STIFTE und KLÖSTER ÖSTERREICHS
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<strong>und</strong> Schulen musste das Stift bezahlen. 1785 verhinderte er eine Wahl des neuen Abtes,<br />
doch nach seinem Tod 1790 konnte man die freie Neuwahl doch durchführen. Trotz<br />
finanzieller Lasten während der Napoleonischen Kriege gedieh Stift Melk weiter.<br />
1938 schloss das NS-Regime das klösterliche Gymnasium. Ein Großteil der Stiftsgebäude<br />
wurde für eine Staatliche Schule konfisziert. Das Schicksal der Göttweiger<br />
Mönche blieb Melk gerade noch erspart, <strong>und</strong> das Stift überlebte die Nazis <strong>und</strong> die<br />
Besatzungszeit ohne größere Verluste oder Schäden. 1989 feierte das Stift sein 900-jähriges<br />
Jubiläum mit einer großen Ausstellung. Die neulich vorgenommene große Renovierung<br />
des Klosters <strong>und</strong> die Neugestaltung des Museums machen für Einheimischen<br />
wie Touristen Stift Melk einen Besuch wert.<br />
St. Paul im Lavanttal<br />
1091 berief Graf Engelbert von Spanheim Mönche aus der Benediktiner Abtei Hirsau<br />
im nördlichen Schwarzwald nach Kärnten <strong>und</strong> übergab ihnen <strong>und</strong> dem 1. Abt Wecelin<br />
seine Burg <strong>und</strong> die Kirche von St. Paul im Lavanttal. In seinen letzten Jahren wurde<br />
sogar Graf Engelbert selbst Mönch im neuen Kloster, wo er 1096 starb.<br />
1367 fing die Holzdecke der romanischen Kirche Feuer <strong>und</strong> wurde durch ein gotisches<br />
Kreuzrippengewölbe ersetzt. Das Kloster litt unter mehreren Angriffen. 1439 <strong>und</strong> 1442<br />
sorgten die Soldaten des Grafen von Cilli für Verwüstungen. 1476 waren es die Türken,<br />
die in das Lavanttal einfielen. Ungarnkriege, Bauernkriege <strong>und</strong> die Reformationszeit<br />
machten der Abtei zu schaffen. Abt Ulrich Pfinzing (1515-1530) erlaubte sich einen derart<br />
prächtigen Hof, dass er die Abtei an den Rand des finanziellen Ruins brachte.<br />
Unter Abt Hieronymus Marchstaller (1616-1638) nahm St. Paul die heutige Form an.<br />
Marchstaller war sehr baufreudig <strong>und</strong> gilt als zweiter Gründer des Klosters. Er reformierte<br />
auch die klösterliche Disziplin <strong>und</strong> Observanz. Der übernächste Abt, Albert<br />
Reichart (1677-1727), wollte eine Art „Kärntner Escorial“ entstehen lassen, aber die<br />
zahlreichen Kriegsabgaben (Türken, Befreiung Ungarns, Spanischer Erbfolgekrieg)<br />
hinderten ihn daran.<br />
Das Hofdekret vom 7. Oktober 1782 verfügt die Aufhebung des Klosters wie so vieler<br />
anderer unter der Kirchenpolitik von Joseph II. Die Intervention von Abt Anselm II.<br />
von Edling (1778-1787) ermöglichte die Rückkehr der Mönche bereits im nächsten<br />
Jahr, aber die hohe Verschuldung des Klosters führte zu einer endgültigen Aufhebung<br />
durch den Kaiser am 10. April 1787. Die Bücher <strong>und</strong> Handschriften der Bibliothek<br />
wanderten nach Klagenfurt, wo der Großteil in der Universitätsbibliothek landete.