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6 Integrative Kindertagesstätte „Käthe Kollwitz“ - Kitas im Dialog

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<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 69<br />

6 <strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong><br />

6.1 Vorstellen der Einrichtung 4<br />

Lage<br />

Die integrative <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> befindet sich in der Gröblerstraße 74 a in<br />

Genthin in Sachsen-Anhalt. Sie liegt inmitten eines Wohngebietes und wird von Bäumen,<br />

einem kleinen Bach, sowie einer angrenzenden Straße umgeben. Ein Nachbar der<br />

<strong>Kindertagesstätte</strong> besitzt eine kleine Pferdezucht und lädt die Kindergartenkinder der<br />

Tagestätte einmal <strong>im</strong> Jahr zum Reiten ein.<br />

Geschichtlicher Hintergrund<br />

Diese Einrichtung wurde am 17. Januar 1972 als modernste und größte „Kinderkombination“<br />

eingeweiht. Der Begriff „Kinderkombination“ bezeichnete eine große Einrichtung, die jedoch<br />

aus zwei eigenständigen Bereichen mit jeweils einer eigenen Leiterin und Stellvertreterin<br />

bestand. Die Bereiche waren unterteilt in Kinderkrippe mit 4 Gruppen und dem Kindergarten<br />

mit 6 Gruppen. Die Einrichtung verfügte über einen Spielplatz, vielen großen<br />

Gruppenräumen, einer Turnhalle und einer Küche, welche die Vollverpflegung der Kinder<br />

übernahm. Die Versorgung der Kinder mit abwechslungsreichen und gesunden Mahlzeiten<br />

wurde dadurch von Frühstück bis Kaffee gesichert.<br />

Der Krippenbereich war zusätzlich dadurch charakterisiert, dass hier Studentinnen ausgebildet<br />

werden konnten. Dieser Bereich unterlag zu dieser Zeit dem Gesundheitswesen und Themen<br />

wie Hygiene und der eigene Körper bildeten den Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit. Da<br />

eine Erzieherin durch Weiterbildung den Titel Medizinpädagogin erlangte, war es ihr erlaubt,<br />

Studentinnen zu Krippenerzieherinnen auszubilden.<br />

1977 fand die Verleihung des Namens <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> statt, bei der die Namenstafel durch<br />

den damaligen Bürgermeister enthüllt wurde.<br />

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands kam es <strong>im</strong> Krippen- und Kindergartenbereich zu<br />

vielen Veränderungen.<br />

4 Alle weiteren Inhalte erfolgen in Anlehnung an die Konzeption der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>.


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 70<br />

Die bis dahin gebräuchlichen Bezeichnungen Krippenerzieherinnen und Kindergärtnerinnen<br />

wurden mit der Teilnahme an einer „Anpassungsfortbildung“ durch die Berufsbezeichnung<br />

„Erzieherin“ ersetzt. Ab sofort durften sie Kinder von 0 bis 14 Jahren betreuen.<br />

Im Jahr 1994 erfolgte der Zusammenschluss und die Umstrukturierung beider Bereiche zu<br />

einer <strong>Kindertagesstätte</strong>. Auf Antrag erhielt die Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> <strong>im</strong> Jahr 1996 vom<br />

Landesjugendamt den Status als „<strong>Integrative</strong> Einrichtung“. Speziell ausgebildete<br />

Erzieherinnen waren neben anderen Bedingungen eine Vorraussetzung für diese<br />

Zuerkennung.<br />

Die Kita <strong>„Käthe</strong> Kollwitz befand sich bis zum Jahre 2000 in Trägerschaft der Stadt Genthin<br />

und wurde dann bis 2004 vom „Kinderbetreuungsverein Regenbogen e.V.“ übernommen. Mit<br />

der Übergabe der Einrichtung an diesen freien Träger und der Unterstützung von Stadt und<br />

Land war es möglich, Fördermittel für die Sanierung der Kita einzusetzen. Alle<br />

Gruppenbereiche wurden dabei neu gestaltet, Sanitäranlagen erneuert und das Haus mit<br />

standardgerechten Türen und Fenstern ausgestattet. Aufgrund dieser Veränderungen boten<br />

sich bessere Bedingungen für die pädagogische Arbeit. Im April 2004 wurde ein Wechsel<br />

vorgenommen und fortan übernahm die „Johanniter-Unfallhilfe- e.V. Kreisverband<br />

Magdeburg/ Schönebeck“ die Trägerschaft.<br />

Mit der Teilnahme der Erzieherinnen am Projekt „Bildung: elementar“ entwickelte sich die<br />

Kita zu einer Konsultationseinrichtung und steht seit Januar 2005 anderen interessierten<br />

Einrichtungen als Ansprechpartner zur Verfügung.<br />

Betreuungszahlen<br />

Die Kita umfasst eine Kapazität von max<strong>im</strong>al 120 Kindern, von denen 35 Krippenkinder und<br />

85 Kindergartenkinder aufgenommen werden können. Da diese Einrichtung seit 1996 den<br />

Titel „<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong>“ trägt, können ebenfalls 4 Kinder mit Behinderung betreut<br />

werden. Die Aufnahme von Kindern, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, ist jedoch<br />

aufgrund der Bauweise der Einrichtung nicht möglich.<br />

Gestaltung der Einrichtung<br />

Die Kinder werden in sechs Gruppen von 13 Erzieherinnen und 2 Heilpädagogen betreut. Die<br />

Gruppen sind aufgeteilt in 2 Krippengruppen mit Kindern <strong>im</strong> Alter von 0-2 Jahren, einer<br />

altersübergreifenden Gruppe <strong>im</strong> Alter von 2-3 Jahren und 3 Kindergartengruppen mit 3-6


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 71<br />

jährigen Kindern. Abgesehen von den Gruppenräumen stehen den Kindern zahlreiche<br />

Funktionsräume und Erlebnisbereiche in der Einrichtung zur Verfügung. Neben einer<br />

Bücherecke, Puppenstube oder Bibliothek mit Videos und DVDs können die Kinder in einem<br />

Kreativraum exper<strong>im</strong>entieren, in der Kinderküche Plätzchen backen oder sich einfach nur in<br />

einem Sinnesraum ausruhen.<br />

An den Gruppenraum der Krippenkinder grenzt eine große Terrasse an, die ohne Treppen zu<br />

erreichen ist und somit vorzugsweise von den kleinen Kindern genutzt werden kann. Dahinter<br />

erstreckt sich ein Spielplatz, der den Kindern viel Raum zum Toben bietet. Dieser ist mit<br />

Kletterburgen, Sandkästen, Schaukeln, Roller- und Dreiradrennstrecken, sowie mit vielen<br />

Büschen und Bäumen, die zum Verstecken einladen, ausgestattet.<br />

Im Kellerbereich befindet sich die Küche, in der eine technische Kraft die angelieferten<br />

Mahlzeiten für die einzelnen Gruppen aufteilt. Diese Mitarbeiterin ist ebenfalls für die<br />

Wäsche, den Abwasch und die Zubereitung von warmen Getränken zuständig.<br />

Tagesablauf<br />

Krippenbereich<br />

06.00 Uhr - 08.00 Uhr Sammelgruppe<br />

08.00 Uhr Frühstück<br />

09.00 Uhr - 11.00 Uhr Lernangebote<br />

Zwischenmahlzeit<br />

Freies Spiel/ Aufenthalt <strong>im</strong> Freien<br />

11.00 Uhr Mittag<br />

12.00 Uhr - 14.00 Uhr Mittagsruhe<br />

14.30 Uhr Kaffee<br />

15.00 Uhr - 17.00 Uhr Sammelgruppe<br />

Kindergartenbereich<br />

06.00 Uhr - 07.30 Uhr Sammelgruppe<br />

08.00 Uhr - 08.30 Uhr Frühstück<br />

08.30 Uhr - 09.00 Uhr Morgenkreis in den einzelnen Gruppen<br />

09.00 Uhr - 10.30 Uhr Angebote aus den unterschiedlichen Bildungsbereichen,<br />

in den Erlebnisbereichen und Gruppen<br />

11.00 Uhr - 12.00 Uhr Mittag<br />

12.00 Uhr - 14.00 Uhr Mittagsruhe<br />

14.30 Uhr Kaffee<br />

15.00 Uhr - 17.00 Uhr Sammelgruppe


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 72<br />

Des weiteren gibt es zusätzliche Angebote für den Kindergartenbereich, die von den Kindern<br />

in regelmäßigen Abständen während des Tagesverlaufs wahrgenommen werden können.<br />

Hierzu zählt das Schw<strong>im</strong>men in der Genthiner Schw<strong>im</strong>mhalle, welches 14 tägig für die<br />

angehenden Schulkinder angeboten wird. Weiterhin gibt es die „Kirchenmäuse“ , bei denen<br />

jeden Donnerstag Kinder ab drei Jahren Angebote mit christlichem Inhalt wahrnehmen<br />

können. Durch die Unterstützung eines Fremdanbieters besteht in der Einrichtung ebenfalls<br />

die Möglichkeit ab einem Alter von 3 Jahren Englischunterricht zu bekommen.<br />

6.2 Konzeption der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong><br />

In der ehemaligen DDR gab es sowohl für die Kinderkrippe als auch den Kindergarten<br />

vorgeschriebene Bildungspläne. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands konnte jede<br />

Einrichtung selbständig eine Konzeption für die pädagogische Arbeit entwickeln.<br />

Die aktuelle Konzeption der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> wurde auf Grundlage bereits vorhandener<br />

Konzeptionen der Einrichtung fortgeschrieben. Allerdings mussten aufgrund des neuen<br />

Bildungsprogramms viele Änderungen vorgenommen werden. Hierzu zählen unter anderem<br />

räumliche und personelle Modifikationen, sowie Änderungen der pädagogischen<br />

Arbeitsweise. Der Prozess des Fortschreibens wurde von zwei Mitarbeiterinnen geleitet und<br />

Änderungen, die sie mit dem Team besprachen, wurden von ihnen schriftlich in der<br />

Konzeption festgehalten. Be<strong>im</strong> Fortschreiben der Konzeption orientierten sie sich an<br />

Beispielen aus anderen Einrichtungen.<br />

In diesem Abschnitt soll die aktuelle Konzeption der Einrichtung näher untersucht werden.<br />

Dabei soll der Aufbau, die Inhalte und die graphische Darstellung beschrieben werden.<br />

Inhaltlicher Aufbau<br />

Die Konzeption ist in 7 Abschnitte gegliedert, die den Leitgedanken, Rahmenbedingungen,<br />

Tagesabläufe, Pädagogische Arbeit , Zusammenarbeit, Konsultationskonzept und den Anhang<br />

beinhalten. Da auf Rahmenbedingungen und die Tagesabläufe bereits eingegangen wurde,<br />

soll nun die pädagogische Arbeit mit den Zielen, Methoden und der Zusammenarbeit mit<br />

anderen Einrichtungen vordergründig sein.<br />

Am Anfang der Konzeption wird der Leitgedanke „N<strong>im</strong>m mich so, wie ich bin!“ kurz<br />

erläutert. Diese Aussage wird aus der Sicht eines Kindes erläutert und klingt wie eine Bitte an<br />

die Erwachsenen, die die Kinder be<strong>im</strong> Lernen unterstützen und ernst nehmen sollen.


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 73<br />

Darauf folgen die Rahmenbedingungen mit der Personalzusammensetzung und der Gestaltung<br />

des Hauses, sowie die Tagesabläufe. Da diese Aspekte bereits betrachtet wurden, wird nun<br />

auf den Inhalt des Abschnittes „Pädagogische Arbeit“ eingegangen.<br />

Weltwissen von Kindern<br />

Zu Beginn dieses Kapitels wird erläutert, welche Ziele die Einrichtung verfolgt. Dazu gehören<br />

neben Betreuung, Bildung und Erziehung vor allem die Begleitung und Unterstützung der<br />

Kinder bei Lern -und Bildungsprozessen Unter Berücksichtigung der Bildungsbereiche<br />

werden anschließend Erfahrungsbereiche des „Weltwissens“ von Donata Elschenbroich<br />

beschrieben, denen die Erzieherinnen der Einrichtung die größte Bedeutung be<strong>im</strong>essen.<br />

Dieses umfasst Erlebnisse und Erfahrungen, die Kinder bis zum Übergang in die Schule<br />

gemacht haben sollten. Diese Ausschnitte des „Weltwissens“ werden in der Konzeption mit<br />

Hilfe von vielen Beispielen sehr verständlich beschrieben. Im Folgenden werden diese<br />

genannt und kurz erläutert (vgl. Konzeption Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>, S. 10ff.):<br />

��Wer bin ich? Wo komme ich her?<br />

Dieser Bereich zielt darauf ab, dass das Kind bis zum Übergang in die Schule den<br />

eigenen Namen, das Alter, Wohnort und Straße kennt und Verwandtschaftsgrade wie<br />

Tante, Oma etc. best<strong>im</strong>men kann.<br />

��So bin ich!<br />

In diesem Bereich sollen vor allem Erfahrungen gesammelt werden, die den eigenen<br />

Körper und die Gesundheit betreffen. Kinder sollten ein Bewusstsein für ihren Körper<br />

entwickeln und lernen, eigene Bedürfnisse benennen zu können und zu wissen, wie sie<br />

befriedigt werden. Hierzu zählt auch, zu unterscheiden, inwieweit z.B. Berührungen<br />

noch angenehm sind und was unangenehm ist. Des weiteren sollten Kinder in diesem<br />

Bereich lernen, wie sie ihren Körper mit angemessener Kleidung und richtiger<br />

Ernährung gesund halten können. Neben den Erfahrungen, die Körper und Gesundheit<br />

betreffen, sind soziale Aspekte ebenfalls von Bedeutung. Verantwortung für sich zu<br />

übernehmen und in der Lage zu sein, selbst Entscheidungen zu treffen sind weitere<br />

Erfahrungen, die bis zum Schulübergang gesammelt werden sollten.<br />

��Hier lebe ich!<br />

In diesem Bereich geht es insbesondere darum, das Umfeld, in dem ein Kind aufwächst,<br />

beschreiben zu können. Kinder sollten verschiedene Institutionen aus ihrer Umgebung<br />

kennen und etwas über ihre Funktion lernen. „Wo befindet sich das nächste


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 74<br />

Krankenhaus?“ „Warum ist eine Feuerwehr <strong>im</strong> Ort wichtig?“ oder „Wo gibt es<br />

interessante Museen?“ sind Fragen, auf die Kinder während der Zeit zusammen mit den<br />

Erwachsenen eine Antwort suchen sollen. Zum Umfeld gehören allerdings nicht nur<br />

Gebäude, sondern vor allem auch Straßen und Autos. Es ist wichtig, dass Kinder die<br />

Gefahren kennen und lernen, wie sie sich <strong>im</strong> Straßenverkehr richtig verhalten.<br />

��Andere Menschen und ich!<br />

In diesem Bereich sollen soziale und kulturelle Kompetenzen gesammelt werden.<br />

Kinder sollten gelernt haben, andere Kinder zu respektieren und ihre Bedürfnisse ernst<br />

zu nehmen. Hierbei ist es von großer Bedeutung die Erfahrung zu machen,<br />

Kompromisse auszuhandeln und die Meinung anderer zu akzeptieren. Be<strong>im</strong> Aufstellen<br />

von Regeln sollten Kinder beteiligt werden, da sie die dabei Erfahrung machen,<br />

Angelegenheiten auszuhandeln, Streitgespräche zu führen und sich einigen zu können.<br />

Darüber hinaus sollten sie lernen, diese Absprachen zu achten und einzuhalten. Zu den<br />

kulturellen Erfahrungen zählen Traditionen, Feiern, Sprachen, Lieder und die<br />

Unterschiede zu Menschen aus anderen Ländern. Kinder sollten ein Interesse für andere<br />

Kulturen entwickeln und lernen die Unterschiede zu respektieren und zu würdigen.<br />

��So empfinde ich die Dinge!<br />

Das Sammeln ästhetischer Erfahrungen steht hier <strong>im</strong> Vordergrund. Sie sollen ein Gefühl<br />

für Kunst und Musik entwickeln und in diesen Bereichen kreativ tätig werden.<br />

Weiterhin sollten Kinder auch das Gefühl bekommen, dass z.B. ihre selbstgemalten<br />

Bilder von Erwachsenen geachtet und an besonderen Plätzen aufgehängt werden.<br />

��Ich entdecke, erlebe, erforsche die Natur!<br />

Kinder sollten unterstützt werden, selbst Antworten auf ihre Fragen suchen zu können.<br />

Dafür müssen sie Möglichkeiten erhalten, zu exper<strong>im</strong>entieren, um auf diese Weise<br />

Naturereignisse zu klären. Kinder sollten bis zum Übergang in die Schule gelernt haben,<br />

wie z.B. Gewitter, Schnee oder Hagel entsteht und was das Weltall und Planeten sind.<br />

��Ich systematisiere die Welt!<br />

Zu diesem Bereich zählen vor allem mathematische Grunderfahrungen.<br />

Mengenangaben, Relationen, Zusammenhänge sollten erkennbar und anwendbar sein.<br />

Um die Bedeutung von Geld und Kaufkraft kennen zu lernen, sollten Kinder die<br />

Möglichkeit erhalten, den richtigen Umgang damit zu üben.


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 75<br />

Situationsansatz<br />

„Lernziele und Lerninhalte werden nicht vorprogrammiert, sondern Lernen vollzieht sich auf<br />

dem Hintergrund von realen Erlebnissen und Lebenssituationen der Kinder in einer<br />

best<strong>im</strong>mten Kindergruppe“ (Konzeption Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>, S.13). Aus diesem Grund<br />

berücksichtigen die Mitarbeiterinnen der Einrichtung bei ihrer Arbeit den Situationsansatz.<br />

Die Beschreibung dieses Ansatzes erfolgte bereits an anderer Stelle (vgl. Kapitel 6.6.1).<br />

Teilöffnung<br />

Die Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> hat sich für eine Teilöffnung des Kindergartens entschieden. Was<br />

bedeutet Teilöffnung in der pädagogischen Arbeit? Offenheit bedeutet, dass das Kind zum<br />

„Selbstgestalter seiner Entwicklung“ wird und die Freiheit bekommt, seinen Bedürfnissen<br />

und Interessen selbstständig nachzugehen“ (vgl. Regel & Kühne, 2001, S. 22). Damit<br />

Offenheit des Kindergartens funktioniert, müssen einige Aspekte berücksichtigt werden.<br />

Neben den nötigen Vorbereitungen sollte beachtet werden, ob die Raumkonzeption und die<br />

Anzahl der Kinder einer Einrichtung für eine Öffnung der Gruppen geeignet ist. Die<br />

Mitarbeiterinnen haben ein Konzept für die Öffnung des Kindergartens ausgearbeitet und<br />

auch erste Versuche z.B. in Form von gemeinsamen Schlafräumen unternommen. Weiterhin<br />

wurde geplant, welche Funktionsräume eingerichtet werden sollten und es wurden zusammen<br />

mit den Kindern Tafeln und Kärtchen gebastelt, die deutlich machen sollten, wo sich das Kind<br />

den Tag über aufgehalten hat. Jedoch trat schnell das Problem auf, dass die Anzahl der Kinder<br />

zu groß war, so dass das Essen oder Schlafen weiterhin in den Stammgruppen stattfinden<br />

musste. Dies hatte wiederum zur Folge, dass nicht genügend Platz für die Funktionsräume zur<br />

Verfügung stand, wenn die Stammgruppen erhalten bleiben sollten. Da die sehr hohe Anzahl<br />

von Kindern, die in der Einrichtung <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> betreut werden, eine Umsetzung der<br />

Öffnung des Kindergartens erschwerte, haben sich die Mitarbeiterinnen vorerst nur für eine<br />

Teilöffnung entschieden.<br />

Diese versuchen sie umzusetzen, indem verschiedene Erlebnisbereiche für die Kinder zur<br />

Verfügung stehen und sie eigenständig entscheiden können, wo sie spielen, lernen oder sich<br />

ausruhen möchten. Der Unterschied zu einer vollständigen Öffnung liegt darin, dass die<br />

Kinder zwar eigenständig ihre Erlebnisbereiche wählen und somit ihren Interessen nachgehen<br />

können, dennoch zu einer Stammgruppe in ihrem jeweiligen Alter gehören und sich nach dem<br />

Tagesablauf der Stammgruppen richten.


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 76<br />

Integration<br />

Seit 1997 trägt die Einrichtung auch den Titel „integrative <strong>Kindertagesstätte</strong>“ und darf somit 4<br />

Kinder mit Behinderung aufnehmen. Allerdings ist hierbei die Aufnahme von Kindern, die<br />

auf einen Rollstuhl angewiesen sind, aufgrund der Bauweise der Einrichtung nicht möglich<br />

(vgl. Konzeption, S. 4).<br />

Die Betreuung der Kinder erfolgt in den Gruppen ihres jeweiligen Alters. Die Förderung<br />

erfolgt dabei entsprechend eines Förderplans, der mit Hilfe von Befunden des Amtsarztes,<br />

Kinderarztes und den psychologischen und medizinischen Gutachten der Heilpädagogen<br />

dieser Einrichtung erstellt wird. Dabei verläuft die Förderung unter dem Aspekt der<br />

Ganzheitlichkeit. Diese zielt auf die Einheit von Körper, Seele und Geist ab und erfolgt unter<br />

Berücksichtigung des sozialen Kontextes (vgl. ebd., S. 15).<br />

Die Förderung und Betreuung der Kinder mit Entwicklungsbeeinträchtigungen erfolgt in der<br />

Einrichtung nach Leitprinzipien, die die Mitarbeiterinnen erarbeitet haben. Diese beinhalten<br />

die gegenseitige Akzeptanz und partnerschaftliche, vertrauensvolle Basis zwischen dem Kind<br />

und dem Pädagogen. Die Mitarbeiterinnen möchten die Fähigkeiten, Interessen, Bedürfnisse<br />

und Wünsche jedes Kindes berücksichtigen und dementsprechend die Förderpläne für jedes<br />

Kind zusammen mit dem Kind entwickeln. Die Förderung und Betreuung soll nach dem<br />

Prinzip „miteinander“ statt „aneinander“ arbeiten erfolgen. Neben dem Ziel gerichteter<br />

heilpädagogischer Förderung soll dennoch genügend Raum für zweckfreies und<br />

selbstbest<strong>im</strong>mtes Leben bleiben. Bei der Förderung und Betreuung der Kinder arbeitet das<br />

Team mit Eltern, Fach- und Kinderärzten, Psychologen, Schule, Therapeuten, sowie dem<br />

sozialpädiatrischen Zentrum eng zusammen. Aufgrund dieser engen Zusammenarbeit können<br />

Entwicklungsauffälligkeiten frühestmöglich erkannt und eine Förderung gewährleistet werden<br />

(vgl. ebd., S. 15).<br />

„Hilf mir, es selbst zu tun!“<br />

Bei der Verwirklichung dieses Ziels gibt das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ eine<br />

Orientierung für die Mitarbeiterinnen. Grundlage für die Umsetzung des Programms ist die<br />

Beobachtung, Dokumentation und Analyse <strong>im</strong> Team. Ziel der systematischen Beobachtung ist<br />

das Erfassen der Lernbereitschaft der Kinder. Hier geht es nicht darum, zu erkennen, was ein<br />

Kind bereits kann, sondern herauszufinden, auf welche Weise es sich mit best<strong>im</strong>mten


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 77<br />

Aufgaben und Herausforderungen auseinandersetzt. Hierbei hilft der Leitsatz von Maria<br />

Montessori „Hilf mir, es selbst zu tun!“ Das Kind will damit sagen:<br />

„Zeig mir, wie es geht - tu es nicht für mich.<br />

Ich kann es selbst erfahren und ausprobieren.<br />

Hab Geduld, meine Wege zu begreifen – sie sind vielleicht länger,<br />

vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehr Versuche machen will.<br />

Bitte beobachte nur, greife nicht ein.<br />

Ich werde üben und Fehler machen, diese erkenne und korrigieren“ (Konzeption, S. 21).<br />

Dabei stellt sich die Beobachtung und die damit verbundene Zurückhaltung als ein<br />

schwieriger Lernprozess für die Erzieherinnen heraus.<br />

Damit die Einrichtung ein „Haus der Kinder“ wird, wollen die Erzieherinnen den Kindern<br />

Partner sein und ein Mitglied der Gruppe werden. Dazu gehört, dass das Verhältnis zwischen<br />

Kind und Erwachsenem vertrauensvoll ist und auf gegenseitigem Respekt basiert. Es ist<br />

wichtig, dass die Kinder merken, dass sie ernst genommen werden und sich geborgen und<br />

willkommen fühlen. Damit der Tag den Kindern gehört, sollen diese in die Besprechung und<br />

Planung von Vorhaben mit einbezogen werden (vgl. Konzeption, S. 21).<br />

Um den Kindern ein Partner zu sein und sie verstehen zu lernen, müssen die Erzieherinnen<br />

bereit sein, sich pädagogisch fortzubilden und Neues auszuprobieren. Mit Hilfe von<br />

Fachliteratur, regelmäßigen Teamsitzungen und Austausch mit anderen Einrichtungen will<br />

sich das Team der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> weiterentwickeln (vgl. ebd., S. 20).<br />

Zusammenarbeit mit Eltern und anderen Institutionen<br />

Damit lebensweltbezogen gearbeitet werden kann, ist es wichtig, dass das Umfeld der Kinder<br />

berücksichtigt wird. Hierfür ist der regelmäßige Kontakt zu den Eltern unverzichtbar.<br />

„Zielsetzung der Zusammenarbeit ist Familien ergänzend und nicht Familien ersetzend“<br />

(Konzeption, S. 22). Das bedeutet, dass zwischen den Eltern und Mitarbeiterinnen ein<br />

partnerschaftliches Verhältnis aufgebaut wird, in dem sich wechselseitig über die<br />

Entwicklung des Kindes informiert und beraten wird. Hierfür ist gegenseitiges Vertrauen,<br />

Offenheit und Respekt eine wichtige Vorraussetzung. Eltern und Erzieherinnen müssen für<br />

Probleme offen sein und gegenseitige Kritik annehmen können. Damit die Eltern ein Gefühl<br />

des Respekts und der Akzeptanz bekommen, sollten sie aktiv in die Gestaltung des


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 78<br />

Kindergartengeschehens einbezogen werden. Die Zusammenarbeit mit den Eltern in der Kita<br />

<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> gestaltet sich wie folgt:<br />

��Teilnahme am Kindergartenalltag<br />

��Kuratoriumsarbeit<br />

��Tür- und Angelgespräche<br />

��Informations- und Beratungsgespräche<br />

��Elternabende<br />

��Gruppennachmittage (Spiel- und Bastelnachmittage)<br />

��Elternbriefe<br />

��Geselliges Beisammensein (gemeinsame Vorbereitung und Durchführung)<br />

Neben dem Kontakt zu den Eltern erfolgt ebenfalls eine Zusammenarbeit mit Schulen, der<br />

Bibliothek, Sportvereinen, Feuerwehr, Polizei, Verkehrswacht und dem Wohngebiet.<br />

Gestaltung<br />

Die Konzeption ist übersichtlich gestaltet und aufgrund von kurzen präzisen Sätzen oder<br />

Stichpunkten leicht zu lesen und zu verstehen. Die einzelnen Inhalte werden verständlich<br />

dargelegt und mit Beispielen aus der Praxis unterstützt. Leider wird die graphische<br />

Darstellung von Fotos oder Kinderzeichnungen nur einmal angewandt. Die Konzeption würde<br />

durch das Einfügen mehrerer Bilder kindgerechter und somit ansprechender wirken. Die<br />

Konzeption beinhaltet mehrere Zitate, wodurch die Kernaussagen der einzelnen Themen<br />

nochmals hergehoben werden.<br />

6.3 Werdegang seit Projektbeginn von „Bildung: elementar“<br />

Die <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> bewarb sich <strong>im</strong> April 2003 für das Projekt „Bildung:<br />

elementar“ durch den Träger „Kinderbetreuungsverein Regenbogen e.V.“ be<strong>im</strong><br />

Landesjugendamt. Die Auswahl für die später am Projekt beteiligten <strong>Kitas</strong> wurde nach<br />

folgenden Kriterien getroffen:<br />

��Konzept vom Träger und Einrichtung<br />

��Verschiedene Standorte der Einrichtung<br />

��Vielfältigkeit vom Träger (vgl. Konsultationskonzept, S.6)<br />

Bei der Auswahl war es wichtig, dass die <strong>Kitas</strong>, die am Projekt teilnehmen sollen, sehr<br />

unterschiedlich sind. Eine Einrichtung betreut besonders viele Kinder aus sozial schwachen


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 79<br />

Familien und die Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> wiederum ist eine integrative Tagesstätte. Das sind<br />

Merkmale, nach denen letztendlich folgende 4 Einrichtungen vom Landesjugendamt für das<br />

Projekt „Bildung: elementar“ ausgewählt wurden:<br />

��Kita „Froh-Sinn“ in Halle<br />

��Kita „Spatzennest“ in Wolfen<br />

��Kita „ Regenbogen“ in Wernigerode<br />

��<strong>Integrative</strong> Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> in Genthin<br />

Am Projekt nahmen von den damals 17 Mitarbeiterinnen 5 Kolleginnen der Kita <strong>„Käthe</strong><br />

<strong>Kollwitz“</strong> nicht aktiv teil, was bedeutet, dass diese Mitarbeiterinnen nicht bei Werkstatttreffen<br />

anwesend waren. Da viele dieser Treffen am Wochenende oder abends stattfanden, wollten 5<br />

Mitarbeiterinnen aus familiären Gründen nicht teilnehmen. Das bedeutet allerdings nicht, dass<br />

sie das gesamte Projekt und das Bildungsprogramm ablehnten. Diese Mitarbeiterinnen<br />

bekamen Erfahrungen und Kenntnisse der anderen Kolleginnen übermittelt und versuchten<br />

genau wie alle anderen, das neue Wissen praktisch umzusetzen. Weiterhin übernahmen sie<br />

teilweise den Dienst von Mitarbeiterinnen, wenn die Treffen in den Werkstätten an<br />

Nachmittagen stattfanden.<br />

Um das neue Bildungsprogramm opt<strong>im</strong>al umsetzen zu können, wurden in der Einrichtung<br />

bereits nach kurzer Zeit Umgestaltungen in den Gruppen vorgenommen und es entstanden<br />

erste Funktionsbereiche.<br />

6.3.1 Projektphasen 5<br />

Das Projekt verlief in zwei Phasen, die jeweils verschiedene Ziele verfolgten. Die erste<br />

Projektphase von Juni 2003 bis April 2004 zielte vor allem auf eine Qualifizierung der<br />

pädagogischen Arbeit ab, mit dem Blick auf eine kindzentrierte Pädagogik. Weiterhin wurden<br />

die Erzieherinnen befähigt mit dem eigenen Team und mit Kollegen aus anderen beteiligten<br />

Einrichtungen in einen fachlichen <strong>Dialog</strong> zu treten. Die gesamte erste Phase mit allen<br />

Diskussionen und Fragen der Erzieherinnen sollte zur Entwicklung des Entwurfs „Bildung als<br />

Programm“ beitragen.<br />

5<br />

Die folgenden Erläuterungen erfolgen in Anlehnung an Expertinnengespräche und an das Konsultationskonzept<br />

der KiTa <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> .


