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Befreiung aus tyrannischer Gefangenschaft - Carlos Watzka

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352 Elisabeth Pauli<br />

zugsbewegung entstanden und zugleich ein Teil jener christlichen Erneuerungsbewegung,<br />

die im 12. und 13. Jahrhundert Europa erfasst und auch<br />

so bedeutende Reformorden wie die Franziskaner, Dominikaner oder<br />

Zisterzienser hervorgebracht hatte. 2<br />

Der Trinitarierorden und seit 1223 auch der Mercedarierorden widmeten<br />

sich dabei von ihrer Gründung an dem aufgrund der „Kreuzzüge“<br />

verstärkt auftretenden Problem der Gefangennahme von Christen durch<br />

Muslime bei kriegerischen Auseinandersetzungen, indem sie sich um die<br />

<strong>Befreiung</strong> der Betroffenen, im Allgemeinen durch Lösegeldzahlung oder<br />

Gefangenen<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch, bemühten. Vor ihrer Existenz waren zwar auch<br />

schon immer wieder Gefangene, besonders Personen von höherem Rang<br />

und Ansehen freigekauft oder <strong>aus</strong>get<strong>aus</strong>cht worden, aber es hatte, zu -<br />

mindest im christlichen Bereich, keine Organisationen gegeben, die sich<br />

vorrangig dieser Aufgabe angenommen hätten. Die bis ins Hochmittel -<br />

alter relativ geringe Beachtung dieser Problematik, die lange auch die<br />

Muslime betraf, steht dabei in auffallendem Ge gensatz zur Entwicklung<br />

im Judentum, wo, wohl schon aufgrund der Mino ritäten-Situation und<br />

der daher stärkeren inneren Solidarität, die <strong>Befreiung</strong> von gefangenen<br />

Glaubensgenossen <strong>aus</strong> der Gewalt von „Ungläubigen“ seit der Antike<br />

eine bedeutende Tradition hatte. 3<br />

Die Entwicklung des Trinitarierordens<br />

bis ins 17. Jahrhundert<br />

Für alle drei „Religionen des Buches“ scheint der Hauptgrund der <strong>Befreiung</strong><br />

„ihrer“ Gefangenen in der Absicht zu liegen, sie vor der Apostasie,<br />

dem Abfall vom jeweiligen eigenen Glauben im Feindesland zu bewahren.<br />

So ging es vorrangig darum, die Seelen jener Gefangenen zu retten,<br />

und erst zweitrangig um die „irdische“, körperliche <strong>Befreiung</strong> der Betrof-<br />

2 Vgl. Peter Dinzelbacher, James Lester Hogg (Hg.), Kulturgeschichte der christlichen<br />

Orden in Einzeldarstellungen, Stuttgart 1997.<br />

3 Vgl. Yvonne FRIEDMANN, The „Great Precept“ of Ransom. The Jewish Perspective,<br />

in: Cipollone (Hg.), Liberazione dei ‚Captivi‘ (wie Anm. 1), S. 161–165. Die Autorin verweist<br />

auch auf die besondere Stellung der kollektiven „<strong>Gefangenschaft</strong>“ als traumatische<br />

Erfahrung in der jüdischen Geschichte.

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