Diese Entwicklung trug sowohl zur<br />
Professionalisierung der einzelnen Kolleginnen, als auch zur Qualitätsentwicklung der<br />
Einrichtung bei.<br />
6.4 Schwierigkeiten bei der Umsetzung<br />
Bei der Umsetzung des Bildungsprogramms in die eigene pädagogische Arbeit sollten stets<br />
die Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Die Erzieherinnen sollten sich bewusst sein,<br />
dass Ziele aufgrund von fehlender Vor- und Nachbereitungszeit oftmals nicht so schnell, wie<br />
erwartet umgesetzt werden können. In der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> traten ebenfalls einige<br />
Hindernisse auf, die den Prozess der Umsetzung beeinflussten. Probleme, die auftraten und<br />
die Erzieherinnen manchmal entmutigten werden <strong>im</strong> Folgenden kurz erläutert: 6<br />
6 Diese Aussagen erfolgen in Anlehnung an ein Interview mit der Leiterin der KiTa <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>, Erika<br />
Vogt, welches am 03.August 2006 durchgeführt wurde.
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 89<br />
6.4.1 Stundenreduzierung<br />
Mit der Verabschiedung des neuen KiFöG 2002 änderte sich der Rechtsanspruch auf einen<br />
Kita-Platz. Im alten Betreuungsgesetz wurde festgelegt, dass jedes Kind Anspruch auf eine<br />
tägliche Betreuungszeit von 10 Stunden hat. Mit dem neuen KiFöG trat eine Einschränkung<br />
für Eltern, bei denen ein Elternteil nicht erwerbstätig ist, in Kraft. Die tägliche Betreuungszeit<br />
der Kinder beträgt in diesem Fall nur noch 5 Stunden (vgl. KiFöG, 2003, §3).<br />
Aufgrund dieser Änderung wurden neben den Betreuungsstunden auch die Arbeitsstunden der<br />
Erzieherinnen reduziert. Da keine Mitarbeiterin der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> gekündigt werden<br />
sollte, beschloss der „Kinderbetreuungsverein Regenbogen e.V.“ ab 01. April 2004 die<br />
Arbeitszeit von 30 auf 22 Wochenstunden zu reduzieren. Folglich blieb nun noch weniger<br />
Zeit für den Realisierungsprozess von „Bildung: elementar“. „Wir möchten eigentlich schon<br />
viele Dinge machen, aber uns fehlt leider oft die Zeit, um diese Dinge noch intensiver<br />
umzusetzen. Wir haben nur diese 5 Stunden, um mit dem Kind zusammenzuarbeiten. Vor- und<br />
Nachbereitungen müssen größtenteils alles nach Feierabend erledigt werden und das ist nicht<br />
so gut. Ich kann von den Kolleginnen nicht alles nach Feierabend erwarten, schließlich hat<br />
jeder auch eine eigene Familie. Wenn wir Vor- und Nachbereitungszeit kriegen würden, dann<br />
würde jeder noch vorbereiteter und noch motivierter an seine Arbeit rangehen“ (vgl.<br />
Interview 3, Frage 7).<br />
6.4.2 Trägerwechsel<br />
Zum Zeitpunkt der Bewerbung für das Projekt „Bildung: elementar“ war der<br />
„Kinderbetreuungsverein Regenbogen e.V.“ der Träger dieser Einrichtung. Aus finanziellen<br />
Gründen konnte dieser Verein <strong>im</strong> April 2004 jedoch nicht länger die Trägerschaft für die Kita<br />
<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> übernehmen. Nach einiger Zeit entschied sich die „Johanniter-Unfallhilfee.V.<br />
Kreisverband Magdeburg/ Schönebeck“, diese Aufgabe ab sofort zu übernehmen.<br />
Aufgrund des Trägerwechsels mussten vorerst die Rahmenbedingungen besprochen und<br />
finanzielle und personelle Fragen geklärt werden.<br />
Die JUH engagierte sich ebenfalls für das Projekt „Bildung: elementar“ und unterstützte die<br />
Kita <strong>im</strong> Projektverlauf. Vorerst jedoch nahm es etwas Zeit in Anspruch, da sich dieser Verein<br />
zunächst mit dem Bildungsprogramm vertraut machen musste. „Der neue Träger wollte uns<br />
schon voll unterstützen, aber er musste sich auch erst mit dem Programm vertraut machen.<br />
Und der neue Träger war auch nicht von Anfang an dabei und da geht dann auch viel<br />
verloren. Das habe ich ja selbst auch gemerkt“ (vgl. Interview 3, Frage 8).
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 90<br />
Durch Schließung einer anderen Kindertageseinrichtung der JUH in Genthin, wurden ab<br />
Dezember 2004 zusätzlich 37 Kinder, 3 Erzieherinnen und 1 Hausmeister in die Einrichtung<br />
<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> integriert. Daraus resultierte eine Änderung der bisherigen Raum- und<br />
Gruppenstruktur. Die Aufgabenverteilung, sowie die Zusammensetzung der Kolleginnen in<br />
den Gruppen musste aus diesem Grund neu überdacht werden. Aufgrund von Baumaßnahmen<br />
in einer anderen Einrichtung desselben Trägers in Genthin wurden <strong>im</strong> darauffolgenden Jahr<br />
vom Oktober bis November 24 weitere Kinder und 3 Erzieherinnen vorübergehend in der<br />
<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> untergebracht. Für diese Kindergruppe wurde ein Gruppenraum zur<br />
Verfügung gestellt, was ein engeres Zusammenrücken der übrigen Kinder und Erzieherinnen<br />
zur Folge hatte.<br />
6.4.3 Veränderung der Teamzusammensetzung<br />
Im September und Oktober 2005 wurden 4 Kolleginnen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> in<br />
umliegende Einrichtungen der JUH versetzt. Die Ursache hierfür lag bei einer Reduzierung<br />
der Betreuungszeiten, die sich unter anderem aus einer erhöhten Arbeitslosigkeit der<br />
Elternteile ergab. Aus diesem Grund wurden 4 Mitarbeiterinnen in andere Einrichtungen<br />
versetzt. Die Kriterien, nach denen die Versetzung der Mitarbeiterinnen erfolgte, wurden von<br />
der Leiterin dieser Einrichtung festgelegt. Zwei der Fachkräfte, die davon betroffen waren,<br />
beteiligten sich sogar aktiv am Projekt „Bildung: elementar“ und waren in der<br />
Multiplikatorengruppe vertreten. Es stellte sich zum Teil als sehr zeit- und kraftaufwändig<br />
heraus, während der Umsetzung eines Projektes stets mit einer neuen Teamzusammensetzung<br />
konfrontiert zu werden.<br />
Aufgrund von Veränderungen in der Einrichtung entstanden Probleme, die neben der Arbeit<br />
mit den Kindern und der Beteiligung am Projekt <strong>im</strong> Team besprochen und gelöst werden<br />
mussten. Dies stellte für alle pädagogischen Fachkräfte eine hohe Belastung dar und wirkte<br />
sich teilweise auf die Motivation einzelner Mitarbeiterinnen zur Umsetzung des<br />
Bildungsprogramms aus. Doch trotz vieler Schwierigkeiten, die in dieser Einrichtung<br />
auftraten, konnten sich die Mitarbeiterinnen stets neu motivieren und wollen noch viele Ziele<br />
erreichen. „Aufgrund des Trägerwechsels und der Stundenreduzierung war man manchmal<br />
am Ende, weil man auch nicht wusste, was auf uns zukommt. Wir hatten schon viele Klippen,<br />
die gemeistert werden mussten, aber durch diese 12, die aktiv am Projekt beteiligt waren, war<br />
der rote Faden da und man konnte nicht einfach aufhören. Die Erfolge <strong>im</strong> Kollektiv und die<br />
Erfolge jedes Einzelnen haben uns ja auch motiviert“ (vgl. Interview 3, Frage 8).
<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 91<br />
„Abschließend muss ich aber auch sagen, dass uns die ganzen Hürden, die wir genommen<br />
haben sehr vorangebracht haben. Ohne diese Umwege hätten wir es vielleicht auch gar nicht<br />
so weit gebracht. Gerade durch die Umwege, die man gehen muss, lernt man noch mehr dazu,<br />
weil man wieder Situationen meistern muss, die eigentlich nicht vorgesehen waren. Und <strong>im</strong><br />
Nachhinein denkt man darüber nach und merkt, dass wir es doch wieder gut gemeistert<br />
haben“ (vgl. Interview 3, Resümee).
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 92<br />
7 Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis<br />
7.1 Umsetzung des Bildungsprogramms in der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 7<br />
7.1.1 Gestaltung des Hauses<br />
Damit deutlich wird, dass Kindertageseinrichtungen Häuser für Kinder sind, sollten auch zu<br />
100 Prozent Kinderspuren in den Räumen zu erkennen sein. Die Ideen der Kinder der Kita<br />
<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> zur Ausgestaltung der Räume werden berücksichtigt und Mal- und<br />
Bastelarbeiten der Jungen und Mädchen sind überall vorzufinden. Dabei bringen die Kinder<br />
eigene Bilder nach ihrem ästhetischen Verständnis selbst an die Wand. Ob die Werke<br />
anschließend auf dem Kopf hängen oder schief angebracht wurden, sollte irrelevant sein, da<br />
es sich dabei nicht um die Gestaltung der Räume für Erwachsene, sondern um die der Kinder<br />
handelt.<br />
Dabei ist ebenfalls zu berücksichtigen, dass sich Raumdekoration oder Spielmaterialien<br />
<strong>im</strong>mer auf Augenhöhe der Kinder befindet. Höher sind nur Bilder oder Gegenstände<br />
anzubringen, die von den Kindern <strong>im</strong> Liegen betrachtet werden können, wie z.B. Mobilés.<br />
Um bei der Gestaltung des Hauses die Lebenswelt der Kinder zu berücksichtigen, entstanden<br />
Familienwände. Im Krippenbereich wurde dafür eine Fotowand mit Bildern der Kinder und<br />
deren Eltern angelegt. Die Größeren <strong>im</strong> Kindergartenbereich bastelten selbst Collagen mit<br />
Fotos ihrer Eltern, Geschwister und Haustiere.<br />
Des weiteren befinden sich Buchstaben, Zahlen oder Formen an den Wänden der Einrichtung,<br />
mit denen die Kinder <strong>im</strong> Tagesablauf konfrontiert werden. Durch diese optischen<br />
Lernangebote werden bspw. mathematische Fähigkeiten <strong>im</strong> Alltag gefördert, ohne dass sie<br />
von den Erzieherinnen gelehrt werden.<br />
7.1.2 Der Morgenkreis<br />
Jeden Tag findet um 08.30 Uhr für eine halbe Stunde der Morgenkreis in den einzelnen<br />
Gruppen des Kindergartenbereichs statt. Die Erzieherinnen und Kinder treffen sich in ihren<br />
Gruppen und versammeln sich zu einer Runde, in der Angebote zu Projekten vorgestellt oder<br />
Ereignisse des vergangenen Tages geschildert werden. Jeden Morgen zählen die Kinder sich<br />
in der Runde und berechnen wie viele Kinder nicht anwesend sind, aufgrund von Krankheit<br />
7 Folgende Aussagen sind angelehnt an die Konzeption der KiTa, an Aussagen aus Expertinnengesprächen und<br />
eigene Erfahrungen, die ich während einer Hospitation sammeln konnte.
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 93<br />
oder Urlaub. Danach sollen sie versuchen herauszufinden, welche Kinder fehlen und die<br />
Namen derer der Gruppe mitteilen. Für jeden Morgenkreis wird abwechselnd ein Kind<br />
ausgewählt, welches das Datum und die Jahreszeit best<strong>im</strong>mt und sich ein Lied oder Tanz für<br />
den Abschluss des Morgenkreises wünschen darf. Themen, die der Morgenkreis beinhaltet,<br />
sind unter anderem Geburtstage, neue Regeln, die aufgestellt werden müssen oder besondere<br />
Ereignisse der Kinder. Jeden Montag erhalten die Kinder zusätzlich die Gelegenheit über ihr<br />
Wochenende zu berichten. Weiterhin können Spiele, Filme oder Bücher von den Kindern<br />
mitgebracht und <strong>im</strong> Rahmen des Morgenkreises vorgestellt werden. Überdies wird zusammen<br />
mit den Kindern der Tagesablauf gestaltet, wobei Kinder und Erzieherinnen ihre Vorschläge<br />
für Exper<strong>im</strong>ente oder besondere Aktionen einbringen.<br />
Be<strong>im</strong> Morgenkreis wird darauf geachtet, dass die Kinder, die etwas mitteilen möchten, sich<br />
melden. Weiterhin lernen sie, andere Kinder zu respektieren, indem sie ihnen zuhören und<br />
aussprechen lassen.<br />
7.1.3 Projekte<br />
Das gesamte Haus arbeitet an einem großen Projektthema, welches die einzelnen Gruppen mit<br />
kleinen Teilprojekten dazu verwirklichen wollen. Das aktuelle Thema der Einrichtung lautet:<br />
„Wir Kinder als Forscher! Wir erforschen die Umwelt, Natur und unseren Körper!“ Wie die<br />
Erzieherinnen dieses Projekt zusammen mit den Kindern umsetzen, soll an einem Beispiel<br />
einer Kindergartengruppe der Einrichtung verdeutlicht werden. Hierzu werden Angebote und<br />
Exper<strong>im</strong>ente beschrieben, die von den Kindern be<strong>im</strong> Erforschen ihres Körpers und ihrer<br />
Umwelt wahrgenommen werden konnten.<br />
Den Körper mit allen Sinnen wahrnehmen<br />
Sinneserfahrungen sind grundlegend für die Entwicklung des Denkens, Handelns und<br />
Verhaltens eines Kindes. Wahrnehmung als Basis aller geistigen Tätigkeiten soll nicht nur<br />
optisch, sondern mit allen Sinnesorganen stattfinden. Anhand verschiedener Angebote<br />
konnten die Kinder ihren Körper mit seinen verschiedenen Sinnen durch Exper<strong>im</strong>entieren,<br />
Vergleichen oder Probieren erforschen.<br />
Damit Kinder ihren Körper als Ganzes wahrnehmen, sollten sie mit der Körperstruktur<br />
vertraut gemacht werden. Neben dem motorischen Bereich, in dem Kinder anhand von<br />
Sportübungen ihre Schnelligkeit, Ausdauer, Gelenkigkeit oder Kraft erproben können, gibt es<br />
noch andere Methoden, den Körper besser zu erforschen. Angebote, die dazu in der
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 94<br />
Kindergartengruppe der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> gemacht wurden, waren unter anderem das<br />
gegenseitige Ertasten der Kinder oder Angebote zu dem Thema: „Was gehört alles zu meinem<br />
Körper“. Damit die Kinder auch kreativ tätig werden konnten, malten sie sich in realer Größe,<br />
indem sie sich auf ein großes Blatt Papier legten und ihren Körper umreißen ließen.<br />
Neben dem Körper als Ganzes wurden die Kinder mit jedem einzelnen Sinnesorgan und deren<br />
Funktion vertraut gemacht. Exper<strong>im</strong>ente, die hierzu zusammen mit den Kindern durchgeführt<br />
wurden, beinhalteten unter anderem die Differenzierung von Gerüchen und Geschmäckern,<br />
indem diese mit verbundenen Augen von den Kindern erraten werden sollten. Weiterhin<br />
wurde das Wahrnehmen verschiedener Oberflächenstrukturen thematisiert. Kinder ertasteten<br />
raue, harte, kalte, nasse oder weiche Oberflächen und liefen barfuß auf Untergründen, die aus<br />
verschiedenen Materialien wie Moos, Sand oder Kiesel bestanden. Neben unterschiedlichen<br />
Gerüchen, Geschmäckern oder Materialien gibt es auch viele verschiedene Töne, die auf den<br />
Menschen einwirken. Verschiedene Geräusche versuchten die Kinder bspw. bei einem<br />
Waldausflug wahrzunehmen und zuzuordnen. Weiterhin machten sie die Erfahrung, wie<br />
schwer es sein kann, unterschiedliche St<strong>im</strong>men zu erkennen.<br />
Die Sinneswahrnehmungen, der oft die größte Bedeutung zukommt, dem Sehen, erforschten<br />
die Kinder anhand von Bilderbuchbetrachtungen, Gesellschaftsspielen, dem Beobachten der<br />
Natur oder be<strong>im</strong> Basteln. Sie mischten mit dem Pinsel verschieden Grundfarben und<br />
beobachteten wie sich daraus neue Farbtöne ergeben. Bei einem weiteren Spiel, bei dem<br />
verschiedene Gegenstände vor den Kindern liegen und he<strong>im</strong>lich etwas davon entfernt wurde,<br />
sollten die Kinder herausfinden, welches fehlt. Hierbei wurde neben dem Sehen die<br />
Konzentration und das Gedächtnis geschult.<br />
Wachstum und Entwicklung von Pflanzen<br />
Dieses Projekt thematisierte Fragen wie „Was brauchen Pflanzen zum Wachsen?“ oder „Wie<br />
entsteht eine Blütenpflanze?“ und wurde mit vielen Exper<strong>im</strong>enten veranschaulicht. Kinder<br />
versuchten z.B. Kressesamen unter verschiedenen Bedingungen zum Ke<strong>im</strong>en zu bringen.<br />
Einige wurden nicht gewässert oder standen <strong>im</strong> Dunkeln und andere Samen wurden mit Licht,<br />
Wärme und Wasser versorgt. Alle Kinder konnten diesen Vorgang beobachten und am Ende<br />
feststellen, welche Bedingungen für das Wachstum von Pflanzen am günstigsten sind. Ein<br />
weiteres Exper<strong>im</strong>ent sollte die Frage klären, ob ein Samen, der auf dem Kopf eingepflanzt<br />
wurde, auch andersherum wächst, also mit der Wurzel in die Luft. Die Kinder machten
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 95<br />
hierbei die Erfahrung, dass sich die Pflanze <strong>im</strong>mer den Weg zum Licht sucht und der Stängel<br />
Richtung Sonne wächst.<br />
Magnete und Elektrizität<br />
Anhand vieler Magnetspiele konnten Kinder die Erfahrung machen, dass Magnete<br />
Gegenstände aus Metall und auch andere Magnete anziehen und abstoßen können. Kinder<br />
konnten sehr deutlich die Funktion der Magnete erforschen.<br />
Um zusammen mit Kindern Elektrizität zu erzeugen benötigt man nur einen Luftballon.<br />
Dieser kann am Pullover oder einen weiteren Ballon gerieben werden und dann an die Haare<br />
gehalten werden. Die Kinder beobachteten, wie ihre Haare angezogen wurden und machten<br />
Erfahrung mit der statischen Elektrizität.<br />
Licht und Schatten<br />
Der Frage „Was ist dort, wo kein Licht ist?“ konnten Kinder mit Hilfe einer Taschenlampe<br />
nachgehen. Sie projizierten verschiedene Figuren oder Tiere an die Wand und übten sich in<br />
Schattenspielen. Weiterhin beobachteten sie ihren eigenen Schatten und untersuchten wie er<br />
sich bei verschiedenen Lichteinflüssen verändert.<br />
Leben der Tiere<br />
Die Kinder beobachteten Regenwürmer in einem großen, mit Erde gefülltem Glas. Wie sich<br />
Regenwürmer bewegen und welche Röhren sie dabei graben wurde dadurch für die Kinder<br />
gut sichtbar. Auch Schnecken wurden beobachtet, wie sie sich auf einer Glasscheibe<br />
fortbewegen und dabei langsam eine schle<strong>im</strong>ige Sput hinterließen.<br />
Mit den verschiedenen Themen, die Kinder erforschten, wurden sie jeweils be<strong>im</strong><br />
Morgenkreis durch Lieder, Spiele oder Gedichte vertraut gemacht. Die Exper<strong>im</strong>ente oder<br />
Angebote wurden <strong>im</strong> Tagesablauf der Situation entsprechend durchgeführt.<br />
7.1.4 Umsetzung des „Weltwissens“<br />
Die Erzieherinnen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> haben aus dem von Donata Elschenbroich<br />
entwickelten „Weltwissen“ Erfahrungsbereiche ausgewählt, die ihrer Meinung nach am<br />
bedeutendsten für die Kinder sind. Im Folgenden soll dargestellt werden, wie die Kinder<br />
Erfahrungen in den einzelnen Bereichen sammeln können. Hierzu werden Ereignisse und
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 96<br />
Angebote genannt, die bereits von den Kindern wahrgenommen wurden und jeweils einen<br />
Ausschnitt des „Weltwissens“ charakterisieren.<br />
��Wer bin ich!<br />
Be<strong>im</strong> täglichen Morgenkreis erhalten die Kinder die Gelegenheit über besondere<br />
Erlebnisse in ihrem Leben oder ihren Familien zu berichten.<br />
��So bin ich!<br />
In diesem Bereich sollen Kinder mehr über ihren Körper und Gesundheit erfahren. Bei<br />
einem Tag der Zahngesundheit lernten Kinder mehr über die richtige Pflege ihrer Zähne<br />
und besuchten eine Zahnarztpraxis.<br />
Des weiteren ist es wichtig Kindern Verantwortung zu übertragen und ihr Bewusstsein<br />
für dieses zu stärken. Eine Möglichkeit in der Einrichtung, in der Kinder die<br />
Gelegenheit bekommen, eine verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen, ist der<br />
Tischdienst. Jeden Tag übern<strong>im</strong>mt ein anderes Kind zusammen mit zwei von ihm<br />
ausgewählten Jungen oder Mädchen diese Aufgabe. Dabei werden Teller und Tassen<br />
vom Tischdienst verteilt und anschließend wieder abgeräumt. Kinder lernen hierbei<br />
einerseits eine wichtige Aufgabe zu übernehmen und andererseits werden ihre<br />
mathematischen Fähigkeiten be<strong>im</strong> Zählen des Geschirrs geschult.<br />
��Hier lebe ich!<br />
Kinder besuchten das Kino, ein Museum, wichtige Institutionen, wie die Polizei und<br />
Feuerwehr und lernten auf diesem Weg die Stadt, in der sie wohnen, kennen. Neben<br />
vielen Einrichtungen, die <strong>im</strong> Ort besucht werden konnten, wurden die Kinder auch mit<br />
den Gefahren, die der Straßenverkehr mit sich bringt, vertraut gemacht. Bei einem<br />
Besuch der Verkehrswacht, sowie vielen Spaziergängen wurden die Jungen und<br />
Mädchen auf Gefahren vorbereitet.<br />
��Andere Menschen und ich!<br />
Kinder machen die Erfahrung, andere Kinder und andere Kulturen zu respektieren und<br />
ein Interesse für andere Rituale, Traditionen oder Sprachen zu entwickeln. Es finden in<br />
der Einrichtung verschiedene Feiern, wie Erntedankfest, Halloween oder Abschlussfeste<br />
der angehenden Schulkinder statt. Des weiteren wird den Kindern angeboten,<br />
Englischkenntnisse zu erwerben oder an Aufbaukursen für Fortgeschrittene<br />
teilzunehmen.