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 80<br />

Die zweite Projektphase vollzog sich <strong>im</strong> Zeitraum von Mai 2004 bis Dezember 2004 und<br />

zielte insbesondere darauf ab, die bestehende Konzeption der Kita fortzuschreiben und in der<br />

eigenen Einrichtung zu realisieren. Ein weiteres Ziel war die Entwicklung der Kita zu einer<br />

Konsultationseinrichtung <strong>im</strong> Jahr 2005. Dafür arbeiteten die Mitarbeiterinnen in der zweiten<br />

Hälfte des Projektes ein Konzept aus, welches Konsultationsaufgaben für ein „Haus des<br />

Lernens“ für Erwachsene und Kinder beinhaltete. Im Folgenden sollen die beiden Phasen<br />

näher erläutert werden.<br />

1.Phase<br />

Die Erzieherinnen der Einrichtung wurden in dieser Phase von wissenschaftlichen<br />

Mitarbeitern der Universität Halle geschult und betreut. Dies erfolgte in Form von Bildungsund<br />

Gesamtwerkstätten und zwei Bildungsfahrten.<br />

Bildungswerkstätten<br />

Dieser Begriff bezeichnet die Betreuung und Schulung der jeweiligen Erzieherinnen einer<br />

Einrichtung vor Ort. Zwei wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität Halle versuchten bei<br />

11 Besuchen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> zusammen mit den Erzieherinnen verschiedene<br />

Inhalte zu bearbeiten. Die Treffen in den Bildungswerkstätten beinhalteten unter anderem<br />

Themen, wie das „Weltwissen“ von Kindern, das Erarbeiten von Projekten, die Durchführung<br />

eines Computerkurses, sowie die systematische Beobachtung. Da das Beobachten eine<br />

besonders hohe Anforderung an die Erzieherinnen stellt, wurde dieses Thema sehr ausführlich<br />

bearbeitet. Zusammen mit den am Projekt beteiligten Mitarbeiterinnen wurden<br />

Forschungsfragen erarbeitet, Beobachtungsbögen entworfen und das Verfassen erster<br />

Dokumentationen eingeübt. Das Beobachten von Kindern erfolgte zunächst anhand von<br />

Videoanalysen, die die wissenschaftlichen Mitarbeiter aus Halle <strong>im</strong> Verlauf eines Tages<br />

zusammenstellten. Die Erzieherinnen wurden aufgefordert, das aufzuschreiben, was sie <strong>im</strong><br />

Verlauf des Videos beobachten konnten. Anschließend daran wurde das Beobachtete<br />

zwischen allen Beteiligten ausgetauscht. Hierbei wurde die Erfahrung gemacht, dass jeder<br />

Einzelne unterschiedliche Aspekte beobachtete und einige Ereignisse sogar verfälscht<br />

wahrgenommen wurden. Zum Abschluss dieses Vorgangs wurde das Video ein zweites Mal<br />

angesehen und die Erzieherinnen berichtigten in der Gruppe ihre vorherigen Aussagen. Aus<br />

Berichten von Beteiligten geht hervor, dass dieser Vorgang sehr bedeutend war, da ihnen<br />

deutlich geworden ist, wie ungenau beobachtet wurde und teilweise Aspekte zugefügt oder<br />

verfälscht wurden.


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 81<br />

Gesamtwerkstätten<br />

Bei diesen Treffen wurden die am Projekt beteiligten Einrichtungen besichtigt. Die jeweiligen<br />

Mitarbeiterinnen stellten sich und ihre Einrichtung vor und es konnten Anregungen für die<br />

eigene Arbeit gesammelt werden. Neben vielen Gruppengesprächen und Videoanalysen fand<br />

ein Erfahrungsaustausch über die bisher erfolgte Umsetzung des Bildungsprogramms statt.<br />

Des weiteren wurden Vorträge von verschieden Referenten gehört und einige Themen in<br />

Kleingruppen bearbeitet. Folgende Inhalte wurden dabei näher betrachtet:<br />

��Was versteht man unter einer „Konsultationskita“?<br />

��Konflikte als soziales Lernen beobachten<br />

��Was lernen Kinder <strong>im</strong> Krippenalter?<br />

��„Frühes Lernen“ <strong>im</strong> Bildungsprogramm für Sachsen-Anhalt<br />

��„Soziales Lernen“<br />

Ziele dieser Gesamtwerkstätten waren zum einen der Erwerb neuer Kenntnisse durch<br />

verschiedene Vorträge und zum anderen der Austausch über Probleme, die während der<br />

Umsetzung auftraten und Fortschritte, die beobachtet werden konnten. Des weiteren war es<br />

für die Erzieherinnen interessant, die Einrichtungen kennen zu lernen, die ebenfalls am<br />

Projekt „Bildung: elementar“ beteiligt waren. Vor Ort erhielten sie verschiedene Anregungen<br />

über Änderungen, die in der eigenen Kita vorgenommen werden könnten, um das<br />

Bildungsprogramm besser umzusetzen.<br />

Bildungsfahrten<br />

Die beteiligten Erzieherinnen unternahmen ihre Bildungsfahrt jeweils in zwei Gruppen nach<br />

Berlin und Hamburg. In diesen Städten wurden weitere Kindereinrichtungen verschiedener<br />

Träger besichtigt. Ziel dieser Bildungsfahrt war der Erfahrungsaustausch der Erzieherinnen<br />

über ihre pädagogische Arbeit. Weiterhin erhielten sie Informationen über Bildungsinhalte,<br />

Konzeptionen und die Organisation der jeweiligen Einrichtung.<br />

Die erste Projektphase wurde mit einer Abschlussveranstaltung in Halle mit Teilnehmern aus<br />

Politik, Wirtschaft und pädagogischen Bereichen beendet. Inhalt dieser Veranstaltungen<br />

waren Präsentationen der 4 beteiligten Einrichtungen zu dem neuen Erziehungsprogramm und<br />

eine Diskussionsrunde zu deren Umsetzung unter Leitung einer Journalistin.


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 82<br />

2.Phase:<br />

In der zweiten Hälfte des Projektes besuchten die wissenschaftlichen Mitarbeiter der<br />

Universität Halle nochmals die jeweiligen Einrichtungen und machten auf noch vorhandene<br />

Problemfelder aufmerksam. Zusammen mit den Erzieherinnen wurden diese besprochen und<br />

entsprechende Lösungswege erarbeitet. Zudem wurden Teilziele formuliert, die in einem<br />

best<strong>im</strong>mten Zeitrahmen erreicht werden sollten.<br />

Weiterhin zielte die zweite Phase darauf ab, die Kita und die pädagogischen Mitarbeiterinnen<br />

auf die Aufgabe als Konsultationseinrichtung vorzubereiten. Sie wurden mit dem Begriff und<br />

der Vorgehensweise bei Konsultationen vertraut gemacht. Zum Abschluss dieser Phase erhielt<br />

jede pädagogische Mitarbeiterin ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme am Projekt<br />

„Bildung: elementar“.<br />

Während der Projektarbeit wurden neben den Werkstatttreffen Experten-, Multiplikatorenund<br />

Konsultationsgruppen gegründet, in denen jeweils Mitarbeiterinnen der Einrichtung<br />

vertreten waren. Im Folgenden werden diese Begriffe kurz erläutert.<br />

Expertengruppe<br />

Die Expertengruppen bestanden aus Vertreter von Trägern und Fachpolitik, Wirtschaft,<br />

Ausbildung und Praxisberatung, sowie Eltern, pädagogische Fachkräfte, Behörden,<br />

Wissenschaftler und Vertreter der jeweiligen Konsultationseinrichtungen.<br />

Inhalt dieser Treffen war die wissenschaftliche Bearbeitung des Programmentwurfes.<br />

Innerhalb von kleinen Arbeitsgruppen, die sich aus den verschiedenen Vertretern<br />

zusammensetzten, wurden verschiedene Themen bearbeitet. Ziel dieser Treffen sollte die<br />

Überarbeitung des Bildungsprogramms sein, wobei die Meinungen und Wünsche der<br />

einzelnen Vertreter berücksichtigt werden sollten. Nach Aussagen einer Teilnehmerin der<br />

Expertentreffen bestand jedoch wenig Mitspracherecht. Viele Erzieherinnen wünschten sich<br />

ein Bildungsprogramm, welches weniger Fachtermini enthielt und somit verständlicher wäre.<br />

Auch der Wunsch nach mehr Praxisanleitungen wurde nicht berücksichtigt. Eigentlich sollte<br />

ein Programm zusammen mit Vertretern aus verschiedenen Bereichen ausgearbeitet werden,<br />

damit es so nah wie möglich an der Praxis angelehnt ist, doch es stellte sich heraus, dass der<br />

sogenannte Entwurf kaum verändert wurde.


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 83<br />

Multiplikatorengruppe<br />

In der Multiplikatorengruppe waren wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität Halle und<br />

Vertreterinnen aus <strong>Kitas</strong> verschiedener Landkreise vertreten, die sich das Ziel gesetzt haben,<br />

Konsultationseinrichtung zu werden. Bei diesen Treffen wurden Erfahrungen bei der<br />

Umsetzung des Programms in die pädagogische Arbeit ausgetauscht. Des weiteren wurde<br />

besprochen, dass es wichtig ist, die Rahmenbedingungen jeder einzelnen Einrichtung zu<br />

beachten. Dabei wurde deutlich gemacht, dass eine Umsetzung aufgrund von fehlender Zeit<br />

oder fehlendem Personal erschwert werden kann.<br />

Konsultationsgruppe<br />

Die Multiplikatorengruppe teilte sich <strong>im</strong> Projektverlauf in Konsultationsgruppen auf. Diese<br />

besuchten, die am Projekt beteiligten <strong>Kitas</strong> und wurden vor Ort über Schwierigkeiten und<br />

Erfolge bei der Umsetzung von „Bildung: elementar“ informiert.<br />

6.3.2 Konsultationseinrichtung<br />

Seit Januar 2005 gibt die Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> als Konsultationseinrichtung ihre praktischen<br />

Erfahrungen in der pädagogischen Arbeit mit dem Bildungsprogramm an interessierte<br />

Einrichtungen weiter. Für diese Aufgabe arbeiteten die Mitarbeiterinnen ein Konzept aus, an<br />

dem sich die Mitarbeiterinnen bei der Durchführung von Konsultationen orientieren. Inhalte<br />

dieses Konzeptes sind das Vorstellen der Tagesstätte, die Mitarbeit am Projekt „Bildung:<br />

elementar“, Presseveröffentlichungen, Bildmaterial und Feedback über bereits abgehaltene<br />

Konsultationen, sowie die Konzeption der Einrichtung und das Bildungsprogramm.<br />

Die Konsultationen werden von zwei pädagogischen Mitarbeiterinnen und der Leiterin der<br />

Kita abwechselnd nach Terminabsprache durchgeführt. Ein Konsultationstag umfasst 4<br />

Stunden und ist wie folgt organisiert:<br />

09.00 Uhr – 09.30 Uhr Begrüßung durch die Leiterin der Einrichtung<br />

-Vorstellen aller Teilnehmenden<br />

09.30 Uhr – 11.30 Uhr Rundgang durch das Haus<br />

-Einblick in die pädagogische Arbeit mit den Kindern<br />

-Gespräche mit Mitarbeiterinnen des Hauses über die<br />

Umsetzung des Bildungsprogramms


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 84<br />

11.30 Uhr – 11.45 Uhr kurze Pause<br />

11.45 Uhr – 13.00 Uhr Gesprächsrunde der Konsultationsteilnehmer<br />

-mit Inhalt über Angaben des Hauses durch die Leiterin<br />

(Konzept, Kapazität, Belegung, Träger etc.)<br />

-kurze Informationen über den Werdegang des Projektes<br />

(Erfahrungen, Probleme, Ziele, Erfolge etc.)<br />

-Diskussionsrunde zu Fragen, Meinungen und Eindrücken der<br />

Besucher<br />

-Feedbackrunde der Teilnehmer mit Schlussfolgerungen für ihre<br />

eigene Arbeit und für die weiteren Konsultationen (vgl.<br />

Konsultationskonzept, S. 4f.)<br />

In den Konsultationen wird den interessierten Teilnehmern von den Mitarbeiterinnen der Kita<br />

<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> Wissen über das Bildungsprogramm vermittelt. Darüber hinaus bekommen<br />

die Teilnehmerinnen Informationsmaterial zu verschiedenen Themenbereichen der<br />

elementaren Bildung. Dabei handelt es sich um Materialien, die die Einrichtungen, die am<br />

Projekt beteiligt waren, erhielten. Zudem wird über Erfahrungen, Probleme und Erfolge bei<br />

der Umsetzung des Programms in die eigene pädagogische Arbeit berichtet. Abschließend<br />

wird den Teilnehmerinnen der Konsultation ein Feedbackbogen ausgehändigt, in dem kurz<br />

geschildert werden soll, was besonders positiv aufgefallen ist oder was verbessert werden<br />

könnte. Die Mitarbeiterinnen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> erhalten somit Eindrücke aus einem<br />

anderen Blickwinkel und können daraufhin ihre pädagogische Arbeit reflektieren und<br />

gegebenenfalls Veränderungen vornehmen.<br />

6.3.3 Weiterentwicklung zum Kompetenzzentrum<br />

Seit Januar 2006 verfolgt die Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> das Ziel, sich bis Dezember 2007 zum<br />

Kompetenzzentrum weiterzuentwickeln. In Form von Konsultationen werden Erfahrungen bei<br />

der Umsetzung des Bildungsprogramms weitergegeben. Dabei berichten Mitarbeiterinnen<br />

über Erfolge und Probleme, die dabei aufgetreten sind. In dieser Entwicklungsphase möchte<br />

sich die Einrichtung auf das gemeinsame Erforschen des „Weltwissens“ durch<br />

Selbstlernprozesse, Beobachtung und Dokumentation spezialisieren.<br />

Die Einrichtung wird bei dieser Entwicklung von zwei wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen<br />

unterstützt. Auf dem Weg der Qualifizierung zum Kompetenzzentrum sollten folgende


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 85<br />

Teilziele in der Einrichtung erreicht werden. Diese erfolgen in Anlehnung an Empfehlungen<br />

des Landesjugendamtes von März 2006.<br />

Entscheidungskompetenz und Verantwortung des Trägers stärken<br />

Der Träger unterstützt das Projekt und übern<strong>im</strong>mt die entscheidende Verantwortung über den<br />

Verlauf und Ergebnisse. Durch regelmäßige Reflexionen mit der Kita-Leitung und den<br />

wissenschaftlichen Beratern soll die aktuelle Situation der Einrichtung analysiert werden.<br />

Dafür ist zu erarbeiten, welche Ziele erreicht werden müssen, welche Veränderungen dafür<br />

nötig sind und welche Ressourcen zur Verfügung stehen. Dabei müssen jedoch stets<br />

personelle, sachliche, räumliche und organisatorische Rahmenbedingungen berücksichtigt<br />

werden.<br />

Des weiteren sollte der Träger der Einrichtung Kontakte in der Öffentlichkeit knüpfen, um<br />

diese mit dem Projekt und der Entwicklungsaufgabe bekannt zu machen.<br />

Qualität von Kita-Leitung weiterentwickeln und Leitungskompetenz stärken<br />

Die Leiterin der Einrichtung trägt eine entscheidende Mitverantwortung für den<br />

Projektverlauf und –ergebnisse. Sie berät zusammen mit den wissenschaftlichen Beratern die<br />

konkreten Arbeitsschritte und macht offen auf Probleme jeglicher Art aufmerksam. Hierfür<br />

soll sie Lösungsstrategien erarbeiten, die dann dem Träger und den wissenschaftlichen<br />

Betreuern zu unterbreiten sind.<br />

Entwicklungsaufgabe finden und kreativ bearbeiten<br />

Die Mitarbeiter der Einrichtung sollen reflektieren, in welchen Bereichen ihrer pädagogischen<br />

Arbeit gute Erfahrungen gesammelt wurden und auf welchem Fachgebiet sie sich bis Ende<br />

2007 spezialisieren können. Dabei ist zum einen zu beachten, wie die Bildungsentwicklung<br />

der Kinder gefördert wird und zum anderen, wie sich die Qualität der gemeinsamen<br />

pädagogischen Arbeit dadurch verbessert. Zudem ist zu beachten, dass realistische Ziele<br />

gesetzt werden, die von den Erzieherinnen erreichbar sind.<br />

Qualität der pädagogischen Arbeit des Teams weiterentwickeln und die pädagogische<br />

Professionalität jeder Erzieherin stärken<br />

Die Stärken und Ressourcen jeder einzelnen Erzieherin sollen gemeinsam herausgearbeitet<br />

und gezielt eingesetzt werden. Dabei sollte jede Mitarbeiterin ihre pädagogische Arbeit


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 86<br />

realistisch reflektieren und herausstellen, ob Fortbildungsbedarf besteht, welche Erwartungen<br />

an jeden gestellt werden und ob sie diesen auch gerecht werden können. Ziel ist es, das<br />

gesamte Team als „Kompetenzteam“ zu stärken.<br />

Eltern als Bildungspartner ihrer Kinder respektieren und stärken<br />

Damit Eltern das Gefühl haben, Mitspracherecht zu haben und sich eine Partnerschaft<br />

zwischen ihnen und den pädagogischen Kräften entwickeln kann, ist die Transparenz der<br />

Einrichtung unabdingbar. Eltern sollten in das Projekt einbezogen und über Verlauf und<br />

Zwischenergebnisse informiert werden. Um die Einstellungen, Erwartungen und Wünsche der<br />

Mütter und Väter zu diesem Projekt herausstellen zu können, sollten diese anhand von<br />

Fragebögen oder Elterngesprächen dokumentiert werden.<br />

Öffentlichkeit herstellen für das Projekt<br />

Das Projekt muss in der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden, damit einerseits Kontakt zu<br />

weiterführenden Hilfen geschlossen wird und andererseits die Mitarbeiter der Einrichtung als<br />

kompetente Bildungspartner der Eltern und Kinder anerkannt werden. Des weiteren sollen<br />

„Bildungsdialoge“ mit Elternvertretungen, Schulen, Familienbildungseinrichtungen,<br />

Jugendamt und Ausbildungsstätten organisiert werden, bei denen Erzieherinnen,<br />

Universitäten und Fachhochschulen über ihre Erfahrungen in der Elementarbildung berichten.<br />

Fachliche/ Wissenschaftliche Begleitung gezielt einsetzen<br />

Die fachliche/wissenschaftliche Begleitung hat eine unterstützende, jedoch keine vorgebende<br />

Funktion. Die Betreuerin vermittelt Know-How und fachliche Kompetenzen, jedoch muss<br />

dieses Wissen eigenverantwortlich und gezielt von den Erziehrinnen eingesetzt werden.<br />

Neben fachlicher Begeleitung können auch Fortbildungen <strong>im</strong> Rahmen der Finanzmittel<br />

eingesetzt werden.<br />

Fachliche Anforderungen an Kompetenzzentren elementarer Bildung <strong>im</strong> Auge behalten<br />

Die pädagogischen Mitarbeiterinnen eines Kompetenzzentrums sollten stets <strong>im</strong> Auge<br />

behalten, dass sie ein besonderes Engagement, Interesse und Offenheit aufbringen müssen.<br />

Sie sollen Erfahrungen und Erkenntnisse aus der eigenen Arbeit mit dem Bildungsprogramm<br />

in der Öffentlichkeit bekannt machen und kompetent vertreten. Dafür sind erweitertes<br />

Fachwissen und besondere Kompetenzen jeder Erzieherin notwendig.


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 87<br />

6.3.4 Vergleich Konsultationseinrichtung und Kompetenzzentrum<br />

Zunächst fällt es schwer einen konkreten Unterschied zwischen dem Begriff<br />

„Konsultationseinrichtung“ und „Kompetenzzentrum“ zu erkennen. Als Kompetenzzentrum<br />

hat sich die Einrichtung jedoch neben den anderen Bereichen auf ein Fachgebiet spezialisiert.<br />

In diesem Fall ist es das Herausarbeiten von Erfahrungsbereichen, die Kinder interessieren,<br />

anhand von Beobachtung und Dokumentation. Andere Einrichtungen wollen sich z.B. auf<br />

„Bildung <strong>im</strong> Krippenalter“ oder „Sprachentwicklung“ spezialisieren. Als<br />

Konsultationseinrichtung geben die Mitarbeiterinnen noch Fachwissen zum<br />

Bildungsprogramm weiter, welches ihnen während des Projektes selbst vermittelt wurde. Als<br />

Kompetenzzentrum sollen dann Erfahrungen, die während der gesamten Umsetzung gemacht<br />

wurden ausgetauscht. Die Erzieherinnen sollen kompetente Ansprechpartner zu dem<br />

Fachgebiet werden, auf dem sie sich momentan noch spezialisieren.<br />

6.3.5 Resümee<br />

Der Werdegang der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> zeigt deutlich, wie sich die Mitarbeiterinnen und<br />

mit ihnen zusammen die gesamte Einrichtung weiterentwickelt hat. Wie bereits in Abschnitt<br />

5.4 erläutert wurde, ist es das Ziel der Organisationsentwicklung, die Qualität der<br />

pädagogischen Arbeit zu verbessern, indem die Einrichtung selbst zu einer „lernenden<br />

Organisation“ wird. Durch die Teilnahme an den Werkstatttreffen lernten die Erzieherinnen<br />

nicht nur andere Einrichtungen und Arbeitsweisen kennen, sondern lernten vor allem sich<br />

selbst kennen. Jede einzelne Mitarbeiterinnen begann durch die Beteiligung am Projekt,<br />

eigenes Wissen und die eigene pädagogische Tätigkeit zu reflektieren und neu zu gestalten.<br />

Doch nicht nur Selbstreflexion, sondern auch die Auseinandersetzung mit den Kolleginnen<br />

trug <strong>im</strong> Wesentlichen zur Qualitätsentwicklung der Einrichtung bei. Sowohl durch den<br />

Austausch von pädagogischem Wissen, als auch den Diskussionen darüber, bekamen die<br />

Kolleginnen untereinander ein Gefühl der Zusammengehörigkeit.<br />

Zu Beginn der einzelnen Treffen in den Werkstätten stellten alle Erzieherinnen ihre<br />

Einrichtung anhand einer kreativen Darstellung auf einem Plakat vor. Diese Gruppenaufgabe<br />

verlangte nicht nur Kooperation unter den Kolleginnen, sondern zielte ebenfalls darauf ab,<br />

sich mit der eigenen Kita zu identifizieren und sich als Teil eines Ganzen zu fühlen.<br />

Qualitätsentwicklung gelingt nur, wenn sich die Mitarbeiterinnen mit ihrer Arbeitsweise und<br />

der Einrichtung in der sie tätig sind, identifizieren können.


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 88<br />

Aufgrund dieses Projekts verbesserte sich nicht nur die Qualität der pädagogischen Arbeit,<br />

sondern mit ihr auch die Zusammenarbeit der Kolleginnen. „Ich als Leiterin habe gesehen,<br />

wie sich die Kolleginnen positiv weiterentwickelt haben. Ihr Blick war weiter geöffnet, nicht<br />

mehr nur auf die eigene Gruppe gerichtet. Das Team ist auch zusammengewachsen. (vgl.<br />

Interview 3, Frage 7). Die einzelnen Erzieherinnen arbeiten nun gruppenübergreifend und<br />

unterstützen sich gegenseitig. Die Mitarbeiterinnen sehen nicht mehr nur sich, ihren<br />

Gruppenraum und ihre Kinder, sondern versuchen gemeinsam das Bildungsprogramm in der<br />

gesamten Einrichtung opt<strong>im</strong>al umzusetzen.<br />

Die Verbesserung der Teamzusammenarbeit geht einher mit der Problemlösefähigkeit der<br />

Erzieherinnen. Zusammen überlegen die Kolleginnen, in welchen Bereichen ihrer Arbeit<br />

Veränderungen notwendig sind, formulieren gemeinsame Ziele und versuchen diese als Team<br />

zu erreichen. Die Selbständigkeit und Zusammengehörigkeit der Mitarbeiterinnen wird durch<br />

folgenden Interviewausschnitt nochmals verdeutlicht: „Sie überlegten sich selbst, wie das<br />

Programm am besten <strong>im</strong> Haus umgesetzt werden könnte. Sie haben selbst Überlegungen<br />

angestellt, ohne darauf zu warten, dass die Leiterin etwas vorgibt. Das fand ich so gut, dass<br />

alles von den Kolleginnen kam“ (vgl. Interview 3, Frage 7).<br />

„Wir haben <strong>im</strong>mer gedacht, wir müssen doch mal was verändern, aber wir hatten schon<br />

längst etwas verändert, nämlich indem wir uns verändert haben“ (vgl. Interview 3, Frage 9).<br />

Die Reflexion der eigenen pädagogischen Tätigkeit befähigte die Mitarbeiterinnen, alte<br />

Arbeitsweisen zu überprüfen und neu zu gestalten. Diese Entwicklung trug sowohl zur<br />

Professionalisierung der einzelnen Kolleginnen, als auch zur Qualitätsentwicklung der<br />

Einrichtung bei.<br />

6.4 Schwierigkeiten bei der Umsetzung<br />

Bei der Umsetzung des Bildungsprogramms in die eigene pädagogische Arbeit sollten stets<br />

die Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Die Erzieherinnen sollten sich bewusst sein,<br />

dass Ziele aufgrund von fehlender Vor- und Nachbereitungszeit oftmals nicht so schnell, wie<br />

erwartet umgesetzt werden können. In der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> traten ebenfalls einige<br />

Hindernisse auf, die den Prozess der Umsetzung beeinflussten. Probleme, die auftraten und<br />

die Erzieherinnen manchmal entmutigten werden <strong>im</strong> Folgenden kurz erläutert: 6<br />

6 Diese Aussagen erfolgen in Anlehnung an ein Interview mit der Leiterin der KiTa <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>, Erika<br />

Vogt, welches am 03.August 2006 durchgeführt wurde.


