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nein, danke! ich bin grade auf diät! - sechs3

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© Katharina Wieland Müller / pixelio.de<br />

as ganze Streiten fängt im<br />

Grunde genommen schon<br />

im Kindergarten an, wenn<br />

man s<strong>ich</strong> um ein Spielzeug<br />

zankt, später geht es dann um Zoff mit<br />

den Eltern, Probleme mit dem Partner,<br />

dem Nachbarn, Arbeitgeber oder der<br />

Knalltüte von Autofahrer vor uns. Mit<br />

allen und mit jedem könnten wir strei-<br />

ten. Zum einen ist es relativ unmögl<strong>ich</strong><br />

mit all diesen Menschen zu diskutieren<br />

und zu erörtern, schließl<strong>ich</strong> hat ein je-<br />

der von uns schon einige Jahre <strong>auf</strong><br />

dem Buckel, um so unausstehl<strong>ich</strong> ge-<br />

worden zu sein, wie wir tatsächl<strong>ich</strong><br />

sind – und dennoch ist es w<strong>ich</strong>tig, kon-<br />

struktiv zu streiten, sollte man es doch<br />

einmal müssen.<br />

Sanftes Streiten<br />

ist von gestern<br />

Es gibt zig verschiedene Ratgeber, wie<br />

���� ���� ���������� ���������� noch 50 ����� Jahren einmal taten. Dement-<br />

Wer solch eine Lektüre schon einmal<br />

zur Hand genommen hat, der hat si-<br />

cherl<strong>ich</strong> schon öfter von Regeln über<br />

das sanfte Streiten gelesen. Bedeutet:<br />

immer sachl<strong>ich</strong> bleiben und den eige-<br />

nen Standpunkt ohne direkte, persön-<br />

l<strong>ich</strong>e Kritik vertreten. Soweit, die alte<br />

Schule an Psychologie. Heute betrach-<br />

tet man das Thema eher als einen ganz<br />

normalen und vor allem auch w<strong>ich</strong>ti-<br />

gen Teil des Alltags. An dieser Stelle<br />

darf man n<strong>ich</strong>t außer Acht lassen, dass<br />

es durchaus noch n<strong>ich</strong>t allzu lange<br />

selbstverständl<strong>ich</strong> ist, dass wir so viel<br />

und offen streiten. Es gab Zeiten, in de-<br />

nen es selbstverständl<strong>ich</strong> war, dass ein<br />

Arbeitnehmer s<strong>ich</strong> kommentarlos den<br />

Anordnungen des Chefs untergeord-<br />

net hat und auch dass die Ehefrau zu-<br />

hause den Maulkorb trug und s<strong>ich</strong> den<br />

Wünschen des Mannes n<strong>ich</strong>t wider-<br />

setzte. Nun, jedenfalls spr<strong>ich</strong>t unsere<br />

Winter 2012/2013 <strong>sechs3</strong><br />

s<strong>ich</strong> schreiend <strong>auf</strong> dem<br />

Boden wälzen und heulen<br />

ist erlaubt<br />

heutige Gesellschaftsform die Sprache<br />

des offenen Streitgesprächs, des Rechts<br />

<strong>auf</strong> Meinungsäußerung – in anderen<br />

Kulturkreisen ist dies s<strong>ich</strong>erl<strong>ich</strong> kein<br />

so einfach zu diskutierendes Thema.<br />

Mit der Entwicklung dieser Streitkul-<br />

tur treten allerdings auch wieder Prob-<br />

leme anderer Art <strong>auf</strong>, denn n<strong>ich</strong>t jeder<br />

weiß, wie er zu streiten hat. Aus dieser<br />

Not heraus bildete s<strong>ich</strong> eine vollständig<br />

neue "Abteilung" der Psychologie, wenn<br />

man es einmal so benennen mag. Vor<br />

noch 50 Jahren hätte s<strong>ich</strong>erl<strong>ich</strong> nie-<br />

mand gewusst, was genau ein Media-<br />

tor ist oder wozu man im Büro eine<br />

Supervision braucht. Und doch ist es<br />

gut, dass es diese sogenannten Coa-<br />

ches gibt, die s<strong>ich</strong> dar<strong>auf</strong> verstehen das<br />

Miteinander zu schulen. Denn in eben<br />

diesen Zeiten, in denen Individualität<br />

und Freiheit so groß geschrieben wer-<br />

den, entwickeln s<strong>ich</strong> Persönl<strong>ich</strong>keiten<br />

viel stärker, als sie es vielle<strong>ich</strong>t vor<br />

sprechend ist es auch n<strong>ich</strong>t allzu ein-<br />

fach s<strong>ich</strong> rücks<strong>ich</strong>tsvoll, doch zugle<strong>ich</strong><br />