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 97<br />
Dieser Ausschnitt des „Weltwissens“ beinhaltet weiterhin das Kennenlernen<br />
verschiedener Arbeitsverhältnisse der Eltern. In einer Gesprächsrunde konnten alle<br />
Kinder über die unterschiedlichen Berufe ihrer Eltern berichten und wurden auch mit<br />
dem Thema „Arbeitslosigkeit“ vertraut gemacht.<br />
��So empfinde ich Dinge!<br />
Kinder sammeln in diesem Bereich täglich musische und ästhetische Erfahrungen. Sie<br />
werden in der Einrichtung kreativ tätig, hören Musik, singen Lieder oder tanzen.<br />
��Ich entdecke, erlebe, erforsche die Natur!<br />
Schon be<strong>im</strong> täglichen Morgenkreis berichten die Kinder über die aktuellen<br />
Wettererscheinungen und benennen die Jahreszeit. Überdies erhielten die Kinder auf<br />
einem Ausflug in den Wald viele Informationen über die Tiere, verschiedene<br />
Pflanzenarten und konnten eigenständig Bereiche des Waldes erkunden.<br />
��Ich systematisiere die Welt!<br />
Die Kinder sollen <strong>im</strong> Umgang mit Zahlen und Geld gestärkt werden. Mathematische<br />
Grunderfahrungen erlernen die Kinder der Einrichtung <strong>im</strong> Alltag. Sie können an einem<br />
Maßband ihre Größe messen, an einer Uhr die Zeit lernen oder be<strong>im</strong> Morgenkreis die<br />
Anzahl der anwesenden Kinder ermitteln. Die angehenden Schulkinder besitzen<br />
weiterhin einen Schulvorbereitungshefter mit Aufgaben, die u.a. mathematische<br />
Fähigkeiten schulen. Darüber hinaus besitzt jedes Kind eine eigene Geldbörse mit<br />
Getränke- oder Busgeld und lernt auf diese Weise auf eigenes Geld zu achten und<br />
umzugehen.<br />
7.1.5 Selbständigkeit der Kinder<br />
Obwohl die Öffnung der Gruppen in der Einrichtung bislang nicht realisiert werden konnte,<br />
bedeutet dies nicht, dass die Kinder weniger selbständig handeln können. Kinder lernen<br />
Konflikte eigenständig zu lösen, gestalten ihren Tagesablauf oder beteiligen sich be<strong>im</strong><br />
Aufstellen von Regeln.<br />
Problemlösefähigkeit<br />
Im Morgenkreis erhalten die Kinder die Möglichkeit ihre Vorschläge zum Tagesablauf zu<br />
unterbreiten. Oftmals handelt es sich dabei um mehrere Vorschläge, wie Spielen <strong>im</strong> Freien,<br />
Basteln oder Sport treiben <strong>im</strong> Bewegungsraum. Da die Kinder allerdings bei ihren Tätigkeiten<br />
beaufsichtigt werden müssen, werden sie aufgefordert Kompromisse für ihre Vorschläge zu
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 98<br />
finden, so dass die Erzieherinnen ihrer Aufsichtspflicht nachkommen können. Kinder erhalten<br />
somit die Möglichkeit, ihre Problemlösekompetenz zu fördern. Die Jungen und Mädchen der<br />
Gruppe überlegen gemeinsam, welche Kompromisse geschlossen werden könnten und finden<br />
Lösungen, wie bspw. das Basteln ebenfalls nach draußen zu verlegen. So kann eine Gruppe<br />
Sport treiben, während die anderen Kinder <strong>im</strong> Freien spielen oder basteln.<br />
Auch Streitsituationen befähigen die Kinder, ihre Konflikte eigenständig zu lösen. Die<br />
Erzieherinnen beobachten die Situation und den Konflikt und greifen nur bei Gefahr ein.<br />
Kinder sollen durch eigenes Überlegen und Probieren versuchen ihre Probleme <strong>im</strong> Alltag zu<br />
lösen. Durch diese Selbstlernprozesse soll das Auftreten von Konflikten gemindert werden.<br />
Gestaltung des Tages<br />
Wie schon erwähnt erhalten die Kinder die Möglichkeit, eigene Vorschläge zum Ablauf des<br />
Tages einzubringen. Dabei müssen allerdings die Regeln des Hauses eingehalten und feste<br />
Tagesabläufe der Gruppe, wie Mahlzeiten, beachtet werden. In der Zeit, die für freies Spielen<br />
zur Verfügung steht, können sich die Kinder des Kindergartenbereiches frei <strong>im</strong> Haus<br />
bewegen. Sie können sich bspw. mit Kindern aus anderen Gruppen nach Absprache treffen<br />
und die Zeit auf dem Spielplatz, <strong>im</strong> Video- oder Bastelraum verbringen. Oft kommt es vor,<br />
dass die Kleinen aus dem Krippenbereich größere Geschwister haben, die sich auf dem<br />
Spielplatz aufhalten. In diesem Fall erhalten sie die Möglichkeit, den Nachmittag auf dem<br />
Spielplatz des Kindergartenbereichs bei der Schwester oder dem Bruder zu verbringen. Die<br />
Kinder haben bei der Gestaltung des Tages, bei der Durchführung von Projekten, sowie der<br />
Materialauswahl freie Entscheidung.<br />
Regeln<br />
Selbständigkeit der Kinder bedeutet nicht Losgelöstsein von sämtlichen Regeln. Kinder<br />
sollten jedoch be<strong>im</strong> Aufstellen von Regeln beteiligt sein, damit sie wissen aus welchem<br />
Grund best<strong>im</strong>mte Regeln existieren. Die Erzieherinnen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> haben die<br />
<strong>im</strong> Haus geltenden Regeln zusammen mit ihren Kindern aufgestellt. Be<strong>im</strong> täglichen<br />
Morgenkreis konnten Probleme angesprochen und gemeinsam nach möglichen Lösungen<br />
gesucht werden. Alle Kinder wurden an diesem Prozess beteiligt und konnten Vorschläge für<br />
Änderungen zusammentragen. Die Erzieherin soll diesen Prozess nur leiten, jedoch keine<br />
Vorgaben machen. Mit Hilfe von Fragen „Wie wollen wir uns <strong>im</strong> Bastelraum verhalten?“<br />
oder „Wie sollte die Bücherecke aussehen?“ versucht die Erzieherin den Prozess zu lenken.
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 99<br />
Die Kolleginnen der Kindereinrichtung <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> haben die Erfahrung gemacht, dass<br />
Kinder gerne die Regeln einhalten, wenn sie be<strong>im</strong> Aufstellen dieser beteiligt wurden. Viele<br />
Kinder übernehmen von sich die Verantwortung darüber, ob auch andere Kinder die<br />
jeweiligen Best<strong>im</strong>mungen einhalten.<br />
7.1.6 Bildung in der Krippe<br />
Oft werden Krippenkinder in Bezug auf Bildung leider noch vernachlässigt, da viele<br />
Erwachsene der Ansicht sind, Kleinkinder können oder lernen noch nichts. Aber gerade in<br />
den ersten Lebensjahren werden viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Auch in der Kita<br />
<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> wurde die Umsetzung des Bildungsprogramms <strong>im</strong> Krippenbereich bisher<br />
etwas vernachlässigt. Die Erzieherinnen haben jedoch viele Ideen zur Verbesserung der<br />
Situation, die sie bereits umsetzen. Hierzu zählen bspw. Säckchen, die mit vielen<br />
verschiedenen Materialien gefüllt sind, mit denen Kinder erste Erfahrungen <strong>im</strong> Tasten<br />
sammeln können. Weiterhin befinden sich auf Augenhöhe der Kinder Ballons oder Federn in<br />
unterschiedlichen Farben, mit deren Hilfe sie bspw. erforschen, dass sich die Gegenstände<br />
be<strong>im</strong> Pusten oder einem Windzug bewegen. Spielangebote oder verschiedene Materialien sind<br />
auch hier für alle Kinder offen zugänglich. Da Kinder durch Ausprobieren viele grundlegende<br />
Erfahrungen sammeln, ist eine anregungsreiche Umgebung, die zum Exper<strong>im</strong>entieren einlädt,<br />
Vorraussetzung. Ideen zu Angeboten, die Kinder zum Probieren herausfordern, wollen die<br />
Erzieherinnen <strong>im</strong> Krippenbereich in nächster Zukunft noch besser umsetzen.<br />
7.1.7 Schulvorbereitung <strong>im</strong> Kindergartenbereich<br />
In der Kindergartengruppe mit den angehenden Schulkindern fand alle 14 Tage eine<br />
Schulvorbereitungsstunde von 45 Minuten statt. Dieses Angebot zielte darauf ab, die Kinder<br />
Schritt für Schritt an den, auf sie zukommenden Schulalltag zu gewöhnen. Sie sollten<br />
versuchen, für diesen Zeitraum konzentriert am Tisch zu sitzen und eine Aufgabe zu<br />
bearbeiten. Mit Hilfe einer eigenen Federtasche und einem selbst angelegten Hefter mit<br />
Arbeitsblätter lernten sie Ordnung zu halten und auf ihre Sachen aufzupassen. Da eine<br />
Gruppengröße von 28 Kindern schnell Unruhe bringt, wurde die Schulvorbereitung in 2<br />
Teilgruppen abgehalten. Während die eine Hälfte <strong>im</strong> Bewegungsraum Sport trieb<br />
konzentrierten sich die anderen auf das Lösen ihrer Aufgaben. Nach etwa 45 Minuten<br />
wechselten die einzelnen Gruppen. Die von den Kindern zu lösenden Arbeitsblätter setzten<br />
sich unter anderem aus Aufgaben mit Zahlenreihen, Formen oder Malen nach Zahlen<br />
zusammen. Jedoch waren die Kinder nicht daran gebunden ihre Aufgaben nur in der<br />
Schulvorbereitungsstunde zu bearbeiten. Verspürte ein Kind während des Tagesverlaufes die
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 100<br />
Lust weitere Aufgaben zu lösen, so konnte es den eigenen Hefter holen und daran<br />
weiterarbeiten.<br />
In dieser Phase der Schulvorbereitung besuchte ebenfalls 14tägig eine Lehrerin die<br />
Einrichtung und beobachtete die Kinder in ihrem Kindergartenalltag. Diese Zusammenarbeit<br />
mit der Schule und die Vorbereitung darauf ist wichtig, um den Kindern den Übergang so<br />
leicht wie möglich zu gestalten.<br />
7.1.8 Zusammenfassung<br />
Nachdem erläutert wurde, wie die Erzieherinnen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> versuchen, das<br />
neue Bildungsprogramm in ihrer Einrichtung umzusetzen, soll nun eine Gegenüberstellung<br />
der pädagogischen Arbeit ohne und mit dem Bildungsprogramm „ Bildung: elementar“<br />
erfolgen. Aus der Übersicht soll ersichtlich werden, wie sich die pädagogische Tätigkeit der<br />
Erzieherinnen verändert und entwickelt hat.<br />
Ohne Bildungsprogramm Mit Bildungsprogramm<br />
Das Haus wurde von den Erzieherinnen für<br />
die Kinder gestaltet.<br />
Die Ausgestaltung der Räume, Fenster oder<br />
Flure erfolgte überwiegend durch die<br />
Erzieherinnen.<br />
Bastelarbeiten oder Zeichnungen der Kinder<br />
wurden in Mappen gesammelt oder den Eltern<br />
mit nach Hause gegeben.<br />
Das Haus wird von Kindern für Kinder<br />
gestaltet.<br />
Die Kinder werden bei der Ausgestaltung<br />
einbezogen.<br />
Kinderspuren sind anhand von Mal- und<br />
Bastelarbeiten überall <strong>im</strong> Haus sichtbar und<br />
werden von den Kindern selbst angebracht.<br />
Die Kinder räumen nach ihrem Ordnungssinn<br />
auf.<br />
Die Raumdekoration befindet sich auf<br />
Augenhöhe der Kinder.
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 101<br />
Die Erzieherinnen planten den Tagesablauf<br />
der Kinder.<br />
Es gab in jeder Gruppe ein individuelles<br />
Projekt, bei dem Themen, Materialien und<br />
Durchführung von den Erzieherinnen<br />
vorgegeben wurden.<br />
Bastelmaterialien<br />
Kinderreichweite.<br />
waren nicht in<br />
Kinder mussten nach best<strong>im</strong>mten Materialien,<br />
wie Kleister, Scheren oder Farbe bei den<br />
Erziehrinnen fragen.<br />
Regeln wurden von den Erzieherinnen für<br />
die Gruppe aufgestellt.<br />
Bevor die Gruppe mit den Erzieherinnen den<br />
Raum verließ, erfolgte eine Belehrung.<br />
Die Kinder gestalten ihren Tagesablauf<br />
selbst.<br />
Die Kinder bringen be<strong>im</strong> Morgenkreis<br />
Vorschläge zur Gestaltung des Tagesablaufes<br />
ein.<br />
Im ganzen Haus wird an einem Projekt<br />
gearbeitet.<br />
Bei Inhalten, Durchführung, sowie<br />
Materialien<br />
Entscheidung.<br />
haben die Kinder freie<br />
Kinder finden durch Selbstlernprozesse ihre<br />
Lösungswege.<br />
Alle Bastelmaterialien sind in<br />
Kinderreichweite.<br />
Die Kinder haben zu jeder Zeit Zugriff zu den<br />
verschiedenen Bastelmaterialien.<br />
Entsprechende Regeln zum Umgang mit<br />
diesen wurden zusammen mit den Kindern<br />
erarbeitet.<br />
Regeln werden gemeinsam mit den Kindern<br />
für das gesamte Haus erarbeitet.<br />
Die Kinder achten durch die Mitbest<strong>im</strong>mung<br />
bewusster auf das Einhalten der Regeln, auch<br />
untereinander.<br />
Kinder können sich aufgrund einheitlicher<br />
Regeln <strong>im</strong> ganzen Haus nach Abmeldung bei
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 102<br />
Die gesamte Kindergruppe wird von den<br />
Erzieherinnen<br />
beobachtet.<br />
ohne Dokumentation<br />
Die Erzieherinnen beobachteten nicht<br />
systematisch und es erfolgte kein Festhalten<br />
des Wahrgenommenen in<br />
Beobachtungsbögen.<br />
Konflikte wurden durch die Erzieherinnen<br />
gelöst.<br />
Bei Problemen und Streitigkeiten griffen die<br />
Erzieherinnen sofort ein.<br />
den Erzieherinnen frei bewegen und<br />
verschiedene Funktionsecken und –räume<br />
nutzen.<br />
Durch eine Schließanlage <strong>im</strong> Haus kann trotz<br />
freier Bewegung die Sicherheit der Kinder<br />
gewährleistet werden.<br />
Die Beobachtung der Kinder erfolgt mit<br />
Dokumentation.<br />
Für die systematische Beobachtung haben die<br />
Erzieherinnen einen Beobachtungsbogen mit<br />
den einzelnen Bildungsbereichen für eine<br />
gerichtete oder ungerichtete Beobachtung<br />
erarbeitet.<br />
Für jedes Kind wird eine Beobachtungsmappe<br />
erstellt, in der bisherige Erfahrungen und<br />
Erlebnisse festgehalten werden.<br />
Die Kinder versuchen ihre Konflikte selbst<br />
zu lösen.<br />
Die Erzieherinnen beobachten die Kinder bei<br />
Konflikten und warten ab, ob sie eigene<br />
Lösungswege finden. Nur bei Gefahr wird<br />
eingegriffen.<br />
Probleme sollen durch eigene Überlegungen<br />
und eigenes Probieren gelöst werden und<br />
dadurch <strong>im</strong> Alltag reduziert werden.
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 103<br />
7.2 „Bildung – elementar“ – eine Herausforderung für die Erzieherinnen der<br />
<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong><br />
Das Bildungsprogramm in Sachsen-Anhalt setzt ein Bildungsverständnis voraus, welches die<br />
Kinder nicht länger als belehrende, zu bildende Objekte sieht, sondern vielmehr als Akteure<br />
ihrer eigenen Entwicklung und Bildungsprozesse (vgl. Quelle 2, S. 83).<br />
Diese veränderte Vorstellung vom Kind stellt hohe Herausforderung an die Erzieherinnen der<br />
Einrichtung, die <strong>im</strong> Folgenden kurz erläutert werden:<br />
��Professioneller Habitus<br />
Diese Herausforderung bezieht sich auf die Grundhaltung der Erzieherinnen gegenüber<br />
den Kindern. Sie durchlaufen dabei einen Prozess des Umdenkens und Neudenkens, der<br />
viel Geduld erfordert. Die Aufgabe der Erzieherinnen bezieht sich nun nicht mehr auf<br />
das Präsentieren fertiger Vorgaben, sondern auf die Begleitung der Kinder bei ihren<br />
Bildungsprozessen. Die Erzieherinnen müssen dabei auf die Neugier, Lernwilligkeit<br />
und Lernfähigkeit der Kinder vertrauen, mit ihnen auf Augenhöhe handeln und<br />
verhandeln und viel Geduld für ihre Lernwege aufbringen.<br />
��Professionelle Wahrnehmung<br />
Die Herausforderung beinhaltet die Fähigkeit der Erzieherinnen, Interessen, Themen,<br />
Fragestellungen und Erklärungen der Kinder wahrzunehmen und zu dokumentieren.<br />
Dazu gehört überdies, Probleme, Behinderungen und Nöte der Kinder zu erkennen.<br />
��Professionelles Wissen<br />
Zu dieser Herausforderung gehört die Professionalisierung des Wissens der<br />
Erzieherinnen. Sie müssen die Themen und Fragen der Kinder ernst nehmen und<br />
respektieren und <strong>im</strong>stande sein auf Fragen wie „Warum ist der H<strong>im</strong>mel blau?“ oder<br />
„Warum ist es nachts dunkel?“ zu antworten. Erzieherinnen sollten über ein Wissen<br />
verfügen, was den Ansprüchen der Kinder gerecht wird (vgl. ebd., S. 85f.).<br />
Einerseits soll die Qualität der <strong>Kindertagesstätte</strong>n verbessert und die pädagogische Tätigkeit<br />
der Erzieherinnen professionalisiert werden, doch andererseits sind die dafür notwendigen<br />
sachlichen und personellen Ressourcen oft nicht gegeben. Zeit- und Personalmangel ist ein<br />
wesentlicher Aspekt, der die Opt<strong>im</strong>ierung der pädagogischen Arbeit in Kindereinrichtungen<br />
einschränkt und zur Belastung der Mitarbeiterinnen beiträgt. Die Berufsgruppe der<br />
Erzieherinnen wird neben körperlichen auch zunehmend psychischen Belastungen ausgesetzt.<br />
Täglicher Lärm, eine große Anzahl verschiedener Aufgaben, Zeitdruck, Personalmangel, die
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 104<br />
Größe der Gruppe, zunehmende Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und fehlende<br />
Möglichkeiten zur Entspannung <strong>im</strong> Tagesverlauf sind unter anderem Belastungen, die sich<br />
auf die Psyche der Erzieherinnen auslegen. Hinzu kommen körperliche Anstrengungen durch<br />
das Heben und Tragen der Kinder (vgl. Rudow, 2004, S. 4). Diese Beanspruchungen wirken<br />
sich negativ auf die Gesundheit aus, so dass das Burnout-Syndrom folglich häufiger <strong>im</strong><br />
Erzieherinnenberuf auftritt. Hinzu kommen dabei psychosomatische Beschwerden, die sich in<br />
Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen, sowie Müdigkeit und erhöhte Reizbarkeit äußern<br />
können (vgl. ebd., S. 4). Um diesem Problem entgegenzuwirken sind präventive Maßnahmen,<br />
wie die Verringerung der Gruppengröße, Verbesserung des Personalschlüssels oder die<br />
Einführung der Supervision für Erzieherinnen zu entwickeln, die jedoch leider aus<br />
finanziellen Gründen oft nicht umgesetzt werden können.<br />
7.2.1 Persönliche Erfahrungen der Erzieherinnen bei der Umsetzung des<br />
Bildungsprogramms<br />
Um die Meinungen und Ansichten der Erzieherinnen zum neuen Bildungsprogramm zu<br />
ermitteln, konzipierte ich eigens dafür einen schriftlichen Fragebogen (vgl. Anhang 5). Die<br />
Beantwortung dieser erfolgte in offener Form ohne jegliche Vorgaben, wobei jeweils<br />
Mehrfachnennungen möglich waren. Die Befragung zielte darauf ab, Schwierigkeiten bei der<br />
Umsetzung, Veränderungsvorschläge, Erfolge, sowie die größten Herausforderungen der<br />
Erziehrinnen herauszustellen. Aufgrund von Krankheit oder Urlaub war es mir nicht möglich,<br />
den Fragebogen an alle Mitarbeiterinnen zu verteilen, jedoch konnten mir 12 Fragebögen<br />
ausgefüllt ausgehändigt werden. Die Zusammensetzung der Befragten strukturierte sich wie<br />
folgt:<br />
��8 Mitarbeiterinnen, die aktiv von Beginn an am Projekt teilnahmen<br />
��2 Mitarbeiterinnen, die zunächst passiv beteiligt waren<br />
��2 Mitarbeiterinnen, die aus einer anderen Einrichtung in die Tagesstätte versetzt<br />
wurden<br />
Im Folgenden sollen die jeweiligen inhaltlichen Bereiche des Fragebogens vorgestellt und die<br />
Antworten ausgewertet werden.
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 105<br />
Projektverlauf<br />
Anhand dieses Bereichs wurde ermittelt, welche Ansichten die 8 aktiv beteiligten<br />
Erzieherinnen gegenüber dem Bildungsprogramm vor Projektbeginn vertraten und wie sich<br />
ihre Motivation bezüglich dessen <strong>im</strong> Verlauf veränderte<br />
Auswertung der Ergebnisse:<br />
Die Frage, ob sich die Erzieherinnen bereits <strong>im</strong> Vorfeld über das Bildungsprogramm<br />
informierten, verneinten alle Befragten. Erst mit Projektbeginn informierten sich die<br />
Mitarbeiterinnen intensiver über die inhaltlichen Aspekte von „Bildung: elementar“. Da keine<br />
konkreten Vorstellungen über den Inhalt und das Ziel des Bildungsprogramms vorherrschten,<br />
standen ein Großteil der Erzieherinnen dem Projekt sehr skeptisch gegenüber. Jedoch konnten<br />
3 von allen Beteiligten von sich behaupten, dass sie sehr neugierig, aufgeschlossen und<br />
interessiert waren.<br />
Während des Projektverlaufs trafen sich die einzelnen Erzieherinnen in so genannten<br />
Werkstätten. Welche Bedeutung diese Treffen hatten und welche Aspekte am wichtigsten<br />
waren, zeigt folgende Darstellung:<br />
Bedeutung der Treffen in den Werkstätten<br />
14,0%<br />
14,0 %<br />
9,5 %<br />
9,5 %<br />
14,0 %<br />
39,0 %<br />
Erfahrungsaustausch<br />
neue Ideen<br />
neue Einrichtungen kennenlernen<br />
Gesprächsführung verbessern<br />
Erweiterung päd. Wissen<br />
Zusammengehörigkeit <strong>im</strong> Team<br />
Abbildung 2: Bedeutung der Treffen<br />
in den Bildungs- und Gesamtwerkstätten8 Anhand<br />
dieser Abbildung wird deutlich, dass der Erfahrungsaustausch untereinander und mit<br />
anderen Einrichtungen sehr wichtig für die Erzieherinnen war. Aufgrund dieses Austauschs<br />
wurde es den Mitarbeiterinnen ermöglicht, Praxisbeispiele für die Umsetzung der<br />
theoretischen Inhalte zu erhalten. Durch das Besuchen anderer Einrichtungen und aufgrund<br />
der Kommunikation mit anderen Erzieherinnen erfuhren die Kolleginnen mit welchen<br />
8<br />
Die Angaben in Prozent der Grafiken dieses Kapitels beziehen sich auf die Anzahl der Aussagen, nicht auf die<br />
Anzahl der Erzieherinnen.