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 89<br />

6.4.1 Stundenreduzierung<br />

Mit der Verabschiedung des neuen KiFöG 2002 änderte sich der Rechtsanspruch auf einen<br />

Kita-Platz. Im alten Betreuungsgesetz wurde festgelegt, dass jedes Kind Anspruch auf eine<br />

tägliche Betreuungszeit von 10 Stunden hat. Mit dem neuen KiFöG trat eine Einschränkung<br />

für Eltern, bei denen ein Elternteil nicht erwerbstätig ist, in Kraft. Die tägliche Betreuungszeit<br />

der Kinder beträgt in diesem Fall nur noch 5 Stunden (vgl. KiFöG, 2003, §3).<br />

Aufgrund dieser Änderung wurden neben den Betreuungsstunden auch die Arbeitsstunden der<br />

Erzieherinnen reduziert. Da keine Mitarbeiterin der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> gekündigt werden<br />

sollte, beschloss der „Kinderbetreuungsverein Regenbogen e.V.“ ab 01. April 2004 die<br />

Arbeitszeit von 30 auf 22 Wochenstunden zu reduzieren. Folglich blieb nun noch weniger<br />

Zeit für den Realisierungsprozess von „Bildung: elementar“. „Wir möchten eigentlich schon<br />

viele Dinge machen, aber uns fehlt leider oft die Zeit, um diese Dinge noch intensiver<br />

umzusetzen. Wir haben nur diese 5 Stunden, um mit dem Kind zusammenzuarbeiten. Vor- und<br />

Nachbereitungen müssen größtenteils alles nach Feierabend erledigt werden und das ist nicht<br />

so gut. Ich kann von den Kolleginnen nicht alles nach Feierabend erwarten, schließlich hat<br />

jeder auch eine eigene Familie. Wenn wir Vor- und Nachbereitungszeit kriegen würden, dann<br />

würde jeder noch vorbereiteter und noch motivierter an seine Arbeit rangehen“ (vgl.<br />

Interview 3, Frage 7).<br />

6.4.2 Trägerwechsel<br />

Zum Zeitpunkt der Bewerbung für das Projekt „Bildung: elementar“ war der<br />

„Kinderbetreuungsverein Regenbogen e.V.“ der Träger dieser Einrichtung. Aus finanziellen<br />

Gründen konnte dieser Verein <strong>im</strong> April 2004 jedoch nicht länger die Trägerschaft für die Kita<br />

<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> übernehmen. Nach einiger Zeit entschied sich die „Johanniter-Unfallhilfee.V.<br />

Kreisverband Magdeburg/ Schönebeck“, diese Aufgabe ab sofort zu übernehmen.<br />

Aufgrund des Trägerwechsels mussten vorerst die Rahmenbedingungen besprochen und<br />

finanzielle und personelle Fragen geklärt werden.<br />

Die JUH engagierte sich ebenfalls für das Projekt „Bildung: elementar“ und unterstützte die<br />

Kita <strong>im</strong> Projektverlauf. Vorerst jedoch nahm es etwas Zeit in Anspruch, da sich dieser Verein<br />

zunächst mit dem Bildungsprogramm vertraut machen musste. „Der neue Träger wollte uns<br />

schon voll unterstützen, aber er musste sich auch erst mit dem Programm vertraut machen.<br />

Und der neue Träger war auch nicht von Anfang an dabei und da geht dann auch viel<br />

verloren. Das habe ich ja selbst auch gemerkt“ (vgl. Interview 3, Frage 8).


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 90<br />

Durch Schließung einer anderen Kindertageseinrichtung der JUH in Genthin, wurden ab<br />

Dezember 2004 zusätzlich 37 Kinder, 3 Erzieherinnen und 1 Hausmeister in die Einrichtung<br />

<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> integriert. Daraus resultierte eine Änderung der bisherigen Raum- und<br />

Gruppenstruktur. Die Aufgabenverteilung, sowie die Zusammensetzung der Kolleginnen in<br />

den Gruppen musste aus diesem Grund neu überdacht werden. Aufgrund von Baumaßnahmen<br />

in einer anderen Einrichtung desselben Trägers in Genthin wurden <strong>im</strong> darauffolgenden Jahr<br />

vom Oktober bis November 24 weitere Kinder und 3 Erzieherinnen vorübergehend in der<br />

<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> untergebracht. Für diese Kindergruppe wurde ein Gruppenraum zur<br />

Verfügung gestellt, was ein engeres Zusammenrücken der übrigen Kinder und Erzieherinnen<br />

zur Folge hatte.<br />

6.4.3 Veränderung der Teamzusammensetzung<br />

Im September und Oktober 2005 wurden 4 Kolleginnen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> in<br />

umliegende Einrichtungen der JUH versetzt. Die Ursache hierfür lag bei einer Reduzierung<br />

der Betreuungszeiten, die sich unter anderem aus einer erhöhten Arbeitslosigkeit der<br />

Elternteile ergab. Aus diesem Grund wurden 4 Mitarbeiterinnen in andere Einrichtungen<br />

versetzt. Die Kriterien, nach denen die Versetzung der Mitarbeiterinnen erfolgte, wurden von<br />

der Leiterin dieser Einrichtung festgelegt. Zwei der Fachkräfte, die davon betroffen waren,<br />

beteiligten sich sogar aktiv am Projekt „Bildung: elementar“ und waren in der<br />

Multiplikatorengruppe vertreten. Es stellte sich zum Teil als sehr zeit- und kraftaufwändig<br />

heraus, während der Umsetzung eines Projektes stets mit einer neuen Teamzusammensetzung<br />

konfrontiert zu werden.<br />

Aufgrund von Veränderungen in der Einrichtung entstanden Probleme, die neben der Arbeit<br />

mit den Kindern und der Beteiligung am Projekt <strong>im</strong> Team besprochen und gelöst werden<br />

mussten. Dies stellte für alle pädagogischen Fachkräfte eine hohe Belastung dar und wirkte<br />

sich teilweise auf die Motivation einzelner Mitarbeiterinnen zur Umsetzung des<br />

Bildungsprogramms aus. Doch trotz vieler Schwierigkeiten, die in dieser Einrichtung<br />

auftraten, konnten sich die Mitarbeiterinnen stets neu motivieren und wollen noch viele Ziele<br />

erreichen. „Aufgrund des Trägerwechsels und der Stundenreduzierung war man manchmal<br />

am Ende, weil man auch nicht wusste, was auf uns zukommt. Wir hatten schon viele Klippen,<br />

die gemeistert werden mussten, aber durch diese 12, die aktiv am Projekt beteiligt waren, war<br />

der rote Faden da und man konnte nicht einfach aufhören. Die Erfolge <strong>im</strong> Kollektiv und die<br />

Erfolge jedes Einzelnen haben uns ja auch motiviert“ (vgl. Interview 3, Frage 8).


<strong>Integrative</strong> <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 91<br />

„Abschließend muss ich aber auch sagen, dass uns die ganzen Hürden, die wir genommen<br />

haben sehr vorangebracht haben. Ohne diese Umwege hätten wir es vielleicht auch gar nicht<br />

so weit gebracht. Gerade durch die Umwege, die man gehen muss, lernt man noch mehr dazu,<br />

weil man wieder Situationen meistern muss, die eigentlich nicht vorgesehen waren. Und <strong>im</strong><br />

Nachhinein denkt man darüber nach und merkt, dass wir es doch wieder gut gemeistert<br />

haben“ (vgl. Interview 3, Resümee).


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 92<br />

7 Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis<br />

7.1 Umsetzung des Bildungsprogramms in der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> 7<br />

7.1.1 Gestaltung des Hauses<br />

Damit deutlich wird, dass Kindertageseinrichtungen Häuser für Kinder sind, sollten auch zu<br />

100 Prozent Kinderspuren in den Räumen zu erkennen sein. Die Ideen der Kinder der Kita<br />

<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> zur Ausgestaltung der Räume werden berücksichtigt und Mal- und<br />

Bastelarbeiten der Jungen und Mädchen sind überall vorzufinden. Dabei bringen die Kinder<br />

eigene Bilder nach ihrem ästhetischen Verständnis selbst an die Wand. Ob die Werke<br />

anschließend auf dem Kopf hängen oder schief angebracht wurden, sollte irrelevant sein, da<br />

es sich dabei nicht um die Gestaltung der Räume für Erwachsene, sondern um die der Kinder<br />

handelt.<br />

Dabei ist ebenfalls zu berücksichtigen, dass sich Raumdekoration oder Spielmaterialien<br />

<strong>im</strong>mer auf Augenhöhe der Kinder befindet. Höher sind nur Bilder oder Gegenstände<br />

anzubringen, die von den Kindern <strong>im</strong> Liegen betrachtet werden können, wie z.B. Mobilés.<br />

Um bei der Gestaltung des Hauses die Lebenswelt der Kinder zu berücksichtigen, entstanden<br />

Familienwände. Im Krippenbereich wurde dafür eine Fotowand mit Bildern der Kinder und<br />

deren Eltern angelegt. Die Größeren <strong>im</strong> Kindergartenbereich bastelten selbst Collagen mit<br />

Fotos ihrer Eltern, Geschwister und Haustiere.<br />

Des weiteren befinden sich Buchstaben, Zahlen oder Formen an den Wänden der Einrichtung,<br />

mit denen die Kinder <strong>im</strong> Tagesablauf konfrontiert werden. Durch diese optischen<br />

Lernangebote werden bspw. mathematische Fähigkeiten <strong>im</strong> Alltag gefördert, ohne dass sie<br />

von den Erzieherinnen gelehrt werden.<br />

7.1.2 Der Morgenkreis<br />

Jeden Tag findet um 08.30 Uhr für eine halbe Stunde der Morgenkreis in den einzelnen<br />

Gruppen des Kindergartenbereichs statt. Die Erzieherinnen und Kinder treffen sich in ihren<br />

Gruppen und versammeln sich zu einer Runde, in der Angebote zu Projekten vorgestellt oder<br />

Ereignisse des vergangenen Tages geschildert werden. Jeden Morgen zählen die Kinder sich<br />

in der Runde und berechnen wie viele Kinder nicht anwesend sind, aufgrund von Krankheit<br />

7 Folgende Aussagen sind angelehnt an die Konzeption der KiTa, an Aussagen aus Expertinnengesprächen und<br />

eigene Erfahrungen, die ich während einer Hospitation sammeln konnte.


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 93<br />

oder Urlaub. Danach sollen sie versuchen herauszufinden, welche Kinder fehlen und die<br />

Namen derer der Gruppe mitteilen. Für jeden Morgenkreis wird abwechselnd ein Kind<br />

ausgewählt, welches das Datum und die Jahreszeit best<strong>im</strong>mt und sich ein Lied oder Tanz für<br />

den Abschluss des Morgenkreises wünschen darf. Themen, die der Morgenkreis beinhaltet,<br />

sind unter anderem Geburtstage, neue Regeln, die aufgestellt werden müssen oder besondere<br />

Ereignisse der Kinder. Jeden Montag erhalten die Kinder zusätzlich die Gelegenheit über ihr<br />

Wochenende zu berichten. Weiterhin können Spiele, Filme oder Bücher von den Kindern<br />

mitgebracht und <strong>im</strong> Rahmen des Morgenkreises vorgestellt werden. Überdies wird zusammen<br />

mit den Kindern der Tagesablauf gestaltet, wobei Kinder und Erzieherinnen ihre Vorschläge<br />

für Exper<strong>im</strong>ente oder besondere Aktionen einbringen.<br />

Be<strong>im</strong> Morgenkreis wird darauf geachtet, dass die Kinder, die etwas mitteilen möchten, sich<br />

melden. Weiterhin lernen sie, andere Kinder zu respektieren, indem sie ihnen zuhören und<br />

aussprechen lassen.<br />

7.1.3 Projekte<br />

Das gesamte Haus arbeitet an einem großen Projektthema, welches die einzelnen Gruppen mit<br />

kleinen Teilprojekten dazu verwirklichen wollen. Das aktuelle Thema der Einrichtung lautet:<br />

„Wir Kinder als Forscher! Wir erforschen die Umwelt, Natur und unseren Körper!“ Wie die<br />

Erzieherinnen dieses Projekt zusammen mit den Kindern umsetzen, soll an einem Beispiel<br />

einer Kindergartengruppe der Einrichtung verdeutlicht werden. Hierzu werden Angebote und<br />

Exper<strong>im</strong>ente beschrieben, die von den Kindern be<strong>im</strong> Erforschen ihres Körpers und ihrer<br />

Umwelt wahrgenommen werden konnten.<br />

Den Körper mit allen Sinnen wahrnehmen<br />

Sinneserfahrungen sind grundlegend für die Entwicklung des Denkens, Handelns und<br />

Verhaltens eines Kindes. Wahrnehmung als Basis aller geistigen Tätigkeiten soll nicht nur<br />

optisch, sondern mit allen Sinnesorganen stattfinden. Anhand verschiedener Angebote<br />

konnten die Kinder ihren Körper mit seinen verschiedenen Sinnen durch Exper<strong>im</strong>entieren,<br />

Vergleichen oder Probieren erforschen.<br />

Damit Kinder ihren Körper als Ganzes wahrnehmen, sollten sie mit der Körperstruktur<br />

vertraut gemacht werden. Neben dem motorischen Bereich, in dem Kinder anhand von<br />

Sportübungen ihre Schnelligkeit, Ausdauer, Gelenkigkeit oder Kraft erproben können, gibt es<br />

noch andere Methoden, den Körper besser zu erforschen. Angebote, die dazu in der


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 94<br />

Kindergartengruppe der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> gemacht wurden, waren unter anderem das<br />

gegenseitige Ertasten der Kinder oder Angebote zu dem Thema: „Was gehört alles zu meinem<br />

Körper“. Damit die Kinder auch kreativ tätig werden konnten, malten sie sich in realer Größe,<br />

indem sie sich auf ein großes Blatt Papier legten und ihren Körper umreißen ließen.<br />

Neben dem Körper als Ganzes wurden die Kinder mit jedem einzelnen Sinnesorgan und deren<br />

Funktion vertraut gemacht. Exper<strong>im</strong>ente, die hierzu zusammen mit den Kindern durchgeführt<br />

wurden, beinhalteten unter anderem die Differenzierung von Gerüchen und Geschmäckern,<br />

indem diese mit verbundenen Augen von den Kindern erraten werden sollten. Weiterhin<br />

wurde das Wahrnehmen verschiedener Oberflächenstrukturen thematisiert. Kinder ertasteten<br />

raue, harte, kalte, nasse oder weiche Oberflächen und liefen barfuß auf Untergründen, die aus<br />

verschiedenen Materialien wie Moos, Sand oder Kiesel bestanden. Neben unterschiedlichen<br />

Gerüchen, Geschmäckern oder Materialien gibt es auch viele verschiedene Töne, die auf den<br />

Menschen einwirken. Verschiedene Geräusche versuchten die Kinder bspw. bei einem<br />

Waldausflug wahrzunehmen und zuzuordnen. Weiterhin machten sie die Erfahrung, wie<br />

schwer es sein kann, unterschiedliche St<strong>im</strong>men zu erkennen.<br />

Die Sinneswahrnehmungen, der oft die größte Bedeutung zukommt, dem Sehen, erforschten<br />

die Kinder anhand von Bilderbuchbetrachtungen, Gesellschaftsspielen, dem Beobachten der<br />

Natur oder be<strong>im</strong> Basteln. Sie mischten mit dem Pinsel verschieden Grundfarben und<br />

beobachteten wie sich daraus neue Farbtöne ergeben. Bei einem weiteren Spiel, bei dem<br />

verschiedene Gegenstände vor den Kindern liegen und he<strong>im</strong>lich etwas davon entfernt wurde,<br />

sollten die Kinder herausfinden, welches fehlt. Hierbei wurde neben dem Sehen die<br />

Konzentration und das Gedächtnis geschult.<br />

Wachstum und Entwicklung von Pflanzen<br />

Dieses Projekt thematisierte Fragen wie „Was brauchen Pflanzen zum Wachsen?“ oder „Wie<br />

entsteht eine Blütenpflanze?“ und wurde mit vielen Exper<strong>im</strong>enten veranschaulicht. Kinder<br />

versuchten z.B. Kressesamen unter verschiedenen Bedingungen zum Ke<strong>im</strong>en zu bringen.<br />

Einige wurden nicht gewässert oder standen <strong>im</strong> Dunkeln und andere Samen wurden mit Licht,<br />

Wärme und Wasser versorgt. Alle Kinder konnten diesen Vorgang beobachten und am Ende<br />

feststellen, welche Bedingungen für das Wachstum von Pflanzen am günstigsten sind. Ein<br />

weiteres Exper<strong>im</strong>ent sollte die Frage klären, ob ein Samen, der auf dem Kopf eingepflanzt<br />

wurde, auch andersherum wächst, also mit der Wurzel in die Luft. Die Kinder machten


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 95<br />

hierbei die Erfahrung, dass sich die Pflanze <strong>im</strong>mer den Weg zum Licht sucht und der Stängel<br />

Richtung Sonne wächst.<br />

Magnete und Elektrizität<br />

Anhand vieler Magnetspiele konnten Kinder die Erfahrung machen, dass Magnete<br />

Gegenstände aus Metall und auch andere Magnete anziehen und abstoßen können. Kinder<br />

konnten sehr deutlich die Funktion der Magnete erforschen.<br />

Um zusammen mit Kindern Elektrizität zu erzeugen benötigt man nur einen Luftballon.<br />

Dieser kann am Pullover oder einen weiteren Ballon gerieben werden und dann an die Haare<br />

gehalten werden. Die Kinder beobachteten, wie ihre Haare angezogen wurden und machten<br />

Erfahrung mit der statischen Elektrizität.<br />

Licht und Schatten<br />

Der Frage „Was ist dort, wo kein Licht ist?“ konnten Kinder mit Hilfe einer Taschenlampe<br />

nachgehen. Sie projizierten verschiedene Figuren oder Tiere an die Wand und übten sich in<br />

Schattenspielen. Weiterhin beobachteten sie ihren eigenen Schatten und untersuchten wie er<br />

sich bei verschiedenen Lichteinflüssen verändert.<br />

Leben der Tiere<br />

Die Kinder beobachteten Regenwürmer in einem großen, mit Erde gefülltem Glas. Wie sich<br />

Regenwürmer bewegen und welche Röhren sie dabei graben wurde dadurch für die Kinder<br />

gut sichtbar. Auch Schnecken wurden beobachtet, wie sie sich auf einer Glasscheibe<br />

fortbewegen und dabei langsam eine schle<strong>im</strong>ige Sput hinterließen.<br />

Mit den verschiedenen Themen, die Kinder erforschten, wurden sie jeweils be<strong>im</strong><br />

Morgenkreis durch Lieder, Spiele oder Gedichte vertraut gemacht. Die Exper<strong>im</strong>ente oder<br />

Angebote wurden <strong>im</strong> Tagesablauf der Situation entsprechend durchgeführt.<br />

7.1.4 Umsetzung des „Weltwissens“<br />

Die Erzieherinnen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> haben aus dem von Donata Elschenbroich<br />

entwickelten „Weltwissen“ Erfahrungsbereiche ausgewählt, die ihrer Meinung nach am<br />

bedeutendsten für die Kinder sind. Im Folgenden soll dargestellt werden, wie die Kinder<br />

Erfahrungen in den einzelnen Bereichen sammeln können. Hierzu werden Ereignisse und


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 96<br />

Angebote genannt, die bereits von den Kindern wahrgenommen wurden und jeweils einen<br />

Ausschnitt des „Weltwissens“ charakterisieren.<br />

��Wer bin ich!<br />

Be<strong>im</strong> täglichen Morgenkreis erhalten die Kinder die Gelegenheit über besondere<br />

Erlebnisse in ihrem Leben oder ihren Familien zu berichten.<br />

��So bin ich!<br />

In diesem Bereich sollen Kinder mehr über ihren Körper und Gesundheit erfahren. Bei<br />

einem Tag der Zahngesundheit lernten Kinder mehr über die richtige Pflege ihrer Zähne<br />

und besuchten eine Zahnarztpraxis.<br />

Des weiteren ist es wichtig Kindern Verantwortung zu übertragen und ihr Bewusstsein<br />

für dieses zu stärken. Eine Möglichkeit in der Einrichtung, in der Kinder die<br />

Gelegenheit bekommen, eine verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen, ist der<br />

Tischdienst. Jeden Tag übern<strong>im</strong>mt ein anderes Kind zusammen mit zwei von ihm<br />

ausgewählten Jungen oder Mädchen diese Aufgabe. Dabei werden Teller und Tassen<br />

vom Tischdienst verteilt und anschließend wieder abgeräumt. Kinder lernen hierbei<br />

einerseits eine wichtige Aufgabe zu übernehmen und andererseits werden ihre<br />

mathematischen Fähigkeiten be<strong>im</strong> Zählen des Geschirrs geschult.<br />

��Hier lebe ich!<br />

Kinder besuchten das Kino, ein Museum, wichtige Institutionen, wie die Polizei und<br />

Feuerwehr und lernten auf diesem Weg die Stadt, in der sie wohnen, kennen. Neben<br />

vielen Einrichtungen, die <strong>im</strong> Ort besucht werden konnten, wurden die Kinder auch mit<br />

den Gefahren, die der Straßenverkehr mit sich bringt, vertraut gemacht. Bei einem<br />

Besuch der Verkehrswacht, sowie vielen Spaziergängen wurden die Jungen und<br />

Mädchen auf Gefahren vorbereitet.<br />

��Andere Menschen und ich!<br />

Kinder machen die Erfahrung, andere Kinder und andere Kulturen zu respektieren und<br />

ein Interesse für andere Rituale, Traditionen oder Sprachen zu entwickeln. Es finden in<br />

der Einrichtung verschiedene Feiern, wie Erntedankfest, Halloween oder Abschlussfeste<br />

der angehenden Schulkinder statt. Des weiteren wird den Kindern angeboten,<br />

Englischkenntnisse zu erwerben oder an Aufbaukursen für Fortgeschrittene<br />

teilzunehmen.


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 97<br />

Dieser Ausschnitt des „Weltwissens“ beinhaltet weiterhin das Kennenlernen<br />

verschiedener Arbeitsverhältnisse der Eltern. In einer Gesprächsrunde konnten alle<br />

Kinder über die unterschiedlichen Berufe ihrer Eltern berichten und wurden auch mit<br />

dem Thema „Arbeitslosigkeit“ vertraut gemacht.<br />

��So empfinde ich Dinge!<br />

Kinder sammeln in diesem Bereich täglich musische und ästhetische Erfahrungen. Sie<br />

werden in der Einrichtung kreativ tätig, hören Musik, singen Lieder oder tanzen.<br />

��Ich entdecke, erlebe, erforsche die Natur!<br />

Schon be<strong>im</strong> täglichen Morgenkreis berichten die Kinder über die aktuellen<br />

Wettererscheinungen und benennen die Jahreszeit. Überdies erhielten die Kinder auf<br />

einem Ausflug in den Wald viele Informationen über die Tiere, verschiedene<br />

Pflanzenarten und konnten eigenständig Bereiche des Waldes erkunden.<br />

��Ich systematisiere die Welt!<br />

Die Kinder sollen <strong>im</strong> Umgang mit Zahlen und Geld gestärkt werden. Mathematische<br />

Grunderfahrungen erlernen die Kinder der Einrichtung <strong>im</strong> Alltag. Sie können an einem<br />

Maßband ihre Größe messen, an einer Uhr die Zeit lernen oder be<strong>im</strong> Morgenkreis die<br />

Anzahl der anwesenden Kinder ermitteln. Die angehenden Schulkinder besitzen<br />

weiterhin einen Schulvorbereitungshefter mit Aufgaben, die u.a. mathematische<br />

Fähigkeiten schulen. Darüber hinaus besitzt jedes Kind eine eigene Geldbörse mit<br />

Getränke- oder Busgeld und lernt auf diese Weise auf eigenes Geld zu achten und<br />

umzugehen.<br />

7.1.5 Selbständigkeit der Kinder<br />

Obwohl die Öffnung der Gruppen in der Einrichtung bislang nicht realisiert werden konnte,<br />

bedeutet dies nicht, dass die Kinder weniger selbständig handeln können. Kinder lernen<br />

Konflikte eigenständig zu lösen, gestalten ihren Tagesablauf oder beteiligen sich be<strong>im</strong><br />

Aufstellen von Regeln.<br />

Problemlösefähigkeit<br />

Im Morgenkreis erhalten die Kinder die Möglichkeit ihre Vorschläge zum Tagesablauf zu<br />

unterbreiten. Oftmals handelt es sich dabei um mehrere Vorschläge, wie Spielen <strong>im</strong> Freien,<br />

Basteln oder Sport treiben <strong>im</strong> Bewegungsraum. Da die Kinder allerdings bei ihren Tätigkeiten<br />

beaufsichtigt werden müssen, werden sie aufgefordert Kompromisse für ihre Vorschläge zu


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 98<br />

finden, so dass die Erzieherinnen ihrer Aufsichtspflicht nachkommen können. Kinder erhalten<br />

somit die Möglichkeit, ihre Problemlösekompetenz zu fördern. Die Jungen und Mädchen der<br />

Gruppe überlegen gemeinsam, welche Kompromisse geschlossen werden könnten und finden<br />

Lösungen, wie bspw. das Basteln ebenfalls nach draußen zu verlegen. So kann eine Gruppe<br />

Sport treiben, während die anderen Kinder <strong>im</strong> Freien spielen oder basteln.<br />

Auch Streitsituationen befähigen die Kinder, ihre Konflikte eigenständig zu lösen. Die<br />

Erzieherinnen beobachten die Situation und den Konflikt und greifen nur bei Gefahr ein.<br />

Kinder sollen durch eigenes Überlegen und Probieren versuchen ihre Probleme <strong>im</strong> Alltag zu<br />

lösen. Durch diese Selbstlernprozesse soll das Auftreten von Konflikten gemindert werden.<br />

Gestaltung des Tages<br />

Wie schon erwähnt erhalten die Kinder die Möglichkeit, eigene Vorschläge zum Ablauf des<br />

Tages einzubringen. Dabei müssen allerdings die Regeln des Hauses eingehalten und feste<br />

Tagesabläufe der Gruppe, wie Mahlzeiten, beachtet werden. In der Zeit, die für freies Spielen<br />

zur Verfügung steht, können sich die Kinder des Kindergartenbereiches frei <strong>im</strong> Haus<br />

bewegen. Sie können sich bspw. mit Kindern aus anderen Gruppen nach Absprache treffen<br />

und die Zeit auf dem Spielplatz, <strong>im</strong> Video- oder Bastelraum verbringen. Oft kommt es vor,<br />

dass die Kleinen aus dem Krippenbereich größere Geschwister haben, die sich auf dem<br />

Spielplatz aufhalten. In diesem Fall erhalten sie die Möglichkeit, den Nachmittag auf dem<br />

Spielplatz des Kindergartenbereichs bei der Schwester oder dem Bruder zu verbringen. Die<br />

Kinder haben bei der Gestaltung des Tages, bei der Durchführung von Projekten, sowie der<br />

Materialauswahl freie Entscheidung.<br />

Regeln<br />

Selbständigkeit der Kinder bedeutet nicht Losgelöstsein von sämtlichen Regeln. Kinder<br />

sollten jedoch be<strong>im</strong> Aufstellen von Regeln beteiligt sein, damit sie wissen aus welchem<br />

Grund best<strong>im</strong>mte Regeln existieren. Die Erzieherinnen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> haben die<br />

<strong>im</strong> Haus geltenden Regeln zusammen mit ihren Kindern aufgestellt. Be<strong>im</strong> täglichen<br />

Morgenkreis konnten Probleme angesprochen und gemeinsam nach möglichen Lösungen<br />

gesucht werden. Alle Kinder wurden an diesem Prozess beteiligt und konnten Vorschläge für<br />

Änderungen zusammentragen. Die Erzieherin soll diesen Prozess nur leiten, jedoch keine<br />

Vorgaben machen. Mit Hilfe von Fragen „Wie wollen wir uns <strong>im</strong> Bastelraum verhalten?“<br />

oder „Wie sollte die Bücherecke aussehen?“ versucht die Erzieherin den Prozess zu lenken.


