Befreiung aus tyrannischer Gefangenschaft - Carlos Watzka
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360 Elisabeth Pauli<br />
Dass dieselbe Regelung prinzipiell auch für Angehörige christlicher<br />
„Sekten“ und deren Nachkommen galt, geht <strong>aus</strong> einer Anmerkung hierzu<br />
hervor, und wurde in einem gesonderten Dekret von Papst Innozenz<br />
XII. <strong>aus</strong> dem Jahr 1692 nochmals betont. 28 Solche Beschränkungen galten<br />
im 17. und 18. Jahrhundert aber nicht nur für den Trinitarierorden,<br />
sondern waren durch das Papsttum in dieser oder ähnlicher Weise generell<br />
für alle Ordensgemeinschaften festgelegt worden. Zulassungskriterien<br />
betrafen nicht nur Aspekte der Konfession, sondern es gab auch eine<br />
ganze Reihe anderer Ausschlussgründe, insbesondere ansteckende oder<br />
schwere chronische Krankheiten, erhebliche Behinderungen sowie ehemalige<br />
oder bestehende Leibeigenschaft.<br />
Die Etablierung der Trinitarier in der Habsburgermonarchie<br />
Hintergrund der Niederlassung des Ordens in Österreich war der neuerliche<br />
Krieg zwischen dem Osmanischen Reich und der Habsburgermonarchie<br />
ab 1683. Während der Großoffensive des osmanischen Heeres,<br />
welches in sehr kurzer Zeit die Reste des habsburgisch beherrschten<br />
Westungarns sowie be trächtliche Teile des östlichen Österreichs überrannte,<br />
wurden zehnt<strong>aus</strong>ende Einwohner der betroffenen Regionen getötet<br />
oder verschleppt, wobei insbesondere tatarische Hilfstruppen gezielt<br />
„Sklavenjagd“ betrieben. 29<br />
Noch vor der Niederlassung der Trinitarier in Österreich gelang aber<br />
ihre Etablierung in Polen; dort war die Bevölkerung im späten 17. Jahrhundert<br />
kontinuierlichen Überfällen <strong>aus</strong> den angrenzenden tatarischen<br />
Gebieten <strong>aus</strong>gesetzt. Aus diesem Grunde wurde der Trinitarierorden<br />
durch König Jan Sobieski III. selbst 1685 ins Land gerufen. Im Zuge der<br />
Gründung des polnischen Ordenszweiges reisten zwei Trinitarier durch<br />
Wien und sprachen hierbei den Wunsch <strong>aus</strong>, auch in Österreich eine Niederlassung<br />
errichten zu wollen. Nach der Fertigstellung der ersten trini-<br />
28 Vgl. ebd., S. 226–235.<br />
29 Allein in Hainburg wurden sämtliche über 8400 Einwohner entweder getötet oder<br />
verschleppt. Die Gesamtzahl der <strong>aus</strong> Niederösterreich und der Steiermark in die Sklaverei<br />
weggeführten Menschen wurde von Zeitgenossen auf über 80.000 geschätzt. Vgl. etwa<br />
Walter Kleindel et al. (Hg.), Österreich. Daten zur Geschichte und Kultur, Wien 1995,<br />
S. 153–155.