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 106<br />
Schwierigkeiten andere konfrontiert wurden und welche Erfolge bereits verzeichnet wurden.<br />
Dieser Erfahrungsaustausch trug, meiner Meinung nach, sehr zur Motivation der<br />
Erzieherinnen bei, da sie neue Anregungen sammeln konnten und von anderen Kolleginnen<br />
erfuhren, dass diese ebenfalls mit Schwierigkeiten konfrontiert wurden, diese aber erfolgreich<br />
bewältigen konnten. Die Erzieherinnen wurden selbstsicherer, da sie das Gefühl bekamen,<br />
nicht allein mit ihren Problemen dazustehen.<br />
Aufgrund vieler Schwierigkeiten, die die Erzieherinnen während des Projektverlaufs<br />
bewältigen mussten, sank die Motivation vieler Kolleginnen. Ein Großteil der Befragten<br />
schätzt die eigene Motivation überwiegend als positiv ein, jedoch gab es bei allen<br />
Erzieherinnen Tiefpunkte, an denen sie von ihrer Kraft verlassen wurden. Ein positiver<br />
Aspekt, der von vielen genannt wurde, ist die Motivation untereinander. Die Mitarbeiterinnen<br />
halfen und unterstützten sich gegenseitig und gaben aus diesem Grund ihr Vorhaben nicht auf.<br />
Dieser Aspekt wird auch von den Kolleginnen, die passiv am Projekt beteiligt waren,<br />
bestätigt. Sie wurden von den übrigen Kolleginnen zu jeder Zeit gut über das<br />
Bildungsprogramm, sowie den Verlauf <strong>im</strong> Projekt informiert. Offene Fragen wurden <strong>im</strong>mer<br />
beantwortet und in kleinen Kreisen diskutiert. Jedoch zeigte sich aufgrund der fehlenden<br />
Teilnahme am Projekt, dass einige Aspekte, wie die systematische Beobachtung, vorerst<br />
schwieriger fielen.<br />
Da zwei der Befragten erst zu einem späteren Zeitpunkt in diese Einrichtung kamen, stellt<br />
sich die Frage, wie deren erste Gedanken waren, als sie erfuhren, dass sie in die Kita <strong>„Käthe</strong><br />
<strong>Kollwitz“</strong>, die nach dem neuen Bildungsprogramm arbeiten, versetzt wurden. Beide<br />
Erzieherinnen waren sehr neugierig, jedoch äußerte eine der Befragten, dass sie der Arbeit<br />
sehr skeptisch gegenüber stand. Ihre Bedenken waren, dass die Kinder in der Einrichtung alles<br />
machen können, was sie wollen und somit die Arbeit in der Tagesstätte sehr ungeordnet wäre.<br />
Allerdings ist ihr heute bewusst, dass ihr das Bildungsprogramm missverständlich erklärt<br />
wurde und sie mit falschen Erwartungen in diese Einrichtung kam.<br />
Schwierigkeiten bei der Umsetzung<br />
Dieser Bereich thematisiert die Probleme, die sich den Mitarbeiterinnen 9 der Kita <strong>„Käthe</strong><br />
<strong>Kollwitz“</strong> in den letzten drei Jahren stellten. Dabei soll vor allem herausgestellt werden,<br />
welche Veränderungen in der Einrichtung vorgenommen werden sollten, um eine bessere<br />
pädagogische Arbeit gewährleisten zu können.<br />
9 Alle nachfolgenden Auswertungen beziehen sich auf alle zwölf befragten Erzieherinnen.
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 107<br />
Auswertung der Ergebnisse:<br />
Wie bereits erwähnt, galt es während der Umsetzung des Bildungsprogramms in die eigene<br />
pädagogische Praxis, einige Schwierigkeiten<br />
zu bewältigen. Aus dem Interview der Leiterin<br />
Erika Vogt wurde bereits deutlich, dass der Trägerwechsel, die Stundenreduzierung, sowie<br />
der Personalwechsel die Motivation der Kolleginnen bisweilen stark beeinflusste. Weitere<br />
Aspekte, die sich aus Sicht der Erzieherinnen manchmal als sehr schwierig erwiesen, waren<br />
folgende:<br />
��Unzufriedenheit <strong>im</strong> Team<br />
��bauliche Umstrukturierungen<br />
��Erwartungen<br />
der Eltern<br />
��Zurückhaltung den Kindern gegenüber<br />
��einige Kolleginnen stehen nicht<br />
hinter ihrer Arbeit<br />
��Engagement der Kolleginnen<br />
zu einseitig<br />
Ein wichtiger Aspekt, der hierbei genannt wurde, betrifft das einseitige Engagement<br />
der<br />
Erzieherinnen. Wenn <strong>im</strong>mer die gleichen Kolleginnen<br />
Aufgaben übernehmen und sich für<br />
ihre<br />
Arbeit engagieren, kann sich dies zum Einen auf die Motivation der Betroffenen<br />
auswirken und zum Anderen könnte das Arbeitskl<strong>im</strong>a darunter leiden. Weiterhin sollte das<br />
gesamte Team hinter dem neuen Bildungsprogramm stehen. Besonders für die Repräsentation<br />
in der Öffentlichkeit ist es wichtig, dass sich alle Mitarbeiterinnen mit dem Programm und<br />
ihrer pädagogischen Arbeit identifizieren können.<br />
Im Anschluss daran, wurden die Erzieherinnen aufgefordert, Aspekte zu nennen, die die<br />
pädagogische Arbeit auf dem Hintergrund von „Bildung: elementar“ in der Kita <strong>„Käthe</strong><br />
<strong>Kollwitz“</strong> erleichtern würden. Nachfolgende Abbildung beschreibt Veränderungen in der<br />
Einrichtung, die vorgenommen werden sollten, damit eine bessere Umsetzung des<br />
Bildungsprogramms möglich würde.<br />
Veränderungen zur besseren Umsetzung des Bildungsprogramms<br />
16 %<br />
21 %<br />
11%<br />
5 %<br />
47 %<br />
Abbildung 3: Veränderungen in der Einrichtung<br />
Vor- und Nachbereitungszeit<br />
kleinere Gruppenstärke<br />
mehr Personal<br />
mehr Erfahrungsaustausch<br />
Zeitressourcen besser nutzen
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 108<br />
Diese Darstellung verdeutlicht abermals, dass Vor- und Nachbereitungszeit für die<br />
pädagogische Arbeit unabdingbar sind. Aus Expertinnengesprächen ging hervor, dass viele<br />
der Mitarbeiterinnen nach Feierabend, Projekte oder Angebote vorbereiten, da dies aus<br />
Zeitmangel während der Arbeit nicht möglich ist. Dies ist wiederum ein Aspekt, der sich auf<br />
die Motivation der Erzieherinnen auslegt, da die Freizeit der Erholung dienen sollte und nicht<br />
der Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit.<br />
Bildung von Kindern<br />
Anhand der Fragen zu diesem Thema wurde ermittelt, wie die einzelnen Bildungsbereiche in<br />
der Kindertageseinrichtung umgesetzt werden und welchen noch mehr Beachtung geschenkt<br />
werden könnte. Weiterhin galt es herauszufinden, ob dabei eine Benachteiligung des<br />
Krippenbereichs erfolgt, denn oft wird der Aspekt der Betreuung bei Krippenkindern<br />
vordergründiger gesehen als Bildung.<br />
Auswertung der Ergebnisse:<br />
Die Umsetzung der Bildungsbereiche erfolgt <strong>im</strong> Tagesverlauf, bei Exper<strong>im</strong>enten, Projekten<br />
oder <strong>im</strong> Spiel. Kinder können während des gesamten Tages Schriftzeichen, Zahlen, Formen<br />
oder Bilder an den Wänden wahrnehmen und somit ihre mathematischen Fähigkeiten<br />
unbewusst schulen. Des weiteren sind die Gruppenräume in verschiedene Funktionsecken wie<br />
Puppen-, Kreativbereich oder Kuschelecke aufgeteilt. Die Hälfte der Befragten sah dabei<br />
keine Bevorzugung eines speziellen Bildungsbereiches, wo hingegen die restlichen<br />
Erzieherinnen folgende als bevorzugt ansahen:<br />
��Kommunikation und Sprache<br />
��Körper, Bewegung und Gesundheit<br />
��Kreativität<br />
Dass<br />
insbesondere Kommunikation und Sprache die größte Rolle <strong>im</strong> Tagesverlauf spielen,<br />
kann damit erklärt werden, dass Kinder und Erwachsene zu jeder Zeit kommunizieren, ob dies<br />
durch Sprache oder Gestik geschieht, ist dabei irrelevant. Weiterhin wurde der Bereich<br />
Körper, Bewegung und Gesundheit genannt, denn die Kinder bewegen sich be<strong>im</strong> Spielen, bei<br />
Spaziergängen oder be<strong>im</strong> Sport und sammeln dabei bedeutende Erfahrungen mit ihrem<br />
Körper. Insbesondere be<strong>im</strong> Sport können die Kinder ihre Kräfte messen und<br />
Ausdauerfähigkeit trainieren. Der letzte Bereich, der genannt wurde, Kreativität, äußert sich
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 109<br />
während des Tagesverlaufs be<strong>im</strong> Basteln, Malen, Singen oder <strong>im</strong> Spiel. Kinder haben sehr<br />
viel Phantasie, die während dieser Aktivitäten zum Ausdruck kommt.<br />
Anhand dieses Bereichs sollte weiterhin eine Antwort auf die Frage gefunden werden, ob<br />
Krippenkinder in Bezug auf Bildung eher vernachlässigt werden. Zu diesem Thema waren die<br />
Meinungen sehr geteilt, da sechs von den Befragten diese Annahme abwiesen und die<br />
restlichen sechs zugaben, dass in Bezug auf Bildung bei Krippenkindern mehr Angebote nötig<br />
wären. Zwei der Befragten gestanden, dass ihnen die Umsetzung von „Bildung: elementar“<br />
insbesondere bei den Krippenkindern manchmal noch schwer fiele. Allerdings wurde auch<br />
eingeräumt, dass Ideen zur Verbesserung dieser Situation bereits umgesetzt und erprobt<br />
werden.<br />
Aufgabe der Erzieherinnen<br />
Die Angaben der Befragten zu diesem Thema gaben Aufschluss darüber, ob sie sich in ihrem<br />
Beruf aufgrund von Personalmangel zeitweise überlastet fühlen und ob der Bildungsauftrag<br />
verbunden mit Erziehung und Betreuung gleichermaßen realisierbar ist. Darüber hinaus wurde<br />
erfasst, in welchen Bereichen die Erzieherinnen Bedarf an Weiterbildungen sehen.<br />
Auswertung der Ergebnisse:<br />
Aufgrund der Teilnahme am Projekt und die derzeitige Weiterentwicklung zum<br />
Kompetenzzentrum kamen innerhalb der letzte drei Jahre zusätzliche Aufgaben und somit<br />
eine zusätzliche Belastung auf die Erzieherinnen der Einrichtung zu. Doch gerade aus diesen<br />
Gründen sehen neun der Befragten ihren Beruf als Erzieherinnen aufgewertet. Da die Kita<br />
<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> als eine der ersten Einrichtungen in Sachsen-Anhalt das neue<br />
Bildungsprogramm umsetzt und Konsultationen durchführt, fühlen sich einige Kolleginnen<br />
pädagogisch besser qualifiziert.<br />
Im Gegenzug dazu, gaben zehn der zwölf Befragten jedoch an, dass sie sich manchmal<br />
überlastet fühlen, da die Zeit für Vor- und Nachbereitungen fehlt und somit viele Aufgaben in<br />
den Feierabendbereich verschoben werden. Aus diesen Gründen gaben auch sieben der<br />
Erzieherinnen an, dass die Umsetzung von Bildung, Erziehung und Betreuung <strong>im</strong> gleichem<br />
Umfang oftmals schwer fällt, da die Rahmenbedingungen dafür nicht gegeben sind.
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 110<br />
Mit der Erfüllung des Bildungsauftrages ergaben sich zusätzliche Aufgaben für die<br />
Erzieherinnen. Um diesen gerecht zu werden, sollte die Teilnahme an Weiterbildungen<br />
gewährleistet sein. In welchen Bereichen sich die Erzieherinnen noch weiterentwickeln<br />
möchten, veranschaulicht Abbildung 4:<br />
Bedarf an Weiterbildungen<br />
16%<br />
16%<br />
12 %<br />
20 %<br />
4 %<br />
32 %<br />
Elternarbeit<br />
Systematische Beobachtung<br />
Gesprächsführung<br />
Praxisanleitungen<br />
Konfliktbewältigung<br />
Motivationstraining<br />
Abbildung 4: Weiterbildungsmaßnahmen aus Sicht der Erzieherinnen<br />
Im Vordergrund steht hierbei die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern. Der Umgang und<br />
die Gesprächsführung mit ihnen sollte mittels Weiterbildungen aus Sicht der Erzieherinnen<br />
mehr thematisiert werden. Mit 20 % folgt die Systematische Beobachtung, bei der sich noch<br />
einige Erzieherinnen unsicher fühlen. Die Zurückhaltung der eigenen Person und die<br />
Dokumentation des Beobachteten stellt für einige noch Probleme dar und sollte aus diesem<br />
Grund mehr gefördert werden. Die Verbesserung der Gesprächsführung n<strong>im</strong>mt 16 % aller<br />
Aussagen ein, wobei es hierum nicht nur um die Kommunikation mit den Eltern geht, sondern<br />
um das Reden vor einer größeren Anzahl von Personen, wie es unter anderem bei den<br />
Konsultationen der Fall ist. Ebenfalls besteht mit 16 % aller Nennungen ein Bedarf an mehr<br />
Praxisanleitungen, insbesondere für den Krippenbereich. Die Erzieherinnen fänden es sehr<br />
hilfreich, für die Umsetzung des Bildungsprogramms mehr Praxisbeispiele zu bekommen, an<br />
denen sie sich bei der Gestaltung ihrer eigenen pädagogischen Arbeit orientieren können.<br />
Abschließend sehen einige Mitarbeiterinnen ebenfalls Bedarf an einer Teilnahme zum<br />
Konfliktbewältigungs- und Motivationstraining.<br />
Systematische Beobachtung<br />
Nachdem bereits geklärt wurde, wie die systematische Beobachtung in der Theorie erfolgt,<br />
sollte anhand dieses Bereichs ermittelt werden, ob sich dies auch in die Praxis umsetzen lässt.<br />
Mittels der dafür konzipierten Fragen sollte herausgestellt werden, ob die Erzieherinnen die<br />
Zeit haben, regelmäßig zu beobachten, zu dokumentieren und ihre Ergebnisse <strong>im</strong> Team<br />
auszuwerten.
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 111<br />
Auswertung der Ergebnisse:<br />
Für elf Befragte stellte die Systematische Beobachtung eine große Herausforderung dar.<br />
Aspekte, die sich dabei als besonders schwierig erwiesen, waren die Zurückhaltung den<br />
Kindern gegenüber, sowie die Dokumentation des Beobachteten. Weiterhin ist es für einige<br />
eine Herausforderung, sich während des Beobachtens nicht ablenken zu lassen. Fünf der<br />
befragten Erzieherinnen gaben zu, dass sie sich oft von anderen Kindern von der Beobachtung<br />
abbringen lassen oder sich währenddessen noch auf eine weitere Situation konzentrieren.<br />
Darüber hinaus schilderten zwei Mitarbeiterinnen, dass sie während der Beobachtung oftmals<br />
das Verlangen haben, in die Situation einzugreifen. Sich selbst zurückzunehmen und sich auf<br />
eine Situation zu konzentrieren sind Vorraussetzungen für die Systematische Beobachtung<br />
und stellen hohe Anforderungen an die Erzieherinnen.<br />
Anhand der Antworten der Mitarbeiterinnen kann aufgezeigt werden, dass für intensives<br />
Beobachten und Reflektieren <strong>im</strong> Team die Zeit fehlt. Neun aller Befragten gaben an, dass<br />
momentan noch zu wenig Zeit für Beobachtungen bleibt und diese je nach Situation erfolgen<br />
und nicht regelmäßig. Laut Beobachtungskonzept der Einrichtung ist eine Beobachtung jedes<br />
Kindes alle drei Monate vorgesehen. Da jedoch häufig nur eine Kollegin Aufsicht über die<br />
Gruppe hat, ist eine Beobachtung nicht möglich. Allerdings bemühen sich alle Erzieherinnen,<br />
sich die Zeit dafür zu nehmen. Ebenfalls aus Gründen des Zeitmangels erfolgt die Reflexion<br />
und die Diskussion der Fragebögen <strong>im</strong> Team nur sehr selten. Dabei gaben fünf der Befragten<br />
an, dass eine regelmäßige Auswertung der Dokumentationen in Zukunft vorgesehen ist.<br />
Obwohl Zeitmangel die Beobachtung oftmals einschränkt, konnten zehn der befragten<br />
Kolleginnen bestätigen, dass aufgrund des Beobachtens die Themen der Kinder besser<br />
herausgearbeitet werden können. Die Erzieherinnen können sich nun in die Kinder<br />
hineinversetzen und ihr Verhalten in manchen Situationen dadurch erklären. Allerdings traf<br />
dies auf zwei der Befragten nicht zu, wobei eine Erzieherin die Ansicht vertritt, dass nicht<br />
jedes Kind in der Gruppe beobachtet werden müsste, sondern nur diejenigen, die<br />
Auffälligkeiten zeigen. Jedoch liegt der Sinn der Systematischen Beobachtung darin, die<br />
Interessen und Themen aller Kinder herauszufinden.<br />
7.2.2 Resümee<br />
Abschließend soll aufgezeigt werden, welchen Herausforderungen<br />
sich die Erzieherinnen<br />
stellten und wie sie dem Bildungsprogramm jetzt gegenüberstehen.
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 112<br />
Auswertung der Ergebnisse:<br />
Wie bereits herausgearbeitet wurde, stellte die Systematische Beobachtung, sowie das<br />
Einnehmen der passiven Rolle die höchsten Anforderungen an die<br />
Erzieherinnen. Welche<br />
Aufgaben überdies ebenfalls<br />
eine Herausforderung für viele darstellten soll folgende<br />
Aufführung der Antwortungen verdeutlichen:<br />
��das Bildungsprogramm den Eltern vermitteln<br />
��vor vielen Leuten reden<br />
��Umgang mit der Videokamera und dem PC<br />
��Ausdauer, bis zum Ende am Projekt mitzuarbeiten<br />
��Bereitschaft,<br />
sich auf Neues einzulassen<br />
��das<br />
Team motivieren<br />
��sich und der eigenen Arbeit zu vertrauen<br />
Obwohl diese Aspekte für viele anfangs eine Schwierigkeit<br />
darstellten, so förderte die<br />
Bewältigung dieser das Selbstwertgefühl und die Erzieherinnen gewannen dadurch an<br />
Selbstsicherheit.<br />
Da eingangs dem Bildungsprogramm viele mit Skepsis begegneten, bleibt die Frage, welche<br />
Ansicht die Erzieherinnen nach den drei Jahren vertreten. Neun aller Befragten bewerten<br />
„Bildung: elementar“<br />
sehr positiv und sehen darin eine gute Arbeitsgrundlage, da das Kind an<br />
Bedeutung gewinnt und nun den Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit einn<strong>im</strong>mt. Einige sind<br />
dennoch skeptisch, da zum Einen die Theorie und die Praxis oftmals nicht übereinst<strong>im</strong>men<br />
und zum Anderen Unsicherheit darüber besteht, ob das Programm erfolgreich ist. Weiterhin<br />
wurde von einer Kollegin eingewandt, dass die Kinder vor der Umsetzung des neuen<br />
Bildungsprogramms aufmerksamer waren, da Angebote und Aufgaben gemeinsam<br />
wahrgenommen und erfüllt wurden. Die gemeinsame Erfüllung der Aufgaben stellte jedoch<br />
eine Einschränkung der Kinder und deren Kreativität dar. Die Jungen und Mädchen sollen<br />
eigenständig ihr Umfeld erkunden und die Erzieherinnen sollten ihnen diese Freiheiten<br />
zugestehen und sie auf ihrem Weg begleiten und unterstützen.<br />
Obwohl die Rahmenbedingungen in der Einrichtung nicht opt<strong>im</strong>al sind und Zeit- und<br />
Personalmangel die pädagogische Arbeit erschweren, so steht doch ein Großteil der befragten<br />
Erzieherinnen dem Bildungsprogramm „Bildung: elementar“<br />
sehr positiv gegenüber. Die<br />
Erzieherinnen bemühen sich trotz aller Umstände das Programm bestmöglichst in ihre eigene<br />
Arbeit zu integrieren und die Einrichtung zum „Haus der Kinder“ zu gestalten.