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 99<br />

Die Kolleginnen der Kindereinrichtung <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> haben die Erfahrung gemacht, dass<br />

Kinder gerne die Regeln einhalten, wenn sie be<strong>im</strong> Aufstellen dieser beteiligt wurden. Viele<br />

Kinder übernehmen von sich die Verantwortung darüber, ob auch andere Kinder die<br />

jeweiligen Best<strong>im</strong>mungen einhalten.<br />

7.1.6 Bildung in der Krippe<br />

Oft werden Krippenkinder in Bezug auf Bildung leider noch vernachlässigt, da viele<br />

Erwachsene der Ansicht sind, Kleinkinder können oder lernen noch nichts. Aber gerade in<br />

den ersten Lebensjahren werden viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Auch in der Kita<br />

<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> wurde die Umsetzung des Bildungsprogramms <strong>im</strong> Krippenbereich bisher<br />

etwas vernachlässigt. Die Erzieherinnen haben jedoch viele Ideen zur Verbesserung der<br />

Situation, die sie bereits umsetzen. Hierzu zählen bspw. Säckchen, die mit vielen<br />

verschiedenen Materialien gefüllt sind, mit denen Kinder erste Erfahrungen <strong>im</strong> Tasten<br />

sammeln können. Weiterhin befinden sich auf Augenhöhe der Kinder Ballons oder Federn in<br />

unterschiedlichen Farben, mit deren Hilfe sie bspw. erforschen, dass sich die Gegenstände<br />

be<strong>im</strong> Pusten oder einem Windzug bewegen. Spielangebote oder verschiedene Materialien sind<br />

auch hier für alle Kinder offen zugänglich. Da Kinder durch Ausprobieren viele grundlegende<br />

Erfahrungen sammeln, ist eine anregungsreiche Umgebung, die zum Exper<strong>im</strong>entieren einlädt,<br />

Vorraussetzung. Ideen zu Angeboten, die Kinder zum Probieren herausfordern, wollen die<br />

Erzieherinnen <strong>im</strong> Krippenbereich in nächster Zukunft noch besser umsetzen.<br />

7.1.7 Schulvorbereitung <strong>im</strong> Kindergartenbereich<br />

In der Kindergartengruppe mit den angehenden Schulkindern fand alle 14 Tage eine<br />

Schulvorbereitungsstunde von 45 Minuten statt. Dieses Angebot zielte darauf ab, die Kinder<br />

Schritt für Schritt an den, auf sie zukommenden Schulalltag zu gewöhnen. Sie sollten<br />

versuchen, für diesen Zeitraum konzentriert am Tisch zu sitzen und eine Aufgabe zu<br />

bearbeiten. Mit Hilfe einer eigenen Federtasche und einem selbst angelegten Hefter mit<br />

Arbeitsblätter lernten sie Ordnung zu halten und auf ihre Sachen aufzupassen. Da eine<br />

Gruppengröße von 28 Kindern schnell Unruhe bringt, wurde die Schulvorbereitung in 2<br />

Teilgruppen abgehalten. Während die eine Hälfte <strong>im</strong> Bewegungsraum Sport trieb<br />

konzentrierten sich die anderen auf das Lösen ihrer Aufgaben. Nach etwa 45 Minuten<br />

wechselten die einzelnen Gruppen. Die von den Kindern zu lösenden Arbeitsblätter setzten<br />

sich unter anderem aus Aufgaben mit Zahlenreihen, Formen oder Malen nach Zahlen<br />

zusammen. Jedoch waren die Kinder nicht daran gebunden ihre Aufgaben nur in der<br />

Schulvorbereitungsstunde zu bearbeiten. Verspürte ein Kind während des Tagesverlaufes die


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 100<br />

Lust weitere Aufgaben zu lösen, so konnte es den eigenen Hefter holen und daran<br />

weiterarbeiten.<br />

In dieser Phase der Schulvorbereitung besuchte ebenfalls 14tägig eine Lehrerin die<br />

Einrichtung und beobachtete die Kinder in ihrem Kindergartenalltag. Diese Zusammenarbeit<br />

mit der Schule und die Vorbereitung darauf ist wichtig, um den Kindern den Übergang so<br />

leicht wie möglich zu gestalten.<br />

7.1.8 Zusammenfassung<br />

Nachdem erläutert wurde, wie die Erzieherinnen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> versuchen, das<br />

neue Bildungsprogramm in ihrer Einrichtung umzusetzen, soll nun eine Gegenüberstellung<br />

der pädagogischen Arbeit ohne und mit dem Bildungsprogramm „ Bildung: elementar“<br />

erfolgen. Aus der Übersicht soll ersichtlich werden, wie sich die pädagogische Tätigkeit der<br />

Erzieherinnen verändert und entwickelt hat.<br />

Ohne Bildungsprogramm Mit Bildungsprogramm<br />

Das Haus wurde von den Erzieherinnen für<br />

die Kinder gestaltet.<br />

Die Ausgestaltung der Räume, Fenster oder<br />

Flure erfolgte überwiegend durch die<br />

Erzieherinnen.<br />

Bastelarbeiten oder Zeichnungen der Kinder<br />

wurden in Mappen gesammelt oder den Eltern<br />

mit nach Hause gegeben.<br />

Das Haus wird von Kindern für Kinder<br />

gestaltet.<br />

Die Kinder werden bei der Ausgestaltung<br />

einbezogen.<br />

Kinderspuren sind anhand von Mal- und<br />

Bastelarbeiten überall <strong>im</strong> Haus sichtbar und<br />

werden von den Kindern selbst angebracht.<br />

Die Kinder räumen nach ihrem Ordnungssinn<br />

auf.<br />

Die Raumdekoration befindet sich auf<br />

Augenhöhe der Kinder.


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 101<br />

Die Erzieherinnen planten den Tagesablauf<br />

der Kinder.<br />

Es gab in jeder Gruppe ein individuelles<br />

Projekt, bei dem Themen, Materialien und<br />

Durchführung von den Erzieherinnen<br />

vorgegeben wurden.<br />

Bastelmaterialien<br />

Kinderreichweite.<br />

waren nicht in<br />

Kinder mussten nach best<strong>im</strong>mten Materialien,<br />

wie Kleister, Scheren oder Farbe bei den<br />

Erziehrinnen fragen.<br />

Regeln wurden von den Erzieherinnen für<br />

die Gruppe aufgestellt.<br />

Bevor die Gruppe mit den Erzieherinnen den<br />

Raum verließ, erfolgte eine Belehrung.<br />

Die Kinder gestalten ihren Tagesablauf<br />

selbst.<br />

Die Kinder bringen be<strong>im</strong> Morgenkreis<br />

Vorschläge zur Gestaltung des Tagesablaufes<br />

ein.<br />

Im ganzen Haus wird an einem Projekt<br />

gearbeitet.<br />

Bei Inhalten, Durchführung, sowie<br />

Materialien<br />

Entscheidung.<br />

haben die Kinder freie<br />

Kinder finden durch Selbstlernprozesse ihre<br />

Lösungswege.<br />

Alle Bastelmaterialien sind in<br />

Kinderreichweite.<br />

Die Kinder haben zu jeder Zeit Zugriff zu den<br />

verschiedenen Bastelmaterialien.<br />

Entsprechende Regeln zum Umgang mit<br />

diesen wurden zusammen mit den Kindern<br />

erarbeitet.<br />

Regeln werden gemeinsam mit den Kindern<br />

für das gesamte Haus erarbeitet.<br />

Die Kinder achten durch die Mitbest<strong>im</strong>mung<br />

bewusster auf das Einhalten der Regeln, auch<br />

untereinander.<br />

Kinder können sich aufgrund einheitlicher<br />

Regeln <strong>im</strong> ganzen Haus nach Abmeldung bei


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 102<br />

Die gesamte Kindergruppe wird von den<br />

Erzieherinnen<br />

beobachtet.<br />

ohne Dokumentation<br />

Die Erzieherinnen beobachteten nicht<br />

systematisch und es erfolgte kein Festhalten<br />

des Wahrgenommenen in<br />

Beobachtungsbögen.<br />

Konflikte wurden durch die Erzieherinnen<br />

gelöst.<br />

Bei Problemen und Streitigkeiten griffen die<br />

Erzieherinnen sofort ein.<br />

den Erzieherinnen frei bewegen und<br />

verschiedene Funktionsecken und –räume<br />

nutzen.<br />

Durch eine Schließanlage <strong>im</strong> Haus kann trotz<br />

freier Bewegung die Sicherheit der Kinder<br />

gewährleistet werden.<br />

Die Beobachtung der Kinder erfolgt mit<br />

Dokumentation.<br />

Für die systematische Beobachtung haben die<br />

Erzieherinnen einen Beobachtungsbogen mit<br />

den einzelnen Bildungsbereichen für eine<br />

gerichtete oder ungerichtete Beobachtung<br />

erarbeitet.<br />

Für jedes Kind wird eine Beobachtungsmappe<br />

erstellt, in der bisherige Erfahrungen und<br />

Erlebnisse festgehalten werden.<br />

Die Kinder versuchen ihre Konflikte selbst<br />

zu lösen.<br />

Die Erzieherinnen beobachten die Kinder bei<br />

Konflikten und warten ab, ob sie eigene<br />

Lösungswege finden. Nur bei Gefahr wird<br />

eingegriffen.<br />

Probleme sollen durch eigene Überlegungen<br />

und eigenes Probieren gelöst werden und<br />

dadurch <strong>im</strong> Alltag reduziert werden.


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 103<br />

7.2 „Bildung – elementar“ – eine Herausforderung für die Erzieherinnen der<br />

<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong><br />

Das Bildungsprogramm in Sachsen-Anhalt setzt ein Bildungsverständnis voraus, welches die<br />

Kinder nicht länger als belehrende, zu bildende Objekte sieht, sondern vielmehr als Akteure<br />

ihrer eigenen Entwicklung und Bildungsprozesse (vgl. Quelle 2, S. 83).<br />

Diese veränderte Vorstellung vom Kind stellt hohe Herausforderung an die Erzieherinnen der<br />

Einrichtung, die <strong>im</strong> Folgenden kurz erläutert werden:<br />

��Professioneller Habitus<br />

Diese Herausforderung bezieht sich auf die Grundhaltung der Erzieherinnen gegenüber<br />

den Kindern. Sie durchlaufen dabei einen Prozess des Umdenkens und Neudenkens, der<br />

viel Geduld erfordert. Die Aufgabe der Erzieherinnen bezieht sich nun nicht mehr auf<br />

das Präsentieren fertiger Vorgaben, sondern auf die Begleitung der Kinder bei ihren<br />

Bildungsprozessen. Die Erzieherinnen müssen dabei auf die Neugier, Lernwilligkeit<br />

und Lernfähigkeit der Kinder vertrauen, mit ihnen auf Augenhöhe handeln und<br />

verhandeln und viel Geduld für ihre Lernwege aufbringen.<br />

��Professionelle Wahrnehmung<br />

Die Herausforderung beinhaltet die Fähigkeit der Erzieherinnen, Interessen, Themen,<br />

Fragestellungen und Erklärungen der Kinder wahrzunehmen und zu dokumentieren.<br />

Dazu gehört überdies, Probleme, Behinderungen und Nöte der Kinder zu erkennen.<br />

��Professionelles Wissen<br />

Zu dieser Herausforderung gehört die Professionalisierung des Wissens der<br />

Erzieherinnen. Sie müssen die Themen und Fragen der Kinder ernst nehmen und<br />

respektieren und <strong>im</strong>stande sein auf Fragen wie „Warum ist der H<strong>im</strong>mel blau?“ oder<br />

„Warum ist es nachts dunkel?“ zu antworten. Erzieherinnen sollten über ein Wissen<br />

verfügen, was den Ansprüchen der Kinder gerecht wird (vgl. ebd., S. 85f.).<br />

Einerseits soll die Qualität der <strong>Kindertagesstätte</strong>n verbessert und die pädagogische Tätigkeit<br />

der Erzieherinnen professionalisiert werden, doch andererseits sind die dafür notwendigen<br />

sachlichen und personellen Ressourcen oft nicht gegeben. Zeit- und Personalmangel ist ein<br />

wesentlicher Aspekt, der die Opt<strong>im</strong>ierung der pädagogischen Arbeit in Kindereinrichtungen<br />

einschränkt und zur Belastung der Mitarbeiterinnen beiträgt. Die Berufsgruppe der<br />

Erzieherinnen wird neben körperlichen auch zunehmend psychischen Belastungen ausgesetzt.<br />

Täglicher Lärm, eine große Anzahl verschiedener Aufgaben, Zeitdruck, Personalmangel, die


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 104<br />

Größe der Gruppe, zunehmende Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und fehlende<br />

Möglichkeiten zur Entspannung <strong>im</strong> Tagesverlauf sind unter anderem Belastungen, die sich<br />

auf die Psyche der Erzieherinnen auslegen. Hinzu kommen körperliche Anstrengungen durch<br />

das Heben und Tragen der Kinder (vgl. Rudow, 2004, S. 4). Diese Beanspruchungen wirken<br />

sich negativ auf die Gesundheit aus, so dass das Burnout-Syndrom folglich häufiger <strong>im</strong><br />

Erzieherinnenberuf auftritt. Hinzu kommen dabei psychosomatische Beschwerden, die sich in<br />

Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen, sowie Müdigkeit und erhöhte Reizbarkeit äußern<br />

können (vgl. ebd., S. 4). Um diesem Problem entgegenzuwirken sind präventive Maßnahmen,<br />

wie die Verringerung der Gruppengröße, Verbesserung des Personalschlüssels oder die<br />

Einführung der Supervision für Erzieherinnen zu entwickeln, die jedoch leider aus<br />

finanziellen Gründen oft nicht umgesetzt werden können.<br />

7.2.1 Persönliche Erfahrungen der Erzieherinnen bei der Umsetzung des<br />

Bildungsprogramms<br />

Um die Meinungen und Ansichten der Erzieherinnen zum neuen Bildungsprogramm zu<br />

ermitteln, konzipierte ich eigens dafür einen schriftlichen Fragebogen (vgl. Anhang 5). Die<br />

Beantwortung dieser erfolgte in offener Form ohne jegliche Vorgaben, wobei jeweils<br />

Mehrfachnennungen möglich waren. Die Befragung zielte darauf ab, Schwierigkeiten bei der<br />

Umsetzung, Veränderungsvorschläge, Erfolge, sowie die größten Herausforderungen der<br />

Erziehrinnen herauszustellen. Aufgrund von Krankheit oder Urlaub war es mir nicht möglich,<br />

den Fragebogen an alle Mitarbeiterinnen zu verteilen, jedoch konnten mir 12 Fragebögen<br />

ausgefüllt ausgehändigt werden. Die Zusammensetzung der Befragten strukturierte sich wie<br />

folgt:<br />

��8 Mitarbeiterinnen, die aktiv von Beginn an am Projekt teilnahmen<br />

��2 Mitarbeiterinnen, die zunächst passiv beteiligt waren<br />

��2 Mitarbeiterinnen, die aus einer anderen Einrichtung in die Tagesstätte versetzt<br />

wurden<br />

Im Folgenden sollen die jeweiligen inhaltlichen Bereiche des Fragebogens vorgestellt und die<br />

Antworten ausgewertet werden.


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 105<br />

Projektverlauf<br />

Anhand dieses Bereichs wurde ermittelt, welche Ansichten die 8 aktiv beteiligten<br />

Erzieherinnen gegenüber dem Bildungsprogramm vor Projektbeginn vertraten und wie sich<br />

ihre Motivation bezüglich dessen <strong>im</strong> Verlauf veränderte<br />

Auswertung der Ergebnisse:<br />

Die Frage, ob sich die Erzieherinnen bereits <strong>im</strong> Vorfeld über das Bildungsprogramm<br />

informierten, verneinten alle Befragten. Erst mit Projektbeginn informierten sich die<br />

Mitarbeiterinnen intensiver über die inhaltlichen Aspekte von „Bildung: elementar“. Da keine<br />

konkreten Vorstellungen über den Inhalt und das Ziel des Bildungsprogramms vorherrschten,<br />

standen ein Großteil der Erzieherinnen dem Projekt sehr skeptisch gegenüber. Jedoch konnten<br />

3 von allen Beteiligten von sich behaupten, dass sie sehr neugierig, aufgeschlossen und<br />

interessiert waren.<br />

Während des Projektverlaufs trafen sich die einzelnen Erzieherinnen in so genannten<br />

Werkstätten. Welche Bedeutung diese Treffen hatten und welche Aspekte am wichtigsten<br />

waren, zeigt folgende Darstellung:<br />

Bedeutung der Treffen in den Werkstätten<br />

14,0%<br />

14,0 %<br />

9,5 %<br />

9,5 %<br />

14,0 %<br />

39,0 %<br />

Erfahrungsaustausch<br />

neue Ideen<br />

neue Einrichtungen kennenlernen<br />

Gesprächsführung verbessern<br />

Erweiterung päd. Wissen<br />

Zusammengehörigkeit <strong>im</strong> Team<br />

Abbildung 2: Bedeutung der Treffen<br />

in den Bildungs- und Gesamtwerkstätten8 Anhand<br />

dieser Abbildung wird deutlich, dass der Erfahrungsaustausch untereinander und mit<br />

anderen Einrichtungen sehr wichtig für die Erzieherinnen war. Aufgrund dieses Austauschs<br />

wurde es den Mitarbeiterinnen ermöglicht, Praxisbeispiele für die Umsetzung der<br />

theoretischen Inhalte zu erhalten. Durch das Besuchen anderer Einrichtungen und aufgrund<br />

der Kommunikation mit anderen Erzieherinnen erfuhren die Kolleginnen mit welchen<br />

8<br />

Die Angaben in Prozent der Grafiken dieses Kapitels beziehen sich auf die Anzahl der Aussagen, nicht auf die<br />

Anzahl der Erzieherinnen.


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 106<br />

Schwierigkeiten andere konfrontiert wurden und welche Erfolge bereits verzeichnet wurden.<br />

Dieser Erfahrungsaustausch trug, meiner Meinung nach, sehr zur Motivation der<br />

Erzieherinnen bei, da sie neue Anregungen sammeln konnten und von anderen Kolleginnen<br />

erfuhren, dass diese ebenfalls mit Schwierigkeiten konfrontiert wurden, diese aber erfolgreich<br />

bewältigen konnten. Die Erzieherinnen wurden selbstsicherer, da sie das Gefühl bekamen,<br />

nicht allein mit ihren Problemen dazustehen.<br />

Aufgrund vieler Schwierigkeiten, die die Erzieherinnen während des Projektverlaufs<br />

bewältigen mussten, sank die Motivation vieler Kolleginnen. Ein Großteil der Befragten<br />

schätzt die eigene Motivation überwiegend als positiv ein, jedoch gab es bei allen<br />

Erzieherinnen Tiefpunkte, an denen sie von ihrer Kraft verlassen wurden. Ein positiver<br />

Aspekt, der von vielen genannt wurde, ist die Motivation untereinander. Die Mitarbeiterinnen<br />

halfen und unterstützten sich gegenseitig und gaben aus diesem Grund ihr Vorhaben nicht auf.<br />

Dieser Aspekt wird auch von den Kolleginnen, die passiv am Projekt beteiligt waren,<br />

bestätigt. Sie wurden von den übrigen Kolleginnen zu jeder Zeit gut über das<br />

Bildungsprogramm, sowie den Verlauf <strong>im</strong> Projekt informiert. Offene Fragen wurden <strong>im</strong>mer<br />

beantwortet und in kleinen Kreisen diskutiert. Jedoch zeigte sich aufgrund der fehlenden<br />

Teilnahme am Projekt, dass einige Aspekte, wie die systematische Beobachtung, vorerst<br />

schwieriger fielen.<br />

Da zwei der Befragten erst zu einem späteren Zeitpunkt in diese Einrichtung kamen, stellt<br />

sich die Frage, wie deren erste Gedanken waren, als sie erfuhren, dass sie in die Kita <strong>„Käthe</strong><br />

<strong>Kollwitz“</strong>, die nach dem neuen Bildungsprogramm arbeiten, versetzt wurden. Beide<br />

Erzieherinnen waren sehr neugierig, jedoch äußerte eine der Befragten, dass sie der Arbeit<br />

sehr skeptisch gegenüber stand. Ihre Bedenken waren, dass die Kinder in der Einrichtung alles<br />

machen können, was sie wollen und somit die Arbeit in der Tagesstätte sehr ungeordnet wäre.<br />

Allerdings ist ihr heute bewusst, dass ihr das Bildungsprogramm missverständlich erklärt<br />

wurde und sie mit falschen Erwartungen in diese Einrichtung kam.<br />

Schwierigkeiten bei der Umsetzung<br />

Dieser Bereich thematisiert die Probleme, die sich den Mitarbeiterinnen 9 der Kita <strong>„Käthe</strong><br />

<strong>Kollwitz“</strong> in den letzten drei Jahren stellten. Dabei soll vor allem herausgestellt werden,<br />

welche Veränderungen in der Einrichtung vorgenommen werden sollten, um eine bessere<br />

pädagogische Arbeit gewährleisten zu können.<br />

9 Alle nachfolgenden Auswertungen beziehen sich auf alle zwölf befragten Erzieherinnen.


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 107<br />

Auswertung der Ergebnisse:<br />

Wie bereits erwähnt, galt es während der Umsetzung des Bildungsprogramms in die eigene<br />

pädagogische Praxis, einige Schwierigkeiten<br />

zu bewältigen. Aus dem Interview der Leiterin<br />

Erika Vogt wurde bereits deutlich, dass der Trägerwechsel, die Stundenreduzierung, sowie<br />

der Personalwechsel die Motivation der Kolleginnen bisweilen stark beeinflusste. Weitere<br />

Aspekte, die sich aus Sicht der Erzieherinnen manchmal als sehr schwierig erwiesen, waren<br />

folgende:<br />

��Unzufriedenheit <strong>im</strong> Team<br />

��bauliche Umstrukturierungen<br />

��Erwartungen<br />

der Eltern<br />

��Zurückhaltung den Kindern gegenüber<br />

��einige Kolleginnen stehen nicht<br />

hinter ihrer Arbeit<br />

��Engagement der Kolleginnen<br />

zu einseitig<br />

Ein wichtiger Aspekt, der hierbei genannt wurde, betrifft das einseitige Engagement<br />

der<br />

Erzieherinnen. Wenn <strong>im</strong>mer die gleichen Kolleginnen<br />

Aufgaben übernehmen und sich für<br />

ihre<br />

Arbeit engagieren, kann sich dies zum Einen auf die Motivation der Betroffenen<br />

auswirken und zum Anderen könnte das Arbeitskl<strong>im</strong>a darunter leiden. Weiterhin sollte das<br />

gesamte Team hinter dem neuen Bildungsprogramm stehen. Besonders für die Repräsentation<br />

in der Öffentlichkeit ist es wichtig, dass sich alle Mitarbeiterinnen mit dem Programm und<br />

ihrer pädagogischen Arbeit identifizieren können.<br />

Im Anschluss daran, wurden die Erzieherinnen aufgefordert, Aspekte zu nennen, die die<br />

pädagogische Arbeit auf dem Hintergrund von „Bildung: elementar“ in der Kita <strong>„Käthe</strong><br />

<strong>Kollwitz“</strong> erleichtern würden. Nachfolgende Abbildung beschreibt Veränderungen in der<br />

Einrichtung, die vorgenommen werden sollten, damit eine bessere Umsetzung des<br />

Bildungsprogramms möglich würde.<br />

Veränderungen zur besseren Umsetzung des Bildungsprogramms<br />

16 %<br />

21 %<br />

11%<br />

5 %<br />

47 %<br />

Abbildung 3: Veränderungen in der Einrichtung<br />

Vor- und Nachbereitungszeit<br />

kleinere Gruppenstärke<br />

mehr Personal<br />

mehr Erfahrungsaustausch<br />

Zeitressourcen besser nutzen


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 108<br />

Diese Darstellung verdeutlicht abermals, dass Vor- und Nachbereitungszeit für die<br />

pädagogische Arbeit unabdingbar sind. Aus Expertinnengesprächen ging hervor, dass viele<br />

der Mitarbeiterinnen nach Feierabend, Projekte oder Angebote vorbereiten, da dies aus<br />

Zeitmangel während der Arbeit nicht möglich ist. Dies ist wiederum ein Aspekt, der sich auf<br />

die Motivation der Erzieherinnen auslegt, da die Freizeit der Erholung dienen sollte und nicht<br />

der Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit.<br />

Bildung von Kindern<br />

Anhand der Fragen zu diesem Thema wurde ermittelt, wie die einzelnen Bildungsbereiche in<br />

der Kindertageseinrichtung umgesetzt werden und welchen noch mehr Beachtung geschenkt<br />

werden könnte. Weiterhin galt es herauszufinden, ob dabei eine Benachteiligung des<br />

Krippenbereichs erfolgt, denn oft wird der Aspekt der Betreuung bei Krippenkindern<br />

vordergründiger gesehen als Bildung.<br />

Auswertung der Ergebnisse:<br />

Die Umsetzung der Bildungsbereiche erfolgt <strong>im</strong> Tagesverlauf, bei Exper<strong>im</strong>enten, Projekten<br />

oder <strong>im</strong> Spiel. Kinder können während des gesamten Tages Schriftzeichen, Zahlen, Formen<br />

oder Bilder an den Wänden wahrnehmen und somit ihre mathematischen Fähigkeiten<br />

unbewusst schulen. Des weiteren sind die Gruppenräume in verschiedene Funktionsecken wie<br />

Puppen-, Kreativbereich oder Kuschelecke aufgeteilt. Die Hälfte der Befragten sah dabei<br />

keine Bevorzugung eines speziellen Bildungsbereiches, wo hingegen die restlichen<br />

Erzieherinnen folgende als bevorzugt ansahen:<br />

��Kommunikation und Sprache<br />

��Körper, Bewegung und Gesundheit<br />

��Kreativität<br />

Dass<br />

insbesondere Kommunikation und Sprache die größte Rolle <strong>im</strong> Tagesverlauf spielen,<br />

kann damit erklärt werden, dass Kinder und Erwachsene zu jeder Zeit kommunizieren, ob dies<br />

durch Sprache oder Gestik geschieht, ist dabei irrelevant. Weiterhin wurde der Bereich<br />

Körper, Bewegung und Gesundheit genannt, denn die Kinder bewegen sich be<strong>im</strong> Spielen, bei<br />

Spaziergängen oder be<strong>im</strong> Sport und sammeln dabei bedeutende Erfahrungen mit ihrem<br />

Körper. Insbesondere be<strong>im</strong> Sport können die Kinder ihre Kräfte messen und<br />

Ausdauerfähigkeit trainieren. Der letzte Bereich, der genannt wurde, Kreativität, äußert sich


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 109<br />

während des Tagesverlaufs be<strong>im</strong> Basteln, Malen, Singen oder <strong>im</strong> Spiel. Kinder haben sehr<br />

viel Phantasie, die während dieser Aktivitäten zum Ausdruck kommt.<br />

Anhand dieses Bereichs sollte weiterhin eine Antwort auf die Frage gefunden werden, ob<br />

Krippenkinder in Bezug auf Bildung eher vernachlässigt werden. Zu diesem Thema waren die<br />

Meinungen sehr geteilt, da sechs von den Befragten diese Annahme abwiesen und die<br />

restlichen sechs zugaben, dass in Bezug auf Bildung bei Krippenkindern mehr Angebote nötig<br />

wären. Zwei der Befragten gestanden, dass ihnen die Umsetzung von „Bildung: elementar“<br />

insbesondere bei den Krippenkindern manchmal noch schwer fiele. Allerdings wurde auch<br />

eingeräumt, dass Ideen zur Verbesserung dieser Situation bereits umgesetzt und erprobt<br />

werden.<br />

Aufgabe der Erzieherinnen<br />

Die Angaben der Befragten zu diesem Thema gaben Aufschluss darüber, ob sie sich in ihrem<br />

Beruf aufgrund von Personalmangel zeitweise überlastet fühlen und ob der Bildungsauftrag<br />

verbunden mit Erziehung und Betreuung gleichermaßen realisierbar ist. Darüber hinaus wurde<br />

erfasst, in welchen Bereichen die Erzieherinnen Bedarf an Weiterbildungen sehen.<br />

Auswertung der Ergebnisse:<br />

Aufgrund der Teilnahme am Projekt und die derzeitige Weiterentwicklung zum<br />

Kompetenzzentrum kamen innerhalb der letzte drei Jahre zusätzliche Aufgaben und somit<br />

eine zusätzliche Belastung auf die Erzieherinnen der Einrichtung zu. Doch gerade aus diesen<br />

Gründen sehen neun der Befragten ihren Beruf als Erzieherinnen aufgewertet. Da die Kita<br />

<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> als eine der ersten Einrichtungen in Sachsen-Anhalt das neue<br />

Bildungsprogramm umsetzt und Konsultationen durchführt, fühlen sich einige Kolleginnen<br />

pädagogisch besser qualifiziert.<br />

Im Gegenzug dazu, gaben zehn der zwölf Befragten jedoch an, dass sie sich manchmal<br />

überlastet fühlen, da die Zeit für Vor- und Nachbereitungen fehlt und somit viele Aufgaben in<br />

den Feierabendbereich verschoben werden. Aus diesen Gründen gaben auch sieben der<br />

Erzieherinnen an, dass die Umsetzung von Bildung, Erziehung und Betreuung <strong>im</strong> gleichem<br />

Umfang oftmals schwer fällt, da die Rahmenbedingungen dafür nicht gegeben sind.