fordernd und ergebnisführend zu strei-<br />

ten. Vielen Teams, die durch innere<br />

���������� ������ ���� ��������� - viel eher ����� das Gefühl, dass der andere<br />

ten konnten, haben Supervisions schon<br />

geholfen. Schlagen Sie so etwas Ihrem<br />

Arbeitgeber vor, sollten Sie merken,<br />

dass Sie in einzelnen Gesprächen n<strong>ich</strong>t<br />

weiterkommen.<br />

Streiten lernen<br />

Kompromissbereitschaft ist an dieser<br />

Stelle eines der w<strong>ich</strong>tigsten St<strong>ich</strong>wör-<br />

ter. Man sollte s<strong>ich</strong> in jedem Falle abge-<br />

wöhnen besonders kämpferisch zu<br />

streiten, genau so, wie s<strong>ich</strong> zu schnell<br />

zurück zu ziehen und zu nachgiebig zu<br />

sein. Dies sei an folgendem Experiment<br />

der Helmut-Schmidt-Universität Ham-<br />

burg unter der Leitung des Psycholo-<br />

gen Philipp Yorck Herzberg erläutert:<br />

Man ließ Paare verschiedene Aufgaben<br />

bewältigen, wie zum Beispiel einen Ur-<br />

laub zu planen. Pärchen mit einem<br />

konstruktivem Streitstil einigten s<strong>ich</strong><br />

schneller <strong>auf</strong> einen Kompromiss, wie<br />

zum Beispiel dieses Jahr eine Woche<br />

am Strand zu verbringen und dafür<br />

nächstes Jahr in die Berge zu fahren.<br />

Der Psychologe schildert in einem In-<br />

terview mit der "Zeit", dass es hier "oft<br />

Wunder wirkt, wenn man explizit aus-<br />

spr<strong>ich</strong>t: Ich sehe, dass du da anders<br />

denkst." Bei einem negativem Stil zu<br />

streiten versucht der eine Partner den<br />

anderen zu dominieren oder beleidigt<br />

ihn indirekt. Haben Sie Sätze, wie "Du<br />

bist genauso, wie Deine Mutter!" oder<br />

ähnl<strong>ich</strong>es auch schon einmal zu hören<br />

bekommen? Nun, dann sollten n<strong>ich</strong>t<br />

nur Sie an Ihrem Streitverhalten arbei-<br />

ten, sondern auch Ihr Gegenüber, denn<br />

<strong>auf</strong> beiden Seiten führt dies nur zu Blo-<br />

ckaden, bestimmt aber zu keinem Er-<br />

gebnis. S<strong>ich</strong> schnell zurück zu ziehen<br />

ist allerdings auch n<strong>ich</strong>t besonders<br />

klug. Auf den Streitpartner wirkt es<br />

eher kontraproduktiv. Stellen Sie s<strong>ich</strong><br />

einmal vor, sie möchten jetzt diese Dis-<br />

kussion führen, weil es ihnen w<strong>ich</strong>tig<br />

ist und ihr Streitpartner kommt mit ei-<br />

ner Antwort, wie "Tu doch, was du<br />

willst", oder "Ist mir egal..." Man erhält<br />

������������������������������ -<br />

siert. Zumal derjenige dann auch meist<br />

beleidigt abdampft. Ist es hingegen<br />

dem Streitpartner wirkl<strong>ich</strong> egal, im<br />

Sinne von "Ich <strong>bin</strong> mit beiden Vorschlä-<br />

gen zufrieden, die Entscheidung liegt<br />

bei Dir/Ihnen!" so sollte dies auch ge-<br />

nau so kommuniziert werden. Aller-<br />

dings sollte man als einfühlsamer Le-<br />

benspartner in einer Beziehung<br />

beobachten, ob Beleidigtsein oder<br />

���������� ���������� ���-������ kommen, denn oft kann dies auch ein<br />

Ze<strong>ich</strong>en von einem geringen Selbst-<br />

wertgefühl oder Uns<strong>ich</strong>erheit sein.<br />

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