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 113<br />
7.3 Und was sagen die Eltern dazu?<br />
Das Berücksichtigen der Lebenssituationen der Kinder ist von großer Bedeutung, da Kinder<br />
auf dem Hintergrund bereits gemachter Erfahrungen und Erlebnisse lernen. Jedoch kann dies<br />
nur erfolgen, wenn das Umfeld des Kindes in die pädagogische Arbeit einbezogen<br />
wird,<br />
insbesondere die Eltern als wichtigste Bezugspersonen der Jungen und Mädchen.<br />
Nachdem geklärt wurde, wie das neue Bildungsprogramm umgesetzt wird, welche<br />
Anforderungen dies an die Erzieherinnen stellt und mit welchen Problemen sie dabei<br />
konfrontiert werden, stellt sich abschließend die Frage: „Wie denken eigentliche die Eltern<br />
über „Bildung: elementar“? Um eine Antwort darauf zu finden, habe ich einen Fragebogen<br />
konzipiert, der Inhalte wie Ängste, Zweifel, Bildung, Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen<br />
oder Entfaltung der Kinder thematisiert. Die positive als auch negative Ansicht der Eltern zu<br />
diesem Programm soll auf dieser Grundlage aufgezeigt werden.<br />
7.3.1 Erläuterung des Fragebogens<br />
Die Befragung der Eltern erfolgte schriftlich anhand eines für die Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong><br />
konzipierten Fragebogens ( vgl. Anhang 6). Der Fragbebogen enthält 4 Fragen mit Angaben<br />
zur Person, 6 Themenbereiche, die durch weitere Items untergliedert sind und lässt Raum für<br />
eigene Anmerkungen zur pädagogischen Arbeit in der Kita <strong>„Käthe</strong><br />
<strong>Kollwitz“</strong>. Überdies wurde<br />
der Fragebogen mit kurzen Informationen<br />
über den Zweck, das Ziel und der Durchführung<br />
eingeleitet.<br />
Mit den ersten Fragen wurden Angaben zum Geschlecht und Alter der befragten Person<br />
erhoben. Des weiteren wurde angegeben, wie viele eigene Kinder in dieser Einrichtung<br />
betreut werden und welches Alter diese bereits erreicht haben. Die darauffolgenden<br />
Themenbereiche beziehen sich auf das neue Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ und<br />
sind jeweils in 5-7 weitere Items untergliedert. Die Eltern wurden aufgefordert durch<br />
Ankreuzen vorgegebener Antwortmöglichkeiten die Aussage auszuwählen, die am ehesten<br />
ihrer Meinung entspricht.<br />
Die einzelnen Bereiche setzen sich dabei aus folgenden Inhalten zusammen:<br />
��Heranführen<br />
an das Bildungsprogramm<br />
Anhand dieses Themas möchte ich ermitteln, inwieweit die Eltern mit dem neuen<br />
Bildungsprogramm vertraut sind. Darüber hinaus soll geklärt werden, auf welche Art<br />
und Weise die Mütter und Väter über „Bildung: elementar“ informiert wurden. Erfolgte
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 114<br />
7.3.2<br />
die Aufklärung durch die Erzieherinnen oder haben sich die Eltern viele Aspekte selbst<br />
erarbeitet? Diese Frage soll anhand der dafür ausgewählten Items beantwortet werden.<br />
��Ängste, Zweifel, negative Erfahrungen<br />
Die Items des zweiten Bereichs wurden so gewählt, dass sie Auskunft darüber geben,<br />
inwiefern die Eltern das Gefühl haben, ihre Kinder hätten nun zuviel Selbständigkeit.<br />
Überdies soll ermittelt werden, ob einige Mütter oder Väter der Ansicht sind, dass sich<br />
die Veränderungen, die in der Einrichtung vorgenommen wurden, negativ auf ihre<br />
Tochter oder ihren Sohn auswirken.<br />
��Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen<br />
Wie der Titel es schon ausdrückt, handelt es sich hierbei um den Aspekt der<br />
Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Erzieherinnen. Ich möchte der Frage<br />
nachgehen, ob die Eltern tatsächlich in den Alltag der <strong>Kindertagesstätte</strong> einbezogen<br />
werden und ob sie sich mit all ihren Fragen<br />
und Problemen ernst genommen fühlen.<br />
��Bildung<br />
Zum Einen wird auf die Bildungsbereiche und den Kenntnisstand der Eltern über diese<br />
eingegangen und zum Anderen soll ermittelt werden, wie die Eltern die Vorbereitung<br />
auf die Schule durch ein neues Bildungsprogramm bewerten.<br />
��Entfaltung der Kinder<br />
Mit Hilfe dieses<br />
Bereichs soll die Frage aufgeworfen werden: „Wie viel Selbständigkeit<br />
sollten die Kinder bekommen?“ Wie stehen die Eltern der „offenen“ Arbeit oder<br />
altersgemischten Gruppen gegenüber oder inwieweit sollten Kinder freien Zugang zu<br />
Bastelmaterialien bekommen? Anhand speziell für dieses Thema<br />
erarbeiteter Items, soll<br />
auf diese Fragen eine Antwort gefunden werden.<br />
��Aufgabe der Erzieherinnen<br />
Wie <strong>im</strong> vorangegangenen Themenbereich beinhaltet auch dieser die Eigenaktivität der<br />
Kinder. Die Eltern sollen ihre Meinung darüber abgeben, inwiefern Kinder eigenständig<br />
handeln sollen und wo durch Eingreifen der Erzieherinnen Grenzen gesetzt werden<br />
müssen.<br />
Ablauf der Befragung<br />
Da der Fragebogen vorerst noch auf Verständlichkeit und Inhalt überprüft werden sollte,<br />
führte ich einen sogenannten Probelauf mit 5 Elternteilen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> durch.
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 115<br />
Auf Grundlage<br />
der Rückmeldungen dieser Eltern konnte der Fragbogen überarbeitet und<br />
vervollständigt werden.<br />
Da so viele Eltern wie möglich<br />
erreicht werden sollten, bat ich die Erzieherinnen der<br />
Einrichtung den Fragebogen über einige Tage an die Mütter und Väter auszuhändigen. Die<br />
ausgefüllten Fragebögen sollten den Erzieherinnen überreicht und später an mich<br />
weitergeleitet werden. Insgesamt wurden 90 Fragebögen ausgegeben, von denen ich 53<br />
Exemplare zurückerhielt,<br />
was einer Beteiligung von 58 Prozent entspricht.<br />
7.3.3 Auswertung der Befragung<br />
Um eine bessere Übersicht über die Ergebnisse der Auswertung zu erhalten, möchte ich diese,<br />
gegliedert nach den einzelnen Bereichen, darstellen. Aus Gründen der besseren<br />
Veranschaulichung sollen einige Aussagen der Befragten in Form eines Diagramms<br />
dargestellt werden. Folgende Ergebnisse beziehen sich jedoch lediglich auf die Antworten der<br />
Eltern, die an der Befragung teilnahmen und sind aus diesem Grund nicht zwingend für alle<br />
d <strong>Kollwitz“</strong> geltend. 10<br />
Eltern er Kinder aus der Kita <strong>„Käthe</strong><br />
Angaben zur Person<br />
Auswertung der Ergebnisse:<br />
Bei dieser Umfrage beteiligten sich 53 Elternteile, die sich zu 90,6 % aus weiblichen und zu<br />
5,7 % männlichen Befragten zusammensetzen. Dabei nahmen Mütter und Väter <strong>im</strong> Alter von<br />
23 bis 63 Jahren teil, wobei das Durchschnittsalter aller Befragten 32 Jahre beträgt. 88,7 %<br />
aller Befragten haben ein Kind, welches in der Einrichtung betreut wird und nur von 5,7 %<br />
der Eltern sind 2 Kinder zu Besuch<br />
in der Kita. Die Frage nach dem Alter der Kinder ergab<br />
folgende Verteilung:<br />
10 Aufgrund von fehlenden oder ungültigen Antworten ergeben einige Prozentangaben zusammen nicht 100%.<br />
Die Fehlerquote soll jedoch bei der Auswertung nicht weiter berücksichtigt werden.
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 116<br />
Anzahl der Kinder<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
11,3 % 11,3 %<br />
Alter der Kinder<br />
18,9 %<br />
11,3 %<br />
24,5 %<br />
22,6 %<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Alter in Jahren<br />
Abbildung 5: Altersverteilung der Kinder<br />
Aus den Ergebnissen wird ersichtlich, dass sich vor allem die Eltern des Kindergartenbereichs<br />
an der Befragung beteiligten. Des weiteren wird bestätigt, dass sich der Männeranteil in<br />
Kindertageseinrichtungen sehr gering hält. Von 53 Elternteilen, die den Fragebogen<br />
ausfüllten, liegt der Anteil der männlichen Befragten bei lediglich 3 Männern.<br />
Heranführen an das Bildungsprogramm<br />
Auswertung der Ergebnisse:<br />
Anzahl der Nennungen<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Ich wurde von den Erzieherinnen gut über das<br />
neue Programm aufgeklärt<br />
64,2 %<br />
24,4 %<br />
Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />
nicht zu<br />
5,7 % 5,7 %<br />
Trifft nicht zu<br />
Abbildung 6: Aufklärung der Eltern über das Bildungsprogramm durch die<br />
Erzieherinnen
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 117<br />
Anzahl der Nennungen<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Ich habe das Programm selbst gelesen<br />
43,4 %<br />
11,3 %<br />
17,0 %<br />
Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />
nicht zu<br />
26,3 %<br />
Trifft nicht<br />
zu<br />
Abbildung 7: Anzahl der Eltern, die das Programm selbst gelesen haben<br />
Die beiden Diagramme sollen einerseits die passive Aneignung des Inhaltes des<br />
Bildungsprogramms durch die Erzieherinnen, sowie die Eigenständigkeit der Eltern<br />
veranschaulichen. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass <strong>im</strong>merhin mehr als die Hälfte der<br />
Eltern das Gefühl haben, gut über das neue Bildungsprogramm von den Erzieherinnen<br />
aufgeklärt worden zu sein. Allerdings zeigt der erhebliche Anteil von 24,4 %, dass die<br />
Aufklärung darüber nicht für alle Eltern zu vollster Zufriedenheit erfolgte.<br />
Die Aussage wiederum, dass die Mütter und Väter das Programm auch selbst gelesen haben,<br />
konnten nur 23 aller Befragten bestätigen. Dies könnte zum einen an der Verständlichkeit und<br />
zum anderen am Umfang des Bildungsprogramms liegen. Mit 98 Seiten ist es sehr umfassend<br />
und aufgrund vieler Fachtermini teilweise schwer verständlich.<br />
Die Aussage, dass sie dem Bildungsprogramm opt<strong>im</strong>istisch gegenüberstanden, fanden<br />
��47,2 % als zutreffend,<br />
��28,3 % als eher zutreffend,<br />
��18,9 % als eher unzutreffend und<br />
�� 5,7 % als völlig unzutreffend.<br />
Diese Verteilung der Ergebnisse hat mich sehr überrascht, da ich davon ausging, dass viele<br />
Eltern einer Veränderung in der Einrichtung kritisch gegenüberstehen würden. Ein Argument<br />
für diese positive Einstellung „Bildung: elementar“ gegenüber, könnte die verständliche
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 118<br />
Aufklärung der Erzieherinnen über dieses Programm sein, da sie dadurch vielen Eltern<br />
anfängliche Zweifel nahmen.<br />
Ängste, Zweifel, negative Erfahrungen<br />
Auswertung der Ergebnisse:<br />
Die Verteilung der Ergebnisse zu den Inhalten Ängsten, Zweifel und negativen Erfahrungen<br />
haben aufgezeigt, dass viele Eltern dem neuen Bildungsprogramm und der Umsetzung in der<br />
Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> sehr positiv gegenüberstehen. 60,4 % der Eltern konnten die Aussage<br />
ablehnen, dass sich die Veränderungen in der Einrichtung negativ auf ihr Kind auswirken.<br />
Ebenfalls konnte von 77,4 % der Befragten verneint werden, dass sich die Kinder schlecht<br />
über die Umgestaltungen äußern.<br />
Die Aussage, das Gefühl zu haben, den Kindern fehle aufgrund zu großer Selbständigkeit die<br />
Kontrolle, fanden dennoch 15,1 % aller Befragten als eher zutreffend. Viele Eltern sind der<br />
Ansicht, dass die Erzieherinnen den Tagesablauf gestalten und somit auch die aktive Rolle in<br />
der Gruppe einnehmen sollten. Doch auf der Grundlage von „Bildung: elementar“ n<strong>im</strong>mt die<br />
Erzieherin in der pädagogischen Arbeit eher die Rolle der Beobachterin ein. Aus diesem<br />
Grund könnten einige Eltern das Gefühl haben, ihre Kinder bekommen nicht die nötige<br />
Aufsicht und sind frei von jeglicher Kontrolle.<br />
Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen<br />
Auswertung der Ergebnisse:<br />
Anzahl der Nennungen<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Ich habe das Gefühl, Mitspracherecht in der<br />
Einrichtung zu haben<br />
26,4 %<br />
32,1 %<br />
26,4 %<br />
Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />
nicht zu<br />
Abbildung 8: Mitspracherecht der Eltern<br />
13,2 %<br />
Trifft nicht<br />
zu
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 119<br />
Anhand der Abbildung 8 wird deutlich, dass ein Anteil von 39,6 % die Ansicht vertritt, kein<br />
oder nur sehr wenig Mitspracherecht bei Entscheidungen in der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> zu<br />
besitzen. Das Gespräch mit der Leiterin der Tagesstätte erklärt diese Verteilung der<br />
Ergebnisse. Die Frage, welche Ziele in nächster Zukunft erreicht werden sollen, beantwortete<br />
sie unter anderem mit der intensiveren Zusammenarbeit der Eltern (vgl. Interview 3, Frage<br />
10). Aus ihren Aussagen wurde deutlich, dass das Einbeziehen der Eltern in manchen<br />
Angelegenheiten unzureichend erfolgte, was durchaus die Verteilung dieser Ergebnisse<br />
erklären würde. Die Mehrheit aller Eltern haben einerseits das Gefühl zu wenig<br />
Mitspracherecht in der Einrichtung zu haben, allerdings finden es 83,0 % aller Befragten als<br />
sehr zutreffend, dass sie sich zu jeder Zeit mit Fragen und Problemen an die Erzieherinnen<br />
wenden können.<br />
Die Ergebnisse auf die Aussage, dass alle Fragen bezüglich des Bildungsprogramms von den<br />
Erzieherinnen beantwortet werden konnten, verteilten sich wie folgt:<br />
Anzahl der Nennungen<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Meine Fragen bezüglich des Bildungsprogramms<br />
konnten <strong>im</strong>mer beantwortet werden<br />
60,4 %<br />
26,4 %<br />
Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />
nicht zu<br />
3,8 % 3,8 %<br />
Trifft nicht zu<br />
Abbildung 9: Fragen zum Bildungsprogramm<br />
Diese Verteilung der Ergebnisse lässt darauf schließen, dass die Erzieherinnen der Tagesstätte<br />
aufgrund ihrer gesammelten Erfahrungen während des Projektes sehr kompetent geworden<br />
sind und ihr Wissen bezüglich „Bildung: elementar“ sehr verständlich an die Eltern<br />
weitergeben können.
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 120<br />
Bildung<br />
Auswertung der Ergebnisse:<br />
Die Items aus diesem Bereich zielten vor allem darauf ab zu erfahren, ob die Eltern mit den<br />
Bildungsbereichen des Programms vertraut sind und ob sie aufgrund dessen die Ansicht<br />
vertreten, dass die Vorbereitung auf die Schule gründlicher erfolgt. Nachstehende Diagramme<br />
veranschaulichen die Verteilung der Ergebnisse zu diesen beiden Aspekten:<br />
Anzahl der Nennungen<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Ich kenne die Bildungsbereiche des<br />
Bildungsprogramms<br />
28,3 %<br />
39,6 %<br />
24,5 %<br />
Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />
nicht zu<br />
7,5 %<br />
Trifft nicht<br />
zu<br />
Abbildung 10: Kenntnisstand der Eltern über die Bildungsbereiche<br />
Von allen Befragten können 67,9 % von sich behaupten, dass sie die Bildungsbereiche<br />
zumindest teilweise kennen, jedoch verbleiben 32 %, die damit nicht vertraut sind. Ein<br />
weiterer Item bestätigt die Annahme, dass die Eltern wenig mit den Inhalten des<br />
Bildungsprogramms und der pädagogischen Arbeit der Einrichtung vertraut sind (Abb. 10).<br />
Anzahl der Nennungen<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Ich bin mit dem Weltwissen vertraut<br />
24,5 % 22,6 % 22,6 % 24,5 %<br />
Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />
nicht zu<br />
Trifft nicht zu<br />
Abbildung 11: Kenntnisstand der Eltern über das Weltwissen
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 121<br />
Abbildung 11 zeigt die Verteilung der Antworten, ob den Eltern das „Weltwissen“, welches<br />
auf der Grundlage von Elschenbroich erarbeitet wurde, bekannt ist. Diese Verteilung zeigt<br />
sehr deutlich, dass sich die Ansichten der Eltern in Bezug auf dieses Thema stark teilen.<br />
Während fast 50 % der Antworten bestätigen, dass die Eltern mit dem „Weltwissen“ teilweise<br />
vertraut sind, trifft dies auf die andere Hälfte der Befragten nicht zu.<br />
Aus diesen Ergebnissen ergab sich die Annahme, dass diese Verteilung mit dem Alter der<br />
Kinder erklärt werden könnte. Es liegt nahe, dass Eltern von Kindern des Krippenbereichs<br />
weniger mit den Bildungsbereichen und dem „Weltwissen“ vertraut sind, da dieser bisher<br />
gegenüber dem Kindergartenbereich in Bezug auf die Umsetzung von „Bildung: elementar“<br />
etwas vernachlässigt wurde. Möglicherweise ist der Aspekt der Betreuung bei vielen Eltern<br />
von Krippenkindern vordergründiger als Bildung.<br />
Folgende Angaben bestätigen meine Vermutung: Während lediglich 9 % der Eltern von<br />
Kindern <strong>im</strong> Krippenalter zust<strong>im</strong>mten, mit dem „Weltwissen“ vertraut zu sein, so traf dies auf<br />
35 % der Eltern von Kindergartenkindern zu. Zu ähnlichen Ergebnissen führte auch der<br />
Vergleich zwischen dem Alter der Kinder und dem Bekanntsein der Bildungsbereiche. Auch<br />
bei diesem Aspekt bilden die Eltern der Krippenkinder mit 18 % die Minderheit gegenüber<br />
den Eltern der Kindergartenkinder, von denen 35 % die Bildungsbereiche kennen. Dies zeigt<br />
sehr deutlich, dass in Bezug auf Bildung Unterschiede zwischen dem Krippen- und<br />
Kindergartenbereich zu verzeichnen sind.<br />
Auf die Frage, ob durch das neue Bildungsprogramm eine bessere Vorbereitung der Kinder<br />
auf die Schule gewährleistet wird, ergab sich folgende Verteilung:<br />
��für 45,3 % der Eltern trifft dies zu<br />
��für 32,1 % der Eltern trifft dies eher zu<br />
��für 17,0 % der Eltern trifft dies eher nicht zu<br />
��für 3,8 % der Eltern trifft dies nicht zu<br />
77,4 % aller Befragten sehen aufgrund von „Bildung: elementar“ eine effektivere<br />
Vorbereitung ihrer Kinder auf die Schule.<br />
Entfaltung der Kinder<br />
Dieser Bereich beinhaltet unter anderem Aspekte wie freier Zugang zu Bastelmaterialien,<br />
freie Bewegung <strong>im</strong> Haus, altersgemischte Gruppen, sowie die Beteiligung be<strong>im</strong> Aufstellen
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 122<br />
von Regeln. Im Folgenden werden zum einen die Ergebnisse zur Altersmischung und zum<br />
anderen die Anzahl der Nennungen zur freien Bewegung <strong>im</strong> Haus graphisch dargestellt:<br />
Anzahl der Nennungen<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Eine Altersmisschung der Kinder würde ich<br />
befürworten<br />
7,5 %<br />
15,1 %<br />
35,8 %<br />
Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />
nicht zu<br />
Abbildung 12: Altersmischung der Kinder<br />
Anzahl der Nennungen<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
18,9 %<br />
22,6 %<br />
37,7 %<br />
Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />
nicht zu<br />
41,5 %<br />
Trifft nicht<br />
zu<br />
Ich finde es gut, wenn sich die Kinder frei <strong>im</strong><br />
Haus bewegen können<br />
20,8 %<br />
Trifft nicht<br />
zu<br />
Abbildung 13: Freie Bewegung der Kinder <strong>im</strong> Haus<br />
Beide Graphiken veranschaulichen sehr gut, dass die Mehrheit der Eltern altershomogene<br />
Gruppen vorziehen und überwiegend gegen eine freie Bewegung der Kinder <strong>im</strong> Haus sind.<br />
Auf die Aussage, dass Kinder keinen freien Zugang zu jeglichen Bastelmaterialien haben<br />
sollten, antworteten die Eltern wie folgt:
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 123<br />
Diese Aussage befanden von den 53 Befragten<br />
��35,8 % für zutreffend,<br />
��24,5 % für eher zutreffend,<br />
��20,8 % für eher unzutreffend und<br />
��18,9 % für nicht zutreffend.<br />
Die Verteilung der eben aufgezeigten Ergebnisse lässt sich erneut auf das Alter der Kinder<br />
zurückführen. Bei einem Vergleich ergab sich, dass 54 % der Eltern, deren Kinder <strong>im</strong><br />
Krippenbereich betreut werden, den freien Zugang zu verschiedenen Materialien ablehnen,<br />
während dies nur 22 % der Eltern von Kindergartenkindern tun.<br />
Eine ähnliche Verteilung ergab sich zu der Frage, ob die Mütter und Väter eine freie<br />
Bewegung der Kinder <strong>im</strong> Haus begrüßen. 36 % der Befragten von Krippenkindern und<br />
lediglich 9 % der Eltern von Kindergartenkindern lehnten dies ab. Nur sehr geringe<br />
Unterschiede gab es erstaunlicherweise in der Betrachtungsweise der altersgemischten<br />
Gruppen. Sowohl die Eltern der Krippenkinder mit 41 %, als auch die der Kindergartenkinder<br />
mit 42 % bevorzugen altershomogene Gruppen.<br />
Aufgabe der Erzieherinnen<br />
Auswertungen der Ergebnisse:<br />
Ein wesentlicher Gesichtspunkt von „Bildung: elementar“ ist die passive Rolle der Erzieherin<br />
als Beobachterin. Die Erzieherinnen sollen Konflikte und das Geschehen <strong>im</strong> Tagesablauf<br />
beobachten und nur bei drohender Gefahr eingreifen. Das Kind soll zum aktiven Gestalter<br />
seiner Umwelt werden, was bedeutet, dass die Kinder zusammen mit den Erwachsenen ihren<br />
Tagesablauf planen und sie mit ihren Wünschen und Ideen ernst genommen werden. Doch<br />
welche Ansicht vertreten die Eltern? Dass die Mehrheit der Befragten doch der Erzieherin,<br />
statt ihren Kindern die aktive Rolle in der Einrichtung zuschreiben, verdeutlichen<br />
nachfolgende Abbildungen:
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 124<br />
Anzahl der Nennungen<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Die aktive Rolle sollte die Erzieherin übernehmen<br />
22,6 %<br />
49,1 %<br />
18,9 %<br />
Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />
nicht zu<br />
5,7 %<br />
Trifft nicht<br />
zu<br />
Abbildung 14: Erzieherin sollte die aktive Rolle übernehmen<br />
Anzahl der Nennungen<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Der Tagesablauf soll von den Erzieherinnen<br />
gestaltet werden<br />
18,9 %<br />
58,5 %<br />
Trifft zu Trifft eher<br />
zu<br />
17,0 %<br />
Trifft eher<br />
nicht zu<br />
0 %<br />
Trifft nicht<br />
zu<br />
Abbildung 15: Gestaltung des Tagesablaufes durch die Erzieherinnen<br />
Die Eltern vertreten eher die traditionelle Ansicht von den Aufgaben der Erzieherinnen. Sie<br />
übern<strong>im</strong>mt die aktive Rolle <strong>im</strong> Tagesverlauf und gestaltet für die Kinder Projekte und<br />
Aktivitäten. Weitere Ergebnisse bestätigen überdies, dass viele der Befragten die Aufgaben<br />
der Erzieherinnen darin sehen, den Kindern neben Bildung auch Disziplin beizubringen und<br />
ihnen anhand von klaren Anweisungen zu sagen, was sie tun sollen.