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 110<br />

Mit der Erfüllung des Bildungsauftrages ergaben sich zusätzliche Aufgaben für die<br />

Erzieherinnen. Um diesen gerecht zu werden, sollte die Teilnahme an Weiterbildungen<br />

gewährleistet sein. In welchen Bereichen sich die Erzieherinnen noch weiterentwickeln<br />

möchten, veranschaulicht Abbildung 4:<br />

Bedarf an Weiterbildungen<br />

16%<br />

16%<br />

12 %<br />

20 %<br />

4 %<br />

32 %<br />

Elternarbeit<br />

Systematische Beobachtung<br />

Gesprächsführung<br />

Praxisanleitungen<br />

Konfliktbewältigung<br />

Motivationstraining<br />

Abbildung 4: Weiterbildungsmaßnahmen aus Sicht der Erzieherinnen<br />

Im Vordergrund steht hierbei die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern. Der Umgang und<br />

die Gesprächsführung mit ihnen sollte mittels Weiterbildungen aus Sicht der Erzieherinnen<br />

mehr thematisiert werden. Mit 20 % folgt die Systematische Beobachtung, bei der sich noch<br />

einige Erzieherinnen unsicher fühlen. Die Zurückhaltung der eigenen Person und die<br />

Dokumentation des Beobachteten stellt für einige noch Probleme dar und sollte aus diesem<br />

Grund mehr gefördert werden. Die Verbesserung der Gesprächsführung n<strong>im</strong>mt 16 % aller<br />

Aussagen ein, wobei es hierum nicht nur um die Kommunikation mit den Eltern geht, sondern<br />

um das Reden vor einer größeren Anzahl von Personen, wie es unter anderem bei den<br />

Konsultationen der Fall ist. Ebenfalls besteht mit 16 % aller Nennungen ein Bedarf an mehr<br />

Praxisanleitungen, insbesondere für den Krippenbereich. Die Erzieherinnen fänden es sehr<br />

hilfreich, für die Umsetzung des Bildungsprogramms mehr Praxisbeispiele zu bekommen, an<br />

denen sie sich bei der Gestaltung ihrer eigenen pädagogischen Arbeit orientieren können.<br />

Abschließend sehen einige Mitarbeiterinnen ebenfalls Bedarf an einer Teilnahme zum<br />

Konfliktbewältigungs- und Motivationstraining.<br />

Systematische Beobachtung<br />

Nachdem bereits geklärt wurde, wie die systematische Beobachtung in der Theorie erfolgt,<br />

sollte anhand dieses Bereichs ermittelt werden, ob sich dies auch in die Praxis umsetzen lässt.<br />

Mittels der dafür konzipierten Fragen sollte herausgestellt werden, ob die Erzieherinnen die<br />

Zeit haben, regelmäßig zu beobachten, zu dokumentieren und ihre Ergebnisse <strong>im</strong> Team<br />

auszuwerten.


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 111<br />

Auswertung der Ergebnisse:<br />

Für elf Befragte stellte die Systematische Beobachtung eine große Herausforderung dar.<br />

Aspekte, die sich dabei als besonders schwierig erwiesen, waren die Zurückhaltung den<br />

Kindern gegenüber, sowie die Dokumentation des Beobachteten. Weiterhin ist es für einige<br />

eine Herausforderung, sich während des Beobachtens nicht ablenken zu lassen. Fünf der<br />

befragten Erzieherinnen gaben zu, dass sie sich oft von anderen Kindern von der Beobachtung<br />

abbringen lassen oder sich währenddessen noch auf eine weitere Situation konzentrieren.<br />

Darüber hinaus schilderten zwei Mitarbeiterinnen, dass sie während der Beobachtung oftmals<br />

das Verlangen haben, in die Situation einzugreifen. Sich selbst zurückzunehmen und sich auf<br />

eine Situation zu konzentrieren sind Vorraussetzungen für die Systematische Beobachtung<br />

und stellen hohe Anforderungen an die Erzieherinnen.<br />

Anhand der Antworten der Mitarbeiterinnen kann aufgezeigt werden, dass für intensives<br />

Beobachten und Reflektieren <strong>im</strong> Team die Zeit fehlt. Neun aller Befragten gaben an, dass<br />

momentan noch zu wenig Zeit für Beobachtungen bleibt und diese je nach Situation erfolgen<br />

und nicht regelmäßig. Laut Beobachtungskonzept der Einrichtung ist eine Beobachtung jedes<br />

Kindes alle drei Monate vorgesehen. Da jedoch häufig nur eine Kollegin Aufsicht über die<br />

Gruppe hat, ist eine Beobachtung nicht möglich. Allerdings bemühen sich alle Erzieherinnen,<br />

sich die Zeit dafür zu nehmen. Ebenfalls aus Gründen des Zeitmangels erfolgt die Reflexion<br />

und die Diskussion der Fragebögen <strong>im</strong> Team nur sehr selten. Dabei gaben fünf der Befragten<br />

an, dass eine regelmäßige Auswertung der Dokumentationen in Zukunft vorgesehen ist.<br />

Obwohl Zeitmangel die Beobachtung oftmals einschränkt, konnten zehn der befragten<br />

Kolleginnen bestätigen, dass aufgrund des Beobachtens die Themen der Kinder besser<br />

herausgearbeitet werden können. Die Erzieherinnen können sich nun in die Kinder<br />

hineinversetzen und ihr Verhalten in manchen Situationen dadurch erklären. Allerdings traf<br />

dies auf zwei der Befragten nicht zu, wobei eine Erzieherin die Ansicht vertritt, dass nicht<br />

jedes Kind in der Gruppe beobachtet werden müsste, sondern nur diejenigen, die<br />

Auffälligkeiten zeigen. Jedoch liegt der Sinn der Systematischen Beobachtung darin, die<br />

Interessen und Themen aller Kinder herauszufinden.<br />

7.2.2 Resümee<br />

Abschließend soll aufgezeigt werden, welchen Herausforderungen<br />

sich die Erzieherinnen<br />

stellten und wie sie dem Bildungsprogramm jetzt gegenüberstehen.


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 112<br />

Auswertung der Ergebnisse:<br />

Wie bereits herausgearbeitet wurde, stellte die Systematische Beobachtung, sowie das<br />

Einnehmen der passiven Rolle die höchsten Anforderungen an die<br />

Erzieherinnen. Welche<br />

Aufgaben überdies ebenfalls<br />

eine Herausforderung für viele darstellten soll folgende<br />

Aufführung der Antwortungen verdeutlichen:<br />

��das Bildungsprogramm den Eltern vermitteln<br />

��vor vielen Leuten reden<br />

��Umgang mit der Videokamera und dem PC<br />

��Ausdauer, bis zum Ende am Projekt mitzuarbeiten<br />

��Bereitschaft,<br />

sich auf Neues einzulassen<br />

��das<br />

Team motivieren<br />

��sich und der eigenen Arbeit zu vertrauen<br />

Obwohl diese Aspekte für viele anfangs eine Schwierigkeit<br />

darstellten, so förderte die<br />

Bewältigung dieser das Selbstwertgefühl und die Erzieherinnen gewannen dadurch an<br />

Selbstsicherheit.<br />

Da eingangs dem Bildungsprogramm viele mit Skepsis begegneten, bleibt die Frage, welche<br />

Ansicht die Erzieherinnen nach den drei Jahren vertreten. Neun aller Befragten bewerten<br />

„Bildung: elementar“<br />

sehr positiv und sehen darin eine gute Arbeitsgrundlage, da das Kind an<br />

Bedeutung gewinnt und nun den Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit einn<strong>im</strong>mt. Einige sind<br />

dennoch skeptisch, da zum Einen die Theorie und die Praxis oftmals nicht übereinst<strong>im</strong>men<br />

und zum Anderen Unsicherheit darüber besteht, ob das Programm erfolgreich ist. Weiterhin<br />

wurde von einer Kollegin eingewandt, dass die Kinder vor der Umsetzung des neuen<br />

Bildungsprogramms aufmerksamer waren, da Angebote und Aufgaben gemeinsam<br />

wahrgenommen und erfüllt wurden. Die gemeinsame Erfüllung der Aufgaben stellte jedoch<br />

eine Einschränkung der Kinder und deren Kreativität dar. Die Jungen und Mädchen sollen<br />

eigenständig ihr Umfeld erkunden und die Erzieherinnen sollten ihnen diese Freiheiten<br />

zugestehen und sie auf ihrem Weg begleiten und unterstützen.<br />

Obwohl die Rahmenbedingungen in der Einrichtung nicht opt<strong>im</strong>al sind und Zeit- und<br />

Personalmangel die pädagogische Arbeit erschweren, so steht doch ein Großteil der befragten<br />

Erzieherinnen dem Bildungsprogramm „Bildung: elementar“<br />

sehr positiv gegenüber. Die<br />

Erzieherinnen bemühen sich trotz aller Umstände das Programm bestmöglichst in ihre eigene<br />

Arbeit zu integrieren und die Einrichtung zum „Haus der Kinder“ zu gestalten.


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 113<br />

7.3 Und was sagen die Eltern dazu?<br />

Das Berücksichtigen der Lebenssituationen der Kinder ist von großer Bedeutung, da Kinder<br />

auf dem Hintergrund bereits gemachter Erfahrungen und Erlebnisse lernen. Jedoch kann dies<br />

nur erfolgen, wenn das Umfeld des Kindes in die pädagogische Arbeit einbezogen<br />

wird,<br />

insbesondere die Eltern als wichtigste Bezugspersonen der Jungen und Mädchen.<br />

Nachdem geklärt wurde, wie das neue Bildungsprogramm umgesetzt wird, welche<br />

Anforderungen dies an die Erzieherinnen stellt und mit welchen Problemen sie dabei<br />

konfrontiert werden, stellt sich abschließend die Frage: „Wie denken eigentliche die Eltern<br />

über „Bildung: elementar“? Um eine Antwort darauf zu finden, habe ich einen Fragebogen<br />

konzipiert, der Inhalte wie Ängste, Zweifel, Bildung, Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen<br />

oder Entfaltung der Kinder thematisiert. Die positive als auch negative Ansicht der Eltern zu<br />

diesem Programm soll auf dieser Grundlage aufgezeigt werden.<br />

7.3.1 Erläuterung des Fragebogens<br />

Die Befragung der Eltern erfolgte schriftlich anhand eines für die Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong><br />

konzipierten Fragebogens ( vgl. Anhang 6). Der Fragbebogen enthält 4 Fragen mit Angaben<br />

zur Person, 6 Themenbereiche, die durch weitere Items untergliedert sind und lässt Raum für<br />

eigene Anmerkungen zur pädagogischen Arbeit in der Kita <strong>„Käthe</strong><br />

<strong>Kollwitz“</strong>. Überdies wurde<br />

der Fragebogen mit kurzen Informationen<br />

über den Zweck, das Ziel und der Durchführung<br />

eingeleitet.<br />

Mit den ersten Fragen wurden Angaben zum Geschlecht und Alter der befragten Person<br />

erhoben. Des weiteren wurde angegeben, wie viele eigene Kinder in dieser Einrichtung<br />

betreut werden und welches Alter diese bereits erreicht haben. Die darauffolgenden<br />

Themenbereiche beziehen sich auf das neue Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ und<br />

sind jeweils in 5-7 weitere Items untergliedert. Die Eltern wurden aufgefordert durch<br />

Ankreuzen vorgegebener Antwortmöglichkeiten die Aussage auszuwählen, die am ehesten<br />

ihrer Meinung entspricht.<br />

Die einzelnen Bereiche setzen sich dabei aus folgenden Inhalten zusammen:<br />

��Heranführen<br />

an das Bildungsprogramm<br />

Anhand dieses Themas möchte ich ermitteln, inwieweit die Eltern mit dem neuen<br />

Bildungsprogramm vertraut sind. Darüber hinaus soll geklärt werden, auf welche Art<br />

und Weise die Mütter und Väter über „Bildung: elementar“ informiert wurden. Erfolgte


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 114<br />

7.3.2<br />

die Aufklärung durch die Erzieherinnen oder haben sich die Eltern viele Aspekte selbst<br />

erarbeitet? Diese Frage soll anhand der dafür ausgewählten Items beantwortet werden.<br />

��Ängste, Zweifel, negative Erfahrungen<br />

Die Items des zweiten Bereichs wurden so gewählt, dass sie Auskunft darüber geben,<br />

inwiefern die Eltern das Gefühl haben, ihre Kinder hätten nun zuviel Selbständigkeit.<br />

Überdies soll ermittelt werden, ob einige Mütter oder Väter der Ansicht sind, dass sich<br />

die Veränderungen, die in der Einrichtung vorgenommen wurden, negativ auf ihre<br />

Tochter oder ihren Sohn auswirken.<br />

��Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen<br />

Wie der Titel es schon ausdrückt, handelt es sich hierbei um den Aspekt der<br />

Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Erzieherinnen. Ich möchte der Frage<br />

nachgehen, ob die Eltern tatsächlich in den Alltag der <strong>Kindertagesstätte</strong> einbezogen<br />

werden und ob sie sich mit all ihren Fragen<br />

und Problemen ernst genommen fühlen.<br />

��Bildung<br />

Zum Einen wird auf die Bildungsbereiche und den Kenntnisstand der Eltern über diese<br />

eingegangen und zum Anderen soll ermittelt werden, wie die Eltern die Vorbereitung<br />

auf die Schule durch ein neues Bildungsprogramm bewerten.<br />

��Entfaltung der Kinder<br />

Mit Hilfe dieses<br />

Bereichs soll die Frage aufgeworfen werden: „Wie viel Selbständigkeit<br />

sollten die Kinder bekommen?“ Wie stehen die Eltern der „offenen“ Arbeit oder<br />

altersgemischten Gruppen gegenüber oder inwieweit sollten Kinder freien Zugang zu<br />

Bastelmaterialien bekommen? Anhand speziell für dieses Thema<br />

erarbeiteter Items, soll<br />

auf diese Fragen eine Antwort gefunden werden.<br />

��Aufgabe der Erzieherinnen<br />

Wie <strong>im</strong> vorangegangenen Themenbereich beinhaltet auch dieser die Eigenaktivität der<br />

Kinder. Die Eltern sollen ihre Meinung darüber abgeben, inwiefern Kinder eigenständig<br />

handeln sollen und wo durch Eingreifen der Erzieherinnen Grenzen gesetzt werden<br />

müssen.<br />

Ablauf der Befragung<br />

Da der Fragebogen vorerst noch auf Verständlichkeit und Inhalt überprüft werden sollte,<br />

führte ich einen sogenannten Probelauf mit 5 Elternteilen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> durch.


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 115<br />

Auf Grundlage<br />

der Rückmeldungen dieser Eltern konnte der Fragbogen überarbeitet und<br />

vervollständigt werden.<br />

Da so viele Eltern wie möglich<br />

erreicht werden sollten, bat ich die Erzieherinnen der<br />

Einrichtung den Fragebogen über einige Tage an die Mütter und Väter auszuhändigen. Die<br />

ausgefüllten Fragebögen sollten den Erzieherinnen überreicht und später an mich<br />

weitergeleitet werden. Insgesamt wurden 90 Fragebögen ausgegeben, von denen ich 53<br />

Exemplare zurückerhielt,<br />

was einer Beteiligung von 58 Prozent entspricht.<br />

7.3.3 Auswertung der Befragung<br />

Um eine bessere Übersicht über die Ergebnisse der Auswertung zu erhalten, möchte ich diese,<br />

gegliedert nach den einzelnen Bereichen, darstellen. Aus Gründen der besseren<br />

Veranschaulichung sollen einige Aussagen der Befragten in Form eines Diagramms<br />

dargestellt werden. Folgende Ergebnisse beziehen sich jedoch lediglich auf die Antworten der<br />

Eltern, die an der Befragung teilnahmen und sind aus diesem Grund nicht zwingend für alle<br />

d <strong>Kollwitz“</strong> geltend. 10<br />

Eltern er Kinder aus der Kita <strong>„Käthe</strong><br />

Angaben zur Person<br />

Auswertung der Ergebnisse:<br />

Bei dieser Umfrage beteiligten sich 53 Elternteile, die sich zu 90,6 % aus weiblichen und zu<br />

5,7 % männlichen Befragten zusammensetzen. Dabei nahmen Mütter und Väter <strong>im</strong> Alter von<br />

23 bis 63 Jahren teil, wobei das Durchschnittsalter aller Befragten 32 Jahre beträgt. 88,7 %<br />

aller Befragten haben ein Kind, welches in der Einrichtung betreut wird und nur von 5,7 %<br />

der Eltern sind 2 Kinder zu Besuch<br />

in der Kita. Die Frage nach dem Alter der Kinder ergab<br />

folgende Verteilung:<br />

10 Aufgrund von fehlenden oder ungültigen Antworten ergeben einige Prozentangaben zusammen nicht 100%.<br />

Die Fehlerquote soll jedoch bei der Auswertung nicht weiter berücksichtigt werden.


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 116<br />

Anzahl der Kinder<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

11,3 % 11,3 %<br />

Alter der Kinder<br />

18,9 %<br />

11,3 %<br />

24,5 %<br />

22,6 %<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Alter in Jahren<br />

Abbildung 5: Altersverteilung der Kinder<br />

Aus den Ergebnissen wird ersichtlich, dass sich vor allem die Eltern des Kindergartenbereichs<br />

an der Befragung beteiligten. Des weiteren wird bestätigt, dass sich der Männeranteil in<br />

Kindertageseinrichtungen sehr gering hält. Von 53 Elternteilen, die den Fragebogen<br />

ausfüllten, liegt der Anteil der männlichen Befragten bei lediglich 3 Männern.<br />

Heranführen an das Bildungsprogramm<br />

Auswertung der Ergebnisse:<br />

Anzahl der Nennungen<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Ich wurde von den Erzieherinnen gut über das<br />

neue Programm aufgeklärt<br />

64,2 %<br />

24,4 %<br />

Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />

nicht zu<br />

5,7 % 5,7 %<br />

Trifft nicht zu<br />

Abbildung 6: Aufklärung der Eltern über das Bildungsprogramm durch die<br />

Erzieherinnen


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 117<br />

Anzahl der Nennungen<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Ich habe das Programm selbst gelesen<br />

43,4 %<br />

11,3 %<br />

17,0 %<br />

Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />

nicht zu<br />

26,3 %<br />

Trifft nicht<br />

zu<br />

Abbildung 7: Anzahl der Eltern, die das Programm selbst gelesen haben<br />

Die beiden Diagramme sollen einerseits die passive Aneignung des Inhaltes des<br />

Bildungsprogramms durch die Erzieherinnen, sowie die Eigenständigkeit der Eltern<br />

veranschaulichen. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass <strong>im</strong>merhin mehr als die Hälfte der<br />

Eltern das Gefühl haben, gut über das neue Bildungsprogramm von den Erzieherinnen<br />

aufgeklärt worden zu sein. Allerdings zeigt der erhebliche Anteil von 24,4 %, dass die<br />

Aufklärung darüber nicht für alle Eltern zu vollster Zufriedenheit erfolgte.<br />

Die Aussage wiederum, dass die Mütter und Väter das Programm auch selbst gelesen haben,<br />

konnten nur 23 aller Befragten bestätigen. Dies könnte zum einen an der Verständlichkeit und<br />

zum anderen am Umfang des Bildungsprogramms liegen. Mit 98 Seiten ist es sehr umfassend<br />

und aufgrund vieler Fachtermini teilweise schwer verständlich.<br />

Die Aussage, dass sie dem Bildungsprogramm opt<strong>im</strong>istisch gegenüberstanden, fanden<br />

��47,2 % als zutreffend,<br />

��28,3 % als eher zutreffend,<br />

��18,9 % als eher unzutreffend und<br />

�� 5,7 % als völlig unzutreffend.<br />

Diese Verteilung der Ergebnisse hat mich sehr überrascht, da ich davon ausging, dass viele<br />

Eltern einer Veränderung in der Einrichtung kritisch gegenüberstehen würden. Ein Argument<br />

für diese positive Einstellung „Bildung: elementar“ gegenüber, könnte die verständliche


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 118<br />

Aufklärung der Erzieherinnen über dieses Programm sein, da sie dadurch vielen Eltern<br />

anfängliche Zweifel nahmen.<br />

Ängste, Zweifel, negative Erfahrungen<br />

Auswertung der Ergebnisse:<br />

Die Verteilung der Ergebnisse zu den Inhalten Ängsten, Zweifel und negativen Erfahrungen<br />

haben aufgezeigt, dass viele Eltern dem neuen Bildungsprogramm und der Umsetzung in der<br />

Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> sehr positiv gegenüberstehen. 60,4 % der Eltern konnten die Aussage<br />

ablehnen, dass sich die Veränderungen in der Einrichtung negativ auf ihr Kind auswirken.<br />

Ebenfalls konnte von 77,4 % der Befragten verneint werden, dass sich die Kinder schlecht<br />

über die Umgestaltungen äußern.<br />

Die Aussage, das Gefühl zu haben, den Kindern fehle aufgrund zu großer Selbständigkeit die<br />

Kontrolle, fanden dennoch 15,1 % aller Befragten als eher zutreffend. Viele Eltern sind der<br />

Ansicht, dass die Erzieherinnen den Tagesablauf gestalten und somit auch die aktive Rolle in<br />

der Gruppe einnehmen sollten. Doch auf der Grundlage von „Bildung: elementar“ n<strong>im</strong>mt die<br />

Erzieherin in der pädagogischen Arbeit eher die Rolle der Beobachterin ein. Aus diesem<br />

Grund könnten einige Eltern das Gefühl haben, ihre Kinder bekommen nicht die nötige<br />

Aufsicht und sind frei von jeglicher Kontrolle.<br />

Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen<br />

Auswertung der Ergebnisse:<br />

Anzahl der Nennungen<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Ich habe das Gefühl, Mitspracherecht in der<br />

Einrichtung zu haben<br />

26,4 %<br />

32,1 %<br />

26,4 %<br />

Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />

nicht zu<br />

Abbildung 8: Mitspracherecht der Eltern<br />

13,2 %<br />

Trifft nicht<br />

zu


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 119<br />

Anhand der Abbildung 8 wird deutlich, dass ein Anteil von 39,6 % die Ansicht vertritt, kein<br />

oder nur sehr wenig Mitspracherecht bei Entscheidungen in der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> zu<br />

besitzen. Das Gespräch mit der Leiterin der Tagesstätte erklärt diese Verteilung der<br />

Ergebnisse. Die Frage, welche Ziele in nächster Zukunft erreicht werden sollen, beantwortete<br />

sie unter anderem mit der intensiveren Zusammenarbeit der Eltern (vgl. Interview 3, Frage<br />

10). Aus ihren Aussagen wurde deutlich, dass das Einbeziehen der Eltern in manchen<br />

Angelegenheiten unzureichend erfolgte, was durchaus die Verteilung dieser Ergebnisse<br />

erklären würde. Die Mehrheit aller Eltern haben einerseits das Gefühl zu wenig<br />

Mitspracherecht in der Einrichtung zu haben, allerdings finden es 83,0 % aller Befragten als<br />

sehr zutreffend, dass sie sich zu jeder Zeit mit Fragen und Problemen an die Erzieherinnen<br />

wenden können.<br />

Die Ergebnisse auf die Aussage, dass alle Fragen bezüglich des Bildungsprogramms von den<br />

Erzieherinnen beantwortet werden konnten, verteilten sich wie folgt:<br />

Anzahl der Nennungen<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Meine Fragen bezüglich des Bildungsprogramms<br />

konnten <strong>im</strong>mer beantwortet werden<br />

60,4 %<br />

26,4 %<br />

Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />

nicht zu<br />

3,8 % 3,8 %<br />

Trifft nicht zu<br />

Abbildung 9: Fragen zum Bildungsprogramm<br />

Diese Verteilung der Ergebnisse lässt darauf schließen, dass die Erzieherinnen der Tagesstätte<br />

aufgrund ihrer gesammelten Erfahrungen während des Projektes sehr kompetent geworden<br />

sind und ihr Wissen bezüglich „Bildung: elementar“ sehr verständlich an die Eltern<br />

weitergeben können.


