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Befreiung aus tyrannischer Gefangenschaft - Carlos Watzka

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368 Elisabeth Pauli<br />

Die Rückreise der Trinitarier mit den befreiten Gefangenen erfolgte<br />

üblicherweise über Siebenbürgen und Oberungarn. Die <strong>aus</strong> diesen Regionen<br />

stammenden Befreiten wurden gleich in ihre Heimatgebiete „ent -<br />

lassen“, die übrigen zogen mit den Redemptoren weiter nach Wien, wo<br />

Trini tarier und Befreite stets „ingenti hominum appl<strong>aus</strong>u & laetitia“,<br />

„unter riesigem Appl<strong>aus</strong> und Freude der Menschen“, empfangen wurden.<br />

Aus Anlass der gelungenen <strong>Befreiung</strong> wurde gemäß der Tradition des<br />

Ordens in Wien eine große Dankprozession durchgeführt. 49 Oft wurden<br />

bei diesen spektakulären Feierlichkeiten die vom Orden Befreiten von als<br />

Engel verkleideten Kindern flankiert, die als Symbol der ehemaligen<br />

<strong>Gefangenschaft</strong> die Befreiten während des Umzugs mit goldenen Ketten<br />

fest hielten.<br />

Nach der ersten Redemption wurden in einer Broschüre „zur Nachricht<br />

an die Nachwelt“ Namen, Alter, Herkunft, Geschlecht, Stand und<br />

Lösegeld der Befreiten in drei Sprachen, nämlich Latein, Deutsch und<br />

Spanisch, beschrieben, eine Maßnahme der „Öffentlichkeitsarbeit“, die<br />

in der Folge fortgesetzt wurde. Leider konnten bislang nicht für alle<br />

<strong>Befreiung</strong>sfahrten der österreichischen Ordensprovinz Redemptionslisten<br />

aufgefunden werden. So liegen für die ersten fünf Redemptionen, die<br />

in den 1690er Jahren stattfanden, bislang nur die zusammenfassenden<br />

Angaben vor, welche in den Annales Provinciae enthalten sind: Die<br />

Anzahl der freigekauften Christen war hierbei durchwegs noch relativ<br />

gering und belief sich auf insgesamt etwa 150 Personen; darunter waren<br />

mehrere Dutzend im Krieg in <strong>Gefangenschaft</strong> geratene Soldaten des kaiserlichen<br />

Heeres, aber auch andere Verschleppte, einschließlich Frauen<br />

und Kinder, <strong>aus</strong> den verschiedensten Teilen der Habsburgermonarchie<br />

und – was vor allem Soldaten betraf – des Heiligen Römischen Reiches. 50<br />

Besonders erfolgreich in quantitativer Hinsicht waren aber in der Folge<br />

gemeinsame Unternehmungen österreichischer Gesandtschaftsdelegationen<br />

und der Trinitarier. Anlässe dazu waren die beiden Friedensschlüsse<br />

von Karlowitz 1699 und Passarowitz 1718. Das hinsichtlich des<br />

Rechtsstatus von Kriegsgefangenen in den Auseinandersetzungen zwischen<br />

dem Osmanischen Reich und den christlichen Staaten Bahn bre-<br />

49 Vgl. ebd., S. 101.<br />

50 Explizit genannt werden die Regionen: Böhmen, Bayern, Belgien, Brandenburg,<br />

Franken, Mähren, Österreich (im engeren Sinn des Erzherzogtums), Sachsen, Steiermark,<br />

Schwaben, Ungarn, Vogtland und Westfalen. Vgl. S. FELICE, Annales (wie Anm. 35), S. 96,<br />

S. 116, S. 146 f.

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