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 125<br />
Die Aussage, die Aufgabe der Erzieherinnen liegt darin, den Kindern Disziplin beizubringen,<br />
befanden<br />
��22,6 % für zutreffend,<br />
��39,6 % für eher zutreffend,<br />
��18,9 % für eher unzutreffend und<br />
�� 5,7 % für nicht zutreffend.<br />
Eine weitere Aussage des Fragebogens beinhaltete die Ansicht, dass die Aufgabe der<br />
Erziehrinnen darin besteht, den Kindern zu sagen, was sie tun sollen.<br />
Dem konnten<br />
��11,3 % völlig zust<strong>im</strong>men,<br />
��30,2 % eher zust<strong>im</strong>men,<br />
��39,6 % eher nicht zust<strong>im</strong>men und<br />
��11,3 % nicht zust<strong>im</strong>men.<br />
Die Verteilung der Aussagen lässt sich dieses Mal jedoch nicht darauf zurückzuführen, dass<br />
die Eltern der Krippenkinder möglicherweise ängstlicher sind und aus diesem Grund die<br />
aktive Rolle der Erzieherinnen fordern. Eher vertraten die Befragten von Kindergartenkindern<br />
die Ansicht, dass der Alltag von den Erzieherinnen gestaltet werden soll und es ihre Aufgabe<br />
ist, den Kindern Disziplin beizubringen. Erklärungsansätze sah ich darin, dass die Eltern der<br />
Kindergartenkinder die Verantwortung ihrem Kind Disziplin und Anstand beizubringen eher<br />
auf die Erzieherinnen der Kita übertragen. Möglicherweise besteht die Angst, dass die Kinder<br />
bei zu großem Freiraum <strong>im</strong> Kindergarten denken, dass sie auch zu Hause alle Freiheiten<br />
genießen könnten. Immerhin vertraten 15,1 % aller Befragten die Ansicht, den Kindern fehle<br />
aufgrund zu großer Selbständigkeit die Kontrolle.<br />
Resümee<br />
Dieser Fragebogen wurde so konzipiert, dass er Aufschluss darüber gibt, wie die Eltern mit<br />
dem neuen Bildungsprogramm konfrontiert wurden, wie sie dessen Umsetzung in der Kita<br />
<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> gegenüberstehen und welche Ansichten sie zum Thema Selbständigkeit<br />
vertreten. Aus den Ergebnissen wurde vor allem deutlich, dass nur einige Eltern das<br />
Bildungsprogramm selbst gelesen haben, jedoch ein großer Anteil der Befragten die<br />
Aufklärung über „Bildung: elementar“ durch die Erzieherinnen sehr zufriedenstellend<br />
beurteilten. Allerdings traf dies nicht auf die Zusammenarbeit mit den Eltern zu, da doch ein<br />
erheblicher Anteil von 39,6 % das Gefühl hat, kein oder nur sehr wenig Mitspracherecht bei
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 126<br />
Angelegenheiten zu haben, die die pädagogische Arbeit der Einrichtung betreffen. Dass sich<br />
die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern noch intensiver gestalten sollte, dessen sind sich<br />
auch die Kolleginnen der Kita bewusst. Denn eines der Ziele, welches die Mitarbeiterinnen in<br />
nächster Zukunft erreichen wollen, ist die bessere Zusammenarbeit mit den Eltern und deren<br />
Integration in die pädagogische Arbeit (vgl. Kapitel 7.4).<br />
Obwohl ein beträchtlicher Anteil aller Befragten eher traditionelle Ansichten zu den<br />
Aufgaben der Erzieherinnen vertritt, stehen sie dem Bildungsprogramm und deren Umsetzung<br />
jedoch sehr opt<strong>im</strong>istisch gegenüber. Dies beinhaltet jedoch einen Widerspruch in sich. Denn<br />
„Bildung: elementar“ besagt, dass dem Kind die aktive Rolle zugeschrieben werden sollte und<br />
die Erzieherin sich zurückn<strong>im</strong>mt und als Beobachterin fungiert. Die Eltern vertreten<br />
allerdings die Ansicht, dass die Erzieherinnen viele Vorgaben machen und den Kindern klare<br />
Anweisungen für den Tagesverlauf geben sollten. Viele Elternteile stehen der großen<br />
Selbständigkeit der Kinder sehr kritisch gegenüber und befürchten, ihren Kindern würde in<br />
einigen Situationen zu wenig Kontrolle zukommen. In der Einrichtung werden jedoch<br />
zusammen mit den Kindern Regeln ausgehandelt, mit deren Hilfe sie lernen<br />
verantwortungsbewusstes Handeln zu zeigen. Wenn die Kinder die Möglichkeit erhalten, sich<br />
<strong>im</strong> Haus frei zu bewegen, so geschieht dies nicht ohne Kontrolle. Es sind stets Erwachsene in<br />
der näheren Umgebung und aufgrund selbst aufgestellter Regeln achten die Kinder von sich<br />
aus darauf, dass diese auch eingehalten werden. Anhand dieser Befragung wäre ich gerne der<br />
Annahme nachgegangen, ob die Ängstlichkeit und die kritische Ansicht gegenüber zu großer<br />
Selbständigkeit mit dem Geschlecht der Eltern einhergeht. Vertreten Väter möglicherweise<br />
die Ansicht, dass Kinder schnell lernen sollten selbständig und unabhängig zu werden und<br />
wären aus diesem Grund einigen Aspekten in Bezug auf freie Bewegung oder eigene<br />
Gestaltung des Tages aufgeschlossener? Leider ist es mir aufgrund von mangelnder<br />
Teilnahme der Väter nicht gelungen, einen Vergleich zwischen männlichen und weiblichen<br />
Elternteilen anzustellen. Die Sichtweisen der Väter zu diesem Bildungsprogramm und zur<br />
freien Entfaltung ihrer Kinder kamen in diesem Fall leider zu kurz.<br />
In dem Fragebogen wurde den Eltern die Möglichkeit eingeräumt, eigene Anmerkungen zur<br />
pädagogischen Arbeit in der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> zu äußern. Daraus ergab sich eine sehr<br />
positive Resonanz, denn viele Eltern haben dies wahrgenommen und die Tätigkeit der<br />
Erzieherinnen gelobt. Einige würden sich jedoch wünschen, mehr über das Verhalten des<br />
eigenen Kindes <strong>im</strong> Tagesverlauf zu erfahren. Hierzu schlug eine befragte Mutter vor, einen<br />
Elternabend mit Videoanalysen zu gestalten, damit jedes Elternteil einen Einblick erhält, wie
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 127<br />
sich das eigene Kind <strong>im</strong> Umgang mit anderen verhält. Aus einem Gespräch mit einer<br />
Erzieherin des Kindergartenbereichs erfuhr ich, dass dies bereits in ihrer Gruppe bei einem<br />
Elternabend umgesetzt wurde. Aus weiteren Anmerkungen der Eltern geht hervor, dass sie die<br />
Tages- und Raumgestaltung in der Einrichtung sehr positiv bewerten. Sie loben das große<br />
Engagement der Erzieherinnen, sowie die Vielfältigkeit der Aktivitäten. Diese Einrichtung<br />
bietet den Kindern be<strong>im</strong> Sport, Waldtag, Kinderfest, Projekten oder Besuchen von anderen<br />
Institutionen zahlreiche Möglichkeiten Erfahrungen zu sammeln und ihre Umgebung zu<br />
erforschen. Dies ist ein Aspekt, den die befragten Eltern in der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> sehr<br />
begrüßen.<br />
7.4 Zukunftsperspektive der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong><br />
Dieser Abschnitt thematisiert Ziele, welche die Mitarbeiterinnen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> in<br />
nächster Zukunft erreichen wollen. Zu diesem Zweck werden Teilziele formuliert, die in<br />
einem best<strong>im</strong>mten Zeitraum erreicht werden sollen. Da in Vergangenheit oft Ziele gesteckt<br />
wurden, die keiner Frist unterlagen und somit teilweise in Vergessenheit gerieten,<br />
entwickelten die Erzieherinnen eine Zeitschiene, welche den Zeitraum zum Erreichen<br />
gesetzter Ziele angibt. Bei dieser Weiterentwicklung werden die Kolleginnen der Einrichtung<br />
von zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern unterstützt und gefördert.<br />
Entwicklung zum Kompetenzzentrum<br />
Bis zum Dezember 2007 soll sich die Einrichtung zum Kompetenzzentrum weiterentwickeln<br />
und über auftretende Schwierigkeiten und bereits erreichte Ziele berichten. Im Mittelpunkt<br />
dieser Konsultationen steht der Erfahrungsaustausch zwischen interessierten Einrichtungen<br />
und der Kolleginnen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>. Bis Ende des Jahres 2007 soll dieses Ziel<br />
vom gesamten Kollektiv und mit der Unterstützung zweier wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
erreicht werden.<br />
Öffnung nach außen<br />
Die Transparenz der pädagogischen Arbeit für die Öffentlichkeit stellt ein weiteres Ziel dar,<br />
welches sich die Mitarbeiterinnen gesteckt haben. „Wir haben uns zwar innerhalb der<br />
Einrichtung geöffnet, aber wir müssen uns nach außen mehr öffnen. Und da sind wir noch ein<br />
bisschen zurückhaltend“ (vgl. Interview 3, Frage 10). Öffentlichkeitsarbeit kann erst<br />
beginnen, wenn alle Ängste und Unsicherheiten abgebaut wurden und die eigene Konzeption<br />
mit Selbstsicherheit dargestellt werden kann. Dafür ist es wichtig, Berührungs- und
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 128<br />
Beziehungsängste durch offene Kooperationsformen abzulösen und Menschen außerhalb des<br />
Umfeldes <strong>Kindertagesstätte</strong> Einblick zu gewähren. Gelungene Öffentlichkeitsarbeit kann<br />
Verständnis und Interesse für Kinder wecken und den erzieherischen Beruf gegebenenfalls<br />
aufwerten (vgl. Becker-Textor, 1994, S. 60).<br />
Elternarbeit<br />
Ein weiterer Schwerpunkt stellt die Zusammenarbeit mit den Eltern der Kinder dar. Die<br />
Mütter und Väter wurden bisher <strong>im</strong>mer über alle Vorhaben aufgeklärt, jedoch fehlte die<br />
Integration der Eltern in den Kindergartenalltag. „(...), aber wir können sie doch<br />
miteinbeziehen. Es geht uns schließlich um ihre Kinder und unsere Arbeit“ (vgl. Interview 3,<br />
Frage 10).<br />
Eine offenere Elternarbeit ermöglicht den Müttern und Vätern, Einblick in den Alltag der Kita<br />
zu erhalten. Sie können dadurch das Verhalten ihres eigenen Kindes in einer altersgleichen<br />
Gruppe beobachten und entdecken möglicherweise, dass das Spielen viele<br />
Förderungsmöglichkeiten in sich birgt. Die Erzieherinnen sollten Impulse der Eltern<br />
aufnehmen und sie in die Besprechung von Rahmenplänen einbeziehen. Dadurch wird es den<br />
Eltern ermöglicht, ein neues Verständnis für die pädagogische Arbeit der Erzieherinnen zu<br />
entwickeln (vgl. Becker-Textor, 1994, S. 54).<br />
Offenere Elternarbeit sollte vorerst allerdings mit der Aufklärung aller Beteiligten über das<br />
Verständnis dieses Begriffs verbunden sein. Denn Eltern sollen auf keinen Fall die<br />
Gruppenführung übernehmen, sondern sich vielmehr als Spielpartner der Kinder sehen. Den<br />
Erzieherinnen sollte keineswegs das Gefühl vermittelt werden, unter Beobachtung und<br />
Kontrolle zu stehen. Aus diesem Grund ist ein gemeinsames Gespräch über die Bedeutung<br />
offenerer Elternarbeit unabdingbar.<br />
Offene Arbeit<br />
Vorerst bleibt die Teilöffnung Bestandteil der pädagogischen Arbeit der Erzieherinnen der<br />
Einrichtung. Da jedoch der Versuch einer vollkommenen Öffnung bereits da war, stellt diese<br />
auf jeden Fall eine Option für die Zukunft dar. Hierzu besteht allerdings noch Bedarf an<br />
einem großen Maß an Vorbereitungen und Wissen zu dem Thema.<br />
„Das ist noch ein weiter Weg, weil wir dazu noch zu wenig Kenntnisse haben. Mit diesem<br />
Thema müssen wir uns erst noch mal gründlich befassen, damit es letztendlich auch Hand
Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 129<br />
und Fuß hat. Man soll ja ausprobieren, aber dafür fehlen noch die Kenntnisse“ (vgl.<br />
Interview 3, Frage 11).<br />
Weiterbildung<br />
Um die pädagogische Arbeit innovativ und zeitgerecht zu gestalten, bedarf es einer<br />
regelmäßigen Teilnahme an Weiterbildungen. Diese sollen gemeinsam und nicht wie es<br />
bisher häufig der Fall war, nur von einzelnen Mitarbeiterinnen besucht werden. „Denn wir<br />
wollen uns ja als Kollektiv weiterbilden. So kommen wir wahrscheinlich schneller zum Ziel ,<br />
als wenn nur einzelne Mitarbeiterinnen Weiterbildungen besuchen und jeder nur <strong>im</strong>mer einen<br />
Teil aufn<strong>im</strong>mt“ (vgl. Interview 3, Frage 10). Es ist wichtig, dass nicht nur vereinzelte<br />
Kolleginnen an solchen Veranstaltungen teilnehmen, sondern alle Mitarbeiterinnen. Es könnte<br />
ansonsten die Gefahr bestehen, dass nur Teilaspekte best<strong>im</strong>mter Themen weitergegeben<br />
werden, da jeder unterschiedliche Ansichten vertritt und Inhalten unterschiedliche Beachtung<br />
schenkt.<br />
Resümee<br />
Eben geschilderte Ziele wollen die Kolleginnen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> in näherer Zukunft<br />
gemeinsam erreichen. Dabei hoffen sie weiterhin auf die Unterstützung des Trägers und der<br />
wissenschaftlichen Mitarbeiter, da diese Hilfe zum Erreichen vieler Ziele unabdingbar ist.<br />
Einen weiteren Wunsch, den die Leiterin <strong>im</strong> Interview äußerte bezieht sich auf die<br />
Zusammensetzung des Teams. Sie hofft, dass „(...) wir endlich mal einen Stamm an<br />
Mitarbeiterinnen in unserer Einrichtung haben, der zusammenbleibt und nicht so oft<br />
gewechselt wird“ (vgl. Interview 3, Frage 10).
Schlussbetrachtung 130<br />
8 Schlussbetrachtung<br />
Diese Arbeit zielte darauf ab, zu überprüfen, inwieweit die neuen Anforderungen, die das<br />
Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ an die Erzieherinnen stellt, erfüllt werden können<br />
und in welchen Bereichen das Programm an Grenzen stößt. Für die abschließende<br />
Betrachtung der Möglichkeiten und Einschränkungen von „Bildung: elementar“, sollen<br />
vorerst in einer zusammenfassenden Darstellung, die Vorraussetzungen in der Kita <strong>„Käthe</strong><br />
<strong>Kollwitz“</strong>, sowie die Anforderungen an die Erzieherinnen herausgearbeitet werden. Überdies<br />
sollen dabei die Ergebnisse der Interviews und der Fragebögen berücksichtigt werden.<br />
Die „Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen<br />
Persönlichkeit“ (KJHG, 1998, §22) zu fördern stellt den Auftrag an die <strong>Kindertagesstätte</strong>n<br />
dar. Betreuung, Bildung und Erziehung des Kindes bilden dabei den Aufgabenbereich der<br />
Erzieherinnen, mit dem sie Familien in ihrer Erziehung unterstützen (vgl. KJHG, 1998, §22).<br />
Seit dem schlechten Abschneiden der deutschen Schüler bei der PISA-Studie gab es<br />
allerdings viele Diskussionen über die Bildungsqualität in Deutschland. Seitdem wird<br />
gefordert, dass vor allem <strong>im</strong> Elementarbereich dem Aspekt der Bildung eine größere<br />
Bedeutung beigemessen werden muss. Aus diesem Grund wurden bereits in vielen<br />
Bundesländern von den zuständigen Ministerien Bildungspläne für <strong>Kindertagesstätte</strong>n<br />
veröffentlicht. Diese zielen allerdings nicht auf eine „Verschulung von Kindergärten“ (Quelle<br />
16, S.1) ab, sondern dienen als Orientierung, die verschiedene Bildungsbereiche detailliert<br />
beschreiben und die Aufgaben der Erzieherinnen definieren. Diese Bildungspläne können<br />
jedoch nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn sich das Verständnis von Bildung, Erziehung<br />
und Betreuung verändert.<br />
Bildung sollte dabei als Eigenaktivität des Kindes und nicht als Belehren durch den<br />
Erwachsenen verstanden werden. Seit Humboldt wird die Selbstbildung des Kindes als<br />
„Aneignung von Welt“ definiert. Kinder setzen sich dabei in Beziehung zu Personen oder<br />
Gegenständen aus ihrer Umgebung und errichten auf Grundlage ihrer bereits gesammelten<br />
Erfahrungen eine zweite Realitätsebene. Kinder erforschen die Welt und stellen Hypothesen<br />
über sie und ihre Beziehung zu ihr auf, die sie aufgrund ihrer Entdeckungen und bereits<br />
gemachter Erfahrungen weiterentwickeln oder korrigieren. Kinder treten in den ersten<br />
Lebensjahren als Forscher und Forscherinnen auf und lernen durch eigenes Tun.
Schlussbetrachtung 131<br />
Die Rolle der Erzieherin ändert sich dabei von der Führerin zur Begleiterin der Kinder. Ihre<br />
Aufgabe ist es, die Kinder auf ihrem Bildungsweg zu unterstützen und herauszufordern.<br />
Dabei ist es von großer Bedeutung, dass die Erzieherinnen das Handeln der Kinder<br />
respektieren und sie auf ihren Wegen und Umwegen be<strong>im</strong> Erforschen der Welt geduldig<br />
begleiten. Ihre Aufgabe zielt darauf ab, den Kindern eine anregungsreiche Umgebung zu<br />
bieten, die ihre Neugierde weckt und zum Exper<strong>im</strong>entieren anregt. Kinder besitzen von sich<br />
aus die Motivation und die Neugierde, etwas lernen zu wollen und es besteht keine<br />
Notwendigkeit seitens der Erwachsenen, die Kinder dazu zu drängen. Aus diesem Verständnis<br />
heraus sollte auch Erziehung neu gedacht werden.<br />
Erziehung sollte nicht mit Belehren und Zwang verbunden sein, sondern Kinder sollten an<br />
Entscheidungsprozessen beteiligt werden. Regeln, Normen und Werte sollten zusammen<br />
diskutiert und hinterfragt werden, so dass Kinder die Möglichkeit bekommen, den Sinn<br />
best<strong>im</strong>mter Vorgaben zu verstehen und sich selbst dafür zu entscheiden. Das Hauptziel der<br />
Erziehung ist die Förderung der Selbständigkeit durch den Erwachsenen. Dies wird jedoch<br />
nicht durch Vorgaben oder Zwang erreicht, sondern durch Unterstützung, Begleitung und<br />
Herausforderung der Kinder durch die Erzieherinnen.<br />
„Bei der Erziehung muss man etwas aus dem Menschen herausbringen und nicht in ihn<br />
hinein“ (Friedrich Fröbel).<br />
Die dritte Komponente, ohne die Bildung und Erziehung nicht umsetzbar wäre, bildet die<br />
Betreuung. Nur die Sicherstellung des körperlichen und seelischen Wohls kann die<br />
Selbstbildung des Kindes ermöglichen.<br />
Bildung, Erziehung und Betreuung als Aufgaben der Erzieherinnen sollten nebeneinander<br />
existieren und nicht als eine Abfolge verstanden werden. Kinder bilden sich von Geburt an<br />
und auf Grundlage dessen muss Bildung von Anfang an unterstützt und gefördert werden.<br />
„Bildung: elementar – Bildung von Anfang an“ wurde <strong>im</strong> Jahr 2003 in Sachsen-Anhalt zum<br />
Programm. Die jahrelange Bildungstradition der DDR bildete in diesem Bildungsprogramm<br />
eine besondere Herausforderung und setzte den Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit in der<br />
Zurückhaltung und Beobachtung. In den alten Bildungsplänen der DDR wurde die aktive<br />
Rolle den Erzieherinnen zugeschrieben und ein Tagesablauf beruhte auf strengen<br />
Zeiteinteilungen, Vorgaben und gemeinsamen Aktivitäten mit dem Charakter von
Schlussbetrachtung 132<br />
Zwangsveranstaltungen. Diese Tradition beeinflusste das pädagogische Handeln vieler<br />
Erzieherinnen und musste <strong>im</strong> Bildungsprogramm aufgegriffen werden.<br />
Zusammen mit vier Kindertageseinrichtungen aus Sachsen-Anhalt wurde in dem Projekt<br />
„Bildung: elementar“ unter Berücksichtigung der alten Bildungstradition ein Programm<br />
konzipiert, welches fortan die Eigenaktivität des Kindes in den Mittelpunkt rückt und die<br />
Zurückhaltung der Erzieherinnen fordert. Zu den Anforderungen, die „Bildung: elementar“<br />
unter anderem an die Erzieherinnen stellt, gehören Systematische Beobachtung,<br />
Dokumentation und Analyse <strong>im</strong> Team, Förderung und Unterstützung der Kinder auf ihren<br />
Bildungswegen, Eltern- und Öffentlichkeitsarbeit, sowie Selbstreflexion und<br />
Weiterentwicklung. Die Erzieherinnen sollen dabei zu Lehrende und Lernende zugleich<br />
werden.<br />
Die Konzeption der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> und die Auswertung der Fragebögen und<br />
Interviews verdeutlichen, inwieweit diese Einrichtung dem Bedarf des Bildungsprogramms<br />
entsprechen kann.<br />
Seit der Beteiligung am Projekt „Bildung: elementar“ veränderte sich die <strong>Kindertagesstätte</strong><br />
von einer Einrichtung, welche von Erzieherinnen gestaltet wurde, zu einem Haus für Kinder.<br />
Die Mitarbeiterinnen haben gelernt, ihren Blick über „ihren“ Gruppenraum hinaus zu weiten<br />
und eine Umgebung zu schaffen, in der Kinder lernen, Erfahrungen sammeln und sich<br />
weiterentwickeln. Dabei bildet nun nicht mehr die aktive Rolle der Erzieherin, sondern die<br />
Selbständigkeit des Kindes den Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit. Die Eigenaktivität der<br />
Kinder wird gefördert, indem sie Vorschläge zum Tagesverlauf einbringen, be<strong>im</strong> Aufstellen<br />
von Regeln beteiligt werden, eigenständige Aufgaben übernehmen und versuchen, Konflikte<br />
selbst zu lösen. Durch die anregungsreiche Umgebung mit Fotos, Zahlen, Formen und<br />
Manipulierwänden werden die Kinder während des Tagesverlaufs in den einzelnen<br />
Bildungsbereichen gefördert. Zudem arbeitet die gesamte Einrichtung an einem großen<br />
Projekt, zu dem von den Kindern kleine Teilprojekte wahrgenommen werden können. Diese<br />
beziehen sich auf die einzelnen Bildungsbereiche und zielen darauf ab, das Wissen der Kinder<br />
anhand von Exper<strong>im</strong>enten und Besuchen anderer Institutionen zu erweitern. Dabei werden sie<br />
von den Erzieherinnen unterstützt, herausgefordert und begleitet.<br />
Die Grenzen des Bildungsprogramms liegen in dem Widerspruch zwischen „Können“ und<br />
„Müssen“. Die Rahmenbedingungen in der Praxis st<strong>im</strong>men oftmals nicht mit der Theorie<br />
überein. Neben vielen Schwierigkeiten, die sich aufgrund eines Trägerwechsels für die Kita
Schlussbetrachtung 133<br />
<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> ergaben, bestehen bundesweit Probleme, die eine Umsetzung des<br />
Bildungsprogramms erschweren. Hierzu zählen Zeit- und Personalmangel.<br />
Aufgrund der vielfach gekürzten Arbeitszeit müssen Erzieherinnen <strong>im</strong>mer häufiger während<br />
der Anwesenheit der Kinder Elterngespräche führen, Verwaltungsarbeiten erledigen oder<br />
Aktivitäten vorbereiten. Dies hat zur Folge, dass für einen großen Zeitabschnitt nur noch eine<br />
Erzieherin die Kindergruppe betreut. Daraus wird ersichtlich, dass die vielfach in der Theorie<br />
geforderten Beobachtungen, Reflexionen und Analysen der Erzieherinnen während der<br />
Arbeitszeit schwer umsetzbar sind, was bereits aus den Auswertungen der Fragebögen hervor<br />
ging (vgl. Kapitel 7.2.). Dabei wurde ersichtlich, dass die Erzieherinnen sich bemühen, die<br />
Kinder zu beobachten, dies jedoch nicht in regelmäßigen Abständen möglich ist. Ebenfalls<br />
zeigte die Auswertung, dass aufgrund von Zeitmangel eine Reflexion und Analyse der<br />
Beobachtungsbögen <strong>im</strong> gesamten Team noch nicht realisiert werden konnte.<br />
Zeit- und Personalmangel wirkt sich nicht nur negativ auf die pädagogische Arbeit aus,<br />
sondern hat zudem oft physische und psychische Belastungen der Erzieherinnen zur Folge. Da<br />
den Mitarbeiterinnen keine Vor- und Nachbereitungszeit zur Verfügung steht, wird dies<br />
oftmals außerhalb der Arbeitszeit erledigt. Die Zeit, die zur Erholung dienen sollte, wird mit<br />
Vorbereitungen für die Arbeit gefüllt. Des weiteren stellt die Arbeit mit den Kindern eine<br />
<strong>im</strong>mer größer werdende Anstrengung für die Erzieherinnen dar. Immer häufiger ist es der<br />
Fall, dass eine Kollegin alleine die Aufsicht über eine große Gruppe von bis zu 25 Kindern<br />
hat. Hinzu kommen fehlende Entspannungsmöglichkeiten während des Tagesverlaufs, Lärm,<br />
Verhaltensauffälligkeiten der Kinder, Zeitdruck und das Erledigen verschiedener Aufgaben.<br />
Aufgrund der derzeitigen Personalausstattung wird es <strong>im</strong>mer schwieriger, den Bildungs-,<br />
Erziehungs- und Betreuungsauftrag vollkommen zufriedenstellend zu erfüllen. Nur wenn<br />
mehr finanzielle Mittel in den elementaren Bereich fließen, können <strong>Kindertagesstätte</strong>n das<br />
leisten, was sie leisten müssen.<br />
Dennoch wurden in der Einrichtung <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> seit der Teilnahme am Projekt<br />
„Bildung: elementar“ viele theoretische Inhalte des Bildungsprogramms in die Praxis<br />
umgesetzt. Entgegen allen Hürden und dem oftmals vorherrschenden Widerspruch zwischen<br />
Theorie und Praxis fand eine große Weiterentwicklung der Organisation, des Teams und jeder<br />
einzelnen Erzieherin statt. Aus der Weiterentwicklung von der aktiven Rolle der Erzieherin<br />
hin zum Kind als Mittelpunkt allen Geschehens wird deutlich, wie sich die pädagogische<br />
Arbeit der Erzieherinnen und mit ihnen die Qualität der gesamten Einrichtung verbessert hat.