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 120<br />

Bildung<br />

Auswertung der Ergebnisse:<br />

Die Items aus diesem Bereich zielten vor allem darauf ab zu erfahren, ob die Eltern mit den<br />

Bildungsbereichen des Programms vertraut sind und ob sie aufgrund dessen die Ansicht<br />

vertreten, dass die Vorbereitung auf die Schule gründlicher erfolgt. Nachstehende Diagramme<br />

veranschaulichen die Verteilung der Ergebnisse zu diesen beiden Aspekten:<br />

Anzahl der Nennungen<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Ich kenne die Bildungsbereiche des<br />

Bildungsprogramms<br />

28,3 %<br />

39,6 %<br />

24,5 %<br />

Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />

nicht zu<br />

7,5 %<br />

Trifft nicht<br />

zu<br />

Abbildung 10: Kenntnisstand der Eltern über die Bildungsbereiche<br />

Von allen Befragten können 67,9 % von sich behaupten, dass sie die Bildungsbereiche<br />

zumindest teilweise kennen, jedoch verbleiben 32 %, die damit nicht vertraut sind. Ein<br />

weiterer Item bestätigt die Annahme, dass die Eltern wenig mit den Inhalten des<br />

Bildungsprogramms und der pädagogischen Arbeit der Einrichtung vertraut sind (Abb. 10).<br />

Anzahl der Nennungen<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Ich bin mit dem Weltwissen vertraut<br />

24,5 % 22,6 % 22,6 % 24,5 %<br />

Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />

nicht zu<br />

Trifft nicht zu<br />

Abbildung 11: Kenntnisstand der Eltern über das Weltwissen


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 121<br />

Abbildung 11 zeigt die Verteilung der Antworten, ob den Eltern das „Weltwissen“, welches<br />

auf der Grundlage von Elschenbroich erarbeitet wurde, bekannt ist. Diese Verteilung zeigt<br />

sehr deutlich, dass sich die Ansichten der Eltern in Bezug auf dieses Thema stark teilen.<br />

Während fast 50 % der Antworten bestätigen, dass die Eltern mit dem „Weltwissen“ teilweise<br />

vertraut sind, trifft dies auf die andere Hälfte der Befragten nicht zu.<br />

Aus diesen Ergebnissen ergab sich die Annahme, dass diese Verteilung mit dem Alter der<br />

Kinder erklärt werden könnte. Es liegt nahe, dass Eltern von Kindern des Krippenbereichs<br />

weniger mit den Bildungsbereichen und dem „Weltwissen“ vertraut sind, da dieser bisher<br />

gegenüber dem Kindergartenbereich in Bezug auf die Umsetzung von „Bildung: elementar“<br />

etwas vernachlässigt wurde. Möglicherweise ist der Aspekt der Betreuung bei vielen Eltern<br />

von Krippenkindern vordergründiger als Bildung.<br />

Folgende Angaben bestätigen meine Vermutung: Während lediglich 9 % der Eltern von<br />

Kindern <strong>im</strong> Krippenalter zust<strong>im</strong>mten, mit dem „Weltwissen“ vertraut zu sein, so traf dies auf<br />

35 % der Eltern von Kindergartenkindern zu. Zu ähnlichen Ergebnissen führte auch der<br />

Vergleich zwischen dem Alter der Kinder und dem Bekanntsein der Bildungsbereiche. Auch<br />

bei diesem Aspekt bilden die Eltern der Krippenkinder mit 18 % die Minderheit gegenüber<br />

den Eltern der Kindergartenkinder, von denen 35 % die Bildungsbereiche kennen. Dies zeigt<br />

sehr deutlich, dass in Bezug auf Bildung Unterschiede zwischen dem Krippen- und<br />

Kindergartenbereich zu verzeichnen sind.<br />

Auf die Frage, ob durch das neue Bildungsprogramm eine bessere Vorbereitung der Kinder<br />

auf die Schule gewährleistet wird, ergab sich folgende Verteilung:<br />

��für 45,3 % der Eltern trifft dies zu<br />

��für 32,1 % der Eltern trifft dies eher zu<br />

��für 17,0 % der Eltern trifft dies eher nicht zu<br />

��für 3,8 % der Eltern trifft dies nicht zu<br />

77,4 % aller Befragten sehen aufgrund von „Bildung: elementar“ eine effektivere<br />

Vorbereitung ihrer Kinder auf die Schule.<br />

Entfaltung der Kinder<br />

Dieser Bereich beinhaltet unter anderem Aspekte wie freier Zugang zu Bastelmaterialien,<br />

freie Bewegung <strong>im</strong> Haus, altersgemischte Gruppen, sowie die Beteiligung be<strong>im</strong> Aufstellen


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 122<br />

von Regeln. Im Folgenden werden zum einen die Ergebnisse zur Altersmischung und zum<br />

anderen die Anzahl der Nennungen zur freien Bewegung <strong>im</strong> Haus graphisch dargestellt:<br />

Anzahl der Nennungen<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Eine Altersmisschung der Kinder würde ich<br />

befürworten<br />

7,5 %<br />

15,1 %<br />

35,8 %<br />

Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />

nicht zu<br />

Abbildung 12: Altersmischung der Kinder<br />

Anzahl der Nennungen<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

18,9 %<br />

22,6 %<br />

37,7 %<br />

Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />

nicht zu<br />

41,5 %<br />

Trifft nicht<br />

zu<br />

Ich finde es gut, wenn sich die Kinder frei <strong>im</strong><br />

Haus bewegen können<br />

20,8 %<br />

Trifft nicht<br />

zu<br />

Abbildung 13: Freie Bewegung der Kinder <strong>im</strong> Haus<br />

Beide Graphiken veranschaulichen sehr gut, dass die Mehrheit der Eltern altershomogene<br />

Gruppen vorziehen und überwiegend gegen eine freie Bewegung der Kinder <strong>im</strong> Haus sind.<br />

Auf die Aussage, dass Kinder keinen freien Zugang zu jeglichen Bastelmaterialien haben<br />

sollten, antworteten die Eltern wie folgt:


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 123<br />

Diese Aussage befanden von den 53 Befragten<br />

��35,8 % für zutreffend,<br />

��24,5 % für eher zutreffend,<br />

��20,8 % für eher unzutreffend und<br />

��18,9 % für nicht zutreffend.<br />

Die Verteilung der eben aufgezeigten Ergebnisse lässt sich erneut auf das Alter der Kinder<br />

zurückführen. Bei einem Vergleich ergab sich, dass 54 % der Eltern, deren Kinder <strong>im</strong><br />

Krippenbereich betreut werden, den freien Zugang zu verschiedenen Materialien ablehnen,<br />

während dies nur 22 % der Eltern von Kindergartenkindern tun.<br />

Eine ähnliche Verteilung ergab sich zu der Frage, ob die Mütter und Väter eine freie<br />

Bewegung der Kinder <strong>im</strong> Haus begrüßen. 36 % der Befragten von Krippenkindern und<br />

lediglich 9 % der Eltern von Kindergartenkindern lehnten dies ab. Nur sehr geringe<br />

Unterschiede gab es erstaunlicherweise in der Betrachtungsweise der altersgemischten<br />

Gruppen. Sowohl die Eltern der Krippenkinder mit 41 %, als auch die der Kindergartenkinder<br />

mit 42 % bevorzugen altershomogene Gruppen.<br />

Aufgabe der Erzieherinnen<br />

Auswertungen der Ergebnisse:<br />

Ein wesentlicher Gesichtspunkt von „Bildung: elementar“ ist die passive Rolle der Erzieherin<br />

als Beobachterin. Die Erzieherinnen sollen Konflikte und das Geschehen <strong>im</strong> Tagesablauf<br />

beobachten und nur bei drohender Gefahr eingreifen. Das Kind soll zum aktiven Gestalter<br />

seiner Umwelt werden, was bedeutet, dass die Kinder zusammen mit den Erwachsenen ihren<br />

Tagesablauf planen und sie mit ihren Wünschen und Ideen ernst genommen werden. Doch<br />

welche Ansicht vertreten die Eltern? Dass die Mehrheit der Befragten doch der Erzieherin,<br />

statt ihren Kindern die aktive Rolle in der Einrichtung zuschreiben, verdeutlichen<br />

nachfolgende Abbildungen:


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 124<br />

Anzahl der Nennungen<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Die aktive Rolle sollte die Erzieherin übernehmen<br />

22,6 %<br />

49,1 %<br />

18,9 %<br />

Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher<br />

nicht zu<br />

5,7 %<br />

Trifft nicht<br />

zu<br />

Abbildung 14: Erzieherin sollte die aktive Rolle übernehmen<br />

Anzahl der Nennungen<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Der Tagesablauf soll von den Erzieherinnen<br />

gestaltet werden<br />

18,9 %<br />

58,5 %<br />

Trifft zu Trifft eher<br />

zu<br />

17,0 %<br />

Trifft eher<br />

nicht zu<br />

0 %<br />

Trifft nicht<br />

zu<br />

Abbildung 15: Gestaltung des Tagesablaufes durch die Erzieherinnen<br />

Die Eltern vertreten eher die traditionelle Ansicht von den Aufgaben der Erzieherinnen. Sie<br />

übern<strong>im</strong>mt die aktive Rolle <strong>im</strong> Tagesverlauf und gestaltet für die Kinder Projekte und<br />

Aktivitäten. Weitere Ergebnisse bestätigen überdies, dass viele der Befragten die Aufgaben<br />

der Erzieherinnen darin sehen, den Kindern neben Bildung auch Disziplin beizubringen und<br />

ihnen anhand von klaren Anweisungen zu sagen, was sie tun sollen.


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 125<br />

Die Aussage, die Aufgabe der Erzieherinnen liegt darin, den Kindern Disziplin beizubringen,<br />

befanden<br />

��22,6 % für zutreffend,<br />

��39,6 % für eher zutreffend,<br />

��18,9 % für eher unzutreffend und<br />

�� 5,7 % für nicht zutreffend.<br />

Eine weitere Aussage des Fragebogens beinhaltete die Ansicht, dass die Aufgabe der<br />

Erziehrinnen darin besteht, den Kindern zu sagen, was sie tun sollen.<br />

Dem konnten<br />

��11,3 % völlig zust<strong>im</strong>men,<br />

��30,2 % eher zust<strong>im</strong>men,<br />

��39,6 % eher nicht zust<strong>im</strong>men und<br />

��11,3 % nicht zust<strong>im</strong>men.<br />

Die Verteilung der Aussagen lässt sich dieses Mal jedoch nicht darauf zurückzuführen, dass<br />

die Eltern der Krippenkinder möglicherweise ängstlicher sind und aus diesem Grund die<br />

aktive Rolle der Erzieherinnen fordern. Eher vertraten die Befragten von Kindergartenkindern<br />

die Ansicht, dass der Alltag von den Erzieherinnen gestaltet werden soll und es ihre Aufgabe<br />

ist, den Kindern Disziplin beizubringen. Erklärungsansätze sah ich darin, dass die Eltern der<br />

Kindergartenkinder die Verantwortung ihrem Kind Disziplin und Anstand beizubringen eher<br />

auf die Erzieherinnen der Kita übertragen. Möglicherweise besteht die Angst, dass die Kinder<br />

bei zu großem Freiraum <strong>im</strong> Kindergarten denken, dass sie auch zu Hause alle Freiheiten<br />

genießen könnten. Immerhin vertraten 15,1 % aller Befragten die Ansicht, den Kindern fehle<br />

aufgrund zu großer Selbständigkeit die Kontrolle.<br />

Resümee<br />

Dieser Fragebogen wurde so konzipiert, dass er Aufschluss darüber gibt, wie die Eltern mit<br />

dem neuen Bildungsprogramm konfrontiert wurden, wie sie dessen Umsetzung in der Kita<br />

<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> gegenüberstehen und welche Ansichten sie zum Thema Selbständigkeit<br />

vertreten. Aus den Ergebnissen wurde vor allem deutlich, dass nur einige Eltern das<br />

Bildungsprogramm selbst gelesen haben, jedoch ein großer Anteil der Befragten die<br />

Aufklärung über „Bildung: elementar“ durch die Erzieherinnen sehr zufriedenstellend<br />

beurteilten. Allerdings traf dies nicht auf die Zusammenarbeit mit den Eltern zu, da doch ein<br />

erheblicher Anteil von 39,6 % das Gefühl hat, kein oder nur sehr wenig Mitspracherecht bei


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 126<br />

Angelegenheiten zu haben, die die pädagogische Arbeit der Einrichtung betreffen. Dass sich<br />

die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern noch intensiver gestalten sollte, dessen sind sich<br />

auch die Kolleginnen der Kita bewusst. Denn eines der Ziele, welches die Mitarbeiterinnen in<br />

nächster Zukunft erreichen wollen, ist die bessere Zusammenarbeit mit den Eltern und deren<br />

Integration in die pädagogische Arbeit (vgl. Kapitel 7.4).<br />

Obwohl ein beträchtlicher Anteil aller Befragten eher traditionelle Ansichten zu den<br />

Aufgaben der Erzieherinnen vertritt, stehen sie dem Bildungsprogramm und deren Umsetzung<br />

jedoch sehr opt<strong>im</strong>istisch gegenüber. Dies beinhaltet jedoch einen Widerspruch in sich. Denn<br />

„Bildung: elementar“ besagt, dass dem Kind die aktive Rolle zugeschrieben werden sollte und<br />

die Erzieherin sich zurückn<strong>im</strong>mt und als Beobachterin fungiert. Die Eltern vertreten<br />

allerdings die Ansicht, dass die Erzieherinnen viele Vorgaben machen und den Kindern klare<br />

Anweisungen für den Tagesverlauf geben sollten. Viele Elternteile stehen der großen<br />

Selbständigkeit der Kinder sehr kritisch gegenüber und befürchten, ihren Kindern würde in<br />

einigen Situationen zu wenig Kontrolle zukommen. In der Einrichtung werden jedoch<br />

zusammen mit den Kindern Regeln ausgehandelt, mit deren Hilfe sie lernen<br />

verantwortungsbewusstes Handeln zu zeigen. Wenn die Kinder die Möglichkeit erhalten, sich<br />

<strong>im</strong> Haus frei zu bewegen, so geschieht dies nicht ohne Kontrolle. Es sind stets Erwachsene in<br />

der näheren Umgebung und aufgrund selbst aufgestellter Regeln achten die Kinder von sich<br />

aus darauf, dass diese auch eingehalten werden. Anhand dieser Befragung wäre ich gerne der<br />

Annahme nachgegangen, ob die Ängstlichkeit und die kritische Ansicht gegenüber zu großer<br />

Selbständigkeit mit dem Geschlecht der Eltern einhergeht. Vertreten Väter möglicherweise<br />

die Ansicht, dass Kinder schnell lernen sollten selbständig und unabhängig zu werden und<br />

wären aus diesem Grund einigen Aspekten in Bezug auf freie Bewegung oder eigene<br />

Gestaltung des Tages aufgeschlossener? Leider ist es mir aufgrund von mangelnder<br />

Teilnahme der Väter nicht gelungen, einen Vergleich zwischen männlichen und weiblichen<br />

Elternteilen anzustellen. Die Sichtweisen der Väter zu diesem Bildungsprogramm und zur<br />

freien Entfaltung ihrer Kinder kamen in diesem Fall leider zu kurz.<br />

In dem Fragebogen wurde den Eltern die Möglichkeit eingeräumt, eigene Anmerkungen zur<br />

pädagogischen Arbeit in der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> zu äußern. Daraus ergab sich eine sehr<br />

positive Resonanz, denn viele Eltern haben dies wahrgenommen und die Tätigkeit der<br />

Erzieherinnen gelobt. Einige würden sich jedoch wünschen, mehr über das Verhalten des<br />

eigenen Kindes <strong>im</strong> Tagesverlauf zu erfahren. Hierzu schlug eine befragte Mutter vor, einen<br />

Elternabend mit Videoanalysen zu gestalten, damit jedes Elternteil einen Einblick erhält, wie


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 127<br />

sich das eigene Kind <strong>im</strong> Umgang mit anderen verhält. Aus einem Gespräch mit einer<br />

Erzieherin des Kindergartenbereichs erfuhr ich, dass dies bereits in ihrer Gruppe bei einem<br />

Elternabend umgesetzt wurde. Aus weiteren Anmerkungen der Eltern geht hervor, dass sie die<br />

Tages- und Raumgestaltung in der Einrichtung sehr positiv bewerten. Sie loben das große<br />

Engagement der Erzieherinnen, sowie die Vielfältigkeit der Aktivitäten. Diese Einrichtung<br />

bietet den Kindern be<strong>im</strong> Sport, Waldtag, Kinderfest, Projekten oder Besuchen von anderen<br />

Institutionen zahlreiche Möglichkeiten Erfahrungen zu sammeln und ihre Umgebung zu<br />

erforschen. Dies ist ein Aspekt, den die befragten Eltern in der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> sehr<br />

begrüßen.<br />

7.4 Zukunftsperspektive der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong><br />

Dieser Abschnitt thematisiert Ziele, welche die Mitarbeiterinnen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> in<br />

nächster Zukunft erreichen wollen. Zu diesem Zweck werden Teilziele formuliert, die in<br />

einem best<strong>im</strong>mten Zeitraum erreicht werden sollen. Da in Vergangenheit oft Ziele gesteckt<br />

wurden, die keiner Frist unterlagen und somit teilweise in Vergessenheit gerieten,<br />

entwickelten die Erzieherinnen eine Zeitschiene, welche den Zeitraum zum Erreichen<br />

gesetzter Ziele angibt. Bei dieser Weiterentwicklung werden die Kolleginnen der Einrichtung<br />

von zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern unterstützt und gefördert.<br />

Entwicklung zum Kompetenzzentrum<br />

Bis zum Dezember 2007 soll sich die Einrichtung zum Kompetenzzentrum weiterentwickeln<br />

und über auftretende Schwierigkeiten und bereits erreichte Ziele berichten. Im Mittelpunkt<br />

dieser Konsultationen steht der Erfahrungsaustausch zwischen interessierten Einrichtungen<br />

und der Kolleginnen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>. Bis Ende des Jahres 2007 soll dieses Ziel<br />

vom gesamten Kollektiv und mit der Unterstützung zweier wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

erreicht werden.<br />

Öffnung nach außen<br />

Die Transparenz der pädagogischen Arbeit für die Öffentlichkeit stellt ein weiteres Ziel dar,<br />

welches sich die Mitarbeiterinnen gesteckt haben. „Wir haben uns zwar innerhalb der<br />

Einrichtung geöffnet, aber wir müssen uns nach außen mehr öffnen. Und da sind wir noch ein<br />

bisschen zurückhaltend“ (vgl. Interview 3, Frage 10). Öffentlichkeitsarbeit kann erst<br />

beginnen, wenn alle Ängste und Unsicherheiten abgebaut wurden und die eigene Konzeption<br />

mit Selbstsicherheit dargestellt werden kann. Dafür ist es wichtig, Berührungs- und


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 128<br />

Beziehungsängste durch offene Kooperationsformen abzulösen und Menschen außerhalb des<br />

Umfeldes <strong>Kindertagesstätte</strong> Einblick zu gewähren. Gelungene Öffentlichkeitsarbeit kann<br />

Verständnis und Interesse für Kinder wecken und den erzieherischen Beruf gegebenenfalls<br />

aufwerten (vgl. Becker-Textor, 1994, S. 60).<br />

Elternarbeit<br />

Ein weiterer Schwerpunkt stellt die Zusammenarbeit mit den Eltern der Kinder dar. Die<br />

Mütter und Väter wurden bisher <strong>im</strong>mer über alle Vorhaben aufgeklärt, jedoch fehlte die<br />

Integration der Eltern in den Kindergartenalltag. „(...), aber wir können sie doch<br />

miteinbeziehen. Es geht uns schließlich um ihre Kinder und unsere Arbeit“ (vgl. Interview 3,<br />

Frage 10).<br />

Eine offenere Elternarbeit ermöglicht den Müttern und Vätern, Einblick in den Alltag der Kita<br />

zu erhalten. Sie können dadurch das Verhalten ihres eigenen Kindes in einer altersgleichen<br />

Gruppe beobachten und entdecken möglicherweise, dass das Spielen viele<br />

Förderungsmöglichkeiten in sich birgt. Die Erzieherinnen sollten Impulse der Eltern<br />

aufnehmen und sie in die Besprechung von Rahmenplänen einbeziehen. Dadurch wird es den<br />

Eltern ermöglicht, ein neues Verständnis für die pädagogische Arbeit der Erzieherinnen zu<br />

entwickeln (vgl. Becker-Textor, 1994, S. 54).<br />

Offenere Elternarbeit sollte vorerst allerdings mit der Aufklärung aller Beteiligten über das<br />

Verständnis dieses Begriffs verbunden sein. Denn Eltern sollen auf keinen Fall die<br />

Gruppenführung übernehmen, sondern sich vielmehr als Spielpartner der Kinder sehen. Den<br />

Erzieherinnen sollte keineswegs das Gefühl vermittelt werden, unter Beobachtung und<br />

Kontrolle zu stehen. Aus diesem Grund ist ein gemeinsames Gespräch über die Bedeutung<br />

offenerer Elternarbeit unabdingbar.<br />

Offene Arbeit<br />

Vorerst bleibt die Teilöffnung Bestandteil der pädagogischen Arbeit der Erzieherinnen der<br />

Einrichtung. Da jedoch der Versuch einer vollkommenen Öffnung bereits da war, stellt diese<br />

auf jeden Fall eine Option für die Zukunft dar. Hierzu besteht allerdings noch Bedarf an<br />

einem großen Maß an Vorbereitungen und Wissen zu dem Thema.<br />

„Das ist noch ein weiter Weg, weil wir dazu noch zu wenig Kenntnisse haben. Mit diesem<br />

Thema müssen wir uns erst noch mal gründlich befassen, damit es letztendlich auch Hand


Das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ in der Praxis 129<br />

und Fuß hat. Man soll ja ausprobieren, aber dafür fehlen noch die Kenntnisse“ (vgl.<br />

Interview 3, Frage 11).<br />

Weiterbildung<br />

Um die pädagogische Arbeit innovativ und zeitgerecht zu gestalten, bedarf es einer<br />

regelmäßigen Teilnahme an Weiterbildungen. Diese sollen gemeinsam und nicht wie es<br />

bisher häufig der Fall war, nur von einzelnen Mitarbeiterinnen besucht werden. „Denn wir<br />

wollen uns ja als Kollektiv weiterbilden. So kommen wir wahrscheinlich schneller zum Ziel ,<br />

als wenn nur einzelne Mitarbeiterinnen Weiterbildungen besuchen und jeder nur <strong>im</strong>mer einen<br />

Teil aufn<strong>im</strong>mt“ (vgl. Interview 3, Frage 10). Es ist wichtig, dass nicht nur vereinzelte<br />

Kolleginnen an solchen Veranstaltungen teilnehmen, sondern alle Mitarbeiterinnen. Es könnte<br />

ansonsten die Gefahr bestehen, dass nur Teilaspekte best<strong>im</strong>mter Themen weitergegeben<br />

werden, da jeder unterschiedliche Ansichten vertritt und Inhalten unterschiedliche Beachtung<br />

schenkt.<br />

Resümee<br />

Eben geschilderte Ziele wollen die Kolleginnen der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> in näherer Zukunft<br />

gemeinsam erreichen. Dabei hoffen sie weiterhin auf die Unterstützung des Trägers und der<br />

wissenschaftlichen Mitarbeiter, da diese Hilfe zum Erreichen vieler Ziele unabdingbar ist.<br />

Einen weiteren Wunsch, den die Leiterin <strong>im</strong> Interview äußerte bezieht sich auf die<br />

Zusammensetzung des Teams. Sie hofft, dass „(...) wir endlich mal einen Stamm an<br />

Mitarbeiterinnen in unserer Einrichtung haben, der zusammenbleibt und nicht so oft<br />

gewechselt wird“ (vgl. Interview 3, Frage 10).


Schlussbetrachtung 130<br />

8 Schlussbetrachtung<br />

Diese Arbeit zielte darauf ab, zu überprüfen, inwieweit die neuen Anforderungen, die das<br />

Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ an die Erzieherinnen stellt, erfüllt werden können<br />

und in welchen Bereichen das Programm an Grenzen stößt. Für die abschließende<br />

Betrachtung der Möglichkeiten und Einschränkungen von „Bildung: elementar“, sollen<br />

vorerst in einer zusammenfassenden Darstellung, die Vorraussetzungen in der Kita <strong>„Käthe</strong><br />

<strong>Kollwitz“</strong>, sowie die Anforderungen an die Erzieherinnen herausgearbeitet werden. Überdies<br />

sollen dabei die Ergebnisse der Interviews und der Fragebögen berücksichtigt werden.<br />

Die „Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen<br />

Persönlichkeit“ (KJHG, 1998, §22) zu fördern stellt den Auftrag an die <strong>Kindertagesstätte</strong>n<br />

dar. Betreuung, Bildung und Erziehung des Kindes bilden dabei den Aufgabenbereich der<br />

Erzieherinnen, mit dem sie Familien in ihrer Erziehung unterstützen (vgl. KJHG, 1998, §22).<br />

Seit dem schlechten Abschneiden der deutschen Schüler bei der PISA-Studie gab es<br />

allerdings viele Diskussionen über die Bildungsqualität in Deutschland. Seitdem wird<br />

gefordert, dass vor allem <strong>im</strong> Elementarbereich dem Aspekt der Bildung eine größere<br />

Bedeutung beigemessen werden muss. Aus diesem Grund wurden bereits in vielen<br />

Bundesländern von den zuständigen Ministerien Bildungspläne für <strong>Kindertagesstätte</strong>n<br />

veröffentlicht. Diese zielen allerdings nicht auf eine „Verschulung von Kindergärten“ (Quelle<br />

16, S.1) ab, sondern dienen als Orientierung, die verschiedene Bildungsbereiche detailliert<br />

beschreiben und die Aufgaben der Erzieherinnen definieren. Diese Bildungspläne können<br />

jedoch nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn sich das Verständnis von Bildung, Erziehung<br />

und Betreuung verändert.<br />

Bildung sollte dabei als Eigenaktivität des Kindes und nicht als Belehren durch den<br />

Erwachsenen verstanden werden. Seit Humboldt wird die Selbstbildung des Kindes als<br />

„Aneignung von Welt“ definiert. Kinder setzen sich dabei in Beziehung zu Personen oder<br />

Gegenständen aus ihrer Umgebung und errichten auf Grundlage ihrer bereits gesammelten<br />

Erfahrungen eine zweite Realitätsebene. Kinder erforschen die Welt und stellen Hypothesen<br />

über sie und ihre Beziehung zu ihr auf, die sie aufgrund ihrer Entdeckungen und bereits<br />

gemachter Erfahrungen weiterentwickeln oder korrigieren. Kinder treten in den ersten<br />

Lebensjahren als Forscher und Forscherinnen auf und lernen durch eigenes Tun.


Schlussbetrachtung 131<br />

Die Rolle der Erzieherin ändert sich dabei von der Führerin zur Begleiterin der Kinder. Ihre<br />

Aufgabe ist es, die Kinder auf ihrem Bildungsweg zu unterstützen und herauszufordern.<br />

Dabei ist es von großer Bedeutung, dass die Erzieherinnen das Handeln der Kinder<br />

respektieren und sie auf ihren Wegen und Umwegen be<strong>im</strong> Erforschen der Welt geduldig<br />

begleiten. Ihre Aufgabe zielt darauf ab, den Kindern eine anregungsreiche Umgebung zu<br />

bieten, die ihre Neugierde weckt und zum Exper<strong>im</strong>entieren anregt. Kinder besitzen von sich<br />

aus die Motivation und die Neugierde, etwas lernen zu wollen und es besteht keine<br />

Notwendigkeit seitens der Erwachsenen, die Kinder dazu zu drängen. Aus diesem Verständnis<br />

heraus sollte auch Erziehung neu gedacht werden.<br />

Erziehung sollte nicht mit Belehren und Zwang verbunden sein, sondern Kinder sollten an<br />

Entscheidungsprozessen beteiligt werden. Regeln, Normen und Werte sollten zusammen<br />

diskutiert und hinterfragt werden, so dass Kinder die Möglichkeit bekommen, den Sinn<br />

best<strong>im</strong>mter Vorgaben zu verstehen und sich selbst dafür zu entscheiden. Das Hauptziel der<br />

Erziehung ist die Förderung der Selbständigkeit durch den Erwachsenen. Dies wird jedoch<br />

nicht durch Vorgaben oder Zwang erreicht, sondern durch Unterstützung, Begleitung und<br />

Herausforderung der Kinder durch die Erzieherinnen.<br />

„Bei der Erziehung muss man etwas aus dem Menschen herausbringen und nicht in ihn<br />

hinein“ (Friedrich Fröbel).<br />

Die dritte Komponente, ohne die Bildung und Erziehung nicht umsetzbar wäre, bildet die<br />

Betreuung. Nur die Sicherstellung des körperlichen und seelischen Wohls kann die<br />

Selbstbildung des Kindes ermöglichen.<br />

Bildung, Erziehung und Betreuung als Aufgaben der Erzieherinnen sollten nebeneinander<br />

existieren und nicht als eine Abfolge verstanden werden. Kinder bilden sich von Geburt an<br />

und auf Grundlage dessen muss Bildung von Anfang an unterstützt und gefördert werden.<br />

„Bildung: elementar – Bildung von Anfang an“ wurde <strong>im</strong> Jahr 2003 in Sachsen-Anhalt zum<br />

Programm. Die jahrelange Bildungstradition der DDR bildete in diesem Bildungsprogramm<br />

eine besondere Herausforderung und setzte den Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit in der<br />

Zurückhaltung und Beobachtung. In den alten Bildungsplänen der DDR wurde die aktive<br />

Rolle den Erzieherinnen zugeschrieben und ein Tagesablauf beruhte auf strengen<br />

Zeiteinteilungen, Vorgaben und gemeinsamen Aktivitäten mit dem Charakter von


Schlussbetrachtung 132<br />

Zwangsveranstaltungen. Diese Tradition beeinflusste das pädagogische Handeln vieler<br />

Erzieherinnen und musste <strong>im</strong> Bildungsprogramm aufgegriffen werden.<br />

Zusammen mit vier Kindertageseinrichtungen aus Sachsen-Anhalt wurde in dem Projekt<br />

„Bildung: elementar“ unter Berücksichtigung der alten Bildungstradition ein Programm<br />

konzipiert, welches fortan die Eigenaktivität des Kindes in den Mittelpunkt rückt und die<br />

Zurückhaltung der Erzieherinnen fordert. Zu den Anforderungen, die „Bildung: elementar“<br />

unter anderem an die Erzieherinnen stellt, gehören Systematische Beobachtung,<br />

Dokumentation und Analyse <strong>im</strong> Team, Förderung und Unterstützung der Kinder auf ihren<br />

Bildungswegen, Eltern- und Öffentlichkeitsarbeit, sowie Selbstreflexion und<br />

Weiterentwicklung. Die Erzieherinnen sollen dabei zu Lehrende und Lernende zugleich<br />

werden.<br />

Die Konzeption der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> und die Auswertung der Fragebögen und<br />

Interviews verdeutlichen, inwieweit diese Einrichtung dem Bedarf des Bildungsprogramms<br />

entsprechen kann.<br />

Seit der Beteiligung am Projekt „Bildung: elementar“ veränderte sich die <strong>Kindertagesstätte</strong><br />

von einer Einrichtung, welche von Erzieherinnen gestaltet wurde, zu einem Haus für Kinder.<br />

Die Mitarbeiterinnen haben gelernt, ihren Blick über „ihren“ Gruppenraum hinaus zu weiten<br />

und eine Umgebung zu schaffen, in der Kinder lernen, Erfahrungen sammeln und sich<br />

weiterentwickeln. Dabei bildet nun nicht mehr die aktive Rolle der Erzieherin, sondern die<br />

Selbständigkeit des Kindes den Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit. Die Eigenaktivität der<br />