Schlussbetrachtung 134<br />
„Bildung: elementar“ bietet für die <strong>Kindertagesstätte</strong>n in Sachsen-Anhalt eine gute<br />
Arbeitsgrundlage, stößt in der Umsetzung jedoch an Grenzen. Viele Erzieherinnen in<br />
Sachsen-Anhalt halten noch an alten Erziehungsmustern aus der DDR fest, welche die aktive<br />
Rolle der Erzieherin zuschreiben. Dies wurde vom Bildungsprogramm aufgegriffen und die<br />
systematische Beobachtung wurde unter anderem zu einer Anforderung an die Erzieherinnen.<br />
Die Eigenaktivität der Kinder und die Zurückhaltung der Erwachsenen soll fortan den<br />
Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit bilden.<br />
Mit „Bildung: elementar“ bekommen Kinder die Freiheit, sich die Welt auf ihre ganz<br />
persönliche Weise anzueignen. Dafür benötigen sie jedoch die Unterstützung, Förderung und<br />
Begleitung der Erwachsenen. Wenn diese bereit sind, die Wege und Umwege der Kinder zu<br />
akzeptieren ohne einzugreifen, kann auch das Kind uneingeschränkt die Welt erforschen und<br />
sich eigenständig bilden.<br />
„Erzähle mir und ich vergesse.<br />
Zeige mir und ich erinnere mich.<br />
Lass es mich tun und ich verstehe!“<br />
Konfuzius
Literaturverzeichnis VII<br />
Literaturverzeichnis<br />
a) Literatur<br />
Becker-Textor, I. (1994): Kindergarten 2010. Traum – Vision – Realität. Freiburg <strong>im</strong><br />
Breisgau: Verlag Herder.<br />
Behrmann, D./ Schwarz, B./ Götz, K. [Hrsg.] (2002): Professionalisierung und<br />
Organisationsentwicklung: Orientierung der Rahmenbedingungen des<br />
lebenslangen Lernens in der Weiterbildung. Bielefeld: Bertelsmann Verlag.<br />
Bernhard, A./ Kremer, A./ Rieß, F. [Hrsg.] (2003): Kritische Erziehungswissenschaft und<br />
Bildungsreform. Programmatik – Brüche – Neuansätze. Baltmannsweiler:<br />
Schneider Verlag Hohengehren.<br />
Böhm, W./ Fuchs, B. (2004): Erziehung nach Montessori. Bad Heilbrunn/ Obb.: Verlag<br />
Julius Klinkhardt.<br />
Brink, A. (2005): Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten. 2. Auflage. München:<br />
Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH.<br />
Buckley, H. E.: Der kleine Junge. In: Canfield, J./ Hansen, M.V. (1996): Hühnersuppe für die<br />
Seele. Geschichten, die das Herz erwärmen. München: Wilhelm Goldmann<br />
Verlag, S. 105-109.<br />
Bühner, M. (2004): Einführung in die Test- und Fragebogenkonstruktion. München: Pearson<br />
Studium.<br />
Colberg-Schrader, H./ Krug, M./ Pelzer, S. (1991): Soziales Lernen <strong>im</strong> Kindergarten. Ein<br />
Praxisbuch des Deutschen Jugendinstituts. München: Kösel-Verlag GmbH & Co.<br />
Diozesan-Carritasverband Trier e.V. [Hrsg.] (2006): Schau an! Eine Arbeitshilfe zur<br />
Beobachtung und Dokumentation in Kindertageseinrichtungen.<br />
Duden (2001): Die deutsche Rechtschreibung. Mannhe<strong>im</strong>: Bibliographisches Institut & F.A.<br />
Brockhaus AG.<br />
Eibeck, B. (2004): Bildung in <strong>Kindertagesstätte</strong>n. In: Erziehung und Wissenschaft. Zeitschrift<br />
der Bildungsgewerkschaft GEW. Ausgabe 1/2004. Essen: Stamm Verlag GmbH,<br />
S.7-8).<br />
Elschenbroich, D. (2002): Weltwissen der Siebenjährigen. Wie Kinder die Welt entdecken<br />
können. München: Wilhelm Goldmann Verlag.
Literaturverzeichnis VIII<br />
Fthenakis W.E./ Eirich, H. [Hrsg.] (1998): Erziehungsqualität <strong>im</strong> Kindergarten.<br />
Forschungsergebnisse und Erfahrungen. Freiburg <strong>im</strong> Breisgau: Lambertus-Verlag.<br />
Grossmann, W. [Hrsg.] (1992): Kindergarten und Pädagogik. Grundlagentexte zur deutschdeutschen<br />
Bestandaufnahme. Weinhe<strong>im</strong>, Basel: Beltz Verlag.<br />
Hedderich, I. (2005): Einführung in die Montessori-Pädagogik. München: Ernst Reinhardt<br />
Verlag.<br />
Hobmair, H. [Hrsg.] et al. (1997): Psychologie. 2. Auflage. Köln: Verlag H. Stam GmbH<br />
Hocke, N. (2004): Bildungsplan und Rahmenbedingungen machen pädagogische Qualität<br />
aus. In: Erziehung und Wissenschaft. Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW.<br />
Ausgabe 1/2004. Essen: Stamm Verlag GmbH, S. 9.<br />
Höltershinken, D./ Hoffmann, H./ Prüfer G.(1997): Kindergarten und Kindergärtnerinnen<br />
in der DDR. Band 1 und 2. Neuwied, Kriftel, Berlin: Hermann Luchterhand<br />
Verlag.<br />
Huppertz, N. (1992): Erleben und Bilden <strong>im</strong> Kindergarten. Der lebensbezogene Ansatz als<br />
Modell für die Planung der Arbeit. Freiburg <strong>im</strong> Breisgau: Verlag Herder.<br />
KiFöG (2003): Gesetz zur Förderung und Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen und<br />
in Tagespflege des Landes Sachsen-Anhalt vom 7. Februar 2003.<br />
Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>: Konzeption der <strong>Integrative</strong>n <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>.<br />
Genthin.<br />
Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>: Konsultationskonzept der <strong>Integrative</strong>n <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong><br />
<strong>Kollwitz“</strong>. Genthin<br />
KJHG (1998): Kinder- und Jugendhilfegesetz. Sozialgesetzbuch – Achtes Buch.<br />
Textausgabe. 5. Auflage. Eigenverlag des Deutschen Vereins für öffentliche und<br />
private Fürsorge.<br />
Klemm, K./ Böttcher, W./ Weegen, M. (1992): Bildungsplanung in den deutschen<br />
Bundesländern. Entwicklungstrends, Perspektiven und Vergleiche. Weinhe<strong>im</strong>,<br />
München: Juventa Verlag.<br />
Krenz, A. (1995): Der „Situationsorientierte Ansatz“ <strong>im</strong> Kindergarten. Grundlagen und<br />
Praxis. Freiburg <strong>im</strong> Breisgau: Verlag Herder.
Literaturverzeichnis IX<br />
Kuppe, G. (2005): Bildung contra Ausgrenzung – Was können <strong>Kindertagesstätte</strong>n, Schulen<br />
und offene Angebote der Jugendhilfe leisten? Rede be<strong>im</strong> Forum „Ist der soziale<br />
Friede in Gefahr? Armut in Ostdeutschland gestern und heute„ der Friedrich-<br />
Ebert-Stiftung am 06. Juni 2005 in Halle (Saale).<br />
Laewen, H.-J./ Andres, B. [Hrsg.] (2002): Forscher, Künstler, Konstrukteure. Werkstattbuch<br />
zum Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen. Neuwied, Kriftel, Berlin:<br />
Hermann Luchterhand Verlag GmbH.<br />
Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt [Hrsg.] (2003):<br />
Bildungsprogramm für Kindertageseinrichtungen in Sachsen-Anhalt. Bildung:<br />
elementar – Bildung von Anfang an.<br />
Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt [Hrsg.] (2006):<br />
Sozialbericht des Landes Sachsen-Anhalt 2002-2004.<br />
Müller-Kohlenberg, H./ Kra<strong>im</strong>er, K./ Geisen, R. [Hrsg.] (1999): Grundwissen Erziehung.<br />
Ausgangsfragen. Schlüsselthemen. Herausforderungen. Stuttgart: Ernst Klett<br />
Verlag GmbH.<br />
Preissing, Ch. [Hrsg.] (2003): Qualität <strong>im</strong> Situationsansatz. Qualitätskriterien und<br />
Materialien für die Qualitätsentwicklung in Kindertageseinrichtungen. Weinhe<strong>im</strong>,<br />
Basel, Berlin: Beltz Verlag.<br />
Projektgruppe „Bildung: elementar“ (2003): Projektvorstellung „Bildung: elementar“<br />
Bildung als Programm für Kindertageseinrichtungen in Sachsen-Anhalt <strong>im</strong><br />
Rahmen der Fachtagung des Landesjugendamts Sachsen-Anhalt. 23. und 24. Juni<br />
2003 in Halle (Saale).<br />
Regel, G./ Wieland, A.J. [Hrsg.] (2001): Offener Kindergarten konkret. Veränderte<br />
Pädagogik in Kindergarten und Hort. Hamburg: EB-Verlag.<br />
Regel, G./ Kühne Th.(2001): Arbeit <strong>im</strong> offenen Kindergarten. Freiburg <strong>im</strong> Breisgau: Verlag<br />
Herder.<br />
Rudow, B. (2004): Belastungen und der Arbeits- und Gesundheitsschutz bei Erzieherinnen.<br />
Kurzfassung des Projektberichts. Mannhe<strong>im</strong> & Mühlhausen /Thür: Institut für<br />
Gesundheit und Organisation.<br />
Schäfer, G.E. [Hrsg.] (2003): Bildung beginnt mit der Geburt. Förderung von<br />
Bildungsprozessen in den ersten sechs Lebensjahren. Weinhe<strong>im</strong>, Basel, Berlin:<br />
Beltz Verlag.
Literaturverzeichnis X<br />
Schlummer, B./Schlummer, W. (2001): Konzeptionsentwicklung in Tageseinrichtungen für<br />
Kinder. Konsequenzen für die Professionalisierung. Kassel, Universität,<br />
Fachbereich 4-Sozialwesen, Dissertation, 2001.<br />
Singer, W. (2001): Was kann ein Mensch wann lernen. Vortrag anlässlich des ersten<br />
Werkstattgespräches der Initiative McKinsey am 12. Juni 2001. Frankfurt/ Main.<br />
Stoll, S. (1995): Der Situationsansatz <strong>im</strong> Kindergarten. Möglichkeiten seiner Verwirklichung.<br />
Berlin: FIPP Verlag.<br />
b) Verzeichnis der Internetquellen<br />
QUELLE 1: Gemeinsamer Bericht der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-<br />
Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Demographischer Wandel in<br />
Ostdeutschland: Auswirkungen und ausgewählte Handlungsansätze.<br />
http://www.brandenburg.de/media/lbm1.a.4478.de/ergebnisbericht.pdf, Stand 06.05.2006<br />
QUELLE 2: Rabe-Kleberg U./ Urban M.: Frühe Bildung als professionelle<br />
Herausforderung. Oder: Wie geht es weiter mit dem „Programm für Bildung in<br />
<strong>Kindertagesstätte</strong>n Sachsen-Anhalts“?<br />
http://www.fes.de/Magdeburg/pdf/bildung/pdf, Stand 06.09. 2006<br />
Kindergartenpädagogik - Online-Handbuch<br />
QUELLE 3: Blank-Mathieu, Margarete: Alte Bundesländer – Neue Bundesländer.<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/443.html, Stand 08.05.2006<br />
QUELLE 4: Christiany, Anna: Frühe Bildung sichert Zukunftsfähigkeit.<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1010.html, Stand 06.05.2006<br />
QUELLE 5: Dupuis, André: Konzeptionsarbeit als Bestandteil von Qualitätsentwicklung.<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/624.html, Stand 06.05.2006<br />
QUELLE 6: Egbers, Gitta: Frühkindliche Erziehung und Vorschule.<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1402.html, Stand 25.04.2006
Literaturverzeichnis XI<br />
QUELLE 7: Hopf, Arnulf: Wie entwickeln wir ein pädagogisches Konzept <strong>im</strong><br />
Kindergarten?<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/190.html, Stand 18.04.2006<br />
QUELLE 8: Knauf, Tassilo: Konzeption und Konzeptionsentwicklung.<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1361.html, Stand 18.04.2006<br />
QUELLE 9: Knauf, Tassilo: Beobachtung und Dokumentation: Stärken- statt<br />
Defizitorientierung.<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1319.html, Stand 27.06.2006<br />
QUELLE 10: Müller, Burkhard K.: Die <strong>Kindertagesstätte</strong> als lernende Organisation.<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1047.html, Stand 13.07.2006<br />
QUELLE 11: Rohrmann, T<strong>im</strong>: Wofür ein Mann gebraucht wird...<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1352.html, Stand 08.05.2006<br />
QUELLE 12: Rohrmann, T<strong>im</strong>: Männer in Kindertageseinrichtungen: Immer noch eine<br />
kleine Minderheit.<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1349.pdf, Stand 08.05.2006<br />
QUELLE 13: Rohrmann, T<strong>im</strong>: Gender Mainstreaming in Kindertageseinrichtungen.<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1318.html, Stand 08.05.2006<br />
QUELLE 14: Sachverständigenkommission Zwölfter Kinder- und Jugendbericht. „Zwölfter<br />
Kinder- und Jugendbericht: Bildung, Betreuung und Erziehung vor und neben der Schule.<br />
Zusammenfassung“.<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1330.html, Stand 06.05.2006<br />
QUELLE 15: Textor, Martin R.: Bildung, Erziehung, Betreuung.<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/127.html, Stand 25.04.2006<br />
QUELLE 16: Textor, Martin R.: Bildung: Was müssen und können Kindergärten leisten?<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1230.html, Stand 06.05.2006
Literaturverzeichnis XII<br />
QUELLE 17: Textor, Martin R.: Konzeptionsentwicklung in Kindertageseinrichtungen.<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/17.html, Stand 06.05.2006<br />
QUELLE 18: Textor, Martin R.: Kindergärten in Deutschland: Statistisches.<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/495.html, Stand 08.05.2006
Anhang 1: „Der kleine Junge“ XIII<br />
Anhang 1: „Der kleine Junge“ von Helen E. Buckley<br />
Der kleine Junge<br />
Einmal ging ein kleiner Junge in die Schule.<br />
Es war ein ziemlich kleiner Junge.<br />
Und es war eine ziemlich große Schule.<br />
Aber als der kleine Junge sah, dass er in sein Klassenz<strong>im</strong>mer<br />
direkt durch die Außentür gehen konnte,<br />
war er glücklich.<br />
Und die Schule erschien nicht mehr so groß.<br />
Eines Morgens,<br />
als der kleine Junge schon eine Weile in der Schule war,<br />
sagte die Lehrerin:<br />
„Heute malen wir ein Bild.“<br />
„Gut“, dachte sich der kleine Junge.<br />
Er malte gerne Bilder.<br />
Er konnte alles mögliche malen:<br />
Löwen und Tiger, Hühner und Kühe, Eisenbahnen und Boote –<br />
Und er holte seinen Buntstiftkasten heraus<br />
und fing an zu malen.<br />
Aber die Lehrerin sagte:<br />
„Wartet! Es ist noch nicht Zeit anzufangen!“<br />
Und sie wartete bis jeder bereit war.<br />
„Jetzt“, sagte die Lehrerin,<br />
„Malen wir Blumen.“<br />
„Gut!“ dachte der kleine Junge,<br />
er malte gerne Blumen,<br />
und er fing an, wunderschöne zu malen,<br />
mit seinen rosa- und orangefarbenen und blauen Buntstiften.
Anhang 1: „Der kleine Junge“ XIV<br />
Aber die Lehrerin sagte:<br />
„Wartet! Und ich werde euch zeigen, wie.“<br />
Und sie zeichnete eine Blume an die Tafel.<br />
Sie war rot mit einem grünen Stängel.<br />
„So“, sagte die Lehrerin,<br />
„Jetzt könnt ihr anfangen.“<br />
Der kleine Junge sah die Blume der Lehrerin an.<br />
Dann sah er seine eigene Blume an.<br />
Er mochte seine Blume lieber als die der Lehrerin.<br />
Aber das sagte er nicht,<br />
er drehte nur sein Blatt um<br />
und malte eine Blume wie die der Lehrerin.<br />
Sie war rot mit einem grünen Stängel.<br />
An einem anderen Tag,<br />
als der kleine Junge die Außentür ganz alleine geöffnet hatte,<br />
sagte die Lehrerin:<br />
„Heute machen wir etwas aus Ton.“<br />
„Gut!“ dachte der kleine Junge.<br />
Er mochte Ton.<br />
Er konnte alles mögliche aus Ton machen:<br />
Schlangen und Schneemänner, Elefanten und Mäuse, Autos und Lastwagen –<br />
Und er fing an, seine Tonkugel zu ziehen und zu drücken.<br />
Aber die Lehrerin sagte:<br />
„Wartet! Es ist noch nicht Zeit anzufangen!“<br />
Und sie wartete, bis jeder bereit war.<br />
„Jetzt“, sagte die Lehrerin,<br />
„Machen wir eine Schale.“
Anhang 1: „Der kleine Junge“ XV<br />
„Gut!“ dachte der kleine Junge,<br />
und er fing an, Schalen zu machen,<br />
die alle möglichen Formen und Größen hatten.<br />
Aber die Lehrerin sagte:<br />
„Wartet! Und ich werde euch zeigen, wie.“<br />
Und sie zeigte jedem, wie man eine tiefe Schale machte.<br />
„So“, sagte die Lehrerin,<br />
„jetzt könnt ihr anfangen.“<br />
Der kleine Junge sah die Schale der Lehrerin an,<br />
dann sah er seine eigene Schale an.<br />
Er mochte seine Schale lieber als die der Lehrerin.<br />
Aber das sagte er nicht,<br />
er rollte seinen Ton nur wieder zur Kugel zusammen<br />
und machte eine Schale wie die der Lehrerin.<br />
Es war eine tiefe Schale.<br />
Und recht bald,<br />
lernte der kleine Junge, zu warten<br />
und zu beobachten<br />
und alles genau wie die Lehrerin zu machen.<br />
Und recht bald<br />
machte er nichts mehr aus sich selbst heraus.<br />
Dann geschah es,<br />
dass der kleine Junge und seine Familie in ein anderes Haus zogen,<br />
in eine andere Stadt,<br />
und der kleine Junge musste in eine andere Schule gehen.<br />
Diese Schule war sogar noch größer als die andere,<br />
und es gab keine Außentür, die in sein Klassenz<strong>im</strong>mer führte.<br />
Er musste einige große Stufen hochsteigen<br />
und durch eine lange Halle gehen,<br />
um in sein Klassenz<strong>im</strong>mer zu kommen.
Anhang 1: „Der kleine Junge“ XVI<br />
Und am allerersten Tag, an dem er dort war,<br />
sagte die Lehrerin:<br />
„Heute malen wir ein Bild.“<br />
„Gut!“ dachte der kleine Junge,<br />
und er wartete, dass die Lehrerin<br />
ihm sagen würde, was er tun sollte.<br />
Aber die Lehrerin sagte gar nichts.<br />
Sie ging nur <strong>im</strong> Klassenz<strong>im</strong>mer herum.<br />
Als sie zu dem kleinen Jungen kam,<br />
sagte sie: „Willst du kein Bild malen?“<br />
„Doch“, sagte der kleine Junge.<br />
„Was sollen wir malen?“<br />
„Ich weiß es nicht, bevor du es nicht malst“, sagte die Lehrerin.<br />
„Wie soll ich es malen?“ fragte der kleine Junge.<br />
„Na, ganz wie du willst“, sagte die Lehrerin.<br />
„Und jede Farbe?“ fragte der kleine Junge.<br />
„Jede Farbe“, sagte die Lehrerin,<br />
„wenn jeder das gleiche Bild malt und die gleichen Farben benutzt,<br />
wie soll ich wissen, wer was gemalt hat, und welches welches ist?“<br />
„Ich weiß nicht“, sagt der kleine Junge.<br />
Und er fing an,<br />
rosa- und orangefarbene und blaue Blumen zu malen.<br />
Er mochte seine Schule,<br />
auch wenn sie keine Außentür hatte,<br />
die direkt von draußen hineinführte!
Anhang 2: Interview 1 XVII<br />
Anhang 2: Interview 1<br />
Inge Klein, Erzieherin in der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>,<br />
Frage 1: Seit wann arbeiten Sie als Kindergärtnerin?<br />
Seit dem 01.August 1967 arbeite ich ununterbrochen als Kindergärtnerin. Ich war in drei<br />
verschiedenen Einrichtungen, mit dieser hier.<br />
Frage 2: Können Sie sich noch an das „Programm für Bildungs- und Erziehungsarbeit <strong>im</strong><br />
Kindergarten“ von 1985 erinnern?<br />
Das Programm von 1985 war sehr politisch ausgerichtet.<br />
Frage 3: Welche Themen wurden mit den Kindern behandelt?<br />
Es war so, dass Themen vom Staat behandelt wurden, z.B. wer Staatsratvorsitzender war, wo<br />
die Eltern arbeiten.<br />
Es wurde sehr viel Wert auf Arbeit gelegt. Dadurch wussten die Kinder auch, wo arbeiten<br />
meine Eltern und es wurde viel mit in die eigenen Pläne einbezogen.<br />
Weitere Themen waren das Bekanntmachen mit der Natur, bekannt machen mit der<br />
Gesellschaft, Sport, Muttersprache, bekannt machen mit Mengen, Kunsterziehung.<br />
Frage 4: Wie wurde der Aspekt der Bildung zu diesem Zeitpunkt verstanden, als<br />
Eigenaktivität oder als Vermittlung?<br />
Es war mehr die Vermittlung. Die Eigenaktivität der Kinder war nicht so stark ausgeprägt wie<br />
jetzt.<br />
Frage 5: Wie wurde Bildung vermittelt?<br />
Indem wir einen 4-Wochenplan erstellt haben. Da haben wir uns genau eingeteilt, z.B. heute<br />
ist das Thema Bekanntmachen mit der Natur dran. Man hat auch darauf geachtet, dass bspw.<br />
Muttersprache und Kunsterziehung dabei berücksichtigt wurden. Zum Thema Natur wurde<br />
dann auch z.B. gemalt oder gezeichnet. Es gab dann einerseits Eigenaktivität und andererseits<br />
Vermittlung.<br />
Frage 6: Wurde dann in der Kunsterziehung vorgegeben, was gezeichnet werden sollte?<br />
Wir haben schon das Thema vorgegeben, z.B. „Wir gehen spazieren“, aber was <strong>im</strong> Endeffekt<br />
auf dem Bild drauf war, das war uns egal. Das war nicht streng vorgegeben. Wie viele Kinder<br />
nun auf dem Bild drauf waren und ob die sich angefasst haben oder nicht, war uns egal. Wir<br />
haben nur darauf geachtet, dass alle bspw. Hochformat oder Querformat nehmen.<br />
Aber wenn wir gesagt haben, es wird jetzt gemalt, dann wurde nichts anderes gemacht. Alle<br />
Kinder haben dann gleichzeitig gemalt.<br />
Frage 7: Mussten Sie sich an einen strengen Zeitplan halten?<br />
Einen strengen Zeitplan hatten wir nicht. Wir haben unseren Tagesablauf festgelegt, genauso<br />
wie heute, z.B. von 06.00 Uhr bis 08.00 Uhr Sammeln der Kinder, feste Zeiten zum Essen,
Anhang 2: Interview 1 XVIII<br />
danach Körperpflege, dann kamen die Beschäftigungen für 15 oder 25 Minuten. Diese<br />
Zeitspanne wurde dann festgelegt. Dann ging es genau wie heute weiter mit Mittagessen,<br />
Schlafen etc.<br />
Nur was wir damals nicht gemacht haben: die Kinder brauchten manchmal nicht zu schlafen.<br />
Wir haben ihnen dann Bilderbücher gegeben. Sie mussten sich schon hinlegen und ihre<br />
Mittagsruhe einhalten, aber konnten sich auch Bilderbücher angucken. Nur bei den Kleinen<br />
war es schon so, dass sie schlafen mussten.<br />
Frage 8: Wurde das Einhalten des Bildungsplans kontrolliert?<br />
Der Wochenplan und 4-Wochenplan wurde von unserer Chefin kontrolliert. Es kamen auch<br />
Fachberater, die sich angeguckt haben, ob die Pläne vorhanden waren und was wir vermittelt<br />
haben. Das wurde dann streng kontrolliert.<br />
Auch wenn wir einen Elternabend geplant haben, mussten wir den Plan vorher der Chefin<br />
geben und sie hat sich das erst angeguckt.<br />
Frage 9: War das Eingehen auf das Kind eingeschränkt?<br />
Dadurch, das man gleichzeitig alles angefangen hat und das alle das Gleiche machen mussten,<br />
war es in dem Moment schon eingeschränkt.<br />
Frage 10: Hatten die Kinder die Möglichkeit, ihre Zeit selbst zu gestalten?<br />
Be<strong>im</strong> Spiel konnten die Kinder ihre Zeit selbst best<strong>im</strong>men. Nur in der Zeit der<br />
Beschäftigungen wurde alles gemeinsam gemacht und vorgegeben.<br />
Frage 11: Glauben Sie, dass einige Aspekte dieses Programms noch heute wiederzufinden<br />
sind?<br />
Das mit dem Freien Spiel war damals genauso. Dass Kinder sich frei bewegen konnten und<br />
selbst entscheiden konnten, was sie spielen. Es gab auch früher, in einem Kindergarten<br />
best<strong>im</strong>mte Ecken, z.B. mit Handpuppen. Das ist ja hier eigentlich auch wieder so.<br />
Frage 12: Haben die Kinder heute zu viel Eigenständigkeit in der Kita?<br />
Ich finde das richtig, das sie sich selbst einbringen. Aber manchmal würde ich mir für manche<br />
Kinder, die absolut nicht wollen, diese Vorgaben noch wünschen. Dass diese Kinder dann<br />
Richtlinien bekommen, würde ich mir wünschen.
Anhang 3: Interview 2 XIX<br />
Anhang 3: Interview 2<br />
Bärbel Liese, Erzieherin der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong><br />
Frage 1: Seit wann arbeiten Sie in dieser Einrichtung?<br />
Von Anfang an, also seit 1972. Aber eigentlich schon seit November 1971, da haben wir hier<br />
schon sauber gemacht.<br />
Frage 2: Können Sie sich noch an das „Programm für die Erziehungsarbeit in Krippen“<br />
erinnern?<br />
An das Programm kann ich mich noch gut erinnern. Jede Erzieherin und jede Gruppe hatte<br />
dieses Erziehungsprogramm und danach wurde auch gearbeitet. Es wurde auch ein<br />
Gruppenbuch angelegt, in dem wir wöchentlich Planungen gemacht haben und in das wir<br />
jeden Tag eingeschrieben und den Tag dokumentiert haben.<br />
Frage 3: Gab es genaue Vorgaben, was den Kindern vermittelt werden sollte?<br />
Genaue Vorgaben gab es schon. In diesem Erziehungsprogramm waren diese Vorgaben und<br />
Themen angegeben und wie weit jedes Kind in jeder Altersgruppe entwickelt sein soll.<br />
Frage 4: Gab es genaue Vorgaben, wie den Kindern etwas vermittelt werden sollte?<br />
Mehr oder weniger ja. So viele Freiheiten wie wir jetzt haben und so viel Kreativität, wie wir<br />
jetzt entwickeln können, gab es natürlich nicht. Es wurde schon streng nach diesem<br />
Erziehungsprogramm gearbeitet.<br />
Wir hätten manchmal wirklich gerne, manche Sachen weggelassen oder anders gemacht, aber<br />
es war nun mal vorgegeben.<br />
Da wir auch Ausbildungskrippe waren und viele Studentinnen hier hatten, wurde ganz genau<br />
darauf geachtet, dass wir nach dem Programm arbeiten.<br />
Frage 5: Welche Themen standen <strong>im</strong> Mittelpunkt des Programms?<br />
Hauptaufgabe war, dass altersgemäß gearbeitete wurde. Es wurde genau vorgegeben, was in<br />
den einzelnen Altersgruppen erreicht werden sollte. Es wurde besonders auf Sauberkeit und<br />
Hygiene geachtet. Sie sollten Selbständigkeit erlernen be<strong>im</strong> Essen, be<strong>im</strong> Waschen etc.<br />
Frage 6: Galt es, einen Zeitplan zu erfüllen?<br />
Eigentlich schon. Wir haben genaue Zeiten gehabt: um 08.00 Uhr Frühstück, um 11.00 Uhr<br />
Mittagszeit, dann Schlafen von 12.00 bis 14.00 Uhr, danach bis 15.00 Uhr Kaffeezeit. 1<br />
Stunde Beschäftigungszeit war am Vormittag eingeplant und wurde auch festgelegt.<br />
Frage 7: Wurde dieser Zeitplan kontrolliert?<br />
Der Plan musste eingehalten werden und wurde auch kontrolliert. Und es wurde auch<br />
schriftlich in den Gruppenbüchern festgehalten.
Anhang 3: Interview 2 XX<br />
Frage 8: Was passierte, wenn der Zeitplan nicht eingehalten wurde?<br />
Der Zeitplan konnte eigentlich <strong>im</strong>mer gut eingehalten werden. Manchmal sogar besser als<br />
heute, da wir genügend Personal waren. In jeder Gruppe waren teilweise 4 Kolleginnen und<br />
wir haben alle 8 Stunden gearbeitet. Das war das Positive, wir konnten unsere Aufgaben gut<br />
erfüllen, weil wir die Zeit dafür hatten und den ganzen Tag gearbeitet haben.<br />
Frage 9: In wieweit war es möglich, auf die Kinder einzugehen?<br />
Auf die Kinder eingehen konnten wir auch sehr gut. Aber dadurch, dass vieles vorgegeben<br />
wurde und erfüllt werden musste, konnte man eben nicht so kreativ sein.<br />
Wir haben uns auch in Gruppen aufgeteilt. Denn wenn wir 18 oder 20 Kinder in der Gruppe<br />
hatten, hatte ja nicht eine Erzieherin alle, sondern es wurde aufgeteilt. Dann hatte jeder etwa 6<br />
oder 7 Kinder, um die man sich dann <strong>im</strong> Tagesablauf speziell kümmern konnte. Dabei konnte<br />
man schon auf alle eingehen.<br />
Frage 10: Wie viel Wert wurde auf die Eigenständigkeit der Kinder gelegt?<br />
Das ist der Punkt, der uns <strong>im</strong>mer nicht so gefallen hat, dass die Kinder viel machen mussten,<br />
was sie vielleicht nicht so gerne gemacht haben. Aber es musste erfüllt werden, denn es stand<br />
<strong>im</strong> Erziehungsprogramm. Das hat uns manchmal geärgert, dass wir nicht mal sagen konnten,<br />
dass Kind müsste eine besondere Förderung kriegen oder dass wir den Kindern nicht mehr<br />
Freiheiten lassen konnten.<br />
Frage 11: Hatten Sie genaue Vorgaben, welche Aktivitäten mit den Kindern vorgenommen<br />
werden?<br />
Das war vorgegeben. Wir konnten uns zwar selbst raussuchen, was wir in welcher Woche<br />
machen, aber es war vorgegeben.<br />
Frage 12: Hatten Sie genaue Vorgaben, wie den Kindern etwas vermittelt werden soll?<br />
Ich habe gelesen, dass es genaue Vorgaben gab, wie eine Erzieherin einem Kind beibringt,<br />
einen Löffel zu halten. War das wirklich streng vorgegeben?<br />
Das war alles genau vorgegeben. Das war schl<strong>im</strong>m. Es gab keinen Unterschied zwischen<br />
Links- und Rechtshänder. Das hat uns <strong>im</strong>mer geärgert. Und wenn die Studentinnen und<br />
Lehrausbilder hier waren, da wurde so darauf geachtet. Und wenn ein Kind Linkshänder war,<br />
dann wurde es so gedrillt, dass es den Löffel rechts hält. Das war fürchterlich. Die Kinder<br />
haben einem dann Leid getan, aber es musste eben so sein. Und wenn wir gesagt haben, dass<br />
das Kind es aber so will, darauf wurde dann keine Rücksicht genommen.<br />
Frage 13: Ging es nur um Betreuung oder wurde der Aspekt der Bildung auch<br />
berücksichtigt?<br />
In den kleineren Gruppen war die liebevolle Betreuung schon Hauptaufgabe. Aber da wir ja<br />
auch dieses Programm hatten, gab es in den größeren Gruppen schon viele Aktivitäten. Es<br />
wurden auch viele Feste und Feiern mit den Kindern gemacht, da hatte jede Gruppe dann<br />
auch ihre Freiheiten. Die Kinder haben dabei auch schon einiges gelernt.<br />
Frage 14: War Hygiene und Gesundheit eines der wichtigsten Themen?
Anhang 3: Interview 2 XXI<br />
Das stand mit <strong>im</strong> Vordergrund. Wir hatten einen Krippenarzt, der einmal wöchentlich hierher<br />
kam. Das war sicherlich auch positiv, denn die Kinder wurden gut betreut bei leichteren<br />
Krankheiten, wie einer Erkältung. Eltern brauchten dann nicht mehr mit ihren Kindern zum<br />
Arzt. Und was auch nicht schlecht war, dass Kinder in der Krippe ihre Impfungen bekommen<br />
haben. Heutzutage bekommen Kinder diese wichtigen Impfungen vielleicht gar nicht mehr,<br />
weil die Eltern das vergessen. Das wurde damals alles hier gemacht. Auch Auffälligkeiten bei<br />
Kindern <strong>im</strong> Verhalten oder Verzögerungen in der Entwicklung konnten mit dem Krippenarzt<br />
besprochen werden. Das war eigentlich sehr positiv. Auch wenn Kinder ansteckende<br />
Infektionskrankheiten hatten, wurde sehr darauf geachtet, dass sie dann wirklich zu Hause<br />
bleiben, so dass sich die Krankheit nicht weiter verbreitet.<br />
Auch Hygiene stand sehr <strong>im</strong> Vordergrund. Da wurde sehr darauf geachtet, dass <strong>im</strong>mer alles<br />
abgewischt wurde.<br />
Auch auf Ernährung wurde Wert gelegt. Damals haben die Kinder hier noch Vollverpflegung<br />
bekommen. Unsere Küche hat die Speisen zubereitet. Der Speiseplan wurde teilweise mit den<br />
Erzieherinnen zusammen gemacht, so dass jeder sagen konnte, was die Kinder gerne essen.<br />
Es wurde wirklich darauf geachtet, dass die Kinder gesundes Essen bekamen. Es war wirklich<br />
eine gesunde Ernährung gewährleistet. Jetzt kann zwar jeder morgens essen, was er mitbringt,<br />
aber ob das so gesund ist manchmal. Das mit der Vollverpflegung war wirklich sehr positiv.<br />
Frage 15: Glauben Sie, dass einige Aspekt des Programms noch heute wiederzufinden sind?<br />
Wir haben ja teilweise unsere Erziehungsprogramme behalten und auch danach noch ab und<br />
zu darin geblättert und einige Sachen gefunden, die gut waren und weitergemacht wurden.<br />
Bspw. Themen, wie die Selbständigkeit be<strong>im</strong> Waschen oder die Hygiene haben wir noch aus<br />
dem Programm rausgesucht und geguckt, wie wir es damals gemacht haben. Und einige<br />
Sachen kann man ja ruhig weiter so machen.<br />
Frage 16: Halten Sie noch an alten Gewohnheiten fest?<br />
Das möchte ich nicht mehr. Es gibt schon einige Sachen, die gut waren, die man heute noch<br />
so machen kann. Aber es waren viele Dinge die vorgegeben wurden. Wir mussten natürlich<br />
die Freiheiten, die wir jetzt haben, auch erst lernen. Wenn die Kinder sich mal streiten oder<br />
irgendwo runterfallen, da sind wir früher sofort hoch und hingelaufen. Das mussten wir erst<br />
lernen und müssen es heute noch lernen. Wir ertappen uns noch, dass wir ab und zu doch<br />
dazwischengreifen. Aber solche Sachen haben wir auch schon gelernt und die sind auch gut<br />
so. Da möchte ich an vielen alten Dingen auch nicht mehr festhalten.<br />
Die Kinder müssen natürlich auch wissen, dass es Grenzen gibt und wenn Kinder sich<br />
gegenseitig Gegenstände auf den Kopf hauen, da muss man schon eingreifen. Aber ansonsten<br />
gucken wir uns erst mal die Situation nur an und gucken, wie weit das Kind geht. Ich möchte<br />
auch, dass wir das so weiter machen.<br />
Frage 17: Denken Sie noch oft an das Programm aus der ehemaligen DDR?<br />
Wir denken oft an einige Dinge, wo wir sagen, das war schrecklich. Wir hatten auch<br />
Kolleginnen, die sehr extrem waren in Bezug auf Hygiene und nur hinter den Kindern<br />
hinterher gewischt haben.<br />
Die Kinder mussten lange auf dem Topf sitzen und die mussten mit einem Jahr sauber werden<br />
und dann haben die 20 Minuten da auf dem Topf gesessen. Das war schrecklich. Und solche
Anhang 3: Interview 2 XXII<br />
Dinge vergisst man nicht, aber die möchte man nie nie wieder haben. Die Kinder wurden da<br />
teilweise schon gedrillt, dass sie trocken werden.<br />
Irgendwie war das, was vorgegeben wurde, nachher schon Routine und man hat es so<br />
gemacht, wie es sein sollte. Man hat auch nicht mehr gemerkt, ob es verkehrt oder richtig war.<br />
Das hat man jetzt erst gemerkt, dass einiges nicht richtig war.<br />
Aber es war nicht alles schlecht. Es gab viele Dinge, die auch gut waren, wie z.B. die<br />
Vollverpflegung.<br />
So, wie es für die Kinder richtig ist, so wird es jetzt gemacht und so ist es auch richtig. Und<br />
so, hoffe ich, bleibt es auch.
Anhang 4: Interview 3 XXIII<br />
Anhang 4: Interview 3<br />
Erika Vogt, Leiterin der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong><br />
Frage 1: Von wem wurde entschieden, dass sich die Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> be<strong>im</strong> Projekt<br />
„Bildung: elementar“ bewirbt?<br />
Das wurde vom damaligen Träger „Regenbogenverein e.V.“ entschieden. Die<br />
Sachbearbeiterin hat sich <strong>im</strong> Namen der Geschäftsführung ohne Wissen der Leiterin dort<br />
beworben. Sie hat ein Anschreiben bekommen und auf Anfrage Unterlagen bekommen und<br />
sich beworben. Sie hat uns <strong>im</strong> Nachhinein informiert, dass Sie sich als Träger für dieses<br />
Projekt bewerben wollen. Sie hat sich unsere Einrichtung ausgesucht, weil wir integrativ und<br />
sehr vielseitig waren.<br />
Nachdem das Schreiben weggeschickt wurde und wir die Zusage bekommen haben, wurden<br />
wir informiert, dass „Bildung: elementar“ uns als Einrichtung ausgesucht hat.<br />
Frage 2: Wann, wie und durch wen wurden Sie und ihre Kolleginnen über diese Bewerbung<br />
informiert?<br />
Es kam ganz kurzfristig. Es wurde eine Versammlung durchgeführt, auf die ich noch gedrängt<br />
habe. Dort hat sie uns über diese Bewerbung informiert. Danach hat Sie die ganzen<br />
Bewerbungsunterlagen, die gebraucht wurden, von sich aus, dorthin geschickt. Ohne dass wir<br />
wussten, wie wir uns dort überhaupt beworben haben. Auf Nachfrage, wie und mit welchen<br />
Unterlagen wir uns dort beworben haben, kamen keine konkreten Antworten.<br />
Wir wussten von der Bewerbung, aber was dann alles auf uns zukommt, das wussten wir<br />
überhaupt nicht.<br />
Die Verwaltung des Trägers war bei uns mit <strong>im</strong> Haus und haben uns gesagt, dass sie als<br />
Ansprechpartner <strong>im</strong>mer für uns da wären. Sie, als Träger, haben uns ihre ganze<br />
Unterstützung zugesagt und würden voll dahinter stehen.<br />
Frage 3: Wie standen Sie dem Projekt „Bildung: elementar“ gegenüber?<br />
Skeptisch, weil ich nicht ausreichend darüber informiert wurde. Das lag alles in den Händen<br />
des Trägers. Ich wurde da etwas außen vor gelassen und war deshalb etwas skeptisch.<br />
Frage 4: Waren Sie aktiv am Projekt beteiligt?<br />
Ich war das erste Jahr nicht aktiv am Projekt beteiligt. Ich war bei der ersten Gesprächsrunde<br />
dabei, wo es um Erwartungen an das Projekt ging. Jeder sollte aufschreiben, wie er sich<br />
einbringen möchte und das habe ich auch getan. Bin aber nicht aufgestellt worden, sicherlich<br />
weil der Träger das in seine Hände nehmen wollte.<br />
Ich fand es einerseits aber auch ganz gut, denn dadurch ist das Selbstbewusstsein der<br />
Erzieherinnen schneller gewachsen. Sonst hätte wieder die Leiterin die aktive Rolle<br />
übernommen und so haben es die 12 gemacht. Dadurch sind sie selbständiger geworden. Und<br />
das, was eine Erzieherin eigenständig für ihre Arbeit entscheiden kann, macht sie viel lieber<br />
und mit mehr Power, als wenn es von jemanden aufgedrückt wird.