Kinder wird gefördert, indem sie Vorschläge zum Tagesverlauf einbringen, be<strong>im</strong> Aufstellen<br />

von Regeln beteiligt werden, eigenständige Aufgaben übernehmen und versuchen, Konflikte<br />

selbst zu lösen. Durch die anregungsreiche Umgebung mit Fotos, Zahlen, Formen und<br />

Manipulierwänden werden die Kinder während des Tagesverlaufs in den einzelnen<br />

Bildungsbereichen gefördert. Zudem arbeitet die gesamte Einrichtung an einem großen<br />

Projekt, zu dem von den Kindern kleine Teilprojekte wahrgenommen werden können. Diese<br />

beziehen sich auf die einzelnen Bildungsbereiche und zielen darauf ab, das Wissen der Kinder<br />

anhand von Exper<strong>im</strong>enten und Besuchen anderer Institutionen zu erweitern. Dabei werden sie<br />

von den Erzieherinnen unterstützt, herausgefordert und begleitet.<br />

Die Grenzen des Bildungsprogramms liegen in dem Widerspruch zwischen „Können“ und<br />

„Müssen“. Die Rahmenbedingungen in der Praxis st<strong>im</strong>men oftmals nicht mit der Theorie<br />

überein. Neben vielen Schwierigkeiten, die sich aufgrund eines Trägerwechsels für die Kita


Schlussbetrachtung 133<br />

<strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> ergaben, bestehen bundesweit Probleme, die eine Umsetzung des<br />

Bildungsprogramms erschweren. Hierzu zählen Zeit- und Personalmangel.<br />

Aufgrund der vielfach gekürzten Arbeitszeit müssen Erzieherinnen <strong>im</strong>mer häufiger während<br />

der Anwesenheit der Kinder Elterngespräche führen, Verwaltungsarbeiten erledigen oder<br />

Aktivitäten vorbereiten. Dies hat zur Folge, dass für einen großen Zeitabschnitt nur noch eine<br />

Erzieherin die Kindergruppe betreut. Daraus wird ersichtlich, dass die vielfach in der Theorie<br />

geforderten Beobachtungen, Reflexionen und Analysen der Erzieherinnen während der<br />

Arbeitszeit schwer umsetzbar sind, was bereits aus den Auswertungen der Fragebögen hervor<br />

ging (vgl. Kapitel 7.2.). Dabei wurde ersichtlich, dass die Erzieherinnen sich bemühen, die<br />

Kinder zu beobachten, dies jedoch nicht in regelmäßigen Abständen möglich ist. Ebenfalls<br />

zeigte die Auswertung, dass aufgrund von Zeitmangel eine Reflexion und Analyse der<br />

Beobachtungsbögen <strong>im</strong> gesamten Team noch nicht realisiert werden konnte.<br />

Zeit- und Personalmangel wirkt sich nicht nur negativ auf die pädagogische Arbeit aus,<br />

sondern hat zudem oft physische und psychische Belastungen der Erzieherinnen zur Folge. Da<br />

den Mitarbeiterinnen keine Vor- und Nachbereitungszeit zur Verfügung steht, wird dies<br />

oftmals außerhalb der Arbeitszeit erledigt. Die Zeit, die zur Erholung dienen sollte, wird mit<br />

Vorbereitungen für die Arbeit gefüllt. Des weiteren stellt die Arbeit mit den Kindern eine<br />

<strong>im</strong>mer größer werdende Anstrengung für die Erzieherinnen dar. Immer häufiger ist es der<br />

Fall, dass eine Kollegin alleine die Aufsicht über eine große Gruppe von bis zu 25 Kindern<br />

hat. Hinzu kommen fehlende Entspannungsmöglichkeiten während des Tagesverlaufs, Lärm,<br />

Verhaltensauffälligkeiten der Kinder, Zeitdruck und das Erledigen verschiedener Aufgaben.<br />

Aufgrund der derzeitigen Personalausstattung wird es <strong>im</strong>mer schwieriger, den Bildungs-,<br />

Erziehungs- und Betreuungsauftrag vollkommen zufriedenstellend zu erfüllen. Nur wenn<br />

mehr finanzielle Mittel in den elementaren Bereich fließen, können <strong>Kindertagesstätte</strong>n das<br />

leisten, was sie leisten müssen.<br />

Dennoch wurden in der Einrichtung <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> seit der Teilnahme am Projekt<br />

„Bildung: elementar“ viele theoretische Inhalte des Bildungsprogramms in die Praxis<br />

umgesetzt. Entgegen allen Hürden und dem oftmals vorherrschenden Widerspruch zwischen<br />

Theorie und Praxis fand eine große Weiterentwicklung der Organisation, des Teams und jeder<br />

einzelnen Erzieherin statt. Aus der Weiterentwicklung von der aktiven Rolle der Erzieherin<br />

hin zum Kind als Mittelpunkt allen Geschehens wird deutlich, wie sich die pädagogische<br />

Arbeit der Erzieherinnen und mit ihnen die Qualität der gesamten Einrichtung verbessert hat.


Schlussbetrachtung 134<br />

„Bildung: elementar“ bietet für die <strong>Kindertagesstätte</strong>n in Sachsen-Anhalt eine gute<br />

Arbeitsgrundlage, stößt in der Umsetzung jedoch an Grenzen. Viele Erzieherinnen in<br />

Sachsen-Anhalt halten noch an alten Erziehungsmustern aus der DDR fest, welche die aktive<br />

Rolle der Erzieherin zuschreiben. Dies wurde vom Bildungsprogramm aufgegriffen und die<br />

systematische Beobachtung wurde unter anderem zu einer Anforderung an die Erzieherinnen.<br />

Die Eigenaktivität der Kinder und die Zurückhaltung der Erwachsenen soll fortan den<br />

Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit bilden.<br />

Mit „Bildung: elementar“ bekommen Kinder die Freiheit, sich die Welt auf ihre ganz<br />

persönliche Weise anzueignen. Dafür benötigen sie jedoch die Unterstützung, Förderung und<br />

Begleitung der Erwachsenen. Wenn diese bereit sind, die Wege und Umwege der Kinder zu<br />

akzeptieren ohne einzugreifen, kann auch das Kind uneingeschränkt die Welt erforschen und<br />

sich eigenständig bilden.<br />

„Erzähle mir und ich vergesse.<br />

Zeige mir und ich erinnere mich.<br />

Lass es mich tun und ich verstehe!“<br />

Konfuzius


Literaturverzeichnis VII<br />

Literaturverzeichnis<br />

a) Literatur<br />

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Anhang 1: „Der kleine Junge“ XIII<br />

Anhang 1: „Der kleine Junge“ von Helen E. Buckley<br />

Der kleine Junge<br />

Einmal ging ein kleiner Junge in die Schule.<br />

Es war ein ziemlich kleiner Junge.<br />

Und es war eine ziemlich große Schule.<br />

Aber als der kleine Junge sah, dass er in sein Klassenz<strong>im</strong>mer<br />

direkt durch die Außentür gehen konnte,<br />

war er glücklich.<br />

Und die Schule erschien nicht mehr so groß.<br />

Eines Morgens,<br />

als der kleine Junge schon eine Weile in der Schule war,<br />

sagte die Lehrerin:<br />

„Heute malen wir ein Bild.“<br />

„Gut“, dachte sich der kleine Junge.<br />

Er malte gerne Bilder.<br />

Er konnte alles mögliche malen:<br />

Löwen und Tiger, Hühner und Kühe, Eisenbahnen und Boote –<br />

Und er holte seinen Buntstiftkasten heraus<br />

und fing an zu malen.<br />

Aber die Lehrerin sagte:<br />

„Wartet! Es ist noch nicht Zeit anzufangen!“<br />

Und sie wartete bis jeder bereit war.<br />

„Jetzt“, sagte die Lehrerin,<br />

„Malen wir Blumen.“<br />

„Gut!“ dachte der kleine Junge,<br />

er malte gerne Blumen,<br />

und er fing an, wunderschöne zu malen,<br />

mit seinen rosa- und orangefarbenen und blauen Buntstiften.


Anhang 1: „Der kleine Junge“ XIV<br />

Aber die Lehrerin sagte:<br />

„Wartet! Und ich werde euch zeigen, wie.“<br />

Und sie zeichnete eine Blume an die Tafel.<br />

Sie war rot mit einem grünen Stängel.<br />

„So“, sagte die Lehrerin,<br />

„Jetzt könnt ihr anfangen.“<br />

Der kleine Junge sah die Blume der Lehrerin an.<br />

Dann sah er seine eigene Blume an.<br />

Er mochte seine Blume lieber als die der Lehrerin.<br />

Aber das sagte er nicht,<br />

er drehte nur sein Blatt um<br />

und malte eine Blume wie die der Lehrerin.<br />

Sie war rot mit einem grünen Stängel.<br />

An einem anderen Tag,<br />

als der kleine Junge die Außentür ganz alleine geöffnet hatte,<br />

sagte die Lehrerin:<br />

„Heute machen wir etwas aus Ton.“<br />

„Gut!“ dachte der kleine Junge.<br />

Er mochte Ton.<br />

Er konnte alles mögliche aus Ton machen:<br />

Schlangen und Schneemänner, Elefanten und Mäuse, Autos und Lastwagen –<br />

Und er fing an, seine Tonkugel zu ziehen und zu drücken.<br />

Aber die Lehrerin sagte:<br />

„Wartet! Es ist noch nicht Zeit anzufangen!“<br />

Und sie wartete, bis jeder bereit war.<br />

„Jetzt“, sagte die Lehrerin,<br />

„Machen wir eine Schale.“


Anhang 1: „Der kleine Junge“ XV<br />

„Gut!“ dachte der kleine Junge,<br />

und er fing an, Schalen zu machen,<br />

die alle möglichen Formen und Größen hatten.<br />

Aber die Lehrerin sagte:<br />

„Wartet! Und ich werde euch zeigen, wie.“<br />

Und sie zeigte jedem, wie man eine tiefe Schale machte.<br />

„So“, sagte die Lehrerin,<br />

„jetzt könnt ihr anfangen.“<br />

Der kleine Junge sah die Schale der Lehrerin an,<br />

dann sah er seine eigene Schale an.<br />

Er mochte seine Schale lieber als die der Lehrerin.<br />

Aber das sagte er nicht,<br />

er rollte seinen Ton nur wieder zur Kugel zusammen<br />

und machte eine Schale wie die der Lehrerin.<br />

Es war eine tiefe Schale.<br />

Und recht bald,<br />

lernte der kleine Junge, zu warten<br />

und zu beobachten<br />

und alles genau wie die Lehrerin zu machen.<br />

Und recht bald<br />

machte er nichts mehr aus sich selbst heraus.<br />

Dann geschah es,<br />

dass der kleine Junge und seine Familie in ein anderes Haus zogen,<br />

in eine andere Stadt,<br />

und der kleine Junge musste in eine andere Schule gehen.<br />

Diese Schule war sogar noch größer als die andere,<br />

und es gab keine Außentür, die in sein Klassenz<strong>im</strong>mer führte.<br />

Er musste einige große Stufen hochsteigen<br />

und durch eine lange Halle gehen,<br />

um in sein Klassenz<strong>im</strong>mer zu kommen.


Anhang 1: „Der kleine Junge“ XVI<br />

Und am allerersten Tag, an dem er dort war,<br />

sagte die Lehrerin:<br />

„Heute malen wir ein Bild.“<br />

„Gut!“ dachte der kleine Junge,<br />

und er wartete, dass die Lehrerin<br />

ihm sagen würde, was er tun sollte.<br />

Aber die Lehrerin sagte gar nichts.<br />

Sie ging nur <strong>im</strong> Klassenz<strong>im</strong>mer herum.<br />

Als sie zu dem kleinen Jungen kam,<br />

sagte sie: „Willst du kein Bild malen?“<br />

„Doch“, sagte der kleine Junge.<br />

„Was sollen wir malen?“<br />

„Ich weiß es nicht, bevor du es nicht malst“, sagte die Lehrerin.<br />

„Wie soll ich es malen?“ fragte der kleine Junge.<br />

„Na, ganz wie du willst“, sagte die Lehrerin.<br />

„Und jede Farbe?“ fragte der kleine Junge.<br />

„Jede Farbe“, sagte die Lehrerin,<br />

„wenn jeder das gleiche Bild malt und die gleichen Farben benutzt,<br />

wie soll ich wissen, wer was gemalt hat, und welches welches ist?“<br />

„Ich weiß nicht“, sagt der kleine Junge.<br />

Und er fing an,<br />

rosa- und orangefarbene und blaue Blumen zu malen.<br />

Er mochte seine Schule,<br />

auch wenn sie keine Außentür hatte,<br />

die direkt von draußen hineinführte!


Anhang 2: Interview 1 XVII<br />

Anhang 2: Interview 1<br />

Inge Klein, Erzieherin in der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>,<br />

Frage 1: Seit wann arbeiten Sie als Kindergärtnerin?<br />

Seit dem 01.August 1967 arbeite ich ununterbrochen als Kindergärtnerin. Ich war in drei<br />

verschiedenen Einrichtungen, mit dieser hier.<br />

Frage 2: Können Sie sich noch an das „Programm für Bildungs- und Erziehungsarbeit <strong>im</strong><br />

Kindergarten“ von 1985 erinnern?<br />

Das Programm von 1985 war sehr politisch ausgerichtet.<br />

Frage 3: Welche Themen wurden mit den Kindern behandelt?<br />

Es war so, dass Themen vom Staat behandelt wurden, z.B. wer Staatsratvorsitzender war, wo<br />

die Eltern arbeiten.<br />

Es wurde sehr viel Wert auf Arbeit gelegt. Dadurch wussten die Kinder auch, wo arbeiten<br />

meine Eltern und es wurde viel mit in die eigenen Pläne einbezogen.<br />

Weitere Themen waren das Bekanntmachen mit der Natur, bekannt machen mit der<br />

Gesellschaft, Sport, Muttersprache, bekannt machen mit Mengen, Kunsterziehung.<br />

Frage 4: Wie wurde der Aspekt der Bildung zu diesem Zeitpunkt verstanden, als<br />

Eigenaktivität oder als Vermittlung?<br />

Es war mehr die Vermittlung. Die Eigenaktivität der Kinder war nicht so stark ausgeprägt wie<br />

jetzt.<br />

Frage 5: Wie wurde Bildung vermittelt?<br />

Indem wir einen 4-Wochenplan erstellt haben. Da haben wir uns genau eingeteilt, z.B. heute<br />

ist das Thema Bekanntmachen mit der Natur dran. Man hat auch darauf geachtet, dass bspw.<br />

Muttersprache und Kunsterziehung dabei berücksichtigt wurden. Zum Thema Natur wurde<br />

dann auch z.B. gemalt oder gezeichnet. Es gab dann einerseits Eigenaktivität und andererseits<br />

Vermittlung.<br />

Frage 6: Wurde dann in der Kunsterziehung vorgegeben, was gezeichnet werden sollte?<br />

Wir haben schon das Thema vorgegeben, z.B. „Wir gehen spazieren“, aber was <strong>im</strong> Endeffekt<br />

auf dem Bild drauf war, das war uns egal. Das war nicht streng vorgegeben. Wie viele Kinder<br />

nun auf dem Bild drauf waren und ob die sich angefasst haben oder nicht, war uns egal. Wir<br />

haben nur darauf geachtet, dass alle bspw. Hochformat oder Querformat nehmen.<br />

Aber wenn wir gesagt haben, es wird jetzt gemalt, dann wurde nichts anderes gemacht. Alle<br />

Kinder haben dann gleichzeitig gemalt.<br />

Frage 7: Mussten Sie sich an einen strengen Zeitplan halten?<br />

Einen strengen Zeitplan hatten wir nicht. Wir haben unseren Tagesablauf festgelegt, genauso<br />

wie heute, z.B. von 06.00 Uhr bis 08.00 Uhr Sammeln der Kinder, feste Zeiten zum Essen,


Anhang 2: Interview 1 XVIII<br />

danach Körperpflege, dann kamen die Beschäftigungen für 15 oder 25 Minuten. Diese<br />

Zeitspanne wurde dann festgelegt. Dann ging es genau wie heute weiter mit Mittagessen,<br />

Schlafen etc.<br />

Nur was wir damals nicht gemacht haben: die Kinder brauchten manchmal nicht zu schlafen.<br />

Wir haben ihnen dann Bilderbücher gegeben. Sie mussten sich schon hinlegen und ihre<br />

Mittagsruhe einhalten, aber konnten sich auch Bilderbücher angucken. Nur bei den Kleinen<br />

war es schon so, dass sie schlafen mussten.<br />

Frage 8: Wurde das Einhalten des Bildungsplans kontrolliert?<br />

Der Wochenplan und 4-Wochenplan wurde von unserer Chefin kontrolliert. Es kamen auch<br />

Fachberater, die sich angeguckt haben, ob die Pläne vorhanden waren und was wir vermittelt<br />

haben. Das wurde dann streng kontrolliert.<br />

Auch wenn wir einen Elternabend geplant haben, mussten wir den Plan vorher der Chefin<br />

geben und sie hat sich das erst angeguckt.<br />

Frage 9: War das Eingehen auf das Kind eingeschränkt?<br />

Dadurch, das man gleichzeitig alles angefangen hat und das alle das Gleiche machen mussten,<br />

war es in dem Moment schon eingeschränkt.<br />

Frage 10: Hatten die Kinder die Möglichkeit, ihre Zeit selbst zu gestalten?<br />

Be<strong>im</strong> Spiel konnten die Kinder ihre Zeit selbst best<strong>im</strong>men. Nur in der Zeit der<br />

Beschäftigungen wurde alles gemeinsam gemacht und vorgegeben.<br />

Frage 11: Glauben Sie, dass einige Aspekte dieses Programms noch heute wiederzufinden<br />

sind?<br />

Das mit dem Freien Spiel war damals genauso. Dass Kinder sich frei bewegen konnten und<br />

selbst entscheiden konnten, was sie spielen. Es gab auch früher, in einem Kindergarten<br />

best<strong>im</strong>mte Ecken, z.B. mit Handpuppen. Das ist ja hier eigentlich auch wieder so.<br />

Frage 12: Haben die Kinder heute zu viel Eigenständigkeit in der Kita?<br />

Ich finde das richtig, das sie sich selbst einbringen. Aber manchmal würde ich mir für manche<br />

Kinder, die absolut nicht wollen, diese Vorgaben noch wünschen. Dass diese Kinder dann<br />

Richtlinien bekommen, würde ich mir wünschen.


Anhang 3: Interview 2 XIX<br />

Anhang 3: Interview 2<br />

Bärbel Liese, Erzieherin der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong><br />

Frage 1: Seit wann arbeiten Sie in dieser Einrichtung?<br />

Von Anfang an, also seit 1972. Aber eigentlich schon seit November 1971, da haben wir hier<br />

schon sauber gemacht.<br />

Frage 2: Können Sie sich noch an das „Programm für die Erziehungsarbeit in Krippen“<br />

erinnern?<br />

An das Programm kann ich mich noch gut erinnern. Jede Erzieherin und jede Gruppe hatte<br />

dieses Erziehungsprogramm und danach wurde auch gearbeitet. Es wurde auch ein<br />

Gruppenbuch angelegt, in dem wir wöchentlich Planungen gemacht haben und in das wir<br />

jeden Tag eingeschrieben und den Tag dokumentiert haben.<br />

Frage 3: Gab es genaue Vorgaben, was den Kindern vermittelt werden sollte?<br />

Genaue Vorgaben gab es schon. In diesem Erziehungsprogramm waren diese Vorgaben und<br />

Themen angegeben und wie weit jedes Kind in jeder Altersgruppe entwickelt sein soll.<br />

Frage 4: Gab es genaue Vorgaben, wie den Kindern etwas vermittelt werden sollte?<br />

Mehr oder weniger ja. So viele Freiheiten wie wir jetzt haben und so viel Kreativität, wie wir<br />

jetzt entwickeln können, gab es natürlich nicht. Es wurde schon streng nach diesem<br />

Erziehungsprogramm gearbeitet.<br />

Wir hätten manchmal wirklich gerne, manche Sachen weggelassen oder anders gemacht, aber<br />

es war nun mal vorgegeben.<br />

Da wir auch Ausbildungskrippe waren und viele Studentinnen hier hatten, wurde ganz genau<br />

darauf geachtet, dass wir nach dem Programm arbeiten.<br />

Frage 5: Welche Themen standen <strong>im</strong> Mittelpunkt des Programms?<br />

Hauptaufgabe war, dass altersgemäß gearbeitete wurde. Es wurde genau vorgegeben, was in<br />

den einzelnen Altersgruppen erreicht werden sollte. Es wurde besonders auf Sauberkeit und<br />

Hygiene geachtet. Sie sollten Selbständigkeit erlernen be<strong>im</strong> Essen, be<strong>im</strong> Waschen etc.<br />

Frage 6: Galt es, einen Zeitplan zu erfüllen?<br />

Eigentlich schon. Wir haben genaue Zeiten gehabt: um 08.00 Uhr Frühstück, um 11.00 Uhr<br />

Mittagszeit, dann Schlafen von 12.00 bis 14.00 Uhr, danach bis 15.00 Uhr Kaffeezeit. 1<br />

Stunde Beschäftigungszeit war am Vormittag eingeplant und wurde auch festgelegt.<br />

Frage 7: Wurde dieser Zeitplan kontrolliert?<br />

Der Plan musste eingehalten werden und wurde auch kontrolliert. Und es wurde auch<br />

schriftlich in den Gruppenbüchern festgehalten.


Anhang 3: Interview 2 XX<br />

Frage 8: Was passierte, wenn der Zeitplan nicht eingehalten wurde?<br />

Der Zeitplan konnte eigentlich <strong>im</strong>mer gut eingehalten werden. Manchmal sogar besser als<br />

heute, da wir genügend Personal waren. In jeder Gruppe waren teilweise 4 Kolleginnen und<br />

wir haben alle 8 Stunden gearbeitet. Das war das Positive, wir konnten unsere Aufgaben gut<br />

erfüllen, weil wir die Zeit dafür hatten und den ganzen Tag gearbeitet haben.<br />

Frage 9: In wieweit war es möglich, auf die Kinder einzugehen?<br />

Auf die Kinder eingehen konnten wir auch sehr gut. Aber dadurch, dass vieles vorgegeben<br />

wurde und erfüllt werden musste, konnte man eben nicht so kreativ sein.<br />

Wir haben uns auch in Gruppen aufgeteilt. Denn wenn wir 18 oder 20 Kinder in der Gruppe<br />

hatten, hatte ja nicht eine Erzieherin alle, sondern es wurde aufgeteilt. Dann hatte jeder etwa 6<br />

oder 7 Kinder, um die man sich dann <strong>im</strong> Tagesablauf speziell kümmern konnte. Dabei konnte<br />

man schon auf alle eingehen.<br />

Frage 10: Wie viel Wert wurde auf die Eigenständigkeit der Kinder gelegt?<br />

Das ist der Punkt, der uns <strong>im</strong>mer nicht so gefallen hat, dass die Kinder viel machen mussten,<br />

was sie vielleicht nicht so gerne gemacht haben. Aber es musste erfüllt werden, denn es stand<br />

<strong>im</strong> Erziehungsprogramm. Das hat uns manchmal geärgert, dass wir nicht mal sagen konnten,<br />

dass Kind müsste eine besondere Förderung kriegen oder dass wir den Kindern nicht mehr<br />

Freiheiten lassen konnten.<br />

Frage 11: Hatten Sie genaue Vorgaben, welche Aktivitäten mit den Kindern vorgenommen<br />

werden?<br />

Das war vorgegeben. Wir konnten uns zwar selbst raussuchen, was wir in welcher Woche<br />

machen, aber es war vorgegeben.<br />

Frage 12: Hatten Sie genaue Vorgaben, wie den Kindern etwas vermittelt werden soll?<br />

Ich habe gelesen, dass es genaue Vorgaben gab, wie eine Erzieherin einem Kind beibringt,<br />

einen Löffel zu halten. War das wirklich streng vorgegeben?<br />

Das war alles genau vorgegeben. Das war schl<strong>im</strong>m. Es gab keinen Unterschied zwischen<br />

Links- und Rechtshänder. Das hat uns <strong>im</strong>mer geärgert. Und wenn die Studentinnen und<br />

Lehrausbilder hier waren, da wurde so darauf geachtet. Und wenn ein Kind Linkshänder war,<br />

dann wurde es so gedrillt, dass es den Löffel rechts hält. Das war fürchterlich. Die Kinder<br />

haben einem dann Leid getan, aber es musste eben so sein. Und wenn wir gesagt haben, dass<br />

das Kind es aber so will, darauf wurde dann keine Rücksicht genommen.<br />

Frage 13: Ging es nur um Betreuung oder wurde der Aspekt der Bildung auch<br />

berücksichtigt?<br />

In den kleineren Gruppen war die liebevolle Betreuung schon Hauptaufgabe. Aber da wir ja<br />

auch dieses Programm hatten, gab es in den größeren Gruppen schon viele Aktivitäten. Es<br />

wurden auch viele Feste und Feiern mit den Kindern gemacht, da hatte jede Gruppe dann<br />

auch ihre Freiheiten. Die Kinder haben dabei auch schon einiges gelernt.<br />

Frage 14: War Hygiene und Gesundheit eines der wichtigsten Themen?


Anhang 3: Interview 2 XXI<br />

Das stand mit <strong>im</strong> Vordergrund. Wir hatten einen Krippenarzt, der einmal wöchentlich hierher<br />

kam. Das war sicherlich auch positiv, denn die Kinder wurden gut betreut bei leichteren<br />

Krankheiten, wie einer Erkältung. Eltern brauchten dann nicht mehr mit ihren Kindern zum<br />

Arzt. Und was auch nicht schlecht war, dass Kinder in der Krippe ihre Impfungen bekommen<br />

haben. Heutzutage bekommen Kinder diese wichtigen Impfungen vielleicht gar nicht mehr,<br />

weil die Eltern das vergessen. Das wurde damals alles hier gemacht. Auch Auffälligkeiten bei<br />

Kindern <strong>im</strong> Verhalten oder Verzögerungen in der Entwicklung konnten mit dem Krippenarzt<br />

besprochen werden. Das war eigentlich sehr positiv. Auch wenn Kinder ansteckende<br />

Infektionskrankheiten hatten, wurde sehr darauf geachtet, dass sie dann wirklich zu Hause<br />

bleiben, so dass sich die Krankheit nicht weiter verbreitet.<br />

Auch Hygiene stand sehr <strong>im</strong> Vordergrund. Da wurde sehr darauf geachtet, dass <strong>im</strong>mer alles<br />

abgewischt wurde.<br />

Auch auf Ernährung wurde Wert gelegt. Damals haben die Kinder hier noch Vollverpflegung<br />

bekommen. Unsere Küche hat die Speisen zubereitet. Der Speiseplan wurde teilweise mit den<br />

Erzieherinnen zusammen gemacht, so dass jeder sagen konnte, was die Kinder gerne essen.<br />

Es wurde wirklich darauf geachtet, dass die Kinder gesundes Essen bekamen. Es war wirklich<br />

eine gesunde Ernährung gewährleistet. Jetzt kann zwar jeder morgens essen, was er mitbringt,<br />

aber ob das so gesund ist manchmal. Das mit der Vollverpflegung war wirklich sehr positiv.<br />

Frage 15: Glauben Sie, dass einige Aspekt des Programms noch heute wiederzufinden sind?<br />

Wir haben ja teilweise unsere Erziehungsprogramme behalten und auch danach noch ab und<br />

zu darin geblättert und einige Sachen gefunden, die gut waren und weitergemacht wurden.<br />

Bspw. Themen, wie die Selbständigkeit be<strong>im</strong> Waschen oder die Hygiene haben wir noch aus<br />

dem Programm rausgesucht und geguckt, wie wir es damals gemacht haben. Und einige<br />

Sachen kann man ja ruhig weiter so machen.<br />

Frage 16: Halten Sie noch an alten Gewohnheiten fest?<br />

Das möchte ich nicht mehr. Es gibt schon einige Sachen, die gut waren, die man heute noch<br />

so machen kann. Aber es waren viele Dinge die vorgegeben wurden. Wir mussten natürlich<br />

die Freiheiten, die wir jetzt haben, auch erst lernen. Wenn die Kinder sich mal streiten oder<br />

irgendwo runterfallen, da sind wir früher sofort hoch und hingelaufen. Das mussten wir erst<br />

lernen und müssen es heute noch lernen. Wir ertappen uns noch, dass wir ab und zu doch<br />

dazwischengreifen. Aber solche Sachen haben wir auch schon gelernt und die sind auch gut<br />

so. Da möchte ich an vielen alten Dingen auch nicht mehr festhalten.<br />

Die Kinder müssen natürlich auch wissen, dass es Grenzen gibt und wenn Kinder sich<br />

gegenseitig Gegenstände auf den Kopf hauen, da muss man schon eingreifen. Aber ansonsten<br />

gucken wir uns erst mal die Situation nur an und gucken, wie weit das Kind geht. Ich möchte<br />

auch, dass wir das so weiter machen.<br />

Frage 17: Denken Sie noch oft an das Programm aus der ehemaligen DDR?<br />

Wir denken oft an einige Dinge, wo wir sagen, das war schrecklich. Wir hatten auch<br />

Kolleginnen, die sehr extrem waren in Bezug auf Hygiene und nur hinter den Kindern<br />

hinterher gewischt haben.<br />

Die Kinder mussten lange auf dem Topf sitzen und die mussten mit einem Jahr sauber werden<br />

und dann haben die 20 Minuten da auf dem Topf gesessen. Das war schrecklich. Und solche


Anhang 3: Interview 2 XXII<br />

Dinge vergisst man nicht, aber die möchte man nie nie wieder haben. Die Kinder wurden da<br />

teilweise schon gedrillt, dass sie trocken werden.<br />

Irgendwie war das, was vorgegeben wurde, nachher schon Routine und man hat es so<br />

gemacht, wie es sein sollte. Man hat auch nicht mehr gemerkt, ob es verkehrt oder richtig war.<br />

Das hat man jetzt erst gemerkt, dass einiges nicht richtig war.<br />

Aber es war nicht alles schlecht. Es gab viele Dinge, die auch gut waren, wie z.B. die<br />

Vollverpflegung.<br />

So, wie es für die Kinder richtig ist, so wird es jetzt gemacht und so ist es auch richtig. Und<br />

so, hoffe ich, bleibt es auch.