Anhang 4: Interview 3 XXIV<br />
Frage 5: Wie sahen Sie Ihre Rolle als Leiterin während des Projekts?<br />
Ich habe das Projekt mit unterstützt. Ich habe die Dienste hier so eingeteilt, dass die<br />
Kolleginnen zum Projekt fahren konnten oder wichtige Aufgaben während der Dienstzeit<br />
erledigen konnten.<br />
Ich bin ja selbst nur eine Mitarbeiterin der Einrichtung. Als Leiterin muss man zwar alles<br />
etwas koordinieren, aber sonst bin ich auch eine Mitarbeiterin. Als Leiterin sollte man schon<br />
die Fäden in der Hand haben, aber man muss auch die Kolleginnen dazu ermutigen, ihre<br />
Erfahrungen und Fortschritte eigenständig machen zu lassen. Denn wenn sie sich nicht<br />
entfalten können, dann passiert auch nichts. Nur, wenn man die Kolleginnen auch selbständig<br />
ausprobieren lässt, passiert was. Nur dann bewegt sich etwas.<br />
Frage 6: Welche Probleme traten während der Umsetzung des Bildungsprogramms auf?<br />
Wir hatten sehr viele Probleme. Wir hatten den Trägerwechsel, die Kolleginnen wurden<br />
runtergesetzt auf 22 Stunden. Wir sind mit anderen Voraussetzungen in dieses Projekt<br />
gegangen: Alle Kolleginnen arbeiteten noch 6 Stunden und es wurde viel Unterstützung von<br />
Seiten des Trägers zugesichert. Dass die Kolleginnen runtergestuft wurden, war schon ein<br />
großer Einbruch. Dann der Trägerwechsel, der alte Träger und die zugesicherte Unterstützung<br />
gab es dann nicht mehr. Dann war für ne Weile unsicher, wer als nächstes die Trägerschaft<br />
übern<strong>im</strong>mt. Dann kam der neue Träger und der musste sich erst mal in das neue Projekt<br />
reinlesen und informieren und dafür ging auch erst mal viel Zeit verloren. Trotz alledem muss<br />
ich sagen, dass die Kolleginnen nicht aufgegeben haben. Es gab zwar <strong>im</strong>mer ein Hoch und ein<br />
Tief, manchmal mehr ein Tief, aber die Kolleginnen haben <strong>im</strong>mer gesagt: „Wir sind jetzt<br />
soweit gekommen, jetzt machen wir auch weiter.“ Das war für mich so positiv, so dass ich<br />
gesehen haben, dass die Kolleginnen es wirklich wollen. Und wenn die Kolleginnen es selbst<br />
wollen, dann ist es einfacher, als wenn sie es von jemanden aufgezwängt bekommen. Die<br />
Kolleginnen haben gesagt: „Wir haben so viele Schwierigkeiten gemeistert, die die anderen<br />
Einrichtungen nicht hatten und wir wollen weitermachen.“<br />
Frage 7: Wie haben sich die Mitarbeiterinnen und das Team als Ganzes entwickelt?<br />
Es ist eine Weiterentwicklung geschehen. Ich, als Leiterin habe gesehen, wie sich die<br />
Kolleginnen positiv weiterentwickelt haben. Ihr Blick war weiter geöffnet, nicht mehr nur auf<br />
die eigene Gruppe gerichtet. Sie waren offen, auch mal etwas anderes zu hören oder zu sehen.<br />
Wenn man keine Weiterbildungen macht, sieht man <strong>im</strong>mer nur seine eigene Arbeit. Aber hier<br />
war der Erfahrungstausch mit den anderen, am Projekt beteiligten Einrichtungen, gegeben.<br />
Die Kolleginnen konnten vergleichen, wo wir stehen und was wir noch verändern können.<br />
Durch die Werkstatttreffen wurden sie auch darin gefördert, sich auszudrücken und anderen<br />
etwas mitzuteilen. Sie überlegten sich selbst, wie das Programm am besten <strong>im</strong> Haus<br />
umgesetzt werden könnte. Sie haben selbst Überlegungen angestellt, ohne darauf zu warten,<br />
dass die Leiterin etwas vorgibt. Das fand ich so gut, dass alles von den Kolleginnen kam.<br />
Das Team ist auch zusammengewachsen. Besonders die 12, die zu den Treffen gefahren sind<br />
und dort unsere Einrichtung repräsentiert haben. Das ist schon eine große Leistung.<br />
Frage 8: Gab es nicht mal den Punkt, an dem alle gesagt haben: „Wir wollen nicht mehr“?<br />
Alle haben das mal gesagt. Das war <strong>im</strong>mer wieder an solchen Punkten, wo wir nicht die<br />
Unterstützung gekriegt haben. Der neue Träger wollte uns schon voll unterstützen, aber er<br />
musste sich auch erst mit dem Programm vertraut machen. Und der neue Träger war nicht von
Anhang 4: Interview 3 XXV<br />
Anfang an dabei und da geht dann auch viel verloren. Das habe ich ja selbst auch gemerkt.<br />
Man muss sich erst einarbeiten. Und wenn der alte Träger geblieben wäre, wäre es sicherlich<br />
noch ein bisschen anders gelaufen, weil die uns versprochen hatten, intensiv mitzuarbeiten<br />
und uns intensiv zu unterstützen. Und aufgrund des Trägerwechsels und der<br />
Stundenreduzierung war man manchmal am Ende, weil man auch nicht wusste, was auf uns<br />
zukommt.<br />
Wir hatten schon viele Klippen, die gemeistert werden mussten, aber durch diese 12, die aktiv<br />
am Projekt beteiligt waren, war der rote Faden da und man konnte nicht einfach aufhören. Die<br />
Erfolge <strong>im</strong> Kollektiv und die Erfolge jedes Einzelnen haben uns ja auch motiviert.<br />
Frage 9: Wie schätzen Sie die Motivation der Mitarbeiterinnen von Beginn des Projekts bis<br />
heute ein?<br />
Es waren alle motiviert. Die, die am Projekt aktiv beteiligt waren, hatten ja durch die<br />
Werkstatttreffen an den Wochenenden eine zusätzliche Belastung und mussten dann auch am<br />
Montag wieder hier arbeiten. Die haben dann manchmal auch gesagt: „Auf was haben wir uns<br />
da eingelassen“. Aber wenn dann wieder ein Erfolg zu sehen war, ihre Arbeit gewürdigt<br />
wurde und Fortschritte zu erkennen waren, wollten sie auch weitermachen. Im ersten Jahr war<br />
man auch noch skeptisch, ob alles umgesetzt werden kann. Wir wollten auch oft zu viel auf<br />
einmal und haben dadurch unsere kleinen Erfolge nicht gesehen. Wir haben oft zu große<br />
Schritte genommen, die uns dann wieder zurückgeworfen haben. Wir haben <strong>im</strong>mer gedacht,<br />
wir müssen doch mal was verändern, aber wir hatten schon längst etwas verändert, nämlich<br />
indem wir uns verändert haben. Und diese kleinen Erfolge mussten wir uns erst von anderen<br />
sagen lassen, wir haben sie selbst nicht so gesehen. Wir wollten oft diese großen Schritte und<br />
die haben uns manchmal dann müde gemacht, weil sie nicht zu diesem Erfolg geführt haben,<br />
den wir erwartet hatten. Aber es konnte auch nicht gehen, weil wir viele kleine Schritte<br />
zwischendurch vergessen haben.<br />
Im Großen und Ganzen ist auch heute noch die Motivation da. Es kommt aber auch <strong>im</strong>mer ein<br />
Hoch und ein Tief. Wir möchten eigentlich schon viele Dinge machen, aber uns fehlt leider<br />
oft die Zeit, um diese Dinge noch intensiver umzusetzen. Wir haben nur diese 5 Stunden, um<br />
mit dem Kind zusammenzuarbeiten. Vor- oder Nachbereitungen müssen größtenteils alles<br />
nach Feierabend erledigt werden und das ist nicht so gut. Die Motivation ist da, aber dann<br />
kommt auch wieder ein Tiefpunkt, wo man alles hinschmeißen könnte. Ich kann von den<br />
Kolleginnen nicht alles nach Feierabend erwarten, schließlich hat jeder auch eine eigene<br />
Familie. Wenn wir Vor- und Nachbereitungszeit kriegen würden, dann würde auch jeder noch<br />
vorbereiteter und noch motivierter an seine Arbeit rangehen. Es gibt viele Kleinigkeiten, die<br />
uns auch die Zeit rauben und dann ist man schon ein bisschen unzufrieden. Aber wir<br />
motivieren uns auch <strong>im</strong>mer wieder. Da habe ich auch einen Kern <strong>im</strong> Team, die das dann in<br />
die Hand nehmen und vorantreiben und auch den letzten dann überzeugen, nicht aufzugeben.<br />
Frage 10: Welche Ziele wollen Sie und Ihre Mitarbeiterinnen in nächster Zukunft erreichen?<br />
Wir wollen uns zum Kompetenzzentrum entwickeln. Das ist das nächste Ziel, was wir<br />
gemeinsam angehen wollen. Und diesmal nicht nur die 12 Kolleginnen, sondern das gesamte<br />
Kollektiv. Wir haben uns dafür auch einen sehr guten Coach ausgesucht, der uns auf diesem<br />
Weg begleitet. Das ist unser nächstes Ziel bis 2007.<br />
Wir wollen uns auch mehr öffnen und uns in der Öffentlichkeit mehr präsentieren. Das muss<br />
jetzt passieren. Wir haben uns zwar innerhalb der Einrichtung geöffnet, aber wir müssen uns
Anhang 4: Interview 3 XXVI<br />
nach außen mehr öffnen. Und da sind wir noch ein bisschen zurückhaltend. Dazu brauchen<br />
wir ein bisschen Hilfe, die uns durch die Unterstützung von unserem Coach zukommt.<br />
Weiterhin wollen wir auf dem neuesten Stand bleiben und Weiterbildungen, die uns<br />
angeboten werden, gemeinsam besuchen. Denn wir wollen uns ja als Kollektiv weiterbilden.<br />
So kommen wir wahrscheinlich schneller zum Ziel, als wenn nur einzelne Mitarbeiterinnen<br />
Weiterbildungen besuchen und jeder nur <strong>im</strong>mer einen Teil aufn<strong>im</strong>mt.<br />
Der nächste Schwerpunkt wird auch noch sein, unsere Eltern mehr in unsere Arbeit<br />
einzubeziehen. Wir haben <strong>im</strong>mer unsere Eltern über unsere Vorhaben informiert. Das ist ja<br />
auch nicht schlecht, aber wir können sie doch mit einbeziehen. Es geht uns schließlich um<br />
ihre Kinder und unsere Arbeit.<br />
Und weiterhin hoffe ich, dass wir endlich mal einen Stamm an Mitarbeiterinnen in unserer<br />
Einrichtung haben, der zusammenbleibt und nicht so oft gewechselt wird.<br />
Und ich hoffe auch, dass unser Träger uns weiterhin unterstützt. Denn ohne die Unterstützung<br />
des Trägers geht es auch nicht und die brauchen wir.<br />
Frage 11: Momentan arbeiten Sie ja noch „teiloffen“. Soll sich das ändern?<br />
Also die „Teilöffnung“ wollen wir erst mal noch belassen. Ob wir uns mal ganz öffnen,<br />
wissen wir noch nicht. Das ist noch ein weiter Weg, weil wir dazu noch zu wenig Kenntnisse<br />
haben. Mit diesem Thema müssen wir uns erst noch mal ganz gründlich befassen, damit es<br />
letztendlich auch Hand und Fuß hat. Man soll ja ausprobieren, aber dafür fehlen noch die<br />
Kenntnisse.<br />
Resümee:<br />
Abschließend muss ich aber auch sagen, dass uns die ganzen Hürden, die wir genommen<br />
haben sehr vorangebracht haben. Ohne diese Umwege hätten wir es vielleicht auch gar nicht<br />
so weit gebracht. Gerade durch Umwege, die man gehen muss, lernt man noch mehr dazu,<br />
weil man wieder Situationen meistern muss, die eigentlich nicht vorgesehen waren. Und <strong>im</strong><br />
Nachhinein denkt man drüber nach und merkt, dass wir es doch wieder gut gemeistert haben.
Anhang 5: Fragebogen für die Erzieherinnen XXVII<br />
Anhang 5: Fragebogen für die Erzieherinnen<br />
Fragebogen zum Bildungsprogramm „Bildung: elementar – Bildung von Anfang an“<br />
Projekt<br />
1. Haben Sie sich <strong>im</strong> Vorfeld bereits konkret über das Programm informiert?<br />
2. Wie standen Sie diesem Programm gegenüber?<br />
3. Welchen Sinn hatten die Werkstatttreffen für Sie?<br />
4. Wie war die Motivation während des gesamten Projektverlaufs?<br />
Wie erlebten Sie das Projekt als passive Beteiligte?<br />
Fragen der Mitarbeiterinnen, die passiv am Projekt beteiligt waren<br />
5. Wurden ihnen Kenntnisse und Erfahrungen verständlich von den anderen Teilnehmern<br />
vermittelt<br />
6. Glauben Sie, dass ihnen die Umsetzung aufgrund der passiven Teilnahme schwieriger fiel?<br />
7. Falls ja, wo gab es Schwierigkeiten?<br />
Fragen der Mitarbeiterinnen, die später in diese Kita versetzt wurden<br />
8. Wie waren ihre ersten Gedanken, als sie erfuhren, dass sie in die Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>, die<br />
nach dem neuen Bildungsprogramm arbeitet, versetzt werden?<br />
9. Wurden ihnen Kenntnisse und Erfahrungen über das Bildungsprogramm verständlich von<br />
den anderen Kolleginnen vermittelt?<br />
10. Glauben Sie, dass ihnen die Umsetzung schwieriger fällt, da sie nicht seit Projektbeginn in<br />
dieser Kita arbeiteten? Falls ja, wo gab es Schwierigkeiten?<br />
Schwierigkeiten bei der Umsetzung<br />
1. Welche Schwierigkeiten traten konkret auf?<br />
2. Sind aufgrund der Probleme Pläne zur Umsetzung gescheitert?<br />
3. Was müsste behoben oder verändert werden, damit sich das Bildungsprogramm besser<br />
umsetzen lässt?
Anhang 5: Fragebogen für die Erzieherinnen XXVIII<br />
Bildung von Kindern<br />
1. Welche Möglichkeiten erhalten die Kinder sich auszuprobieren, zu bewähren?<br />
2. Wie werden Alltagssituationen genutzt, um die Kinder zu persönlichen Entscheidungen<br />
herauszufordern?<br />
3. Welche Freiräume haben die Kinder für Entscheidungen?<br />
4. Werden Krippenkinder in Bezug auf Bildung eher vernachlässigt?<br />
5. Wie erfolgt Bildung bei den Krippenkindern?<br />
6. Wie erfolgt die Umsetzung der Bildungsbereiche?<br />
7. Welche Bildungsbereiche stehen <strong>im</strong> Mittelpunkt und Grund dafür?<br />
8. Welche Bildungsbereiche werden eher vernachlässigt und warum?<br />
Aufgabe der Erzieherinnen<br />
1. Wo sind Weiterbildungen nötig? Wo treten Unsicherheiten auf? Wo sollten die<br />
Erzieherinnen noch mehr geschult werden?<br />
2. Sehen sie durch den neuen Bildungsplan eine Aufwertung ihrer Tätigkeit in der Kita?<br />
Aufwertung des Berufs Erzieherin?<br />
3. Fühlen sie sich manchmal überlastet aufgrund von Zeit- und Personalmangel?<br />
4. Ist Bildung, Erziehung und Betreuung überhaupt in gleichem Umfang möglich?<br />
Beobachtung<br />
1. War die Systematische Beobachtung eine große Herausforderung für sie?<br />
2. Wie oft und wie lange beobachten sie die Kinder?<br />
3. Ertappen sie sich selbst, dass sie sich von eigenen Interessen oder Problemen ablenken<br />
lassen?<br />
4. Werden die Beobachtungsbögen in regelmäßigen Abständen <strong>im</strong> Team diskutiert?<br />
5. Glauben Sie, dass Sie durch die systematische Beobachtung die Kinder nun besser<br />
verstehen können und wissen, was sie interessiert?<br />
Konzeption<br />
1. Was bedeutet für sie der Begriff „Konzeption“? (Funktion, Definition, für wen?)
Anhang 5: Fragebogen für die Erzieherinnen XXIX<br />
Fazit<br />
1. Was war die größte Herausforderung?<br />
2. Wie stehen sie dem Programm jetzt gegenüber?<br />
3. Gibt es Aspekte, die sie früher besser fanden?<br />
.<br />
VIELEN DANK !
Anhang 6: Fragebogen für die Eltern XXX<br />
Anhang 6: Fragebogen für die Eltern<br />
Fragebogen zum Thema: „Bildung: elementar“<br />
Das neue Bildungsprogramm in der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong><br />
Mein Name ist Jessica Dreilich und ich studiere Diplom-Pädagogik. Im Rahmen meiner<br />
Diplomarbeit möchte ich eine Umfrage zu dem neuen Bildungsprogramm vornehmen.<br />
Hierfür benötige ich Ihre Hilfe, liebe Eltern. Bitte kreuzen sie <strong>im</strong> folgenden Fragebogen das<br />
Feld an, das Ihrer Meinung am ehesten entspricht.<br />
Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!<br />
Geschlecht des Elternteils: männlich weiblich<br />
Alter des Elternteils:<br />
Anzahl der Kinder in dieser Kita:<br />
Alter des Kindes/ der Kinder:<br />
Heranführen an das Bildungsprogramm<br />
Ich wurde gut über das Bildungsprogramm von den<br />
Erzieherinnen aufgeklärt!<br />
Ich habe mich auch selbständig informiert!<br />
Die Veränderungen, die in der Kita vorgenommen<br />
werden sollten, wurden mir verständlich erklärt!<br />
Mir konnten anfängliche Zweifel durch die<br />
Erzieherinnen genommen werden!<br />
Ich habe das neue Bildungsprogramm gelesen!<br />
Ich stand dem neuen Bildungsprogramm opt<strong>im</strong>istisch<br />
gegenüber!<br />
Trifft<br />
zu<br />
Trifft<br />
eher zu<br />
Trifft<br />
eher<br />
nicht zu<br />
Trifft<br />
nicht zu
Anhang 6: Fragebogen für die Eltern XXXI<br />
Ängste, Zweifel, negative Erfahrungen<br />
Ich habe das Gefühl, dass den Kindern durch das neue<br />
Bildungsprogramm die Kontrolle fehlt!<br />
Die Veränderungen in der Kita wirken sich negativ<br />
auf mein Kind aus!<br />
Die Kinder haben nun zuviel Selbständigkeit!<br />
Mein Kind äußert sich negativ über die<br />
Veränderungen in der Einrichtung!<br />
Mir gefiel die <strong>Kindertagesstätte</strong> vor Umsetzung des<br />
neuen Bildungsprogramms besser!<br />
Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen<br />
Ich habe das Gefühl, dass ich Mitspracherecht in der<br />
Einrichtung habe!<br />
Meine Fragen oder mein Feedback werden <strong>im</strong>mer<br />
ernst genommen!<br />
Meine Fragen bezüglich des neuen<br />
Bildungsprogramms wurden mir <strong>im</strong>mer beantwortet!<br />
Ich nehme oft an Veranstaltungen der<br />
<strong>Kindertagesstätte</strong> teil!<br />
Ich kann mich mit jeder Angelegenheit an die<br />
Erzieherinnen wenden!<br />
Der Einblick in den Alltag der Kinder wird mir von<br />
den Erzieherinnen ermöglicht!<br />
Trifft<br />
zu<br />
Trifft<br />
zu<br />
Trifft<br />
eher zu<br />
Trifft<br />
eher zu<br />
Trifft<br />
eher<br />
nicht zu<br />
Trifft<br />
eher<br />
nicht zu<br />
Trifft<br />
nicht zu<br />
Trifft<br />
nicht zu
Anhang 6: Fragebogen für die Eltern XXXII<br />
Bildung<br />
Ich habe das Gefühl, dass mein Kind überfordert wird!<br />
Ich kenne die Bildungsbereiche, die Inhalt des<br />
Bildungsprogramms sind!<br />
Den Kindern werden jetzt mehr Möglichkeiten<br />
geboten, sich zu entfalten!<br />
Ich denke, dass durch das Bildungsprogramm mein<br />
Kind besser auf die Schule vorbereitet wird!<br />
Ich bin mit dem „Weltwissen“, welches für die Kinder<br />
erarbeitet wurde, vertraut!<br />
Entfaltung der Kinder<br />
Ich bin darüber informiert, dass „offene Arbeit“ Ziel<br />
der <strong>Kindertagesstätte</strong> sein soll!<br />
Ich fände es gut, wenn sich die Kinder frei <strong>im</strong> Haus<br />
bewegen könnten!<br />
Eine Altersmischung der Kinder würde ich<br />
befürworten!<br />
Kinder sollten be<strong>im</strong> Aufstellen von Regeln beteiligt<br />
sein!<br />
Kinder sollten keinen freien Zugang zu verschiedenen<br />
Materialien (Schere, Stifte, Kleber...) haben!<br />
Mein Kind kann sich in der <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong><br />
<strong>Kollwitz“</strong> frei entfalten!<br />
Selbständigkeit der Kinder bedeutet „Losgelöstsein“<br />
von jeglichen Regeln!<br />
Trifft<br />
zu<br />
Trifft<br />
zu<br />
Trifft<br />
eher zu<br />
Trifft<br />
eher zu<br />
Trifft<br />
eher<br />
nicht zu<br />
Trifft<br />
eher<br />
nicht zu<br />
Trifft<br />
nicht zu<br />
Trifft<br />
nicht zu
Anhang 6: Fragebogen für die Eltern XXXIII<br />
Aufgabe der Erzieherinnen<br />
Die Erzieherinnen müssen bei Konflikten unter<br />
Kindern eingreifen!<br />
Kinder brauchen be<strong>im</strong> Basteln klare Anweisungen!<br />
Die aktive Rolle in der <strong>Kindertagesstätte</strong> sollten die<br />
Erzieherinnen übernehmen!<br />
Die Erzieherinnen sollen den Kindern Bildung<br />
vermitteln!<br />
Der Tagesablauf soll von den Erzieherinnen gestaltet<br />
werden!<br />
Aufgabe der Erzieherinnen ist es, den Kindern<br />
Disziplin beizubringen!<br />
Dem Kind muss gesagt werden, was es tun soll!<br />
Trifft<br />
zu<br />
Trifft<br />
eher zu<br />
Platz für Anmerkungen, Verbesserungsvorschläge oder Lob<br />
Trifft<br />
eher<br />
nicht zu<br />
Trifft<br />
nicht zu
Eidesstattliche Erklärung<br />
Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe<br />
angefertigt, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die den<br />
benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht<br />
habe.<br />
Kiel, den 23. Oktober 2006<br />
Jessica Dreilich