Anhang 4: Interview 3 XXIII<br />

Anhang 4: Interview 3<br />

Erika Vogt, Leiterin der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong><br />

Frage 1: Von wem wurde entschieden, dass sich die Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong> be<strong>im</strong> Projekt<br />

„Bildung: elementar“ bewirbt?<br />

Das wurde vom damaligen Träger „Regenbogenverein e.V.“ entschieden. Die<br />

Sachbearbeiterin hat sich <strong>im</strong> Namen der Geschäftsführung ohne Wissen der Leiterin dort<br />

beworben. Sie hat ein Anschreiben bekommen und auf Anfrage Unterlagen bekommen und<br />

sich beworben. Sie hat uns <strong>im</strong> Nachhinein informiert, dass Sie sich als Träger für dieses<br />

Projekt bewerben wollen. Sie hat sich unsere Einrichtung ausgesucht, weil wir integrativ und<br />

sehr vielseitig waren.<br />

Nachdem das Schreiben weggeschickt wurde und wir die Zusage bekommen haben, wurden<br />

wir informiert, dass „Bildung: elementar“ uns als Einrichtung ausgesucht hat.<br />

Frage 2: Wann, wie und durch wen wurden Sie und ihre Kolleginnen über diese Bewerbung<br />

informiert?<br />

Es kam ganz kurzfristig. Es wurde eine Versammlung durchgeführt, auf die ich noch gedrängt<br />

habe. Dort hat sie uns über diese Bewerbung informiert. Danach hat Sie die ganzen<br />

Bewerbungsunterlagen, die gebraucht wurden, von sich aus, dorthin geschickt. Ohne dass wir<br />

wussten, wie wir uns dort überhaupt beworben haben. Auf Nachfrage, wie und mit welchen<br />

Unterlagen wir uns dort beworben haben, kamen keine konkreten Antworten.<br />

Wir wussten von der Bewerbung, aber was dann alles auf uns zukommt, das wussten wir<br />

überhaupt nicht.<br />

Die Verwaltung des Trägers war bei uns mit <strong>im</strong> Haus und haben uns gesagt, dass sie als<br />

Ansprechpartner <strong>im</strong>mer für uns da wären. Sie, als Träger, haben uns ihre ganze<br />

Unterstützung zugesagt und würden voll dahinter stehen.<br />

Frage 3: Wie standen Sie dem Projekt „Bildung: elementar“ gegenüber?<br />

Skeptisch, weil ich nicht ausreichend darüber informiert wurde. Das lag alles in den Händen<br />

des Trägers. Ich wurde da etwas außen vor gelassen und war deshalb etwas skeptisch.<br />

Frage 4: Waren Sie aktiv am Projekt beteiligt?<br />

Ich war das erste Jahr nicht aktiv am Projekt beteiligt. Ich war bei der ersten Gesprächsrunde<br />

dabei, wo es um Erwartungen an das Projekt ging. Jeder sollte aufschreiben, wie er sich<br />

einbringen möchte und das habe ich auch getan. Bin aber nicht aufgestellt worden, sicherlich<br />

weil der Träger das in seine Hände nehmen wollte.<br />

Ich fand es einerseits aber auch ganz gut, denn dadurch ist das Selbstbewusstsein der<br />

Erzieherinnen schneller gewachsen. Sonst hätte wieder die Leiterin die aktive Rolle<br />

übernommen und so haben es die 12 gemacht. Dadurch sind sie selbständiger geworden. Und<br />

das, was eine Erzieherin eigenständig für ihre Arbeit entscheiden kann, macht sie viel lieber<br />

und mit mehr Power, als wenn es von jemanden aufgedrückt wird.


Anhang 4: Interview 3 XXIV<br />

Frage 5: Wie sahen Sie Ihre Rolle als Leiterin während des Projekts?<br />

Ich habe das Projekt mit unterstützt. Ich habe die Dienste hier so eingeteilt, dass die<br />

Kolleginnen zum Projekt fahren konnten oder wichtige Aufgaben während der Dienstzeit<br />

erledigen konnten.<br />

Ich bin ja selbst nur eine Mitarbeiterin der Einrichtung. Als Leiterin muss man zwar alles<br />

etwas koordinieren, aber sonst bin ich auch eine Mitarbeiterin. Als Leiterin sollte man schon<br />

die Fäden in der Hand haben, aber man muss auch die Kolleginnen dazu ermutigen, ihre<br />

Erfahrungen und Fortschritte eigenständig machen zu lassen. Denn wenn sie sich nicht<br />

entfalten können, dann passiert auch nichts. Nur, wenn man die Kolleginnen auch selbständig<br />

ausprobieren lässt, passiert was. Nur dann bewegt sich etwas.<br />

Frage 6: Welche Probleme traten während der Umsetzung des Bildungsprogramms auf?<br />

Wir hatten sehr viele Probleme. Wir hatten den Trägerwechsel, die Kolleginnen wurden<br />

runtergesetzt auf 22 Stunden. Wir sind mit anderen Voraussetzungen in dieses Projekt<br />

gegangen: Alle Kolleginnen arbeiteten noch 6 Stunden und es wurde viel Unterstützung von<br />

Seiten des Trägers zugesichert. Dass die Kolleginnen runtergestuft wurden, war schon ein<br />

großer Einbruch. Dann der Trägerwechsel, der alte Träger und die zugesicherte Unterstützung<br />

gab es dann nicht mehr. Dann war für ne Weile unsicher, wer als nächstes die Trägerschaft<br />

übern<strong>im</strong>mt. Dann kam der neue Träger und der musste sich erst mal in das neue Projekt<br />

reinlesen und informieren und dafür ging auch erst mal viel Zeit verloren. Trotz alledem muss<br />

ich sagen, dass die Kolleginnen nicht aufgegeben haben. Es gab zwar <strong>im</strong>mer ein Hoch und ein<br />

Tief, manchmal mehr ein Tief, aber die Kolleginnen haben <strong>im</strong>mer gesagt: „Wir sind jetzt<br />

soweit gekommen, jetzt machen wir auch weiter.“ Das war für mich so positiv, so dass ich<br />

gesehen haben, dass die Kolleginnen es wirklich wollen. Und wenn die Kolleginnen es selbst<br />

wollen, dann ist es einfacher, als wenn sie es von jemanden aufgezwängt bekommen. Die<br />

Kolleginnen haben gesagt: „Wir haben so viele Schwierigkeiten gemeistert, die die anderen<br />

Einrichtungen nicht hatten und wir wollen weitermachen.“<br />

Frage 7: Wie haben sich die Mitarbeiterinnen und das Team als Ganzes entwickelt?<br />

Es ist eine Weiterentwicklung geschehen. Ich, als Leiterin habe gesehen, wie sich die<br />

Kolleginnen positiv weiterentwickelt haben. Ihr Blick war weiter geöffnet, nicht mehr nur auf<br />

die eigene Gruppe gerichtet. Sie waren offen, auch mal etwas anderes zu hören oder zu sehen.<br />

Wenn man keine Weiterbildungen macht, sieht man <strong>im</strong>mer nur seine eigene Arbeit. Aber hier<br />

war der Erfahrungstausch mit den anderen, am Projekt beteiligten Einrichtungen, gegeben.<br />

Die Kolleginnen konnten vergleichen, wo wir stehen und was wir noch verändern können.<br />

Durch die Werkstatttreffen wurden sie auch darin gefördert, sich auszudrücken und anderen<br />

etwas mitzuteilen. Sie überlegten sich selbst, wie das Programm am besten <strong>im</strong> Haus<br />

umgesetzt werden könnte. Sie haben selbst Überlegungen angestellt, ohne darauf zu warten,<br />

dass die Leiterin etwas vorgibt. Das fand ich so gut, dass alles von den Kolleginnen kam.<br />

Das Team ist auch zusammengewachsen. Besonders die 12, die zu den Treffen gefahren sind<br />

und dort unsere Einrichtung repräsentiert haben. Das ist schon eine große Leistung.<br />

Frage 8: Gab es nicht mal den Punkt, an dem alle gesagt haben: „Wir wollen nicht mehr“?<br />

Alle haben das mal gesagt. Das war <strong>im</strong>mer wieder an solchen Punkten, wo wir nicht die<br />

Unterstützung gekriegt haben. Der neue Träger wollte uns schon voll unterstützen, aber er<br />

musste sich auch erst mit dem Programm vertraut machen. Und der neue Träger war nicht von


Anhang 4: Interview 3 XXV<br />

Anfang an dabei und da geht dann auch viel verloren. Das habe ich ja selbst auch gemerkt.<br />

Man muss sich erst einarbeiten. Und wenn der alte Träger geblieben wäre, wäre es sicherlich<br />

noch ein bisschen anders gelaufen, weil die uns versprochen hatten, intensiv mitzuarbeiten<br />

und uns intensiv zu unterstützen. Und aufgrund des Trägerwechsels und der<br />

Stundenreduzierung war man manchmal am Ende, weil man auch nicht wusste, was auf uns<br />

zukommt.<br />

Wir hatten schon viele Klippen, die gemeistert werden mussten, aber durch diese 12, die aktiv<br />

am Projekt beteiligt waren, war der rote Faden da und man konnte nicht einfach aufhören. Die<br />

Erfolge <strong>im</strong> Kollektiv und die Erfolge jedes Einzelnen haben uns ja auch motiviert.<br />

Frage 9: Wie schätzen Sie die Motivation der Mitarbeiterinnen von Beginn des Projekts bis<br />

heute ein?<br />

Es waren alle motiviert. Die, die am Projekt aktiv beteiligt waren, hatten ja durch die<br />

Werkstatttreffen an den Wochenenden eine zusätzliche Belastung und mussten dann auch am<br />

Montag wieder hier arbeiten. Die haben dann manchmal auch gesagt: „Auf was haben wir uns<br />

da eingelassen“. Aber wenn dann wieder ein Erfolg zu sehen war, ihre Arbeit gewürdigt<br />

wurde und Fortschritte zu erkennen waren, wollten sie auch weitermachen. Im ersten Jahr war<br />

man auch noch skeptisch, ob alles umgesetzt werden kann. Wir wollten auch oft zu viel auf<br />

einmal und haben dadurch unsere kleinen Erfolge nicht gesehen. Wir haben oft zu große<br />

Schritte genommen, die uns dann wieder zurückgeworfen haben. Wir haben <strong>im</strong>mer gedacht,<br />

wir müssen doch mal was verändern, aber wir hatten schon längst etwas verändert, nämlich<br />

indem wir uns verändert haben. Und diese kleinen Erfolge mussten wir uns erst von anderen<br />

sagen lassen, wir haben sie selbst nicht so gesehen. Wir wollten oft diese großen Schritte und<br />

die haben uns manchmal dann müde gemacht, weil sie nicht zu diesem Erfolg geführt haben,<br />

den wir erwartet hatten. Aber es konnte auch nicht gehen, weil wir viele kleine Schritte<br />

zwischendurch vergessen haben.<br />

Im Großen und Ganzen ist auch heute noch die Motivation da. Es kommt aber auch <strong>im</strong>mer ein<br />

Hoch und ein Tief. Wir möchten eigentlich schon viele Dinge machen, aber uns fehlt leider<br />

oft die Zeit, um diese Dinge noch intensiver umzusetzen. Wir haben nur diese 5 Stunden, um<br />

mit dem Kind zusammenzuarbeiten. Vor- oder Nachbereitungen müssen größtenteils alles<br />

nach Feierabend erledigt werden und das ist nicht so gut. Die Motivation ist da, aber dann<br />

kommt auch wieder ein Tiefpunkt, wo man alles hinschmeißen könnte. Ich kann von den<br />

Kolleginnen nicht alles nach Feierabend erwarten, schließlich hat jeder auch eine eigene<br />

Familie. Wenn wir Vor- und Nachbereitungszeit kriegen würden, dann würde auch jeder noch<br />

vorbereiteter und noch motivierter an seine Arbeit rangehen. Es gibt viele Kleinigkeiten, die<br />

uns auch die Zeit rauben und dann ist man schon ein bisschen unzufrieden. Aber wir<br />

motivieren uns auch <strong>im</strong>mer wieder. Da habe ich auch einen Kern <strong>im</strong> Team, die das dann in<br />

die Hand nehmen und vorantreiben und auch den letzten dann überzeugen, nicht aufzugeben.<br />

Frage 10: Welche Ziele wollen Sie und Ihre Mitarbeiterinnen in nächster Zukunft erreichen?<br />

Wir wollen uns zum Kompetenzzentrum entwickeln. Das ist das nächste Ziel, was wir<br />

gemeinsam angehen wollen. Und diesmal nicht nur die 12 Kolleginnen, sondern das gesamte<br />

Kollektiv. Wir haben uns dafür auch einen sehr guten Coach ausgesucht, der uns auf diesem<br />

Weg begleitet. Das ist unser nächstes Ziel bis 2007.<br />

Wir wollen uns auch mehr öffnen und uns in der Öffentlichkeit mehr präsentieren. Das muss<br />

jetzt passieren. Wir haben uns zwar innerhalb der Einrichtung geöffnet, aber wir müssen uns


Anhang 4: Interview 3 XXVI<br />

nach außen mehr öffnen. Und da sind wir noch ein bisschen zurückhaltend. Dazu brauchen<br />

wir ein bisschen Hilfe, die uns durch die Unterstützung von unserem Coach zukommt.<br />

Weiterhin wollen wir auf dem neuesten Stand bleiben und Weiterbildungen, die uns<br />

angeboten werden, gemeinsam besuchen. Denn wir wollen uns ja als Kollektiv weiterbilden.<br />

So kommen wir wahrscheinlich schneller zum Ziel, als wenn nur einzelne Mitarbeiterinnen<br />

Weiterbildungen besuchen und jeder nur <strong>im</strong>mer einen Teil aufn<strong>im</strong>mt.<br />

Der nächste Schwerpunkt wird auch noch sein, unsere Eltern mehr in unsere Arbeit<br />

einzubeziehen. Wir haben <strong>im</strong>mer unsere Eltern über unsere Vorhaben informiert. Das ist ja<br />

auch nicht schlecht, aber wir können sie doch mit einbeziehen. Es geht uns schließlich um<br />

ihre Kinder und unsere Arbeit.<br />

Und weiterhin hoffe ich, dass wir endlich mal einen Stamm an Mitarbeiterinnen in unserer<br />

Einrichtung haben, der zusammenbleibt und nicht so oft gewechselt wird.<br />

Und ich hoffe auch, dass unser Träger uns weiterhin unterstützt. Denn ohne die Unterstützung<br />

des Trägers geht es auch nicht und die brauchen wir.<br />

Frage 11: Momentan arbeiten Sie ja noch „teiloffen“. Soll sich das ändern?<br />

Also die „Teilöffnung“ wollen wir erst mal noch belassen. Ob wir uns mal ganz öffnen,<br />

wissen wir noch nicht. Das ist noch ein weiter Weg, weil wir dazu noch zu wenig Kenntnisse<br />

haben. Mit diesem Thema müssen wir uns erst noch mal ganz gründlich befassen, damit es<br />

letztendlich auch Hand und Fuß hat. Man soll ja ausprobieren, aber dafür fehlen noch die<br />

Kenntnisse.<br />

Resümee:<br />

Abschließend muss ich aber auch sagen, dass uns die ganzen Hürden, die wir genommen<br />

haben sehr vorangebracht haben. Ohne diese Umwege hätten wir es vielleicht auch gar nicht<br />

so weit gebracht. Gerade durch Umwege, die man gehen muss, lernt man noch mehr dazu,<br />

weil man wieder Situationen meistern muss, die eigentlich nicht vorgesehen waren. Und <strong>im</strong><br />

Nachhinein denkt man drüber nach und merkt, dass wir es doch wieder gut gemeistert haben.


Anhang 5: Fragebogen für die Erzieherinnen XXVII<br />

Anhang 5: Fragebogen für die Erzieherinnen<br />

Fragebogen zum Bildungsprogramm „Bildung: elementar – Bildung von Anfang an“<br />

Projekt<br />

1. Haben Sie sich <strong>im</strong> Vorfeld bereits konkret über das Programm informiert?<br />

2. Wie standen Sie diesem Programm gegenüber?<br />

3. Welchen Sinn hatten die Werkstatttreffen für Sie?<br />

4. Wie war die Motivation während des gesamten Projektverlaufs?<br />

Wie erlebten Sie das Projekt als passive Beteiligte?<br />

Fragen der Mitarbeiterinnen, die passiv am Projekt beteiligt waren<br />

5. Wurden ihnen Kenntnisse und Erfahrungen verständlich von den anderen Teilnehmern<br />

vermittelt<br />

6. Glauben Sie, dass ihnen die Umsetzung aufgrund der passiven Teilnahme schwieriger fiel?<br />

7. Falls ja, wo gab es Schwierigkeiten?<br />

Fragen der Mitarbeiterinnen, die später in diese Kita versetzt wurden<br />

8. Wie waren ihre ersten Gedanken, als sie erfuhren, dass sie in die Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong>, die<br />

nach dem neuen Bildungsprogramm arbeitet, versetzt werden?<br />

9. Wurden ihnen Kenntnisse und Erfahrungen über das Bildungsprogramm verständlich von<br />

den anderen Kolleginnen vermittelt?<br />

10. Glauben Sie, dass ihnen die Umsetzung schwieriger fällt, da sie nicht seit Projektbeginn in<br />

dieser Kita arbeiteten? Falls ja, wo gab es Schwierigkeiten?<br />

Schwierigkeiten bei der Umsetzung<br />

1. Welche Schwierigkeiten traten konkret auf?<br />

2. Sind aufgrund der Probleme Pläne zur Umsetzung gescheitert?<br />

3. Was müsste behoben oder verändert werden, damit sich das Bildungsprogramm besser<br />

umsetzen lässt?


Anhang 5: Fragebogen für die Erzieherinnen XXVIII<br />

Bildung von Kindern<br />

1. Welche Möglichkeiten erhalten die Kinder sich auszuprobieren, zu bewähren?<br />

2. Wie werden Alltagssituationen genutzt, um die Kinder zu persönlichen Entscheidungen<br />

herauszufordern?<br />

3. Welche Freiräume haben die Kinder für Entscheidungen?<br />

4. Werden Krippenkinder in Bezug auf Bildung eher vernachlässigt?<br />

5. Wie erfolgt Bildung bei den Krippenkindern?<br />

6. Wie erfolgt die Umsetzung der Bildungsbereiche?<br />

7. Welche Bildungsbereiche stehen <strong>im</strong> Mittelpunkt und Grund dafür?<br />

8. Welche Bildungsbereiche werden eher vernachlässigt und warum?<br />

Aufgabe der Erzieherinnen<br />

1. Wo sind Weiterbildungen nötig? Wo treten Unsicherheiten auf? Wo sollten die<br />

Erzieherinnen noch mehr geschult werden?<br />

2. Sehen sie durch den neuen Bildungsplan eine Aufwertung ihrer Tätigkeit in der Kita?<br />

Aufwertung des Berufs Erzieherin?<br />

3. Fühlen sie sich manchmal überlastet aufgrund von Zeit- und Personalmangel?<br />

4. Ist Bildung, Erziehung und Betreuung überhaupt in gleichem Umfang möglich?<br />

Beobachtung<br />

1. War die Systematische Beobachtung eine große Herausforderung für sie?<br />

2. Wie oft und wie lange beobachten sie die Kinder?<br />

3. Ertappen sie sich selbst, dass sie sich von eigenen Interessen oder Problemen ablenken<br />

lassen?<br />

4. Werden die Beobachtungsbögen in regelmäßigen Abständen <strong>im</strong> Team diskutiert?<br />

5. Glauben Sie, dass Sie durch die systematische Beobachtung die Kinder nun besser<br />

verstehen können und wissen, was sie interessiert?<br />

Konzeption<br />

1. Was bedeutet für sie der Begriff „Konzeption“? (Funktion, Definition, für wen?)


Anhang 5: Fragebogen für die Erzieherinnen XXIX<br />

Fazit<br />

1. Was war die größte Herausforderung?<br />

2. Wie stehen sie dem Programm jetzt gegenüber?<br />

3. Gibt es Aspekte, die sie früher besser fanden?<br />

.<br />

VIELEN DANK !


Anhang 6: Fragebogen für die Eltern XXX<br />

Anhang 6: Fragebogen für die Eltern<br />

Fragebogen zum Thema: „Bildung: elementar“<br />

Das neue Bildungsprogramm in der Kita <strong>„Käthe</strong> <strong>Kollwitz“</strong><br />

Mein Name ist Jessica Dreilich und ich studiere Diplom-Pädagogik. Im Rahmen meiner<br />

Diplomarbeit möchte ich eine Umfrage zu dem neuen Bildungsprogramm vornehmen.<br />

Hierfür benötige ich Ihre Hilfe, liebe Eltern. Bitte kreuzen sie <strong>im</strong> folgenden Fragebogen das<br />

Feld an, das Ihrer Meinung am ehesten entspricht.<br />

Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!<br />

Geschlecht des Elternteils: männlich weiblich<br />

Alter des Elternteils:<br />

Anzahl der Kinder in dieser Kita:<br />

Alter des Kindes/ der Kinder:<br />

Heranführen an das Bildungsprogramm<br />

Ich wurde gut über das Bildungsprogramm von den<br />

Erzieherinnen aufgeklärt!<br />

Ich habe mich auch selbständig informiert!<br />

Die Veränderungen, die in der Kita vorgenommen<br />

werden sollten, wurden mir verständlich erklärt!<br />

Mir konnten anfängliche Zweifel durch die<br />

Erzieherinnen genommen werden!<br />

Ich habe das neue Bildungsprogramm gelesen!<br />

Ich stand dem neuen Bildungsprogramm opt<strong>im</strong>istisch<br />

gegenüber!<br />

Trifft<br />

zu<br />

Trifft<br />

eher zu<br />

Trifft<br />

eher<br />

nicht zu<br />

Trifft<br />

nicht zu


Anhang 6: Fragebogen für die Eltern XXXI<br />

Ängste, Zweifel, negative Erfahrungen<br />

Ich habe das Gefühl, dass den Kindern durch das neue<br />

Bildungsprogramm die Kontrolle fehlt!<br />

Die Veränderungen in der Kita wirken sich negativ<br />

auf mein Kind aus!<br />

Die Kinder haben nun zuviel Selbständigkeit!<br />

Mein Kind äußert sich negativ über die<br />

Veränderungen in der Einrichtung!<br />

Mir gefiel die <strong>Kindertagesstätte</strong> vor Umsetzung des<br />

neuen Bildungsprogramms besser!<br />

Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen<br />

Ich habe das Gefühl, dass ich Mitspracherecht in der<br />

Einrichtung habe!<br />

Meine Fragen oder mein Feedback werden <strong>im</strong>mer<br />

ernst genommen!<br />

Meine Fragen bezüglich des neuen<br />

Bildungsprogramms wurden mir <strong>im</strong>mer beantwortet!<br />

Ich nehme oft an Veranstaltungen der<br />

<strong>Kindertagesstätte</strong> teil!<br />

Ich kann mich mit jeder Angelegenheit an die<br />

Erzieherinnen wenden!<br />

Der Einblick in den Alltag der Kinder wird mir von<br />

den Erzieherinnen ermöglicht!<br />

Trifft<br />

zu<br />

Trifft<br />

zu<br />

Trifft<br />

eher zu<br />

Trifft<br />

eher zu<br />

Trifft<br />

eher<br />

nicht zu<br />

Trifft<br />

eher<br />

nicht zu<br />

Trifft<br />

nicht zu<br />

Trifft<br />

nicht zu


Anhang 6: Fragebogen für die Eltern XXXII<br />

Bildung<br />

Ich habe das Gefühl, dass mein Kind überfordert wird!<br />

Ich kenne die Bildungsbereiche, die Inhalt des<br />

Bildungsprogramms sind!<br />

Den Kindern werden jetzt mehr Möglichkeiten<br />

geboten, sich zu entfalten!<br />

Ich denke, dass durch das Bildungsprogramm mein<br />

Kind besser auf die Schule vorbereitet wird!<br />

Ich bin mit dem „Weltwissen“, welches für die Kinder<br />

erarbeitet wurde, vertraut!<br />

Entfaltung der Kinder<br />

Ich bin darüber informiert, dass „offene Arbeit“ Ziel<br />

der <strong>Kindertagesstätte</strong> sein soll!<br />

Ich fände es gut, wenn sich die Kinder frei <strong>im</strong> Haus<br />

bewegen könnten!<br />

Eine Altersmischung der Kinder würde ich<br />

befürworten!<br />

Kinder sollten be<strong>im</strong> Aufstellen von Regeln beteiligt<br />

sein!<br />

Kinder sollten keinen freien Zugang zu verschiedenen<br />

Materialien (Schere, Stifte, Kleber...) haben!<br />

Mein Kind kann sich in der <strong>Kindertagesstätte</strong> <strong>„Käthe</strong><br />

<strong>Kollwitz“</strong> frei entfalten!<br />

Selbständigkeit der Kinder bedeutet „Losgelöstsein“<br />

von jeglichen Regeln!<br />

Trifft<br />

zu<br />

Trifft<br />

zu<br />

Trifft<br />

eher zu<br />

Trifft<br />

eher zu<br />

Trifft<br />

eher<br />

nicht zu<br />

Trifft<br />

eher<br />

nicht zu<br />

Trifft<br />

nicht zu<br />

Trifft<br />

nicht zu


Anhang 6: Fragebogen für die Eltern XXXIII<br />

Aufgabe der Erzieherinnen<br />

Die Erzieherinnen müssen bei Konflikten unter<br />

Kindern eingreifen!<br />

Kinder brauchen be<strong>im</strong> Basteln klare Anweisungen!<br />

Die aktive Rolle in der <strong>Kindertagesstätte</strong> sollten die<br />

Erzieherinnen übernehmen!<br />

Die Erzieherinnen sollen den Kindern Bildung<br />

vermitteln!<br />

Der Tagesablauf soll von den Erzieherinnen gestaltet<br />

werden!<br />

Aufgabe der Erzieherinnen ist es, den Kindern<br />

Disziplin beizubringen!<br />

Dem Kind muss gesagt werden, was es tun soll!<br />

Trifft<br />

zu<br />

Trifft<br />

eher zu<br />

Platz für Anmerkungen, Verbesserungsvorschläge oder Lob<br />

Trifft<br />

eher<br />

nicht zu<br />

Trifft<br />

nicht zu


Eidesstattliche Erklärung<br />

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe<br />

angefertigt, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die den<br />

benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht<br />

habe.<br />

Kiel, den 23. Oktober 2006<br />

Jessica Dreilich

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